Posts für Suchanfrage konservative revolution werden nach Relevanz sortiert angezeigt. Nach Datum sortieren Alle Posts anzeigen
Posts für Suchanfrage konservative revolution werden nach Relevanz sortiert angezeigt. Nach Datum sortieren Alle Posts anzeigen

Dienstag, 28. Juli 2015

"Eine Milliarde Katholiken gegen 200 Ludendorffer - viel Spaß in der Bataille"

"Voran, Soldaten Christi" - "Im Namen des Kreuzes Kriegsdienste tun"
(Fortsetzung des Blogartikels "Rettet naturwissenschaftsnaher Katholizismus die europäischen Völker?" von vor fünf Tagen.)

/Bei den grün gefärbten Textstellen handelt es sich um nachträgliche Überarbeitungen vom 4. August 2015, deren Hintergrund an der entsprechenden Stelle erläutert ist./ Eine weitere Ergänzung vom 2. Oktober ist ganz unten in Blau./

In den Jahren 2006 und 2007 gab es mancherlei Diskussionen auf der ersten Internetseite des "Instituts für Staatspolitik". Diese wurde damals als einfacher Blog, als "Politisches Tagebuch", von Götz Kubitschek geführt. Damals waren die Diskussionen in den Kommentaren seines Blogs noch sehr frei und offen. Nur weniges wurde gelöscht. Im Gegensatz zu dem sehr stark regulierten Kommentarbereich auf der Internetseite des Instituts seit ihrer Neugestaltung durch Klaas Bähre. Diese neue "Herunterregulierung" des Kommentar-Bereiches war ganz offensichtlich eine unmittelbare Schlussfolgerung aus den Erfahrungen mit den vormaligen sehr freien Diskussionen dort gewesen.

Abb.: Giordano Bruno-Denkmal, Berlin
(Fotograf OTFW) **)

In diesen war 2006/07 die These erörtert worden, dass die modernen Erkenntnisse der Naturwissenschaften über Menschen und Völker zustimmungspflichtig sind, eine kopernikanische Wende darstellen und eine ungeheure Hilfe darstellen für die so sehr in ihrem Leben und in ihrer Fortexistenz bedrohten Völker der Nordhalbkugel. Es wurde vorgeschlagen, sie in den Vordergrund jeder politischen Argumentation zu stellen, da es einfach keine zugkräftigere Argumentation gäbe. Und es wurde erörtert, dass von allen Autoren, die die sogenannte "Konservative Revolution" (nach der Deutung von Armin Mohler) aufzuweisen hat, zur allgemeineren theoretischen Einordnung dieser kopernikanischen Wende Mathilde Ludendorff die brauchbarste wäre und jene Autorin, deren Argumentationsstrukturen durchgängig von allen die größte Nähe zur modernen Naturwissenschaft und zum evolutionären Denken aufweisen würden.

Diese Thesen stießen unter den Mitkommentatoren im Kommentarbereich auf mancherlei offene Ohren und Zustimmung. Und in einer Situation, in der die damalige Diskussion förmlich zu "kippen" drohte, weil man gegen die Argumente für eine positive Auswertung der Philosophie Mathilde Ludendorffs im Rahmen der dortigen Diskussionen nichts wirklich Zugkräftiges mehr vorzubringen wusste, stieß der damalige Mitkommentator Harki hervor:

Eine Milliarde Katholiken gegen 200 Ludendorffer, gut geschätzt - viel Spaß in der Bataille!

Das Wort fiel schwer, wie ein etwas ungefüger Stein in das heitere, aufmüpfige Geplätscher der damaligen Diskussion. Denn dass es eine argumentative Frontlinie gäbe zwischen Befürwortern einer Auseinandersetzung mit Mathilde Ludendorff und "Katholiken" - wer wäre so ohne weiteres auf eine solche Vermutung gekommen?

Harki erntete denn damals auch unter den Mitkommentatoren für diese Bemerkung mancherlei Spott und Häme. Diesen fiel es natürlich leicht, darauf hinzuweisen, dass die Zahl der Anhänger einer Erkenntnis in der Naturwissenschaft (und auch im naturwissenschaftsnahen philosophischen Denken) wenig darüber aussagt, ob diese Erkenntnis nun zukunftsträchtig ist oder nicht. So mag es eine Zeit gegeben haben, in der auch die Erkenntnisse von Nikolaus Kopernikus nicht mehr als zweihundert Anhänger gehabt haben in Europa. Und die Gegner seiner Erkenntnisse mögen ebenso gesagt haben: viel Spaß in der Bataille gegen Millionen Katholiken, die von der Bedeutung der hier vorliegenden Erkenntnisse nichts ahnen. Aber wie groß auch immer die Zahl der Katholiken in den folgenden Jahrhunderten gewesen sein mag und mit welchen Mitteln diese immer gearbeitet haben mögen, sie haben es nicht zu verhindern gewusst, dass auch die katholische Kirche selbst irgendwann die Wahrheit des kopernikanischen Weltbildes anzuerkennen gezwungen gewesen ist. Natürlich musste sie auf dem Altar ihres Dogmas zuvor noch einige Menschenopfer bringen, dreißigjährige Kriege führen und was derlei Teufeleien noch alles mehr gewesen sein mögen ... Aber das ist man ja von dieser Organisation gewohnt und hat bis heute nicht aufgehört (wenn man an den zehntausendfachen Seelenmord denkt, der in dieser Kirche bis mindestens 2010 stattgefunden hat).

Vor diesem Hintergrund jedenfalls nahm sich die Bemerkung von Harki fast ein wenig hilflos aus. (Manch einen mag sie an den Ausruf "Die Welt geht unter" von Seiten eines hohen katholischen Würdenträgers erinnert haben, den dieser ausgestoßen haben soll, als 1866 der Sieg der Preußen über die Österreicher in der Schlacht von Königsgräz bekannt wurde.)

Dennoch muss der Autor dieser Zeilen seither so manches mal an diesen argumentativ ganz hilflosen Satz denken. Ein Satz, der argumentativ zwar völlig hilflos ist, der aber doch ganz offensichtlich ein "Machtdenken" ins Spiel bringt. Ein Machtdenken, das, nun, schlicht auf der Dummheit und Gleichgültigkeit von einer Milliarde Katholiken weltweit gegründet ist. Und wer wollte bestreiten, dass Dummheit und Gleichgültigkeit eine große Macht darstellen in der heutigen Welt und dass sie von gewissen Mächten gefördert werden, wo immer dies möglich ist? 

Und gerade in letzter Zeit gibt es für den Autor dieser Zeilen wieder häufiger Anlass, an diesen Satz zu denken. Denn allmählich rücken einem diese eine Milliarde Katholiken wirklich ein wenig zu arg auf die Pelle. Man fühlt sich in seinen ureigensten Anliegen in wachsendem Maße "umstellt" von naturwissenschaftsnahen Christen und Katholiken. Wie hält man sich diese bloß vom Leibe? Bekommt dieser Blog - selten genug! - einmal zustimmende Zuschriften zu seinen Anliegen, so ist er sich fast nie sicher, ob der Hintergrund derjenigen, die da schreiben, nicht letztlich doch ein christlicher, genauer gesagt, ein katholischer ist. Oft kommen die Zuschriften aus dem Rheinland, oft kommen sie aus Österreich. Wird dieser Blog denn anderswo nicht gelesen?

Und dort, wo man sich reichlich sicher ist, dass ein solcher christlicher Hintergrund nicht vorliegt oder außerordentlich kritisch und ablehnend gesehen wird, dort ist man mit viel weniger großer Hartnäckigkeit an den Themen dran, die hier auf dem Blog verfolgt werden. Die aber nichts mehr benötigen als Hartnäckigkeit. Oft wenden sich die klar nichtchristlichen Sympathisanten dann wieder bald ganz anderen Themen zu, nachdem sie kurzzeitig einmal Interesse für die Themen der hier betriebenen Blogs haben aufscheinen lassen.

Oder sind gar entsetzt über die Verschwörungstheorien, die hier betrieben werden über die christkatholische Unterwanderung der deutschen rechtskonservativen Szene und ihrer intellektuellen "Entmannung", Kastrierung, so möchte ich das mal nennen.

Alexander Benesch studierte an der Katholischen Universität Ingolstadt

Erst vor einigen Tagen wurde dem Schreiber dieser Zeilen bewusst, dass sogar einer der wenigen Infokrieger, die er wirklich als fast durchgängig schätzenswert empfand bislang, da sie dem Okkultismus, der Parawissenschaft, der Putin-Freundlichkeit in den "eigenen Reihen" ähnlich kritisch gegenüber stehen wie dieser Blog, da sie ähnlich wissenschaftsnah argumentieren wie dieser Blog, da sie ähnlich nüchtern und sachgemäß urteilen wie hier, ohne gar zu ausfällig zu werden, nämlich Alexander Benesch - dass dieser auf der Katholischen Universität Ingolstadt studiert hat. Wer wählt sich denn als freier Geist ausgerechnet eine solche Universität zum Studium aus, stellt sich einem hier doch ein wenig verstört die Frage. Sie wurde von jenem schwerkriminellen Erzbischof Josef Ratzinger gegründet, nachdem die Jahrzehnte langen Pläne zur Gründung einer solchen Katholischen Universität in Salzburg (auch dank der Bemühungen des Salzburger Großvaters dieser Zeilen) nicht zum Erfolg geführt hatten. Und da wird einem dann bewusst, dass man von Alexander Benesch selten ein kritisches Wort über die katholische Kirche hört oder über die etablierten christlichen Kirchen allgemein. Sondern dass er sich, wenn man genau hinhört, offenbar der christlichen Religion nach dem Luther-Wort "sola scripta", "die Schrift allein" verbunden fühlt.

Man fühlt sich - - - "bedrängt", wenn man das alles so beobachtet. Einzelfälle möchte man ja gar nicht so schwer in die Waagschale werfen. Aber das "Gesamtbild", das sich allmählich ergibt, ist irgendwie verstörend. Jetzt ähnliche Erfahrungen auf dem Blog "Projekt Ernstfall", den man ebenfalls bislang als einen der ganz seltenen Lichtblicke im deutschsprachigen Raum empfinden konnte (s.a. GA-j! 23.7.2015).

Und, ja, da müssen wir uns nun auch sagen: Natürlich müssten sich unter eine Milliarde Katholiken weltweit, darunter 30 Millionen deutschsprachigen allerhand hintergrundpolitikritische und naturwissenschaftlich interessierte, belesene, intelligente jüngere Leute finden, die man unterschwelliger oder auch sehr bewusst davon überzeugen könnte, denen man Anreize geben könnte dafür, die Meinung zu vertreten, dass der Fortbestand der katholischen Kirche weltweit und der Pfründe, von denen man mit ihr lebt, davon abhängen, dass eine christentumsfreie, volkserhaltende Deutung unseres modernen naturwissenschaftsnahen Menschen- und Völkerbildes vor allem innerhalb Deutschlands nicht an Boden gewinnt, und dass deshalb die Aufmerksamkeit all jener, die sich auf eine solche Deutung richten könnten, in Richtung katholische Kirche und Christentum umgelenkt werden sollte. (Wenn denn schon nichts anderes mehr möglich sein sollte, sagen wir auf der Linie "Wir amüsieren uns zu Tode" nach dem Stile der herrlichen christkatholischen "Entertainer" Harald Schmidt, Stefan Raab, Johannes B. Kerner und wie sie alle heißen.)

