Mittwoch, 12. November 2025

Rituelle Gewalt - Zwölf Überlebende berichten von solcher innerhalb der katholischen Kirche

Das Bistum Münster leistete von 2013 bis 2023 wertvolle Hilfe für Überlebende Ritueller Gewalt
- Zwölf Überlebende derselben berichten von Ritueller Gewalt innerhalb der katholischen Kirche
- Das Bistum Münster stellt die Hilfe für Überlebende Ritueller Gewalt insgesamt ein
- Eine vereinzelte Beschwerde des Vereins "False Memory" brachte den Stein ins Rollen

2012 wurde der Verein "False Memory Deutschland e. V. (FMD) - Arbeitsgemeinschaft Falsche Mißbrauchserinnerung" (Wiki) gegründet. Der Verein hat 140 Mitglieder. Viele von diesen Mitgliedern wurden - wie sie sagen - zu Unrecht beschuldigt, sexuelle Gewalt gegen Kinder verübt zu haben. Der Verein vertritt die Interessen solcher Menschen und berät sie.

Auffällig ist zunächst vor allem, daß dieser Verein in der Öffentlichkeit insbesondere dann tätig wird, wenn es um rituelle Gewalt geht. 

Abb. 1: Der "Leidensweg Christi" - Vorform von Snuff-Videos? - Ab dem 10. Jahrhundert wurde Jesus Christus nicht mehr nur als der "triumphierende", "siegreiche" Christus triumphans dargestellt, sondern zunehmend auch als der "leidende" Christus patiens - Damit wurde das Bildprogramm der katholischen Kirche zunehmend zu einer Vorform von Snuff-Videos*)

Aufgrund der Aktivitäten dieses Vereins saß Kerstin Schön, eine Ehrenbürgerin der Stadt Erfurt, ein Jahr lang in Untersuchungshaft. Ihren Fall haben wir auf unserem Blog ausführlich behandelt (GAj2019), wundern uns aber noch immer, daß dieser Fall sonst nur in der regionalen Presse - und in der Alternativen Öffentlichkeit bislang gar keine - Beachtung gefunden hat.

Vorsitzende dieses Vereins "False Memory" ist aktuell eine Heidemarie Cammans (geb. 1942). 2023 äußert sie sich in einem Radiofeature des SWR - unserem Empfinden nach - außerordentlich flapsig, außerordentlich unsensibel und außerordentlich plump zum Thema "Falsche Erinnerung" (1). Cammans selbst hat 1984 "Sekten Info Essen" gegründet (SekInfa), eine Beratungsstelle die heute noch besteht und die Öffentlichkeitsarbeit betreibt. Cammans hat 1998 zwei Bücher heraus gebracht mit den Titeln "Ratgeber Okkultismus" und "Sekten - Die neuen Heilsbringer".

Zweiter Vorsitzender dieses Vereins ist aktuell ein Hans-Detlev Fink (FMD). Kurz seien einige weitere ehemalige Vorstandmitglieder genannt: ein Thomas Hartmann aus Meppen, offenbar Küchenleiter für einen Golfclub daselbst, sowie Hotelier (s. Xing). Bis 2021 hat er auch einen Koch-Blog betrieben, den er aktuell "aus gesundheitlichen Gründen" nicht mehr weiter führt (GKoch). Hilke Steffens aus Kronberg ist studierte Betriebswirtin, arbeitet im Business-Consulting und war Ehrenamtliche Richterin am Arbeitsgericht Frankfurt (XingLIn), ähnlich der Wirtschaftsingenieur Federico Avellán Borgmeyer, der ebenfalls in Kronberg ansässig ist (efcom).

2013

Schon 2013 ist hier auf dem Blog über eine Fachtagung in Münster berichtet worden (GAj!2013), deren Thema lautete: "Rituelle Gewalt in satanistischen Sekten - Therapeutische Einsichten, polizeiliche Erkenntnisse, Erfahrungsberichte". Neben Michaela Huber war auch der Prodekan der Polizeihochschule Villingen-Schwenningen Vortragender, selbst Polizeipsychologe und Psychotherapeut. Von der Leiterin der Beratungsstelle in Münster und der Organisatorin der Tagung Brigitte Hahn gibt es aus dem Jahr 2013 auch ein Interview (Yt2013) und es wurde auch eine Video-Dokumentation zu dem Thema erstellt (2).

