Spielte der britische Geheimdienst Rudolf Hess eine einflussreiche, deutschfreundliche O.T.O.-Gruppe in Großbritannien vor?
Dieser Beitrag ist eine Fortsetzung des vorigen, der vor allem die Fleming-Biographie von Donald McCormick (1993) ausgewertete. In diesem Beitrag sind nun alle weiteren wichtigen und zugänglichen Quellen und Berichte ausgewertet worden, die es zu dem schon im letzten Beitrag behandelten "hohen Ritual" im Ashdown Forst Anfang 1940 zu geben scheint. Und zwar insbesondere die Hauptquelle, nämlich ein Bericht von jemandem, der sich Amado Crowley nannte. Für eine abschließende Beurteilung der Zuverlässigkeit all dieser Berichte erscheint es noch zu früh. Eine Auseinandersetzung mit dieser Thematik muss man aber doch für mehr als geboten halten, da ja immer klarer wird, welche Rolle Pädokriminalität in den britischen Eliten seit vielen Jahrzehnten spielt.
Am Neujahrstag 1941
schrieb Aleister Crowley in sein Tagebuch:
Habe eine Zeremonie
durchgeführt nach so langer Zeit der Abstinenz. Es ging ganz gut.
P.S. Zu gut! Es gab drei Feuerunfälle!
Niemand scheint bislang
so recht zu wissen, worauf sich dieser Tagebuch-Eintrag bezieht. Es
gibt aber Berichte, nach denen Aleister Crowley in den Anfangsmonaten
1940 (oder in den Anfangsmonaten 1941 - oder zu beiden Gelegenheiten?)
ein „hohes Ritual“ im „Ashdown Forest“ geleitet haben soll im
Auftrag des britischen Geheimdienstes und unter Billigung des
Vatikandiplomaten Angelo Roncalli (des späteren Papstes), bei
Anwesenheit von Winston Churchill, Karl Haushofer, Bilderberg-Gründer
Josef Retinger, dem Astrologen Louis de Wohl, dem Geheimdienstchef Admiral Godfrey, seinem Sekretär Ian Fleming,
zahlreichen (sonstigen) Mitgliedern des O.T.O. und des britischen
Geheimdienstes, Angehörigen des britischen Königshauses und des
Parlamentes. Und zwar um einerseits Adolf Hitler mit okkulten Mitteln davon
abzuhalten, das Unternehmen Seelöwe durchzuführen, also die
Eroberung Englands, und um aber andererseits einen einzelnen, nämlich Rudolf Hess zu seinem Flug
nach England zu verleiten.
Der Ashdown-Forst ist ein Wald- und Heidegebiet
von landschaftlicher Schönheit 50 Kilometer südlich von London.
Schon das Wissen darum, dass diese genannten Personen überhaupt an okkulten Ritualen
teilgenommen haben sollen, wäre ja nicht unbedeutend.
Hier kommen aber noch dazu der Zeitpunkt, die Teilnehmerauswahl und
die Zielsetzung. Man muss sich doch sagen: Wenn so etwas ernsthaft
betrieben worden sein sollte und konnte, dann wird man noch vieles
andere für möglich halten müssen rund um den Zweiten Weltkrieg und
seine geheimpolitischen und okkulten Hintergründe.
Zeugenberichte von diesem Ritual haben gegeben
1991 ein „Magier“ und Okkultlehrer, der unter dem Namen Amado
Crowley (1930-2010)
wirkte und schrieb. (Sein bürgerlicher Name soll aber ein anderer
gewesen sein.). Außerdem in der Folgezeit zwischen 1991 und 1993 der
vormalige Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes Cecil Williamson
(1909-1999).
In ihre Darstellungen übernommen haben diese Berichte Autoren wie
der Ian Fleming-Freund und nicht unbedeutende Geheimdienst-Historiker
Donald McCormick (1993),
die Spionage-Kolumne des „Sunday Telegraph“ (1993),
der Crowley-Biograph Richard B. Spence (2008),
der Okkultautor und -historiker Michael Howard (2009), sowie Autoren wie Dave Evans (2010),
David McCann (2011)
und Nigel Graddon (2013)
(ohne Anspruch auf Vollständigkeit). Außerdem wurden seither viele
Fragen rund um dieses Ritual und die Glaubwürdigkeit der Berichte
über dasselbe auf diversen Internetforen und -blogs erörtert, unter
anderem auf den Foren der „Aleister Crowley
Society”.
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Abb. 1: Aleister Crowley, wohl um 1940 herum |
Der Heß-Flug – Beginn der „Götterdämmerung“
„Operation
Mistelzweig“ soll zumindest ein Teil jener Aktion des britischen
Geheimdienstes genannt worden sein, die darauf zielte,
Rudolf Heß nach England zu locken. Zunächst einmal fragt
es sich, warum das „Herüberlocken“ von Rudolf Heß nach England
überhaupt ein so wichtiges Geschehen gewesen sein soll für den britischen
Geheimdienst und britische Regierungskreise, so dass
sie – dafür? - sogar an einem „hohen Ritual“ unter der Leitung von Aleister
Crowley teilgenommen haben sollen. Und warum das Herüberlocken von
Rudolf Heß – auch ganz abgesehen von diesem Ritual - mit einem so
vergleichsweise großen Aufwand von Seiten des britischen
Geheimdienstes verfolgt worden ist.
