Dienstag, 26. November 2019

"Informationsportal Esoterik"

Wie die Evangelische Kirche seit Jahrzehnten über Elitären Satanismus nur halbherzig aufklärt

Die "Evangelische Weltanschauungszentrale" hat ein "Informationsportal Esoterik" zusammen gestellt:


Hier findet man Beiträge der EZW der letzten vierzig Jahre. Da ist - sicher - vieles dabei, was man noch nicht zur Kenntnis genommen hat. Es gibt auch die Rubrik "Satanismus" selbst, außerdem vieles damit in Zusammenhang Stehende, also Magie, Freimaurerei, Astrologie und so weiter .... Also lauter Themen, die hier auf dem Blog in früheren Jahren schon im Mittelpunkt standen.
 
Abb.: EZW-Texte
So findet sich gleich ein uns sehr interessierender "Treffer", nämlich die Erkenntnis, daß von der EZW schon im Jahr 1991 die Identität von "Frater V. D." öffentlich gemacht worden war, nämlich daß es sich dabei um Ralph Tegtmeier handeln würde (1). Das ist eine Erkenntnis, auf die wir selbst uns seit 2011 hier auf dem Blog viel zugute gehalten haben, weil das unser eigener Einstieg in diese ganze riesige Welt der Hintergrundpolitik war (2, 3 - auch viele Folgebeiträge). So kann man sich also täuschen. Auch die EZW hat über solche Dinge schon - verhalten - aufgeklärt.

Allerdings ist in dem Artikel (1) noch nicht von "E. R. Carmin" als einem der Pseudonyme von Ralph Tegtmeier die Rede. Und darüber scheint dort auch bis heute niemand aufgeklärt zu haben. Dabei läßt dieser Umstand so ungeheuer tief blicken (2, 3). Das heißt: Die EZW betreibt "Aufklärung", aber bleibt dabei fast immer "auf halbem Wege" stecken.

Auch zu der Gefahr von "Traumreisen" erschien bei der EZW schon 1988 ein Artikel (4). Die Freimaurer-Kritik der EZW ist mir immer schon als sehr "schonend" aufgefallen, was immer wieder deutlich macht, daß es offenbar doch enge Verbindungen zwischen Evangelischer Kirche und Freimaurerei gibt wie das schon dem Ehepaar Ludendorff Ende der 1920er Jahre aufgefallen war.
 

Die Saharasia-These


Auch erfährt man, daß sich der Ägyptologe Jan Assmann schon mit dem Thema Magie beschäftigt hat. Da Jan Assmann eigentlich immer lesenswert ist, dürfte es sicher sinnvoll sein, dem weiter nachzugehen. Im Zusammenhang mit dem Thema "satanistische Kontinuitäten seit der Antike bis heute" hat uns Peter Töpfer gestern auf Facebook übrigens auf die "Saharasia"-These hingewiesen, die man bezüglich dieses Themas sicher im Auge behalten kann (5, 6). Wir sind gespannt, ob Peter Töpfer dort auf unsere Antwort auch noch einmal antworten wird. Da es sich um grundlegende Themen handelt, seien unsere dortigen Gedanken dazu auch hier abschließend noch eingefügt. Peter Töpfer schrieb am 25. November 2019 als Kommentar zu einem archäogenetischen Beitrag meinerseits auf meinem Facebook-Profil (5): 
Mal eine Frage: Ist die Materie für Sie auch jenseits von Chromosomen usw. von Bedeutung, ich meine in Bezug auf Ihre direkt erfahrene und fühlbare Existenz? Kennen Sie die sog. Saharasia-These, wo diese Fragestellung (nach der Existenz) neben der Wissenschaft (Biologie, Geographie usw.) eine große Rolle spielt? 
Meine Antwort darauf: Die Saharasia-These kannte ich bislang nicht (6). Die früh- und mittelneolithischen Kulturen Europas werden ja in der Regel als eher matriarchalisch gedeutet. Ich finde die Dichtomie Matriarchat/Patriachat zu grobschlächtig. Ich finde in den Kunstdarstellungen der Bandkeramiker viel Liebenswürdiges, Liebe zu Tieren. Die Kultur in Anatolien, von denen sie abstammen, hat diesbezüglich viel mehr "Großes", "Einschüchterndes" aufzuweisen, "große Gottheiten", einschüchternde.

Also ich sehe viele Hinweise darauf, daß despotische Herrschaftsformen den Übergang zum Ackerbau im Vorderen Orient erleichtert oder überhaupt erst ermöglicht haben, jedenfalls mit ihm parallel gehen, und daß dieser Geist sich aber - vielleicht aufgrund von anderer Muttersprache - im Frühneolithikum Mitteleuropas nicht mehr findet (trotz ähnlicher Gene). Auch nicht in der Trichterbecherkultur des westlichen Ostseeraumes.

Die Frage, ob die Indogermanen als gewalttätig, despotisch anzusehen sein sollten, ist für mich noch nicht abschließend entschieden. Ich finde, wenn wir eine Antwort auf diese Frage suchen, ist es notwendig, sich tief in den Geist und die Welt der "Ilias" von Homer hinein zu denken, und damit insgesamt in den Geist der indogermanischen europäischen Bronzezeit. Ich denke, daß das - so wie in der Ilias - ein sehr hochherziger, sehr edler Geist war, der - zum Beispiel - auch mit großer Frauenhochachtung einherging, so daß sogar "Frauenraub" - wie ich denke - nicht zwangsläufig traumatisch hatte sein müssen. Starke Seelen weisen viel größere Resilienz auf gegenüber traumatischen Ereignissen. Traumatisierungen sind in despotischen Gesellschaften, wo Seelen knechtisch gehalten werden, klein gehalten werden, viel einschneidender. Das sind aber nur ganz vorläufige Überlegungen meinerseits derzeit zu diesem Thema, Überlegungen übrigens, die ich hier zum ersten mal niederschreibe.

Sexualverneinung übrigens kommt meines Erachtens erst nach 500 v. Ztr. in die Welt mit der Entstehung und Ausbreitung des Monotheismus. Es war das eine klare Gegenbewegung zur der großen vollen Lebensbejahung, die die damaligen Juden rund um sich herum in der strahlenden hellenistischen Welt erlebten. (Weil sie beim Nacktturnen nicht als Juden erkannt werden wollten, ließen sich damals viele Juden die Vorhaut wieder annähen - nur als ein Hinweis auf den Anpassungsdruck, der damals von der freien griechischen Welt sogar auf das Judentum ausging.)
 
Zum Beispiel in der Kultur Babylons (Gilgamesch-Epos) sehe ich keinerlei gebrochenes Verhältnis zur Sexualität, ebensowenig in der antiken Kultur Ägyptens. Ich denke, daß diese Verneinung von Sexualität erst etwas sehr Spätes in der Menschheitsgeschichte ist.
 
Und Kindesmißbrauch ist wieder ein anderes Thema, das ich vor Jahren einmal mit dem Religionswissenschaftler Michael Blume sehr intensiv auf seinem inzwischen aus dem Netz genommenen Blog "Religionswissenschaft aus Freude" erörtert habe. (Bedauerlich, daß ich auf die damaligen Erörterungen nicht mehr zugreifen kann.) Die Karthager kannten Kinderopfer, ohne Frage. Und so ist es auch naheliegend, daß das bei den antiken Juden möglich war - wie es in einigen historischen Berichten heißt. Aber wie man sich von dort aus die Geschichte ritueller Folterungen und Morde an Kindern bis heute vorstellen soll, "rekonstruieren" soll, das weiß ich vorderhand nicht zu sagen. 
 
Mit all dem will ich sagen, daß mir in der Saharasia-These die eine oder andere Grundwahrheit enthalten zu sein scheint, daß mir aber auf den ersten Blick bei ihr auch zu viel zu undifferenziert durcheinander geworfen wird. Sie erscheint mir insgesamt als zu pauschalisierend. Aber sie ist mit wesentlichen geistesgeschichtlichen, mentalitätsgeschichtlichen Fragestellungen beschäftigt, ja.
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  1. https://www.ezw-berlin.de/downloads_informationsportale/e_mdezw_1991_05_144-150.pdf
  2. https://studgenpol.blogspot.com/2010/12/e-r-carmin-das-schwarze-reich.html
  3. https://studgenpol.blogspot.com/2011/01/zombifizierung-der-politik-durch.html
  4. https://www.ezw-berlin.de/downloads_informationsportale/e_mdezw_1988_09_250-260.pdf
  5. https://www.facebook.com/ingo.bading/posts/2828877283812753
  6. https://de.wikipedia.org/wiki/James_DeMeo

Mittwoch, 25. September 2019

Ernst Jünger - Er schwelgte in der "Schönheit des Untergangs" Europas

- Und ihn entzückte "in hoher Ordnung konzentrierte Macht"

[Mitautoren dieses Beitrages: Daniel Hermsdorf, Frieder.] Ein fleißiger Blogleser (Frieder) ist auf eine Antrittsvorlesung aus dem Jahr 2009 über den Roman "Gläserne Bienen" von Ernst Jünger aus dem Jahr 1957 gestoßen (1). Und Frieder sieht, so schreibt er uns, Verknüpfungen dieses Buches
"mit den neuesten Erkenntnissen und Themen. Ich dachte da an Transhumanismus, Koevolution von Mensch und Maschine, Bienensterben, Massensuggestionen."
Abb: Jevgenij Kulikov (Bildhauer): Ernst Jünger, 1994
Fotograf: Hoibo [CC BY-SA 4.0]
über Wikimedia Commons
Da werden ja gleich viele Themen zusammen gewürfelt. Folgt man der genannten Antrittsvorlesung, kommt der Roman - typisch für Ernst Jünger - geistreich-hohl daher. Es wird seitenweise geistreich-hohl geschwätzt und alles, was diesen Roman "interessant" macht, ist - typisch für Jünger - nur der Umstand, daß er als "Eingeweihter" in Logen und Priesterorden über viel Hintergrundpolitikwissen und über die Methoden der Steuerung von Politik und Wirtschaft durch Hintergrundmächte verfügt.

Wenn man sich mit dem Leben sozialer Insekten beschäftigen möchte auf heutigem Kenntnisstand, dann lese man meinen Blog "Studium generale" (zuletzt: Monogamie und genetische Verwandtschaft als Wurzel allen komplex-sozialen Lebens auf der Erde), lese man Lehrbücher oder einführende Bücher zur Soziobiologie oder Verhaltenswissenschaft. Alle Bücher von Konrad Lorenz sind diesbezüglich ein Muß. Echte Naturwissenschaft ist um so vieles "lebendiger" und unvorhersehbarer als dieses geistreich-hohle Geschwätz eines Ernst Jünger und solcher Leute, die dieses Geschwätz für geistreich halten können. Jünger war nie echter Naturwissenschaftler, er war seelisch toter "Logen-Automat".