Über diese Tagung war zwar - auffällig genug - nicht in der Bild-Zeitung oder in anderen überregionalen Zeitungen berichtet worden, aber immerhin doch in regionalen, westfälischen Zeitungen, sowie auf einschlägigen Blogs. Wir hatten damals den Eindruck, daß es der katholischen Kirche ein ernsthaftes Anliegen wäre, über rituelle Gewalt und über satanistische Sekten aufzuklären und Überlebenden dieser Gewalt zu helfen.

2014

2014 wurde die Zeugenaussage der Niederländerin (oder Flämin?) Toos Nijenhuis bekannt, nach der unter anderem Kardinal Joseph Ratzinger in Belgien im Jahr 1987 in rituellen, satanistischen Zusammenhängen ein Kind ermordet haben soll (s. Yt2014Yt2014a, erneut Yt2020Yt2023). "Faktenchecker" versuchen bis heute darzustellen, diese Aussage wäre unglaubwürdig. Wirklich gute Argumente führen sie dazu nicht an (siehe z. B. Mimikama2019).

Im Jahr 1987 war Kardinal Ratzinger als Kardinalpräfekt der Glaubenskongregation längst einer der weltweit einflußreichsten Vertuscher von Pädokriminalität innerhalb der katholischen Kirche geworden. 2005 war er zum Papst gewählt worden. Am 11. Februar 2013 hat er überraschend seinen Rücktritt vom Papstamt erklärt. 

2022

2022 veröffentlichte das Bistum Münster eine Studie zur sexuellen Gewalt innerhalb des Bistums Münster und Michaela Huber weist auf den folgenden Umstand hin (3):

„In der vom Bistum Münster im Jahr 2022 vorgelegten Mißbrauchsstudie sind sechs Fälle rituellen Mißbrauchs beispielhaft dokumentiert.“ 

2023

Nun wurde - wieder einmal - der Verein "False Memory" aktiviert. Im März 2023 erschien im "Spiegel" der Artikel "Im Wahn der Therapeuten" (Sp23; s.a. SatPan, GWUP). In diesem Artikel wurde die Ansicht vertreten, Erinnerungen an rituelle Gewalt seien Überlebenden nur von Therapeuten eingeredet worden. Der Artikel äußert diesen Vorwurf insbesondere gegen die Psychotherpeutin Jutta Stegemann, eine der beiden damaligen Mitarbeiterinnnen der Beratungsstelle in Münster.   

Das Bistum Münster hat daraufhin die Beratungsstelle für Überlebende ritueller Gewalt geschlossen (den "Beratungsdienst Sekten und Weltanschauungen", bzw. den "Fachdienst") (Sp23) (BistMünst). Wir selbst werden auf diesen Umstand erst jetzt aufmerksam. Der WDR berichtete 2023 das folgende darüber (WDR2023):

Eine weitere Betroffene hat nach Westpol-Recherchen ganz aktuell ihren Fall beim Bistum und bei der Staatsanwaltschaft eingereicht. Sie berichtet von jahrelanger schwerster sexueller Gewalt durch einen Exorzistenzirkel innerhalb der Kirche und möchte, daß ihr Leid anerkannt wird.

Als Grund für die Schließung wird genannt (WDR2023):

Es habe Beschwerden gegeben über die Beratung. Von wem genau und wie viele Beschwerden, das möchte das Bistum Münster nicht sagen. Westpol liegen aber Hinweise vor, daß es dabei vor allem um eine ganz bestimmte Beschwerde ging. So meldete sich im vergangenen Jahr beim Bistum der Verein „False Memory“ (zu Deutsch: Falsche Erinnerung). Nach eigenen Angaben setzt sich der Verein für Menschen ein, die angeblich zu Unrecht des sexuellen Missbrauchs beschuldigt werden. Außerdem bestreitet False Memory, daß es so etwas wie sexuelle Gewalt durch rituelle Täterorganisationen überhaupt gibt.

Der „Spiegel“ griff die Vorwürfe einer einzigen Patientin auf ...

