Freitag, 31. Dezember 2010

Sarrazin für Anfänger - Schlüsseltexte

Sarrazin für Anfänger: Schlüsseltexte (chronologisch)

Sarrazin - "Eine völlig neue politische Debatte ..."

Daß eine solche Debatte kommen mußte, wie jene, die im Frühherbst 2010 durch Thilo Sarrazin zumindest in der Sache angestoßen worden ist, bzw. daß ein solches "Geschichtszeichen", wie Norbert Bolz damals sagte, gegeben werden würde, daß auf den "Paradigmenwechsel", wie ihn Frank Schirrmacher nannte, irgendwann jemand öffentlichkeitswirksamer hinweisen würde - früher oder später -, das ist diesem Blog 2006 klar geworden. Und er befaßt sich deshalb spätestens seit 2006 mit den diesbezüglichen wissenschaftlichen und bioethischen Fragen. Sie sind letztlich Ausfluß der Überbrückung des "Wissenschaftsgrabens" zwischen Geistes- und Naturwissenschaften, der schon lange von Denkern wie Edward O. Wilson vorausgesehen worden ist (vgl. "Einheit des Wissens").

Nämlich, wie Frank Schirrmacher gleich zum Beginn der Sarrazin-Debatte feststellte ("Ein fataler Irrweg", FAZ, 30.8.10):
... eine völlig neue politische Debatte (...), die im Kern biologisch und nicht kulturell argumentiert.
Dazu ist natürlich zu präzisieren, um Mißverständnisse auszuschließen: Die im Kern nicht mehr nur kulturell argumentiert, sondern unser Wissen um die biologische Bedingtheit aller menschlichen Kultur in vollem Umfang auch bei politischen Entscheidungen und bei der Gestaltung von gesellschaftlichen Stimmungen mitberücksichtigt.




Frank Schirrmacher hat recht: In mancherlei Hinsicht wird dieser Paradigmenwechsel "atemberaubende" Folgen haben. Und es ist in unsere Verantwortung gelegt, ob sich daraus atemberaubend positive oder atemberaubende negative Folgen ergeben werden.

[In diesem Beitrag wird dokumentiert, was bislang - vom Herbst 2010 - bis 18. April 2014 - in der rechten Randleiste des Blogs "Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!" eingestellt war. Da jetzt dort neue Themen und Debatten dazukommen - etwa alles rund um die Montagsdemos von Lars Mährholz ("Friedensbewegung 2.0", von Kritikern auch "Völkische Friedensbewegung" genannt) - wird dieser Teil nun als allgemeiner Blogbeitrag eingestellt.]

Donnerstag, 30. Dezember 2010

E. R. Carmin "Das Schwarze Reich"

Auch tibetische Mönche machen sich über die europäische Geschichte Gedanken

Der Dalai Lama in Tibet mit roter Mütze
Zum Beispiel Rabindranath Tagore 1921

1921 besuchte der indische Dichter Rabindranath Tagore Deutschland. Zu dem geschichtlichen Schicksal, das Deutschland damals wiederfahren ist, ließ er unter anderem folgende Worte veröffentlichen:
In unseren Schriften ist ausgesprochen, dass es drei Wege gibt, das Unendliche zu realisieren gemäß den individuellen Temperamenten. Nämlich durch Wissenschaft, durch Liebe, durch Handeln. Die Pfade dahin sind Philosophie, Religion, Wissenschaft. (...) Falsche Philosophie, falsche Religion, falsche Kunst haben über uns unermessliches Unglück ergossen. Es war die Mission Europas, die Ära des Karma Hoga [richtig: Yoga] heraufzuführen, die Vollendung der Seele durch die Tat. Aber es kam die Versuchung, durch Handeln die Vollendung des eigenen Selbst zu erstreben. Europa hat gelitten, und die Welt wartet gespannt darauf, zu sehen, ob es aus seinen Leiden lernt. Wenn es die Bestimmung Deutschlands ist, den Leidensweg bis zum Ende zu durchschreiten, um der modernen Zeit Sünde willen, und wenn es rein und stark daraus hervorgeht, wenn es das Feuer entzündet hat, als ein Licht auf dem Pfade in eine große Zukunft, zum Aufschwung der Seele zu wahrer Freiheit, dann wird Deutschland in der Geschichte der Menschheit gesegnet.
Ich trage mit mir die herzliche Gastfreundschaft Ihres Volkes und Ihres Landes, und ich hinterlasse Euch meine Liebe und mein Mitgefühl. Rabindranath Tagore
Auch der deutsche Dichter Ludwig Thoma vernahm diese Botschaft und antwortete in brüderlicher Liebe:
Ina' unserer heiligen Schrift ist ausgesprochen, dass der Mensch zum Arbeiten auf der Welt ist. Das ist der vierte Weg, den es gibt, damit der Einzelne und ein ganzes Volk gesund bleibt. Vom Spintisieren der Brahminen kommt nichts heraus, als dass ein Volk von 300 Millionen die feigen Sklaven einer englischen Handelsgesellschaft geworden sind, und dass im reichsten Land der Welt jährlich Hunderttausende an Hunger sterben, weil sie zu faul sind zum Arbeiten.

Indien leidet und die Welt wartet gespannt darauf, ob es aus seinen Leiden lernt.

Wenn Sie daheim das Karma Hoga, den Zustand, dass man sich das Essen verdient, herbeigeführt haben, Herr Tagore, dann kommen Sie wieder nach Berlin und Darmstadt zu den spinnenden Hanswursten, dass Sie miteinander Huropa glücklich machen.

Ich hinterlasse Euch mein Mitgefühl und ein abgefieseltes Huhn auf Reis.

Bfüat di Gott Tagore mit deine langen Hoore!
So primitiv, brutal und ungeistig konnte es aus einem Ludwig Thoma herausbrechen. Der es einfach nicht begreifen wollte, was seit 1918 mit Deutschland geschehen war. .... Und all das geschah - - - "bevor Hitler kam".

*****

Das Lesen des Buches "Das Schwarze Reich - Geheimgesellschaften und Politik im 20. Jahrhundert" von E. R. Carmin, zuerst erschienen 1994, das einem aus dem Bekanntenkreis heraus schon vor Jahren empfohlen wurde, und das man jetzt erneut liest, um die merkwürdigen personellen Kontinuitäten in Deutschland über die Jahre 1933, 1945 und 1989 hinweg besser verstehen und einzuordnen zu können (siehe frühere und künftige Beiträge), weckt in einem sehr widersprüchliche Gefühle. So kann man zum Beispiel sagen, daß das letzte Drittel des Buches, das die Zeit ab 1945 behandelt (ab Seite 385: "Das Haus der Neuen Ordnung") zwar wie auch sonst immer ein wenig zu weitschweifig, aber zugleich auch sehr informativ und detailreich geschrieben ist, da es auf einigen wichtigen zitierten, wissenschaftlichen, zeithistorischen, seriösen Arbeiten fußt, die wohl zumeist noch nicht genug Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit gefunden haben.

Etwa die Arbeiten der Autoren Mark Arons und John Loftus ("Unholy Trinity - The Vatican, the Nazis and Soviet Intelligence", 1992), Bernt Engelmann (1973, 1977, 1982), Caroll Quigley (1966), Jürgen Roth ("Die Mitternachtsregierung - Wie westliche Geheimdienste internationale Politik manipulieren", 1992) und vor allem Steward Steven ("Sprengsatz - Die Operation Splinter Factor der CIA", 1975). Die letztere Arbeit führt aus, daß der CIA nach 1945 nationalkommunistische, von Moskau hinweg gravitierende Bestrebungen innerhalb des Ostblocks Stalin gegenüber zu diskreditieren versuchte, den Stalin'schen Verfolgungs- und Unterdrückungsapparat zu provozieren versuchte, um die Fronten beiderseits des Eisernen Vorhangs zu - zementieren. Daß also der CIA - wie die westliche Außenpolitik schon bis 1945 auch nach 1945 viel zur Stabilisierung von Stalins Herrschaft in Osteuropa beitrug.

Westliche Geheimdienste: Mit Diktatoren wie Stalin oder Hitler "Strategien der Spannung" fahren

Wenn man von diesem letzten Drittel auf die beiden vorigen Drittel des Buches schließt, wird man zunächst trotz der vielen unglaubwürdigen Rauschning-Zitate (s.u.) davon ausgehen können, daß diese Teile ähnlich informativ und detailreich geschrieben sind. Auch mutet der Argumentationsrahmen insgesamt stimmig an. Und auch wichtig, weil er bislang mit einer solchen Materialdichte noch selten untermauert worden ist. Nämlich die Argumentation, daß - etwa - die Wallstreet zusammen mit dem CIA Dikaturen und Terrorregime wie die von Josef Stalin, Adolf Hitler, solche in Südamerika oder im arabischen Raum oder diejenige des Linksterrorismus in Europa während der 1970er Jahre deshalb bewußt an die Macht bringt und stabilisiert, um "Strategien der Spannung" fahren zu können, mit Hilfe deren die Völker gegeneinander ausgespielt, gegeneinander in Kriege gehetzt werden können ("heiße" oder "kalte"), um sie dadurch besser Weltherrschaftszielen gefügig machen zu können. (Das hier nur in Kurzfassung.)


Die Rotmützen-Sekte in Tibet
Auf dieser Linie argumentieren auch die beiden ersten Drittel dieses Buches und unterfüttern diese Argumentation mit vielfältigen Tatsachen und reichhaltigen Literaturhinweisen. Deshalb sind diese ebenfalls besonders wertvoll.

"E. R. Carmin": Nonchalanter Ton des Besserwissers

Junge Mönche der Rotmützen
Was aber insgesamt stört, und was einen dieses Buch vielleicht erst jetzt, nach Jahren genauer lesen läßt, das ist der von Anfang an sich aufdrängende nonchalante, ja, irgendwie "besserwisserische" Ton, in dem es - und zumal seine Anfangsteile geschrieben sind. Der Autor schreibt so, als gewönne er seine letzte Sicherheit über all die von ihm geschilderten Zusammenhänge gar nicht aus der Durchforstung der von ihm zitierten  Detailliteratur, sondern im Vorlauf schon selbst aus eigenem Wissen "geheimer" oder "magischer" Art.

Als stünde er in irgendeinem Zusammenhang mit jenen okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus, die er einerseits darstellt und gelegentlich auch verurteilt, andererseits aber ständig ebenso auch als "faszinierend" und "bedeutungsvoll" (auch für uns heute) hinstellt. Er tut also so, als wüßte er selbst alles noch besser, als alle die von ihm geschilderten geschichtlich Handelnden, als die von ihm gekennzeichneten Geschichtsmächte (Wallstreet, CIA, Freimaurer, katholische Orden, Vatikan ...) und auch sogar deren bisherige Kritiker.

Kurz gefaßt: Er schreibt irgendwie so in dem arrogant-schnöseligen Ton eines Rabindranath Tagore (siehe oben).

Man bekommt das Gefühl, als ginge er davon aus, daß es neben dem von ihm geschilderten "Schwarzen Reich" der Geheimgesellschaften noch irgendwie ein komplementäres "Weißes Reich" (- von wem?) gäbe, und daß sich diese beiden Reiche gegenseitig bedingen - vielleicht sogar durchdringen - würden. Sozusagen: Erst nachdem die Menschheit das "Schwarze Reich" durchlaufen hat, ist sie irgendwann reif und befähigt für das "Weiße Reich", da ihr ja zwischenzeitlich - mit dem "Schwarzen Reich" - die metaphysische Orientierung abhanden gekommen ist, wie Carmin schreibt. Und um sie dafür - für eine neue metaphysische Orientierung - reif zu machen, scheint es der Autor sogar für richtig zu halten, wenn während des 20. Jahhrunderts die  diversen Geheimmächte des "Schwarzen Reiches" durch okkulte Wurzeln befördert wurden und umgekehrt. Die Verurteilung der Leiden und der Verbrechen des 20. Jahrhunderts ist dementsprechend durchgängig oberflächlich. Eben "nonchalant". Als verstünde sich eine solche Verurteilung von selbst. So heißt es an einer Stelle etwa:
Weder der erste noch der zweite Weltkrieg, weder der Kommunismus noch das Dritte Reich Adolf Hitlers waren Betriebsunfälle der Geschichte. (...) Okkult-esoterische Machtgruppen standen hinter dem Experiment eines auf rein spirituell-magischer Basis aufgebauten Dritten Reichs ebenso wie hinter dem nicht zuletzt mit vatikanischer Hilfe beendeten kommunistischen Experiments im Ostblock.
Gerade was diesbezüglich übrigens das "kommunistische Experiment" betrifft, bringt der Autor fast keine Belege und läßt noch vieles offen. Wie so oft. Es wird also so getan, als ob die Wallstreet, der CIA und der Vatikan auch ganz im Sinne dieser okkult-esoterischen Machtgruppen gehandelt hätten, deren Wurzeln allzu gerne nicht nur im Westen, sondern auch in Tibet und Indien verortet werden. Irgendwie erinnert diese Art des Denkens an Autoren wie etwa Sri Aurobindo (1872-1950), der ja auch der Priesterkaste Tibets zuzuordnen ist (siehe etwa "Der Stern des Abgrundes", pdf.).

