Sonntag, 6. Dezember 2009

Leistungsträger und Opportunisten

Peter Sloterdijk fordert - siehe voriger Beitrag - einen "Aufbruch der Leistungsträger". Können die eigentlichen Leistungsträger einer Gesellschaft überhaupt aufbrechen, solange Geheimdienste über Leben und Tod gerade der leistungsstärksten und integersten Politiker einer Epoche entscheiden?

Leistungsträger bei den Linken und den Sozialdemokraten

Es hätten einen Worte von Peter Sloterdijk interessiert zu vorbildlichen Leistungsträgern bei den "Linken" und bei den Sozialdemokraten. Zu denken wäre an Oskar Lafontaine oder Christa Müller, die bisher noch überlebt haben - auch schon einen Mordanschlag (1990). Oder zu Politikern wie Olof Palme (siehe Bild) und Anna Lindh, die beide Mordanschläge nicht überlebt haben (1986 und 2003).

Bei Olof Palme gibt es - wie bei Uwe Barschel - viele Indizien in Richtung israelischem Mossad als dem eigentlichen Auftraggeber, bzw. Ausführenden des Mordes an ihm. Diese Leistungsträger sind jeweils durch opportunistische Konkurrenten ersetzt worden und man versucht es weiterhin. Man denke an Leute vom Schlage Björn Engholm oder Gerhard Schröder. Und es ist bis heute mehr von den opportunistischen Konkurrenten und Nachfolgern dieser Leistungsträger die Rede als von den eigentlichen, integeren Politikern, die ermordet worden sind. Sie hätten - wahrscheinlich - eine bessere Politik gemacht als ihre Nachfolger. Ist es denn da überhaupt noch ein Wunder, wenn es mit der Sozialdemokratie bergab geht?

Leistungsträger im Umfeld von "Bündnis 90" und den "Grünen"

Es hätten einen Worte interessiert zu Leistungsträgern bei den "Grünen" und in ihrem Umfeld. Wie Rudi Dutschke (1968/1979), Petra Kelly und Gert Bastian (1992), Rudolf Bahro (1997), Gerulf Pannach (1998) und Jürgen Fuchs (1999). Sie alle sind eines unnatürlichen Todes gestorben. Und die Todesursachen sind bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Auch hier machen die opportunistischen Überlebenden jeweils heute mehr von sich Reden, als die integren Ermordeten. Also solche Figuren wie Kriegsbefürworter Joschka Fischer oder Geheimdienstförderer Otto Schily. Die Ermordeten hingegen scheinen längst vergessen.

Das Ausschalten solcher integerer Persönlichkeiten aber hat den heutigen Zeitgeist sehr stark mitbeeinflußt. Das merkt man schon allein daran, daß man heute solche integeren, idealistischen Persönlichkeiten im öffentlichen Leben gar nicht mehr antrifft. Das ist ein klares Anzeichen dafür, daß sich sehr vieles derzeit keineswegs zum Besseren hin entwickelt: ganz im Gegenteil.

Leistungsträger bei den Liberalen und Freiheitlichen

Es hätten einen Worte interessiert zu Leistungsträgern bei den Liberalen und Freiheitlichen wie Heinz-Herbert Karry (1981), Jürgen Möllemann (2003) und Jörg Haider (2008) - auch schon alle wieder vergessen in unserer schnellebigen Zeit, ersetzt durch solche offensichtlichen Opportunisten vom Schlage Guido Westerwelle in Deutschland oder vom Schlage Heinz-Christian Strache in Österreich.

Leistungsträger in der "konservativen Mitte"

Es hätten einen Worte interessiert zu Leistungsträgern der "konservativen Mitte" wie Hanns-Martin Schleyer (1977), Uwe Barschel (1987) und Alfred Herrhausen (1989), alle Helmut Kohl und der CDU zumindest sehr nahestehend. Sie hätten an der Stelle von solchen Opportunisten wie Gerhard Stoltenberg, Helmut Kohl, Angela Merkel und Wolfgang Schäuble stehen können und dabei wahrscheinlich eine wesentlich glaubwürdigere Politik gemacht als diese jeweiligen überlebenden Opportunisten, die stattdessen von sich Reden machen. Ähnliches ist übrigens von Aldo Moro und Italien zu sagen. Im Bild rechts das Flugzeug, mit dem Uwe Barschel abgestürzt ist: Barschel überlebte diesen Flugzeugabsturz und ließ sich dennoch nicht einschüchtern.