Ein "authentischer Meinungsumschwung" naturwissenschaftsnaher Menschen hin zur katholischen Kirche?

Ich weiß, das klingt den meisten Lesern, die das so unbedarft lesen, wie eine der krudesten "Verschwörungstheorien", die sie je gehört haben. Damit wird man leben müssen. Wer so wie der Inhaber dieses Blogs an vielen Fronten der geistigen Auseinandersetzung weiter vorne steht, weil er nicht nur die modernste Naturwissenschaft breit zur Kenntnis nimmt, sondern sie auch auf die politischen Verhältnisse der Gegenwart anzuwenden weiß, der lernt und erfährt eben auch mehr als jene, die sich im "Hinterland" aufhalten. Und der ist irgendwann gezwungen, aus seinen vielfältigen und vielschichtigen Erfahrungen seine Schlussfolgerungen zu ziehen. Schlussfolgerungen, die sich ihm ab und an auch geradezu blitzartig aufdrängen müssen.

So etwa vorgestern, als er aus Österreich von einem noch jüngeren und noch recht neuen Blogsympathisanten zu den Inhalten des letzten Blogbeitrages eine Zuschrift bekam, in der die Ansicht vertreten und begründet wurde, dass es sich bei den neuen Blogbeiträgen auf dem Internetblog "Projekt Ernstfall" nicht notwendig um eine strategische Planung zur Konvertierung von Nicht-Christen handeln würde (wie zuvor von unserer Seite aus vermutet), sondern eher um einen "authentischen Meinungsumschwung". Diese Einschätzung wurde dann noch länger erläutert, unter anderem mit dem Gedanken, dass das "katholische Abendland vor der Aufklärung" das einzige System gewesen wäre, das "nicht von Okkultreligionen (oder offenem Satanismus, z.B. der Punier) gelenkt" gewesen wäre. Diese Zuschrift war hier anstelle der grün gefärbten Ausführungen - mit seiner Zustimmung - ausführlicher zitiert worden. Aber schließlich wollte der Schreiber, dass das Zitat hier wieder herausgenommen werden sollte, da es in den weiteren Abschnitten dieses Blogbeitrages (siehe unten) recht emotional kritisiert worden war und da der Schreiber sich nicht zum Feindbild hochstilisiert sehen wollte. Deshalb war zunächst der ganze Blogbeitrag wieder herausgenommen worden, ich hatte dem Schreiber aber auch geschrieben:

Ich kann Dir nur sagen, dass Du mit einer mittelalterfreundlichen Haltung unter Menschen wie mir immer zwangsläufig zu einer Art Feindbild werden musst. Ich hatte mir schon überlegt, was ich Dir sagen wollte: Ich hatte sagen wollen: Lass uns über alles Mittelalterliche nicht mehr reden. Lass uns über Wissenschaft oder sonst was reden. Aber bei Mittelalter hältst Du jemandem wie mir ein rotes Tuch vor. Da gehe ich an die Decke. Denn es gibt noch viel zu viel Mittelalter heute. Woran unsere Zeit leidet, ist eigentlich allein Mittelalter.

Und ich bin heute, am 4. August, doch der Meinung, dass diese Debatte geführt werden muss, und dass ich deshalb diesen Blogbeitrag nicht gänzlich unveröffentlicht lassen kann und auch nicht will. Ich fände es überhaupt besser, wenn mehr in den Kommentaren dieses Blogs selbst diskutiert würde, also öffentlich, als in privaten Zuschriften, obwohl sie allgemeine Bedeutung haben. Deshalb veröffentliche ich diesen Blogbeitrag heute, am 4. August, neu ohne dieses ausführliche Zitat, wodurch allerdings die Überzeugungskraft dieses Blogbeitrages nicht mehr so groß sein kann. Auch werde ich weiter unten einige gar zu deutliche emotionale Bewertungen herausnehmen, aber dennoch mit dem eben schon genannten Verweis: Wer Mittelalter der Aufklärung gegenüber bevorzugt, muss immer mit solchen Emotionen rechnen, zumindest von Seiten solcher Menschen wie des Inhabers dieses Blogs.

Anlässlich der Erstveröffentlichung dieses Blogbeitrages (am 28. Juli) wurde jedenfalls nach dem längeren, nun gestrichenen Zitat weiter geschrieben: Dem Schreiber dieser Zeilen scheint gar nicht voll bewusst zu sein, was er da schreibt und wem er das schreibt. Ich habe darauf gerade geantwortet:

In aller gebotenen Zurückhaltung nur so viel: Menschen, die mit einem breiten naturwissenschaftlichen Hintergrund heute zu solchen Entscheidungen kommen, gehören nicht gerade zu dem Lesepublikum, über das ich mich am meisten freue. Mit allem Verlaub gesagt. Denn wer sein kritisches Denken an der Garderobe abgibt, wenn es um Religion geht, was soll man von dem denn noch halten?
In Deinem PS beziehst Du Dich positiv auf das Unsterblichkeits-Zitat von Ernst Jünger so wie es auf dem Blog "Ernstfall" gebracht wird. Das hatte ich mir bisher gar nicht so genau angeschaut. Es ist unglaublich flach. Wenn ich nur dann keine Angst vor dem Tod habe, wenn ich an ein Leben nach dem Tod glaube,
- ja, und wer glaubt denn daran? Glauben wir jetzt daran, weil wir "Helden" sein wollen, "mutig" sein wollen und nicht deshalb, weil wir auch sonst daran glauben würden? /Kopfschüttel, gestrichenes Wort, Kopfschüttel/ ... -
mein Gott, dann ist dieser Mut doch wohl auch nicht viel wert. Und das soll Ernst Jünger gesagt haben? Es vergrößert meinen Eindruck davon, wie flach dieser Autor ist - oder zumindest sein kann.

Ja, und was soll ich sagen: Wie flach jene sind, die sich positiv auf solche Zitate beziehen. 

Wir umarmen euch zu Tode

Leider können aufgrund des Wegfalls der genannten Zuschrift die weiteren Ausführungen nicht mehr so überzeugend ausfallen, wie zuvor. Das muss dann halt in Kauf genommen werden. Aber noch mal allen Mittelalter-Freunden ins Stammbuch: Wenn Ihr Eure Meinungen nicht veröffentlicht sehen wollt, dann schreibt sie bitte auch diesem Blog nicht! Es gab schon in früheren Jahren Mittelalter-Freunde, die dann ihre eigenen Meinungen nicht mehr öffentlich lesen wollten im Internet, nachdem wir sie hier auf dem Blog kommentiert hatten. Ich nenne in diesem Zusammenhang nur unseren - innigst geliebten - Blogleser "Stephen Boy" aus Braunschweig. Aber nun weiter im Ursprungstext:

In der rechtskonservativen Szene sammeln sich spätestens seit den Gründungen der Institute in Weikersheim und in Schnellroda und seit der Grabert-Verlag in Tübingen immer weiter in die unseriöse, fast indiskutable, sowie Altmänner- und Internet-abstinente Ecke gedrängt worden ist (wobei auch dort dann immer mehr Christkatholiken zu Wort kommen und dem Papsttum das Wort reden)*) - in ihr also sammeln sich ohne Frage derzeit ständig mehr Christen an, bewusste Christen. Sie muss einem bald richtiggehend umarmt und umstellt vorkommen.

Es werden ständig mehr statt weniger! Was soll das? Das hat doch System. Da muss doch irgendwo ein "Nest" sein. Haben denn alle ihren Verstand verloren oder an der Garderobe abgelegt? Wo sind denn noch Leute, die nüchtern bleiben? Man fragt sich auch: Was sucht ihr ausgerechnet hier? Wenn ihr schon vernünftige, naturwissenschaftsnahe Gedanken habt, warum missioniert ihr dann nicht innerhalb der katholischen Kirche? Eine Milliarde Katholiken warten auf modernes, naturwissenschaftsnahes Gedankengut. Da wäre doch dann das gegebene Arbeitsgebiet. Ihr aber richtet euch in euren Diskussionen ausgerechnet und ganz "ergebnisoffen" (zwei gestrichene Wörtchen) ständig an Nichtchristen. Warum ausgerechnet und auch noch so zielgerichtet an Nichtchristen? Was soll das? Da habe ich plötzlich Sympathisanten, die mir schreiben, dass das "katholische Abendland vor der Aufklärung" das einzige System gewesen wäre, das "nicht von Okkultreligionen (oder offenem Satanismus, z.B. der Punier) gelenkt" gewesen wäre.

Sympathisanten, die so /gestrichenes Wörtchen/ tun, als würden sie nicht merken, dass das katholische Abendland ("vor der Aufklärung"!!!) der Ausdruck von Satanismus, Okkultismus und induziertem Irresein, von Religionsverbrechen en masse, pur und per se ist. Die die Stirn haben zu behaupten, es gäbe auch satanismusfreie Traditionen in der katholischen Kirche. Und diese wären die einzige Rettung. /Gestrichenes Wörtchen./ Und die dann die Stirn haben, einem Blog wie diesem zu schreiben, sie würden nicht notwendig von einer strategischen Planung zur Konvertierung von Nicht-Christen ausgehen, sondern eher von einem "authentischen Meinungsumschwung".

/Ein Absatz gestrichen./

Und nun, andererseits wird es zwangsläufig immer mehr von solchartigen naturwissenschaftsnah argumentierenden Menschen geben müssen, wenn die katholische Kirche ihren eigenen Untergang hinauszögern will, wenn das derzeitige christkatholische politische System auf der Nordhalbkugel, das für den abstrusesten Multikulti-Wahn der Weltgeschichte in der Gegenwart verantwortlich ist, noch möglichst lange stabil bleiben soll. Denn diese Stabilität wird eigentlich nur von einem zugkräftigen, tatkräftigen Gedanken gefährdet. Eine Gefahr, die bekämpft werden muss wie einstmals das Weltbild des Nikolaus Kopernikus. Und das ist der naturwissenschaftsnahe Gedanke von christentumsfreien, okkultismusfreien gruppenevolutionären Strategien im Sinne der Volkserhaltung der gewachsenen Völker auf der Nordhalbkugel.

Ergänzung, 2. Oktober 2015:

Hübsch, gerade stellen wir fest: Den Internetblog "Projekt Ernstfall" gibt es gar nicht mehr. Er wurde also aus dem Netz genommen gerade in dem Augenblick, in dem der Ernstfall mehr als jemals eingetreten ist. Wie ernst kann es den Betreibern also mit ihrem Projekt gewesen sein, muss man sich da fragen. Wieder einmal verschwindet etwas aus dem Internet, nachdem wir unseren kritischen Blick darauf geworfen hatten. Soll der Blog Projekt Ernstfall der diesbezüglichen Liste hinzugefügt werden?

Das Bedauerliche bei solchen Löschungen - oder Erfreuliche für die Löscher? - ist dabei ja auch immer, dass unsere dortigen Kommentare dort mitgelöscht wurden. Das galt übrigens schon für die Löschung des ersten Blogs von Michael Blume (auf Twoday), ebenso für die Löschung des ersten Blogs von Götz Kubitschek ("Politisches Tagebuch"). Ich hätte als Betreiber dieser Blogs niemals dieselben aus dem Netz nehmen können - schon aus Rücksicht auf die vielen Menschen, die sich die Mühe gemacht haben, dort Kommentare zu schreiben. Schon einfach, weil sie einen Teil von "Netzgeschichte" darstellen. Beide genannten Blogs haben mir viel bedeutet damals.