Pseudonym "E. R. Carmin" = der "Scharlachrote"?

Im Weltnetz fragen sich Leser deshalb mit recht, welche Person sich hinter dem offenbaren Pseudonym  "E. R. Carmin" eigentlich verbirgt (a, b). Dessen Buch "Das Schwarze Reich" erschien zuerst im Verlag von Ralph Tegtmeier. Tegtmeier hat viel mit dem Ordo Templi Orientis (O.T.O.) zu tun und hat auch ein Buch über Alister Crowley geschrieben, die beide im Buch an ziemlich zentraler Stelle behandelt sind. Tegtmeier hat auch schon andere Bücher unter Pseudonymen geschrieben, arbeitet auch als Übersetzer von Phantasie-Literatur. Es scheint, als ob man ihm es anhand seiner anderen Bücher durchaus zutrauen könnte, daß er ein solches über weite Strecken doch auch sehr wissenschaftliches Buch geschrieben haben könnte. Denn das vermuten manche Leser (siehe unten).
Dalai Lama und Papst
Der Name "Carmin" ist der Name für die Farbe "Scharlachrot". Diese Farbe spielt nicht nur in der Priestertracht der katholischen Kirche eine Rolle (s. Wikip.). "Rot ist die Farbe der Kardinäle und einiger weniger Sonderprivilegierter wie des Primas von Deutschland als Legatus Natus".

Nein, diese Farbe spielt besonders auch eine Rolle in buddhistischen Priestertrachten. (Es sollte einen  übrigens nicht wundern, wenn es für diese Farbe auch eine Bedeutung in der Freimaurerei oder in den anderen monotheistischen Priesterschaften/Männerorden gibt.) In Tibet jedenfalls, wohin irgendwie die "Weiße Magie" des Autors E. R. Carmin hinzugravitieren scheint, gibt es die mächtige Sekte der "Rotmützen" (auch "Dugpas", bzw. englisch "red hat sect"; Quellen der Fotos dieses Beitrages: a, b, c, d, e, f).

Die Rotmützen-Sekte in Tibet

Ein Priester der Rotmützen-Sekte
Vorerst könnte es einem vielleicht glaubhaft erscheinen, wenn man den Autor des Buches "Das Schwarze Reich" irgendwie in die geistige Nähe dieser Rotmützen steckt. Auch von dem jetzigen Dalai Lama findet man Abbildungen mit der roten Mütze. (- Oder wofür könnte eine Abkürzung wie E.R.C. stehen, dem der germanisch-deutsche Vorname "Armin" hinzugefügt wäre?)

Wie auch immer. Abschließend noch einige Zitate aus Kundenrezensionen bei Amazon zu diesem Buch, die noch einige der genannten Aspekte unterstreichen. So wirft ein Manfred Luger am 19.2. 2007 unter anderem kritisch zu dem Buch ein:
Manche Zitate stammen aus Romanen (so von D'Israeli, Engelmann) (...).
Ein Ron Forrester schreibt sehr stimmig (am 26.3.2007):
(...) Warum also hat er das Buch geschrieben?
Lassen Sie uns einmal spekulieren wie der unbekannte Autor. Nehmen wir einmal an, Logenbrüder hoher Grade hätten die Absicht, eine umfangreiche Werbeschrift unter das Volk zu bringen. Ein Buch, das in eitler Geschwätzigkeit von ihrer Macht kündet. (...) Ein Buch, das freimütig dunkle Machenschaften schildert, die ja allesamt durch einen hohen Endzweck gerechtfertigt sind.
Nehmen wir weiter an, das Buch solle auf unterhaltsame Weise den Leser verwirren, ihn an allen Autoritäten zweifeln lassen, ihn in Unsicherheit setzen und das Schaudern lehren. Und es soll ihm am Ende nur die Wahl lassen, die "Neue Weltordnung" entweder über sich ergehen zu lassen oder aber selbst Teil der Verschwörung zu werden. (...)

Die Logenbrüder hätten sicher kein Problem, in ihrem Kreise einen routinierten Schreiber zu finden, der aus einem Haufen Papier ein solches Buch fabrizieren könnte. Der Schreiber könnte sich in der ruhigen Gewissheit an die Arbeit begeben, dass das Buch genügend Verlage finden würde.
Ich glaube, dass am Ende ein Buch dabei herauskäme, das dem des unbekannten schwarzen Ritters "E. R. Carmin" recht ähnlich sähe.
Kundenrezensionen auf Amazon - nicht immer dumm

An diesen Worten scheint viel Wahres dran zu sein. Was am 25.2.2009 auch die Leserin "Sandra" so sieht:
Ihre Einschätzung ist nicht von der Hand zu weisen.
Das Buch ist zuerst im Verlag Ralph Tegtmeier erschienen, es finden sich zahlreiche Verweise auf den O.T.O. Crowley, Eismagie.
Das Pseudonym Carmin = Scharlachrot deutet ebenfalls daraufhin.
Das sicherste Indiz ist allerdings die Gefühlslage, die es beim Leser erzeugt:
Ohnmacht, Wut, Misstrauen, Hoffnungslosigkeit, Hass. Im Sinne der Fraternitas ein gelungenes Werk.
Und in der Kundenrezension der Leserin "pretty" vom 15.12.2007 heißt es:
Der Autor bleibt, selbst bei gründlichster Recherche, ebenso nebulös wie Vieles im Werk "Das Schwarze Reich". Seine hinsichtlich der Thule-Gesellschaft und dem vermuteten esoterischen Hintergrund des 3. Reiches herangezogenen Quellen sind oftmals bedenklich (z.B. Rauschning, Ravenscroft), auf keinen Fall jedoch authentisch. Legenden und Romaninhalte werden mit Fakten vermischt, die Führungsriege der Nazis wird zu Okkultisten umgedeutet (lediglich für Hess und Himmler ist dies halbwegs sicher belegbar), ...
- Genau das hatten auch wir oben zum Ausdruck bringen wollen. Der Autor vermittelt atmosphärisch eine größere Sicherheit, als diese sich aus der Literatur selbst heute schon ergibt. Doch er gibt nicht ausreichend klar genug an, worauf er diese Sicherheit gründet. Es mag ja auch alles gar nicht unplausibel sein, was er schreibt. Es ist vor allem der nonchalante Ton des "Eingeweihten", der stört. Weiter die Leserin "pretty":
... Okkultisten, die irgendwelchen - sonstwie gearteten - höheren Zielen zu dienen glaubten. E.R. Carmins Quellenstudium scheint hier mehr als fragwürdig, Rosenberg hat er jedenfalls nicht gelesen - oder aber nicht verstanden. Zu behaupten, Hitler habe "Mein Kampf" nur für die "breiten Massen geschrieben", ist ebenso lächerlich, wie ausgerechnet den berüchtigten Rauschning als authentischen Zeitzeugen hinzustellen. Der Mann wurde schon vor Jahrzehnten entlarvt, und was Hitler in "Mein Kampf" schrieb, entsprach in allen wesentlichen und schrecklichen Kosequenzen auch dem, was er später tat. Wer sich "Das Schwarze Reich" antun möchte, möge zunächst die Arbeit "The Occult Roots of Nazism" von Goodrich-Clarke lesen. Dort wird mit wesentlich mehr belegbaren Annahmen umgegangen als der stringent auf ein Ziel zuschreibende Carmin es unternimmt. 
Wiederum sehr passend formuliert: "der stringent auf ein Ziel zuschreibende Carmin". Wie gesagt: Er braucht von der Faktenlage gar nicht Unrecht haben. Aber wäre diese Faktenlage so, wie dargestellt, müßte demgegenüber der Abscheu, die Distanzierung viel stärker und glaubwürdiger zum Ausdruck kommen. Aber es schwebt über allem ein buddhistisches "Alles ist - letztlich - gut." Und es stört, daß der Autor atmosphärisch mehr zu wissen vorgibt, als daß er Anhaltspunkte gibt dafür, woher diese Sicherheit kommt.

Dennoch ist das Buch zum Verständnis der Geschichte des 20. Jahrhunderts - gerade auch bei Beachtung der hier genannten Vorbehalte und wie eingangs schon ausgeführt - unentbehrlich.

Samstag, 25. Dezember 2010

Die Wallstreet kaufte Hitler - Allen Dulles, der CIA und seine Verbindungsleute in Deutschland erledigten alles weitere

Es mag von nicht geringem Interesse sein, den amerikanischen Zeithistoriker und Buchautor Antony C. Sutton (1925-2002) (Wiki) einmal in einer Videoaufnahme persönlich zu erleben. (Danke für den Hinweis an einen Leser!) So in einem Interview aus dem Jahr 1980 (Archive.org).

Antony C. Sutton weist in seinen Büchern auf viele brisante zeitgeschichtliche Zusammenhänge hin, unter anderem darauf, daß das Dritte Reich in wesentlichen Teilen finanziell und industriell von den USA aus aufgebaut worden ist. Selbst wenn man Sutton schon vor langer Zeit einmal gelesen haben sollte, ist man doch immer wieder neu erschüttert über das, was er herausgebracht hat und behauptet. Es wäre eine unglaubliche Unverfrorenheit. Wenn es wahr sein sollte. - Ist es wahr?

Buch von A. C. Sutton

Daß Adolf Hitler und seine Bewegung in wesentlichen Teilen vom Ausland aus finanziert worden sind (siehe etwa: 1-7), hat schon der Reichskanzler Brüning nach dem Zweiten Weltkrieg behauptet. Der preußische Innenminister Severing hat seinen Ministerialrat Wilhelm Abegg 1930 aufgefordert, den ausländischen Geldgebern von Hitler nachzugehen (6). Der erste Chef der Gestapo, Rudolf Diels, machte in seinen Erinnerungen, die 1950 erschienen sind (2), ebenfalls auf diese Vorgänge aufmerksam. Diese These ist inzwischen in vielen weiteren Darstellungen übernommen worden (Beispiele: 8-15).

Gekaufte Leute brauchte man sowieso nicht "entnazifizieren" - nach 1945

All diese Dinge könnten in jenem Augenblick wieder wichtig werden, wo heute immer besser durch den Fortschritt der Forschung und durch den zeitlichen Abstand erkennbar wird, daß und wie der CIA und verschiedene deutsche Bundesminister und Ministerialräte dafür sorgten, daß zwar manche Nationalsozialisten und deutsche Militärs nach 1945 in Schauprozessen verurteilt worden sind, eine viel größere Zahl von Nationalsozialisten und Militärs nach 1945 aber von Strafverfolgung verschont geblieben sind, um den BND, das Bundeskriminalamt, das Auswärtige Amt, das Bundesinnenministerium, das Bundesjustizministerium, das Bundesamt für Verfassungsschutz, die deutsche Industrie und Wirtschaft, die deutsche Medienlandschaft und die deutsche Zeitgeschichtsforschung und "Vergangenheitsbewältigung" aufzubauen.

In früheren Beiträgen wiesen wir schon auf diese Seilschaften hin, die auch die deutsche Zeitgeschichtsschreibung - etwa über die Blomberg-Fritsch-Krise von 1938 - bis heute massiv beeinflussen (etwa der Verfassungsschutzmann und "Historiker" Fritz Tobias).

