Nach den Fehlleistungen deutscher Wissenschaftsvermittlung durch Elsbeth Stein und durch den Verband deutscher Biologen (VBIO) atmet man richtiggehend auf, wenn man die neue Stellungnahme von Heiner Rindermann und Detlef Rost zu Thilo Sarrazin in der FAZ liest. In diesem Ton und auf diesem Niveau hätte sich von Anfang an jede Reaktion auf Thilo Sarrazin bewegen müssen. Und wer dieses Niveau nicht halten kann, hätte schlichtweg den Mund halten müssen. Das gilt auch für Frank Schirrmacher und so manche andere, die wenigstens teilweise "informiert" argumentierten.
Den Text kann jeder selbst lesen, was hier nur dringlichst jedermann empfohlen werden kann. Es ist ja deutlich zu lesen, was dort über Thilo Sarrazin von Seiten der bislang Berufensten zu dieser Thematik zu lesen ist, in Kurzfassung und Paraphrase:
Ein kritischer Einwand
In diesem Beitrag soll nichts wiederholt werden, sondern es sollen nur ein paar kritische Fragen gestellt werden, jetzt, nachdem endlich ein vollgültig wissenschaftliches Niveau in der Debatte erreicht worden ist.
Der Haupteinwand geht in die folgende Richtung. Wenn ich mit Rindermann, Rost, Sarrazin und OECD-Pisa feststelle, daß es hinsichtlich des Erfolges moderner, komplexer Gesellschaften - und zwar Erfolg hinsichtlich Demokratie, Wohlstand und Gesundheit - auf Intelligenz ankommt, und zwar auf möglichst nicht durchschnittlich sinkende Intelligenz, sondern besser sogar steigende, dann stellt sich als nächstes die Frage: Wie kann ich sinkende Intelligenz in Gesellschaften verhindern, ja, wie kann ich Erhöhung von Intelligenz in Gesellschaften erreichen? Letzteres war übrigens immer irgendwie das Ziel der Aufklärung, die Kant definiert hatte als "Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit," als Ausgang aus seiner "Unfähigkeit, sich seines eigenen Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen."
Aufklärung erfordert Intelligenz
Wenn ich dann mit Rindermann, Rost und Sarrazin feststelle, daß Intelligenz-Unterschiede zu 50 bis 80 % erblich bedingt sind, dann bleibt mir wenig Wahl für die Klärung der eben gestellten Frage: Ich werde meine Bemühungen zu mindestens 50 % - es sei wiederholt: zu mindestens 50 % - darauf richten müssen, daß sich die Genetik künftiger Populationen stabilisiert oder verbessert. Ich kann je nach Einschätzung auch 20 bis 50 % meiner Bemühungen auf die Verbesserung von Umwelteinflüssen richten. Aber eine andere Gewichtung meiner Bemühungen macht wenig Sinn, wenn man generationenübergreifend denkt. Und generationenübergreifend wird in dieser Debatte ständig gedacht. (Das ist ja eines der Positiva dieser Debatte, daß hier einmal nicht in Legislaturperioden gedacht wird.)
Was aber tun nun die Autoren Rindermann und Rost? Bei 4 1/2 Seiten ausgedrucktem Text behandeln sie auf etwa 3 Seiten Verbesserung von Umwelteinflüssen, bzw. überhaupt die Bedeutung von Umwelteinflüssen. Und sie behandeln soweit man sieht mit fast keinem einzigen Satz die Stabilisierung oder gar Verbesserung der Genetik.
Wo wird die Genetik erörtert?
Eine solche Vorgehensweise, da werden die Autoren Rindermann und Rost zustimmen müssen, wird dem Befund einer mindestens 50%igen Erblichkeit von Intelligenz in keiner Weise gerecht. Es ist ehrenhaft, über Umwelteinflüsse zu sprechen - keine Frage. Aber demgegenüber die Genetik zu vernachlässigen, bringt das Gesamtbild in eine Schieflage.*)
Wobei einem gerade zu manchen Bemerkungen über Umwelteinflüsse noch so mancher kritische Nebengedanken durch den Kopf flitzt: Was denn, Intelligenz ist zu mindestens 50 % erblich und dennoch soll die Schule einen so großen Einfluß auf die Intelligenz-Entwicklung eines Menschen haben, wie hier der Eindruck erweckt wird? Deutet sich hier nicht eine gewisse Verkrampfung der Bildungsforscher an, eine Übersteigerung der Betonung der Umwelteinflüsse, um nicht noch mehr als schon getan, von Genetik sprechen zu müssen?