Projekt Ernstfall hat diese Bedeutung eigentlich nie erlangt. Wohlweißlich!? :) Aber erst indem man jetzt seinem Verbleiben hinterher recherchiert, erfährt man, dass der Politologie-Student Thomas Schmidt aus Köln Mitbetreiber und Autor dieses Blogs war, wegen der Qualität seiner dortigen Beiträge "zum Ritter" geschlagen worden ist, indem er seit Dezember 2012 "bei der Sezession analysieren darf". Welche Ehre!!! (Und ohne "Ritterschläge" geht es ja in diesen ritterlichen Kreisen nicht.) Laut seiner Beiträge auf "Sezession" scheint er aber nicht der Verfasser der naturwissenschaftlichen Beiträge auf "Projekt Ernstfall" gewesen zu sein. Insofern scheint er auch sonst als inhaltlich eher blass zu vernachlässigen zu sein. Kölner Raum passt freilich. Da wird man dann auch nicht allzu weit zu fahren haben müssen, um seine "feierlichen, aber gleichzeitig ernsten und schlichten" katholischen Gottesdienste unter Glaubenskriegern (sagen wir deutlicher: jesutitennahen Grabesrittern etc.) feiern zu können.


_____________________________________________
*) alles Merkmale übrigens, die auch auf die offizielle Ludendorff-Bewegung zutreffen
**) Erläuterung zur Abbildung: Wann immer ich jemals das Giordano-Bruno-Denkmal an der überdachten (!) Stelle eines Zugangs zur U-Bahn am Potsdamer Platz in Berlin gesehen habe - also von seiner Aufstellung an - hatte ich den Eindruck, dass das nur von einem Mittelalter-Freund geschaffen worden sein kann und nur von Mittelalter-Freunden aufgestellt worden sein kann. Mit allem Verlaub gesagt. Weshalb diese Abbildung womöglich deutlicher zum Ausdruck bringen kann, was mit diesem Blogbeitrag gesagt werden soll als mit allen Worten. Ja, es scheint mir umgekehrt geradezu so zu sein, als ob der Sinn und die Aussage dieses Denkmales niemals zuvor treffender erläutert worden ist, als mit Ausführungen zu jenen Zeiterscheinungen und -strömungen, deren Charakterisierung das Anliegen des vorliegenden Blogbeitrages ist.
Ein Denkmal für jenen Mann, von dem nicht nur die so wahre und treffende Äußerung überliefert ist, dass Deutschland das "Vaterland von Strebertum und Anmaßung" ist, "von plattem Hochmut und gewalttätiger Unterdrückung, der Tyrannei, der Unterwürfigkeit und der Ausbeutung", sondern, der in seiner Abschiedsrede an der Universität Wittenberg im Jahr 1588 vor dem versammelten Senat die geistige Größe Deutschlands rühmte. Man habe ihm früher Deutschland fast nur als ein Land geschildert, in dem man zu viel trinke. Heute wisse er, dass die Weisheit ihren Sitz aus Griechenland und Italien nach Deutschland verlegt habe. Er rühmt Nikolaus von Kues: "Wo findet sich ein Mann vergleichbar dem Cusaner, der je größer, um so weniger vergänglich ist?" Er sei sogar größer als Pythagoras. Die Deutschen würden einst die Führung in den Wissenschaften übernehmen: "Hier in Deutschland hat sich die Weisheit ihr Heim errichtet."
"Gebe Jupiter, dass die Deutschen sich ihrer Kräfte bewusst werden und, enthaltsam, ihren ganzen Eifer nur auf große Dinge richten, so werden sie nicht Menschen, sondern Heroen sein. Göttlich ist der Geist dieses Volkes, das nur in den Wissenschaften den ersten Rang nicht einnimmt, die ihm nicht zusagen." "Hier an dieser Stätte hat euer Mitbürger und Herkules über die ehernen Pforten der Hölle den Sieg davon getragen. (...) Du hast, o Luther, das Licht geschaut, das Licht erkannt, du hast die Stimme des göttlichen Geistes gehört, hast ihrem Befehl gehorcht, du bist dem (...) grausamen Feinde ohne Waffe entgegengetreten, hast ihn mit dem lebendigen Worte bekämpft, zurück geschlagen, niedergeschmettert und besiegt."
Und er beendete seine Ansprache mit den Worten: "So lebt denn wohl, ihr Wälder! Wie manche Stunde habe ich unter euren Laubgewölben verträumt! Euch, ihr Faune, Satyrn und Götter des Waldes, euch allen rufe ich zu: Hegt diese Fluren, segnet diese Äcker, bewachet diese Herden, bewahret den an gottbegnadeten Geistern so reichen deutschen Boden. (...) Und du, geliebte deutsche Erde, du Auge der Welt, du Fackel des Universums: sooft du auch im Umschwunge der Planeten dich noch der Nacht zuwenden magst, kehre immer wieder zum Lichte zurück und bringe diesem Vaterlande so vieler Heroen immer glücklichere Tage, Monate, Jahre, Jahrhunderte."
Ich empfinde es als die stärkstmögliche Konterkarikatur, Umkehrung aller seiner Anliegen, wenn ihm Deutschland dann - als Dank? - ein solches Denkmal aufstellt. Es wird so den einen oder anderen Grund dafür geben. Womöglich gibt es Menschen, die sich solche Scheiterhaufen zurückwünschen wie jenen, auf dem Giordano Bruno verbrannt worden ist. Warum sonst ein solches Denkmal./

Montag, 18. April 2011

Oswald Spengler - Mitglied der Fraternitas Saturni?

"Die unsichtbaren Väter" - Ein Kriminalroman über völksich-okkulte Logen und Orden aus dem Jahr 1935, der 1936 verboten wurde

Ein Autor wie Wolfgang Eggert (1) zeigt auf, daß man auch die Autoren der Ludendorff-Bewegung noch heute sinnvoll auswerten kann in dem Bemühen, die geheime politische und okkulte Geschichte des 20. Jahrhunderts aufzuklären. Unter diesen Autoren hat Wolfgang Eggert auch die Arbeiten von Hermann Rehwaldt (2-5) studiert. Der Autor Peter-Robert König  (6) behauptet nun, daß in dem Kriminalroman von Hermann Rehwaldt aus dem Jahr 1935 "Die unsichtbaren Väter" insbesondere die Logenarbeit in der völkisch-okkulten Freimaurerloge Fraternitas Saturnis in romanhafter Form behandelt worden sei.

Da P.-R. König sicherlich unter den lebenden Autoren einer der besten Kenner der Geschichte der Fraternitas Saturni ist, gehen wir im folgenden davon aus, daß diese seine Einschätzung zutreffend ist. Den Roman "Die unsichtbaren Väter" hat Wolfgang Eggert nicht ausgewertet. Er interessiert uns im folgenden auch in keinerlei Weise um seiner etwaig vorhandenen - oder nicht vorhandenen - Qualitäten als Roman willen (also irgendwie als ein Stück "Literatur"), sondern allein um der Sichtweise Hermann Rehwaldts und seiner Kenntnisse von der Arbeit völkisch-okkulter Logen zwischen 1920 und 1935.

Wühlen in okkulten Geheimschriften

Der Ausgangspunkt der Arbeit von Hermann Rehwaldt war unter anderem die inhaltsreiche Schrift von Mathilde Ludendorff "Induziertes Irresein durch Okkultlehren" (7), erschienen Januar 1933 (siehe auch: 8-10).

Mathilde Ludendorff behandelt darin unter anderem auch eine Kultfeier des "Ordo Templi Orientis" (7, S. 84-90) anhand der damals noch als Geheimschrift geltenden Schrift "Die gnostische Messe" von Aleister Crowley, 1917/18 ins Deutsche übertragen von einem der Gründer des O.T.O., von Theodor Reuß ("Merlin Peregrinus") (Wikip., E.-P. König). Beide Autoren waren Mathilde Ludendorff offenbar 1933 dem Namen nach noch gar nicht bekannt. (In Neuausgaben ihrer lesenswerten Schrift "Induziertes Irresein durch Okkultlehren" sollte dringend auf diese Zusammenhänge hingewiesen werden.)

Von Gérard Encausse, über Aleister Crowley über Paul Köthner zu der Fraternitas Saturni von Eugen Grosche  

Soweit übersehbar, behandelt Mathilde Ludendorff hingegen die Fraternitas Saturnis in ihren Schriften nicht. Die Fraternitas Saturnis behandelt Mathilde Ludendorff erst in einem Aufsatz aus dem Jahr 1955 (s. Scribd, S. 102f). Schon in Jahr 1933 veröffentlichte sie ihren Aufsatz "Der Orden und der Satanismus" (behandelt --> hier).

In diesem Punkt wurde sie nun ergänzt durch den Roman "Die unsichtbaren Väter" von Hermann Rehwaldt. (Denn es spricht alles für die Deutung von P.-R. König, daß in diesem Roman die Fraternitas Saturnis behandelt ist.) Zwar behandelt Mathilde Ludendorff zum Beispiel auch das Thema "Spiegelmagie" (7, S. 108), allerdings nach der Zeitschrift "Die Wandlung" von Paul Köthner von 1929. Nicht nach den von diesem darin besonders warm empfohlenen "Magischen Briefen" der Fraternitas Saturni, die Eugen Grosche seit 1925 herausgegeben hat. Diese "Magischen Briefe" erwähnt Hermann Rehwaldt nun in seinem Literaturverzeichnis (2, S. 392) und auch im Text des Romans selbst mit folgenden Worten (2, S. 294):

Der Professor holte aus dem Bücherschrank eine Reihe Bücher, deren Umschlag eine krause Überschrift "Magische Briefe, Okkulte Praxis", ein Pentagramm und andere kabbalistische Zeichen zeigte. "Hier," sagte er. "Das sind die von Br. Köthner in seiner "Wandlung" besonders warm empfohlenen "Magischen Briefe". In meinem Kampf gegen die Okkultverbrecher habe ich mich durch diesen Wust von hochgradigem Blödsinn durchfinden müssen. Es ist eine Zumutung für einen normalen und vernünftigen Menschen.
Die "Magischen Briefe"

Diese "Magischen Briefe" bilden sicherlich einen der wesentlichsten Ausgangspunkte für den Roman. Und in diesen wird beispielsweise die Spiegel- und Kristallmagie gleich im Heft 1 von 1925 behandelt (siehe etwa hier).

Die Spiegelmagie wird auch schon von dem französischen Okkultisten Gérard Encausse, genannt "Papus", 1891 behandelt (in "Traite methodique de Magie practique", heute auch auf Deutsch erhältlich) (15, S. 80).

Gérard Encausse hat 1901 bis 1906  den russischen Zaren Nikolaus II. und seine Frau in Esoterik unterrichtet (Wikip.):

Dabei gründete er eine Martinistenloge, der auch der Zar selbst angehörte. (...) Er assistierte dem Zarenpaar bei wesentlichen Regierungsentscheidungen und warnte sie vor den Einflüssen Rasputins.

