Donnerstag, 14. Mai 2009

Von der Geschlechtlichkeit des Menschen überwältigt

Natürlich ist der Fund heute überall in der Presse: die neue Mammutzahn-Figurine aus der Höhle am Hohen Fels in der Schwäbischen Alp. (BdW, Spektrum, Google News) Aber dennoch sei er auch auch hier noch einmal dokumentiert. (Nature Video, Nature 1, 2)

Unsere Vorfahren. An Fleisch und Beute waren sie interessiert - auch in ihrer Kunst. Siehe die Höhlenmalereien in Frankreich und Spanien. Und bei Menschen waren sie auch - oder sogar vor allem - an den primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen interessiert, also offenbar von der Geschlechtlichkeit des Menschen "überwältigt". Das ist auch noch in den ersten Ackerbauern-Gesellschaften im Vorderen Orient und in Europa und in deren Kunst sichtbar.

Aber Körperschmuck ist nach allem, was wir bisher wissen, noch älter. Schon vor einigen Wochen wurde der Fund dieser neu entdeckten Teile einer Kette veröffentlicht, die jüngst in Nordafrika gefunden worden sind und 110.000 Jahre alt sein sollen.

Auch dieser Fund ist der Forschung schon länger bekannt und stammt aus Frankreich.

Hier nun die neue "Venus" vom Hohen Fels in der Schwäbischen Alp.

3 Kommentare:

A.O. hat gesagt…

Wie neckisch, die Mädels sehen aus wie die Durchscnitts-Amerikanerin von heut - manche Dinge ändern sich eben nie!
Gruß von Andrej

Ingo Bad-ng hat gesagt…

Oh, ich habe darüber inzwischen noch nachgedacht. Darüber wäre viel zu sagen.

Vor allem frage ich mich auch folgendes: Warum gibt es Eiszeitkunst oder ihr Äquivalentes offenbar nur in Europa? Oder haben die heutigen oder früheren Naturvölker in Afrika, Australien, Asien oder Amerika der Elfenbeinschnitzerei auf der Schwäbischen Alp oder der Höhlenmalerei in Frankreich und Spanien EBENBÜRTIGES, VERGLEICHBARES geschaffen?

Soweit ich das sehe, nicht. (Kann aber ein Irrtum sein.)

Und insofern wäre diese Kunst möglicherweise wirklich als ein erster Schritt nicht nur der Kunstgeschichte der Welt, sondern vor allem auch EUROPAS zu deuten.

Ich meine das auch folgendermaßen: In Naturvölkern sonst wird das Sexuelle doch niemals so drastisch dargestellt? Oder etwa doch? Daß es hier geschieht, ist möglicherweise der ERSTE Schritt auf dem Weg zu jener Sublimierung der Sexualität, die vielleicht in Europa bis heute (oder zumindest bis um 1900 herum) am weitesten fortgeschritten ist und eben gerade erst die europäische Kultur ermöglichte.

Um etwas zu sublimieren, muß man es - vielleicht - erst in einer solchen übertriebenen Drastik vor Augen stehen haben. Das ist oft Voraussetzung für derartige Dinge. Mag auch für unsere und zukünftige Zeiten gelten.

Will heißen: Erst das Abweichen vom Mittelmaß ins Extrem läßt einen ein neues "klassisches" Mittelmaß besser erkennen - dann aber auf vielleicht neuer kultureller Stufe, weil man durch das Abweichen auch zu sonstigen Weiterentwicklungen kam. (Na, sehr allgemein gesagt.)

Ingo B. hat gesagt…

In einem Leserbrief an Nature von seiten einer Frau (Anna McDonell, Kalifornien)

http://www.nature.com/nature/journal/v459/n7249/full/459909b.html

wird gemutmaßt, daß hier eine kurz vor der Geburt eines Kindes stehende Frau dargestellt wurde, also eine Gebärende.

Das ist sicherlich eine Ergänzung zu den bisherigen - wohl zumeist männlichen - Kommentaren. McDonnell macht aber wohl sich und anderen auch wiederum nicht ausreichend bewußt, daß auch schwangere und gebärende Frauen einen wuchtigen und erregenden Eindruck auf Männer ausüben können. Sprich also einen geschlechtlich erregenden.

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