Deutschland, die Bananenrepublik und der Spielball seit 1933

So wie die USA und ihre Geheimdienste, insbesondere auch in der Zeit unter Allen Dulles persönlich, so wie die Geheimdienste anderer Länder auf viele südamerikanische, arabische, südostasiatische oder afrikanische Staaten nach Belieben Einfluß nehmen, Politiker und politische Bewegungen finanzieren und fördern, Staatsstreiche inszenieren, Politiker ermorden lassen, die Wirtschaft boomen lassen oder ihr Sand ins Getriebe streuen, Kriege anzetteln und am Laufen halten oder beenden - jeweils nach Belieben - so scheint all dies gegenüber Deutschland während des 20. Jahrhunderts ebenfalls geschehen zu sein. Als wäre es eine der vielen beliebigen Bananenrepubliken gewesen.

Willfährige Eliten wurden keinesfalls ausgetauscht, auch wenn es sich um gegensätzlichste Systeme handelte, denen sie dienten. Das gilt auch für den Systemumbruch von 1989. Dagegen wurden unbotmäßige Eliten "selbstverständlich" ihrer Macht beraubt. Beispielsweise wurden jene der Sozialdemokratie nahestehende Beamte, die die preußische Polizei in der Weimarer Republik aufgebaut hatten, und die 1933 ihre Ämter verloren (Abegg und andere), nach 1945 auffallend geschnitten bei der Neuvergabe von Führungspositionen im Bundeskriminalamt und anderwärts - zugunsten von ehemaligen SS-Polizeioffizieren.

Erst allmählich erkennen wir, in welch großem Umfang Deutschland seit 1933, seit 1945 ein billiger "Trabant" der USA geworden ist, mit dem man "alles" machen kann. Es kann dies anhand der Personalpolitik und Strafverfolgungspolitik immer genauer auf allen ministeriellen Ebenen in den Nachkriegsjahrzehnten für Deutschland aufgezeigt werden. In diesem Zusammenhang ist auch das neu erschienene Buch "Das Amt" von nicht geringer Wichtigkeit.

Die Schnelligkeit, mit der sich viele Angehörige der Nazi-Eliten noch im Jahr 1945 "wendeten", deutet schon daraufhin, daß sie schon vor 1945 innerlich auf ganz anderen Seiten standen, vielleicht sogar seit 1933. Da sich unter ihnen viele zehntausend Freimaurer befanden, stellt sich die Frage, ob der "Kampf" der Nationalsozialisten während des Dritten Reiches gegen die Freimaurerei nicht zu großen Teilen ein reiner Scheinkampf gewesen ist. Ein solches Geschehen würde gut zu all den anderen Unverfrorenheiten passen, die zum Beispiel Antony C. Sutton aufzeigt.

Daß deutsch-jüdische Industrielle im Umkreis jener Industriellen, die auch Sutton und anderen Autoren nennen und behandeln, die Hitler-Bewegung finanzierten, diese Tatsache muß offenbar zunehmend auch in das "offizielle" Geschichtsbild einfließen (15).

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  1. Reinhard, Severin: Spanischer Sommer. Die abendländische Wandlung zwischen Osten und Westen. Aehren Verlag, Affoltern a.A. 1948
  2. Diels, Rudolf: Lucifer ante portas. Zwischen Severing und Heydrich. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1950
  3. Kardel, Hennecke: Adolf Hitler - Begründer Israels. Marva, Genf 1974 (Archiv.org)
  4. Sutton, Anthony C.: Wallstreet und der Aufstieg Hitlers. Perseus Verlag 2008 (Zuerst auf Englisch 1976) (s.a. --> Online
  5. Scholl, Heinz: Von der Wallstreet gekauft. Die Finanzierung Hitlers durch ausländische Finanzmächte. Eine Dokumentation. Verlag für zeitgenössische Dokumentation, Euskirchen o.J. (1977)
  6. Ledraque, Jean: Springers Nazionismus. Der Schoup und seine Zeugen. Marva, Genf 1978
  7. Schulze, Hagen: Otto Braun oder Preußens demokratische Sendung. Ullstein Verlag, 1990
  8. Schmalbrock, Gerd: Die politischen Falschspieler. Hinter den Kulissen geheimer Kriegsmacher (II). Verlag IKC Presse, Gladbeck 1978
  9. Deschner, Karlheinz: Der Moloch. Zur Amerikanisierung der Welt. 1992. (Der Moloch. Eine kritische Geschichte der USA. 2002.) 
  10. Eggert, Wolfgang: Im Namen Gottes. Israels Geheim-Vatikan als Vollstrecker biblischer Prophetie. Bd. 1 - 3. Propheten-Verlag, München 2001
  11. Carmin, E.R.: Das schwarze Reich. Geheimgesellschaften. Templerorden, Thule-Gesellschaft, Das Dritte Reich, CIA. Nikol Verlagsgesellschaft, Hamburg 2002 (zuerst 1997)
  12. Khan, Mansur: Die geheime Geschichte der amerikanischen Kriege. Verschwörung und Krieg in der US-Außenpolitik. Grabert-Verlag, Tübingen 1998, 2001
  13. Schmidt-Salomon, Michael: Freigeisterhaus :: Thema anzeigen - Der Moloch – eine kritische Geschichte der USA. 2004
  14. Palomino, Michael: Hitlers Financiers. 2007
  15. Rügemer, Werner: „Zugesehen - mitgemacht - profitiert?“ – Teil 2: Jüdischer Unternehmer für Hitler: Paul Silverberg. Neue Rheinische Zeitung, 5.3.2008

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Wissenschaft und Religion in einem neuen Kinofilm

"Das kreative Universum" von Rüdiger Sünner (2011)

Im Frühjahr 2011 kommt ein möglicherweise sehr bemerkenswerter neuer Film in die Kino's und in die Verkaufsregale: "Das kreative Universum" von Rüdiger Sünner (1, 2). Rüdiger Sünner hat sich 1998 in dem Film "Schwarze Sonne" mit den "Kultorten und der Esoterik" des Dritten Reiches beschäftigt (genauer: mit der "Entfesselung und (dem) Mißbrauch der Mythen in Nationalsozialismus und rechter Esoterik") (Youtube). In einem Film von 2006, benannt "Geheimes Deutschland", hat er sich mit der "Spiritualität" der deutschen Frühromantik  beschäftigt, also unter anderem derjenigen von Friedrich Hölderlin (Youtube). In diesem seinem neuen Film nun macht er den Brückenschlag zu der "harten" Naturwissenschaft.

In ihm kommen viele Naturwissenschaftler zu Wort, die auch diesem Blog wichtig sind. Denn sie betreiben Kosmologie und Evolutionsforschung jenseits vom neodarwinischen und atheistischen Mainstream. (Wer weiß denn eigentlich, wie viel Rüdiger Sünner hier auf unseren Blogs "spickt"? Bei dieser Gelegenheit noch einmal eine Bitte an alle Leser, auch mal eine Rückmeldung zu geben, falls man von Beiträgen dieses Blogs profitieren kann.) Dies gilt vor allem für die von uns behandelten Forscher Simon Conway Morris und Joachim Bauer. (Auch Thomas Görnitz haben wir auf einer Tagung sehr positiv wahrgenommen, allerdings wollen uns seine Bücher nicht so recht überzeugend erscheinen. Hat denn zu dem Thema nicht der Lehrer von Thomas Görnitz, Werner Heisenberg, alles Wesentliche schon gesagt?) Hier der Anbeißer des Filmes. In ihm heißt es:
"Alle im Film interviewte Forscher lehnen kreationistische Konzepte als mit der Evolutionstheorie unvereinbar ab."
Dieses Zitat ist der springende Punkt. Damit bleibt der Kinofilm - soweit übersehbar - also im Rahmen der aktuellen Naturwissenschaft und setzt sich nicht wie so viele Monotheisten frisch-fröhlich über ihn hinweg. Ein Reinhard Lüke nennt als eine Frage des Filmes:
ob Begriffe wie „Freiheit“ und „Spiel“ notwendigerweise im Widerspruch zu den Naturwissenschaften stehen.
Alles Fragerichtungen, die denen dieses Blogs sehr nahestehen, die aber sonst auf deutschen Wissenschaftsblogs und in der deutschen Wissenschaftsberichterstattung herzlich selten erörtert werden. Auch der interviewte Stuart Kauffmann sagt - wie immer - sehr schätzenswerte Dinge zu diesen Themen.

Ein Kinofilm aus dem Umfeld der Anthroposophie

Rüdiger Sünner hat auch einen Film über Rudolf Steiner gedreht und steht offenbar wie viele Interviewpartner in dem Film der Anthroposophie nahe. Der Film kommt auch in einem anthroposophischen Verlag heraus. Daraufhin wird man sich natürlich alles noch einmal auch sehr genau und kritisch ansehen müssen. Unter Anthroposophen gibt es einerseits überzeugte Christen (etwa der anthroposophischen "Christengemeinschaft" angehörend). Aber die Mehrheit der Waldorf-Schüler sind schon seit vielen Jahrzehnten überdurchschnittlich kirchenfrei und glauben nicht an übernatürliche Kräfte und Wesen (3). Diese Haltung scheint nun auch dieser Film wiederzuspiegeln.

Der Begriff "Spiritualität" hebt auf eine Religiosität ab, der die innere Erfahrung, das innere Erleben das Wesentliche ist. Sie bedarf deshalb nicht des Glaubens an die Existenz von übernatürlichen Kräften und Wesen. Auch Vorzeige-Atheisten wie Richard Dawkins oder Karlheinz Deschner stehen einer solchen Weltanschauung zumindest nahe.

Einstweilen soll Claudia Knepper das letzte Wort über diesen Film behalten, sie schreibt unter anderem (2):
... In seinem Film kommen zahlreiche Biologen und Physiker zu Wort, die einen solchen Brückenschlag  (zwischen Naturwissenschaft und Spiritualität) bereits vollziehen, sei es, dass sie der Anthroposophie nahe stehen (Bernd Rosslenbroich, Wolfgang Schad, Wolfram Schwenk, Johannes Wirz, Arthur Zajonc), die naturwissenschaftliche mit einer theologischen Existenz in ihrer Personen vereinen (George Coyne, John Polkinghorne) oder eigene kreative Wege in der Wissenschaft gehen (Rupert Sheldrake, Stuart Kauffman, Hans-Peter Dürr, Joachim Bauer, Thomas Görnitz, Stephan Harding, Simon Conway Morris). Gezielt hat Sünner nach wissenschaftlichen Vertretern gesucht, deren Forschungen "Raum für göttliche oder transzendente Kräfte lassen". (...)

Allerdings vermag es der Film, den Zuschauer ins Staunen über das Wunder der Natur zu versetzen. Dies wird nicht zuletzt durch die fast meditativ wirkende Ästhetik des Films unterstützt. Wissenschaft präsentiert sich hier weniger als nüchtern Berechnende, sondern als leidenschaftlich Fragende. Ausgehend vom erreichten enormen Wissensstand von Biologie und Physik bewegt sich der Film an den Rändern dessen, was wir bisher erklären können. War das Universum auf die Entstehung des Lebens hin angelegt? Strebte die Evolution auf die Entwicklung des Menschen zu? Woher kommen Ordnungsstrukturen? Wie ist der Überschuss an Schönheit und Vielfalt von Kosmos und Natur zu erklären? Mehrere befragte Wissenschaftler stimmen im Film darin überein, dass nicht die von den Wissenschaften gut untersuchte Materie das Entscheidende sei, sondern die Beziehungen zwischen den Teilchen, die bisher kaum verstandenen "Informationen" wie sich Materie ordnet, also etwas, das mit "Geist" bzw. etwas "Geistigem" vergleichbar sei.

Diese und andere Fragen folgen einer Leitthese, die sich Sünner für den Film zu eigen gemacht hat: Die "überwältigende Kreativität innerhalb der Evolution" sei das Bindeglied zwischen Naturwissenschaft und dem, was Sünner nicht Religion, sondern Spiritualität nennt. Am deutlichsten bringt der Biologe Stuart Kauffman diese Kreativität in die Nähe religiöser Verehrung: "Ich möchte die natürliche Kreativität Gott nennen, nicht Schöpfergott, nur Kreativität des Universums."