... und machte aus dem einen Fall einen Artikel, der nahe legt, es habe System, daß Betroffenen diese Form von rituellem und organisiertem Mißbrauch in Therapien eingeredet wird. Die Therapeutin bestreitet auf Anfrage, jemals einer Patientin etwas eingeredet zu haben. Es habe sich auch nie zuvor eine andere Patientin über sie beschwert. Die Beratungsstelle des Bistums Münster allerdings wurde zwei Tage nach der Veröffentlichung des „Spiegel“ geschlossen.

Das ist ein außerordentlich krasser Vorgang. Für uns tritt in diesem Bericht auch erstmals der Verein "False Memory" aus seiner Anonymität heraus und es wird seine Vorsitzende genannt, nämlich die schon genannte Heide-Marie Cammans.

Es gab zu der Schließung mindestens eine kritische Stellungnahme von Seiten einer Vertretung Überlebender sexueller Gewalt in der katholischen Kirche (Yt2023).

Abb. 2: Toos Nijenhuis berichtet 2014 über Rituelle Gewalt und Morde in Belgien

Nun aber noch einmal grundsätzlich: "Rituelle Gewalt in der katholischen Kirche"? Nichts ist doch im Grunde nahe liegender als das! In der katholischen Kirche ist doch alles "Ritual". Sexualisierte Gewalt gibt es in der katholischen Kirche - und im Jesuitenorden - zu Hauf. Diese sexualisierte Gewalt wurde Jahrzehnte lang (wohl Jahrhunderte lang) "systematisch" praktiziert, geduldet und vertuscht. Warum soll der Schritt zu ritueller Gewalt da sein so großer sein für hohe Kirchenbeamte?

Und zu welchen Verbrechen waren die katholische Kirche und der Jesuitenorden in den letzten Jahrhunderten nicht fähig? Haben sie nicht zu Kriegen gehetzt - etwa zum Dreißigjährigen Krieg, zum Ersten Weltkrieg - hat US-Kardinal Spellman 1944 nicht die Vertreibung der Ostdeutschen befürwortet, einen Völkermord? Hat die katholische Kirche Psychosekten wie die Colonia Dignidad in Chile nicht Jahrzehnte lang geduldet und verharmlost? Hat sie nicht den Regierungskriminellen Franz-Josef Strauß belobhudelt (Kardinal Ratzinger etwa bei dessen Beerdigung)? Welches Verbrechen hat die katholische Kirche nicht begangen oder befürwortet in ihrer tausendjährigen "Kriminalgeschichte"? Und da soll eine solche Institution zu ritueller Gewalt nicht fähig und willens sein?

Ermittlungsbehörden scheinen - wie so oft - nicht tätig zu werden. So wie der weltliche Staat seit Jahrzehnten und Jahrhunderten gegenüber der systematischen, sexualisierten Gewalt in der katholischen Kirche "wegsieht", so wie er diesbezüglich in der von ihm geförderten Odenwaldschule Jahrzehnte lang "weg gesehen" hatte. Mehr als nahe liegend, daß deshalb auch ansonsten noch nie in der Mainstream-Berichterstattung ernsthaft die Vermutung behandelt worden ist, daß es im katholischen, kirchlichen Kontext - neben der viel behandelten sexualisierten Gewalt, die seit 2010 nicht mehr durch Schweigegeld-Zahlungen "unter dem Deckel" gehalten werden kann - auch rituelle Gewalt gegeben haben könnte und gibt.

2025

Aber erstmals jetzt im Oktober 2025 kommt die Vermutung ritueller Gewalt in Zusammenhängen der katholischen Kirche doch in die Mainstream-Berichterstattung. Das Bistum Münster hatte 2023 eine Anwaltskanzlei damit beauftragt, Zeugenberichte von 12 Menschen, vor allem Frauen, die von ritueller Gewalt in kirchlichen Zusammenhängen berichten, auf Glaubwürdigkeit hin zu überprüfen (BistumMünster).