Wenn man sich mit der Außenpolitik
Großbritanniens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
beschäftigt, drängt sich sehr bald der Eindruck auf, dass es in
dieser niemals wirklich einflussreiche deutschfreundliche politische
Kräfte gegeben hat. George Orwell beobachtete in den 1930er Jahren,
dass es in Großbritannien gar keinen echt konservativen
Intellektuellen mehr gab. Und als linksstehender Intellektueller war
man per se antifaschistisch eingestellt in der damaligen
Stalin-freundlichen „Pink Decade“ Großbritanniens und der USA.
Es drängt sich deshalb der Eindruck auf, dass das
einzige, was wirklich „inszeniert“ werden musste, um eine
europaweite „Strategie der Spannung“ wirklich fahren zu können (ohne die hintergrundpolitische Kräfte ja nicht auskommen), immer
wieder nur die „Appeasementpolitik“ gegenüber Deutschland und
den anderen Achsenmächten gewesen ist. Denn die „Strategie der
Spannung“ konnte ja nach 1932 nur wirksam verfolgt werden, wenn man in Deutschland
einen faschistischen Diktator an die Macht brachte und Deutschland
zunächst einmal wieder militärisch stark werden ließ.
Auffallenderweise fand der stärkste Ausdruck der
gesamten Appeasementpolitik der 1930er Jahre – nämlich die „Peace
in our time“-Berchtesgaden-Reise von Neville Chamberlain -
ausgerechnet in dem Augenblick statt, in dem der militärische
deutsche Widerstand unmittelbar vor seinem Militärputsch gegen
Hitler rund um Berlin bereitstand (General von Witzleben). Diese
Reise fiel also den innerdeutschen Gegnern Hitlers geradezu
„punktgenau“ in den Rücken. Dabei an Zufall zu glauben erscheint beim heuten Kenntnisstand reichlich naiv.
Der ganze Heß-Flug und dass der britische
Geheimdienst und seine zahlreichen deutschen Helfer um diesen Flug einen so umfangreichen „Zinnober“
getrieben haben, auch astrologischen und okkulten „Zinnober“, sowie
dass Hess dann Jahrzehnte lang - wie ihm schon 1923 von einer
Astrologin vorausgesagt worden war – in einem „großen einsamen
Haus“ leben musste, und dass es seit 1945 insbesondere immer wieder
Rudolf Hess ist, der von vielen (bekanntermaßen zumeist
Geheimdienst-gesteuerten) deutschen Neonazi-Gruppen „zelebriert“
wird, all das deutet darauf hin, dass der Ordo Templi Orientis (O.T.O.) oder ähnliche okkult-satanistisch Freimaurer-Gruppen dem Leben und Sterben von Rudolf Hess eine vergleichsweise
umfangreiche auch okkult-symbolische Bedeutung gegeben haben.
Der entscheidende Grund für all das wird darin
liegen, dass der Heß-Flug den Ausbruch des deutsch-sowjetischen
Krieges „bombensicher“ machte und damit die endgültige Unmöglichkeit von solchen Dingen wie einem Unternehmen Seelöwe, einer Eroberung Englands durch Hitler. Dass dieser Flug dem „schlauen“, vorsichtigen
und zögerlichen „Fuchs“ Josef Stalin jede Möglichkeit nahm,
noch im letzten Augenblick vor Ausbruch des Krieges - oder auch in
den vielen Jahren des die Sowjetunion erschöpfenden Krieges bis 1945
- zu einer Übereinkunft mit Hitler kommen zu können. Für solch
einen Fall hätte man britischerseits immer das „Ass“ Rudolf Heß
im Ärmel gehabt, um mit ihm einem etwaigen erneuten Übereinkommen Stalins mit Hitler
zuvorkommen zu können.
Rudolf Heß bewirkte also - ohne es zu ahnen –
genau das Gegenteil dessen, was er mit seinem Flug hatte erreichen
wollen. Er war der Garant des Bündnisses der Westmächte mit der
Sowjetunion, er war der Kitt dieses Bündnisses. Und genau so haben
es ja Satanisten auch am liebsten. Die Absichten der von ihnen geleiteten gutgläubigen Menschen in der Wirkung in ihr Gegenteil zu verkehren.
Nach kabbalistischem Zahlenaberglauben war das
Jahr 1941 das günstigste für den Beginn eines Weltkrieges
(siehe die Ausstellung des Jüdischen Museums mit dem Titel "10 plus 5 gleich Gott"). Und „eigentlich“ begann ja der Zweite
Weltkrieg auch erst mit dem deutsch-sowjetischen Krieg und mit
dem lang vorbereiteten Kriegseintritt der USA einige Monate später.
Die „Blitzkriege“ vorher waren ja im Grunde genommen immer noch
Ausdruck von „Appeasementpolitik“. Sie hatten ja alle deshalb gar keine
großen Verluste mit sich gebracht.
Alle Hinweise deuten darauf hin, dass Josef Stalin von 1941 bis 1945 der Tatsache, dass Rudolf Heß in England war, immer
große Bedeutung zugemessen hat.
Der Heß-Flug war also keinesfalls eine
Randerscheinung der Geschichte des Zweiten Weltkrieges. Er stellte
einen der wichtigsten Garanten dar dafür, dass der minutiös geplante
Ablauf desselben nicht „durcheinander“ geriet.