Der Film selbst sowie alle darin zu Wort kommenden Wissenschaftler sind bemüht, sich von den "unwissenschaftlichen" Entwürfen des Kreationismus und des Intelligent Design abzugrenzen. Deutlich hingegen ist Rüdiger Sünners Nähe zur Anthroposophie, der er bereits einen viel beachteten Film ("Abenteuer Anthroposophie") gewidmet hat. Aber auch von wissenschaftlicher Seite wird der Film zur Kenntnis genommen. Am 6. Dezember lud die Urania in Berlin zur Premiere ein.
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1. Sünner, Rüdiger: Das kreative Universum. DVD, 83 Min., 2011
2. Knepper, Claudia: Neu im Kino - Das kreative Universum. In: Newsletter der EZW. 12/2010
3. Bading, Ingo: Der "anthroposophische Lebensstil" als demographischer Faktor. Studium generale, 26.2.2008

Montag, 13. Dezember 2010

"Die Frauenarbeit im Hause" - sie ist allen egal, seit 1905

Zufallsfund im Netz (1) des heutigen Tages (aus: 2):
Der Gedanke, den nationalökonomischen Wert der häuslichen Frauenarbeit abzuschätzen, zu prüfen, ob die Frauen für die Erfüllung so zahlreicher Pflichten das gebührende Aequivalent an Geld, an bürgerlichen und politischen Rechten, an sozialer Wertschätzung erhalten, dieser Gedanke ist den Nationalökonomen nur selten gekommen. Haben sie mit Absicht dieses Kapitel der Wirtschaftslehre außer Acht, außerhalb ihrer scharfsinnigen Analysen, ihrer eindringenden Forschung gelassen? Verdiente dieser Gegenstand die Aufmerksamkeit des Mannes nicht?
Oder hat man gefühlt, daß hier eine Gefahr vorlag, eine Mine, die springen und das Gebäude der "Männerwelt" zum Sturze bringen konnte? Hat man gefürchtet, durch eingehendes Studium der Frauenarbeit im Hause zu einer Umwertung bestehender Werte, zur wissenschaftlichen Anerkennung unbequemer Forderungen gezwungen zu werden?
- Es mutet einem wie totaler Wahnsinn an, daß eine so ganz und gar banale und selbstverständliche, sich von selbst verstehende Forderung der Frauenbewegung noch hundert Jahre später auch nicht ansatzweise Erfüllung gefunden hat, auch nicht ansatzweise ihrer tatsächlichen Bedeutung gemäß öffentlich erörtert worden ist. Ja, daß sie geradezu tabuisiert wird. Die Autorin des eben gebrachten Zitates (siehe auch Foto rechts) ist schon 1930 gestorben.  Also vor achzig Jahren.

Wahnsinn. Totaler Wahnsinn. Und da wundert man sich - mit oder ohne Sarrazin - warum moderne arbeitsteilige Gesellschaften der Nordhalbkugel seit Jahrzehnten viel zu wenig Kinder auf die Welt bringen? In so krass existenzgefährdender Weise?

Wir selbst haben vor drei Jahren eine Annäherung an diese Fragen versucht, entlang der Forschungsliteratur unserer Zeit zu dieser Thematik (3).

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1. Schröder, Hiltrud: Käthe Schirmacher. Auf: Fembio.org
2. Schirmacher, Käthe (1905): Die Frauenarbeit im Hause. Ihre ökonomische, rechtliche und sociale Wertung. Leipzig. Dietrich (Rechtsfragen, 3) 1905, S. 3
3. Bading, Ingo: Warum Erziehungsgehalt? In 7 Teilen. Auf: Studium generale, Mai und Juni 2007

Donnerstag, 2. Dezember 2010

"Die Mörder sind unter uns" (1946)


"Die Mörder sind unter uns". Dieser Titel des ersten deutschen Filmes nach dem Zweiten Weltkrieg wird oft benutzt, um die Situation der deutschen Nachkriegsgesellschaft zu kennzeichnen. Denn viele Menschen, die bis 1945 Verbrechen begangen hatten, lebten nach 1945, zumeist von ihren Mitmenschen unerkannt, in der bundesdeutschen Gesellschaft unbehelligt weiter. Oft auch in guten beruflichen Positionen. Dieses Thema war schon Inhalt früherer Beiträge (GA-j!) und soll auch noch in künftigen Beiträgen weiter behandelt werden. Aber um einfach auch einmal dieses vielgebrauchte Wort "Die Mörder sind unter uns" richtig einschätzen zu können, ist es sicherlich sinnvoll, Person und Werk des deutschen Filmemachers Wolfgang Staudte zu kennen, der diesen Film "Die Mörder sind unter uns" 1945 gedreht hat (s.a. Youtube).

Die markanten Gesichter des Wolfgang Staudte selbst und vieler seiner Schauspieler, in der sich eine typische asketische, entbehrungsreiche Lebenshaltung wiederspiegelt, wie sie wohl gerade für die 1950er Jahre typisch ist, findet sich noch in einem seiner letzten Filme, in der Jack London-Verfilmung "Der Seewolf" von 1971 wieder. Mit Raimund Harmstorf in der Hauptrolle hinterlies dieser Film auch noch auf die Generation des Autors dieser Zeilen (Jg. 1966) einigen Eindruck, ähnlich wie vielleicht der Film "Der eiserne Gustav". Eine gewisse Düsterkeit, Unheimlichkeit ist die Grundstimmung all solcher Filme.

Aber diesen Eindruck versteht man eigentlich erst richtig, wenn man das Lebenswerk von Wolfgang Staudte ganz überblickt, nämlich angefangen von "Die Mörder sind unter uns" aus dem Jahr 1946. Es ist ein Lebenswerk, das einen vielleicht auch die Geschichte der bundesdeutschen Nachkriegsjahre  überhaupt ein wenig mehr verstehen hilft (1). "Moral" ist hier überall darauf reduziert, die ziemlich durchstilisierte Moral eines angeblichen typischen deutschen Kleinbürgers abzulehnen. Das ist natürlich banal.

Und auch sonst wird schnell klar, wie absurd es im Jahr 1946 war, ein gerade vergangenes Konzentrationslager- und Unrechtsystem zu kritisieren, ohne auch nur ansatzweise anzudeuten, daß sich gerade erst ein neues dabei war zu etablieren und fröhliche Urständ' feierte. Diese gänzliche Eindimensionalität des "Moralisierens", auch dieses Wolfgang Staudte, nimmt dem Lebenswerk natürlich viel von einer 100%ig künstlerischen Gültigkeit und macht seine Filme allesamt zu Tendenzwerken.

Eindimensionale Moral

In der Zeit, in der Staudte seinen Film drehte, starb beispielsweise Heinrich George im Konzentrationslager Sachsenhausen infolge von Unterernährung, so wie zehntausende von Deutschen östlich der Oder zur gleichen Zeit. War das der richtige Zeitpunkt, mit "Moralisieren" anzufangen, noch dazu in einer solchen Weise? Aber einfach nur, um die Zeitstimmung nach 1945 zu verstehen, eignen sich die Filme von Wolfgang Staudte sicherlich als "Zeitdokumente". Über den Film "Die Mörder sind unter uns", ist zu erfahren (Fotos: a, b, c, d):
Das Zentralkomitee (ZK) der SED forderte die Landes- und Provinzialleitungen der Partei auf, für diesen Film eine "besondere Propaganda durch Aushängeplakate in den Büros, Kulturstätten etc. …" zu entwickeln, und begründete das damit, daß er gemessen an der bisherigen deutschen Filmproduktion eine ausgesprochene Spitzenleistung darstelle und der erste große Film eines neuen Deutschland sei.
Auf dem Grabstein des Filmemachers steht das Wort:
"Feigheit macht jede Staatsform zur Diktatur."
Dieses Wort könnte auch ein Leitwort dieses Blogs sein. Aber ob Wolfgang Staudte diesem Wort selbst gerecht geworden ist, indem er sagte (1), daß eigentlich alle Diktaturen und Kriege jeden einzelnen Menschen "überfordern", stehe dahin. Die Schlußfolgerung wäre: Weil wir "überfordert" sind, leben wir quasi immer in Diktaturen. Das sollte man einer solchen hedonistischen Gesellschaft wie der heutigen nicht sagen, weil es schlicht nicht stimmt. Wir sind nicht überfordert.
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  1. Mörsdorf, Rüdiger: Ein unbequemer Moralist. Wolfgang Staudte - Filmregisseur in Deutschland. (Teil 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9)

Montag, 29. November 2010

Vor 87 Jahren im Rheinland: November 1923

Die tiefe Unruhe und Verstörtheit nach dem Ersten Weltkrieg treibt auf einen Höhepunkt zu - nicht nur in Bayern

In einer neuen Dokumentation (1) mit erstmals veröffentlichten historischen Filmaufnahmen kann man ein bischen von der tiefen Verstörtheit und Unruhe herausspüren, von der das deutsche Volk im November 1923 - nicht nur in Bayern und nicht nur im Zusammenhang mit dem dortigen Hitlerputsch - erfaßt gewesen war.

Denn zur gleichen Zeit ereignete sich im Rheinland die Niederschlagung der Seperatistenbewegung (Wikip.), der rheinischen Bewegung "Los von Berlin", der anfangs auch Konrad Adenauer angehörte, und der in Bayern eine (ebenfalls katholisch motivierte) Bewegung "Los von Berlin" parallel ging. Doch die Separatisten, die im Rheinland mit der französischen Besatzungsmacht zusammenarbeiteten und auf den Dörfern plündern gingen, hatten keinen Rückhalt in der Bevölkerung, blieben Außenseiter. Obwohl die Dokumentation versucht, ihnen viel Verständnis entgegenzubringen, wird doch deutlich, wie sehr diese Separatisten von den Menschen gehaßt worden sein müssen.

Ein Zeitungsartikel in der "Rhein-Zeitung" in Koblenz aus dem Jahr 2008 gibt einen ähnlichen eindruck von den Geschehnissen. Wenn man diese Unruhe im damaligen Rheinland im Blick behält, werden einem auch die gleichzeitigen Ereignisse in München und anderen Landesteilen Deutschlands oder Österreichs besser nachvollziehbar.
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  1. Bredenbrock, Claus: Der Feind am Rhein. Die alliierte Besatzung nach dem Ersten Weltkrieg. Ein Film. (WDR, Phönix, --> Youtube 1, 2, 3)

Freitag, 26. November 2010

"Hören Sie mit Ihren üblen Lügen auf oder Ihr Blog wird gelöscht."

Als Beispiel, was für anonyme Zuschriften man als Blogger bekommt, soll hier eine heute nachmittag eingegangene Email veröffentlicht werden. Warum die dortigen inhaltlichen Erörterungen nicht einfach als Kommentar zu dem zugehörigen Blogbeitrag geschrieben wurden, stehe dahin. Wohl um der Drohung willen, die den Anfangssatz bildet, und die jede vernünftige Diskussion von vornherein ausschließt:
"Hören Sie mit Ihren üblen Lügen auf oder Ihr Blog wird gelöscht."
Was soll der Quark? Als hätte ein einzelner Haitianischer Auswanderer, als der sich der Schreiber ausgibt, die Macht, einen Blog zu löschen. Was sollen diese Drohungen und Unterstellungen? Auf diesem Blog werden Argumente ausgetauscht, es findet kein bewußtes Lügen statt. Die Email also lautet:
Dear Mr.Bading,

Please stop your vicious lies, or your Blog will be deleted.
Lies like that seen on your site:

Aber schließlich wird man doch noch fündig, auf einer Diskussionsseite antwortet "Gast" "Chen019" auf die Fragestellung

"Why the discrepancy between the Dominican Republic & Haiti?"

Different average cognitive ability may be a factor.

Unterschiedliche intellekutelle Fähigkeiten könnten ein Faktor sein, gewiß. Er wird sogar der ausschlaggebende Faktor sein. Und nach der Nennung einiger akuteller IQ-Literatur, die für den Neuling sicherlich lesenswert ist, sagt "Chen019":

Die nordamerikanischen Schwarzen haben einen IQ von grob 85. Sie haben aber ihre weißen Mitbürger in der Geschichte offenbar bislang noch nicht so abgemurkst und aus dem Land geekelt wie die Haitianer. Die Schwarzen in Afrika haben einen IQ von grob 65. Haiti liegt also dazwischen. Ein paar weiße Vorfahren haben sich auch hier mit eingemischt, wodurch der durchschnittliche IQ der Haitianer gehoben worden sein wird.