Nachdem man den diesbezüglich erstellten und nun veröffentlichten Bericht der Anwaltskanzlei gelesen hat, muß man doch sagen, daß man es bei diesen Vorwürfen mit einer völlig neuen Kategorie zu tun hat. Natürlich gibt es genug Berichte über sexualisierte Gewalt im Rahmen der Kirche und des Jesuitenordens. Aber eben nicht über rituelle Gewalt. Und hier wird gleich quasi die Gesamtheit der Weihbischöfe, Kardinäle etc. Nordwestdeutschlands beschuldigt. Auf so etwas kommen doch 12 Leute, vor allem Frauen, die davon als Zeugen und Opfer berichten, nicht aus heiterem Himmel.

Irrwitziger Weise erfährt man von diesen Beschuldigungen nur durch den Bericht einer Rechtsanwaltskanzlei. Und dieser Bericht macht für diese Zeugenaussagen die zuvor so überraschend aufgelöste katholische Sekten-Beratungsstelle in Münster verantwortlich, von der gesagt wird, sie seit zurecht aufgelöst worden. Deren Arbeit war in den Jahren zuvor von vielen Seiten immer als sehr wertvoll angesehen worden.

Der Betroffenenbeirat bei der deutschen Bischofskonferenz (DBK) kritisiert das erstellte Gutachten der Rechtsanwaltskanzlei und den Umgang der katholischen Kirche mit diesem Thema stark (Katholisch2025):

Die Betroffenenvertreter kritisieren, das Gutachten sage nichts darüber aus, ob in den untersuchten Bistümern Netzwerke existierten, in denen Personen von mehreren klerikalen Tätern mißbraucht oder Opfer bewußt anderen Tätern zugeführt wurden. Auch zu der Frage, ob Täter während ihrer Taten ritualisierte, kirchliche Handlungen vollzogen, treffe das Gutachten keine Aussage. Daher sei der "tatsächliche Aussagewert dieser Studie" aus Sicht des Beirats "äußerst gering". Es bestehe die Gefahr, daß das Gutachten genutzt werde, um die Existenz von Täter-Netzwerken oder ritualisierten Mißbrauchspraktiken im kirchlichen Kontext zu verneinen. (...) Psychische Erkrankungen würden in solchen Gutachten oft als Hinweis auf eingeschränkte Glaubwürdigkeit interpretiert. Daher lehne der Betroffenenbeirat diese Praxis ab.

Das sind klare und eindeutige Aussagen!

Unsere Einschätzung

Sagen wir es einmal andersherum: Man kann sich sehr wohl vorstellen, daß die hier behandelten Zeugenberichte stimmen, daß solches in der katholischen Kirche zumindest grundsätzlich geschieht. Im Grunde KANN es sich gar nicht anders verhalten, nachdem man schon bei Cathy O'Brien nachlesen konnte, daß es sowohl ein katholisches wie ein freimaurerisches Code-System bei der Mind control-Programmierung gibt (GAj2011), und seit Cathy O'Brien durch deutsche Dokumentar-Krimi's wie "Operation Zucker - Jagdgesellschaft" in nicht unwesentlichen Teilen bestätigt worden ist (GAj2017). Die ganze mediale Auswertung dieses Doku-Krimis zeigt, wie umfangreich im Argen die Aufklärung über dieses Thema in Deutschland liegt (GAj2017).

Wenn organisierte, elitäre, internationale Pädokriminalität und ritueller Satanismus in der Politik eine Rolle spielen - und wer wollte nach so und so vielen Fällen daran noch zweifeln (Epstein, Savile etc. etc pp.) - wie wollen die katholische Kirche und der Jesuitenorden in dieser Politik dann eigentlich noch Mitspieler sein, wenn sie nicht die gleichen Methoden anwenden? Wie sonst sollte es auch denkbar sein, daß die katholische Lobby immer noch so unglaublich viel Einfluß in der Politik hat? Ohne einen solchen Einfluß wäre die Psychosekte Jesuitenorden ja längst verboten worden, wäre ein Papst Joseph Ratzinger längst vor Gericht gestellt worden.