Angesichts eines solchen Beispiels wird man wohl mit vielen leitenden Okkultisten zu rechnen haben, die in früheren Zeiten und heute Aspirationen haben, "bei wesentlichen Regierungsentscheidungen" zu "assistieren". Oder die leicht geneigt sind, das anderen - gerne auch konkurrierenden - Okkultisten zu unterstellen (vgl. auch: 16).

Einige Stärken und Schwächen des Romans

Ob Hermann Rehwaldt zusätzlich auch mancherlei persönliche Erfahrungen in diesem Roman verarbeitet hat oder die Erfahrungen von persönlichen Informanten, bleibt offen. Da der Roman aber mancherlei Vorgänge und Umstände recht detailliert schildert, die es - nach Berichten auf Foren im Netz - in paralleler Form vor einigen Jahren in sehr ähnlicher Form immer noch gegeben hat (siehe unten), würde es einem sehr kühn anmuten, wenn Rehwaldt sich das alles nur anhand der Literatur und einer reichen Phantasie erarbeitet haben sollte. Indem wir das sagen, wollen wir aber zugleich auch auf einige offenbare Schwächen des Romans hinweisen.

1. Ein unrealistisches Geschehen im Roman ist es, daß eine Mordkommission Tage lang, über Wochen hinweg sich trifft, nur um aus dem "magischen Tagebuch" eines mutmaßlich ermordeten Hochgradfreimaurers vorzulesen, anstatt einfach Abschriften für alle herstellen zu lassen und sich zu treffen, nachdem es alle gelesen haben.

2. Die Einflußnahme der Freimaurerei auf die Politik, die Medien, die Clubs ist - zumindest vom Kenntnisstand von heute her geurteilt - etwas gar zu grobschnitzig dargestellt. Die einzelnen Journalisten, Politiker usw. müssen psychologisch viel geschickter in Entscheidungsfindungen mit eingebunden sein, bspw. muß ihnen zugeraunt werden, was noch viel wichtiger ist als das bisherige, daß das und das gut sei, daß sie bei dem und dem - wie alle - mitmachen müßten, wenn sie ihre Stellung nicht verlieren wollten und vieles ähnliche mehr (vorauseilender Gehorsam insbesondere aufgrund von wenigen Andeutungen ..., Erpreßbarkeit ...).

Wie arbeiten Geheimdienste und -gesellschaften?

Dies gilt zum Beispiel auch, was die Stimmungsmache für einen Krieg betrifft oder das "Hijacking" gegnerischer Bewegungen. Dazu gibt es ja "Thinktanks", die die Logenmitglieder ideologisch vorbereiten, psychisch schulen und suggerieren auf die nächsten Schritte, die zu leisten sind. (Wir haben hier auf dem Blog in einem späteren Artikel Hans Zehrer und seinen Tatkreis als einen solchen "Thinktank" behandelt.) Es wird damit gearbeitet, daß gesagt wird, daß das und das "kommen wird", das und das "komme sowieso", es müßten - in Vorbereitung darauf - nur noch die Einzelheiten festgelegt werden. Eben einfach insgesamt so, wie auch eine Mafia arbeitet, arbeiten muß.

In dem Roman wird an mehreren Stellen Oswald Spengler erwähnt. Gerade seine These vom "unvermeidlichen", "gesetzmäßigen" "Untergang des Abendlandes" stellt allzu deutlich ein solches Ideologie-Element eines gesellschaftlichen Selbstmordprogrammes, einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung dar, für das man deshalb gerne viel journalistischen Rummel veranstalten konnte.

Aber zu all dem gehört auch, daß den einzelnen Beteiligten ein Gefühl von "Macht" und "Einfluß" gegeben wird, gerne auch nur in "simulierter" Form. Möglicherweise kann dies auch geschehen - wenn man Cathy O'Brien folgt - in Form von Macht über Trauma-programmierte Politiker-Prostituierte, bzw. sonstige "Logen-Sklaven", über Gewalt- und Mordexzesse in satanistischen Orgien und ähnliches. Oder darüber, daß man Menschen einfach nur teilhaben läßt an dem Wissen von "Eingeweihten", was bei vielen die Eitelkeit schmeichelt. Indem man sie gar als "blinde Werkzeuge" vor irgendwelchen politischen Entscheidungen irgendwelche "Rituale" ausführen läßt oder Quasi-Rituale. Alles Dinge, bei denen sich Menschen wichtig vorkommen könnten, ohne es eigentlich wirklich zu sein. Die Magie selbst wird bei all dem, zumindest heute, nur noch "unterstützende", stabilisierende Funktionen haben.

Es wird jedenfalls insgesamt die Lebenssituation des einzelnen, seine Psychologie in Rechnung gestellt von Geheimdiensten, um ihn dann so zu platzieren wie er platziert wird. Victor Ostrowski etwa berichtet von einer großen psychologischen Abteilung innerhalb des Mossad. Wie staatliche Geheimdienste arbeiten, ist ja erst in den letzten Jahrzehnten besser bekannt geworden. Ähnlich umfangreich arbeiten aber Logen, Orden und sonstige Geheimgesellschaften, auch natürlich der Jesuitenorden, schon seit vielen Jahrhunderten.

3. Für einen im Gehirn "inselartig" okkult-verblödeten Hochgradfreimaurer, der auf gutem Fuße steht mit Leuten von der Kategorie Oswald Spengler, Schacht, Papen, Schleicher, Reichskanzler Hermann Müller (wie im Roman dargestellt), ist der "Herr von der Höh", die Hauptfigur des Romans, auch viel zu holzig-einsiedlerisch-versponnen dargestellt. Er müßte als wesentlich weltgewandter, mit vielen hundert Fäden in Zusammenhang mit dem politischen und geistigen Leben stehend dargestellt sein, als das im Roman gelungen ist, in dem sich wohl eher die Person des Autors Hermann Rehwaldt selbst widerspiegelt.

Die "Konservative Revolution" im Kriminalroman: Die Firma "Oswald Spengler & Co."

Oswald Spengler
An einer Stelle des Romans wird ein innerer Zirkel der Fraternitas Saturni noch genauer gekennzeichnet. Es heißt dort über den Berliner "Sprengel", die Berliner "Burg" dieses inneren Zirkels der Fraternitas Saturni (2, S. 184):

Der politische Leiter dieses Sprengels des namenlosen Ordens war ein anderer Herr, dessen Namen ich verpflichtet bin, für mich zu behalten, der Sie aber in höchstem Grade erstaunen würde. Sie kennen ihn alle aus der Presse und aus dem Schrifttum, seine politisch-philosophischen Werke zieren die Bücherschränke aller Intellektuellen in Deutschland und vielleicht auch im Auslande.

"Spengler?" fragte der Ministerialdirektor dazwischen. "Ich darf Ihnen weder nein noch ja sagen. Spengler ist nicht der einzige Vertreter dieser Art Schrifttum."

Das intellektuell-geistige Umfeld, das Hermann Rehwaldt hier zu kennzeichnen versucht, ist dasjenige, das Armin Mohler nach dem Zweiten Weltkrieg als das Umfeld seiner "kategoriensprengenden Autoren" der sogenannten "Konservativen Revolution" bezeichnet hat (11) mit Autoren wie: Ernst Jünger, Arnold Gehlen, Carl Schmitt, Arthur Moeller van den Bruck (Wiki), Julius Evola oder eben Oswald Spengler und viele ähnliche Autoren mehr.

Übrigens kann man Armin Mohlers wissensschaftliches Referenzwerk "Konservative Revolution" (11) - ein Seitengedanke - auch wie den Endbericht der zuständigen Abteilung eines innerdeutschen "Nachrichtendienstes" zum Thema "Gegnerforschung / Freundesforschung" lesen. Und bei dem Sekretär eines Ernst Jünger werden sowieso viele Informationen zusammengeflossen sein, die für Nachrichtendienste - und natürlich "Verfassungsschützer" - ... "interessant" sind. (Vor wie nach 1945.)

Dazu paßt auch der auffallende Umstand, daß im Umkreis der "kategoriensprengenden" Autoren der Konservativen Revolution und deren geistigen Nachfolgern seit Jahrzehnten auffallend wenig - oder höchstens sehr zurückhaltend - über die reichen Erkenntnisse berichtet wird, die heute schon über Geheimdienste und Geheimgesellschaften und ihren umfassenden Einfluß auf Politik und Medien bekannt sind.

Der Freiherr von Sebottendorff - ein antivölkischer "Völkischer"?

In dem magischen Tagebuch, das der Romanautor Hermann Rehwaldt den Hochgradfreimaurer seines Romans an seinen innerhalb der Loge vorgesetzten "Guru" gerichtet schreiben läßt, wird dieser im Jahr 1920 auch als Angehöriger der Thule-Gesellschaft gekennzeichnet (2, S. 126f) (auch hier ist wieder psychologisch wohl etwas gar zu grobschnitzig offen von "Befehl" die Rede):

Ich fügte mich gern deinem Befehl, bei völkischen Kreisen Anschluß zu suchen. Ich sah ein, daß diese Gefahr nur durch Lahmlegung von innen heraus bekämpft werden kann, indem man in diese Kreise hineingeht und sie unter ihrer Fahne und in ihrem Wappenrock zu Zielen führt, die die unseren sind. In dem Bruder von Sebottendorf, den Leiter der Thule-Gesellschaft, die damals in München die führenden  Köpfe der Bewegung vereinigte, habe ich einem Eingeweihten hoher Grade kennengelernt. Ich bewunderte seine Kunst, seine schärfsten und erbittersten Gegner so führen zu können, daß sie der festen Überzeugung waren, er sei einer der ihrigen. Ich bewunderte auch seine Geschicklichkeit in dem Verkehr mit den Mitgliedern der Räteregierung, die ihm innerlich entschieden näher standen, als diejenigen, die er anführte, bis auf wenige Eingeweihte, wie ich einer war. Er verstand es, bei den Roten den Eindruck zu erwecken, er sei ihr entschiedener Gegner, und erst im Augenblick höchster Gefahr wie er sich bei einem der mit seiner Verhaftung betrauten Kommissare, wenn ich mich nicht irre, einem ehemaligen österreichischen Offizier und Mitglied einer Feldloge in höheren Graden, als das aus, was er in Wirklichkeit war. Er rettete dadurch auch ein paar der Thule-Leute. Andere aber überließ er ihrem Schicksal, und sie wurden als Geiseln erschossen. (...)
Außer der Thule-Gesellschaft verkehrte ich um diese Zeit in einer kleinen verschwiegenen Geheimloge in Schwabing (...). Es war eine gemischte Loge, d. h. eine solche, die aus Männern und Frauen bestand, mit arischem Weistum, das für unsere Begriffe deutsche oder altgermanische Worte hatte. Die Tendenz der Loge ging außer den üblichen okkulten Bräuchen und Übungen dahin, Herrenmenschen und Priestermagier heranzubilden. Die Logenschwestern waren, wie es üblich ist, eidlich verpflichtet, sich dem Ritual und dem Hohepriester zur Verfügung zu stellen.

