Mittwoch, 28. Oktober 2009

So morden Geheimdienste

Das Beispiel Lumumba

Arrogante westliche Geheimdienstleute entschieden 1960, daß Lumumba sterben "mußte" - und geben noch heute zu dieser Entscheidung ... altersfreundliche Interviews ...


Im Prozeß der Entkolonialisierung bekam im afrikanische Kongo ein Politiker Bedeutung: Patrice Lumumba. Über seine Persönlichkeit, über die selbständige Art seiner Politik und über seine Ermordung gibt es einen sehr guten Film.

Und schon am Anfang dieses Filmes wissen die "Vereinigten Geheimdienstleute aller Länder" weltweit, wie wir sie hier einmal nennen möchten - damals meistens nur untergeordnete, ausführende "Kreaturen" dieser Dienste (hier: Louis Maliere [belg. Geheimdienst], Larry Devlin [CIA] ...) -, daß Lumumba "eine Gefahr" für Afrika und für die Welt darstellte, daß er sich "für die falsche Seite entschieden" habe, und daß er sich darum das Todesurteil mehr oder weniger selbst gesprochen habe. (Siehe auch hier, bzw.: 1) Diese Kreaturen grinsen und lächeln noch dabei, während sie über die damaligen Mordpläne ihrer "Agenturen" reden. Ihrer Mordzentralen. Was für ein Ekel.

Und sie bedauern diese Beurteilung - geradzu naiv - bis heute in keiner Weise. Lumumbas Schicksal war in ihren Augen in dem Augenblick entschieden, als er sich mit einer Rede vor dem belgischen König gegen die Interessen bedeutender Mächte in der Welt stellte. Mächte, die auch Wirtschaftsinteressen im Kongo hatten. Hier, gegenüber einem afrikanischen Politiker, sprechen typische Geheimdienstleute offener, als sie es - bis heute - gegenüber anderen prominenten Mordopfern von Geheimdiensten tun (abgesehen von Victor Ostrovsky) - über die sie natürlich - hinter verschlossenen Türen - ganz ebenso naiv und ekelhaft denken und entsprechend handeln wie in diesem Fall.

Was für eine Arroganz und zugleich kindliche Naivität wird hier zur Schau getragen. Entsprungen einer eigenen elitären Parallelwelt, die mit der demokratischen Kultur einer offenen, freien Gesellschaft nicht mehr das geringste zu tun hat, die aber in fröhlicher Koexistenz mit ihr fortbestehen kann. Hier entscheiden Geheimdienstleute, meistens bis heute unbekannte Vorgesetzte, selbstherrlich, was richtig und was falsch ist, wer leben darf und wer nicht - ohne jede demokratische Kontrolle. Und ohne die geringste Spur von Gewissensbissen, weder damals, noch heute.

- Für die Afrikaner ist Lumumba hingegen noch heute das Symbol für afrikanischen Stolz, für afrikanische Würde, für afrikanische Selbständigkeit und Unabhängigkeit (s. z. B. Yt.).

Aber was für eine Arroganz, noch heute, von Geheimdienstleuten: zu wissen, was für andere Leute, für andere Völker, andere Gesellschaften gut ist und was nicht. Zu wissen, wann und wie es "gut" ist, wenn Menschen, prominente Politiker ermordet werden ... Solange man solchen Typen von Geheimdienstleuten nicht energischer auf die Pelle rückt, als bisher von seiten einer kritischen Öffentlichkeit geschehen, wird sich bezüglich solcher Umstände auch künftig gar nichts ändern. Es wird sich nichts ändern an einer derart ekelhaften, abstoßerregenden, elitären Arroganz und Unmoral.

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1. De Witte, Ludo: Regierungsauftrag Mord. Der Tod Lumumbas und die Kongo-Krise. Forum Leipzig Verlag, Leipzig 2001

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