Jüngers Roman ist deshalb - wie fast jeder Zukunftsroman - vor allem Gegenwartsbeschreibung des Jahres seines Entstehens, also hier des Jahres 1957. So wie der Roman "1984" das Jahr 1948 sehr gültig beschrieben hat, worauf schon vor Jahrzehnten unter anderem von dem Orwell-Biographen Schröder hingewiesen worden ist, und worauf ich auch in meiner Magisterarbeit hingewiesen habe. Als Gegenwarts-Beschreibung des Jahres 1957 darf man aus Jüngers Roman etwa die Aussage nehmen (auch nachdem man Regina Igels "Terrorjahre" über dieselbe Zeit gelesen hat) (1):
Die Akten über "jeden der in den Zapparoni-Werken Beschäftigten" waren lang und gingen ins Detail.
Na wunderbar! So haben es doch schnöselige Eingeweihte am Liebsten, seelenlose, seelenarme vor allem. Das dulden sie doch, glorifizieren sie doch, analysieren sie doch "geistreich" - anstatt es zu kritisieren und infrage zu stellen. Ähnlich hat das doch schon Hermann Hesse in den "Morgenlandfahrern" getan. Ernst Jünger und Hermann Hesse sind zwei der bekanntesten deutschsprachigen Logen-Autoren und faszinierte Glorifizierer und Propagandisten von Männerorden, beide hier auf dem Blog diesbezüglich schon sehr gründlich analysiert. Die Firmenleitung des Romans von Jünger befindet sich - wieder einmal typisch für einen Jünger wie für einen Hesse - in einem umgebauten Zisterzienserkloster. Und dann auch das wieder typisch für Jünger (1, S. 15):
Am  Ende  seiner  Betrachtung  des  "Systems  der  Anlage"  steht  allerdings  eine  ästhetische  Beurteilung  des  Schwarms,  keine  "technische":  "Vielleicht  war  es  im  tiefsten  Grunde  die  tänzerische  Kraft  des  Anblicks,  die  mich  entzückte,  in  hoher  Ordnung  konzentrierte  Macht."
Hier redet Ernst Jünger - OFFENSICHTLICH - nicht mit Interessen eines Naturwissenschaftlers. Ein Bienenschwarm hat nicht die Macht, von der Ernst Jünger hier "fasziniert" ist. Ernst Jünger ist von ganz anderen Dingen "fasziniert". Man lasse sich doch solche Worte auf der Zunge zergehen, ihn entzückte "in hoher Ordnung konzentrierte Macht". Darum geht es doch in allen seinen Romanen - in letzter Instanz. Und so nun also auch hier in seinem Roman "Gläserne Bienen". Seelentote Menschen funktionieren wie Automaten. Und sie können auch immer nur das gleiche wiederholen, es bleibt das gleiche, auch wenn ihnen als begabte Schriftsteller viele "geistreiche" Worte dafür zur Verfügung stehen. Und weil sie selbst Automaten sind, reden sie auch gerne über Automaten und sehen alle anderen als Automaten an. Frieder schrieb mir im Zusammenhang seines Hinweises:
Lieber Ingo, ich schreibe gerade Artikel über (meist) vergessene Autoren aus der Zeit des 1. WK. (...) Nun möchte ich mir Ernst Jünger vornehmen. Dazu hast Du doch bestimmt schon was geschrieben: Seine "Gläserne Bienen" von 1957 drehen sich um Nanoroboter und Unterhaltungsindustrie. Ich wollte das Buch verknüpfen mit den neuesten Erkenntnissen und Thesen. Dachte da an Transhumanismus, Koevolution von Mensch und Maschine, Bienensterben, Massensuggestionen.
In der Antrittsvorlesung (1) würde ausgeführt, so Frieder,
dass Jünger die Schwarmintelligenz noch nicht dezentral gesehen hat wie schon vor ihm Stapledon. (...) Ich habe die Möglichkeit des Dezentralisierens noch gar nicht richtig verstanden und denke mir deshalb konspirologisch: Wollen sie damit ablenken von den Dunkelmächten, die oben in der Hackordnung stehen?
Ich möchte im flüchtigen Lesen der Antrittsvorlesung sehr wohl meinen, daß auch Jünger schon gesehen hat, daß "dezentrale" Steuerung der Idealfall - für Hintergrundmächte wie für Staaten insgesamt - ist. Um so selbstständiger und mit um so geringerer Steuerung die "fleißigen Bienen", die "Arbeiter" den Honig für die Hintergrundmächte sammeln, um so besser, oder nicht? Warum sollen das Logen-Autoren wie Ernst Jünger 1957 anders gesehen haben als das die Hintergrundmächte heute sehen. 1989 haben die Maurer "die Mauer" eingerissen, weil sie die starke zentrale Steuerung satt waren und gesehen haben, daß sie kontraproduktiv ist. Ich finde diese Frage insgesamt - zumindest aus konspirologischer Sicht - nicht so bedeutsam. Aus anthropologischer und geschichtlicher Sicht allerdings ist sie sehr bedeutsam. Es wäre hier zu thematisieren der von Hegel/Hölderlin so benannte weltgeschichtliche Weg im Bewußtsein der Freiheit von despotischen Herrschaftsformen des Orients (die schon im Vorkeramikum angetroffen werden können) zu freiheitlichen Herrschaftsformen Nordeuropas.

Ernst Jünger auf Seiten der Vorsehung


Ich antwortete Frieder aber zunächst einmal auf seine Zuschrift:

Hallo Frieder,

das letzte, was ich über Ernst Jünger geschrieben habe, war das hier:

Vorher schon das hier:

Außerdem taucht er im Freundeskreis von Friedrich Hielscher auf, mit dem ich mich auch gründlicher beschäftigt habe:

Mir ist der Hochgradfreimaurer Ernst Jünger - wie man an diesen Beiträgen sehen kann - zutiefst unsympathisch. So ähnlich ging es Erich Ludendorff schon 1926, worauf ich auch irgendwann stieß: 

Ich habe noch nie etwas gelesen von diesem Ernst Jünger, was mich - trotz des Unsympathischen - irgendwie positiv berührt hätte (wie ich das etwa - trotz allem - über den Satanisten Hermann Hesse sagen könnte). Das ist Nihilismus und schönseliges Eliten-Geschwätz und Salonbolschewismus in Reinkultur bei diesem Ernst Jünger und seinem ganzen Freundeskreis und Frauentauschkreis. Auch der Tod seines Sohnes am Ende des Zweiten Weltkrieges und wie Ernst Jünger darüber spricht kommt mir hochgradig "merkwürdig" vor. Sein Sekretär Armin Mohler paßt auch in alles hervorragend hinein. Nein, das sind alles Hochgradfreimaurer, Jesuiten und Satanisten, Eingeweihte, Mitwisser, Mittäter, nichts anderes. Aber ohne allen "Geist". 

Die mir selbst wichtigsten vergessenen Autoren des Ersten Weltkrieges sind: Walter Flex, der damalige Bestseller "Kriegsbriefe gefallener Studenten", viele Kriegsdichter, Bogislaw von Selchow, Agnes Miegel, später Josef Weinheber, die Lebenserinnerungen von Mathilde Ludendorff. Hm, ich habe sicher noch viele wichtige Namen vergessen (Heinrich Lersch ...). Rommels Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg lesen sich toll, Karl Springenschmid ("Costabella, Berg meiner Jugend"), Edwin Erich Dwinger natürlich.

Wo Du da sonst noch alles gedanklich gerade herumspringst zwischen Bienen und Transhumanismus. Über Transhumanismus wird mir zu viel gefaselt, ohne daß man vorher gründlich Evolution und Humanevolution studiert hätte. Ohne solche Grundlagen kann nichts Vernünftiges dabei herauskommen. Erst aus einem gründlichen Studium dessen wie wir GEWORDEN sind, können Schlußfolgerungen abgeleitet werden, wie es wohl künftig weiter gehen könnte mit der Intelligenz-Evolution.  Außerdem sollte man dabei im Auge behalten, daß es nicht der Sinn des Menschenlebens und der Geschichte und Evolution ist, intelligent zu sein, sondern Gott zu erleben. Daraus ergeben sich dann ganz andere Schwerpunkte der Sichtweise. Wir sind unfähig gemacht worden, sinnvoll über Gotterleben zu reden, darin liegt unsere ganze moralische Schwäche.

Da ich meine Antwort CC auch an Daniel Hermsdorf gesendet hatte, schrieb dieser:
Ich mische mich da nur mal kurz ein. Ein Problem, das ich mit Deiner Perspektive habe, ist, dass Du "Freimaurer" als erweiterten Begriff verwendest, soweit ich sehe. Als Google-Ergebnis zu Jünger dazu findest Du als Erstes ... Dich selbst. Du solltest vielleicht besser die in der Literatur gängige Variante "Maurer ohne Schurz" verwenden, wenn Du mich fragst. Man sollte da möglichst genau sein - denn wenn die Gegenseite solche Merkwürdigkeiten und 'Fehler' entdeckt, vermeint sie in der Regel, die Diskussion gleich wieder abbrechen zu können. (Ob das die Lösung ist, sage ich damit auch noch nicht. Du identifizierst ein solches Denken mit "Freimaurern". Kann es, abgesehen von persönlichen Umfeldern und deren Verbindungen, nicht auch das eines Einzelgängers und Freidenkers in seinem Sinne gewesen sein? Das ist ja noch kein Verbot für eine Kritik daran.)  Allgemein habe ich mir immer gedacht, dass Herrn Jüngers Schreibe eine gänzlich andere gewesen sein dürfte, wenn er z.B. im Krieg ein Bein verloren hätte. Vor dem Hintergrund sehe ich solche Haltungen, die in der Geschichte vermeintlich so marmorn vor uns stehen. Jüngers archaische und (ich sage mal verkürzt:) materialistische Weltsicht hat, neben einem geschliffenen Stil, schon ein paar höchst relevante und hellsichtige Texte hervorgebracht, soweit mir bekannt - ich meine etwa den "Arbeiter". Manche Diagnosen zum Technikgebrauch kenne ich aus dieser Zeit nirgendwo anders her. Was Frieder hier anspricht, wirkt deshalb auch nicht abwegig auf mich. Jünger hat Einiges vorausgedacht, was Staunen macht, wie man es von Orwell oder Huxley auch sagen kann. 
Nun darauf habe ich jetzt schon einleitend einiges gesagt. Siehe auch noch eine andere Antwort in einer Anmerkung.*) In unmittelbarer Antwort schrieb ich an Daniel und Frieder unter anderem:

Bei der Schilderung seiner "Mauretanier" (die natürlich gaaaaaar nichts mit "Maurern" zu tun haben), hat Ernst Jünger nun wirklich mit einem fetten Zaunpfahl gewunken. Wenn ich es recht verstanden habe, war der Zaunpfahl für das Jahr 1939 so fett und dick, daß er erstens in dem Roman sagen mußte, daß er und sein Bruder schon seit Ende der 1920er Jahre ihre Mitgliedschaft im Orden der Mauretanier ruhen gelassen hätten (was - bekanntlich - Nonsense und eine billige Schutzbehauptung ist) und daß natürlich auch diese Schutzbehauptung nicht half, daß es Bestrebungen gab, die Veröffentlichung des Romans zu verhindern. Im Roman ist ja ausdrücklich von den Labyrinthen der Männerorden die Rede. Was soll denn das anderes sein als die Freimaurerei? Verwundern tut es mich ALLERDINGS, daß ich immer noch der einzige bin, der den Jünger frank und frei einen Freimaurer nennt. Aber der Jünger hat eben so seine Fürsprecher und Beschützer allerorten noch heute ebenso wie der Karl Haushofer. Man muß halt verstehen wie Eliten-Kontinuität funktioniert und daß die noch heute allerorten "ihre Leut" schützen. Auch bei Hermann Hesse ist das ja spürbar. Es soll immer das gleiche sein: Jeder, der Bescheid wissen WILL, soll Bescheid wissen - aber das naive, blöde Volk soll weiterhin nichts über all diese Katakomben im politischen und geistigen Leben ahnen.

