Donnerstag, 11. März 2010

Die Kirche und der Jesuitenorden sind kriminelle Vereinigungen

Fortschrittliche Katholiken fordern grundlegende Reformen der katholischen Morallehre

Das Thema sexueller Mißbrauch in der katholischen Kirche geht jetzt breit durch das Fernsehen und durch Fernseh-Gesprächsrunden. Man kann dies als einen Reinigungsprozeß begreifen. Eine Auswahl: Ein schon fast veraltet wirkendes Interview mit dem katholischen Theologen Hermann Häring auf 3Sat, 5.2.10. Das WDR Spezial vom 21.2.10 mit Interviews mit zahlreichen Kirchenangestellten. Diese Sendung von Martin Bachmann wurde hier auf dem Blog schon behandelt.

Die sehr emotionale Sendung von Frank Plaßberg, 24.2.10 parallel zur Bischofskonferenz in Freiburg mit dem Hamburger Bischof H.J. Jaschke, dem Vatikan-Verteidiger A. Englisch, dem Ex-Jesuiten-Schüler und -Novizen Heiner Geisler, der TAZ-Redakteurin B. Mika und dem Mißbrauchsopfer Norbert Denef. Der fortschrittliche Katholik Heiner Geisler beispielsweise verlangt die Abschaffung des Zölibats und eine grundlegende Reform der katholischen Morallehre. So auch in der nächsten Sendung. In allen Sendungen wirken die jeweiligen Bischöfe am unglaubwürdigsten, vertreten die schrillsten Positionen, ebenso die diese noch verteidigenden statt kritisierenden "Katholiken".

Dies setzt sich nämlich dann fort bei Sandra Mischberger, 9.3.10 wieder mit dem Ex-Jesuiten-Schüler und -Novizen Heiner Geisler, der zum Katholizismus konvertierten Journalistin M. von Welser, dem Salzburger Bischof A. Laun, der rechtskonservativen Katholikin Gaby Kuby, dem Mißbrauchsopfer bei den Regensburger Domknaben F. Wittenbrinck. Auch hier fordern fortschrittliche Katholiken grundlegende Reformen, denen sich eine solche rechtskonservative Katholikin wie Gaby Kuby mit haarsträubenden Argumenten entgegenstellt. Auch hier ist es das Mißbrauchsopfer selbst, das das klarste und glaubwürdigste Urteil hat.

Heute spricht Maybritt Illner, 11.3.10 mit Jesuitenschüler Miguel Abrantes Ostrowski, dessen Buch wir hier auf dem Blog gerade behandelt haben, mit Sabine Leutheuser-Schnarrenberg, Bischof Stefan Ackermann, Alice Schwarzer, Stefanie von und zu Guttenberg. Abrantes Ostrowski kritisiert hier sowohl den Jesuitenorden und die katholische Kirche, so wie man es eigentlich auch schon in seinem Buch hätte erwarten können. Allerdings findet man eine solche ausgesprochene Kritik in diesem Buch nicht. Auch dieser Umstand ist einigermaßen bemerkenswert.

Die Mißbrauchsopfer selbst haben das klarste Urteil über alle Erscheinungen in der Kirche

All das zeigt jedenfalls, daß die öffentliche Diskussion derzeit immense Fortschritte macht. Natürlich besteht allmählich die Gefahr des Zerredens. Aber wofür die Öffentlichkeit bislang Jahre und Jahrzehnte brauchte, dafür braucht sie derzeit nur noch Tage. Was sagt da etwa ein Jesuit am 9.3. im "Spiegel":
Die katholische Kirche ist keine kriminelle Vereinigung.
Noch vor zwei Wochen hätte er eine solche Vermutung im "Spiegel" nicht zurückweisen müssen. Wenn die nun sogar ein Jesuit im "Spiegel" in ruhiger, gar nicht einmal empörter Weise zurückweist, nun, dann weiß man eines:

Ja. Die Kirche ist eine kriminelle Vereinigung. Der Jesuit mit Namen Johannes Siebner (siehe Bild rechts - die Ähnlichkeit seiner Physiognomie mit der des Herrn Klaus Mertes, bzw. so vieler Jesuiten heute untereinander wäre noch einmal gesondert betrachtensswert) sagt:
Zwischen den Tätern selbst gibt es wohl keine Verbindung oder Verabredung, jedenfalls nicht bei den Fällen am Berliner Canisius-Kolleg und bei uns in St. Blasien.
"Wohl keine Verbindung"? Da sagt er eine kleine Wahrheit, um eine große Lüge auszusprechen. Die Täter mußten alle entsprechend der Ordnung ihres Ordens Gewissensrechenschaft ablegen gegenüber ihren Oberen innerhalb des Ordens. Sie mußten sich völlig vor ihren Oberen "entblößen" für diese Gewissensrechenschaft bis in die tiefste Seelenregung. Sie müssen sich gegenseitig überwachen, kontrollieren und alles übereinander an die Oberen melden. Daß da den Oberen nichts von den Mißbrauchsfällen bekannt gewesen sein soll, das können die Jesuiten anderen erzählen. Das wissen sie selbst am besten, daß es so nicht war und nicht ist.

Würde die Ordensoberen erst jetzt über all diese Mißbrauchsfälle erfahren, dann hätten diese Pater etwas gegenüber dem Orden verheimlicht, was per se gemäß der Regeln dieses Ordens eine Sakrilegsverletzung ist. Es wäre ein Grund, intern über diese Pater empört zu sein. Aber das ist ja gar nicht nötig und davon hört man auch nirgends. Die Disziplin und der Gehorsam laufen doch reibungslos in diesem Orden, in dieser "Avantgarde" der katholischen Kirche.

Gewissensrechenschaft und gegenseitige Kontrolle

Nein, es ist genau umgekehrt: Die Tatsache, daß solche Mißbrauchs-Pater immer wieder und immer weiter in der Jugenderziehung eingesetzt wurden, zeigt, daß die Oberen der Meinung waren, daß derartiger Mißbrauch den Schülern "gut" tut. Im jesuitischen Sinne. Und dem Orden auch. Natürlich beides nur so lange, so lange niemand Außenstehender davon etwas erfährt und so lange es darum nicht zu viel "Lärm" gibt, der dem Orden schaden könnte. Sonst hat der Orden natürlich ein Problem bezüglich der Aufrechterhaltung seiner totalitären Strukturen in einem demokratisch-freiheitlichen Umfeld.

Aber der Orden weiß auch: die Wellen schlagen gewöhnlicherweise kurz hoch und dann verlaufen sie sich wieder. Und der Orden kann sein "Jahrtausend-Werk" an ihm untergebenen Kinderseelen, die ihm hörig werden sollen, weiter betreiben, vielleicht ein wenig "modizifiert", angepaßt an modernere, weniger dem totalitären Geist des Ordens angepaßte Zeiten. Noch besser getarnt als bisher. - Ja, der Jesuit weiß, worum es jetzt geht:
Die Opfer selbst sehen sich nicht nur als Opfer einzelner Täter. (...) Die Erfahrung der Opfer besteht darin, dass zum Missbrauch nicht nur die Missbrauchstat gehört, sondern auch das Wegschauen in der Institution.
Ja. Es ist aber nicht nur ein Wegschauen in der Institution. Es ist ein bewußtes Weiterbeschäftigen betroffener Pater in der Jugenderziehung, weil man der Meinung ist, daß diese es gerade richtig machen.

Und jetzt will der Jesuit Schul-Strukturen verändern. - Und Ordensstrukturen? Darf man fragen, was Orden in der Jugenderziehung zu suchen haben, die die totale Gewissensrechenschaft gegenüber ihren Oberen pflegen und dennoch - oder gerade deshalb? - nicht fähig sind, auf Mißstände unverzüglich zu reagieren, was zeigt, daß Mißstände für sie gar keine Mißstände sind, sondern Zustände mit positiven Folgewirkungen: Die Schüler werden hörig und seelisch abwehrarm gemacht gegenüber denen, die sie mißbrauchen. Das hat Jahrhunderte lang geklappt - warum sollte es nicht weiter klappen?

Es besteht durchaus ein sehr dringender Verdacht, daß wir es hier mit einer kriminellen Vereinigung, mit einer Psychosekte zu tun haben, die schlichtweg verboten gehört.

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