Amado Crowley berichtet
„Operation
Mistelzweig“, der Name, mit dem das Herüberlocken von Rudolf Heß
nach Großbritannien benannt wurde, bezieht sich auf die Sage vom Tod
des strahlenden germanischen Gottes Balder durch einen Mistelzweig,
der der Göttersage nach nichts weniger als den Auftakt der
Götterdämmerung „Ragnarök“ bildete. Also sehr passend und sehr
im satanistischen Sinne, wenn man damit eine Operation zur
Absicherung des Ausbruchs des deutsch-sowjetischen Krieges benennen
will. Schon vom Namen her bezieht sich eine Gruppierung innerhalb des
britischen Geheimdienstes auf die Tötung eines strahlenden Gottes.
Es impliziert finstere, dunkle, „gottfeindliche“ Gedanken. Da
Rudolf Heß vom Typ her eher dunkel war und keine strahlende
„Baldur-Gestalt“ - ebenso die meisten anderen Naziführer -,
drängt sich auf, dass in der Figur des Baldur bei dieser
Namensgebung letztlich doch noch am ehesten an das deutsche Volk insgesamt gedacht
worden ist, an die ihm zugesprochenen guten Eigenschaften und an jene
Götterdämmerung, die ihm und dem russischen Volk zugedacht worden
war.
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Abb. 2: Die "Erinnerungen" des "Amado Crowley" (1991) |
Amado Crowley (1930–2010) behauptete von sich
selbst, nicht nur geistiger Erbe von Aleister Crowley zu sein,
sondern auch der sehr bewußt von Aleister Crowley gezeugte
leiblicher Sohn desselben. Die letztere Behauptung wird oft und mit
guten Argumenten bezweifelt.
Sein Buch liest sich aber ungewöhnlich spannend.
Schreiben und erzählen kann der Amado Crowley, das steht außer
Frage. Man kann sein Buch kaum aus der Hand legen, ohne es zu Ende
gelesen zu haben. Natürlich liegt das auch an dem außergewöhnlichen
Inhalt der 26 Kapitel. Außerdem ist die Erzählperspektive ungewöhnlich. Aleister
Crowley habe sich mit seinem Sohn Amado sieben Jahre lang sehr intensiv
befasst, und zwar von seinem siebten bis zu seinem vierzehnten
Lebensjahr, also von 1937 bis 1944. 1944 habe er ihn in einer
Zeremonie eingeweiht (Kapitel 22 und 23) und danach ganz bewusst nie
wieder gesehen. Also alles hübsch im okkulten Siebenjahres-Rhythmus.
Was von all diesen Geschichten stimmt oder nicht, soll an dieser Stelle nicht weiter interessieren. Von den 26
Kapiteln sind hier eigentlich nur die vier Kapitel 16 bis 19 von Bedeutung rund um das „hohe Ritual“ im
Ashdown-Forst.
Aber auch in diesen vier Kapiteln bekommt man bei
vielem bald den Eindruck: Das ist eigentlich alles zu gut erzählt,
um wahr zu sein. Es sind auch zu viele lächerliche Einzelheiten
falsch.
1. spricht Amado Crowley ständig vom „Nazi High
Command“, in dem Okkultgläubige tätig seien, auf die die Arbeit des Aleister Crowley im britischen Geheimdienst ausgerichtet gewesen
sei. Aber was soll das sein? Für das deutsche „Oberkommando der
Wehrmacht“ wird im Englischen der Begriff „Armed Forces High
Command“ benutzt, für das deutsche „Oberkommando des Heeres“
„High Command of the Army“. Ist der Begriff „Nazi High Command“ ein gebräuchlicher in Großbritannien, auch sonst? Jedenfalls zeigt man mit seiner Verwendung, dass man sich für
die Problematik des Spannungsverhältnisses zwischen Partei und
Wehrmacht und Drittem Reich, die bis 1945 andauerte, nicht zu interessieren scheint. Aus dem ganzen Zusammenhang geht hervor, dass
Amado Crowley gar nicht die führenden Wehrmachtgeneräle meint
(abgesehen vielleicht von Wilhelm Canaris und ähnlichen Leuten),
sondern die politische Führung des Dritten Reiches, zu der
insbesondere Rudolf Heß gehörte. Aber warum drückt er sich dann so oft so ungenau aus?
2. Im Jahr 1940 soll man in England schon davon
gewusst haben, dass in deutschen Konzentrationslagern Menschen zu
Seife verarbeitet worden seien und Aleister Crowley soll das für
Scherze gegenüber dem Vatikandiplomat Angelo Roncalli (dem
nachmaligen Papst) verwendet haben (S. 119) - ?
3. Wenn Amado Crowley 1930 geboren wurde, war er
1940 zehn Jahre alt. Mit zehn Jahren merkt man sich doch all die
vielen politischen Details und Anzüglichkeiten in den Gesprächen,
die er schildert, gar nicht. Das ist eigentlich einer der
unglaubwürdigsten Punkte. Auch dass ein zehnjähriger Junge
überhaupt bei all diesen Geheimbesprechungen dabei gewesen sein
soll, sogar eine Geheimhaltungs-Erklärung unterschrieben haben soll.
