Wohin man im Bekannten- und Freundeskreis auch blickt, man stößt immer wieder auf depressive Erkrankungen. Soeben bekommen wir von einer gelegentlichen Leserin unseres Blogs die folgende Email zu lesen, die sie einer Betroffenen geschrieben hat, und die wir hier so unverändert und frisch, wie sie geschrieben wurde, an unsere Leser weitergeben wollen. Vielleicht wissen auch andere von solchen oder anderen Erfahrungen zu berichten - oder können davon profitieren.
Liebe ...,
(...)
Ich habe sehr an allem Anteil genommen, was Du von Deiner Situation erzählst, dass es so schlimm war, wusste ich ja nicht. Wusste noch nicht mal, was der Ausdruck EKT-Behandlung bedeutet - bei Wiki nachgeschlagen.
Wenigstens macht man das heute in Narkose, steht da jedenfalls. Bei meinem Bruder früher (Anfang 60er Jahre), der nach einem schweren Hirn-Schädeltrauma schizophren wurde, hieß es noch "Elektroschock"! Wurde m.W. ohne Narkose gemacht. Furchtbar! Er hatte große Angst davor - es muss wie Folter für ihn gewesen sein. Er war danach kurzfristig völlig apathisch. Genutzt hat es nichts. Jedenfalls sagt Wiki ja, dass die heutige EKT bei Depressionen größtenteils sehr befriedigende Erfolge bringt. Welcher Lichtblick.
Depression ist m.E. sehr variantenreich, jeder Fall fühlt mit großen Unterschieden. So habe ich bei meinen Miterkrankten im Sanatoriun vor Jahren bemerkt.
Nun Deine Frage nach den "Mitteln" - (abgesehen von dem Medikament, das mir damals sofort half) - die ich kennengelernt habe, gegen Dauerverstimmung, gegen das "alles so schwer nehmen", Grübeln ... u.ä.
Zufällig sah ich vor 4 Jahren ein Faltblatt meiner Bank mit "Gesundheitsratschlägen" für "Manager" und "burn - out"-Bedrohten.
Da wurde ein Arzt zitiert, der eine "Gesundheitspraxis" hat, er behandelt also nicht akute Krankheiten, sondern es geht eher in Richtung Vorbeugemedizin, ein Dr. Michael Spitzbart. Er äußert sich dort kurz fast genau so wie mein Vater, Arzt, schon vor Jahrzehnten, der auch lieber Vorbeugearzt war/gewesen wäre. (Er wurde übrigens 95 J.- und das bestimmt nicht nur aus der Anlage heraus.)
Ich kaufte dann ein Buch von Dr. Spitzbart, "Fit forever" (Buchtitel werden den Autoren vom Verlag vorgeschrieben ...) Untertitel: "3 Säulen für ihre Leistungsfähigkeit". Den Text gibt es auf DVD (3 Stück im Pack). Und dann bekomme ich noch seine Newsletter.
In dem nur 157 S.- Büchlein ist rhetorisch sehr geschickt, überzeugend formuliert, das heutige neue Wissen der Vorbeugung(smöglichkeiten) verpackt - es geht um Nahrung, Bewegung, Denken - und dort fand ich u.a. zum ersten Mal schlüssig für Laien erklärt, was es mit der Wirkung der optimalen Bewegung /Muskeltätigkeit auf die Produktion von bestimmten Botenstoffen und Hormonen auf sich hat und welche Vitamine und Proteine auf unsere Stimmungen Einfluss nehmen und wie man die quälende innere Gedankenmühle zum Stoppen und Ausruhen bringt.
Ich höre mir die DVD wie eine Selbsttherapie mehrmals im Jahr an - dass ich bestimmte Regeln nicht "vergesse" - und habe damit wirklich enorm das Lebensgefühl verbessert.
Spitzbart setzt also nicht nur am Essen an, wie die Naturkostleute - genau so wichtig ist das Denken. Und - entgegen Yoga, Ayurveda und allen orientalischen oder buddhistischen Versenkungstheorien, die ja sehr propagiert werden heute im Naturkostklima - setzt er auf Muskeltraining, richtige Bewegung habe die besseren Erfolge - jedenfalls für unsere Ansprüche ans Leben. Beispiel: Buddha kann gedanklich Berge versetzen - aber kann er auch eine volle Einkaufstasche in den vierten Stock befördern? Spitzbart ist voll solcher lustiger Provokationen.
Ich kopiere jetzt mal ein paar markante Stellen zum Thema "Depression", Müdigkeit, Schlappheit u.ä. und schicke es Dir per Papierpost, vielleicht macht es neugierig.
Nur noch soviel: Als ich schwer depressiv war, fand ich nur, ausschließlich, im ganz schnellen Marsch durch den Sanatoriumspark (mehrere hundert Meter, oder mehr als bloß eine Viertelstunde) etwas "Erleichterung", ein ganz, ganz bisschen, was ja schon im eigenen Entlastungsgefühl so wichtig ist, dass ich es so oft machte wie möglich. Mein Arzt dort war ein ungemeiner Dussel, dass er niemals das Medikament gewechselt hat und mir nie sagte, dass Laufen von der Schwere erleichtert. Das muss der doch gewusst haben! Niemand ist dort gelaufen, man musste nur immer in Grüppchen spazierengehen - was ich als ganz schrecklich empfand.
Jedes Wochenende holte mich eine Cousine nach Hause, gab mir und den Kindern (3!) zu essen, half so gut sie es als Geschäftsfrau konnte nebenbei, riet mir, in einen Folkloretanz im Nachbarort zu gehen, ich wollte nicht - ich wollte NICHTS mehr! Sie brachte mich hin, und wieder merkte ich ein ganz kleines Verbesserungsgefühl im Tanzen, in der Bewegung mit der Musik. (Balkan, Griechisch, Reigen und Reihentänze, nicht deutscher Volkstanz mit den "Pärchen" und schwierigen Figuren! bei denen man aufpassen muss.)
Tatsächlich half durchschlagend aber nur Aponal. (Arztwechsel)
Nach Gesundung war ich jahrelang in solchem Volkstanz (Tochter einer Cousine hat angeleitet, sehr gut). Ich bin seither von der therapeutischen Bedeutung des Tanzens überzeugt, hilfsreich für "Plumpe", Kontaktgestörte, ältere, steifer Werdende, Sturzgefährdete - um nur das zu nennen. Hast du je gehört, ob solches Tanzen auch therapeutisch bei Depression eingesetzt wird - mit Erfolg? Sicher kann es, je nach Fall, vorbeugend sein. Merkwürdig, dass ich es noch nie bei "Lebensberatern", auch nicht bei Dr. Spitzbart gefunden habe.
Ich will, nein ich werde ihn fragen.
Es ist 15 Jahre her, nie wieder depressiv geworden; damals hörte ich wie viele Leute um mich hier im Dorf herum, hauptsächlich Frauen im Klimakterium aber auch vereinzelt Männer ab 65, depressiv sind. Es ist eine Schande, auch für Krankenkassen und Ärzte, dass über mögliche Vermeidung gerade dieser Form der Depression nicht aufgeklärt wird!
Mit ein paar Hormonspritzen rechtzeitig oder dem täglichen Dauerlauf wären mir und den Kindern vermutlich diese schrecklichen 4 Monate erspart geblieben.
Ich hoffe, dass ich Dir aus meinen Erfahrungen nun etwas geben konnte auch für Deine Lage!
Nun erstmal adieu,
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