Und an einer späteren Stelle des Romans heißt es über den Schreiber des "magischen Tagebuches" (2, S. 182 - 184):

Er selbst sei führendes Mitglied eines völkischen Geheimordens, der zum Zwecke der Bekämpfung der Freimaurerei mit gleichen Mitteln seinerzeit von völkischen Männern gegründet wurde. Der Name des Ordens spielt an sich keine Rolle, nennen wir ihn zum Beispiel Germanenorden. Die Logen dieses Ordens pflegen "altarisches Weistum", "Erziehung zu Herren", und ein Ritual, das sich stark an das freimaurerische anlehnt, aber für alles deutsche Bezeichnungen hat. So mauert der Orden am "Deutschen Dom" und nicht am "Tempel Salomos", wie die Freimaurerei usw. (...) Er suchte zu erforschen, woher denn all diese Übereinstimmungen des Ordensbrauchtums mit dem Freimaurerritual kämen. Die Erklärung der Ordensliteratur, all dieses Weistum und Brauchtum sei ursprünglich arisches, germanisches Geistesgut gewesen und später erst von Juden gestohlen und für ihre Zwecke verfälscht worden, genügte ihm nicht. Trotz der planmäßigen Ordensdressur hat er genug Urteilskraft behalten, um sich zu sagen, daß der Orden ja erst nach der Freimaurerei entstand, also auf keine tausendjährige Tradition zurückblicken kann. Daß also auch das Brauchtum neueren Datums sein müsse als das der Freimaurer. (...)
Durch eifrige Ordensarbeit, besonders auf politischem Gebiet - der Unbekannte war einer der höchsten Führer einer großen nationalen Partei - gelangte er in die höchsten Grade seines Ordens und schließlich in das, was bei manchen Systemen der Freimaurerei "innerer Orient" oder "strikte Observanz" oder die "schwarzen Logen" genannt wird. Es war ein Orden innerhalb des Ordens, ein Kern der geheimen Führer, von deren Existenz als ein geheim verschworener Verband die Brüder niederer Grade keine Ahnung hatten. Die Zugehörigkeit zu diesem namenlosen "Orden" wurde durch Eide gesichert. (...) In diesen namenlosen Orden wurde Magie, Kabbalistik und Astrologie betrieben, nur, daß alle diese "Weistümer" als rein germanisch, arisch, als "Armanenweistum" hingestellt wurden. (...)

"Hinein in die nationalen und völkischen Organisationen"

Und im Jahr 1927 angesichts des Freimaurerkampfes von Erich Ludendorff läßt Hermann Rehwaldt seinen Protagonisten, den Hochgradfreimaurer in sein Tagebuch schreiben (2, S. 218):

Ein Abgesandter der Oberen war bei mir. Der Befehl lautet: hinein in die nationalen und völkischen Organisationen. Den "Herrenstandpunkt" pflegen und propagieren und die Herrschaft der Tat, des Immer-Wiedergeborenen, des Sohnes Hermes' Trismegistus vorbereiten. Namentlich wurde die Rotary-Gesellschaft und die verschiedenen Herrenklubs, die jetz auf höhere Weisung erstehen, als Betätigungsfeld anempfohlen.

So der Blick des Hermann Rehwaldt auf die damaligen völkischen Okkultlogen. Es wäre zu überprüfen, ob man solche Gedankengänge auch bei so vielgelesenen Romanautoren wie Dan Brown findet. Oder ob Romane wie die von Dan Brown demgegenüber eher nur der Verharmlosung von mancherlei Geschehen dienen.

"Spaltungsmagie" - besteht ein Zusammenhang zur Multiplen Persönlichkeitsstörung?

Obwohl die Psychiaterin Mathilde Ludendorff, deren Erkenntnisse Hermann Rehwaldt auswertet und vertritt, in ihren Bücher - soweit übersehbar - nie den Begriff einer psychischen (oder auch nur magischen) "Spaltung" behandelt, tut genau das Hermann Rehwaldt in diesem Roman. Er läßt seinen Tagebuchschreiber verliebt sein in eine der neu aufzunehmenden Frauen der Loge (2, S. 131) (eine "Schwester Ni"):

Da nahm ich gegen Morgen den magischen Spiegel vor (...). Da spaltete ich mich ohne vorherige Vorbereitung, leicht, als wäre es mein gewöhnlicher Zustand, und mein astrales Ich trat an sie heran ... (...)
Im ersten Augenblick konnte ich nicht fassen, was vorgefallen war. Dann allmählich wurde es mir klar, daß ich einer spontanten Spaltung verfallen war, und zwar so, daß die Kontrolle über meinen Astralkörper mir für eine Zeit lang vollständig entglitten war.

Diese "Spaltungsmagie" wird noch an mehreren anderen Stellen des Romans erwähnt, etwa im folgenden Abschnitt (2, S. 187):

Manchmal verzweifle ich an der Möglichkeit, den Sumpf der schwarzen Magie jemals überschreiten zu können. Aber mein Wollen ist rein und mein Wille in der phyischen Ebene fast allmächtig. Die Spaltung ist kein Problem mehr für mich. Nach kurzer Vorbereitung trennt sich mein astraler Körper von dem physischen und wandelt, wohin ich will. Ich sehe Dinge, die Profanen ewig verschlossen bleiben, unterhalte mich mit Menschen, die viele Meilen weit von mir leben ...
Br. Eugen Grosche, empfohlen von Br. Paul Köthner

Aus dem weiteren Text geht hervor, daß nach Rehwaldt hinter diesem Phänomen der "Spaltung" Gehör-, Gesichts-, Tastsinn und Geruchshaluzinationen stehen, so wie sie Mathilde Ludendorff (7, S. 98-116) auch beschrieben hat, allerdings nicht mit direktem Bezug zur Spaltungsmagie. Der Begriff "Spaltung" ist nämlich der sogenannten "Spaltungsmagie" entnommen (siehe hier). Und diesem Thema hat der Gründer der Fraternitas Saturni, Eugen Grosche (Gregorius), im Rahmen seiner von Paul Köthner empfohlenen "Magischen Briefe" 1925 auch eine eigene Abhandlung gewidmet (siehe Abbildung rechts).

Auf Internet-Foren (Pagan-Forum) wird die in der Spaltungsmagie behandelte Spaltung ausdrücklich auch mit jenen Fähigkeiten zu "Dissoziationen" beim normalen Menschen in Verbindung gebracht, die von der Wissenschaft (siehe Michaela Huber) als Wurzel der multiplen Persönlichkeitsstörung (MPS) angesprochen werden. Spaltung wird in der Spaltungsmagie auch als "körperfreies Wandern innerhalb von Raum und Zeit" bezeichnet (gut erläutert z.B. hier).

Es ist mehr als naheliegend, daß sich die moderne Psychiatrie und Psychotherapie, evtl. zuerst wiederum in den USA, mit dieser sogenannten "Spaltungsmagie" schon beschäftigt hat. (Um hier weiterzukommen, wäre aber zunächst zu klären, wie der Begriff der Spaltungsmagie ins Englische übersetzt wird.) Der Unterschied zur Multiplen Persönlichkeitsstörung besteht zunächst in jedem Fall darin, daß die abgespaltenen Persönlichkeiten bei der MPS reale, aber verdrängte Erlebnisse darstellen, keine Halluzinationen.

Fraternitas Saturnis gegenüber 1935 heute kaum verändert?

Das Eigentümliche an dem Roman ist wohl vor allem, daß er zahlreiche Charakteristika der Fraternitas Saturni nennt, von denen man auch heute noch in Berichten hört, etwa:

  • übermäßiger Alkoholgenuß (2, S. 191)
  • Konzentration eines einzelnen Meisters auf eine oft komplizierte Beziehung zu einer einzelnen,  im besonderen Maße in die magische Logenarbeit involvierten Frau. Im Roman sind es gleich drei Frauen, von denen die erste Selbstmord begeht, die zweite in der Psychiatrie landet und die dritte ermordet wird (z.B.: 2, 117-149; Kapitel VII. "Der Magier lernt die Liebe kennen" und VIII. "Der Liebe Tod"; S. 210ff uam.). Da diese Schilderungen zu dem Detailliertesten des Romans gehören, könnte man zu der Vermutung gelangen, daß ein etwaiger persönlicher Informant Rehwaldts eine Frau gewesen sein könnte, die hier einiges erlebt hat.
  • Führen eines - geradezu psychotherapeutisch ausgerichteten -  magischen Tagebuches für den Ordensoberen.

Bis hier soll nur eine Teil-Analyse des Romans gegeben werden,  die vielleicht anregen kann, weiteren, hier angeschnittenen Fragen nachzugehen. Daß vor allem die Art des Redens der Herren der Mordkommission im Roman (nicht der Inhalt der Gespräche) bei dem Leser insgesamt einen schalen Beigeschmack aufkommen läßt, erschwert den Zugang zu den aufklärenden Inhalten des Romans, der wohl besser einfach als ein Sachbuch geschrieben worden wäre. Jedenfalls erscheint er nur als solcher heute noch lesbar.

Das Inhaltsverzeichnis des Romans

Abschließend noch das in dem Buch nicht enthaltene Inhaltsverzeichnis mit einigen inhaltlichen Erläuterungen:

Vorwort
I. Die Mordkommission rückt an
II. Der Kriminalrat berichtet
III. Der unbekannte Freund
IV. Der "unbekannte Freund" prophezeit weiter
V. Ein Blick in die hohe Politik
VI. Hindernisse und Opfer
VII. Der Magier lernt die Liebe kennen (München - 1920)
"Schwester Ni"
VIII. Der Liebe Tod (München - 1920)
"Schwester Ni" und ihr Selbstmord
IX. Der Magier in Berlin
X. Br. Arl in der Falle
XI. Abenteuer im Grunewald
XII. Der Magier im Orden
XIII. Wiederum hohe Politik (Berlin - 1927) /200/
(Nach einer Indienreise und dortiger Weihung zum "Mahatma" Beginn der sexualmagischen Arbeiten mit "Mara".)
XV. Sumpfblasen /230/
XVI. Maras Ende - der große Plan abgewandelt /246/
XVII. Der diplomatische Auftrag (Berlin 1928) /267/
"Kriegshetze und Völkermorden" erscheint. Als Diplomat in Genf. Reichskanzler Hermann Müller.
XVIII. Der hohe Besuch /282/
XIX. Der Mann auf verlorenem Posten /297/
XX. Das neue Medium /308/
XXI. Hindernisse /320/
XXII. Die zweite Verwarnung - Spioniert Br. Arl? /330/
XXIII. Der Auftrag in Swinemünde /344/
XXIV. Gespenster, Testament und Theurgenring /362/
XXV. Das Gutachten (Berlin 1934) /379/
XXVI. Keine Resignation - Kampf! /387/

Ergänzung 26.09.2013: In einem der letzten Kapitel des zweiten Bandes seines "Untergang des Abendlandes", veröffentlicht 1922, schrieb Oswald Spengler (Zeno, Gutenberg) :

Die Macht verlagert sich heute schon aus den Parlamenten in private Kreise, und ebenso sinken die Wahlen unaufhaltsam zu einer Komödie herab, für uns wie für Rom. Das Geld organisiert den Vorgang im Interesse derer, die es besitzen und die Wahlhandlung wird ein verabredetes Spiel, das als Selbstbestimmung des Volkes inszeniert ist. Hier liegt das Geheimnis, weshalb alle radikalen, also armen Parteien notwendig die Werkzeuge der Geldmächte, in Rom der equites, heute der Börse werden. Theoretisch greifen sie das Kapital an, praktisch aber nicht die Börse, sondern in deren Interesse die Tradition. Das war zur Zeit der Gracchen ebenso wie heute, und zwar in allen Ländern. Die Hälfte der Massenführer ist durch Geld, Ämter, Beteiligung an Geschäften zu erkaufen und mit ihnen die ganze Partei.