4. Da es eine langjährige Zusammenarbeit zwischen
Crowley und dem britischen Geheimdienst gab seit dem Ersten
Weltkrieg, was Amado Crowley auch weiß und mit Literaturangaben
belegt, muten die weiten Strecken der Schilderung des Zögerns von
Aleister Crowley im Jahr 1940, für den britischen Geheimdienst zu
arbeiten, und die geschilderte „Überzeugungsarbeit“ von Admiral
Godfrey und seiner Kollegen diesbezüglich absurd und unglaubwürdig an. Zumal ja, wie Amado Crowley an anderer Stelle betont, Aleister Crowley mit Ian Fleming immer im herzlichsten Freundschaftsverhältnis und Einverständnis gestanden sein soll.
5. Sollte ein Treffen des Admirals Godfrey mit
Aleister Crowley wirklich in London tief unter der Erde stattgefunden
haben müssen (S. 110ff)? Warum? Sollte die Örtlichkeit der von ihm geschilderten umfangreichen unterirdischen Anlagen dann nicht wenigstens heute genauer angegeben
werden können, als Amado Crowley das in seinem Text tut?
Und auf dieser Linie könnte man sicherlich noch
vieles weitere nennen. Auch andere haben das ja schon getan.
Dennoch ist Amado Crowley natürlich ein „Experte“ auf dem Gebiet
des Okkultismus und der okkult-satanistischen Geheimgesellschaften. Er kennt sich in ihrer Geschichte halbwegs
aus. Und man mag seine „Erinnerungen“ deshalb lesen als eine
nicht ganz unwahrscheinliche „Interpretation“ von Dingen, die in
England in jener Zeit geschehen sein könnten und vielleicht
auch irgendwie so geschehen sind. Zumal zumindest auch ein zweiter, nämlich Cecil Williamson wie wir noch sehen werden, Zeuge des von Amado Crowley geschilderten
Kernereignisses, des „hohen Rituals“ im Ashdown-Forst gewesen
sein will. Auch die Tatsache, dass der Bericht um die Ereignisse rund
um das „hohe Ritual“ von Donald McCormick und anderen Autoren
ohne Einschränkung und oft ganz ohne kritische Erörterung ernst
genommen wird, deutet darauf hin, dass sie vielleicht noch weitere
Hinweise für die Glaubwürdigkeit des Amado Crowley hinsichtlich des Kernereignisses seines Berichtes haben, die sie nicht nennen. (Ich halte es z. B. für sehr wahrscheinlich, dass auch Donald McCormick Mitglied des O.T.O. oder ähnlicher Organisationen war.)
Denn ein bisschen wundert man sich schon, dass
Donald McCormick sich auf Amado Crowley bezieht ohne den leisesten
kritischen Unterton seinem Bericht gegenüber anzudeuten. Es zeigt
das einmal erneut, dass Donald McCormick vielfach etwas betrieben zu
haben scheint, was in die Richtung dessen geht, was man gerne einmal
mit „anthroposophische Geschichtsschreibung" bezeichnen könnte.
Für diese mag es ja oft reichen, dass geschichtliche Ereignisse im
okkulten Sinne „wahr“ und „bezeugt“ sind (etwa durch
Wiedergeburt und Fernwahrnehmung etc.) und dass man die
Verifikationsprozesse der üblichen Geschichtswissenschaft gerne
einmal nicht gar so wichtig nimmt. So ähnlich arbeiten ja auch
Autoren wie Trevor Ravenscroft, Jaques Bergier und andere mehr.
Bis auf weiteres gehen wir im folgenden davon aus,
dass die Schilderung des Kernereignisses, des „hohen Rituals“ im
Ashdown-Forst den Tatsachen entspricht, auch die geschilderte elitäre Teilnehmer-Zusammensetzung. Dass aber viele gar zu lächerlichen
Details der Rahmenerzählung desselben erfunden sind. Amado Crowley beginnt die genannten vier Kapitel
mit den Worten (eig. Übersetzung):
Anfang 1940, einige Monate, nachdem der
Krieg begonnen hatte, kamen außergewöhnliche Männer zu Crowley.
Einer war klein, einer war groß und der dritte war ziemlich dick.
(…) Zuerst sprach der Dicke. „Herr Crowley, Sie müssen von mir
gehört haben. Mein Name ist Louis de Wohl, der Astrologe.“ „Nein,“
sagte Crowley, der Menschen immer so gerne ihre Illusionen raubte.
„Ich fürchte, da klingeln keine Glocken bei mir .“
Und auf dieser Linie
wird das fröhliche Zögern und Nichternstnehmen von Geheimagenten
durch Aleister Crowley dann durchgehend geschildert.
„Diese Männer kommen von einem
bestimmten Ministerium,“
soll der Astrologe Louis
de Wohl dann weiter geraunt haben:
„Sie sind ein
Experte für Okkultismus,“ lächelte der große Mann. „Für
deutschen Okkultismus,“ ergänzte der Kleine mit einem Grinsen.
„Meine Kollegen verweisen auf die Verbindung zwischen dem „Order
of the Golden Dawn“ und gewissen deutschen Gesellschaften.“ Der
große Mann beobachtete Crowley genau: „Man weiß alles über die
Spengler-Papiere: die berühmten handgeschriebenen, verschlüsselten
Dokumente, die so einen großen Einfluss auf die inneren Lehren des
Ordens der Goldenen Morgendämmerung hatten.