Auch ist die christliche und katholische Lobby in allen Parteien - einschließlich der AfD - außerst einflußreich, selbst in der SPD, wo es aufgrund dieser Lobby bis 2022 (!!!) keinen laizistischen Arbeitskreis geben durfte (Wiki). Für die CDU/CSU muß der Einfluß dieser Lobby ja nicht großartig belegt werden. Neuerdings ist diese Einflußnahme auch wieder durch den Youtuber Erik Ahrens thematisiert worden (GAj2025). Aus katholischer Ecke stammen Götz Kubitschek und Ellen Kositza. Karlheinz Weißmann ist von Kubitschek als der "katholischste Protestant" gekennzeichnet worden, den er je kennen gelernt habe. Über all diese Dinge ist hier auf dem Blog schon in früheren Jahren viel geschrieben worden (Schlagwort Rechtskatholisch). Und dieser Umstand ist durch Erik Ahrens einmal erneut voll bestätigt worden. Ebenso "Vordenker" wie Alain de Benoist sind als solche katholischen Einflußnehmer erkennbar geworden (GAj2015). Und auch das sind alles immer nur Spitzen von Eisbergen ....

Der katholische Hintergrund ist auch bei einem der intellektuell Fähigsten in der AfD völlig klar, nämlich bei Maximilian Krah. Dieser hat früher ausgerechnet für die Pius-Bruderschaft als Rechtsanwalt gearbeitet.

Diese Berichte Überlebender von ritueller Gewalt in der katholischen Kirche müssen jedenfalls ernst genommen werden und als ein wichtiges, fehlendes Puzzle-Teil Beachtung finden.

Am wichtigsten aber wird die moralische Einordnung all dieser Dinge sein: Keiner der Täter kann - womöglich - wirklich etwas dafür, da es sich - so wie es in den vielen Berichten beschrieben wird - um ein sich selbst perpetuierendes Terror-System handelt, in das die Täter in der Regel von der Kindheit oder von der frühen Jugend an hinein wachsen, mit Terror hinein gepeitscht worden sind oder in das sie aufgrund unglücklicher Umstände hinein verführt worden sind. Wer würde sich in solchen Kreisen wirklich "freiwillig" bewegen wollen? Wer würde "freiwillig" in solchen Kreisen agieren wollen, aus ihnen heraus handeln wollen? Diese Überlegungen setzen die sonst üblichen moralischen Beurteilungskriterien völlig außer Kraft. Im Grunde sind die Täter ja ebenso zutiefst bemitleidenswerte Sklaven wie die Opfer.

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*) Es mutet fast folgendermaßen an: Um so mehr Schwarze Pädagogik, systematische sexualisierte Gewalt, Foltern und Morden ins Geheime verlagert wurden (siehe z.B. Gilles de Rais, ca. 1405-1440), um so mehr trat damit eine Folterszene und eine Vorform von Snuff-Video in den Mittelpunkt des öffentlichen Bildprogramms der katholischen Kirche: Der "Leidensweg Christi". - - - Zur Erläuterung: Gilles de Rais (Wiki) war ein bretonischer Adliger, Heerführer und ehemaliger Kampfgefährte von Jeanne d’Arc. Nach dem Ende des Hundertjährigen Krieges zog er sich auf seine Ländereien zurück und war einer der reichsten Männer Frankreichs. Er unterhielt einen großen Hof. Die Strafverfolgung gegen ihn setzte erst ein, nachdem er einen Priester gefangen genommen hatte. Gilles de Rais ist 1440 in Nantes wegen Kindesmords, Satanismus und okkulter Praktiken verurteilt und gehängt worden. Laut den damaligen Prozessen soll er Dutzende bis Hunderte von Kindern mißbraucht und getötet haben. Mindestens ein namentlich bekannter Mittäter kam aber ungeschoren davon. Ob die Geständnisse von Gilles de Rais der Wirklichkeit entsprachen, konnte nie geklärt werden. Immerhin wurde derartiges aber für plausibel gehalten. Gut denkbar, daß er - wie auch sonst oft üblich - nur als ein Einzeltäter vorgeschoben worden ist, als ein "Sündenbock", während es eine viel umfangreichere, organisierte Tätergruppe gegeben hat, die hinter seinem Rücken im Verborgenen blieb und bis heute völlig im Dunkeln geblieben ist.
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  1. Weisfeld, Michael: Falsche Erinnerung - Doku über False Memory und sexuelle Gewalt. SWR/ARD 2023
  2. Im Namen des Teufels Rituelle Gewalt in satanistischen Sekten (Yt2013)
  3. Fobbe, Sebastian: Das Bistum und der Satanismus (Rums2023) 17.10.2023

Mittwoch, 29. Oktober 2025

"Der Zeitgeist diktiert Stillschweigen in einer sehr wichtigen Frage ..."