Bei Hermann Hesse liegt ja alles sehr ähnlich. Auch bei ihm ist mir nicht bekannt, daß offiziell gesagt würde, er wäre Freimaurer. Dennoch handeln alle seine größeren Romane von Männerbünden und Priesterkasten, verherrlichen sie.  Hier gilt es eben, für die Literaturwissenschaft ein ganz neues Forschungsfeld zu eröffnen. Sollte mich wundern, wenn das noch kein alter Hut sein sollte.

"Das Vernichtet-Werden der Völker als Voraussetzung einer neuen und höheren Schöpfung"


Toll aber, was darauf dann noch der Frieder geschrieben hat - und um dessentwillen vor allem habe ich diesen Blogartikel zusammen gestellt:
Lieber Ingo,
vielen Dank für das geistige Futter. Zwischenfazit der ersten Lektüre zu den Marmorklippen: Der Maurer-Zaunpfahl ist wahrlich dick. Viele Indizien sprechen dafür: Erstens, dass es sonst in den Interpretationen unerwähnt bleibt. Dann der gegenseitige Schutz: Adolf Hitler hält persönlich Goebbels gegen ihn zurück, dafür macht er bei keinen Attentaten mit. Der Genuß an der Feuerzerstörung, also des "Ganzbrand-Opfers" der Großen Marina (Germania): „Das Schauspiel dehnte sich in fürchterlicher Stille aus […] Von allen Schrecken der Vernichtung stieg zu den Marmorklippen einzig der goldene Schimmer empor. So flammen ferne Welten zur Lust der Augen in der Schönheit des Untergangs auf" bei gleichzeitigem Hochhalten guter Werte, je nach Epoche passend. U.v., von Dir gezeigt.
Wenn er einen Mix aus Hitler und Stalin darstellen hätte wollen, um das Totalitäre an sich zu zeigen, hätte er doch risikolos Stalin zeichnen können mit Merkmalen von Hitler, was viele russische antikommunistische Autoren umgekehrt mit Hitler machten, um zu zeigen, dass der gemeinsame Nenner eine Art Nationalbolschewismus war. Wozu dann das eigene Eingeweihtsein in die Hintergrundmächte präsentieren? Eben weil er wusste, dass ihm daraus kein Strick gedreht werden würde, womit die ungebrochene Macht der Hintergrundstrukturen besungen wird.  Aus einer 1981-Interpretation: "Die ethische Problematik der Erzählung liegt darin, dass sie das Vernichten-Wollen kritisiert, aber das Vernichtet-Werden ästhetisch verbrämt und als Voraussetzung einer neuen und höheren Schöpfung feiert." Ohne Bezug zu den Maurern ist das eine ethische Problematik, also irgendwie komisch, mit Bezug ist das konsequent.
LG Frieder
Da hat Frieder noch einmal eindrucksvoll Dinge auf den Punkt gebracht. Das scheint uns fast zu den Schilderungen von dem Hans Bernd Gisevius zu passen über den Reichstagsbrand, die sich über viele Seiten seines Buches hinweg ziehen, und die sich lesen wie Begeisterung über ein großes satanistisches Ereignis. Und eigentlich noch besser passen diese Dinge zu Ernst Jüngers Freund Friedrich Hielscher, der schon 1931 voller Entzücken war über die "kommende Vernichtung".

Spiegelt sich in der Erzählung eher die Stimmung des Jahres 1931 wieder?


Ergänzung 22.10.2019: Beim wiederholten Lesen kann einem erst auffallen, daß in dem von uns Erarbeiteten zu dem Roman "Auf den Mamorklippen" von Ernst Jünger noch gar nicht berücksichtigt ist, daß Ernst Jünger und sein Freundeskreis (Friedrich Hielscher und andere) ja schon Ende der 1920er Jahre zu jenen innerhalb der deutschen rechtskonservativen Kreise gehörten, die sich auf den für 1932 anvisierten Zweiten Weltkrieg sehr konkret vorbereitet haben. Es ist deshalb gut denkbar, daß die damalige gedankliche Vorbereitung auf das Jahr 1932 viel dazu beigetragen hat, daß dieser Roman zehn Jahre später in der Weise erschienen ist wie er eben erschienen ist.

Erich Ludendorff hatte diesen damals für 1932 anvisierten Weltkrieg dadurch "zerredet", daß er in seiner weit verbreiteten und in viele Weltsprachen übersetzten Schrift "Weltkrieg droht auf Deutschem Boden" (1930) den Verlauf dieses für 1932 anvisierten Krieges und die Zerstörung und Bolschewisierung Ostdeutschlands bis zur Elbe schon sehr genau voraus gesagt hat. Er kritisierte damals öffentlich die "hirnverbrannte nationalsozialistische Außenpolitik", die glaubte, mit der unbewaffneten und militärisch nicht ausgebildeten "SA-Armee" und im Bündnis mit den rechtskonservativen Stahlhelm-"Einheiten" gegen die hoch gerüsteten europäischen Militärmächte antreten zu wollen. Vermutlich läßt sich aufzeigen, daß die Stimmung in dem Roman "Auf den Mamorklippen" auch sehr von diesen Erörterungen Anfang der 1930er Jahre mitgeprägt sind, in denen schon damals die Neuen Nationalisten im Bündnis mit der NSDAP sich für einen Weltkrieg auf deutschem Boden im Jahr 1932 vorbereiteten.

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*) [26.9.2019]: Ein Leser schreibt noch zu den von Daniel geäußerten Worten ("Allgemein habe ich mir immer gedacht, daß Herrn Jüngers Schreibe eine gänzlich andere gewesen sein dürfte, wenn er z.B. im Krieg ein Bein verloren hätte. Vor dem Hintergrund sehe ich solche Haltungen, die in der Geschichte vermeintlich so marmorn vor uns stehen"):
Jemand hat mir das Buch "Konzert für die linke Hand" von Lea Singer geschenkt. Dort verliert der Protagonist Paul Wittgenstein im Ersten Weltkrieg den rechten Arm und wird trotzdem ein Klaviervirtuose. Ein bemerkenswertes Stück über die gesellschaftlichen Zustände und Strömungen in Wien und Österreich vor und nach dem Ersten Weltkrieg.
Allgemein ist das Thema Körperbehinderung ja behandelt im ersten Abschnitt von Peter Sloterdijks Buch "Du mußt dein Leben ändern". Und gut, zu diesen Worten von Daniel hatte bislang nichts gesagt, glaube aber nicht, daß sie den Kern treffen. Der Friedrich Hielscher war gar kein Kriegsteilnehmer und hat genauso geredet, Hermann Hesse war Krankenpfleger und so weiter. Aber ich  möchte diesen Hinweis von meiner Seite aus dann doch noch ergänzen mit dem Hinweis auf den - wie ich finde - sehr wertvollen, gehaltvollen, zukunftsweisenden deutschen Schriftsteller Friedrich Franz von Unruh (1893-1986) (Wiki). Er ist der Bruder des expressionistischen Schriftsteller Fritz von Unruh und des Ludendorff-Mitarbeiters Karl von Unruh. Auch Friedrich Franz von Unruh ist ein vergessener Autor aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Auch er hat einen Arm im Krieg verloren. Und wie er zu diesem überaus wertvollen, gehaltvollen Schriftsteller wurde, das schildert er in dem autobiographischen Büchlein "Der innere Befehl", das von dem gleichen inneren Befehl handelt, dem viele Angehörige der damaligen Frontgeneration gefolgt sind. Gerade deshalb ja ist die Literatur während und nach dem Ersten Weltkrieg so reich.
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  1. Niels Werber: Formen des Schwärmens. Ernst Jünger, Olaf Stapledon. Antrittsvorlesung Siegen, 8. Juli 2009, https://blogs.uni-siegen.de/nielswerber/files/2017/06/Formen-des-Schwaermens_lang.pdf
  2. Bading, Ingo: Erich Ludendorffs militärwissenschaftliche Schriften über einen neuen Krieg (1930 bis 1937), https://studiengruppe.blogspot.com/2016/04/erich-ludendorffs-militarwissenschaftli.html

Freitag, 13. September 2019

"Tötet den deutschen Adler!"

Kriegsziel seit 100 Jahren

Die an der Universität von Chicago seit 1929 herausgegebene, der europäischen, neuzeitlichen Geschichte gewidmete Fachzeitschrift "The Journal of Modern History" erinnert auf ihrem aktuellen Umschlagbild einmal erneut an eine Karrikatur aus den Anfangsmonaten des Ersten Weltkrieges (1, 2) (Abb. 1). Mit ihr soll an das Rahmenthema dieser Ausgabe erinnert werden: "Staatliche Gewaltausbrüche im Europa des 20. Jahrhunderts"*).

Abb. 1: "Kill that Eagle" (1914) - Gezeichnet von John Henry Amschewitz (Herkunft: Wikip.)

Die ausgewählte, recht eindrucksvolle Karte ist - offensichtlich im August 1914 - in England gezeichnet worden von dem damals 32-jährigen Rabbinersohn John Henry Amschewitz (1882-1942) (Geni). Den heutigen Herausgebern der Zeitschrift, die offensichtlich zum Teil ebenfalls jüdischer Herkunft sind, wird die jüdische Herkunft dieses Karikaturisten sicher bewußt sein. Amschewitz ging später nach Südafrika. Er wird gekennzeichnet als (Barronmaps):
Ein bekannter, in England geborener jüdischer Künstler, satirischer Kartenzeichner, Laienschauspieler und südafrikanischer Zeitungskarrikaturist.
Freund und Mentor von Amschewitz war - vermittelt von den Müttern beider - der ebenfalls aus einer jüdisch-russischen Emigrantenfamilie stammende britische Künstler Isaac Rosenberg (1890-1918) (Wiki). Dieser ist 1918 im Ersten Weltkrieg - für England - gefallen (s. Google Bücher). Für einen in England geborenen Künstler zeigt Amschewitz in dieser Karrikatur aus dem August 1914 eine ziemliche große innere Distanz gegenüber den damaligen Kriegsanliegen Englands auf, wenn er diese bezeichnet als "Business as usual". Seine Karte ist schon zur Jahreswende 1914/15 in Deutschland nachgedruckt worden mit der Erläuterung (3):
"Ein Dokument der Perfidität Albions bildet diese satirische Europakarte. Während der Deutsche Gut und Blut fürs Vaterland einsetzt, betrachtet England den Krieg nur als Geschäft, indem es lächelnd sagt: 'Business as usual' (Geschäft wie gewöhnlich.)"
Weiterhin macht die Karte insbesondere die Kriegsanliegen Österreich-Ungarns lächerlich. Wir erhalten die Erläuterung (4):
"Diese Karte zeigt Österreich-Ungarn im Zentrum, dargestellt als die tragische Hanswurst-Figur Pierrot der europäischen Pantomime, der ewig nach unerwiderter Liebe schmachtet.
Das ist - zumindest aus heutiger Sicht - eine mehr als sonderbare Wahrnehmung der Vielvölker-Monarchie Österreich-Ungarn. War sie tatsächlich nur noch eine hilflose, traurige Figur im Spiel der Weltgeschichte? Aus Sicht des Rabbinersohnes Amschewitz offensichtlich schon. Weiter wird uns erläutert (4):
Großbritannien wird dargestellt als ein Mann, dessen Arme schon von früheren Konflikten blutig sind. (...) Er sieht die Situation als 'das gewöhnliche Geschäft' an. Italien wird als Opernsänger dargestellt mit dem Liedtext 'Du hast mich verliebt gemacht in dich. Aber nie war das mein Wunsch gewesen.'"
(Italien war zwar mit Deutschland verbündet, wollte aber von dieser vormaligen "Liebe" bei Kriegsausbruch nichts mehr wissen.) Das Ottomanische Reich wird - trotz seiner Furcht - von den Deutschen in die Schlacht getragen. Aus den kleineren europäischen Staaten wird mit Operngläsern auf dieses Szenario geblickt. Man ist noch nicht ganz heraus aus dem Modus der wohlgefälligen Opern-Atmosphäre der Zeit von vor 1914. Man ist fast noch im Reich des Traumes.

Übrigens entsteht nicht der Eindruck, daß der Künstler der Karrikatur, die offensichtlich noch im August 1914 entstanden ist, die Erwartung hatte, daß der hier dargestellte, ausgebrochene Krieg etwa durch einen schnellen deutschen oder russischen Sieg bald beendet sein könnte, was ja sowohl an der Ost- wie an der Westfront Deutschlands damals leicht hätte möglich sein können. Die Zuschauer stellen sich eher stimmungsmäßig auf eine vielstündige Oper ein ... So offensichtlich auch die Stimmung des Amschewitz im August 1914.

Später, 1930, hat Amschewitz auch eine Ausgabe religiöser Texte des Judentums illustriert ("The Passover Hagadah", s. ZVAB). 

Hitlers taktische Erwägungen in "Mein Kampf"


In dieser Folge des "Journal of Modern History" werden Hitlers taktische Erwägungen in "Mein Kampf" von Seiten eines deutschen Historikers untersucht (7). Taktische Erwägungen unter anderem dahingehend, sich nicht gegen die katholische Kirche zu stellen wie dies zuvor die Schönerer-Bewegung in Österreich getan hatte. Dies waren Ausführungen, die sich damals - 1925 - vor allem - unausgesprochen - mit den Zielsetzungen von Erich Ludendorff und den damaligen Völkischen Norddeutschlands auseinandersetzten. Außerdem findet sich in dieser Folge eine Besprechung des Buches "Hitler’s Monsters - A Supernatural History of the Third Reich" von Eric Kurlander (9). Ein schnelles Querlesen der Besprechung läßt nicht erkennen, daß fundamental Neues in diesem Buch enthalten sein könnte. Aber das Buch läßt sich sicher gut parallel setzen zu unserer eigenen Buchveröffentlichung zu diesem Thema - Okkultgeschichte des Dritten Reiches - das als ein einigermaßen unerschöpfliches benannt werden muß (10). Eric Kurlander scheint die Dinge nicht sehr unähnlich zu der in unserer eigenen Bucherveröffentlichung wahrzunehmen. Ein weiterer Aufsatz in dieser Ausgabe, die "Staatlichen Gewaltausbrüchen im Europa des 20. Jahrhundert" gewidmet ist, behandelt "Die drei Gesichter von Freud" (!!!) (6).

Das ist eine gute Gelgenheit, daran zu erinnern, mit welchen klassischen Worten auf Wikipedia Sloderdijk's zentrales Buch "Zorn und Zeit" schon seit Jahren zusammen gefaßt wird (5):
"Sloterdijk zeigt auf, daß eine produktive Form des Zorns zunächst durch das Christentum und dann durch die Psychoanalyse unterdrückt worden ist."**)
Man hat zwar nicht in Erinnerung, daß Sloterdijk das selbst irgendwo tatsächlich so zugespitzt und deutlich gesagt hat. Aber man kann sicher sagen, daß solche Gedanken im Hintergrund seines Buches stehen. Und besser auf den Punkt gebracht werden können die letzten 2000 Jahre Weltgeschichte, gestaltet nach jüdischen, gruppenevolutionären Strategien wohl nicht so leicht.***) In dem Aufsatz wird nun von Vorgängen im Jahr 1994 berichtet, als eine große, unkritische Freud-Ausstellung in Washington D.C. angekündigt worden war (6):
"A leading Freud critic, Peter J. Swales, a dogged independent researcher and self-proclaimed provocateur, gathered forty-two signatures (later fifty) on a petition insisting, among other demands, that the exhibit include “the full spectrum of informed opinion about the status of Freud’s contribution to intellectual history” (...) And open warfare, aimed at destroying institutions and reputations, if not lives, is what followed."
Also 1994 brach ein Krieg aus, an dessen Ende nicht der deutsche Adler getötet worden war, sondern die Psychoanalyse von Sigmund Freud. Im selben Jahr 1994 erschienen ebenfalls in den USA erstens "The Bell Curve" von Charles Murray und zweitens "A People that shall dwell alone" von Kevin MacDonald. Aber wer von den Deutschen hat etwas diesem wesentlichen geistigen Ringen mitbekommen? Und doch gestaltete es die geistige Landschaft des Erdballs grundlegend um. Nun werden also in dem genannten Aufsatz drei neu erschienene Biographien über Sigmund Freud sehr ausführlich erörtert. Das Resümee nach fast hundert Seiten ist vernichtend (6):
"The hold of some of Freud’s most famous theories, and even more his personal authority, have been seriously weakened where they have not entirely dissipated, even among analysts. In its fundamental ways of theorizing psychology generally, and sex and gender in particular, his era is not ours. Within psychoanalysis, Freud’s metapsychology is dead, mentioned if at all only to be dismissed. Freud’s female psychology (...) diagnosed from contemporary feminist perspectives as cultural pathology. Freud himself is now seen as flawed morally and psychologically and very much a figure of his time. A half century of feminist criticism and research on Freud’s life have done their work; he will never again be the larger than life culture hero he once was, even for his advocates."
In einer geisteswissenschaftlichen Zeitschrift wie "The Journal of Modern History" scheinen das ja noch neue Nachrichten zu sein (ähm, räusper). Zu fragen bliebe dann doch eigentlich nur noch, mit welcher modernen, evolutionären Psychologie zu der produktiven Form des Zornes der heidnischen Antike zurückgekehrt werden kann. Vielleicht wollten die Herausgeber der Zeitschrift ja mit der Auswahl des Umschlagbildes einen Hinweis geben, einen Hinweis darauf, daß der zu tötende deutsche Adler diesen gesunden Zorn spätestens seit 1914 verkörpert.

Ob dieser deutsche Adler noch lebendig ist?

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*) "European State Violence in the Twentieth Century"
**) "Sloterdijk argues that a productive form of rage has been suppressed by first Christianity and then psychoanalysis."
***) In dem Zusammenhang stoßen wir gerade auch auf eine Stellungnahme des oft gepriesenen Slavoj Žižek zu Kevin MacDonald (8). Von dieser sollte man wissen, ist sie doch außerordentlich lesenswert und lehrreich. Sie spricht von einer "neuen Barbarei", die sich in den geistesgeschichtlichen Einordnungen von Kevin MacDonald widerspiegeln würde. Es würde sich in ihnen widerspiegeln die "Selbstzerstörung der Vernunft", das "Gegenteil einer hochreflexiven, selbstironischen Haltung". Žižek weiter: "Kein Wunder, daß man sich beim Lesen von Autoren wie MacDonald oft nicht entscheiden kann, ob man eine Satire liest oder eine 'ernsthafte' Argumentationslinie". Kevin MacDonald ordnet er aus altmarxistischer Sicht den "bürgerlichen Irrationalen" zu. Nun denn, dann dürfte damit zu Kevin MacDonald ja wohl alles gesagt sein. - Nur, woher der marxistische Antisemitismus eines Josef Stalin und Konsorten herrührt, darüber dürfen wir uns weiter wundern. Vermutlich auch letzte Überreste "bürgerlichen Irrationalismus" beim "Großen Vorsitzenden" Josef Stalin.
___________________
  1. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e0/European_Revue_%28Kill_That_Eagle%29_1914.jpg
  2. "Cover Image," The Journal of Modern History 91, no. 3 (September 2019): Front Cover. https://doi.org/10.1086/705934, Inhaltsübersicht: https://www.journals.uchicago.edu/toc/jmh/2019/91/3
  3. https://www.europeana.eu/portal/de/record/9200290/bildarchivaustria_at_Preview_14295072.html
  4. https://www.peacepalacelibrary.nl/imagecollection/european-revue-kill-that-eagle-1914/
  5. https://en.wikipedia.org/wiki/Rage_and_Time
  6. Gerald Izenberg, "Three Faces of Freud," The Journal of Modern History 91, no. 3 (September 2019): 625-660.  https://doi.org/10.1086/704384
  7. Thomas Vordermayer, "Tactical Guidelines in Adolf Hitler’s Mein Kampf," The Journal of Modern History 91, no. 3 (September 2019): 525-556.  https://doi.org/10.1086/704567  
  8. Steve Sailer: Slavoj Žižek on Kevin MacDonald's "Culture of Critique" July 8, 2014, http://www.unz.com/isteve/slavoj-zizek-on-kevin-macdonalds-culture-of-critique/
  9. Derek Hastings: Book Review Hitler’s Monsters: A Supernatural History of the Third Reich. By Eric Kurlander. New Haven, CT: Yale University Press, 2017. Pp. 422, https://www.journals.uchicago.edu/doi/abs/10.1086/704427
  10. Bading, Ingo: Wer auf dem Tiger reitet kann nicht absitzen. Hitler und die Astrologen. 

Dienstag, 2. Juli 2019

Das Verdrängen des Leids - Unserer Großeltern-Generation

Dies ist ein wilder, ein "schlimmer" Film (1). Man braucht eine Weile, um das alles zu verarbeiten, was in ihm enthalten ist. Auch den Schluß.

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Mitten aus dem Alltag heraus solche Traumata.