„Man ist sich seit
langem darüber einig, dass diese Papiere eine Fälschung
darstellen,“ blaffte mein Vater. „Sicher,“ stimmte der andere
zu. „Aber eine Täuschung durchgeführt für einen bestimmten Zweck
durch enge Freunde des Kaisers! Das nennt man dann langfristige
Planung, Herr Crowley. Ebenso wie der Besuch, den Sie 1912 von Herrn
Theodor Reuss bekamen. Wenn ich recht unterrichtet bin, machte er Sie
zum Leiter des O.T.O. in England? Aber nicht als eine autonome
Gruppe, Herr Crowley? Sondern als Empfänger von Anweisungen aus dem
Hauptquartier in … äh … Nürnberg, wenn ich nicht irre.“ Er
lächelte entwaffnend aber, wie Aleister später eingestehen musste -
seine Hausaufgaben hatte er gemacht.
„Offensichtlich,“
fuhr der andere fort, „war die Absicht, die Söhne einflussreicher Familien
zu rekrutieren, sogar Staatsmänner. Männer, die eines Tages in hohe
Stellungen gelangen könnten. Wenn sie zur selben Zeit in hohe Ränge
einer geheimen Gesellschaft gelangt sind mit Verbindungen nach
Deutschland …? Ähm, etwa kein Grund, alles auf Strich und Komma zu überprüfen?“
Aleister blickte ihn
an, als wäre er ein akuter Fall von etwas Unheilbarem. „Sie sagen
das alles mit dem Gusto eines John Buchan.
Das kann doch nur bedeuten, dass sie Mitarbeiter des Geheimdienstes
sind.“
Nun, Amado Crowley
benutzt eigentlich in diesem Bericht zunächst nur Dinge, die jeder
über die Geschichte des O.T.O. wissen kann. Wodurch sein Bericht ein
bisschen „billig“ wird. Noch dazu, wenn er an manchen Stellen
Literaturangaben gibt, was eigentlich bei authentischen Erinnerungen
nicht nötig sein sollte.
|
Abb. 3: Aleister Crowley's Unterschrift |
Kurz und gut: Aleister Crowley soll sich nach dieser Erzählung nach langem Hin und Her für die Kriegszeit erneut
für den Geheimdienst verpflichtet haben und eine Erklärung
unterschrieben haben, keine Dienstgeheimnisse zu verraten. Admiral Godfrey erläutert Crowley dann die Pläne
folgendermaßen (S. 112f):
Unsere Hinterzimmer-Jungen haben einen
ziemlich teuflischen Plan ausgeheckt. Hitler, wie Sie zweifellos
wissen, ist bestätigter Weise Kunde von allen Dingen, die wir
Briten dem Jahrmarkt vorbehalten oder der Goldenen Meile von
Blackpool.
(…) Es scheint, dass der Führer niemals handelt, niemals irgend
etwas Wichtiges tut, ohne zunächst den Rat seines
Lieblingsastrologen einzuholen. (…) Wir wissen alles über Sie und
die Gruppen, denen sie angehört haben. Zum Beispiel: die keltische
Kirche, die spanischen Royalisten und wir dürfen nicht vergessen The
Hermetic Order of the Golden Dawn. Ah! (…) Jemand fand es
bemerkenswert zu notieren, dass ein Aspirant im Zelator-Grad den Nazi-Gruß erlernen muss.
Darauf habe Crowley
geantwortet:
Nur eine druidische Geste für den Gruß
des Gottes der Sonne.
Das Hakenkreuz sei ja
auch ein Symbol für die Sonne, habe Godfrey darauf geantwortet:
Wie auch immer, es ist seltsam, dass so
viele okkulte Orden deutsche Verzweigungen haben, finden Sie nicht
auch?
Seltsam ist daran gar
nichts - bei okkulten Orden, die aus der Freimaurerei oder aus
tibetisch-indischer Theosophie hervorgehen. All das klingt von Seiten
des Amado Crowley schon wie reichlich naives Geschichtenerzählen.
Aleister Crowley habe sich verteidigt (!) (als hätte er das nötig ... oder wäre auch nur sinnvoll)
mit den Worten:
Sie dürfen das nicht durcheinander
bringen mit denen vom Ordo Novi Templi, dem Orden der Neutempler. Das
ist eine extrem rassistische Bewegung, die ihren Anfang in Österreich
nahm.
Godfrey:
Wo Adolf Hitler geboren wurde. (…)
Natürlich kann es als eine Reihe von seltsamen Zufällen hinweg
erklärt werden. (…) Sie und ich, wir wissen, dass es sich anders
verhält, nicht wahr?
Auch Winston Churchill
sei mit von der Partie gewesen bei diesem Plan wird dann mitgeteilt. Ja, die erste Initiative überhaupt sei von ihm ausgegangen. Und
Godfrey fährt fort (S. 114f):
Wir haben schon von dem Hakenkreuz und
dem Druiden-Gruß gesprochen. (…) Es gibt viele andere arische
Symbole, die Runenzeichen der Waffen SS zum Beispiel. Indem man all
dies zusammen nimmt, taucht der Gedanke auf – oder die
Interpretation könnte gemacht werden – von einem geplanten
Versuch, die Macht der Finsternis einzubeziehen oder zu beschwören.
(…) Die kalte Brutalität ist nicht nur ein Kriegsgerücht. Die
sexuellen Exzesse aller Art sind mehr als eine vage Geschichte. Sogar
das Ermorden von Babies!