Die Gefahr des "Machbarkeitswahns"
Den Autoren scheint selbst bewußt zu sein, daß in einer Überbetonung der Umwelteinflüsse auch Gefahren liegen, nämlich die Gefahr des "Machbarkeitwahns", den sie selbst wörtlich nennen. Das Bildungssystem würde sicherlich viele Entkrampfungen erfahren, wenn man sich zum Beispiel nicht ständig Pisa-mäßig mit Ostasien vergleichen würde und sagen würde: Himmel, warum sind wir nicht so gut wie die? (Während der Referendariatszeit des Autors dieser Zeilen war das eine der Hauptsorgen des Rektors jenes Elitegymnasiums, an dem er sein Studienreferendariat ableistete.) Aber warum auch? Wenn unsere Gene das nicht zulassen, warum sollen wir uns dann noch verkrampfen? Haben wir in Europa nicht trotz der durchschnittlich 5 IQ-Punkte weniger ausreichend für die Kultur- und Wirtschaftsgeschichte der Menschheit geleistet? (Nach Charles Murray, "Human Accomplishment", über 90 % der Höchstleistungen.)
Auch würde sich dadurch eine gewisse Entkrampfung der Bildungsbemühungen gegenüber Menschen mit muslimischem Kulturhintergrund ergeben: Warum krampfhaft ihre Intelligenz steigern wollen, wenn man da eben doch gegen die Windmühlen-Flügel der Genetik ankämpfen würde?
Worauf stützen wir unser Selbstverständnis als freie Menschen?
Aber ist die soeben geäußerte Meinung eine "deterministische" Sicht? Und wenn es so wäre - - - was dann? Worauf wollen wir eigentlich unser Selbstverständnis als freie Menschen gründen? Darauf, daß wir frei unseren eigenen IQ wählen können? Auch dieses Menschenbild sollte man einmal hinterfragen. Das würde aber an dieser Stelle zu weit führen.
Es soll nur kurz angedeutet werden, daß der Mensch nicht nur "Intelligenz" ist, sondern auch aus Neigungen - etwa - zu Depression besteht, deren Genetik ähnlich ungleich auf die Völker, Rassen und Kulturen verteilt sein könnte wie die der Intelligenz. (Vielleicht wird das auch einmal Peter Mersch behandeln ...?) Und was dann? Bin ich nur ein freier Mensch, wenn ich meine Emotionen frei wählen kann? In welchen Umständen will ich eigentlich meine Freiheit suchen? An anderer Stelle auf diesem Blog wurde schon versucht, dazu im Rahmen eines naturalistischen Weltbildes Antworten zu geben. (Siehe u.a. Label "Freiheit".) Das muß noch weiter verfolgt werden.
___________
*) Übrigens erwähnen die Autoren nicht, daß der von ihnen behandelte Flynn-Effekt die Unterschiede zwischen den Ethnien keineswegs verringert, soweit wir bis heute wissen.
Den Text kann jeder selbst lesen, was hier nur dringlichst jedermann empfohlen werden kann. Es ist ja deutlich zu lesen, was dort über Thilo Sarrazin von Seiten der bislang Berufensten zu dieser Thematik zu lesen ist, in Kurzfassung und Paraphrase:
"Sarrazin argumentiert bemerkenswert differenziert, nennenswerte Fehler konnten wir nicht finden, seine angeführten Zahlen sind korrekt." "Im Großen und Ganzen mit dem Kenntnisstand der modernen Psychologie vereinbar. Hier und da ließe sich sicher eine abweichende Gewichtung vornehmen. Massive Fehlinterpretationen haben wir nicht gefunden. Seine Anregungen sind vernünftig."Nirgendwo wird anderes gesagt, weshalb der Vorspann irreführend ist. Die Autoren schreiben schlichtweg nicht,
"was an Sarrazins Thesen Bestand hat - und was nicht,"sondern sie schreiben nur, was an ihnen Bestand hat. Davon daß irgendetwas von dem, was Sarrazin selbst geäußert hat, nicht Bestand haben würde, davon schreiben sie schlichtweg nichts. Es sei denn, die Redakteure verstünden noch besser "zwischen den Zeilen" zu lesen als alle übrigen Leser.
