1983 diskutierten der 80-jährige Verhaltensforscher, Psychologe und Philosoph Konrad Lorenz und der 81-jährige Philosoph Karl Raimund Popper miteinander (Google Video).
Zwei greise Herren. Auf den ersten Blick meint man: Zwei greise Herren nicht mehr ganz auf der Höhe ihrer geistigen Elastizität und Leistungskraft. Konrad Lorenz starb sechs Jahre nach diesem Gespräch, Karl Raimund Popper elf Jahre später.
Das Video darüber, das im Internet frei verfügbar ist, vermittelt immerhin einen persönlichen Eindruck und man sieht es sich deshalb mit einigem Interesse an.
- Einen Eindruck von dem jüngeren Konrad Lorenz und von jenem Konrad Lorenz, wie er auch von anderen Menschen häufig geschildert worden ist - und wie er sich in seinen eigenen Büchern wiederfindet -, erhält man derzeit in einem spanischen Video (Youtube), in dem er sich auf Englisch äußert. Ein dreiteiliges italienisches Video findet sich ebenfalls (Youtube 1, 2, 3), in dem er sich Deutsch äußert. -
Nein, aber man muß sich das obige Video - mindestens - zwei mal anschauen. Erst ab dem zweiten mal Anschauen wird einem möglicherweise die intellektuelle Brisanz der Gesprächsinhalte deutlich. Es geht um die Stellung des Menschen zwischen Vergangenheit und Zukunft. Es geht darum: Wie funktioniert Evolution überhaupt? Es geht um Evolution als erkenntnisgewinnender Prozeß. Es geht um die Freiheitsgrade und um die Zielstrebigkeit sowohl in der Evolution einzelner Arten wie im menschlichen Handeln: "Der Mensch ist" - wie jede biologische Art - ein "riskiertes Wesen."
Es geht darum, daß das menschliche Wertempfinden und das, was wir in der Evolution beobachten, in vielen Bereichen merkwürdige Überschneidungen aufweisen: "Das Leben sucht nach einer besseren Welt," sagt Raimund Popper. Das Leben sucht fremde Umwelten auf, so Popper's "Entfremdungs-Theorie", und bildet in Auseinandersetzung mit dem "Fremden" Neues, erkennt Neues. Es handelt sich um Gedanken aus dem Buch von Konrad Lorenz "Der Abbau des Menschlichen" und um Gedanken aus späten Büchern Popper's. Es geht auch um Induktion, um induktive Erkenntnis - sowohl auf individueller wie auf evolutiver Ebene.
Auf den zweiten Blick erkennt man: Es handelt sich um einen dichten und lebendigen Austausch zwischen Naturwissenschaft und Philosophie. Auf einem Niveau, wie man es nur selten erlebt.
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