Montag, 19. April 2010

Die "totalitäre Religionsgemeinschaft" katholische Kirche

Ein brasilianischer Befreiungstheologe findet die richtigen Worte zur gegenwärtigen Situation

Der Befreiungstheologe Leonardo Boff unterscheidet zwischen Sünde und Verbrechen und sagt, daß ein Verbrechen schlimmer ist als ... "bloß" eine Sünde (Süddt., 18.4.10):
Pädophilie ist nicht bloß eine Sünde, wie die Kirche es interpretiert hat. Eine Sünde kann immer vergeben werden, dann fängt alles wieder von vorne an mit der Versetzung des Sünders an einen anderen Ort. Die kirchlichen Autoritäten versuchen die Fakten zu verheimlichen, damit ihre Glaubwürdigkeit erhalten bleibt. Diese Einstellung ist falsch und pharisäerhaft. Pädophilie ist ein Verbrechen, das vor die Strafgerichte gehört. Von der Kirche wurde das nur aufgrund des Drucks der Weltöffentlichkeit eingestanden. Die Kirche hat sich dadurch total unglaubwürdig gemacht.
Warum dauerte es so lange, bis man solche rein selbstverständlichen Worte aus dem Mund von katholischen Amtsinhabern, insbesondere in Europa hörte und hört? Der Befreiuungstheologe nennt die Gründe. Er sagt, die katholische Kirche
ist eine totalitäre Religionsgemeinschaft, autoritär, zentralisiert und monosexuell, weil nur zölibatäre Männer in ihren Dienst eintreten können. Aus Sicht der Kirche ist es sehr bequem, dass sie völlig über Menschen verfügen kann, die ihr auch noch alles ausliefern – Leben, Bindungen, Familie. (...)

Für viele Priester, auch für katholische, gilt der Spruch: (...) "Bei der Wahl zwischen Gott und Geld steht Letzteres an erster Stelle."
Menschen, die sich ganz ihrer totalitären Religionsgemeinschaft ausliefern

Die Süddeutsche fragt:
Wegen Ihrer Kritik an der Kirchenhierarchie saßen Sie 1984 vor Ratzinger auf demselben Ketzer-Stuhl, auf dem schon Galileo Galilei Platz nehmen musste. Wie sehr tragen Sie ihm diese Demütigung bis heute nach?
- Boff selbst spricht unter anderem "von dieser traurigen Reise in das dunkle und hässliche Befragungszimmer" des Herrn Ratzinger, dieses "unseres" Papstes:
Süddt.: Wenn Sie heute wieder auf dem Stuhl des Galileo Galilei Platz nehmen müssten: Was würden Sie Papst Benedikt gerne sagen?

Boff: Ich würde einfach sagen: Eure Heiligkeit, Sie sind ein alter Mann, müde und ziemlich krank. (...) Es ist die Stunde gekommen, um sich auf die große Begegnung mit Gott vorzubereiten. Ziehen Sie sich in ein Kloster zurück, singen Sie den gregorianischen Choral, den Sie so gerne mögen, feiern Sie Ihre Messe auf Lateinisch und beten Sie weiter für die Erde, die von der Klimaerwärmung bedroht wird, für die Menschheit, die womöglich ausgelöscht wird, vor allem für die Leidenden und für die Kinder, die Opfer der Pädophilie in der Kirche und der Gesellschaft geworden sind.
Und der Rest sei Schweigen.

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