Ein kritischer Einwand
In diesem Beitrag soll nichts wiederholt werden, sondern es sollen nur ein paar kritische Fragen gestellt werden, jetzt, nachdem endlich ein vollgültig wissenschaftliches Niveau in der Debatte erreicht worden ist.
Der Haupteinwand geht in die folgende Richtung. Wenn ich mit Rindermann, Rost, Sarrazin und OECD-Pisa feststelle, daß es hinsichtlich des Erfolges moderner, komplexer Gesellschaften - und zwar Erfolg hinsichtlich Demokratie, Wohlstand und Gesundheit - auf Intelligenz ankommt, und zwar auf möglichst nicht durchschnittlich sinkende Intelligenz, sondern besser sogar steigende, dann stellt sich als nächstes die Frage: Wie kann ich sinkende Intelligenz in Gesellschaften verhindern, ja, wie kann ich Erhöhung von Intelligenz in Gesellschaften erreichen? Letzteres war übrigens immer irgendwie das Ziel der Aufklärung, die Kant definiert hatte als "Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit," als Ausgang aus seiner "Unfähigkeit, sich seines eigenen Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen."
Aufklärung erfordert Intelligenz
Wenn ich dann mit Rindermann, Rost und Sarrazin feststelle, daß Intelligenz-Unterschiede zu 50 bis 80 % erblich bedingt sind, dann bleibt mir wenig Wahl für die Klärung der eben gestellten Frage: Ich werde meine Bemühungen zu mindestens 50 % - es sei wiederholt: zu mindestens 50 % - darauf richten müssen, daß sich die Genetik künftiger Populationen stabilisiert oder verbessert. Ich kann je nach Einschätzung auch 20 bis 50 % meiner Bemühungen auf die Verbesserung von Umwelteinflüssen richten. Aber eine andere Gewichtung meiner Bemühungen macht wenig Sinn, wenn man generationenübergreifend denkt. Und generationenübergreifend wird in dieser Debatte ständig gedacht. (Das ist ja eines der Positiva dieser Debatte, daß hier einmal nicht in Legislaturperioden gedacht wird.)
Was aber tun nun die Autoren Rindermann und Rost? Bei 4 1/2 Seiten ausgedrucktem Text behandeln sie auf etwa 3 Seiten Verbesserung von Umwelteinflüssen, bzw. überhaupt die Bedeutung von Umwelteinflüssen. Und sie behandeln soweit man sieht mit fast keinem einzigen Satz die Stabilisierung oder gar Verbesserung der Genetik.
Wo wird die Genetik erörtert?
Eine solche Vorgehensweise, da werden die Autoren Rindermann und Rost zustimmen müssen, wird dem Befund einer mindestens 50%igen Erblichkeit von Intelligenz in keiner Weise gerecht. Es ist ehrenhaft, über Umwelteinflüsse zu sprechen - keine Frage. Aber demgegenüber die Genetik zu vernachlässigen, bringt das Gesamtbild in eine Schieflage.*)
Wobei einem gerade zu manchen Bemerkungen über Umwelteinflüsse noch so mancher kritische Nebengedanken durch den Kopf flitzt: Was denn, Intelligenz ist zu mindestens 50 % erblich und dennoch soll die Schule einen so großen Einfluß auf die Intelligenz-Entwicklung eines Menschen haben, wie hier der Eindruck erweckt wird? Deutet sich hier nicht eine gewisse Verkrampfung der Bildungsforscher an, eine Übersteigerung der Betonung der Umwelteinflüsse, um nicht noch mehr als schon getan, von Genetik sprechen zu müssen?