Jeder von uns mag in seinem persönlichen Leben Leid erfahren. Auch in seiner eigenen Familie. Aber es gibt da auch noch das größere Leid, das der Zweite Weltkrieg für das deutsche Volk und viele Völker mit sich gebracht hat. Das Leid des Zweiten Weltkrieges IST da. In ungebremster Stärke. Völlig ungebremst.

Dieser Film ist von einer Frau der heutigen mittleren Generation gemacht über ihre eigene Großmutter.

Er ist furchtbar und zutiefst erschütternd. Weil er mitten aus dem Alltag heraus kommt. Die Enkelin wollte - nachdem ihre Großmutter gestorben war - einfach wissen, was ihrer Großmutter widerfahren ist. Und darüber hat sie diesen Film gemacht. Nach einem halben Jahr auf Youtube hatte er erst 90 Aufrufe, keine Kommentare, kein "Gefällt mir" (1).

Aber es sind solche Erfahrungen, aus denen heraus wir leben. Welche sollten es sonst sein? Es ist ja auch sonst in dieser mittleren Generation recht häufig ein "Ahnen" da, daß das Verdrängen des Leides unserer Großeltern-Generation viel mit dem seelischen Zustand zu tun hat, in dem wir uns heute befinden.  Deshalb Dankeschön für diesen Film.

Der Bloginhaber stieß auf ihn, weil er - aus ganz anderen Zusammenhängen heraus - mehr über die Banater Schwaben lernen wollte, mit denen er sich bislang noch nie genauer beschäftigt hatte (5). 

Kriegskinder geben ihre Traumatisierungen an Kriegsenkel weiter


Die heutige mittlere Generation, zu der sich auch der Bloginhaber zählt, wird vielfach die Generation der "Kriegsenkel" (Wiki) genannt, nachdem unsere Eltern "Kriegskinder" (Wiki) genannt worden waren.

Und der Film gehört im weiteren Sinne in den Zusammenhang der Thematik "Kriegskinder" und "Kriegsenkel" hinein. Diese Thematik ist 2004 und 2009 durch zwei Buchveröffentlichungen von Sabine Bode in das Bewußtsein der Öffentlichkeit gerückt worden (2, 3). Während dabei manche richtige Erkenntnis gewonnen wird, bestand und besteht doch auch die Gefahr, daß Thema zu zerreden. Aber etwa auch folgende Zusammenhänge wurden benannt (Wiki):
Eines der Probleme, mit dem vor allem Psychiater der Nachkriegszeit durch ihre Patienten konfrontiert wurden, habe darin bestanden, daß das Behandeln von deutschen Kriegsopfern gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus in den Hintergrund getreten sei. Das habe dazu geführt, daß die Betroffenen ihr Trauma oft jahrelang mit sich herumgetragen hätten, bis es dann - manchmal nach 40 bis 50 Jahren - unerwartet wieder aufgetreten sei. (...) Andere Erfahrungen der Kriegskinder, so die Autorin, verhalfen ihnen zu der Bezeichnung der "stillen Generation", die sich nicht über ihr Schicksal beschwerte, sondern im Gegenteil Deutschland stillschweigend wieder aufbaute. (...) Die Kriegsenkel, die in den 1960er/1970er Jahren geboren wurden, sind durch das Schweigen ihrer Eltern ebenfalls traumatisiert worden. Eltern und Kinder blieben sich oft fremd.
Weiter wird benannt (Wiki):
Der Begriff "Kriegskind" hat sich in Deutschland durch eine inzwischen große Zahl wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Veröffentlichungen etabliert, die insbesondere seit den 1990er Jahren erschienen. (...) Einigkeit besteht allerdings in der Überzeugung, dass die Folgen der Kriegskindheit über viele Jahrzehnte spürbar bleiben, zum Teil mit zunehmendem Alter wieder anwachsen und oft „stumm“ an die nachfolgenden Generationen weitergegeben werden. (...) An einer Definition versucht hatte sich Matthias Lohre bereits 2014: "Für die zwischen 1930 und 1945 Geborenen hat sich der Begriff ‚Kriegskinder‘ etabliert: zu jung für den direkten Fronteinsatz, aber alt genug, um Hunger, Vertreibung und Bombenangriffe zu erleiden, den Verlust von Angehörigen, Trennungen und Todesangst."
Der Psychoanalytiker Michael Ermann stellte 2009 als Gemeinsamkeit aller Kriegskinder fest (Wiki):
Einen eklatanten "Mangel an Erschrecken und Betroffenheit über das eigene Schicksal".
In diesem Zusammenhang ist auch ein mangelndes Wohlwollen für die eigene völkische Zugehörigkeit feststellbar. Die Traumata wurden erlebt, "weil" man Deutscher war. Und das Erleben nach 1945 ging - wahrscheinlich nicht zuletzt als Folge dieser Traumata - mit einer inneren Distanzierung gegenüber dem eigenen Deutschsein einher. Ein gehaltvolles Annähern an die eigenen Traumata wird aber am ehesten möglich sein über ein möglichst großes Wohlwollen gegenüber dem eigenen Deutschsein.
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  1. Loeffler, Viola: Heimkehr in die Fremde. Ein donauschwäbisches Schicksal. Film, Deutschland, 2019, https://youtu.be/GcFTVtxpG2s (mit Unterstützung der film&medien-Nachwuchsförderung von Rheinland-Pfalz, dem Zentrum für interkulturelle Studien Mainz, dem Medienzentrum der Universität Mainz und dem Haus der Donauschwaben in Haar)
  2. Bode, Sabine: Die vergessene Generation - Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen. Klett-Cotta, Stuttgart 2004 (Wiki)(20. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2014)
  3. Bode, Sabine: Kriegsenkel. Die Erben der vergessenen Generation. 10. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2013
  4. Bode, Sabine: Kriegsenkel. Die Erben der vergessenen Generation. Klett-Cotta, Stuttgart 2009 (20. Auflage 2015)
  5. Bading, Ingo: Der erste Europäer war ein Banater Schwabe, 1.7.2019, https://studgendeutsch.blogspot.com/2019/07/der-erste-europaer-war-ein-banater.html

Dienstag, 11. Juni 2019

Eine neue Zeitschrift für Wissenschafts-Freiheit aus Australien

Das "Intellectual Dark Web" - Was ist sein Sinn? (Teil 2)

Im Kampf um die "Deutungshoheit" auf dem Gebiet des Denkens über Völker und Rassen wird die Verbitterung, ja, der Haß gegeneinander auf beiden Seiten größer, erbitterter, der Tonfall erheblich absprechender als er es sowieso immer schon war. Den Hauptfehler, den ideologie-gesteuerte Wissenschafts-Feinde und Feinde der Wissenschafts-Freiheit dabei begehen, ist, daß sie nicht klar unterscheiden zwischen der Wissenschaft selbst, die nur feststellt und nur feststellen kann, "was ist" (oder "was nicht ist"), und die um dessentwillen auch die verrücktesten Fragen stellen und beantworten können muß, die also um dieser ihrer Funktion willen völlig frei sein muß und dem, was Gesellschaften, Philosophen, Denkende aus dem, was dann wissenschaftlich einigermaßen abgesichert ist, machen.

Die Wissenschafts-Feinde begehen - wie seit Jahrzehnten - den unausgesprochenen "naturalistischen Fehlschluß" vom Sein zum Sollen (Wiki). Sie unterstellen, eine wissenschaftliche Feststellung über das Sein enthalte zwangsläufige, "automatische" Schlußfolgerungen dahingehend, wie in unserer Welt wahrgenommen und gehandelt werden solle. Die Entscheidung darüber, ob mit wissenschaftlichen Erkenntnissen human oder inhuman umgegangen wird, liegt aber weiterhin allein bei den freien Gesellschaften und bei jedem freien, einzelnen Menschen selbst. Diese Entscheidung wird niemandem durch die Wissenschaft abgenommen. Alles andere wäre Bevormundung. Die Gegner der Wissenschaftsfreiheit (und damit eigentlich: die Gegner der Wissenschaft selbst) wollen den Menschen und Gesellschaften aber diese Entscheidung abnehmen, bzw. sie unterstellen, diese Entscheidung wäre den Menschen abgenommen - so oder so. Nämlich nach ihrem reichlich kruden Denken: "Weil nicht sein kann, was nicht sein darf."

Damit aber entmündigen sie freie Gesellschaften. Sie stellen damit das Prinzip der Aufklärung, von dem freie Wissensgesellschaften seit 200 Jahren - und mit großem Erfolg - geleitet sind, außerordentlich grundlegend infrage. Sie reden dann gerne von einem sogenannten "genetischen Determinismus", womit sie - mehr oder weniger stillschweigend - unterstellen, Erkenntnisse über das angeborene Sein von Menschen und Völkern enthalte zwangsläufige ("deterministische") Schlußfolgerungen darüber, wie Menschen und Völker sich selbst und andere wahrnehmen "sollten", wie sie bewerten "sollten" und wie sie handeln "sollten".

Und weiterhin legen sie in einem weiteren Fehlschluß - sozusagen "stillschweigend" - nahe oder unterstellen, ohne dabei zum Nachdenken aufzufordern, daß Menschen und Völker nur die allerschlechtesten und allerübelsten Schlußfolgerungen zu ziehen fähig wären aus Erkenntnissen über das angeborene, evolutierte Sein von Menschen und Völkern.

Abb. 1: Karrikatur von Carlos Latuff (Wiki), Dezember 2011 - Ganz selten einmal wird es so deutlich aufgezeigt, daß die Völker und Religionsgruppen von exakt denselben Hintergrundmächten (hier Oberster Rat der Streitkräfte Ägyptens) gegeneinander aufgehetzt werden - Karrikatur eingebunden auf dem Wikipedia-Artikel "Kopten" (Wiki)

In ihrem Diktus: "Pseudowissenschaftliche" Erkenntnisse über angeborene Begabungsunterschiede zwischen Völkern und Rassen führen "automatisch" zur Auf- bzw. Abwertung einzelner Menschen und Völker und Rassen und dann - weiterhin - ("wir haben ja aus der Geschichte gelernt") "automatisch" nach Auschwitz. Daß zwischen allen diesen Entscheidungen

  1. der Entscheidung darüber, ob überhaupt Pseudowissenschaft oder Wissenschaft vorliegt,
  2. der Entscheidung darüber, ob - wenn keine Pseudowissenschaft vorliegt - Wissenschaft gültige Erkenntnisse nach dieser oder jener Richtung gewonnen hat,
  3. der Entscheidung darüber, ob diese Erkenntnisse "automatisch" zu pauschalen Auf- oder Abwertungen von Menschen, Völkern und Rassen führen "müssen",
  4. der Entscheidung darüber, ob irgendwie vorgenommene "Bewertungen" überhaupt zu Benachteiligung, "Diskriminierung" oder gar noch mehr: zu Vertreibung, Mord, Totschlag, Gewalt und Massenmord und Massenmigrationen führen müssen,

daß also zwischen all diesen Entscheidungen Menschen stehen, die - auch in Auseinandersetzung mit diesen Entscheidungen - ihren Edelsinn in sich entfalten können, moralisch über sich hinaus wachsen können, darüber wird im schnellstmöglichen Tempo bei allen Debatten hinweg gegangen. Es wird also im schnellstmöglichen Tempo darüber hinweg gegangen, daß zwischen allen diesen Entscheidungen keinerlei "Automatismen", "Determinismen" liegen. Und es wird dann die Aufmerksamkeit insbesondere auf jene Personen gerichtet, von denen zumindest im Vorhinein nicht völlig klar ist, daß sie diese Entscheidungen auf astreinem moralischen Niveau treffen würden - sprich: weil es eben - im Diktum der Wissenschaftsfeinde - nichts anderes als "Nazis" sind - oder auch: nichts anderes als "Nazis" sein können.