Die Neurobiologin Dr. Mathilda (vormals Martina) Huss
- und der Anthropologische Paradigmenwechsel seit dem Jahr 2000

Abb. 1: M. Huss um 2010 (Rg)

Dr. Mathilda (vormals Martina) Huss (Resg) ist bekannt geworden als Besitzerin der Potsdamer Adlon-Villa (Wiki), die sie 2011 mit ihrem damaligen Lebensgefährten Wilhelm Wilderink gekauft hat und die sie mit diesem gemeinsam offenbar bis heute betreibt, und wo 2023 eine Tagung stattgefunden hat, der in der Öffentlichkeit große Bedeutung zugesprochen worden ist, was dementsprechend viele Folgen nach sich gezogen hat (Wiki).

Außerdem ist bekannt geworden, daß Mathilda Huss zeitweise Lebensgefährtin des AfD-Politikers Maximilian Krah gewesen ist, mit dem zusammen sie offenbar auch ein Buch über Humangenetik und ihre Bedeutung für die Politik der heutigen Zeit hatte veröffentlichen wollen.

Vor einigen Tagen hat sie ein 3-stündiges Interview bei "Ben {ungeskriptet}" gegeben, das schon nach einem Tag 160.000 mal aufgerufen worden war (1). Dadurch wird die Aufmerksamkeit erstmals mehr auf ihre eigenen inhaltlichen Aussagen gerichtet, als nur auf ihre bislang bekannten äußeren Lebensumstände als Besitzerin einer Tagungs-Villa. 

Schon in der Titelgebung dieses Interviews stellt sich der Interviewer Ben ja im Grunde innerlich auf Seiten der Mathilda Huss: "Verfassungsschutz jagt Biologin - die verbotene Wahrheit".

Wissenschaftliche Mitarbeiterin in Cambridge bis 2014

Diese Neurobiologin Mathilda Huss jedenfalls hat 17 Jahre lang als Studentin und Mitarbeiterin am "Laboratory of Molecular Biology" an der Universität Cambridge (Wiki) gearbeitet. Am dortigen "Centre for Neuroscience in Education" (CNE) hat sie auch promoviert. Vor dieser Zeit hat sie drei Jahre in Paris studiert, davor in Freiburg und Tübingen.

Sie hat in Cambridge über den Hörprozeß von Legastheniker-Kindern geforscht. Dementsprechend war sie zwischen 2009 und 2021, soweit erkennbar, Mitautorin zahlreicher wissenschaftlicher Studien, die an diesem Institut entstanden sind (PublResg).*) 

2014 ist Mathilda Huss, so erzählt sie, nach Deutschland zurück gekommen. Sie hat aktuell zwei minderjährige Kinder.

Der dänische Intelligenz-Forscher Emil O. W. Kirkegaard (DK, X) hat längere Zeit bei ihr zur Miete gewohnt und der Youtuber Erik Ahrens (Wiki) sagt neuerdings, daß er sein eigenes "rechtes" Weltbild vor allem durch Gespräche mit Mathilde Huss und Emil Kirkegaard erworben hätte.

In einem ebenfalls im Oktober 2025 veröffentlichten Vortrag setzt sich Mathilde Huss unter anderem mit Parallelen zwischen der Hegel'schen Weltdeutung und einer denkbaren modernen naturwissenschaftlichen Weltdeutung auseinander. Sie macht sich Gedanken über die Willensfreiheit vor dem Hintergrund des modernen, naturwissenschaftlichen Weltbildes (2).