Leistungsträger in den USA, Großbritannien und Rußland

Es hätten einen Worte interessiert zu Leistungsträgern in den USA wie den Feind geheimer Gesellschaften, den Demokraten John F. Kennedy (1963). John F. Kennedy fand solche unglaublichen Opportunisten als Nachfolger wie Jimmy Carter, Bill Clinton und Barak Obama. Oder man denke an den Vater John F. Kennedy's, an die Geschwister John F. Kennedy's und an andere Angehörige der Kennedy-Familie. Der gemeinsame Nenner des vielgenannten "Fluches" der Familie Kennedy wird schlicht in Geheimdienst-Machenschaften liegen. Die Carter's, Clinton's und Obamas machen allesamt heute mehr von sich Reden als der integre und glaubwürdige Politiker John F. Kennedy und auch als viele andere Angehörige seiner Familie.

Es hätten einen Worte zu Leistungsträgern in Großbritannien interessiert wie Prinzessin Diana (1997), die in der öffentlichen Aufmerksamkeit ersetzt wurde durch Opportunisten wie ihre unkönigliche Schwiegermutter und den unköniglichen Vater ihrer beiden Söhne.

Es hätten einen Worte interessiert zu Leistungsträgern in Rußland wie Natalja Estemirowa (15. 7. 2009) (siehe Bild links), Alexander Litwinenko (23. 11. 2006) und Anna Politkowskaja (7. 10. 2006). Sie sind weitgehend vergessen. Geheimdienst-Offiziere, Opportunisten und Verbrecher wie Wladimir Putin oder Ramsan Kadyrow jedoch treiben weiter ihr Unwesen, gelten als integere Gesprächspartner im politischen Raum.

Und solche Förderer des Sturzes von Michail Gorbatschow durch frühere KGB-Mitarbeiter, wie der britische "Medientycoon" und Mossad-Mitarbeiter Robert Maxwell, erhalten in Israel Staatsbegräbnisse (1991). (Mehr zum Fall des letzteren siehe u.a.: Victor Ostrovsky/Geheimakte Mossad).

Nur die Spitze des Eisberges

Diese Liste von echten Leistungsträgern, die ermordet oder kalt gestellt, beiseite gedrängt worden sind und die durch unglaublich opportunistische "politische Erben" ersetzt worden sind, könnte noch um unzählige Namen verlängert werden. Und die hier genannten Mordfälle sind nur die Spitze des Eisberges. Nicht nur daß ein aufsehenerregender politischer Mord oft viele weniger beachtete Morde nach sich zieht: Bekanntlich erreichen Geheimdienste, für die Geld "keine Rolle spielt", und die mit der Freimaurerei und anderen Lobbygruppen eng zusammenarbeiten, mittels Drohungen und Korruption aller Art das allermeiste auch schon ohne Mord.

Die Stasi arbeitet weiter

Über eine Art "Reinhard Gehlen Italiens", über den italienischen Geheimdienst-General, Freimaurer und CIA-Agenten Giovanni De Lorenzo (1907 - 1973) (Wikip. dt., ital.) berichtet das so wichtige Buch von Regine Igel (1):
Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts (...) erklärt der (...) Leiter der ersten parlamentarischen Untersuchungskommission zur Geheimpolitik am 21. Dezember 1990 (...), daß General Giovanni de Lorenzo die Mehrheit der politischen Klasse in der Hand gehabt habe und diese Mehrheit sich seinen Drohungen auch fügte. (...)

In 157.000 Dossiers zu sage und schreibe 157.000 Persönlichkeiten hält de Lorenzo nicht nur politische Vorlieben und Verhaltensweisen fest. Von Interesse ist alles, was sich über das Privatleben der observierten Personen herausfinden läßt. (...)