"Der Nazi" nun wird in diesen Debatten gebraucht, er wird unbedingt gebraucht. Er wird gebraucht, um das ganze Feld der humanen Erörterung  dieser Fragen von vornherein in der größtmöglichen Weise zu kontaminieren. Wenn es "den Nazi" nicht schon gäbe (sagen wir in Form von Hampelmännern wie "Trump" oder neuerdings "Strache" und vielerlei anderen) - dann müßte man ihn schaffen - mit allem, was dazu gehört. Sagen wir, indem man von Geheimdiensten aus Parteien wie die NPD gründet und "formt" oder Terrorgruppen wie die NSU etc. etc. pp..

Volker Pispers hat "den Nazi" allgemeiner als "das Arschloch im Wandschrank" bezeichnet, mit dem der amerikanische Auslandsgeheimdienst seit vielen, vielen, vielen, vielen Jahrzehnten weltweit hunderte von "Terrorjahren", Regierungsumstürzen ("regime change"), Bürgerkriegen, Kriegen und Weltkriegen vom Zaun gerissen hat, um "Strategien der Spannung" zu fahren, um Frieden zwischen den Völkern und Kulturen und innerhalb derselben zu zerstören in einem scheinbar geradezu fanatischen Willen, "die Welt in Flammen zu setzen" (so hier von uns formuliert in Anlehnung an einen Buchtitel über den britischen Auslandsgeheimdienst während des Zweiten Weltkrieges: "Setting Europe Ablaze").

Ohne echte Herzhaftigkeit, aber dennoch "zeitgemäßer" als alle sonst: Die neurechte Online-Zeitschrift "Quillette"

Wenn die neurechte Zeitschrift "Sezession" endlich - Jahrzehnte später - jene Themen aufgreifen würde, um die es in diesem Blogbeitrag geht, und die nicht zu thematisieren von Seiten dieses Blogs schon seit mehr als zehn Jahren als ein außerordentlicher Hohn benannt und begriffen worden ist, als Verdummung des Volkes benannt worden ist und wird (was auch etwa Alain de Benoist seit drei Jahrzehnten so betreibt), wenn also die "Sezssion" endlich jene Themen aufgreifen wird, die unter Schlagworten wie "Biopolitik", "Biorealismus, "Rasse-Realismus" behandelt werden, und die ganz allgemein naturwissenschaftsnahes Argumentieren aufgreifen, was schon spätestens seit zehn Jahren hätte geschehen müssen, dann - - - wird sie inhaltlich ähnlich aufgestellt und strukturiert sein wie das heute schon das 2015 gegründete neurechte australische Online-Magazin "Quillette" ist. Ein Blick in dieses Online-Magazin "Quillette" gewährt also einen Blick in die Diskussionslandschaft auch im Deutschland der Zukunft. In "Quillette" werden nämlich - natürlich immer noch "wohldosiert" - all jene Kernfragen in einiger Regelmäßigkeit weiter erörtert, die 2010 einmal kurzzeitig in Deutschland im Zusammenhang mit der "Sarrazin-Debatte" erörtert worden waren.

Die "Sezession" wird es dann - sicher - genauso wie "Quillette" machen: alle relevanten Fragen, denen nicht mehr auszuweichen ist, wenn einem die Leser nicht gänzlich zu anderen "Meinungsführern" davon laufen sollen, werden sie dann - notgedrungen - aufgreifen mit so unendlich vielen Jahrzehnten Verspätung. Aber zugleich werden sie auch alle relevanten Fragen gleich wieder unterschwellig zerreden, indem man - wieder - irgendeinen "Mittelweg" ("schmalen Grat") findet, indem man - wieder - die Erkenntnise und Fragen der Forschung nicht vollständig und breit und herzhaft zur Erörterung stellt, abbildet, indem man also - wieder - irgendwo, irgendwie "bremst", "Sand ins Getriebe" streut so gut es eben möglich ist, wenn man diese ganzen Themen eben letztlich gar nicht erörtern will und es nur aller notgedrungen und damit eben ohne Herzhaftigkeit tut.

Sorgenvoll wird hingegen weiterhin - zumindest unterschwellig - vor "zu weitgehenden" Schlußfolgerungen gewarnt, bzw. auf die Möglichkeit derselben gar nicht hingewiesen. Es geht hier nämlich schlicht um Schlußfolgerungen in Richtung auf völkisches Denken ganz allgemein, das letztlich aus der Wissenschaft so viel Unterstützung erhält.

Wer also die einigermaßen entscheidenden gesellschaftspolitischen Diskussionen kennenlernen will, die auch die Erörterungen in Deutschland "irgendwann" in der Zukunft bestimmen werden, der muß in "Quillette" hineinschauen, bzw. besser noch auf Twitter gehen und dort die Twitter-Accounts von Claire Lehmann, Emil Kierkegaard, Paige Harden, Angela Saini und vielen ähnlichen Leuten um diese herum abonnieren und verfolgen. In ihnen spiegelt sich - allein von der Stimmung her und auch von der Art der Verbitterung auf beiden Seiten her - etwas Neues wieder, etwas, das man aus deutschsprachigen gesellschaftspolitischen Diskussionen in diesem gegenseitigen Haß vielleicht noch nicht kennt. Und dies liegt - vermutlich - daran, daß sich eben auch inhaltlich die Schwerpunkte der Erörterung in Richtungen verschieben wie man sie in Deutschland in der Breite so noch nie kennengelernt und wahrgenommen hatte. Ich betone: Noch nie.

Das früher sehr randständige, Elfenbeinturm-artige Diskussion-"Feld" rund um die sogenannten "Rasse-Realisten" (in Deutschland in den 1970er Jahren auch "Biopolitik" genannt) und rund um die Evolutionäre Psychologie (Soziobiologie) differenziert und fächert sich gerade weit auf, weiter als es jemals aufgefächert gewesen ist. Und das ist sehr, sehr bemerkenswert. Unterschiedlichste politische Strömungen und Interessenrichtungen fühlen sich inzwischen gehalten, sich zu biopolitischen Themen, zu der biologischen Existenz von Rassen und Völkern zu positionieren. Und jede tut das etwas anders. Die bisherigen, oft nur Kennern bekannten Namen auf diesem Feld der Erörterung waren unter anderem: der US-amerikanische Intelligenz-Forscher Charles Murray, der US-amerikanische Wissenschaftsblogger mit indischen Wurzeln Razib Khan, der US-amerikanische Journalist Steve Sailer, der US-amerikanische Evolutionäre Psychologe Kevin MacDonald. Außerdem, aus allgemeineren Zusammenhängen ("Blank Slate", "Egoistisches Gen") oft besser bekannt: Steven Pinker, Richard Dawkins, Sam Harris oder - neuerdings - David Reich. Sie alle sind - die wenigsten Deutschen werden das zwischenzeitlich mit bekommen haben - seit längerem oder erst seit Kurzem "Rasse-Realisten". Und so natürlich auch allerhand bekanntere oder weniger bekannte Leute um diese herum. Diese Menschen und ihre Meinungen zum Thema Rasse traten für die große Öffentlichkeit bislang immer nur kurz und randständig und "wohldosiert" in Erscheinung, wohl eigentlich zuletzt nur 1994 in der "Bell-Curve-Kontroverse", als diese Meinungen einmal kurzzeitig im Mittelpunkt einer größeren öffentlichen Debatte standen.

In Deutschland wurden spärliche Inhalte dessen, für was diese Leute stehen, erörtert im Zusammenhang mit der "Sarrazin-Debatte" des Jahres 2010. Aber abgesehen von diesen beiden Ereignissen waren die Debatten rund um diese Fragen immer außerordentlich randständig geblieben. In Deutschland hat regelmäßiger über Forschungsfragen in diesem Bereich eigentlich nur der Autor dieses Blogs berichtet. (Auch Andreas Müller von "Feuerbringer" tat es, ebenso tun dies einige Rezensenten auf Amazon wie Volkmar Weiß, Andreas Vonderach und andere dort.)

Nun aber deutet sich im englischsprachigen Raum ein einigermaßen neues Geschehen an, ein sich deutlich verbreiterndes Feld der Erörterung. Eine zum Teil ganz neue Diskussions-Landschaft entsteht, geprägt - einmal erneut - durch die so wunderhübsche "Distanzeritis" von fast allen fast allen anderen gegebenüber, also jener Distanzeritis, mit denen Hintergrundmächte die Völker - und insbesondere die volkserhaltenden Kräfte in ihnen - seit Jahrzehnten so wunderbar gegeneinander ausspielen - und damit "in Schach" und im "Zaum" halten. Wenn in Deutschland in positiver Hinsicht von "Distanzeritis" die Rede sein soll, dann redet man - in den Worten von Götz Kubitschek - gerne vom "schmalen Grat". Entscheidend ist jedenfalls immer, daß sich das ganze "Diskussionfeld" nun immer mehr in die Nähe der Naturwissenschaft verschiebt, bzw. zum Teil schon schon mitten in diese hinein, das hat der "schmale Grad" der Leute um Götz Kubitschek bis heute nicht wirklich zugelassen - abgesehen davon, daß man dem "Feigenblatt" Andreas Vonderach Raum gewährte.

Also ein Geschehen, das in den 1970er Jahren mit dem Begriff "Biopolitik" vorweg genommen worden war, dann aber von der gejiackten "Neuen Rechten" (von Alain de Benoist, Karlheinz Weißmann, Götz Kubitschek und Konsorten) Jahrzehnte lang - und bis heute - auf die lange Bank geschoben worden war, entfaltet sich jetzt, im Jahr 2019 in der englischsprachigen Welt.

Seit dem Jahr 2018 nahmen die polygenetische und die Ancient-DNA-Revolution Fahrt auf

Wodurch ist der Umschwung, der hier sichtbar wird, "notwendig" geworden? Das kann leicht und schnell benannt werden: Einerseits durch die "polygenetische Revolution" seit etwa 2016, andererseits durch die "Ancient-DNA-Revolution" seit 2015. Beide haben wir auf unseren Blogs und in unseren Videos schon ausführlicher oder weniger ausführlich behandelt. Erstere Revolution wurde zunächst repräsentiert durch eine Buchveröffentlichung des namhaften Humangenetikers Robert Plomin aus dem Jahr 2018, letztere durch eine Buchveröffentlichung des namhaften Humangenetikers David Reich aus demselben Jahr (im Frühjahr 2019 zog sein deutscher Kollege Johannes Krause mit einer etwas harmloseren Buchveröffentlichung nach).

