Sonntag, 7. Februar 2010

"Gewolltes Schweigen" ...

... in der "Jungen Freiheit", bei den Jesuiten, in der katholischen Kirche und darüber hinaus

In den vorigen Beiträgen zum derzeitigen Jesuiten-Skandal wurde schon auf die noch jetzt außerordentlich unkritische bis wohlwollende Berichterstattung gegenüber dem Jesuitenorden und der katholischen Kirche hingewiesen. Von Vereinigungen, von denen inzwischen viele meinen, sie müßten schlicht als kriminelle Vereinigungen verboten werden.

Diese wohlwollende Berichterstattung reicht von der linken "TAZ" bis zur rechtskonservativen "Junge Freiheit". Sucht man zum Beispiel im Archiv der "Jungen Freiheit" danach, was dort in den letzten Monaten über "Jesuiten" geschrieben wurde, stößt man als erstes auf eine Meldung vom 8. Januar 2010 unter der Überschrift "Gewolltes Schweigen". Erste Reaktion: Was denn, wußten die früher als alle anderen von den derzeitigen Jesuiten-Skandalen? Aber man lese weiter ...
JF intern
Gewolltes Schweigen
Thorsten Thaler

Gespräche unter Mitarbeitern der "Jungen Freiheit" drehen sich in der ersten Woche eines neuen Jahres (...) vor allem um Erzählungen, wie ein jeder die Weihnachts- und Neujahrszeit verlebt hat. Die wohl ungewöhnlichste Geschichte hatte diesmal ein Redakteur zu bieten, dessen Name hier auf eigenen Wunsch ungenannt bleiben soll. Er nahm – zusammen mit etwa vierzig Männern unterschiedlichen Alters aus ganz Deutschland – an fünftägigen Schweigeexerzitien in einem katholischen Priesterseminar teil.

Die Exerzitien – das sind im wesentlichen geistliche Übungen – nach dem hl. Ignatius von Loyola (1491–1556) dienen der kontemplativen Lebenshaltung. Der als junger Mann allen „Eitelkeiten der Welt“ zugetane baskische Ritter López de Loyola verbrachte nach einer schweren Verletzung mehrere Monate in einem Kloster, wo er in strenger Askese zur Seelenruhe und inneren Einkehr fand. Später wurde er Priester, Missionar und zu einem der wichtigsten Mitbegründer der Gesellschaft Jesu (Jesuitenorden). Die auf ihn zurückgehenden Exerzitien zur Vervollkommnung rühmte ein nachmaliger Papst als ein „wunderbares Werkzeug für das Heil der Seelen von unvergleichlicher Wirkkraft“.
Nach den fünf Tagen Schweigen im Priesterseminar kann der JF-Kollege das nun aus eigener Erfahrung vorbehaltlos bestätigen.
Nun. Bei solchen Redakteuren wird man sich nicht wundern, wenn sich heute, am 7.2.2010, ein katholischer Kommentator aus dem Priesterstand in der JF darüber ärgert, daß der "Zeitgeist" Kirche und Sexualmoral gleichsetzen würde und alle Pfarrer unter "Generalverdacht" stellen würde. In der Tat: Unglaublich und empörend, Herr Pfarrer Georg Alois Oblinger. Wie ist die Welt von heute doch so schlecht geworden. Fängt doch in der Tat an, die katholische Kirche zu kritisieren. Die Pfarrer zu kritisieren. Das ist ja ganz und gar unglaublich.

Die Jesuiten als Lehrer der bundesdeutschen "Elite" haben also immer noch recht viele verständnisvolle Fürsprecher innerhalb dieser "Elite" - von links bis rechts. Entsprechend ihrer Exzerzitien lassen sich heute immer noch Redakteure schulen. Zum Schweigen ...*)

"Der katholischste Protestant, den ich kenne"

Dementsprechend wird der der "JF" nahestehende rechtskonservative "Vordenker" Karlheinz Weißmann von seinem Mitstreiter Götz Kubitschek als "gläubiger Kirchegänger und Religionslehrer" und als der "katholischste Protestant, den ich kenne" charakterisiert, um bei Unterstützern und bayerischen "Studienzentren" bloß nicht in den Geruch falscher Parteilichkeit zu geraten. (JF, 11.8.06) - Möglicherweise ist ja auch Karlheinz Weißmann ein ähnlich "katholischer Protestant" wie der katholische getaufte, konfirmierte und examinierte Theologe Klaus Berger (a), der bis zu seiner Emeritierung ein so "katholischer Protestant" war, daß er als Papst-treu bis in die Fußspitzen angesprochen werden muß (Stichworte: "Unterwerfung tut wohl", "Glaubensspaltung ist Gottesverrat"). Und der dementsprechend nach seiner Emeritierung über seine mit dem heutigen Papst abgestimmte, immer beibehaltene Zugehörigkeit zur katholischen Kirche auch kein "gewolltes Schweigen" mehr verbreitete, das er eben zuvor Jahrzehnte zum Hohn der evangelischen Kirche als vorgeblicher "protestantischer Theologe" um seine Identität verbreitete. Wie bei dem Katholiken Klaus Berger und bei der "JF" wird es auch sonst noch so manches zielführende, "gewollte Schweigen" geben in der Welt, wenn es um die Vertretung der so "alleinseligmachenden" katholischen Interessen geht.

(letzter Absatz ergänzt: 11.3.10)
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*) Andererseits reden Jesuitenpater, wie der Pater von Gemmingen, ehemals Leiter von Radio Vatikan, entgegen des Rates dieses Blogs mitunter sogar sehr fröhlich weiter (Heilbron. St.). Nach öffentlicher Kritik (a, b, c ...) mußte er inzwischen sogar vom höchsten Jesuiten Deutschlands zurückgepfiffen werden, öffentlich, nicht nur intern. Da fühlt sich dieser Blog ja doch in der Beurteilung dieses Herrn von Gemmingen so einigermaßen bestätigt. Sogar von den Jesuiten selbst. Wer sagt es denn!

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