Außerdem wird auf Haiti ein afrikanisch geprägtes Kreolisch gesprochen, kein europäisch geprägtes. Dieser Umstand braucht auch nicht unwichtig sein. Denn Muttersprache prägt nicht ganz unbedeutend Wahrnehmung, Motivation und Verhaltenstendenzen einer Bevölkerung. - Weshalb wir übrigens auch mit unserer eigenen Sprache nicht so ganz achtlos umgehen sollten.
The evidence is:

Studies of skin color. Studies relating darkness of skin color and IQ are easy to do and many have been reported over the years. This literature consistently shows that the correlation of IQ with skin color in the black population is quite low. Even Audrey Shuey (1966), one of the most vehement supporters of the view that the B/W IQ gap is genetic in origin, reached the conclusion that IQ is only weakly associated with skin color. Typical correlations are in the range of .15 (and are even less with degree to which facial features are rated as "Negroid"). Even if we ignore the advantages that might accrue to "blacks" with light skin, a correlation of 0.15 does not suggest that European ancestry exerts a strong genetic influence on IQ. On the other hand, many of the studies reviewed by Shuey had small samples and dubious sampling procedures, and moreover the .15 estimate could be low due to error of measurement. Both skin color and IQ are measured with high reliability, but a major problem with these studies is that while skin color may seem to be a straightforward indicator of degree of European ancestry, it is not. Skin color varies substantially in Sub-Saharan African populations. As a result, some Africans have relatively light skin for reasons that have nothing to do with European ancestry. A strong test of the "European ancestry" hypothesis therefore requires a more reliable indicator.
Studies measuring European ancestry via blood group indicators. Fortunately there are data available that reinforce the null implications of the skin color studies. The frequency of different blood groups varies by race. Under the genetic hypothesis, blacks with mor "European" blood types should have more European genes and hence higher IQs. But Sandra Scarr and her colleagues (Scarr, Pakstis, Katz, & Barker,1977) found that the correlation between IQ and "European" heritage among blacks was only 0.05 in a sample of 144 black adolescent twin pairs. When skin color and socio-economic status were controlled, the correlation dropped slightly to -6
.02. Importantly, although they found the typical correlation of .15 between skin color and IQ, suggesting that the comparable correlations in other studies are due not to Europeanness of genes but to some other factor associated with skin color in the black population.
Loehlin and colleagues (1973) also correlated the estimated Europeanness of blood groups (rather than the Europeanness of individuals, estimated from their blood groups) with IQ in two different small samples of blacks. They found a .01 correlation in one sample and a nonsignificant -.38 correlation in the other sample, with the more African blood groups having higher IQ.

Greetings from an Haitian Expatriate
Auf die Argumente selbst möchte man sich ja auch gerne einlassen. Und sie seien hier deshalb auch gerne zur Diskussion gestellt. Allerdings ist es hochgradig ärgerlich, wenn man dann beim Überprüfen feststellt, daß dieser Text gar nicht - wie impliziert - von dem anonymen Schreiber selbst stammt, sondern nur über "Copy und Paste" als der eigene ausgegeben wird, ohne die entsprechende Literaturangabe mitzuteilen. Der Text ist offenbar von dem Psychologen Richard Nisbett verfaßt, wie man leicht im Netz herausbekommen kann (pdf.) und stammt offenbar aus dem Jahr 1998.

Dementsprechend ist die angegebene Literatur allesamt älteren Datums, was schon einmal ein wenig bezeichnend ist. Nisbett ist bekannt als Forscher, der den Zusammenhang zwischen Volksgruppenzugehörigkeit und Intelligenz zu verneinen versucht. Ich habe gegenwärtig keine Möglichkeit, mir die angegebene Literatur anzuschauen oder mich tiefergehender in diese Diskussion einzulassen. Das hat - bis zum Beweis des Gegenteils - der anonyme Schreiber ja offensichtlich auch nicht getan.

Ihm ging es wohl nur darum, seine Drohung mit ein bischen Text zu untermalen. Aber: So wie dieser anonyme Schreiber redet kein neutral wissenschaftlich denkender Mensch.

Unser Blogbeitrag selbst hatte gar keine definitiven Behauptungen aufgestellt, er hatte nur eine Hypothese formuliert, er hatte Fragen gestellt.

Aber man kann sich nach den bisherigen Erfahrungen fast sicher sein, daß der anonyme Schreiber auf diesen Blogbeitrag sowieso nicht antworten wird und nicht aus seiner Anoymität heraustreten wird.  Diese anonymen Schreiber bleiben gerne Dunkelmänner. Insofern werde ich bis zum Beweis des Gegenteils davon ausgehen, daß der Schreiber dieser Droh-Email gar kein Haitianischer Auswanderer ist, als der er sich ausgibt und als der er glaubt, sich empört fühlen zu dürfen. Die Empörung ist sowieso völlig fehl am Platz, schon weil es in dem kritisierten Blogbeitrag heißt:
Eine IQ-starke Bevölkerung wie Japan kann ein Erdbeben oder eine Flutkatastrophe genauso unvermittelt treffen wie eine IQ-schwache Bevölkerung wie eben die von Haiti oder die von New Orleans. Und das Mitgefühl gehört den Menschen hier wie dort gleichermaßen.
Aber nicht nur deshalb. Wenn Intelligenz eine Rolle spielt bei der Gestaltung von Gesellschaften, dann täte man auch den Haitianern sehr viel mehr Gutes, wenn man das beachten würde, als wenn man es ignorieren würde. Es wäre dann zutiefst inhuman, diesen Umstand nicht zu beachten.

Dienstag, 23. November 2010

Zur Frage nach dem Anteil der Freimaurer an der Machtergreifung Adolf Hitlers, an der Gestapo und damit am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges (3. Teil)

"Die Nachkriegsgesellschaft im langen Schatten des Nationalsozialismus" (Buchtitel, 2008)

Der "Spiegel" - (nur) in der Frühzeit ein (totalitaristisches) "Nazi-Blatt"?

Rudolf Augstein 1973
In Teil 1 und Teil 2 dieser Aufsatzreihe gaben wir einige Daten zu den Hintergründen des Reichstagsbrandes wieder und der Art seiner geschichtlichen Aufarbeitung durch Fritz Tobias und zwar ausgerichtet nach jenen Vorarbeiten, die von dem Journalist Hersch Fischler zu diesem Thema veröffentlicht worden sind. Hier im 3. Teil soll nun Hersch Fischler selbst zu Wort kommen mit den wesentlichsten Auszügen seiner Aufsätze und Artikel. Zur allgemeineren Einordnung soll aber zuvor aus einer Rezension zu einer Biographie von Rudolf Augstein zitiert werden (19), die gut die allgemeine Situation in der frühen Bundesrepublik umreißt, in die sich auch die Mitarbeit von Fritz Tobias beim "Spiegel" einordnet. In der Frühzeit beschäftigte der "Spiegel",

das "deutsche Nachrichtenmagazin" ehemaliges Führungspersonal der Gestapo, der Reichskriminalpolizei und des Sicherheitsdienstes (SD) nicht nur als Autoren. Mit Georg Wolff und Horst Mahnke waren Leute als stellvertretender Chefredakteur (Wolff) und Ressortleiter (Wolff und Mahnke) tätig, die vorher schon beim Sicherheitsdienst der SS Karriere gemacht hatten. (...)

"Einen Kujau musste Augstein nie beschäftigen, seine Serien wurden von echten Nazis geschrieben." (...)

(Der Historiker) Hachmeister charakterisierte den SD korrekt als "Mischung aus Secret Service, Meinungs-Observatorium, Ideologiefabrik und Mordbüro". Beim "Spiegel" habe zwar keine Direktive existiert, "die auf Entschuldung der NS-Täter zielte", dennoch habe das Magazin für SD-Leute "als Relaisstation für neue Orientierung im demokratischen Staat" gedient: "Der Spiegel entwickelte sich zu einer SD-Mailbox, in der kräftig um die eigene Sache geworben wurde." 
Prof. H. Köhler, Hersch Fischler

Wenn man den Mordfall Barschel aus der Sicht von Wolfgang Baentsch betrachtet, könnte man noch heute sagen, daß der "Spiegel" - - - eine "Mischung aus Secret Service, Meinungs-Observatorium, Ideologiefabrik und Mordbüro" darstellt. Und auffallend genug ist es, daß weder die Chefredakteure des "Spiegel" selbst, noch die der "Zeit" bis heute bereit waren, sich mit diesen merkwürdigen NS-Frühgeschichten ihrer eigenen Publikationsorgane zu beschäftigen.

Ein Loblied auf die - von Sozialdemokraten gesäuberte - Kriminalpolizei im NS-Staat. Wo? - Im "Spiegel".

Hersch Fischler nun (siehe auch Foto rechts) schreibt konkreter zu den speziellen Hintergründen des Falles "Fritz Tobias", der sich in diese allgemeine Situation beim "Spiegel" und in der frühen Bundesrepublik (31 - 33) einordnet (7):

Im Heft vom 29. September 1949 kündigte Rudolf Augstein eine Serie über den Chef des Reichskriminalpolizeiamtes Arthur Nebe und die Geschichte der deutschen Kriminalpolizei im III. Reich an („Das Spiel ist aus - Arthur Nebe“). Anhand zahlreicher großer Kriminalfälle wurde dargestellt, wie erst die zunehmende Zentralisierung der kriminalpolizeilichen Arbeit in der Weimarer Republik und im III. Reich die Lösung komplexer Kriminalfälle ermöglichte. Sie schilderte eindrucksvolle Ermittlungserfolge der Kriminalisten in dem bereits in der Weimarer Republik konzipierten und 1936 von den Nationalsozialisten realisierten Reichskriminalpolizeiamt (RKPA). Der SPIEGEL behauptete, es habe im Dritten Reich entscheidende Unterschiede zwischen RKPA einerseits und der Gestapo, sowie dem Sicherheitsdienst (SD) der SS andererseits gegeben, obwohl Heydrich 1939 alle drei Institutionen im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) zusammengefaßt hatte. Die führenden Kriminalisten des RKPA seien praktisch (mit Ausnahme von RKPA-Chef Arthur Nebe, dessen Verstrickung in den Völkermord an den Juden und andere NS-Verbrechen eindringlich geschildert wurde) keine Nationalsozialisten gewesen, sondern nur formal, gleichsam „honoris causa“, und unfreiwillig Mitglieder der SS geworden. (...)

Die Nebe-Serie wurde die längste, die der SPIEGEL jemals veröffentlichte. Offenbar lag sie dem Spiegel-Begründer Augstein besonders am Herzen. Zum Abschluß der Serie machte er in einem Nachwort nochmals deutlich, worauf es ihm ankam: Die Serie führe „den heutigen Polizeiverantwortlichen vor Augen, daß die Kriminalpolizei zentrale Weisungsbefugnis für das gesamte Bundesgebiet nötig hat" und deshalb „auf ihre alten Fachleute zurückgreifen muß, auch wenn diese mit einem SS-Dienstrang angeglichen worden waren.“ Eine Ausschaltung der „Angeglichenen“ bei der Besetzung der Bundeskriminalpolizei würde nur Bonner „Partei-Kriminalisten“ Raum schaffen. Im Dritten Reich politisch verfolgte, insbesondere sozialdemokratische und aus Emigration zurückgekehrte Polizeifachleute hatten damals im SPIEGEL keine gute Presse. Sie wurden im Gegensatz zu den „Angeglichenen“ als unterqualifiziert dargestellt.

Offensichtlich also waren hier Polizeifachleute angesprochen, die unter Otto Braun und Carl Severing die preußische Polizei aufgebaut hatten und die - unter anderem - der (Auslands-)Finanzierung der NSDAP nachgegangen waren. Hierzu zählt insbesondere Wilhelm Abegg, der die preußische Polizei nach dem Ersten Weltkrieg aufgebaut hatte, und der während des Dritten Reiches vielfältige Aktivitäten zum Sturz Hitlers entfaltete und auch nach 1945 voller Tatendrang war. Er starb 1951. Sehr plausibel also, daß sich diese Spiegel-Serie insbesondere gegen Abegg und seinen tatendurstigen Kreis richtete, mit dem man sich auch einmal genauer befassen sollte. Hersch Fischler schreibt weiter:

Die treibende Kraft für die Errichtung des BKA war (...) der ehemalige Kriminalkommissar, SS- und SD-Mann Paul Dickopf (...) Schon die internen Papiere Dickopfs (...) machen deutlich, daß Augsteins Kommentare und die Berichterstattung des SPIEGEL zur Lage der Kriminalpolizei und zur Schaffung des BKA in den entscheidenden Jahren 1949-1951 paßgenau mit Dickopfs Konzept übereinstimmten. Zum Teil entsprechen wichtige Details der Berichte wortgetreu vertraulichen Informationen Dickopfs und leisteten ihm geschickt publizistische Schützenhilfe, z.B. im SPIEGEL-Bericht vom 9. März 1950, wo sozialdemokratischen Polizeifachleuten geschickt die Demokratie gefährdende Absichten hinsichtlich des BKA unterstellt werden. (...)