(So auch zitiert in der Zeitschrift "Mensch & Maß", Folge vom 23.1.1974, S. 86.) Dieses Zitat zeigt natürlich sehr deutlich, daß Oswald Spengler Hintergrundpolitik-Wissen hatte. Es wäre sicherlich sinnvoll, seine Werke und die Ernst Jüngers und ähnlicher Autoren noch gründlicher auf solche Zitate zu durchsuchen. Hinweise auf Veröffentlichungen, in denen das womöglich schon geschehen ist, werden gerne entgegengenommen. Es wäre ja im Grunde genommen, merkwürdig, wenn das in den vielen Jahrzehnten seither noch nie sollte unternommen worden sein.

/ Ergänzung 21.1.2024: Unsere Vermutung hat sich bestätigt. Aufgrund von Hinweisen unterschiedlicher Art konnten inzwischen hier auf dem Blog Beiträge erscheinen unter anderem zu:

Allesamt glorreiche Helden. Wahrlich glorreiche Helden. Logenherrschaft ist ein Leichtes, solange sich die Menschen so leicht am Narrenseil führen lassen wie es heute noch der Fall ist. /

1936 - Der Roman wird verboten

(Nachtrag 29./30.11.2013) Die "Reichsstelle für die Förderung des deutschen Schrifttums" gab am 9. Dezember 1935 ein gebührenpflichtiges positives "Gutachten für Verleger" zu diesem Roman ab. In ihm heißt es unter anderem (DHM):

Das Buch ist vorzüglich geeignet, über das menschen- und völkerfeindliche, auch vor den gemeinsten Verbrechen nicht zurückschreckende Treiben der überstaatlichen Mächte in weite Kreise Klarheit hinauszutragen. Mit erschreckender Deutlichkeit wird gezeigt, welche verruchten Mittel und Wege (...) von den Logen und Geheimorganisationen benützt werden, um sich willenlose Werkzeuge in den Intelligenzschichten der Völker zu züchten und mit ihrer Hilfe Nationen und Rassen zu vernichten. (...) Das Buch ist mit seiner erschütternden Enthüllung furchbarer Geheimnisse ein Fanal für alle. Wir empfehlen es mit Nachdruck!

Dieses Gutachten wurde vom Verlag auch auf Buchwerbezettel gedruckt. - Aus uns zugesandten Kopien von Briefen Hermann Rehwaldts vom 11. Oktober 1936 und 3. Januar 1937 geht aber hervor, daß der Roman im Gegensatz dazu im Jahr 1936 verboten worden ist. Am 11. Oktober 1936 schreibt er von seinem Wohnort Fischbeck an der Elbe an Freunde in Zeeven bei Bremervörde:

Die beiliegenden Gutachten der Reichsschriftumskammer machen es fraglich, ob es mir gelingen soll, einen anderen Roman irgendwo unterzubringen. „Man“ schnürt uns langsam die Kehle zu.

Und am 3. Januar 1937:

Vorläufig gilt es durchzuhalten, was nicht leicht fällt, da die Verhältnisse sich immer mehr zuspitzen. Man fragt sich manchmal, ob das Schaffen noch irgend eine praktische Verwertung findet, denn wer nimmt noch Sachen von mir an nach dem Verbot der „Unsichtbaren“? Aber man kann aus seiner Haut nicht heraus und arbeitet weiter, mag kommen, was da will. Ich muß aber gestehen, daß ich ein paar Tage lang vor den Feiertagen ganz mutlos war und zu keiner Arbeit fähig. Wofür mir Paul Lehnert den Kopf mit Erfolg gewaschen.
(s. dazu: StgrNat2011) Dieses Verbot wird bestätigt durch die "Liste der von den Nationalsozialisten verbotenen Bücher". Bezeichnenderweise lautet der Titel der zweiten von Hermann Rehwaldt verbotenen Schrift "Rassenkunde und Rassenwahn". Sie war 1936 veröffentlicht worden. Es wäre sicherlich von großem Interesse, die Gründe für das Verbot in den genannten Gutachten der Reichsschriftumkammer zu lesen. Daß ein Roman über Verbrechen in der satanistsichen Okkultloge "Fraterniatas Saturnis", ohne daß in ihm überhaupt der Name dieser Loge genannt wird, ausgerechnet im Dritten Reich verboten wird, könnte womöglich zeigen, wie einflußreich solche Logen in diesen Jahren noch waren.

Oder war es insbesondere die - böse - Unterstellung dieses Romans, daß solche Logen rechtskonservative und völkische politische Kreise unterwandern und steuern würden? Wurden durch solche Verbote Leute wie Oswald Spengler geschützt? Gehört dieses Verbot hinein in das Ringen zwischen dem Okkultismus-kritischen und dem Okkultismus-fördernden Flügel der NSDAP? Also zwischen dem Amt Rosenberg und dem Mitarbeiterkreis von Rudolf Heß? (siehe Stephan Berndt) Dazu mäßten zunächst die genannten Gutachten studiert werden. Die Akten der Reichsschrifttumskammer befinden sich im Bundesarchiv.

/ Letzte Überarbeitung: 29.11.2013 /
_______________________________________
  1. Eggert, Wolfgang: Im Namen Gottes. Israels Geheimvatikan als Vollstrecker biblischer Prophetie. Bd. 3. Propheten-Verlag, München 2001, (besonders die Anhänge A - F)
  2. Rehwaldt, Hermann: Die unsichtbaren Väter. Roman. Verlag Karl Pfeiffer & Co. Landsberg (Warthe) 1935 [Vorgänge in der Fraternitas Saturni in romanhafter Form]
  3. Rehwaldt, Hermann: Die "kommende Religion". Okkultwahn als Nachfolger des Christentums. Ludendorffs Verlag, München 1937
  4. Rehwaldt, Hermann: Vom Dach der Welt. Über die "Synthese aller Geisteskultur" in Ost und West. Ludendorffs Verlag, München 1938
    Pinning, German (d.i. Hermann Rehwaldt): Vor einem neuen Äon. An der Schwelle zweier Zeitalter. Verlag Hohe Warte, Pähl 1958 [Überblick über die Strömungen im Okkultismus]
  5. König, Peter-R.: The Ordo Templi Orientis Phenomenon. A Research Project. Auf: http://www.parareligion.ch . Deutschsprachige Ergänzungen und erweiterte Texte: http://www.parareligion.ch/deutsch.htm ; In Nomine Demiurgi Nosferati. 1970 - 1998. Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen. o.J. (München 1998) (--> http://www.parareligion.ch/sunrise/fs6.htm und http://www.parareligion.ch/2010/homunc/homunc.htm)  
  6. Ludendorff, Mathilde: Induziertes Irresein durch Occultlehren. Erstauflage 1932 (ausgeliefert im Januar 1933). Verlegt bei Franz v. Bebenburg, Pähl 1970 [sehr grundlegende Abhandlung von der früheren Assistentin von Emil Kraepelin] [kritisch behandelt von André Sepeur auf Umweltjournal.de, 25.1.2009, oder hier, sowie auf  Esoterikforum.at, 4.9.2010]   
  7. Ludendorff, Mathilde: Der "Orden" und der Satanismus. In: Ludendorffs Volkswarte, Folge 7, 19.2.1933 (auch unter dem Titel "Der Satanismus der Hochgradbrüder".) 
  8. Henschen, Hedwig: Occultisten an der "Arbeit". In: Ludendorffs Volkswarte, 7.5.1933 [über den okkulten Schriftsteller Gustav Meyrink]
    Ludendorff, Mathilde: Eine der Gefahren der Occultschriften. In: Ludendorffs Volkswarte, Folge 21, 28.5.1933 [über den okkulten Schriftsteller Gustav Meyrink]
     
  9. Mohler, Armin: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918 - 1932. Ein Handbuch. (4. Aufl.) Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1994  12. Ludendorff, Erich: Kriegshetze und Völkermorden. 1928 (Google Bücher)
  10. Ludendorff, Erich und Mathilde: Europa den Asiatenpriestern? Ludendorffs Verlag, München 1936
    Ipares, S. (d.i. Jean Paar, d.i. Harry Dörfel): Geheime Weltmächte. Eine Abhandlung über die "Innere Regierung der Welt". Ludendorffs Verlag, München 1936
  11. Wegener, Franz: Weishaar und der Geheimbund der Guoten. Ariosophie und Kabbala. Kulturförderverein Ruhrg, 2005 (Google Bücher)
  12. Encausse, Gérard: Wie ich Okkultist wurde. Notizen einer intellektuellen Autobiographie. [1888 ?] Im Netz veröffentlicht von  Dieter Rüggeberg. (Zu Rüggeberg, einem umfassend Okkultgläubigen und Anhänger Rudolf Steiners, der zugleich Bücher über allseitig okkulte Hintergründe der weltweiten Geheimpolitik schreibt, siehe auch: Esowatch; siehe auch: 17)
  13. Rüggeberg, Dieter: Über die Irrlehren der Mathilde Ludendorff. Rüggeberg-Verlag, Wuppertal 2005 (freies pdf.)

Montag, 10. Februar 2025

Pfaffenmief im Weserbergland

- und die "Neue Rechte" in Deutschland
Klerikale Einflüsse auf die Politik - In Deutschland und weltweit

Für diesen Blog war es immer schon sehr verstörend, daß die heutigen Vordenker der "Neuen Rechten" die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über das Sein und Werden der Völker weltweit so außergewöhnlich sparsam zur Kenntnis nehmen wollen und sich so außergewöhnlich sparsam darum bemühen, diese in den politischen Diskurs einfließen zu lassen. Seit Jahrzehnten. 

Abb. 1: Kloster Buchhagen im Weserbergland - Mönche vom Berg Athos in Griechenland

Die Gründe dafür werden sofort deutlich, wenn man sich klar macht, welche geistigen, spirituellen Hintergründe hinter den Vordenkern der Neuen Rechten stehen. Diese sind so verquastet klerikal, daß die geringe Freude an den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen zum Menschsein, zu unserer Welt und zu dem Sein und Werden der Völker nichts weniger als folgerichtig ist.

Es stehen Kräfte hinter der Neuen Rechten, die die gesamte moderne Welt seit dem Mittelalter ablehnen. Es sind das sehr viele orthodoxe Klerikale und es sind das viele katholische Klerikale. Derselbe Umstand gilt übrigens auch für die wachsende, rein demographische Macht des orthodoxen Judentums im modernen Israel und weltweit. Die ultraorthodoxen Juden interessieren sich Null Komma nichts für alles "Moderne". Für sie zählen keine Schulbildung, keine Universitäten, sondern allein die religiösen Schriften des Judentums. So auch die Klerikalen in der katholischen, in der evangelischen, in den orthodoxen oder in den freikirchlichen Gemeinden. Dieser Umstand ist so verstörend und irritierend und erschreckend, daß man sich diesen gar nicht oft genug vor Augen führen kann. Welcher "Macht" dienen all diese Kräfte? Dem Mittelalter? Zutiefst gruselig und unheimlich.

Warum spielen naturwissenschaftliche Argumente noch heute innerhalb der AfD so gut wie keine Rolle, ja, sind tabuisiert und verpönt wie es schlimmer nicht gehen kann? Warum haben konservative Christen wie Beatrix von Storch in der AfD einen solchen großen Einfluß? Um all das besser zu verstehen, ist jüngst ein neues Puzzle-Teil bekannt geworden (1, 2).