Gott weiß, ich bin kein Experte, aber viel von diesen Obszönitäten
scheinen eine enge Verbindung zu haben mit einer gewissen Kategorie
von okkultem Ritual. (…) Die Spitzen des Nazi-Oberkommandos (…) -
viele von ihnen, wenn nicht die Mehrheit sind tief verstrickt in
Magie und Okkultismus. Einige von ihnen sind treue Parteigenossen von
Anfang an, aber eine Anzahl von ihnen waren zuvor schon sehr viel länger
Mitglieder geheimer Gesellschaften. Nun, eine Anzahl von diesen
Organisationen hatten Verbindungen mit oder hatten ähnliche
Ursprünge wie der Order of the Golden Dawn. Der Name Aleister
Crowley hat großes Ansehen in diesen Kreisen, man könnte sogar
sagen, er wird in einigen Fällen verehrt. Nun, jedes Mitglied des
Oberkommandos ist untersucht worden. Jedes hat einen eigenen
Geschmack und Neigung, wenn es um okkulte Lehren und die Praxis der
Magie geht. Balder – Sie haben richtig geraten – das ist unser
Deckname für ihn – Balder bevorzugt geheime Lehren, die Ihren
eigenen ziemlich ähneln. Sie werden deshalb am besten wissen, wie
man ihn beeinflussen kann und er wird noch mehr beeindruckt sein,
wenn er erfährt, dass Sie involviert sind.
Mit Balder ist Rudolf Heß gemeint. Übergangslos wird dann
davon berichtet, wie man zwei „deutsche“ Offiziere, einen
„Professor“ und einen „Doktor“ am berühmten britischen
Militärflughafen „R.A.F. Tangmere“ abgeholt habe. Dies war ein für die damalige Verteidigung Englands wichtiger, ja, legendärer Militärflughafen. Dieser soll also - von Lissabon kommend - direkt angeflogen worden sein. Amado
Crowley (S. 116):
Viele Jahre später bekam ich heraus,
dass der "Professor" Karl Haushofer, eine bedeutende Figur in deutschen
okkulten Kreisen, und der "Doktor" Joseph Retinger war, der hohe Ämter
in der deutschen Freimaurerei inne hatte und der sich später den
polnischen Streitkräften im Westen anschloss.
Józef
Retinger (1888-1960) wurde in Krakau geboren und war, soweit übersehbar Pole und nicht Deutscher. Er lebte
seit 1911 in England, zum Teil in Mexiko. Er war bis Juli 1943
Berater des Generals Sikorski und begründete im Oktober 1942 die
transatlantische Bilderberg-Konferenz. 1944 nahm er per
Fallschirmabsprung im besetzten Polen Verbindung auf zu den dortigen
polnischen Widerstandsgruppen (alles nach Wikipedia). Wie ausgerechnet dieser Mensch dazu gekommen sein soll, als
„deutscher Offizier“ und „Verräter“ - zusammen mit Karl
Haushofer (1869-1946) - von Deutschland über Lissabon nach England
zu fliegen, bleibt mehr als rätselhaft. Dass er an dem Ritual teilgenommen hat, scheint nicht unplausibel.
Spektakulär bliebe dann eigentlich nur noch die Teilnahme von Karl Haushofer. Zahlreiche Haushofer-Freunde und -Biographen betreiben ja seit 1945 eine auffallende Verharmlosung und nehmen Karl und Albrecht Haushofer fast davor in Schutz, für Hitler gearbeitet zu haben und Heß zu seinem England-Flug veranlasst zu haben. Angesichts solcher auffälliger Verharmlosungen und der auffälligen Tatsache, dass sie durchgewunken werden (was doch so vielen anderen Verharmlosungen niemals ermöglicht wurde) möchte man dann doch allerhand mehr hinter dem Wirken des Karl Haushofer vermuten. Und das ist ja hier auf dem Blog auch schon ausgeführt worden. Im Grunde ist das Wirken des Karl Haushofer gut in Parallele zu setzen zu dem des Wilhelm Canaris. Beide waren einerseits Kriegstreiber und sollen andererseits Hitler gestürzt haben wollen. - Jedenfalls lässt Amado Crowley die Besucher sagen (S.
118):
„Wir sind als Verräter
gekommen und das ist schwer. (…) Wir sprechen im Namen von vielen
anderen, die wollen, dass Weiß (Großbritannien) gewinnt.“
Und
schließlich soll er gesagt haben:
„Zeit für die Fee, ihren
Zauberstab zu rühren.“ Dies war das einzige mal, dass ich sah,
dass Crowley seine Faust gebrauchte, um einen Kinnhaken zu verteilen.
Ob nun der gute Aleister Crowley dem 52-jährigen Josef Retinger oder 71-jährigen Karl Haushofer
einen Kinnhaken verpasst haben soll, verrät Amado nicht ... Aber wir wollen einmal nicht so genau sein, unter hochgestellten O.T.O.-Brüdern scheint ja auch noch ganz anderer Körperkontakt üblich gewesen sein.