All das sollte eigentlich Anlaß geben, sich einmal sehr gründlich mit Wilhelm Abegg zu beschäftigen. Fischler weiter:

Wo alte Kameraden des RSHA eindeutig schwer belastet waren, verzögerte sich die Wiederverwendung mitunter. Aber auch hier half Augsteins Spiegel nach. Am 14. März 1951 berichtete er über das gerade erlassene BKA-Gesetz und monierte, daß „die Elite der alten Sherlock Holmes aus dem RKPA“ zwar „rehabilitiert, aber in der Mehrzahl bis jetzt noch nicht wieder eingestellt“ sei. Zehn noch wartende deutsche Kriminalisten wurden namentlich aufgeführt. Darunter befanden sich drei, die bereits in die allerersten Anfänge der „fachmännischen“ NS-Kriminalistik verwickelt gewesen waren, die Reichstagsbrandermittlungen. Neben Kriminalrat a.D. Helmut Müller, der in der Nacht des Reichstagsbrands die nicht von v. d. Lubbe stammende Fingerspuren gesichert hatte, befinden sich unter diesen Männern zwei, die für die weitere Spiegel-Berichterstattung eine entscheidende Rolle spielen sollten: Dr. (Walter) Zirpins, der die für Marinus van der Lubbe verhängnisvollen polizeilichen Geständnisprotokolle gefertigt und vor dem Reichsgericht beschworen hatte, und Kriminalrat a.D. Rudolf Braschwitz, der in der Reichtagsbrandkommission der Geheimen Staatspolizei 1933 ermittelte. (...)

Auch Zirpins stieg wieder empor. Begleitet von der publizistischen Fürsprache des SPIEGEL wurde er 1951 Leiter des Referates 24 (Kriminalpolizei) im niedersächsischen Innenministerium und damit (...) faktischer Leiter (des Landeskriminalamtes). (...)
Der 1951 zusammen mit Zirpins zur Wiedereinstellung empfohlene Reichstagsbrandermittler Dr. Braschwitz war unterdessen ebenfalls wieder aufgestiegen. Er wurde stellvertretender Leiter der Kripohauptstelle Dortmund. Am 2. Januar 1959 schrieb ein ehemaliger Gestapohäftling an die Staatsanwaltschaft Dortmund, er habe Dr. Braschwitz Ende 1958 zufällig gesehen und wiedererkannt. Im Oktober 1933 hätte ihn Braschwitz zusammen mit anderen Gestapobeamten schwer mißhandelt um eine Aussage zu erpressen. Es gab sofort Pressemeldungen über den Vorfall. Braschwitz' Tätigkeit in der Reichstagsbrandkommission der politischen Polizei wurde sofort ein Thema und es wurde der Vorwurf erhoben, Braschwitz habe 1933 vor dem Reichsgericht als Zeuge falsch ausgesagt. Die Staatsanwaltschaft Dortmund leitete Anfang 1959 ein Ermittlungsverfahren gegen Braschwitz wegen des Verdachts des Meineids im Reichstagsbrandprozeß ein (Aktenzeichen 10 Js 1/59).

Da damals in der Öffentlichkeit und der Geschichtswissenschaft noch die Meinung herrschte, daß der Reichstagsbrand von den Nationalsozialisten gelegt und die tatsächlichen Täter von der politischen Polizei gedeckt wurden, waren nachhaltige Ermittlungen nicht zu vermeiden. Zeugen wurden herangezogen, unter anderem Dr. Zirpins, der 1933 ja ebenfalls als Mitglied der politischen Polizei in Sachen Reichstagsbrand ermittelt hatte. Für Dr. Zirpins entstand Gefahr, selbst Beschuldigter eines Ermittlungsverfahrens wegen des Verdachts des Meineids zu Ungunsten Marinus van der Lubbes vor dem Reichsgericht zu werden.

Ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, da die Ermittlungen gegen Braschwitz sich ausdehnten, kündigte Rudolf Augstein im SPIEGEL vom 21. Oktober 1959 in einem engagierten Editorial die Serie über den Reichstagsbrand mit neuen, umwälzenden Erkenntnissen an: Jahrelange, gründlichst vom SPIEGEL überprüfte Recherchen des Oberregierungsrates Fritz Tobias hätten ergeben, daß Marinus van der Lubbe Alleintäter gewesen sei.

Juristische Ermittlungen gegen hohe bundesdeutsche Beamte veranlassen das Tätigwerden

  1. des "Spiegel"
  2. von Verfassungsschutz-Mann Fritz Tobias und 
  3. des "Instituts für Zeitgeschichte" in München (1959)
Proteste gegen Globke

Also ein hochgradig auffälliges zeitliches Zusammentreffen, alles gut aufeinander abgestimmt. Man hatte sich sogar in langjährigen Vorarbeiten auf derartige Ereignisse "weitsichtig" vorbereitet. - Und man fragt sich schon hier parallel, worauf sich Fritz Tobias dann möglicherweise eigentlich mit seiner Arbeit zur Blomberg-Fritsch-Krise vorbereitet hatte ... Wollte er einen Gestapo-Mann wie Werner Best bei Gelegenheit "unter die Arme greifen" ...? Und war das dann nicht mehr nötig, da Werner Best sich über lange Jahre hinweg mit ärztlichen Attesten behalf und schließlich vor der Verfahrenseröffnung starb?

Übrigens an dieser Stelle gleich der Hinweis, daß nicht nur (etwaig) die Freimaurer so verfahren sind, wie hier beschrieben, sondern auch die katholische Lobby hochgestellte Persönlichkeiten wie den Staatssekretär Globke (Foto rechts) vor juristischen Zugriffen geschützt hat (32). Und außerdem der Hinweis, daß es auch sonst mancherorts "Nazijäger" mit "Nazivergangenheit" gegeben hat (33). Über diese ganz merkwürdigen "Erfolggeschichten der Bundesrepublik Deutschland", die noch wenigen wirklich richtig ins Bewußtsein gedrungen ist, müßte überhaupt einmal ein Gesamtüberblick erarbeitet werden. Gerade erst hat sich das Auswärtige Amt dazu durchgerungen, die personellen Kontinuitäten über das Jahr 1945 hinweg unter die Lupe zu nehmen (siehe Foto links). - Fischler jedenfalls weiter:

Zirpins selbst trat in der Serie als glaubwürdiger Kronzeuge für die Alleintäterschaft Marinus van der Lubbes auf. (...) Der Autor der Serie, Fritz Tobias, arbeitete bereits 1951 bei Zirpins Wiederverwendung mit ihm im niedersächsischen Innenministerium zusammen und beide hatten, wie aus einem Schreiben von Tobias an Zirpins vom 13.Februar 1960 hervorgeht, in Sachen Getto Lodz „böse Absichten“ Dritter zu befürchten. (...)
Die Serie wirkte für Dr. Zirpins wie eine maßgeschneiderte Entlastung gegen mögliche Vorwürfe, er habe vor dem Reichsgericht gegen Marinus van der Lubbe falsch ausgesagt und andere, nationalsozialistische Täter gedeckt. (...) Da van der Lubbe leider mit dem Tode bestraft und hingerichtet wurde, so Augstein in seinem engagierten Nachwort im SPIEGEL 2/1960, sei das Thema Reichstagsbrand erledigt und sollte „aus und vergessen“ sein. (...) Die SPIEGEL-Serie zeigte Wirkung. Beschuldigte ehemalige Nationalsozialisten und auch Dr. Braschwitz beriefen sich auf die Ergebnisse des angeblich sorgfältig recherchierenden SPIEGEL und erreichten eine Einstellung der Verfahren. Gegen Zirpins wurde in Zusammenhang mit seiner Ermittlungstätigkeit in Sachen Reichstagsbrand kein Verfahren mehr eröffnet.

An anderer Stelle (11) erfahren wir von noch höher gestellten "Interessierten" an einer Popularisierung der Alleintäter-These:

"Es gab es einen hohen Beamten im Bonner Innenministerium, der ein Interesse daran hatte, seine kriminelle Verstrickung in den Fall Reichstagsbrand zu verheimlichen", sagte der Zeithistoriker Hersch Fischler der Netzeitung, der die Aktennotiz von 1962 fand.
Es geht um Ministerialdirektor Hans Schneppel (1903-1973), seinerzeit Leiter der Abteilung VI des Bundesinnenministeriums, Öffentliche Sicherheit, zuständig für Geheimschutz, Staatsschutz I und Bundesverfassungsschutz, Staatsschutz II und Bundeskriminalamt, Bundesgrenzenschutz und Bereitschaftspolizei der Länder. Mit der Fülle dieser Dienstbereiche war Schneppel einer der wichtigsten und einflussreichsten Bonner Beamten.
Zur Zeit des Reichstagsbrandes - 30 Jahre vorher - war Hans Schneppel Assessor bei der Politischen Polizei, Abt. I A im Berliner Polizeipräsidium gewesen, die durch Oberregierungsrat Diels direkt aus der Polizeiabteilung von Görings Preußischem Innenministerium geleitet wurde.
In der Nacht des Brandes stellte er rechtswidrige Haftbefehle gegen Regimegegner aus, die noch in der gleichen Nacht vollstreckt wurden. (...)
Später spielte Schneppel beim Reichstagsbrandprozess als Mitarbeiter der Gestapo eine wichtige Rolle. Die Originalakten (...). Aus ihnen geht hervor, dass Hans Schneppel im Herbst 1933 dabei half, Aussagen im Reichstagsbrandprozess vorzubereiten und zu manipulieren.
Beispielsweise forderte er den Leiter des Geheimen Staatspolizeiamts, Rudolf Diels, in einem Schreiben auf, seine zu erwartende Zeugenaussage vor dem Reichsgericht im voraus abzustimmen, um das deutlich ins Wanken geratene Alibi des SA-Führers Graf Helldorf nicht noch mehr zu erschüttern.
Manipulationen zu Gunsten NS-Verdächtiger waren auch nach damaligem Recht strafbar. Wären Schneppels kriminelle Verstrickungen in die Ermittlungen zum Reichstagsbrand Anfang der 60er Jahre bekannt geworden, so hätte dies seine Karriere in größte Turbulenzen gebracht und wahrscheinlich beendet, meint Fischler.
Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hatte 1959/60 mit einer groß angelegten Serie über spektakuläre Forschungsergebnisse zum Reichstagsbrand überrascht.Für Schneppel waren die dort vorgetragenen Erkenntnisse ein guter Schutz. Die Spiegel-Serie behauptete, die Nationalsozialisten seien am Reichstagsbrand von 1933 völlig unbeteiligt gewesen und die damaligen Kriminalisten hätten keine NS-Täter gedeckt. Recherchiert hatte die Serie Fritz Tobias - ein Verfassungsschützer.
Fischler ist nach seinen Recherchen überzeugt, daß Schneppel selbst es war, der die Entwicklung der Alleintäterthese förderte. Für seine Auffassung sprechen die Parallelen in den beruflichen Lebensläufen von Hans Schneppel und Fritz Tobias. (...)
Tobias arbeitete ab 1959 in Hannover im Verfassungsschutz, während Schneppel zur gleichen Zeit in Bonn als oberster Beamter die Aufsicht über den Verfassungsschutz übernahm. Fischlers Fazit: "In Sachen Reichstagsbrand strickte also ein Verfassungsschutzbeamter mit der Alleintäterthese eine Legende, die frühere kriminelle NS-Verstrickungen des obersten Ministerialbeamten, der den Verfassungsschutz beaufsichtigen sollte, vertuschte."
Die vom Spiegel verbreitete Alleintäterthese hatte Aufsehen erregt - und starke Zweifel. Das Institut für Zeitgeschichte (IfZ) musste sich mit der Spiegel-Publikation befassen und beauftragte den Historiker Hans Schneider, den Fall zu überprüfen. Schneider kam 1962 zu dem Ergebnis, dass die Behauptung, van der Lubbe habe den Reichstag allein in Brand gesetzt, schlichtweg eine Geschichtsfälschung sei. (...)
Anhaltspunkte dafür, dass Hans Schneppel 1962 mit den ihm vertrauten, geheimdienstlichen Methoden in die Forschungsarbeit des IfZ eingreifen ließ, um Hans Schneiders unbequem gewordene Arbeit zu blockieren, sieht er aber in der "dubiosen, an Zersetzungsstrategien von Geheimdiensten erinnernden Vorgehensweise und der Lautlosigkeit des Vorgehens des Instituts gegen Schneider, die ohne Niederschlag in den Erörterungen des Stiftungs- oder wissenschaftlichen Beirates blieb". Fischler: "Wie anders war es möglich, dass eine so einschneidende Maßnahme wie ein generelles Publikationsverbot für einen wissenschaftlichen Mitarbeiter vor dem wissenschaftlichen Beirat nicht erörtert wurde?"