Es ist nicht das erste und nicht das letzte mal, daß in der Spionage Datensammlungen dieser Art als hervorragendes Mittel zur Zähmung und zur Erpressung nicht ganz linientreuer Personen genutzt werden. (...)
Man kann von Italien leicht auf Deutschland hochrechnen. Wenn der CIA für ein Land wie Italien mit 60 Millionen Einwohnern 157.000 Personen mit waschechten Stasi-Methoden kontrolliert und kontrollieren läßt, dann hat er in einem Land wie Deutschland mit 82 Millionen Einwohnern 215.000 Personen - ebenfalls mit waschechten Stasi-Methoden - unter Kontrolle. Man hört Telefone ab, kennt die Kontostände von Journalisten, läßt sie ausspähen, um sie kontrollieren zu können (--> Berliner Ztg. 17.5.06). Da macht es nichts, wenn man einmal, wie soeben geschehen, als BND mit einer Zahlung von 10.000 Euro bestraft wird. (Spiegel)

Mindestens 215.000 Menschen werden in Deutschland von der CIA kontrolliert - mit Stasi-Methoden

Nachdem man von der Jahrzehnte langen engen Zusammenarbeit zwischen CIA, BND und dem MfS (Markus Wolf u.a.) Kenntnis genommen hat (siehe Alexander von Bülow und andere), wird einem bei diesen Tatsachen schlagartig klar, worum es 1989 bei der Wiedervereinigung eigentlich ging. Doch nicht um die Abschaffung der Macht von Geheimdiensten. Nein, es ging um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Geheimdiensten. Es ging darum, die Geheimdienstpartner in Osteuropa leichter mit besseren Computern und einfach auch mit besseren, nach außen hin demokratisch getarnten, das heißt "moderneren" politischen Methoden ausstatten zu können. - Leben wir denn in einer Demokratie, die diesen Namen verdient? Oder herrschen von Geheimdiensten gelenkte "Blockparteien"? Die politischen Morde der letzten Jahrzehnte lassen doch ganz klar werden, daß von Geheimdiensten gelenkte und massiv eingeschüchterte "Blockparteien" herrschen.

Vieles spricht dafür, daß die "Aktion Wiedervereinigung" von der CIA von langer Hand vorbereitet worden ist. (Siehe auch den Bericht von Alfred de Zayas über seine CIA-Kontakte vor 1989 oder "Spiegel"-Osteuropa-Korrespondent Fritjof Meyer über sein frühzeitiges Voraussehen und Hinwirken auf dieses Ziel*). Auch die Biographie von Markus Wolf gibt so ihre Hinweise.) Daß ein paar Menschen auf der Straße 1989/90 für ein paar Monate, ja, sogar für Jahre etwas "glücklicher" wurden, das war eine von den Geheimdiensten in Kauf genommene "Nebenerscheinung". Sie braucht keineswegs in der Absicht dieser Aktion gelegen haben. Und die "Strategie der (Ost-West-)Spannung" konnte ja - spätestens 2001 - leicht umgewandelt werden in eine "Strategie der (Islam-West-)Spannung".

Daß die Stasi weiterarbeitet, haben übrigens viele DDR-Bürgerrechtler von Anfang an vermutet. Etwa Jürgen Fuchs in seinem biographischen Roman "Magdalena".

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*) Wolfram Baentsch läßt in "Doppelmord an Uwe Barschel" übrigens deutlich werden, daß die Zusammenarbeit zwischen dem "Spiegel" und diversen Geheimdiensten eine seit langem eingespielten Sache sein muß. So wie der BND frühere NS-Seilschaften nach 1945 übernommen hat, so hat auch die "Spiegel"-Redaktion parallel frühere NS-Seilschaften übernommen. Daß sich hier zeitgleich parallele Entwicklungen vollzogen, läßt einen mehr als eine äußere Zufälligkeit vermuten.
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1. Igel, Regine: Terrorjahre. Die dunkle Seite der CIA in Italien. Herbig, München 1997, 2006, S. 85

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