|
Friedrich Nietzsche |
Im Anschluß an
Kommentare bei Michael Blume zum Fall Williamson soll hier noch einmal aus dem "Antichrist" von Friedrich Nietzsche zitiert werden. Er wurde im Herbst 1888 geschrieben, aber erst 1894 veröffentlicht (
Wikip.). Daraus soll
das vorletzte Kapitel einigermaßen vollständig zitiert werden. Also jenes Kapitel, dem dann das letzte Kapitel folgt, das mit den Worten beginnt:
"Hiermit bin ich am Schluß und spreche mein Urteil." Es handelt sich um einen Text, in dem Nietzsche statt Christentum auch Monotheismus insgesamt hätte sagen können, ein Text, in dem Nietzsche ebenfalls einen Deutschen behandelt, der "päpstlicher ist als der Papst" (also wie Angela Merkel und Konsorten), der damit die monotheistische "Unfehlbarkeit" wiederbelebt und damit - nach Meinung Nietzsches - (ebenfalls) eine (etwaige?) italienische "Rennaisance" beendet hat:
Hier tut es not, eine für Deutsche noch hundertmal peinlichere Erinnerung zu berühren. Die Deutschen haben Europa um die letzte große Kultur-Ernte gebracht, die es für Europa heimzubringen gab – um die der Renaissance. Versteht man endlich, will man verstehn, was die Renaissance war? Die Umwertung der christlichen Werte, der Versuch, mit allen Mitteln, mit allen Instinkten, mit allem Genie unternommen, die Gegen-Werte, die vornehmen Werte zum Sieg zu bringen... (...)
Ich sehe eine Möglichkeit vor mir von einem vollkommen überirdischen Zauber und Farbenreiz – es scheint mir, daß sie in allen Schaudern raffinierter Schönheit erglänzt, daß eine Kunst in ihr am Werke ist, so göttlich, so teufelsmäßig-göttlich, daß man Jahrtausende umsonst nach einer zweiten solchen Möglichkeit durchsucht; ich sehe ein Schauspiel, so sinnreich, so wunderbar paradox zugleich, daß alle Gottheiten des Olymps einen Anlaß zu einem unsterblichen Gelächter gehabt hätten – Cesare Borgia als Papst... Versteht man mich?... Wohlan, das wäre der Sieg gewesen, nach dem ich heute allein verlange –: damit war das Christentum abgeschafft!
– Was geschah? Ein deutscher Mönch, Luther, kam nach Rom. Dieser Mönch, mit allen rachsüchtigen Instinkten eines verunglückten Priesters im Leibe, empörte sich in Rom gegen die Renaissance... Statt mit tiefster Dankbarkeit das Ungeheure zu verstehn, das geschehen war, die Überwindung des Christentums an seinem Sitz –, verstand sein Haß aus diesem Schauspiel nur seine Nahrung zu ziehn. (...)
– Luther sah die Verderbnis des Papsttums, während gerade das Gegenteil mit Händen zu greifen war: die alte Verderbnis, das peccatum originale, das Christentum saß nicht mehr auf dem Stuhl des Papstes! Sondern das Leben! Sondern der Triumph des Lebens! Sondern das große Ja zu allen hohen, schönen, verwegenen Dingen!... Und Luther stellte die Kirche wieder her: er griff sie an...
Die Renaissance – ein Ereignis ohne Sinn, ein großes Umsonst! – Ah diese Deutschen, was sie uns schon gekostet haben! Umsonst – das war immer das Werk der Deutschen. – (...)
Es sind meine Feinde, ich bekenne es, diese Deutschen: ich verachte in ihnen jede Art von Begriffs- und Wert-Unsauberkeit, von Feigheit vor jedem rechtschaffnen Ja und Nein. Sie haben, seit einem Jahrtausend beinahe, alles verfilzt und verwirrt, woran sie mit ihren Fingern rührten, sie haben alle Halbheiten – Drei-Achtelsheiten! – auf dem Gewissen, an denen Europa krank ist – sie haben auch die unsauberste Art Christentum, die es gibt, die unheilbarste, die unwiderlegbarste, den Protestantismus auf dem Gewissen... Wenn man nicht fertig wird mit dem Christentum, die Deutschen werden daran schuld sein...