Die Gefahr des "Machbarkeitswahns"
Den Autoren scheint selbst bewußt zu sein, daß in einer Überbetonung der Umwelteinflüsse auch Gefahren liegen, nämlich die Gefahr des "Machbarkeitwahns", den sie selbst wörtlich nennen. Das Bildungssystem würde sicherlich viele Entkrampfungen erfahren, wenn man sich zum Beispiel nicht ständig Pisa-mäßig mit Ostasien vergleichen würde und sagen würde: Himmel, warum sind wir nicht so gut wie die? (Während der Referendariatszeit des Autors dieser Zeilen war das eine der Hauptsorgen des Rektors jenes Elitegymnasiums, an dem er sein Studienreferendariat ableistete.) Aber warum auch? Wenn unsere Gene das nicht zulassen, warum sollen wir uns dann noch verkrampfen? Haben wir in Europa nicht trotz der durchschnittlich 5 IQ-Punkte weniger ausreichend für die Kultur- und Wirtschaftsgeschichte der Menschheit geleistet? (Nach Charles Murray, "Human Accomplishment", über 90 % der Höchstleistungen.)
Auch würde sich dadurch eine gewisse Entkrampfung der Bildungsbemühungen gegenüber Menschen mit muslimischem Kulturhintergrund ergeben: Warum krampfhaft ihre Intelligenz steigern wollen, wenn man da eben doch gegen die Windmühlen-Flügel der Genetik ankämpfen würde?
Worauf stützen wir unser Selbstverständnis als freie Menschen?
Aber ist die soeben geäußerte Meinung eine "deterministische" Sicht? Und wenn es so wäre - - - was dann? Worauf wollen wir eigentlich unser Selbstverständnis als freie Menschen gründen? Darauf, daß wir frei unseren eigenen IQ wählen können? Auch dieses Menschenbild sollte man einmal hinterfragen. Das würde aber an dieser Stelle zu weit führen.
Es soll nur kurz angedeutet werden, daß der Mensch nicht nur "Intelligenz" ist, sondern auch aus Neigungen - etwa - zu Depression besteht, deren Genetik ähnlich ungleich auf die Völker, Rassen und Kulturen verteilt sein könnte wie die der Intelligenz. (Vielleicht wird das auch einmal Peter Mersch behandeln ...?) Und was dann? Bin ich nur ein freier Mensch, wenn ich meine Emotionen frei wählen kann? In welchen Umständen will ich eigentlich meine Freiheit suchen? An anderer Stelle auf diesem Blog wurde schon versucht, dazu im Rahmen eines naturalistischen Weltbildes Antworten zu geben. (Siehe u.a. Label "Freiheit".) Das muß noch weiter verfolgt werden.
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*) Übrigens erwähnen die Autoren nicht, daß der von ihnen behandelte Flynn-Effekt die Unterschiede zwischen den Ethnien keineswegs verringert, soweit wir bis heute wissen.
23 Kommentare:
Rost und besonders Rindermann müssen natürlich vorsichtig argumentieren, seit diese Hexenjagd statt fand:
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/706040/
http://antifa.sfa.over-blog.com/article-14595796.html
http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/1/deutschlandradio-verteidigt-interview/?src=HL&cHash=b16a0d618c
Die haben einfach Angst und schwächen ihre sonstigen Äusserungen ab. Natürlich fielen mir die Widersprüche auch auf. An der gegenwärtigen Debatte finde ich ja besonders die Genetik-Diskussion interessant, was denn sonst! Erstmals haben breite Schichten erfahren, dass Gene keine Erfindung der Nazis und auch noch nicht verboten sind...
Gruß von Bert
Ja, in der Tat, so wie Prof. Joachim Latacz gegen die Feindlichkeit gegenüber humanistischer Bildung mit seinem schönen Wort vorging "Noch ist Griechisch nicht verboten", so könnte man heute gegenüber gewissen "Feindlichkeiten" gegenüber naturwissenchaftlicher Bildung sagen: "Noch sind Gene nicht verboten".
Aber hier ist ja inzwischen die Schlacht schon gewonnen, bevor sie überhaupt begonnen hat (meiner Meinung nach). Denn allseits verheddert man sich ja in eklatante Widersprüche, wenn man die Gene NICHT beachtet.
Die Wissenschaft wird jedem sofort klar, sowie er gewisse Emotionen in sich geklärt hat.
Schön, mal wieder von Dir zu hören!
"Worauf wollen wir eigentlich unser Selbstverständnis als freie Menschen gründen? Darauf, daß wir frei unseren eigenen IQ wählen können? Auch dieses Menschenbild sollte man einmal hinterfragen. Das würde aber an dieser Stelle zu weit führen."