Mönchsgezänk am Berg Athos in Griechenland

Das "sagenumwobene" Kloster am Berg Athos (Wiki) in Griechenland - es ist schon seit Jahrhunderten ein religiös und politisch sehr einflußreiches Kloster. 

So wie seit Jahrhunderten in allen orthodoxen Kirchen Osteuropas ein Kampf geführt wird darüber, ob sich diese Kirchen der Oberherrschaft des Papstes in Rom unterwerfen sollen - wie das die Jesuiten wollen - oder ob sie die Oberherrschaft des Patriarchen von Moskau anerkennen sollen, so wird dieser Kampf auch innerhalb des Klosters auf dem Berg Athos - noch bis heute - in aller Schärfe geführt. Auch der orthodoxe Patriarch der Ukraine in Kiew hat sich schon vor Jahrhunderten der Oberherrschaft des Papstes in Rom unterworfen. Am Berg Athos jedoch - und anderwärts - gibt man sich weiterhin sehr, sehr "störrisch".

Die - nicht selten pädokriminellen - Päpste in Rom und ihre fanatische Jesuiten-Truppe wollen also nicht nur jede Menschenseele weltweit und insbesondere auch in Rußland, sondern auch die Mönchsgemeinde auf dem Berg Athos schon seit Jahrhunderten unter ihre Oberherrschaft bringen. So hat es Mönchsgezänk auf dem Berg Athos schon seit Jahrhunderten gegeben, Mönchsgezänk, das dumpf-muffig mittelalterlich anmutet, in das sich aber - bezeichnenderweise - einflußreiche weltliche Mächtige bis heute immer wieder einmischen. Über die heutige Situation im Kloster auf dem Berg Athos heißt es (Wiki):

Auch noch im Jahr 2022 galt (...) der unbestrittene Einfluß der russischen Kirche auf die Mönchsrepublik als erheblich und Rußland versuche, den kulturellen Einfluß auf den Norden Griechenlands auszuweiten. Russische Staatsbeamte und Oligarchen versuchten mit Spenden, bestimmte Geistliche und die russische Präsenz zu stärken. Es wurde über falsche Mönche berichtet und den Kampf gegen Kriegspropaganda auf russischen Websites, welche „Vertreibungen“ russischer Mönche herbeischrieben.

Rund um den Berg Athos schwelt mithin derselbe religionsimperialistische, fanatisch geführte Pfaffen-Zank zwischen Moskau und Rom, wie er auch sonst über ganz Europa, bzw. Eurasien hinweg seit Jahrhunderten zu beobachten ist, und worauf wir in früheren Beiträgen hier auf dem Blog schon den einen oder anderen Blick geworfen haben (s. GAj2010GAj2021a). Über den Berg Athos lesen wir noch detaillierter (Wiki):

Für internationale Schlagzeilen sorgte im Dezember 2005 die Besetzung des Konáki (Sitz des Vorstandes der Mönchsrepublik) durch 20 Mönche des Klosters Esfigménou. Damit protestierten sie gegen den Beschluß der übrigen 19 Klöster, die Vertretung ihres Klosters in den Gremien der Mönchsrepublik nicht mehr anzuerkennen. Ausgelöst wurde der Eklat nach jahrzehntelang schwelender Krise 2003, als die Mönche von Esfigménou dem Oberhaupt der orthodoxen Kirche, Patriarch Bartholomäus I. von Konstantinopel „Verrat an der Orthodoxie“ vorwarfen, weil er mit der römisch-katholischen Kirche Gespräche aufgenommen hatte. Daraufhin forderte der Patriarch die Rebellen zum Verlassen der Mönchsrepublik auf. Die Mönche von Esfigménou ignorierten die Forderung. Im Dezember 2006 kam es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung, als gemäßigte Mönche versuchten, den besetzten Verwaltungskomplex zu räumen. Es gab eine Handvoll Verletzte, aber die Besetzung dauert an. Die griechische Regierung bot Polizei- und Militärhilfe an, was vonseiten der Mönche abgelehnt wurde. Im August 2008 drohten die Mönche damit, sich und ihr Kloster in die Luft zu sprengen, falls die Polizei versuche, es zu räumen. „Orthodoxie oder Tod“ ist denn auch das Motto dieser auch Zeloten genannten Mönche der GOC (Kirche der wahren orthodoxen Christen Griechenlands).
Die Mönche hielten die Räumlichkeiten auch im Jahr 2022 besetzt. Auf Nachfrage der NZZ beklagte Abt Bartholomäus die klandestinen Bewegungen der Unterstützer illegal über die Landesgrenzen; niemand wisse genau, wer sich in dem besetzten Gebäude verstecke.

Mönchsgezänk also vom Allerfeinsten. 

Auf den ersten Blick könnte man denken: Alles weit weg, nicht unsere Welt. - - - Aber: Von wegen! Diese Mönche wollen Europa zu ihrem Glauben bekehren und missionieren eifrig. Und sie sind damit so erfolgreich, daß über ihre abstrusen Missionsbemühungen nicht nur TAZ und Neues Deutschland berichten, sondern auch Vordenker der Neuen Rechten in sie involviert sind.

"Reconquista" - Ein orthodoxes Missionskloster für Deutschland

So gab es da beispielsweise den bulgarischen orthodoxen Metropoliten Simeon (1926-2016) (Wiki), der viele Jahrzehnte als orthodoxer Missionsbischof in Westeuropa tätig war. Über seinen religiösen Werdegang ist zu erfahren, daß er 1957 in Moskau Theologie studierte (Wiki),

... wo er am 8. Oktober 1958 vom Moskauer Patriarchen Alexius I. zum Mönchspriester geweiht wurde.

Dieser Metropolit unterstand also dem Patriarchen von Moskau - nicht dem Papst in Rom. Seit 1980 war er "Missionsbischof" der bulgarisch-orthodoxen Kirche - und damit auch des Patriarchen von Moskau - in Westeuropa (Wiki). Als solcher entfaltete er Wirksamkeit an Standorten wie Budapest, Wien, Berlin und andernorts.

Als dieser Missionsbischof hat dieser Herr Simeon 1994 nun das bislang einzige bulgarisch-orthodoxe Missionskloster in Westeuropa eingeweiht, nämlich das "deutsch-orthodoxe" Kloster Buchhagen (Wiki) im Weserbergland. Sein "Abt" ist ein Mensch, der mit bürgerlichem Namen Johannes Pfeiffer (geb. 1955) heißt und aus Hofgeismar in Hessen stammt. Und vermutlich war auch damals schon Götz Kubitschek (geb. 1970) (Wiki) dabei, der sehr umfangreich in den Aufbau dieses Klosters involviert ist - wie neuerdings bekannt geworden ist (1, 2). Der Johannes Pfeiffer hat lange unter den Mönchen auf dem Berg Athos in Griechenland gelebt. Vermutlich ja doch insbesondere auch unter solchen Mönchen, wie sie seit 2006 mit dem Schlachtruf "Orthodoxie oder Tod" das Verwaltungsgebäude des Klosters gewaltsam besetzt halten und damit drohen, sich mit dem gesamten Gebäude in die Luft zu sprengen. Diese wunderliebsten Leute. Dieser Johannes Pfeiffer nennt sich also "Abt". Und Götz Kubitschek unterwirft sich ihm. Man kommt ja fast auf den Gedanken, daß Götz Kubitschek und manche seiner Freunde dann nicht nur "Raki am Igman" getrunken haben (s. Amaz), sondern auch den Berg Athos besucht haben werden. Ehrfürchtig. Ohne Raki.

Götz Kubitschek - Einem orthodoxen Abt vom Berg Athos unterworfen

Mitbegründet und sehr engagiert in seinen Aufbau ist also niemand geringerer als Götz Kubitschek, der langjährige "Vordenker" der Neuen Rechten in seinem Tagungszentrum Schnellroda (1, 2). Ob zu dem Unterstützerkreis dieses Klosters nicht auch Jürgen Elsässer gehört, der sich doch auch schon seit Jahren zur "Orthodoxie" hingezogen fühlt, kann an dieser Stelle einstweilen offen bleiben. Er bewegt sich in jedem Fall religiös in ähnlichen Zusammenhängen. Es werden aber gewiß noch zahlreiche andere Leute sein, die im politischen und vorpolitischen Raum tätig sind, und die solchen Klerikalen Ehrerbietung zeigen.

Der langjährige rechte französische "Vordenker" Alain de Benoist (geb. 1943) (Wiki) versteht sich ja in ähnlicher Weise schon seit vielen Jahren mit dem russischen Vordenker Alexander Dugin so herzerwärmend gut (GAj2015, a) - warum sollten da seine deutschen Freunde Karlheinz Weißmann oder Götz Kubitschek auch so ganz und gar anders gestrickt sein? Karlheinz Weißmann hätte von seinem Wohnort Northeim aus auch einen viel kürzeren Weg zum Meditationszentrum Kloster Buchhagen. 

Es wird zu berücksichtigen sein, daß sowohl der Patriarch von Moskau wie auch die Mönche vom Berg Athos in Verbindung stehen mit der Priesterkaste von Tibet, die nach außen hin durch den Dalai Lama repräsentiert wird, der nun wieder auch gute Kontakte aufrecht erhielt etwa zu einem Jörg Haider in Kärnten (wenn wir uns recht erinnern) (GAj2012). 

Man mag sich in diesem Zusammenhang auch an Äußerungen von Ernst Jünger, Friedrich Hielscher oder Hermann Hesse erinnern (die alle hier auf dem Blog schon behandelt worden sind), nach denen Angehörige östlicher oder westlicher Priesterkasten oft über die jeweiligen "Machtgrenzen" hinweg im friedlichem Gespräch miteinander stehen würden. Etwa in Berliner Cafe's oder in Freimaurerlogen. Vermutlich auch öffentlich, etwa so, wie sich der Atheist Jürgen Habermas mit dem - im weltlichen Bereich nie verurteilten Pädokriminellen - Josef Ratzinger unterhalten konnte.

Missionsversuche unter "Neuen Rechten"

Nun gibt es da den einstmals "links-", heute "rechtsorientierten" politischen Aktivisten Erik Ahrens (geb. 1994) (Wiki), der neben anderer Verwandtschaft in Griechenland auch eine griechisch-orthodoxe Großtante hat, mit der er schon früher griechisch-orthodoxe Gottesdienste besucht hat.

In einem neuen Video berichtet er von Geschehnissen aus dem Mai 2019, also von Geschehnissen, die fünf Jahre zurück liegen, und zwar von einem Besuch im Kloster Buchhagen, zu dem er von Götz Kubitschek eingeladen worden war, und der ihn, den Erik Ahrens, offenbar ebenfalls zu Gläubigkeit und Pfaffen-Verehrung bekehren wollte (1, 2):

"Der Kubitschek betreibt da dieses Kloster oder ist Teil dieses Klosters. (...) Er fährt da sehr oft hin und er hilft seit Jahrzehnten, dieses Kloster aufzubauen. Er hat mich eingeladen, da doch auch mal hinzufahren."

Und über den "Abt", den Herr Pfeiffer aus Hofgeismar, sagt er (1, 2)

"Götz Kubitschek unterwirft sich ihm spirituell. Das heißt, hier ist das innere geistige Zentrum der Neuen Rechten." "Hier kommen die Ideen her."