Norden, SED, 1963

Über diese und weitere zu schildernde Hintergründe ist 2003 eine Fernsehdokumentation beim SWR erstellt worden. In Youtube-Video's (a, b) kann man wesentliche Auszüge dieser Dokumenation ansehen. Es werden auch alle Hauptbeteiligten in Interview's vorgestellt (vor allem Fritz Tobias, Prof. Mommsen vom IfZ, sowie der jetzige Leiter des IfZ).

Fischler stellt dann Mutmaßungen darüber an, warum die Sowjetunion und die DDR, die im Besitz der Reichstagsbrand-Akten waren, offenbar ebenfalls kein Interesse an der Klärung der Sachverhalte hatten, bzw. an der Richtigstellung der westdeutschen Geschichtsverfälschung durch Fritz Tobias: Sie konnten durch die Monopolisierung ihres Wissens führende Beamte der westdeutschen Kriminalpolizei erpressen. Ein allgemein übliches Vorgehen in damaliger Zeit, das noch längst nicht erschöpfend erforscht ist.

Beispielsweise präsentierte der DDR-Politiker Albert Norden (siehe Bild links) im Jahr 1963 belastende Dokumente über die nationalsozialistische Vergangenheit des westdeutschen Bundesvertriebenenministers  Hans Krüger, der daraufhin seinen Hut nehmen mußte (Wikip.). Vielleicht noch viel aufschlußreicher als die Tatsache, wann die DDR Vergangenheits-Aufklärung gegenüber westdeutschen Politikern betrieb, wäre es wohl zu fragen, wann sie das nicht tat. Und was man daraus für Schlußfolgerungen hinsichtlich von Gegenleistungen ableiten kann.

Zündete der Pressereferent von Josef Goebbels den Reichstag an?

Weiter berichtet Fischler über den der persönlichen Pressereferent von Josef Goebbels, Wilfried von Oven, der 1951 mit einem von Rudolf Augstein persönlich unterschriebenen Presseausweis als "Spiegel"-Korrespondent nach Argentinien geschickt worden ist:

In den sechziger Jahren informierte der Berliner Journalist Alfred Weiland den damaligen Bundesjustizminister und auch den SPIEGEL über seine Erlebnisse in den Tagen vor der Reichstagsbrandstiftung. Er gab an, er habe damals als Funktionär der Allgemeinen Arbeiterunion (AAU), einer von Moskau unabhängigen syndikalistischen linken Organisation, Kontakt mit van der Lubbe gehabt, der von den holländischen Rätekommunisten nach Berlin gesandt worden sei. Van der Lubbe sei aber in seiner Unwissenheit und Naivität in Kreise von SA- und politischen Polizei-Spitzel geraten. Diese hätten ihn in provokative, aufsehenerregende Aktionen hineingezogen, die die Notstandsmaßnahmen der Regierung Hitler rechtfertigen und herbeiführen sollten. Ein Student Wilfried van Oven (!) sei damals ebenfalls Mitglied der AAU gewesen. Er habe Kontakt zu van der Lubbe gehabt und sei nach dem Reichstagsbrand zu den Nationalsozialisten übergegangen.

Fischlers These: Nicht die Nazis, sondern die Nationalkonservativen zündeten den Reichstag an - wegen des "Osthilfe-Skandals" rund um Otto von Hindenburg

Hersch Fischler schreibt an anderer Stelle (6):

Der Holländer Constant Ferdinand Schoch wurde nach tagelanger Fahndung am 4. März 1933 festgenommen, weil er der Fahrer eines von der Bevölkerung als verdächtig gemeldeten holländischen Autos war, das am Nachmittag des Brandtages und auch zur Brandzeit am Reichstag beobachtet worden war. (...)

Und aus Anlaß dieses Schoch kommt Fischler zu sprechen auf die tatsächlichen Hintergründe des Reichstagsbrandes nach seiner eigenen Einschätzung. Offenbar sind die Andeutungen, die Fischler hier macht, noch an keiner Stelle in der Literatur wie angekündigt weiter ausgeführt worden:

(...) Da aber im Fall des Tatverdächtigen Schoch, wie noch gezeigt werden wird, Anhaltspunkte dafür vorliegen, daß nicht nur die Nationalsozialisten, sondern auch ihre damaligen konservativen Koalitionspartner an der Brandstiftung im Reichstag beteiligt waren, stellt sich die Frage nach dem cui bono, nach den Motiven dieses politischen Verbrechens, die Historiker und Politikwissenschaftler am meisten interessieren, unter neuen Gesichtspunkten. Die Geschichtswissenschaft hat Anlaß, die Bedeutung des Reichstagsbrandes für das Ende von Weimar und die Machteroberung der Nationalsozialisten nochmals zu untersuchen.

Fischler schreibt (6):

Bislang unbekannte Beweise und Indizien liefern Anhaltspunkte dafür, daß die Nationalsozialisten zusammen mit ihren damaligen Koalitionspartnern von der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot (Franz von Papen, Deutschnationale Volkspartei und Stahlhelm) den Brand im Reichstag legten. Die Akten des Fond 551 werfen neue Fragen zur Rolle von Hitlers konservativen Koalitionspartnern bei der Machteroberung der Nationalsozialisten auf. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf den Osthilfeskandal im Januar und Februar 1933, dessen Bedeutung für die Bildung des Kabinetts Hitler, die Auflösung und Neuwahl des Reichstags und das Ende von Weimar zwar vielfach angedeutet, aber nicht ausführlich untersucht wurde.

Zu diesem Zweck haben wir ja schon ausführlich den überraschend auskunftfreudigen Wikipedia-Artikel zum Osthilfe-Skandal zitiert. Fischler schreibt dann:

(...) Die Dokumente des Fond 551 (...) zwingen dazu, nochmals zu überprüfen, inwieweit nicht auch die konservativen Bündnispartner der Nationalsozialisten von der "Kampffront Schwarz-Weiß-Rot" ein drängendes Motiv für die Teilnahme an der Reichstagsbrandstiftung hatten und die Nationalsozialisten ein starkes Interesse an deren Komplizenschaft.

Die überaus schnelle Machteroberung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 läßt im Rückblick leicht verkennen, wie die Haltung der Koalitionspartner in der Hitlerregierung gegenüber dem Reichstag tatsächlich aussah. Nicht nur die Nationalsozialisten, sondern auch ihre Partner von der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot wollten dem Reichstag als demokratischem Parlament unter allen Umständen ein Ende bereiten. Die Nationalkonservativen waren dem Reichstag gegenüber sogar noch feindlicher eingestellt als die Nationalsozialisten.

Die Nationalsozialisten waren stärkste Fraktion im Reichstag und nutzten ihre Reichstagspräsenz sehr effektiv. Einer ihrer Führer, Göring, war Reichstagspräsident. Sie konnten im Reichstag die Präsidialregierungen wirksam bedrohen, bei möglichen Koalitionsregierungen unverzichtbarer Partner sein, Einkommen für ihre in der Regel nicht gerade wohlhabenden Funktionäre erzielen und sehr wirksam Propaganda treiben. Die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot hatte keine relevante Präsenz im Reichstag. Franz von Papen hatte sich mit seiner früheren Partei, dem Zentrum, gründlichst überworfen und besaß keinen eigenen parlamentarischen Anhang. Der Stahlhelm war ein politischer Verband ehemaliger Frontkämpfer, der die Parteiendemokratie explizit ablehnte und eine außerparlamentarische Opposition zwecks Beseitigung des "Weimarer Systems" zugunsten einer autoritären, monarchistischen Regierung betrieb. Die Deutschnationale Volkspartei war mit ihrer geringen Anzahl von Abgeordneten parlamentarisch ohne relevanten Einfluß und ohne entscheidende Bedeutung für Koaltionsbildungen. Auch ihr Ziel war die Beseitigung des "Weimarer Systems" und des Parteieneinflusses zugunsten einer autoritären, die Monarchie wieder errichtenden Regierung, wofür sie im Reichstag aber kaum etwas bewirken konnte. Stattdessen zog sie sich noch die Kritik ihrer Sympathisanten und potentiellen Wähler zu, sich zu sehr am parlamentarischen System zu orientieren.
Im Januar und Februar 1933 war der Reichstag Hitlers Koalitionspartnern - also von Papen, dem Stahlhelm und den Deutschnationalen - gerade besonders verhaßt geworden. In ihm drohte die parlamentarische Untersuchung eines Skandals, der viele prominente Mitglieder von DNVP und Stahlhelm betraf und sowohl die Deutschnationale Partei, von Papen, als auch den Reichspräsidenten Hindenburg und sogar die von den Nationalkonservativen verehrte Familie des Kaisers in Doorn an den öffentlichen Pranger zu stellen drohte. Hitlers konservative Koalitionspartner hatten wirklich drängende Motive, den Reichstag auszuschalten ....

Reichstag anzünden, damit der "Osthilfeskandal" sich von selbst erledigt

(Hervorhebung nicht im Original.) Leider gibt es zum Tatmotiv "Osthilfeskandal" am Ende dann nur die folgende redaktionelle Bemerkung:

Zur weiteren Ausleuchtung des Osthilfeskandals als einem möglichen Motivhintergrund nationalkonservativer Mittäterschaft am Reichstagsbrand hat Hersch Fischler ein zweites Manuskript angekündigt, das die Redaktion des Forums später nachreichen wird.

In dem Zusammenhang könnte wichtig sein, daß, wie schon im früheren Teil erwähnt, der Berliner Polizeipräsident zuvor als Vermittler gegenüber dem Kaiser in Holland tätig gewesen ist, Zusammenhänge, die ja auch von Fischler angedeutet werden. Aber ie gesagt, von Fischler ist ein solches zweites Manuskript bislang offenbar nicht veröffentlicht worden. (Oder haben wir es übersehen?)

Spannend ist ja diese seine These unter anderem deshalb - und hier mag sich ein Kreis schließen -, weil auch der Freimaurer- und Kriegsgener Erich Ludendorff im Jahr 1932 in seiner Wochenzeitung "Ludendorffs Volkswarte" den Osthilfe-Skandal rund um den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg breit thematisierte und ihn - offenbar richtigerweise - als einen der Hauptgründe dafür annahm, daß Hindenburg Hitler zum Reichskanzler ernannte. Möglicherweise handelt es sich hier also keineswegs um "abseitige" Themen, sondern um die zentralsten, die man sich überhaupt nur vorstellen kann. Jedenfalls schreibt Fischler weiter:

Die politische Polizei wurde von einem wenige Tage zuvor neu ernannten Chef geleitet, Oberregierungsrat Dr. Rudolf Diels. Diels war ein Günstling des Nationalsozialisten Göring und des nationalkonservativen Vizekanzlers im Kabinett Hitler, Franz von Papen. Er wurde im April 1933 der erste Chef der Gestapo.

Auch Gestapo-Chef Rudolf Diels vertuschte die Schuldigen am Reichstagsbrand und durfte 1949 für den "Spiegel" schreiben ...