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Abb. 4: Angelo Roncalli, um 1940 |
Illuminat Angelo Roncalli
Vom
Militärflughafen „R.A.F. Tangmere“ aus habe man die Kathedrale
in Arundel aufgesucht, eine Bischofskirche (20 Autominuten entfernt),
wo man einen Bischof und Angehörigen des diplomatischen Korps des
Vatikans getroffen habe. Churchill hätte zuvor mit dem damaligen
apostolischen Nuntius in Großbritannien gesprochen (dies wäre
damals der Erzbischof von Liverpool, William Godfrey, gewesen). Amado
Crowley (S. 120):
Die katholische Kirche
hatte Personal, das Zugang hatte, ja sogar Kontakt hatte zu Menschen,
die im Nazi-Oberkommando tätig waren. Es wäre sehr sehr hilfreich,
wenn wir die Kirche überzeugen könnten … nicht uns zu helfen,
aber … uns gewisse Einrichtungen zu bieten.
Welche Einrichtungen nun genau, sagt Amado Crowley nicht und warum dazu Kontakt zum Nazi-Oberkommando notwendig gewesen sei, den der britische Geheimdienst ja sicher auch ohne den Vatikan hatte. Immerhin hat sowohl Wilhelm Canaris wie auch die Gestapo stramme und treue Katholiken unter den einflussreicheren Mitarbeitern genannt. (Es sei nur der Onkel des Lügenbarons von und zu Guttenberg genannt, der ebenfalls schon in Familienkreisen als jemand galt, der begabt dafür sei, "Lügenteppiche zu weben".)
Dass der eigentlichen Zweck der Zusammenarbeit eher okkulter Art war, deutet Amado Crowley dann nur an. Da es um rituelle Magie gegangen sei, hätte dem Bischof gegenüber
mit großem Nachdruck betont werden müssen, dass die britische
Regierung nicht selbst an Magie glauben würde, sondern dass
nur gewisse hochrangige Mitglieder der Nazi-Partei das tun würden,
was in diesem Zusammenhang der entscheidende Punkt wäre. So weit es
sie selbst anginge, würde für sie jede Handlung, die ausgeführt
würde, leer und bedeutungslos sein. Aber es würden Wege gefunden
werden, dass ausgewählte „Zielpersonen“ von dem Ritual erfahren würden. (Von Churchill selbst ist ja das Zitat überliefert, dass in Bezug auf
das Herüberlocken von Rudolf Heß „Mummenschranz die Parole“
sei, was immerhin sehr gut zu dieser Darstellung von Amado Crowley
passen würde.) Dass es bezüglich des Kriegsverlaufes übrigens immer eine
Abstimmung gegeben hat zwischen den westlichen Staatsmännern und der
katholischen Kirche, geht ja auch gut hervor aus den intensiven Gesprächen, die
der Kardinal Spellman wenig später mit dem US-Präsidenten Roosevelt
hatte.
Mit welchem Bischof Aleister Crowley, Admiral
Godfrey, Karl Haushofer und Józef Retinger
unterhandelt haben sollen, wird dann wenig später erläutert. Dem
ganzen Zusammentreffen wird nämlich noch inhaltsschwere, magisch-symbolische
Bedeutung gegeben, etwa in diesen Ausführungen (eig. Übersetz.) (S. 122):
Crowley nahm die Hand (des
Bischofs) in eine der seinen, aber statt sie zu seinen Lippen zu
führen, studierte er den Ring wie ein Juwelier. Er zog dann seine
andere Hand hinter seinem Rücken hervor. Auf seinem Finger glänzte
ein noch größerer und eindrucksvollerer Ring. Er blickte fest in
die Augen des Bischofs. „Tauschen wir?“, fragte er er schalkhaft.
Amado Crowley weiter (S.
122):
... The
Bishop laughed and even clapped his hands together in applause. “So
then it is true, Mr. Crowley: you are a joker!” “In my games, My
Lord, a very important card. But being so other-worldly, you may not
have realised.”
With
that, rather impudently, Aleister bestowed an occult blessing. (Deutsch: Mit diesem fast unverschämten Handeln erhielt Aleister einen okkulten Segen.) The bishop's face was wreathed in a huge smile as
he clapped his hands on my father's shoulders. “Oh, Mr. Crowley,”
he mussed (er zauste ihn) with a slight sigh. “I think you would be
surprised at how much I do realise.”
To
everyone's shock he bestowed a different occult blessing on the
speechless magician and embraced him. This may bewilder readers today
as much as it bewildered us then. The Bishop's name was Angelo
Roncalli and help is provided by a book from a reliable Catholic
source. In “The Broken Cross”, Piers Compton states that Roncalli
became a member of the Illuminati sect whilst he was on diplomatic
service in Turkey. He later became the Patriarch of Venice, being
given the red hat while on a visit to France by President Auriol. In
1958 he was elected Pope John XXIII. on his pectoral cross
(Brustkreuz) he even bore the sign
of the Illuminati - the all-seeing eye in the corner of the triangle.
Piers Compton, I should add, is the former editor of the Roman
Catholic newspaper, “The Universe”.
Angelo Roncalli
(1881-1963) wurde 1958 zum Papst gewählt als Nachfolger von Pius
XII.. Von 1934 bis 1944 war er Apostolischer Delegat in Istanbul, ab
22. Dezember 1944 in Frankreich. Seit die sexuelle Gewalt an Kindern
und Jugendlichen innerhalb der katholischen Kirche, sowie ihre
Jahrzehnte und Jahrhunderte lange Vertuschung durch die Kirchenoberen
bekannt geworden ist, erhält das erwähnte Buch von Pries Compton
neue Aufmerksamkeit von Seiten der Leserschaft auf Amazon. In der im
Internet weit verbreiteten These von der Unterwanderung der
katholischen Kirche durch Freimaurer wird immer wieder auf Angelo
Roncalli verwiesen.