Und (1, 2):

"Alles, was die Neurechte predigt, kommt von dem."   

Und (1, 2):

"Er will einen deindustrialisierten, mitteldeutschen Agrarstaat, im besten Fall feudal, so eine Art völkische, christliche Bauernromantik" 

Ahrens spricht von einem "deutsch-orthodoxen Sektenkult", zu dem er auch Martin Sellner zählt, der den Götz Kubitschek "Chef" nennen würde. Es hat schon 2019 Streit gegeben zwischen Ahrens und Kubitschek, nämlich darüber, daß der AfD-Politiker Maximilian Krah aus der rechtskonservativen Fraktion des Europäischen Parlamentes ausgeschlossen wurde. Seither scheint der Haussegen zwischen Kubitschek und Ahrens schief zu hängen und Ahrens plaudert solche Missionsversuche aus und äußert sich auch sonst äußerst abfällig über die Aktivitäten der Leute in Schnellroda (1, 2):

"Was ihr macht, ist GZSZ, was ihr macht, ist Fake."  

Nun, dieser Blog sieht das schon seit vielen Jahren so (GAj2018). Die ganze "konservative Revolution" dient im Wesentlichen nicht dazu, Völker erhaltende, sondern Völker zerstörende Ziele zu verfolgen. Nämlich solche, wie sie in klerikalen Kreisen schon seit Jahrhunderten verfolgt werden. In dem Kloster Buchhagen leben nur wenige Mönche. Aber es gibt einen größeren Unterstützerkreis von Seiten offenbar "gläubiger" Menschen und Familien rund um dieses Kloster herum. "Viele junge Männer" kommen immer wieder zu Besuch in dieses Kloster. Frauen sind dort - offenbar - weniger erwünscht. (Vielleicht gibt es für die ja Nonnenkloster und sonstige Schwestern-Zirkel, die noch nicht bekannt geworden sind.)

Ein Bericht über das Kloster auf dem Berg Athos, 1920/1961

Frauen dürfen auch das Kloster des Berges Athos nicht betreten. Der griechische Schriftsteller Nikos Kazantzakis (1863-1957) (Wiki) gab 1961 sein aufgesetzt-tiefsinniges Buch "Rechenschaft vor El Greco" heraus. Es war das jene aufgesetzte Tiefsinnigkeit, die in den 1950er und 1960er Jahren in der westeuropäischen Literatur so üblich war, und die sich heute oft außerordentlich unangenehm liest in all ihrer Aufgesetztheit. In dem Kapitel "Berg Athos" berichtet er über einen Besuch, der zu jenem Zeitpunkt schon vierzig Jahre zurück lag, der also Anfang der 1920er Jahre stattfand:

Wir betraten den heiligen Boden; die Mönche am Landungskai prüften mit geübtem Auge jeden einzelnen, der an Land ging, ob er eine Frau in Männerkleidung sei. Seit tausend Jahren, da der Heilige Berg der Jungfrau geweiht wurde, hat kein Frauenfuß den Boden betreten, kein Frauenatem die Luft entweiht. (...)
"Und hat niemals eine Frau den Heiligen Berg betreten?" fragte ich. 
"Niemals, niemals", antwortete der Ältere und spie in die Luft. "Geh hinter mich, Satan," murmelte er.

Manchmal würden Frauen trotzdem versuchen, in Männerkleidung ins Kloster zu kommen. Aber die Mönche würden sie sofort erkennen, nämlich am Geruch:

"Riechen Frauen denn anders, heiliger Vater?" fragte er ihn. "Wie denn?"
"Wie Stinktiere", antwortete der Alte und beschleunigt den Schritt.  

Wir merken: Wir begegnen hier dem Tiefsinn auf höherer Ebene. Statt daß der Autor nach einer so ekelhaften Begegnung stante pede diesen zutiefst ekelhaften Boden wieder verlassen hätte, führte er seine "Pilgerreise" fort - und zwar, wie es heißt: "verzückt und glücklich". Der ganze Bericht, der sich über viele Seiten hinzieht, liest sich abscheulich. Es findet sich auch folgender Wortwechsel, der trotz seiner sehr eindeutigen Andeutung kommentarlos stehen bleibt:

"Hast du jemals, heiliger Pförtner, den Teufel gesehen?" fragte wiederum mein Freund.
"Und ob ich ihn gesehen habe! Natürlich habe ich ihn gesehen."
"Wie sieht er aus?"
"Bartlos, mollig, zarthäutig, zwölf Jahre alt."

Es ekelt und würgt einen, wohin man in diesem Bericht blickt. Überall nur solcher - - - "Tiefsinn". 1961. "Geh hinter mich, Satan," möchte man in der Tat dauernd nur zu all dem Ekelhaften sagen.

"Rechte" wie "Linke" - Mit Blick zum Patriarchen von Moskau?

Spätestens seit 2003 hat der der "Abt" Pfeiffer und sein Missionskloster von Mainstream-, und vor allem linksorientierten Presseorganen keineswegs nur keine oder bestenfalls spöttische oder neutrale mediale Anteilnahme erhalten. Im Gegenteil: Ehrfurchtsvolle (s. Welt2003TAZ2003NeuesDtschld2008). Von kritischer Berichterstattung bislang in solchen Presseorganen keine Spur. Peinlich, oder, TAZ? Hat der Abt Johannes euch etwas vorgegaukelt? Auch euch? Kann doch wohl nicht sein? Götz Kubitschek baut dieses Kloster auf und linke Presseorgane berichten positiv über dasselbe. Dann versteht man womöglich auch, warum ein Jürgen Elsässer so leicht zwischen "links" und "rechts" changieren kann ....  

Bemerkenswert ist womöglich auch eine Stelle in dem Literaturverzeichnis des Wikipedia-Artikels zum Kloster Buchhagen (Wiki):

Archimandrit Johannes: Vom Mysterium des Mönchtums. Verlag des Klosters Buchhagen, 2012, ISBN 978-3-926236-16-6 (64 Seiten).
Auf Veranlassung des Patriarchats von Moskau und der ganzen Rus ins Russische übersetzt:[30] Схиархимандрит Иоанн: О таинстве монашества, 2016

Nachfolger des Metropoliten Simeon ist seit 2013 der sicherlich ähnlich glaubensfeste Metropolit Antonij (geb. 1978) (Wiki). Über diesen heißt es  (Wiki):

Am 27. November 2021 traf sich Metropolit Antonij bei einer Privataudienz mit Papst Franziskus. Diesem war er bereits bei Franziskus’ Bulgarienreise 2019 begegnet.

Wir können nur innigst hoffen, daß er bei solchen Gesprächen keinen "Verrat an der Orthodoxie" begeht. Aber traue niemals. Satan ist überall ... 

Wir selbst hatten Leute wie Alain de Benoist, Götz Kubitschek, Ellen Kositza oder Karlheinz Weißmann bislang als "Rechtskatholiken" eingeordnet. Sind sie vom Jesuitenorden als Sturmtruppe aufgestellt worden, um die Machtbasis des Patriarchen von Moskau zu untergraben durch freundliche Gespräche mit Alexander Dugin und Konsorten? Man soll auf diesem Gebiet nichts für unmöglich halten. "Falsche Mönche" gibt es überall. Und falsche "Nonnen" sowieso. Patriarch von Moskau hüte dich, der Jesuit verkleidet sich in die unmöglichsten Gewänder. Manchmal in die Gewänder von "Rechtsintellektuellen".

Aber vielleicht nimmt das Kloster Buchhagen auch ganz offiziell eine Art "Mittler"-Stellung, "Vermittler"-Stellung ein zwischen den beiden stark verfeindeten, miteinander im Bekehrungskrieg stehenden Priesterkasten, nämlich der Päpstlich-jesuitisch-westlich-orthodoxen und der Moskau-orthodoxen. Vielleicht ködert man auch junge Männer, die katholisch aufgewachsen sind - wie Götz Kubitschek -, damit, daß sie in der orthodoxen Kirche alles als viel "ursprünglicher" vorfinden würden als in der auf Abwege geratenen katholischen Kirche. Am Berg Athos erkennt man den Satan ja noch am Körpergeruch. Das ist doch was!   

Es kann also - wie wir unterstellen möchten - auch sein, daß sich hier der Jesuitenorden als "deutsch-orthodox" tarnt, um - auch - über dieses Kloster sowohl in den Bereich der Neuen Rechten in Deutschland als auch in die russisch-orthodoxe Kirche in Osteuropa hineinzuwirken (was er ja auch sonst auf vielerlei Art in so gut wie alle Richtungen hin über die möglichsten und unmöglichsten Vertarnungen hinweg tut). Es kann aber auch heißen, daß das Moskauer Patriarchat sich hier einen Kommunikationskanal offen hält, über den es hofft, seinen Machtbereich - im Sinne von Alexander Dugin und Co - weiter nach Westen ausdehnen zu können.

Die moderne Welt ist auf einem Abgrund von klerikalen Bestrebungen errichtet. Die Gefahr, daß sie in diesen Abgrund hinein stürzt, war in keinem Geschichtsabschnitt der Neuzeit größer als im heutigen.

Spiegel TV fragt erstmals kritisch nach ....

/ Nachtrag, 28.2.25: In einem Beitrag wird betont, das Kloster Buchhagen sei ein ganz und gar unpolitischer Ort. Zu behaupten, in und mit dem Kloster würden politische Ziele verfolgt, würde das Kloster "beschmutzen" (3). Das hört sich sehr genau danach an, als ob sich jemand stark angegriffen fühlt. Und die Ausflüchte verfangen nicht. Auch im Kloster von Berg Athos geht es ja - offensichtlich - nicht völlig unpolitisch zu. Seit wann wäre Religion, zumal christliche Religion, jemals "unpolitisch" gewesen. In diesem Zusammenhang kann man sich gerne auch einmal den vielsagenden X-Account des Klosters selbst ansehen (X/Deutschorthodox). Entgegnung zu erstgenannten Beitrag hat es auch gegeben (Yt6.2.2025). / 

/ Nachtrag, 5.3.2025: SpiegelTV hat auf all das überraschend schnell reagiert. Im Verlauf des Februar 2025 hat ein Team das Kloster Buchhagen besucht und den dortigen Abt vor laufender Kamera zu Stellungnahmen gedrängt (4). /

/ Ergänzt durch Ausführungen 
zu Kazantzakis: 16.2.25
zu Jonathan Rudolph: 28.2.25 / 

________

  1. Ahrens, Erik: Mit Kubitschek im Kloster (das Geheimnis von Schnellroda), 3.2.2024 (Yt2024) (Kurzfassung)
  2. Ahrens, Erik: VRIL-Talk: Bericht aus der Unterwelt (mit Kubitschek im Kloster), 3.2.2024 (Yt2024) (Langfassung)
  3. Rudolph, Jonathan ("einwaldgaenger"): Ahrens, Kubitschek und das Kloster - eine Klarstellung (X, 5.2.2025)
  4. Neumann, Henrik: Pilgerort für Rechtsextreme - Kubitscheks Denkfabrik. SpiegelTV, 26.02.2025 (Yt)

Beliebte Posts (*darunter finden sich leider selten neuere Beiträge*)

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...

Follower

Social Bookmarking

Bookmark and Share