Angela Merkel ist protestantische Pfarrerstochter ... Sollte man etwa auch sagen können: Wenn man nicht fertig wird mit Monotheismen, mit monotheistischen Unterscheidungen zwischen Wahr und Falsch, die Deutschen werden dran schuld sein?
4 Kommentare:
Also weisst Du, es ist schon ungerecht, wenn Du so auf der armen Angla rumhackst. Sie ist eben ne evangolische Pastorentochter. Da kann sie ja nix für, weil die Kinder nur wenig Einfluss darauf nehmen können, welchen Berufe oder Berufung ihre Eltern nachgehen, aber vielleicht ist sie gerade deswegen von so schlicht-naivem Gemüt. Und einem Mädel aus protestantischen Elternhaus muss man einen etwas eigenartigen Umgang mit dem gehobenen Management der katholischen Kirche einfach mal nachsehen. Sie hat es doch nur gut gemeint. Und unfehlbar ist der Papst ja angeblich nicht mehr. Warum weiss ich nicht. Aber ich bin ja auch kein Katholike.
Ich mag Nietzsche, hab auch schon mal was von ihm gelesen. Aber ich bin so ehrlich zuzugeben, dass ich ihn nicht ganz verstanden habe. Trotzdem mag ich ihn, vor allem seinen geilen Schnauzbart!
Liebe Grüße sendet Thialfi
Die Angela Merkel steht doch nur für viele. Schön zum Beispiel auch die TAZ,
http://www.taz.de/1/debatte/
theorie/artikel/1/zurueck-zum-
glutkern-des-glaubens/
>>... Hier stieß die Kirche auf den nichtrelativierbaren Kern der gesellschaftlichen Moral, auf den "Punkt ihrer unverhandelbaren Prinzipien" (Assheuer) - den Holocaust.<<
Na. Das lasse man sich mal auf der Zunge zergehen. Da wird ein geschichtliches Ereignis zum "Prinzip". Zum "unverhandelbaren" sogar.
>>Und hier zeigt sich das "gestörte Verhältnis zu(r) irdischen, nicht geoffenbarten Wahrheit", so Gustav Seibt in der SZ: Williamson glaubt nicht an den Holocaust. Er, der an die unbefleckte Empfängnis, den Heiligen Geist und Jesu Auferstehung glaubt, wartet auf die historischen, technischen Beweise für Auschwitz. Die will er prüfen."<<
Schwer ist es, eine Satire nicht zu schreiben, wie schon der berühmte Römer sagte ...
Ja, der Herr Williamson, oder heisst das Monsignore? Keine Ahnung, aber das interessiert mich auch nicht wirklich. Er war schon immer für einen dummen Spruch gut. Manchen fällt es nicht schwer, sich durch ihr dummes, inhumanes Geschwätz zu disqualifizieren. Williamson will nicht an Auschwitz glauben, weil er es nicht glauben will, obwohl er den Glauben zum höchsten Erkenntnisprinzip erhoben hat - schließlich gibt es ja auch keine technischen Beweise, dass Jesus wirklich gelebt hat und die Empängnis so unberührt war, wie immer behauptet. Ich meine, andere Leute, die sich nicht hinter der Kirche verstecken können, werden hierzulande gewöhnlich als Volksverhetzer bezeichnet (sicher zu Recht!) oder zumindest doch als Nazi. Es ist schon erstaunlich, wie rücksichtsvoll man sich gegenüber dem heiligen Willi mit derartigen Äußerungen zurückhält. Warum eigentlich?
Besonders steht Angela Merkel beispielsweise für Ingo Bading.
Angela Merkel wuchs als Kommunistin auf und wurde kommunistische Jugendführerin. Im Kommunismus war und ist das Christentum verboten!
Kommentar veröffentlichen