Von jenen vielfältigen Themen, die Mathilda Huss aufwirft, ist in den vergangenen Jahren vergleichsweise selten die Rede gewesen, und zwar ebenso wenig in der Mainstream-Öffentlichkeit als auch in einer politisch wie auch immer ausgerichteten alternativen Öffentlichkeit. Dabei sind das alles Themen, die für den Fortbestand von Völkern und Kulturen weltweit von größter Bedeutung sind. Dementsprechend sind diese Themen auch diesem Blog schon seit 15 Jahren wichtig.

Der Anthropologischer Paradigmenwechsel seit dem Jahr 2000

Schon im September 2024 hat Mathilde Huss als Preprint einen Aufsatz veröffentlicht mit dem Titel "Anthropologischer Paradigmenwechsel" (Resg). Unter diesem Schlagwort haben wir hier auf dem Blog schon seit 2008 Blogartikel verschlagwortet (GAj!), die diesen Paradigmenwechsel ins Auge fassen, bzw. hatten wir 2007 auch ein umfangreiches Buchprojekt zu diesem Thema vorgestellt (Resg).

Mathilda Huss ist in ihrem Denken aktuell - wie wir auf unseren Blogs - vor allem von den Forschungen rund um den "Polygenic Score" geleitet. Sie bezieht sich unter anderem auf die auch für uns wesentlichen Bücher "Blue Print" von Robert Plomin aus dem Jahr 2018 und "The Genetic Lottery" von Kathryn Paige Harden (Wiki) aus dem Jahr 2021.

In diesen Büchern sind jene naturwissenschaftlichen Erkenntnissen enthalten, die als Voraussetzung für ein modernes Menschenbild, für Kultur-, Politik- und Lebensgestaltung, sowie auch Pädagogik in Rechnung zu stellen sind (Stg2018).

Mathilda Huss bringt ihre Gedanken in Einklang mit einem offenbar ziemlich katholischen Weltbild und kulturellen Hintergrund, aus dem heraus sie nach eigenen Angaben sogar auch noch ziemlich große Probleme mit dem Protestantismus hat. (Warum sie solche abstrusen Probleme hat, ist uns noch nicht ganz klar geworden, wird aber an ihrem Katholizismus liegen ....)

In dem Interview erzählt sie auch, daß sie in ihrer Kindheit zeitweise auf dem Nachbargrundstück von Konrad Lorenz in Altenberg bei Wien gelebt hat.

Wir haben das Interview selbst noch gar nicht vollständig genug angesehen. Dieser Artikel könnte deshalb künftig noch vervollständigt werden. 

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*) Über das Jahr 2007 wird von Seiten des Instituts etwa berichtet (CNE):

Forschungstag, St. John's College, Cambridge
15.03.07 – „Rhythmus- und Leseprojekt“. Mitglieder des MRC-Projektteams hielten Vorträge vor einem geladenen Publikum von Schulleitern, Lehrkräften und Hilfspersonal, Eltern der teilnehmenden Kinder und den Kindern selbst. Professor Usha Goswami gab einen Überblick über das Projekt, während Dr. Mathilda (ehemals Martina) Huss (Abteilung für Psychologie, Universität Cambridge) und Dr. Tim Fosker erklärten, wie die verschiedenen Aufgaben entwickelt werden und welche Ergebnisse zu erwarten sind.
Research Day, St John's College, Cambridge
15/03/07 - "Rhythm and Reading Project". Members of the MRC Project Team gave presentations to an invited audience of headteachers, teachers and support staff, parents of participant children and the children themselves. Professor Usha Goswami provided a background to and overview of the project while Dr. Mathilda (formerly Martina) Huss (Department of Psychology, University of Cambridge) and Dr. Tim Fosker explain how the different tasks are developed and what outcomes might be anticipated.

2020 erinnert sich eine andere wissenschaftliche Mitarbeiterin an die Zusammenarbeit mit ihr an diesem Institut (CanadAudiologist2020).