Die "London Conference on Intelligence"

Inzwischen - nämlich ab Januar 2018 - ist noch eine weitere Gruppierung ins Spiel gekommen, von der man in diesem Zusammenhang wissen muß, nämlich eine Gruppe von Nachwuchs-Wissenschaftlern, die unter dem Begriff "London Conference on Intelligence (LCI)" (Wiki, RationalWiki) bekannt geworden ist, die sich seit 2014 regelmäßig trifft, die aber erst Anfang 2018 - und dann in arg diffamierender Art - öffentlich bekannt wurde. Sie steht unter dem bekannten Verdikt, "wissenschaftlichen Rassismus" zu betreiben, gar Eugenik zu betreiben, "sprich", so der Duktus, sich in der Nähe von "Nazi-Ideologie" zu bewegen. Lauter "Mengeles" quasi in dem außerordentlich absprechenden, abwertenden Sprachduktus der Feinde der Wissenschaftsfreiheit. Zu dieser Gruppe wird aber sogar der namhafte deutsche Intelligenzforscher Heiner Rindermann von der Universität Chemnitz gezählt, ebenso wie andere namhafte Forscher und Lehrstuhl-Inhaber. Sie hat also einiges akademisches Schwergewicht. Und derzeit scheint es geradezu darum zu gehen, diese Gruppe quasi in "Karantäne" zu nehmen, und alle, die sich ihr gedanklich annähern möchten, einzuschüchtern, damit sich der Gedankenvirus derselben nicht weiter innerhab der ganz normalen, etablierten Wissenschaft, für die ein Heiner Rindermann steht, ausbreitet.

Und dazu eben wird neuerdings eine Gruppe von Autoren, die sich für die Wissenschaftsfreiheit dieser "London Conference on Intelligence" einsetzt, halbironisch oder mehr als halb ernsthaft als "Intellektuelles Dark Web" bezeichnet (Wiki), also als Autoren eines vorgeblichen ideologischen "Dunkelfeldes" im Internet. Zu ihnen werden Autoren gezählt, die lange Zeit als völlig seriös und "etabliert" galten: Sam Harris, Steven Pinker, Claire Lehmann, Michael Shermer, Ayaan Hirsi Ali, Jordan Peterson. All diese werden nach und nach stärker unter "die Bösen" eingereiht, weil sie sich für die falschen Ideen und Gedanken stark machen.

Dami ziehen sich die Fronten eines sich neu andeutenden Wissenschafts-Krieges nicht mehr zwischen eher abseitigen Forschern und Autoren einerseits und dem Mainstream andererseits, sondern neuerdings zieht sich die Front mitten zwischen die Forschung selbst hindurch. Und zwar wird dies repräsentiert durch zwei Offene Briefe an die Universität Cambridge, die jeweils von hunderten von Wissenschaftlern unterschrieben worden sind.

1.400 Wissenschaftler für Wissenschaftsfreiheit

Im Dezember 2018 haben mehr als 500 Wissenschaftler, angeführt durch den anarchistischen US-amerikanischen Völkerkundler David Graeber (geb. 1961) (Wiki), einen Offenen Brief unterzeichnet in Protest dagegen, daß der 28-jährige britische Soziologe und Nachwuchswissenschaftler Noah Carl (geb. 1991) (Wiki) am St. Edmund's College der Universität Cambridge in das angesehene Forschungsprojekt "Human Biological Diversity" mit einem Forschungsstipendium aufgenommen worden ist (1, 2). Noah Carl hat wissenschaftliche Aufsätze veröffentlicht in angesehenen "Peer Review"-Zeitschriften wie: "Intelligence", "Personality & Individual Differences", "The American Sociologist", "Comparative Sociology", "European Union Politics" und "The British Journal of Sociology". Diese Aufsätze wurden seit 2013 235 mal in anderen Aufsätzen zitiert, wurden also in der Wissenschaft zur Kenntnis genommen. All das schützte den Nachwuchs-Soziologen nicht davor, in einem Offenen Brief, der von mehr als 500 Wissenschaftlern weltweit unterzeichnet worden ist, angeklagt zu werden, seine Arbeiten seien "ethisch fragwürdig" und "methodologisch fehlerhaft". In dem Brief wird festgestellt (3):

"Wir sind schockiert darüber, daß eine ganze Reihe von Arbeiten, die wesentlichste Irrtümer in der Datenanalyse und in ihrer Interpretation enthalten, scheinbar so ernst genommen worden sind".
Schon das Vorgehen selbst atmet an Unwissenschaftlichkeit die Fülle. Der normale und gültige Weg, der in der Wissenschaft offen steht, "Irrtümer in der Datenanalyse und in ihrer Interpretation" aufzuzeigen, ist in eigenen Aufsätzen selbst oder in Leserbriefen an jene Zeitschriften, in denen die Aufsätze erschienen sind, die - angeblich - Irrtümer enthalten. Aber es wird im Offenen Brief noch nicht einmal der Versuch des Nachweises irgendeiner Fehlerhaftigkeit unternommen. Weiterhin: Wenn die Aufsätze "ethisch fragwürdig" sind, so hätte sich dieser Vorwurf allein an die Herausgeber der genannten Zeitschriften selbst zu richten, in denen diese Aufsätze erschienen sind, sowie an jeweiligen Gutachter, die die Veröffentlichung der Aufsätze befürwortet haben. Wozu ist sonst das Peer-Review-Verfahren da? Es muß da sehr viele Gutachter gegeben haben, die alle die "ethische Fragwürdigkeit" gar nicht gesehen haben! Es wird vermutet, daß es gar nicht seine wissenschaftlichen Arbeiten selbst sind, die den entrüsteten Offenen Brief hervorgerufen haben, sondern (3):
Das Verbrechen von Dr. Carl ist, daß er Intelligenzforscher verteidigt hat, die über die Tabuthemen von Rasse, Genen und Intelligenz veröffentlicht haben und daß er argumentierte, daß das Abwürgen der Debatte vermutlich mehr Schaden anrichtet als wenn erlaubt würde, daß sie offen durch Wissenschaftler diskutiert werden. Es scheint, daß es dieser Umstand und ist und der Umstand, daß er auf der London Conference of Intelligence von 2017 sprach zusammen mit einigen dieser Forscher (obwohl er selbst gar nicht über Rasse, Gene oder Intelligenz auf dieser Konferenz gesprochen hat), die die Grundlage für die Anklage des Briefes boten, daß er des "pseudowissenschaftlichen Rassismus" schuldig wäre.
Original: Dr Carl’s crime is that he has defended intelligence researchers who’ve written about the taboo topics of race, genes and IQ and argued that stifling debate in these areas is likely to cause more harm than allowing them to be freely discussed by academics. It appears to be this, and the fact that he spoke at the London Conference of Intelligence in 2017 alongside some of these researchers (although he did not himself speak about race, genes or IQ at that conference), that is the basis for the accusation, made in the letter, that he is guilty of “pseudoscientific racism.”
Das ist wirklich eine kraß hysterische Reaktion. Jemand arbeitet wissenschaftlich gar nicht im Bereich Rasse, Gene und Intelligenz, sondern fordert nur die freie Erörterung aller offenen Fragen auf diesem Gebiet und wird schon allein deshalb des "pseudowissenschaftlichen Rassismus" angeklagt. Kann es bessere Zeugnisse geben dafür, daß die Ankläger sich ihrer Sache nicht sicher sind? Wie soll etwas offen und redlich zur Pseudowissenschaft erklärt werden, dessen freie Erörterung sofort bestraft wird? Damit rückt die ganze Debatte zunehmend in den Bereich der gleichen Gesetzmäßigkeiten wie die nicht mögliche freie wissenschaftliche Erörterung des Massenmordes an den Juden während des Zweiten Weltkrieges. Der Hysterie-Pegel steigt, dehnt sich auf weitere Gebiete aus. Ganz richtig wird dazu ausgeführt (3):
Er hat sich noch nicht einmal die Füße naß gemacht in diesen gefährlichen Gewässern - er hat nur das Recht von Wissenschaftlern verteidigt, das tun zu dürfen.
Original: He hasn’t even waded into these dangerous waters himself - he has just defended the right of academics to do so.
Es wird vermutet, daß die meisten Unterzeichner dieses Offenen Briefes die Vorwürfe nur aufgrund von "Hörensagen" unterzeichnet haben, daß sie sich nicht selbst gründlich mit ihnen auseinander gesetzt haben. Viele der Unterzeichner scheinen ganz fachfremd zu sein auf den Gebieten, auf denen Noah Carl veröffentlicht hat, wie gesagt, in völlig anerkannten wissenschaftlichen Zeitschriften. Der nahmhafte Forscher Jonathan Haidt nennt diesen Offenen Brief "schändlich" und eine "Hexenverfolgung". Er sagt ganz richtig (3):
Wenn hunderte von Professoren meinen, daß Noah Carl schlechte Wissenschaft betreibt, dann sollen sie es mit Zitaten und Literaturangaben belegen.
Original: If hundreds of professors think that Noah Carl conducts bad science, let them make the case, with quotations and citations.
Auch der namhafte Forscher Peter Singer hat sich in diesem Sinne zu Wort gemeldet (3). Dieser Umstand bringt in einem die Fragen in Erinnerung: Wie nehmen der Humanistische Pressedienst und die Giordano Bruno-Stiftung in Deutschland, die sich doch so gerne auf Peter Singer berufen, zu dieser ganzen Frage Stellung? Google-Suche scheint uns zu antworten: Sie schweigen sich aus.

Infolge des Offenen Briefes hat das St. Edmund's College eine Untersuchung eingeleitet, durchgeführt von einem Juristen und einem Tiermediziner (!), deren Ergebnis war, daß Noah Carl das bewilligte Forschungsstipendium wieder abgesprochen wurde. Daraufhin haben mehr als 1.400 Wissenschaftler einen Offenen Brief unterzeichnet, in dem das Vorgehen der Unterzeichnen des ersten Offenen Briefes und des St. Edmund's College als Untergraben der Wissenschaftsfreiheit gekennzeichnet wird (4).

Zu den Unterzeichnern des letzteren Offenen Briefes gehören bedeutende und namhafte Wissenschaftler (4). Steven Pinker ist darunter, Jonathan Haidt, Peter Singer, David Gil (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena), der deutsche Intelligenzforscher Heiner Rindermann (Universität Chemnitz), Namen, die längst der Wissenschaftsgeschichte angehören wie der Zwillingsforscher Thomas Bouchard, der Evolutionäre Psychologe John Tooby, der Intelligenzforscher Charles Murray, sogar der - nicht besonders gute - britische Zeithistoriker Niall Ferguson. Ein Magdeburger Physik-Professor befindet sich darunter, ebenso einige deutsche Doktoranden, etwa aus Hamburg, Mainz oder Tübingen. Indem man letzteres erfährt, darf man übrigens innerlich aufatmen. Diese Studenten sind von keiner deutschsprachigen Zeitschrift, auch nicht von "Sezession", auch nicht von Seiten des Humanistischen Pressedienstes dazu aufgefordert oder ermutigt worden. Und sie haben es dennoch getan.