Bei dem Namen Rudolf Diels mögen so manche Glocken läuten. Auch dieser leitende Gestapo-Beamte Rudolf Diels war - schon 1949 - ein "Spiegel"-Autor gewesen (Wikip.). Er wurde als „Beamter zur Wiederverwendung“ bis zu seinem Tode vom Land Niedersachsen besoldet (s. Wikip.). Diels hatte sich 1930 gegen Abegg gestellt, war also frühzeitig eine leitende Persönlichkeit bei der preußischen Polizei, die Kooperationsbereitschaft mit den Nationalsozialisten zeigte, so wie alle anderen mit den Reichstagsbrand-Ermittlungen Befaßten. Diels starb im November 1957 an einem Jagdunfall. Kurz zuvor soll er den Plan gehabt haben, in Zusammenarbeit mit dem "Institut für Zeitgeschichte" eine Rekonstruktion der Vorgänge um den Reichstagsbrand zu erarbeiten (s. Wikip.). Fischler nun weiter:

Dem Verdacht gegen Heise und Albrecht gingen Diels Beamte nicht weiter nach. Auch an den Ermittlungen gegen F.C.A. Schoch, einen Holländer, der am 4.3 nach einer am 28.2 einsetzenden Fahndung festgenommen wurde, scheint man kein Interesse gehabt zu haben. Schochs Wagen mit holländischem Kennzeichen war von zahlreichen Zeugen am Brandtag vor Portal 5 des Reichstag beobachtet und als verdächtig gemeldet worden. Die politische Polizei stellte bei den Vernehmungen Schochs fest, daß dieser auch zur Brandzeit vor dem Reichstag gehalten hatte und zuvor am Mittag wahrscheinlich im Reichstag gewesen war. Obwohl er kein Alibi für die Anfangszeit der Brandstiftung hatte, wurde Schoch schnell freigelassen, als er intensive Kontakte zu Deutschnationalen und Sympathien für die Nationalsozialisten offenbarte. Der Tatverdacht gegen ihn wurde nie bekannt. Während des III.Reiches lebte er in Deutschland und Österreich und nahm eine Führungsposition in Goebbels Filmindustrie ein. (...)
Da wichtigen Spuren nicht weiter nachgegangen wurde, wenn sie ins Lager der Regierungpartner verwiesen, geben die Akten des Fonds 551 außer zu den bereits erwähnten drei Personen Albrecht, Heise und Schoch keine Hinweise zu der wahrscheinlichen Identität der beteiligten Brandstifter. Die Spuren lassen es aber als plausibel erscheinen, daß die Brandstiftung von Nationalsozialisten und ihren damaligen nationalkonservativen Bündnispartnern unter Beihilfe von Beamtenpersonal des Reichstages vorgenommen wurde. (Seit 1932 war Göring Reichstagspräsident) (...)

Wie in den Akten enthaltene Zeugenaussagen nahelegen, die von der politischen Polizei nicht beachtet wurden, öffneten Helfer ihnen wahrscheinlich die Portale 2 und 3.

Schon 1929 hatten Freikorpskämpfer einen Bombenanschlag auf den Reichstag verübt

Fischler weiter:

Die Nationalsozialisten und ihnen nahestehende radikale Gruppierungen hatten damals eigene Nachrichtendienste für die Ausspähung der Kommunisten und Linken. Die suchten nach jungen tatdurstigen Aktivisten wie van der Lubbe, die man irreführen und für Provokationen nutzen konnte. Wegen seiner mangelnden Sehkraft war es besonders leicht, van der Lubbe etwas vorzuspielen, ohne in Gefahr zu geraten, daß er später viel verraten konnte.

Eine sehr wichtiger Hinweis, der 1933 nicht verfolgt wurde, führt zu einem Bombenanschlag auf den Reichstag, der 1929 stattfand. Das Attentat ist heute völlig vergessen. Am 1. September 1929 ließen ehemalige Freikorpskämpfer eine Zeitbombe an der Nordseite des Reichstags explodieren. Die Bombenleger von 1929 kamen aus der Organisation Consul bzw. Brigade Ehrhardt, die in der frühen Weimarer Republik rechtsterroristisch aktiv war (z.B. Rathenau-Mord) und dann 1933 zeitweilig zu den Nationalsozialisten und zur SS stieß. Die Ermittler hätten 1933 dieser Spur sofort nachgehen müssen, taten dies aber nicht, selbst als sie aus der Bevölkerung auf sie hingewiesen wurden. Nach späteren Berichten eines Beteiligten und zeitgenössischen Zeugen war einer der Bombenleger von 1929 der später berühmt gewordene Schriftsteller Ernst von Salomon (1902-1972), der als Mitglied der Organisation Consul schon wegen Beihilfe beim Rathenaumord verurteilt worden war.

Die Reichstagsbrandstiftung weist in wichtigen Punkten erstaunliche Übereinstimmungen mit dem Attentat von 1929 auf. (...)

Im Februar 1933 war Ernst von Salomon wieder in Berlin in der Organisation des Kapitän Ehrhardt aktiv. Andere Täter des Reichstagsattentats von 1929 waren zur SS gestoßen, blieben aber trotzdem bei Ehrhardt organisiert. Ehrhardt verfolgte die Strategie, einen kommunistischen Aufstandsversuch zu provozieren oder vorzutäuschen, um dann mittels einer Notverordnung die Weimarer Demokratie durch eine nationale Diktatur abzulösen und die Kommunisten auszuschalten. (...)
Die 1933 nicht verfolgte Spur zum Reichstagsattentat von 1929 wirft heute noch die Frage auf, ob sich die nationalsozialistischen Führer nicht der "bewährten" Terroristen der früheren Organisation Consul bedienten, um die Reichstagsbrandstiftung "professionell" durchführen zu lassen. 

Soweit die - soweit übersehbar - wesentlichsten Thesen von Hersch Fischler zum Thema Reichstagsbrand.

Woher kommt dieses allseitige Denken und Handeln auf "ähnlichen Frequenzen" nach 1945?

Es ist nun bemerkenswert, daß es gerade Ludendorff war, der viel zur öffentlichen Kritik an diesen Vorgängen beitrug, und daß gerade dieser Ludendorff nun von Fritz Tobias, der auch die eigentlichen Brandstifter des Reichstages deckt, in seiner aus heutiger Sicht durch und durch vorbildlichen Hitler-Feindschaft des Jahres 1933 "entzaubert" werden soll.

Was treibt und trieb diesen Mann Fritz Tobias? Was weiß er und was sucht er zu vertuschen? Die Mitschuld deutscher Freimaurer an der Reichskanzlerschaft Hitlers, an ihrer Stabilisierung, an der Ausschaltung der kriegsunwilligen Generalität 1938? Also die Mitschuld deutscher Freimaurer am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges? Wie anders können wir uns einen Reim auf all den vielen Filz rund um "Spiegel", Fritz Tobias und das Institut für Zeitgeschichte machen? Warum dachten sie alle gleichzeitig auf den "gleichen Frequenzen"? Wie kann so etwas zustande kommen?

________________

Literatur

1. Tobias, Fritz: Stehen Sie auf, van der Lubbe“. Der Reichstagsbrand 1933 – Geschichte einer Legende. Nach einem Manuskript von Fritz Tobias. Nach einem Manuskript von Fritz Tobias. In: Der Spiegel Heft 43/1959 bis Doppelheft 1-2/1960
2. Tobias, Fritz: Der Reichstagsbrand. Legende und Wirklichkeit. Rastatt : Grote, 1962
3. Tobias, Fritz: Auch Fälschungen haben lange Beine. Des Senatspräsidenten Rauschnings „Gespräche mit Hitler“. In: Karl Corino (Hrsg.): Gefälscht! Betrug in Politik, Literatur, Wissenschaft, Kunst und Musik. Greno, Nördlingen 1988, S. 91–105.
4. Tobias, Fritz: Ludendorff, Hindenburg und Hitler. Das Phantasieprodukt des Ludendorff-Briefes. In: Uwe Backes, Eckhard Jesse und Rainer Zitelmann (Hrsg.): Die Schatten der Vergangenheit. Impulse zur Historisierung des Nationalsozialismus. Propyläen Verlag Frankfurt/Main und Berlin 1990, S. 319–342
5. Tobias, Fritz: Der Sturz der Generäle. Hitler und die Blomberg-Fritsch-Krise 1938 (mit Karl-Heinz Janßen). München : C. H. Beck, 1994
5a. Köhler, Otto: Offizielle Mitarbeiter. In: Konkret, 05/1992
6. Fischler, Hersch: Reichstagsbrand, Osthilfeskandal und das Ende von Weimar: Plädoyer für ein Quellenstudium jenseits verhärteter Polarisierungen. Auf: Reichstagsbrandforum (Startbeitrag) (ohne Datum, wohl 1995)
7. Fischler, Hersch: Der SPIEGEL und der Reichstagsbrand 1933. In: "Wupper Nachrichten", Nr. 7, 8 und 9 (ab 13.4.1996)
8. Fischler, Hersch: "Neue Spuren" - Interview mit Hersch Fischler zur Premiere des Stücks "Aus Protest!". In: Programmheft zum Stück "Aus Protest! Der Reichstagsbrandstifter Marinus van der Lubbe" Deutsches Theater Berlin, Kammerspiele Regie Ronald Steckel, Uraufführung: 16. Oktober 2000
9. Brack, Gerhard: NZZ attackiert Rudolf Augstein - netzeitung.de (8.12.2000)
11. Brack, Gerhard: Geschichtslegende für einen Verfassungsschützer (alt) - netzeitung.de wichtiger Artikel (11.1.2001) -
12. Brack, Gerhard: «Reine Propagandareden» - netzeitung.de (11.1.2001)
13. Brack, Gerhard: Aussagen aufeinander abstimmen - netzeitung.de (24.1.2001)
14. Brack, Gerhard: Die Personen - netzeitung.de (24.1.2001)
16. Brack, Gerhard: Reichstagsbrand am Rosenmontag - netzeitung.de (27.2.2001)
17. Brack, Gerhard: Die Spur der Namensschilder - netzeitung.de (2.3.2001)
19. Gutmair, Ulrich: Vergessene Kameraden - netzeitung.de (9.7.2002) - wichtiger Artikel über Rudolf Augstein
20. Kellerhoff, Sven Felix: Gibt es Neues vom Reichstagsbrand? - Nachrichten DIE WELT. 26.2.2003
20a. Fischler, Hersch; Becker, Holger: Als Schneppel aus dem Schneider kam | deutschesneuland.de (ohne Datum)
22. Schulzki-Haddouti, Christiane: Der Reichstagsbrand - Telepolis. 25.02.2006
23. Pamperrien, Sabine: Rudolf Augsteins Super-Scoop - netzeitung.de (16.1.2007)
24. Fischler, Hersch: . Auf: Spiegelkritik.de, 8.3.2007
25. Schmitz, Henrik: Reichstagsbrand: Über eine schwierige Recherche | evangelisch.de. Interview mit Miriam Bunjes, 8.7.2010
27. Lothar Gruchmann: Ludendorffs „prophetischer“ Brief an Hindenburg vom Januar/Februar 1933. Eine Legende. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. 47. Jahrgang, Oktober 1999, S. 559–562
28. Eberle, Henrik: Briefe an Hitler. Ein Volk schreibt seinem Führer. Unbekannte Dokumente aus Moskauer Archiven, Bastei Lübbe 2007, S. 188 - 194.
29. Diesener, Gerald: Rezension von Tobias / "Der Sturz der Generäle". In: Comparativ – Zeitschrift für Globalgeschichte und vergleichende Gesellschaftsforschung - Heft 5. 5/1995, S. 159
30. Buchholz, Arden: Rezensionen von Tobias / "Der Sturz der Generäle"in: Central European History, (1996), 29: 265-267
31. Meining, Stefan: Feindstaat Israel: Der SED-Staat und die Juden (1949–1990). In: Einsichten und Perspektiven. Bayerische Zeitschrift für Politik und Geschichte, 3/2008
32. Reinhardt, Bernd: Der deutsche Jurist Fritz Bauer und die braune Vergangenheit der BRD. Der Dokumentarfilm "Fritz Bauer - Tod auf Raten" von Ilona Ziok. 11.3.2010
33. Mix, Andreas: NS-Aufarbeitung - Nazijäger mit Vergangenheit - einestages, 28.11.2008  

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