"Der Teufel war zu Besuch bei uns"
Der österreichische Künstler, Sänger und Schauspieler André Heller (geb. 1947) war Schüler am Jesuiteninternat Kalksburg bei Wien - ebenso wie der gefeierte Schriftsteller Daniel Kehlmann. Auch in der zum Teil jüdischen Herkunft scheinen sich Jesuitenschüler wie Kehlmann, Heller und Abrantes Ostrowski zu ähneln. Heller nennt seine Zeit am Jesuiteninternat "Kinderinquisition" (Standard, 10.3.). Man fragt sich, warum hört man das von solchen prominenten Leuten erst so spät? Hätten sie nicht viel verhindern können, wenn sie früher so in der Öffentlichkeit über den Jesuitenorden gesprochen hätten?
Im Standard finden sich übrigens eine Fülle --> weiterer Berichte über die derzeitig inflationär anwachsende Mißbrauchs-Debatte in Österreich.
Die Gehorsamspflicht bei Jesuiten: sehr selbständig geht es dort zu
Was hat sich seit Jahrhunderten am Jesuitenorden geändert? In einem Bericht über den jüngst diplomierten katholischen Mathematiker Thomas Albers, der in Frankfurt am Main in einem "Schnupperkurs" bei dem dortigen Jesuitenpater Lutz Müller überlegt, ob er Jesuit werden soll (FAZ, 18.2.10), heißt es:
Der österreichische Künstler, Sänger und Schauspieler André Heller (geb. 1947) war Schüler am Jesuiteninternat Kalksburg bei Wien - ebenso wie der gefeierte Schriftsteller Daniel Kehlmann. Auch in der zum Teil jüdischen Herkunft scheinen sich Jesuitenschüler wie Kehlmann, Heller und Abrantes Ostrowski zu ähneln. Heller nennt seine Zeit am Jesuiteninternat "Kinderinquisition" (Standard, 10.3.). Man fragt sich, warum hört man das von solchen prominenten Leuten erst so spät? Hätten sie nicht viel verhindern können, wenn sie früher so in der Öffentlichkeit über den Jesuitenorden gesprochen hätten?
Damals, als die Missbrauchsfälle aufflogen, sei der Generalpräfekt erschienen und habe erklärt: "Der Teufel war zu Besuch bei uns." Alle Betroffenen sollten sich melden. Dann sei es lediglich zu "jesuitischer Selbstjustiz" gekommen. Hilfe für Opfer, etwa durch Psychologen, gab es laut Heller damals nicht.Also schon um 1960 gab es im Jesuitenorden intern ein Vorgehen gegen Kindesmißbrauch - zumindest in Österreich. Aus Deutschland hat man darüber noch gar nichts gehört. Aber welcher Art war dieses Vorgehen? Wurde es etwa gar zur Vertiefung des katholischen Aberglaubens an Teufel benutzt? Das würde die These des letzten Beitrages auf recht ungewöhnliche Art bestätigen. Der Mißbrauch wäre dann vom Jesuitenorden gleich in zweierlei Art "genutzt" worden, nämlich einmal in direkter Schwächung der seelischen Abwehrkräfte der Kinder, die da der "Inquisition" (nach dem Wort Hellers) unterworfen wurden, und zweitens zur Vertiefung des abergläubischen Teufelsglaubens. Und dann folgt ein merkwürdiger Ratschlag:
Heller riet Opfern, über das Geschehene zu sprechen - wenn auch nicht notwendigerweise an die Öffentlichkeit zu gehen.Nirgendwo schienen sich Mißbrauchsopfer besser therapieren zu können als auf dem Blog Spreeblick - in der Öffentlichkeit. Und nirgendwo kann man besser künftiges Unheil verhindern, wenn öffentlich darüber geredet wird. Scheint das Heller immer noch nicht klar zu sein? Will er solche Dinge immer noch "intern" geregelt wissen?
Im Standard finden sich übrigens eine Fülle --> weiterer Berichte über die derzeitig inflationär anwachsende Mißbrauchs-Debatte in Österreich.
Die Gehorsamspflicht bei Jesuiten: sehr selbständig geht es dort zu
Was hat sich seit Jahrhunderten am Jesuitenorden geändert? In einem Bericht über den jüngst diplomierten katholischen Mathematiker Thomas Albers, der in Frankfurt am Main in einem "Schnupperkurs" bei dem dortigen Jesuitenpater Lutz Müller überlegt, ob er Jesuit werden soll (FAZ, 18.2.10), heißt es:
... „Der Zölibat wird immer so hochgehängt.“ Er (Albers) hält die Pflicht zum Gehorsam für die schwierigere Bürde. Denn Jesuit zu sein bedeute auch: Man darf zwar einen Berufswunsch haben. Albers interessiert sich etwa für das Engagement des Ordens in Afrika oder sieht sich als Lehrer. Aber es gibt keine Garantie dafür, je auf diesen Feldern zu arbeiten. Vorgesetzte entscheiden, wer wo der Gemeinschaft am besten dient.- "Vorgesetzte entscheiden, wer wo der Gemeinschaft am besten dient ..." - Da ist also offenbar ganz schön viel Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung möglich in diesem Jesuitenorden. Da werden also offenbar frei und unabhängig aus sich selbst heraus entscheidende Staatsbürger, "Menschenkinder" und Priester herangebildet. - Aber durch den jüngsten Skandal rund um die Jesuiten sind auch Interessent Thomas Albers und ein weiterer Teilnehmer des Schnupperkurses etwas zweifelnd geworden, laut FAZ:
Besonders aufgewühlt haben sie die Taten des Mannes, der in derselben Wohngemeinschaft wie Pater Müller zu Hause ist. Sie kennen ihn und haben gemeinsam an einem Tisch gegessen. Albers sagt: „Man muss sich überlegen, dann lebt man vielleicht mit Leuten zusammen, die entsprechende Fehler begangen haben in der Vergangenheit - möchte man das?“ Am letzten Gruppenabend haben sie lange mit ihrem Pater über das Thema gesprochen, sehr offen und ehrlich, so Albers. Der Pater selbst sagt: „Die Situation zerreißt einen. Wie gestaltet man das tägliche Frühstück?“ (...)Gut. Man könnte auch vorschlagen, mal die eigenen Oberen anzuklagen, daß die ihre Mitpater - offenbar - nie über Mißbräuche anderer Pater informiert haben, obwohl sie doch laut Pflicht zur Gewissensrechenschaft darüber Bescheid wissen müssen. Der Pater sollte also mal seine Oberen fragen, warum die ihn mit dem so lange haben frühstücken lassen, ohne bestimmte Dinge mitzuteilen ....
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen