Rudolf Augstein - wirkte er an der Vertuschung eines NS-Justizverbrechens mit?
Es ruft mit Recht Empörung hervor, wenn man erfährt, daß Angehörige der bundesdeutschen Nachkriegselite wie Walter Jens, Jürgen Habermas oder Günther Grass ihre jugendliche Nähe zum Nationalsozialismus nach 1945 über viele Jahrzehnte hinweg abgeleugnet und vertuscht haben. Es gibt aber noch krassere Fälle. Und das sind wohl die weitaus bedeutenderen, die auch diese anderen harmloseren Fälle erst ganz verständlich machen können. Denn es gibt auch Jahrzehnte lange "Chefankläger" des Nationalsozialismus, "Sturmgeschütze der Demokratie", die Jahrzehnte lang nationalsozialistische Verbrechen und Verbrecher von ihrer prominenten, einflußreichen Stelle aus vertuscht haben. Deren antinationalsozialistische Haltung also durch und durch unglaubwürdig und aufgesetzt ist. Ein solcher Mensch ist kein geringerer als Rudolf Augstein, der Herausgeber des "Kirchenblattes" der bundesdeutschen Eliten, des "Spiegel".
Wie kann das sein: Chefankläger des Nationalsozialismus und zugleich Vertuscher von nationalsozialistischen Verbrechen? Es kommt eben immer darauf an, "wer" jeweils diese Verbrechen beging. War es ein Nazi, der "eigentlich" kein Nazi war (in den Augen Augsteins und manches anderen), und der deshalb nach 1945 "wiederverwendet" werden konnte, dann konnten, sollten und mußten seine Straftaten und Verbrechen "selbstverständlich" vertuscht werden. Dann mußte "selbstverständlich" um seinetwillen die Geschichte umgeschrieben werden.
Wir brauchen solche ansonsten "verdienten Leute" ja nicht auch noch als "Schuldige", wo wir doch schon genügend andere haben! Etwa die öffentlichkeitswirksam in Nürnberg und an anderen Orten in Prozessen und Spruchkammerverfahren Verurteilten und gegebenenfalls Hingerichteten, bzw. mundtot Gemachten, Eingeschüchterten, im sozialen Ansehen Vernichteten.
Als Leiter eines Landeskriminalamtes, sagen wir in Hannover, ist man in den 1950er Jahren ein vielbeschäftigter Mann. Und man ist ein Mensch, der aufgrund seiner abwechslungsreichen Laufbahn viele Leute in Ministerien, Behörden, Politik und Medien kennt und zu vielen solcher Leute Kontakt hat. Nun, eben "Vitamin B". Vielleicht beruht dieses "Vitamin B" auch auf einer Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge - wer weiß? Ohne solche Kontakte jedenfalls geht es "ja" "heutzutage" nicht. Man hat ja auch viel durchgemacht. Erst die Nazis. Dann der Krieg. Und jetzt hat man auch einfach nicht die Zeit - und auch nicht die Muse und die Geduld, sich mit Vorwürfen zu seiner eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Drittes Reich? Zweiter Weltkrieg? War da etwas? Aber man ist schließlich auch ein "unentbehrlicher", "unersetzbarer" Beamter dieser Republik. Als ein solcher Beamter hat man sich schon vor 1945 seiner Behörde gegenüber erwiesen. Und dieser Meinung ist ja auch unser guter Freund und Unterstützer Rudolf Augstein (siehe nächster Teil). Und das auch ganz im Gegensatz zu jenen sozialdemokratisch gesonnenen oberen Polizeibeamten, die da 1933 so dümmlich ihre Posten verloren und nach 1945 wieder in ihre Positionen zurückdrängten. Die aber besetzt gehalten werden mußten - eben gegen jene Sozialdemokraten, die da zurück wollten - ganz klar. Warum? Nunja ... Wir "linksliberalen Rechtsfaschisten" dienen jedenfalls dem Staat viel zuverlässiger, als jene - unzuverlässigen, geradlinig gebliebenen Sozialdemokraten ... Die haben ja diese "schwere" Zeit bis 1945 gar nicht mit gemacht. Die wissen ja gar nicht, was "heutzutage" - - - politische Straftaten sind.
Der Leiter der Kriminalpolizei Niedersachsen - wirkte er 1933 an einem Justizmord mit?
Und man weiß ja auch sonst, was solche sozialdemokratischen Beamten für einen Schaden im höheren Polizeidienst anrichten können, falls sie weiterhin - wie vor 1933 - auf ihrer demokratischen Geradlinigkeit beharren sollten. Wer weiß, auf was für Gedanken diese Leute noch kommen können. Oder falls sie etwa weiter darauf beharren sollten, nach den eigentlich Schuldigen an dem Nationalsozialismus und dem Dritten Reich zu fahnden. Etwa solche Leute etwa wie der ehemalige Staatssekretär Wilhelm Abegg, der in den 1920er Jahren unter dem preußischen Innenminister Carl Severing und dem Ministerpräsidenten Otto Braun die preußische Polizei aufgebaut hatte. Und der 1930 die Naivität besaß, nach den ausländischen Geldquellen Adolf Hitler zu fahnden, die den damaligen überraschenden Wahlerfolg der Nationalsozialisten bewirkt haben sollten. Und der durch dieses Fahnden glaubte, die Nationalsozialisten aufhalten zu können. Unmöglich solche Leute. Wie konnten sie nur. Da war man ja schon damals selbst seiner Zeit viel weiter voraus. So natürlich auch heute. Man hatte sich längst - und weitsichtig - mit den Nazis "arrangiert". ...
Deshalb "mußten" wir ja auch beim Reichstagsbrand ..., na, Sie verstehen schon. "Wir". - Wir?
Nach 1945 drängten sozialdemokratische Polizeibeamte zurück in die Kriminalpolizei - und Augstein und Gleichgesinnte hielten sie für ungeeignet
Ganz unbrauchbar ist sie jedenfalls, die Naivität solcher Leute. Da hat man doch viel Anlaß, eisern bei der Fahne zu bleiben und wird von seinen alten Seilschaften dabei gestärkt. Man darf seine Behörde nicht jetzt, wo man so viel - "glücklich", so möchte man doch sagen - überstanden hat, zum Schluß noch verlassen und "fahnenflüchtig" werden ... Fahnenflüchtig? Waren wir nie. Werden wir nie sein. Wir dienen dem Staat. Punkt. Ganz egal welchem. Legal, illegal - scheißegal: Das Wohl des Staates geht über alles - heute wie damals. Damals.
Und sollten gegen einen tatsächlich berechtigte schwerwiegende Vorwürfe bestehen. Nunja, vor 1945, man weiß ja, wie das damals war ... Man mußte mitmachen. Und man weiß ja, was nach 1945 geschah: Die Kleinen hängte man, uns Große ließ man laufen ... Gut also, sollten berechtigte schwerwiegende Vorwürfe bestehen, dann wäre es eben ratsam, wenn man sie mehr oder weniger stillschweigend und im Einvernehmen mit zumindest den meisten Beteiligten "zu den Akten" legen würde. Sagen wir etwa: den Vorwurf, man hätte im Jahr 1933 als Kriminalpolizist der preußischen Polizei an einem Justizmord mitgewirkt - zugunsten der Nationalsozialisten.
Ärgerliche Sache!
Ärgerliche Sache! Zum Glück ist man gut eingebunden in die alten Seilschaften, gut gedeckt, etwaig, durch seine Logenmitgliedschaft. Haben wir nicht jemanden in unserer Behörde oder in unserem weitläufigen Bekanntenkreis, in unserer Loge, der das übernehmen könnte? Diesen - Verzeihung: "Fall"? Kann man da nicht einen befähigten Kerl dransetzen? Er müßte Geduld besitzen, weitläufig Literatur studieren, Akten wälzen, Detailarbeit betreiben und dazu noch die Fähigkeit besitzen, einen solchen Wust dann auch noch publizieren zu können. Falls das notwendig werden sollte. Nur dann. Also so etwas wie ein Historiker. Es muß ja kein studierter sein. Aber so jemanden muß es doch geben. Gibt es doch im Roman von George Orwell haufenweise, solche Leute, die nach jedem Systemwechsel die Dokumente in den Archiven austauschen und die Geschichte umschreiben.
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Abb. 1: Fritz Tobias |
- Was halten Sie denn von unserem Kollegen, hm, Fritz Tobias, (Jahrgang 1912) (Wiki)? (Siehe Foto rechts.) War auch Kriegsteilnehmer, zuverlässiger Mann. Mitarbeiter des Landsamtes für Verfassungsschutz Niedersachsen. Einer von der richtigen Sorte. War der nicht auch, mit Ihnen, damals ... Lodz und so ... - - -? Und überhaupt. Der identifiziert sich doch sehr stark mit - - - "unserer Sache". Mit "unserer Behörde". Mit "unserer Loge". Na, Sie wissen schon. Die gehen ihm über alles. Der sieht auch, daß damals eben die Verhältnisse so waren, daß die Dinge so geschehen "mußten" wie sie geschahen, und daß man damals eben so handeln mußte, wie gehandelt worden ist. Alles andere wäre einfach nur Idiotie gewesen. Und daß das heute nicht so gesagt werden kann, wie es damals war, ist doch auch klar. Ja, natürlich, "mehr Demokratie wagen". Das ist doch für die Massen gesagt. Wer meint denn so etwas ernst? Ich bitte Sie!
- - - Etwaige Überlegungen Mitte der 1950er Jahre in hohen bundesdeutschen Staatsbehörden zum Thema: Wie betreibe ich "interessenlose" Zeitgeschichtsforschung.
Fritz Tobias - "unser Mann für schwierige Fälle"
In der Nacht vom 27. zum 28. Februar 1933 also brannte er, der Deutsche Reichstag (siehe Reichstagsbrand – Wikipedia). Im folgenden ein kurzes Video, um einen Eindruck vom Originalton der damaligen Tage zu haben.
(Durch den "Abmahnwahn 2.0" ist auch das hier bisher eingestellt gewesene Video wieder aus dem Netz entfernt worden. Es scheinen sehr starke Bestrebungen im Gange zu sein, durch die geschichtliches und kulturelles Wissen, das durch das Internet - wie Wikipedia beweist - so vorteilhaft für alle im Netz zugänglich gemacht werden kann, weiterin innerhalb weniger Sendeanstalten, Archive und Internet-Archive monopolisiert werden soll. Google-Bücher mit seinen lächerlichen "Text-Schnippseln" ist dafür gegenwärtig der beste Beleg. Aber auch die Löschung so vieler historischer Filmaufnahmen, sowie wertvoller Filmdokumentationen im Netz zeigen dies, sowie die Abmahnungen derer, die sie ahnungslos weitergeben.)
Hermann Göring, der Berliner SA-Führer (spätere Berliner Polizeipräsident) Graf Helldorf und viele sonstige Nationalsozialisten wiesen es weit von sich, den Reichstag angezündet zu haben, um einen Vorwand zur Verfolgung von Regimegegnern zu haben. Na, wo kämen wir auch hin? Wir sind ja schließlich Politiker. Dabei nahm die ganze Welt nichts anderes an. Bis zum Jahr 1959 (1). Und das ist nun der "rote Faden", der sich durch die zeithistorische Arbeit des Hobbyhistorikers, Verfassungsschutzmannes, Geschichtsverfälschers und - unsere These: Logenbruders - Fritz Tobias zieht (1-5):
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Fall 1: Es besteht die allgemeine Überzeugung, die Nationalsozialisten hätten 1933 den Reichstag angezündet. Kriminalpolizei und Gestapo hätten die Täterschaft der Nationalsozialisten vertuscht, um ihre Herrschaft zu stabilisieren. Fritz Tobias nimmt die waghalsige Aufgabe auf sich, als ein einzelner gegen eine Mehrheitsmeinung anzuargumentieren (1, 2). Aus einem Komplott der Nationalsozialisten macht er ein - - - Zufallsereignis. Aus einer Tätergruppe einen - - - Einzeltäter. Aus damals schuldig gewordenen Kriminalbeamten - - - Unschuldige. Tobias argumentiert mit plumpen Argumenten. Das verhindert nicht seinen bleibenden Erfolg.
- Fall 2: Es besteht die allgemeine Überzeugung, die Gestapo hätte 1938 die Blomberg-Fritsch-Krise inszeniert, um den Nationalsozialisten lästige, kriegsunwillige Generäle abzuschütteln. Fritz Tobias nimmt die waghalsige Aufgabe auf sich, als ein einzelner gegen eine Mehrheitsmeinung anzuargumentieren (5). Aus einem Komplott der Gestapo und der Nationalsozialisten macht er ein - - - Zufallsereignis. Aus damals schuldig gewordenen Gestapo- und Kriminalbeamten - - - Unschuldige. Tobias argumentiert mit lächerlich plumpen Argumenten. Das verhindert nicht seinen bleibenden Erfolg. - Oder wäre etwa in den letzten 20 Jahren irgendwo in der Geschichtswissenschaft Kritik an dem Buch von Fritz Tobias zu diesem Thema geäußert geworden?
- Fall 3: In Schulbüchern und vielen Geschichtswerken wird immer wieder ein prophetisches Telegramm Erich Ludendorffs an Paul von Hindenburg vom 30. Januar 1933 zitiert, in dem Erich Ludendorff die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler mit ungemein deutlichen, scharfen Worten verurteilt (siehe 1. Teil dieser Aufsatzreihe). Fritz Tobias nimmt die waghalsige Aufgabe auf sich, als ein einzelner gegen eine Mehrheitsmeinung anzuargumentieren (4). Ein Zeugnis, das einen Erich Ludendorff unschuldig werden läßt für die Diktatur des Nationalsozialismus versucht er zu entkräften, um die These der Mitschuld Ludendorffs am Nationalsozialismus weiterhin um so besser propagieren zu können. Fritz Tobias argumentiert mit lächerlich plumpen Argumenten. Das verhindert nicht seinen bleibenden Erfolg (27).
Fritz Tobias, das personifizierte schlechte "Gewissen" der deutschen, mit dem Nationalsozialismus verbündeten Freimaurerei?
Warum findet nun aber so ein einzelner, so dilettantisch arbeitender, ja, einer, der sich mit grob anti-wissenschaftlichen Methoden von ähnlich gelagerten "Historikern" unterstützen läßt (siehe nächster Teil) überall und immer wieder so viel Interesse und Widerhall bei "seriösen" wissenschaftlichen Koautoren, "seriösen" Verlagen, Instituten, Zeitschriften, die dann seine Meinung flugs zur neuen Mehrheitsmeinung umgestalten? Fast drängt sich ja ein Vergleich auf mit der vormaligen Minderheitsmeinung des Hamburger Historikers Fritz Fischer zur deutschen "Kriegsschuld" von 1914 und der Art, wie diese vormalige Minderheitsmeinung zur neuen Mehrheitsmeinung umgemodelt wurde mit ein paar publizistischen Handgriffen. ... Und auch hier spielte das Wochenmagazin der "Spiegel" nicht gerade die unerheblichste Rolle ...
Nun, der Journalist Hersch Fischler gibt, was zumindest das Thema Reichstagsbrand anbelangt, eine einleuchtende Erklärung (6 - 26) für das Verhalten von Fritz Tobias, unterstützt von dem Journalisten Gerhard Brack, der darüber im Jahr 2003 beim Südwestfunk auch einen Film gedreht hat (siehe Kurzfassung des Filmes in den beiden Videos des nächsten Beitrages). Allerdings gibt er eine Erklärung mit so weitreichenden Implikationen, daß sie einen bestätigenden und ergänzenden Blick werfen läßt auf viele, zum Teil ganz andersartige Ereignisse in der deutschen Geschichte und Zeitgeschichtsforschung der letzten 80 Jahre und ihrer vielen "false flag"-Operationen und Täuschungsversuche, und daß sie das Verfassen der vorliegenden kleinen Aufsatzreihe veranlaßte.
Die schwere geschichtliche Verantwortung von ... "Staatsdienern" - vor 1933, nach 1933, nach 1945
Es geht dabei immer um eine Entschuldigung der schweren geschichtlichen Verantwortung von 33er- und 45er-Wendehälsen in der deutschen Kriminalpolizei und in Staatsschutzkreisen. Fritz Tobias scheint das personifizierte schlechte Gewissen dieser Kreise zu sein. Freilich nicht in der ehrlich-aufrichtigen Weise etwa eines Martin Niemöller und seines Stuttgarter Schuldbekenntnisses, sondern in der verdrucksten Weise eines deutschen "Staatsschützers". Nunja, eine Kirche kann sich Offenheit leisten - aber ich bitte Sie, doch keine Staats(schutz)behörde, die den Staat vor "Idioten" schützen muß.
Fett schwimmt immer oben - Filz und personelle Kontinuitäten in vielen ähnlichen Fällen ...
Der Fall Fritz Tobias wirft ein krasses und grelles Licht auf personelle Kontinuitäten zeitlich über zwei Systemwechsel hinweg und institutionell auf - die Gewaltenteilung ausschaltende - personelle Verflechtungen zwischen Polizei, Justiz, Medien, "Wissenschaft", Politik und "Staatsschutz". Personelle Kontinuitäten und Verflechtungen,
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wie sie dann in ähnlicher Weise sowohl 1945 wie auch 1989 bezüglich der DDR und ihrer "Staatssicherheit" beobachtet werden konnten. (Die Westkontakte der Stasi sind bis heute nicht wirklich aufgearbeitet. Alles "wie damals" ...)
- die auch erst einen "ungeklärten" Fall Barschel ermöglicht haben (wo der "Spiegel" wie beim Reichstagsbrand eine hervorragende Rolle spielte und spielt),
- die den staatlich gelenkten RAF-Terrorismus ermöglicht haben (bei dessen geschichtlicher Aufarbeitung der "Spiegel"-Chef Stefan Aust ebenfalls verharmlosend tätig war und ist),
- wie sie sich in ähnlicher Weise hinsichtlich des Linksterrorismus in Italien andeuten (Regine Igel). Hier wurden klar die Freimaurerei und der CIA als tragende Momente dieser Verflechtungen benannt.
- Ähnliche Verflechtungen deuten sich beim "ungeklärten" Fall Jörg Haider an. Auch hier gibt es viele Hinweise auf Verflechtungen mit der österreichischen Freimaurerei und mit internationalen, amerikanischen Motivlagen (ohne den CIA läuft wohl auch da nichts).
Fritz Tobias - Freimaurerarbeit zur Systemstabilisierung?
Man wird deshalb wohl nicht gänzlich fehlgehen, als tragendes Moment der Aktivitäten und des Erfolges von Fritz Tobias ebenfalls die deutsche und die internationale Freimaurerei anzunehmen. Die deutsche Freimaurerei hat traditionell schon immer in Hannover einen der Schwerpunkte ihrer Arbeit gehabt. Hierher zog auch Paul von Hindenburg, nachdem er aus dem aktiven Dienst ausgeschieden war. Man darf getrost annehmen, daß die Freimaurerei auch weitreichenden Einfluß ausübte und übt auf die Arbeit der Historiker des "Insituts für Zeitgeschichte" in München, die Fritz Tobias so gefördert haben und seine Kritiker mit krass wissenschaftlichem Fehlverhalten für fast 40 Jahre mundtot gemacht haben (siehe nächster Beitrag).
Man darf auch getrost annehmen, daß die Freimaurerei weitreichenden Einfluß ausübt in solchen staatstragenden Wochenzeitungen hinein wie dem "Spiegel".
Welche Rolle spielte das staatstragende "Institut für Zeitgeschichte", welche der staatstragende "Spiegel"?
Die Freimaurerei, Geheimdienste und ähnliche verdeckt arbeitende Lobbygruppen werden es es also sein, die diese institutionellen Verflechtungen und personellen Kontinutitäten über alle Systemwechsel hinweg sicherstellen: Fett schwimmt immer oben. Sie beteiligen sich hier wie sonst an den vielen Fällen von Orwell'scher Geschichts-Umschreibung. Daß auch der deutsche Historiker Helmut Krausnick an der Förderung von Tobias beteiligt war und an der Hemmung seiner Kritiker (siehe nächster Teil), läßt fragen, inweiweit seine "bahnbrechenden" Forschungen zu den Einsatzgruppen-Kommandos während des Rußland-Krieges eigentlich auch dazu gedient haben könnten, "verdiente" Freimaurerbrüder, die dort "zwangsläufig" dabei sein mußten, in Schutz zu nehmen.
"False flag"-Operationen, Operationen unter "falscher Flagge" also schon spätestens seit 1933, organisiert und bis heute verbrämt von "Staatsschützern", die dann zwangsläufig auch ihre Geschichte selbst schreiben? Verbrämen müssen sie ja ihre Geschichte ständig, um fröhlich, unbehelligt und unkritisiert so weiter arbeiten zu können wie bisher. Die Völker müssen ja weiter in ihrer ahnungslosen Naivität gehalten werden.
Ausblick
Die hier in Paraphrase wiedergegebenen Ereignisse zu den Hintergründen der Aufarbeitung der Geschichte des Reichstagsbrandes sollen im nächsten Beitrag noch einmal anhand der wichtigsten Auszüge der Aufsätze und Artikel von Hersch Fischler selbst zur Darstellung kommen.
Und künftige Beiträge werden auch fragen müssen, welches schlechte Gewissen Freimaurerei, Staatsschutz und Kriminalpolizei geplagt haben muß, als sie in so vielen Geschichtsbüchern noch der 1980er Jahre die unwahrscheinlich präzise Voraussicht Erich Ludendorffs von 1933 lasen, so daß sich Fritz Tobias veranlaßt sah, hier weiterhin "Geschichtsrevision" zu betreiben (4). War es der Umstand, daß Erich Ludendorff bis zu seinem Tod 1937 nicht nur einer der schärfsten Gegner der Freimauerei war, nicht nur einer der prägnantesten Warner vor einem neuen Weltkrieg, sondern daß Erich Ludendorff zudem in engem persönlichen Austausch mit jenen Generälen gestanden hatte, die in der Blomberg-Fritsch-Krise gestürzt wurden, und der deshalb ähnlich wie jene Generäle von der Gestapo bekämpft wurde?
Waren es solche Umstände, die das personifizierte "schlechte Gewissen" deutscher Staatsschutzkreise, nämlich Fritz Tobias, dazu antrieb "nachzuweisen", daß für den Wortlaut dieses Telegramms von Ludendorff kein Originaldokument mehr vorliegt? Mehr nämlich konnte er gar nicht nachweisen, er konnte aber den Kontext der ausgesprochenen Gegnerschaft Ludendorffs gegenüber den Nationalsozialisten und der Freimaurerei mal eben unbehandelt beiseite lassen und auf solche Weise Geschichtsfälschung betreiben. Daß es übrigens für den Wortlaut dieses Telegramms viel Plausibilität gibt, haben inzwischen viele weitere veröffentlichte Telegramme Ludendorffs deutlich machen können (28), die auch Fritz Tobias schon kannte, zumindest hätte kennen müssen.
(Fortsetzung in --> Teil 3.)
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Literatur
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Tobias, Fritz: Stehen Sie auf, van der Lubbe“. Der Reichstagsbrand 1933 – Geschichte einer Legende. Nach einem Manuskript von Fritz Tobias. Nach einem Manuskript von Fritz Tobias. In: Der Spiegel Heft 43/1959 bis Doppelheft 1-2/1960
- Tobias, Fritz: Der Reichstagsbrand. Legende und Wirklichkeit. Rastatt : Grote, 1962
- Tobias, Fritz: Auch Fälschungen haben lange Beine. Des Senatspräsidenten Rauschnings „Gespräche mit Hitler“. In: Karl Corino (Hrsg.): Gefälscht! Betrug in Politik, Literatur, Wissenschaft, Kunst und Musik. Greno, Nördlingen 1988, S. 91–105.