Das wäre eine Diskussion wert, wobei Du meine Meinung ja kennst: Es gibt keinerlei Willensfreiheit, so erschreckend das klingt. Aber nur auf den ersten Blick, tatsächlich ist es eine Befreiung. Und wer dann meint, ja, dann können wir uns in die Ecke setzen und die Welt deterministisch an uns vorüberziehen lassen, der hat das Problem nicht verstanden.
Übrigens auch nicht für Völker! Wo soll der freie Wille herkommen, wenn ihn nicht mal der Einzelne hat? (Jetzt wird es haarig...)
Danke für den Hinweis der Rezension des V. Weiss, alle Freunde, Bekannte und besonders Leser der Zeit waren begeistert. Ich kommentiere dort unter "paulaner".
Oh, ich lese erst jetzt Deine Verweise auf die Diskussion rund um den Deutschlandsender. Ja! Das macht allerdings allerhand verständlich. Das ist ja hochinteressant! Toll, solche Leute sind mir die liebsten Kommentatoren, von denen ich noch was lerne, von denen man auf Dinge gestoßen wird, von denen man gar nicht wußte!
Tja, Willensfreiheit, großes Thema. Zunächst einmal der Umstand, daß jene Hirnforscher, die die Willensfreiheit leugnen, wie Gerhard Roth, das taten, BEVOR sie die Intelligenz-Genetik thematisierten. Ich denke, die Pespektiven auf das, was Willensdeterminiertheit heißt, heißen würde, werden doch noch einmal um allerhand konkreter, wenn man die Intelligenz-Genetik mitberücksichtigt.
ICH siedle die Freiheit des Menschen nicht da an, intelligent zu sein oder weniger intelligent, sondern anständig zu sein oder unanständig. Bei letzterem ist mir die Freiheit viel wichtiger. Aber natürlich stellen sich da im Prinzip ähnliche Fragen.
(Nicht daß ich mit diesen Bemerkungen auch nur ansatzweise etwas zur Lösung dieser Frage hätte sagen wollen ... Wir sollten wirklich mal mündlich darüber reden - und wenn Du in Berlin sein solltest, gibt Bescheid ...)
Hallo Ingo, ich sehe gerade das Video der "Märkischen Allgemeinen", die Lesung des Thilo Sarrazin:
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ziel/9905743/DE/?bcpid=12850908001&bclid=605143987001&bctid=605780999001
Mein Respekt für die MAZ in Potsdam!!
Bis später, Bert!
Vielen Dank, das ist ein wertvoller Hinweis.
Wie man aus einem so ruhig, sachlich, ja, trocken aber zugleich auch klar argumentierenden Menschen eine solche Fülle von EMOTIONEN schüren kann, Ressentiment-haften, dazu gehört allerhand Geschick und Erfahrung, die ich aber unseren Medienleuten allesamt keinesfalls absprechen möchte. Im Gegenteil ...
Was wir gerade
erleben, ist eine kleine Revolution, ich bin gespannt, wann das mal einer
analysiert. Jetzt findet die erste Internet-Revolte der Medien-Geschichte statt!
Die Führung haben im Fall Sarrazin die Internet-Kommentatoren über-
nommen, die Medien haben das anfangs nicht bemerkt und geglaubt,
sie könnten wie schon oft die Meinungsführerschaft gegen das dumme
Volk durchsetzen. Aber die Proteste in den Kommentarspalten waren
und sind so gewaltig, dass seit genau 7 Tagen einige Zeitungen begriffen
haben, dass sie im Kapitalismus leben und Geld verdienen müssen.
Also setzte sich die "Bild" an die Spitze der Bewegung und schon ging
bei Forsa die Zustimmung für Sarrazin in der Bevölkerung auf 61 % hoch.