Soweit übersehbar, haben Wissenschaftler der deutschen "MVE-Liste", der deutschen Soziobiologen nicht unterzeichnet. Womöglich ist man dort einfach zu schläfrig, um ein waches Bewußtsein für die Vorgänge zu entwickeln.

Wenn die Arbeiten von Noah Carl in angesehenen wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen sind und wenn nun noch über 1400 Akademiker, darunter viele der genannten Namhaften, erklären, daß es ein Fehler ist, diese Arbeiten pauschal als ethisch fragwürdig und als schlechte Wissenschaft darzustellen, dann fällt die Kritik des ersten Offenen Briefen völlig in sich zusammen. Dennoch haben sich die Kritiker - auch in dieser Frage einmal wieder - nicht durchgesetzt (5). Auf dem sogenannten "RationalWiki" werden die Vorgänge übrigens aus Sicht der Kritiker dargestellt (RationalWiki).

Damit ist die Auseinandersetzung mitten in die Naturwissenschaft selbst hinein getragen in einer Weise, wie man es bislang noch nicht erlebt hat (es sei denn in der Sowjetunion ... unseligen Angedenkens). Die Gegner der Wissenschaftsfreiheit sind also gewillt, ihre wissenschaftsfeindlichen Ideologien Zentimeter um Zentimeter zu verteidigen. Darunter werden sich viele Gutwillige befinden, denen es einfach ebenfalls schwer fällt zu durchschauen, daß es hier insgesamt um den naturalistischen Fehlschluß und seine Auflösung geht: Die Feststellung, daß etwas in einer bestimmten Weise ist, enthält keinerlei zwangsläufige Schlußfolgerungen dahingehend, wie etwas von Menschen gestaltet werden sollte.

Die Vorgänge haben in der deutschsprachigen Öffentlichkeit bislang kaum ein Echo gefunden, außer in einem neutralen Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung (1) und außer einem außerordentlich skandalisierenden, stimmungsmachenden auf der "World Socialist Website" (2). Womit die große Medienlandschaft - und auch die sogenannten "freien Medien" - aufzeigen, was ihnen wichtig ist und was nicht.

An dem letzteren Artikel (2) kann übrigens gut erkannt werden, mit was für einer massiven Verhetzung und Unsachlichkeit gearbeitet wird. Es wird alles ausgegraben und in entsprechende Zusammenhänge gestellt, was nur immer an Vorwürfen vorgebracht werden kann. Daraus entsteht das Bild von Neonazi's, die sich in die Wissenschaft "eingeschlichen" hätten. Es wird nicht mehr gefragt: Stimmen die Ergebnisse, die ein jeweiliger Wissenschaftler vorträgt und wenn ja: wie wären sie philosophisch und gesellschaftspolitisch einzuordnen? Es wird gar nicht mehr gefragt, ob die Ergebnisse Anspruch darauf haben, ernsthaft erörtert zu werden. Nein, all das geschieht nicht mehr. Es wird nur noch pauschal auf Diffamierung und Kennzeichnung als "böse, böse, böse" umgestellt.

Ob und wie diese Strategie wohl kurz-, mittel- und langfristig aufgeht? Es wäre dies desaströs für die Weiterentwicklung der modernen Gesellschaften, wenn sie aufginge. Verfolgt man aber den tief verbitterten Tonfall, in dem Wissenschaftler rund um Emil Kierkegaard, Charles Murray und andere (auf Twitter) diskutieren, hat man das Gefühl, sie befinden sich völlig in der Defensive und werden immer mehr ins Abseits gedrängt. Dabei ist zugleich offensichtlich, daß sie wesentliche Fragen der Zukunftsfähigkeit moderner Gesellschaften sachlich, wissenschaftlich bearbeiten.

Übrigens ist auch ein einigermaßen bekannter britischer Mainstream-Journalist, nämlich Toby Young (geb. 1963) (Wiki), seit 2017 Autor von "Quillette" und hat auch für kurze Zeit an einer der "London Conferences on Intelligence" teilgenommen, was ihm von der gegnerischen Seite schwer verdacht wird.

Es ist nun natürlich noch ebenso zu beachten und weiter zu beobachten die Art jenes "schmalen Grates", die Art jener "Distanzeritis", wie sie nun auch innerhalb des verbreiternden Feldes der naturwissenschaftsnahen Erörterung betrieben wird. Davon hat Claire Lehmann (geb. 1985) (Wiki), die Gründerin und Herausgeberin des von "Quillette", schon vor einem Jahr in einem Twitter-Beitrag einen Eindruck gegeben, als sie dort am 10. März 2018 schrieb (9):

Das ist wichtig: Kevin MacDonald's Thesen über Juden und Gruppenevolution sind einer der Hauptgründe dafür, daß der Antisemitismus in den letzten Jahren wieder aufgelebt ist. Nun hat Cofnas eine Punkt-für-Punkt-Widerlegung seiner Kernthesen vorgelegt.
Original: This is important: Kevin MacDonald's ideas about Jews & group evolution is a key reason why anti-Semitism has had a resurgence in recent years. Here, Cofnas has produced a point-by-point rebuttal of his key thesis.

Dazu ist zu sagen, daß es eine außerordentlich krasse Behauptung ist zu sagen, eine rein wissenschaftliche Arbeit über Judentum und Antisemitismus als gruppenevolutionäre Strategien hätte zu nicht geringen Anteilen zu einem Wiederaufleben des Antisemitismus in der heutigen Welt geführt. Da ist also die Distanzeritis natürlich wieder sofort in voller Blüte. Kurz zuvor war der hier erwähnte Artikel von Cofnas selbst erschienen, ein Artikel, der - in dieser oder ähnlicher Form - bei der "Anti-Defamation-League" seit bald 20 Jahren im Schrank gelegen hatte, und zu dessen Veröffentlichung sie sich erst jetzt - im Jahr 2018 - angesichts der heranrollenden neuen Welle von Rassewissenschaft in der Forschung entschließen konnte.

Was dieser Twitter-Beitrag sagt, ist: Claire Lehmann will sich zwar mit ihrer Online-Zeitschrift "Quillette" für das die freie Denken einsetzen. Aber durch dieses - angeblich - so "freien Denken" darf der Antisemitismus nicht gefördert werden so wie es - offensichtlich - das freie Denken von Kevin MacDonald getan hat.

Eine solche Vorgehensweise wie diejenige von Claire Lehmann ist eigentlich in der Wissenschaft selbst nicht üblich, aber wir kennen dieses Distanzieren gegenüber Kevin MacDonald, während man gleichzeitig Kernthesen seiner Arbeiten übernimmt und erörtert, schon von anderen namhaften Autoren, namentlich von Seiten von Steven Pinker und von David Reich. Also nichts Neues unter der Sonne, außer daß damit nun allmählich eine "Verhaltensregel" erkennbar wird unter Menschen, die - jeweils bestens erkennbar - für die Verfolgung jüdischer gruppenevolutionärer Strategien gegenüber Nichtjuden stehen, natürlich immer jeweils bestens angepaßt an jene neue Zeitlage, die sich jeweils durch die aktuellsten Entwicklungen in der Wissenschaft selbst ergibt.

Wichtig sind diese Umstände deshalb: Weil diese Menschen es gegenwärtig sind, die die öffentliche Erörterung über die naturwissenschaftliche Erforschung von Begabungsunterschieden zwischen Völkern und Rassen bestimmen und hierbei - sozusagen - die Strippen ziehen, Claire Lehmann vor allem als Herausgeberin der Zeitschrift "Quillette". - Doch über all solche "Nebenbeobachtungen" hinweg bleibe man sich der Haupterkenntnis dieses zweiteiligen Blogbeitrages bewußt: Eine völlige Veränderung der öffentlichen Debatten-Landschaft kündigt sich an, eine Verlagerung von vormaligen "Bell-Curve"- und "Sarrazin"-Debatten in eine "Zwischenzone", in das "Intellectual Dark Web".

Warum nur fühlt sich dieses "Intelectual Dark Web" - trotz des proklamierten wissenschaftsnahen Säkularismus fast aller Protagonisten - dennoch in letzter Instanz so monotheistisch an? Ähnlich monotheistisch wie in Deutschland - etwa - der "Humanistische Pressedienst"? Darüber mag sich jeder so seine eigenen Gedanken machen .....
__________________________________________
  1. Neumann, Marc: Vorwürfe statt kluger Debatte - die Intelligenzforschung verheddert sich in Polemik. In: NZZ, 18.12.2018, https://www.nzz.ch/feuilleton/intelligenzforschung-und-genetik-polemik-statt-nuechterne-debatte-ld.1444423
  2. Thomas Scripps: University of Cambridge - Akademiker und Studenten protestieren gegen Vergabe eines Forschungsstipendiums an Eugeniker Noah Carl, in 2 Teilen, erschienen auf Englisch Dezember 2018, auf Deutsch April 2019, https://www.wsws.org/de/articles/2019/04/20/carl1-a20.html, https://www.wsws.org/de/articles/2019/04/23/carl2-a23.html
  3. Quillette Magazine: Academics’ Mobbing of a Young Scholar Must be Denounced. In: Quillette Magazine - A platform for free thought, 7. Dezember 2018, https://quillette.com/2018/12/07/academics-mobbing-of-a-young-scholar-must-be-denounced/
  4. Lehmann, Claire: Cambridge Capitulates to the Mob and Fires a Young Scholar, Quilette, 2. Mai 2019, https://quillette.com/2019/05/02/cambridge-capitulates-to-the-mob-and-fires-a-young-scholar/
  5. Quillette Magazine: Noah Carl: An Update on the Young Scholar Fired by a Cambridge College for Thoughtcrime. May 28, 2019, https://quillette.com/2019/05/28/noah-carl-an-update-on-the-young-scholar-fired-by-a-cambridge-college-for-thoughtcrime/
  6. https://rationalwiki.org/wiki/Noah_Carl
  7. Neumann, Marc: Auf der Suche nach der Debattengemeinschaft. Das Online-Magazin «Quillette» um die Ruhestörerin Claire Lehmann schreibt gegen den Strom. NZZ, 18.1.2019, https://www.nzz.ch/feuilleton/online-magazin-quillette-gegen-den-mainstream-debattieren-ld.1452151
  8. The Rubin-Report: Respecting Ideas, Even Dangerous Ones (Claire Lehmann Pt. 1), 26.09.2018, https://youtu.be/lMXYeD6xeRs
  9. Lehmann, Claire: Über Kevin MacDonald, 10.3.2018, https://twitter.com/clairlemon/status/972571330796077056?lang=de  
  10. Bading, Ingo: Kolonialismus - In umgekehrter Richtung - ? Die Rückkehr der Rassewissenschaft  - Oder: "Wie die indische Wissenschaft gerade die Weltherrschaft übernimmt". GA-j!, 17. Mai 2019, http://studgenpol.blogspot.com/2019/05/kolonialismus-in-umgekehrter-richtung.html

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