- Tobias, Fritz: Ludendorff, Hindenburg und Hitler. Das Phantasieprodukt des Ludendorff-Briefes. In: Uwe Backes, Eckhard Jesse und Rainer Zitelmann (Hrsg.): Die Schatten der Vergangenheit. Impulse zur Historisierung des Nationalsozialismus. Propyläen Verlag Frankfurt/Main und Berlin 1990, S. 319–342
- Tobias, Fritz: Der Sturz der Generäle. Hitler und die Blomberg-Fritsch-Krise 1938 (mit Karl-Heinz Janßen). München : C. H. Beck, 1994
- Fischler, Hersch: Reichstagsbrand, Osthilfeskandal und das Ende von Weimar: Plädoyer für ein Quellenstudium jenseits verhärteter Polarisierungen. Auf: Reichstagsbrandforum (Startbeitrag) (ohne Datum, wohl 1995)
- Fischler, Hersch: Der SPIEGEL und der Reichstagsbrand 1933. In: "Wupper Nachrichten", Nr. 7, 8 und 9 (ab 13.4.1996)
- Fischler, Hersch: "Neue Spuren" - Interview mit Hersch Fischler zur Premiere des Stücks "Aus Protest!". In: Programmheft zum Stück "Aus Protest! Der Reichstagsbrandstifter Marinus van der Lubbe" Deutsches Theater Berlin, Kammerspiele Regie Ronald Steckel, Uraufführung: 16. Oktober 2000
- Brack, Gerhard: NZZ attackiert Rudolf Augstein - netzeitung.de (8.12.2000)
- Brack, Gerhard: Unerwünschte Forschungen zum Reichstagsbrand - netzeitung.de (26.12.2000)
- Brack, Gerhard: Geschichtslegende für einen Verfassungsschützer (alt) - netzeitung.de wichtiger Artikel (11.1.2001) -
- Brack, Gerhard: «Reine Propagandareden» - netzeitung.de (11.1.2001)
- Brack, Gerhard: Aussagen aufeinander abstimmen - netzeitung.de (24.1.2001)
- Brack, Gerhard: Die Personen - netzeitung.de (24.1.2001)
- Brack, Gerhard: Mit dem Reichstagsbrand zur Aufhebung der Grundrechte - netzeitung.de (27.2.2001)
- Brack, Gerhard: Reichstagsbrand am Rosenmontag - netzeitung.de (27.2.2001)
- Brack, Gerhard: Die Spur der Namensschilder - netzeitung.de (2.3.2001)
- Brack, Gerhard: Reichstagsbrand: Tobias weiter von Alleintäter-These überzeugt - netzeitung.de (12.4.2001)
- Brack, Gerhard: Vergessene Kameraden - netzeitung.de (9.7.2002) - wichtiger Artikel über Rudolf Augstein
- Kellerhoff, Sven Felix: Gibt es Neues vom Reichstagsbrand? - Nachrichten DIE WELT. 26.2.2003
- Brack, Gerhard: Dubiose Informanten geschützt - Kölner Stadt-Anzeiger (23.2.2006)
- Schulzki-Haddouti, Christiane: Der Reichstagsbrand - Telepolis. 25.02.2006
- Pamperrien, Sabine: Rudolf Augsteins Super-Scoop - netzeitung.de (16.1.2007)
- Fischler, Hersch: SPIEGEL-Recherchen zum Reichstagsbrand: Kritiker verstummen nicht. Auf: Spiegelkritik.de, 8.3.2007
- Schmitz, Henrik: Reichstagsbrand: Über eine schwierige Recherche | evangelisch.de. Interview mit Miriam Bunjes, 8.7.2010
- Bartels, Christian: Suche nach Wahrheit: Der Störenfried - Medien - Tagesspiegel. 31.7.2010
- Lothar Gruchmann: Ludendorffs „prophetischer“ Brief an Hindenburg vom Januar/Februar 1933. Eine Legende. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. 47. Jahrgang, Oktober 1999, S. 559–562
- Eberle, Henrik: Briefe an Hitler. Ein Volk schreibt seinem Führer. Unbekannte Dokumente aus Moskauer Archiven, Bastei Lübbe 2007, S. 188 - 194.