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  1. Verfassungsschutz jagt Biologin - die verbotene Wahrheit. Interview mit Mathilda Huss, {ungeskriptet} by Ben, 543.000 Abonnenten, 162.904 Aufrufe, aufgenommen am 9.9.25, veröffentlicht am 22.10.2025 (Yt2025)
  2. Mathilda Huss: Naturwissenschaft, Gott und die Sinnfrage.  Vortrag auf dem "Thing IX" vom 10. bis 12. Oktober 2025 unter dem Leitmotto: "Die Rechte und die Religion", Videokanal des Steuerberaters Michael Dangel, 17.10.2025 (Yt2025)

Jung sein, heißt: die Welt zu heben aus den Angeln, wenn sie rosten

Ein Gedicht, das dem Bloginhaber schon seit seiner Jugendzeit (um 1985 herum) wichtig war, soll hier einmal zur Veröffentlichung gelangen. Es hat keinerlei Vergessenheit verdient.

Abb. 1: "Speerwerferin" - Skulptur des Bildhauers Ernst Seger (1868-1939) aus dem Jahr 1937, Grugapark Essen


Jung sein

Jung sein, heißt die Zukunft zwingen,
ihr bestimmte Formen geben!
Mit sich selbst muß Jugend ringen
will sie bau’n ein starkes Leben!

Jung sein, heißt: für alles Hohe,
alles Schöne, alles Freie
in sich schüren hell zur Lohe
der Begeistrung lautre Weihe!

Jung sein, heißt: mit starken Händen
fest das schwerste Schicksal packen,
alles Leiden muß sich wenden,
beugst du nicht vor ihm den Nacken!

Jung sein, heißt: des Lebens Pforten
zu umranken rot mit Rosen,
heißt: mit Tat und Flammenworten
Trost zu reichen Hoffnungslosen!

Jung sein, heißt: die Welt zu heben
aus den Angeln, wenn sie rosten,
Lust zu streuen, Glück zu geben,
alle Seligkeit zu kosten!

Jung sein, heißt: im Lebenslenze
mitzutun der Menschheit Kriege,
jeder Tag reicht neue Kränze,
neue Wunden, neue Siege!

Abschließend noch einige Worte zur Erläuterung: Es handelt sich hier um ein Gedicht des Arbeiterdichters Ludwig Lessen (1873-1943) (Wiki). Offenbar ist es erstmals veröffentlicht worden im Jahr 1924 und wäre dementsprechend ein Ausdruck des kulturellen Aufbruchgeistes der damaligen Zeit (1). Die Zeitschrift "Der Steinarbeiter" brachte 1929 Zeilen aus dem Gedicht (2). Eine Vertonung des Liedes, die nach unserer Meinung das Gedicht aber keineswegs aufwertet, ist 1934 von Ernst Lothar von Knorr (1896-1973) (Wiki) veröffentlicht worden (s. deutscheslied) (s. Yt). 

Über das Büchlein von 1924, das dieses Gedicht - wohl - enthält, finden wir die Worte (ZVAB):

Man braucht den Jahren nach kein Junger mehr sein und kann dennoch mit den Jungen fühlen und denken. Das trifft auch für den zu, der die Gedichte dieses Büchleins den jugendlichen Arbeitern als Gabe reichen möchte. Von einem, der also fühlt und denkt, wollen die Gedichte erzählen, dessen Titel einer Anfangszeile eines in dem Buche enthaltenen Liedes entnommen ist. Ludwig Lessen, eigentlich Louis Salomon, geboren: 17. 09. 1873, gestorben: 11. 02. 1943, deutscher Lyriker, Redakteur, Journalist, Herausgeber, 1933 erhielt Lessen als Jude und Sozialdemokrat Berufsverbot. Die ständigen Verfolgungen durch die Nationalsozialisten trieben ihn 1943 zum Selbstmord.

Und noch zum Vorschaubild: In Nordrhein-Westfalen sind mehrere Skulpturen des Bildhauers Ernst Seger aufgestellt (s. Kulturraum).

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  1. Ludwig Lessen: Wir wollen werben, wir wollen wecken: Gedichte für die arbeitende Jugend. Arbeiterjugend-Verlag, 1924 (42 Seiten) (GB)
  2. Der Steinarbeiter. Zeitschrift des Zentralverbandes der Steinarbeiter Deutschlands. 13.7.1929 (pdf)
  3. Adalbert Wichert: Lessen, Ludwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 335 f. (Digitalisat)
  4. Ingmar Burghardt: Jung sein, 8.5.2024 (Yt2024)

Beliebte Posts (*darunter finden sich leider selten neuere Beiträge*)

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