Nur "Die Zeit", das Zentralorgan aller Gesellschaftsingenieure,
hält eisern an ihrer Diffamierung des Pöbels fest - links und reich, das ist
ihre Leserschaft. Deshalb habe ich dort geschrieben:
"343. Ein verunsicherter Bürger braucht Unterstützung
Ich bin jetzt durch die Diskussion der letzten Tage richtig verunsichert. Erst war ich als fortschrittlicher Bürger, ich bin ja politisch immer auf der richtigen Seite, der vollen Überzeugung, dass ich auf diesen Sarrazin kräftig einprügeln darf, wie die Medien, unsere Bundeskanzlerin und mein sehr geehrter Bundespräsident. Seit Sonntag wird die Diskussion unangenehm, immer mehr Leute faseln von "Meinungsfreiheit" und "Demokratie". Nein, ich denke, wenn wir so einen Typen fertig machen wollen und müssen, dürfen wir uns nicht von solchen Kinkerlitzchen beeindrucken und hindern lassen. Wo leben wir denn? Es kann doch nicht jeder machen was er will! Ordnung muss sein!
Mit progressiven Grüßen - trotz alledem!"
Und, die Zeit-Hetze lässt sich nur mit Sarkasmus ertragen:
" 361. Vom Dings und vom Bumms
"Abgesehen davon ist es längst Stand der Wissenschaft, dass Gene an und für sich keinerlei unmittelbare Kausalität darstellen, sie sind einzig und allein ein Hinweis auf die statistisch relevante Möglichkeit einer Häufung bestimmter Ereignisse, sonst nichts."
Sonst überhaupt nichts! Entscheidend ist die Umwelt, besonders die Erziehung, wie alle fortschrittlichen Menschen wissen. Es gibt aber noch Reaktionäre, wie dieser Kommentator in der FAZ:
"Hätten uns die Eltern nur anders erzogen - dann hätten wir Flossen, Rüssel, Flügel und Kiemen. Und schmale Augen sind eine asiatische Angewohnheit, großgewachsene Eltern kriegen in der Regel kleingewachsene Kinder und afrikanisch-stämmige Leichtathleten schaffen durch intensives Üben die 100m im Schnitt schneller zu laufen als Dänen, Koreaner und Sachsen.
So muss es sein, wir haben gelernt, dass alle Menschen gleich geboren, gleich schnell, gleich groß und gleich intelligent sind. Unterschiede kommen höchsten aus dem Dings, dem nun ja und evtl. dem Genauweißmansnicht."
Umweltleugner - wir kriegen dich!"
Gruß von Bert!
Hallo Ingo,
Ich habe mir noch mal Dein Buchprojekt angeschaut - wann wenn nicht jetzt sollte es verwirklicht werden?
Ich gebe gern zu, dass mir bei der Vielzahl der Themen ein bisschen schwindelig wird und bei der Komplexität ohnehin. Vielleicht ist eine reichlich abgespeckte Version auch realistischer. Aber wenn Du irgendeine Möglichkeit siehst, dann gehe es an! Ich fühle mich intellektuell überfordert, z.B. als Koautor mitzuarbeiten. Jedoch biete ich an, Material zu sammeln und das Ganze mit Hinweisen kritisch und wohlwollend zu begleiten. Ein Thema mit diesem Sprengstoff können nur Aussenseiter beackern, die nicht im Beamten-Wissenschaftsbetrieb sind und Angst haben müssen, ihre Reputation zu verlieren.
Gruß von Bert!
"Umweltleugner, wir kriegen dich ..."
"Mit progressiven Grüßen ..."
Ja, da hat man schön was zu lachen.
Ja! Die gegenwärtige Zeit ist dazu angetan, Parodien auf alles und jedes zu machen. Der "Feuerbringer" Andreas Müller ist da erste Klasse, wie ich finde, wenn er Merkel & Co zu Stalinisten stilisiert. Und das Merkwürdige andererseits ist, daß die alten Komiker nicht mehr so richtig komisch rüberkommen, wenn sie über den Sarrazin ablästern. Auch DAS ist komisch. Wirklich komisch.
Ja, richtiggehend unheimlich, die gegenwärtige Zeit. Man möchte es noch gar nicht so richtig glauben. Andererseits fällt es einem schwer, NICHT daran zu glauben.
Was will die Gegenseite noch tun? Wo könnte sie den Spaltkeil noch hineintreiben? Einmal auf`s Neue?
Wir sind offenbar einfach noch ein bischen zu SEHR Wissensgesellschaft, als daß man ein ganzes Volk für dumm verkaufen könnte. (Obwohl Jahrtausende lang mit Erfolg versucht. Und obwohl das gegenwärtig immer noch versucht wird im Dienste veralteter Weltbilder.)
Danke für Deine Anregungen betreffs des Buchprojektes.
Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht denken, daß dieses Buch nicht auch ohne mich irgendwann in der nächsten Zeit geschrieben werden wird.
Welcher Wissenschaftsschreiberling kann denn auf die Dauer an einem SO heißen Thema vorbei schleichen wie die Katze um den heißen Brei?
Leider muß ich mein Geld derzeit woanders verdienen. Vielleicht sollte ich mal nicht wie Sarrazin darauf warten, daß mich Bertelsmann/DVA anspricht, sondern mal auf diese Leute zugehen?
Keine Ahnung.
Diverse kleinere Verlage, denen ich von diesem Projekt sprach (etwa der Verlag von Volkmar Weiß), waren wohl zu besserwisserisch, als daß sie angebissen hätten in den letzten Jahren.
Ich muß es immer wiederholen: Das konsequent natualistische Menschen- und Weltbild hat schlicht keine Lobby in unserer Zeit. Jedenfalls fühle ich selbst mich von keiner "getragen", sondern stattdessen wie der "Letzte Mohikaner" ...
(Nein, nein, ich weiß: der Erste ... Aber man bleibt irgendwann auch mal erschöpft am Wegrand liegen und ist dann froh, seinen Blog einigermaßen aktuell halten zu können ...)
ich meinte: wenigstens seinen Blog
"Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht denken, daß dieses Buch nicht auch ohne mich irgendwann in der nächsten Zeit geschrieben werden wird.
Welcher Wissenschaftsschreiberling kann denn auf die Dauer an einem SO heißen Thema vorbei schleichen wie die Katze um den heißen Brei?"
Ich kann mir hingegen vorstellen, dass so ein Buch auch die nächsten 10 Jahre nicht geschrieben wird. Die Wissenden werden weiter vorbei schleichen, es fehlt der Mut. Ich stelle mir vor, wie die alle in ihrer politisch-korrekten Schickeria hängen und allein schon Angst haben, alle, aber wirklich alle ihre Freunde zu verlieren. Was Sarrazin schrieb, hätten schon 10 Jahre vorher viele andere schreiben können, nur nicht so gut. Er ist ein Aussenseiter, ein "Asozialer" im besten Sinne. Mir fällt da noch Götz Aly ein, der den ganzen Wissenschaftsbetrieb gehörig aufmischte - auch als Aussenseiter!
"Das konsequent natualistische Menschen- und Weltbild hat schlicht keine Lobby"
Hat es nicht oder kaum - aber vielleicht denken inzwischen (oder immer noch) sehr viele Menschen ähnlich und warten nur auf ein Buch, das ihr Bedürfnis befriedigt? Ich sage oft, wir leben längst im Zeitalter der Gegenaufklärung. Aber gerade im Osten leben viele Leute mit einem naturalistischen Menschenbild, sozusagen ein Kollateralnutzen der DDR. Aus Leipzig kam die "IQ-Falle"!
"Vielleicht sollte ich mal nicht wie Sarrazin darauf warten, daß mich Bertelsmann/DVA anspricht, sondern mal auf diese Leute zugehen?"
Ja! Ich weiß weniger als Du, wen man da anspricht. Ich würde wahrscheinlich gucken, welche Verlage die Unkorrekten drucken, das weisst Du aber selber.
Oder Eigenverlag??
Vor zehn Jahren hätte er es auch schon schreiben können, ja. Aber heute kann er es noch mit weitaus breiterem wissenschaftlichen Rückhalt schreiben. Deshalb ist heute auch die öffentliche Debatte eine ganz andere, als sie vor 10 Jahren gewesen wäre, bzw. als sie 1994 in den USA abgelaufen ist.
"Aber heute kann er es noch mit weitaus breiterem wissenschaftlichen Rückhalt schreiben."
Auch bei Deinen Themen wächst die Datenfülle von Jahr zu Jahr, ich sehe zudem eine Beschleunigung. Die Zeit ist reif oder fast reif.
Mir ist übrigens ein Projekt für Gabriel und Nahles eingefallen, mit dem sie Sarrazin glänzend widerlegen können. Sie müssten nur einige Kinder der folgenden Volksstämme adoptieren und sie richtig beschulen und sozialisieren. Der IQ der Kinder würde selbstverständlich dem der Adoptiveltern gleichen und das könnten sie stolz publizieren:
http://www.faz.net/s/RubCD175863466D41BB9A6A93D460B81174/Doc~EACBD0D488D1F4E5AACE4FA58DC1F8AE6~ATpl~Ecommon~Scontent.html
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article9347029/Die-Macht-der-Roma-Clans-behindert-ihre-Integration.html
Ich vermute, es wird doch eher so, wie MPG herausfand: "Wie wir werden, wer wir sind!"
http://www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/multimedial/mpForschung/2006/heft03/pdf21.pdf
Ja, besonders dein 3. Link von 2006 ist ja sehr wichtig: Mit 4 Jahren schon sind die Intelligenz-Unterschiede manifest - was soll also das ganze Geschwätz von "frühkinderlicher Bildung", ein grauenhafter Ausdruck wie ich finde. Besser hätte man es im 18. Jahrhundert auch nicht machen können, als man Kinder wie Erwachsene behandelte.
Zu den Andamanen hat ja der Humangenetiker Armand Leroi schon 2005 in der New York Times einen mir sehr wichtigen Artikel geschrieben,
http://www.nytimes.com/2005/03/14/opinion/14leroi.html
in dem er auf die Einzigartigkeit nicht nur des kulturellen, sondern eben auch des genetischen Erbes jeder Ethnie weltweit hinweis und aufforderte, diese "zu feiern".
Sicherlich die beste bioethische Anregung, mit Gruppenunterschieden künftig umzugehen.
Gabriel und die Gene:
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/gabriel_und_die_gene/
Gruß von Bert!
Vielen, vielen Dank. Wieder sehr wertvoll. Auch wenn ich nicht immer gleich antworten kann:
Bitte sende alles, auf was Du stößt. Du hast exakt die gleiche Denke, Aufmerksamkeitsstrukturen wie ich in diesen Dingen. Fühle mich von Deinen Verweisen nie "overnewsed" und "underinformed", sondern im Gegenteil!
Ja, Ingo, wir denken recht ähnlich. Ich habe von Deinem Blog schon viel gelernt und das auch weiter gegeben.
Wir sollten uns wirklich mal unterhalten.
Gruß von Bert
Freut mich sehr zu hören!
In diesem Zusammenhang ist einmal deutlich zu machen:
Die einen sprechen davon, daß bei gleichen erblichen Voraussetzungen die Intelligenzunterschiede 50 % - 80 % ausmachen - das sind z.B. Ergebnisse aus Zwillingsstudien.
An anderer Stelle wird argumentiert, daß 50% bis 80 % der Intelligenzunterschiede erblich sind - und der Bezug geht auf die gleichen Zwillinsstudien.
Da ist darauf hinzuweisen, daß die erste Aussage stimmt und die 2. Aussage schlichtweg falsch ist.
Die 2. Aussage wäre erst korrekt festzustellen, wenn bei einer Studie bei absolut gleichen Umweltbedingungen ein Intelligentunterschied von 50% bis 80 % festzustellen wäre - und eine solche Studie gibt es schlichtweg nicht!
Entschuldigung, "C", aber mein Eindruck ist, Sie reden etwas wirr.
Sie hatten einen zweiten Kommentar eingestellt, den ich nachdenkenswerter fand - haben Sie ihn wieder gelöscht?
In dem Artikel von Rost/Lindermann wird von einer Aufstiegsmeritokratie gesprochen, da korrekterweise daraufhingewiesen wurde, das Höhergestellte nicht absteigen.
Tatsächlich ist der Bildungsaufstieg für Arbeiterkinder nachweislich deutlich schwieriger und das vor allem in Deutschland.
Es liegt folglich also keine Meritokratie vor, d.h. es erfolgt keine wirkliche Auswahl der Besten.
Bei der Geburtenarmut der Akademiker bleibt sehr viel Platz für "Aufstiegsmeritokratie". Dieser Platz nennt sich unter anderem "Facharbeitermangel". Und dieser Platz wird bald so groß, daß solches Argument wohl völlig unerheblich wird.
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