Immerhin könnte man sich das Einverständnis dieses feisten Priesters mit einem Amado Crowley bildlich recht gut vorstellen ...
Das Ritual selbst
Das „hohe Ritual“ beschreibt Amado Crowley
dann im unmittelbaren Anschluss an die zuvor zitierten Worte
folgendermaßen (S. 123f):
It was
Pythagoras, I think, who said he could tilt the earth if given a long
enough lever and a fulcrum. What Aleister Crowley did as regards the
subsequent history of the world was every bit as momentous.
The high
ritual took place at a spot in Ashdown Forest, Sussex. I must not say
where exactly. Despite all the security, word did get out but in a
twisted version, and ever since, the locals have been pestered by
weird people. Crackpots come, even some [neo-]Nazis, apparently to
suck up any magical energy that might still linger. It was Gerald
Gardner (about whom, more later) who shifted the story to the New
Forest. That would have been further away from the target we were
aiming at, and along the wrong Nexus, vis-à-vis Germany. The
ceremony itself was long and complex. I have lost a great many of
the details mainly because certain items were so dazzling and
prominent. For instance, I have a very vivid memory of a dummy,
dressed in Nazi uniform, being sat on a throne-like chair. I had
to sit with my back to this, and a large mirror was raised in front
of me. The result was I could see my own face quite close, and the
dummy’s face over my right shoulder.
Most of
the people there wore occult robes of one sort or another. At
Crowley’s orders, even the contingent of soldiers had them over
their customary battle-dress. I say robes, but in most cases they
were mere lengths of sheeting. Each of them had a runic symbol
cut out of coloured felt and stitched to their breast. The mass of
people moved around the dummy and me in two circles. The
outer one turned deosyl (mit dem Uhrzeiger) and the inner went
widdershins (gegen den Uhrzeiger). This movement wasn’t just a
regular, monotonous rotation either. At certain moments, or at given
signals, they wove in and out of each other. It reminded me of the
furry-dance I had seen in Cornwall,
or the figure dances in the film of ‘Gone With the Wind’.
It was all timed with great precision, and each time the dancers
stopped, and faced inward, the runes on their robes spelled a
different set of messages which were all aimed at the dummy.
Aleister
explained that the gist (Kernaussage) was quite close to the short
phrases I had to yell out, each time the dancing stopped. They were
not in English or German but they signified things like: You are
the one appointed, and You are the hero armed in gold. There was
a lot more like this, but all of it in a similar vein. Strange names
and weird titles cropped up from time to time and I recall how
irritated my father got when I had difficulty with the word “Thule”.
Auch das Wort „Thule“
hat also eine Rolle gespielt. Die tiefere Sinngebung all dessen war
ja von Amado Crowley schon weiter oben angedeutet worden und wurde von ihm
auch später noch etwas genauer erläutert. Der ariosophische,
Astrologie-gläubige „Thule-Orden“ des Rudolf von Sebottendorf,
aus dem die NSDAP hervorgegangen war, wäre also von Aleister Crowley im Jahr 1940 keineswegs vergessen worden. Amado Crowley schreibt weiter unter der
Zwischenüberschrift „Der Vogel fliegt“ (eig. Übersetz.) (S.
124):
Auf dem Höhepunkt
der Zeremonie, wurden der Figur vogelähnliche Flügel angeheftet.
Sie wurde dann auf die Spitze eines Kirchturmes hochgezogen, dort
angezündet und dann in der genauen Richtung auf eine bestimmte
Örtlichkeit in Deutschland hin entlang eines Seilbahnkabels vom Stapel
gelassen. Sie lief natürlich nur einige hundert Meter und verlor
über ihren Weg hinweg brennende Teile. Eine Gruppe von
RAF-Feuerwehrleuten war angewiesen, ihrem Weg zu folgen und jedes
Feuer zu löschen, das die Figur auslöste. Sie kam nicht bis zu dem
Baum, an dem wir das Seil verankert hatten. „Nicht weit genug und
ein bisschen zu schlapp,“ erklärte Aleister boshaft. Sie fiel auf
einen schmalen Fußweg und verursachte kleine Brände. Sie wurden
schnell gelöscht und nur drei oder vier kleine Bäume wurden
angeschwärzt. Der Flugweg war (…) geplant, so dass sie nirgendwo
in Berührung mit abgelegenen Häusern oder Gebäuden kam.
Alle waren zuvor
schon auf Geheimhaltung eingeschworen worden und wurden es danach
erneut.
Dennoch hätte es
seither immer wieder Gerüchte um dieses Ritual gegeben. Der
britische Geheimdienst habe Aleister Crowley danach sogleich wieder
fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel (S. 126f). Über den
Heß-Flug schreibt Amado dann, wobei er glaubt, die Überzeugung von
Heß wiederzugeben (S. 127):
Er war Balder und Hitler war der böse
Dämon, Loki.
So hat Heß doch
offenbar niemals über Hitler gedacht. Aber wie auch immer. Wie ein
typischer Okkultgläubiger, der an die Wirkung des von ihm
beschriebenen hohen Rituals glaubt, schreibt Amado Crowley dann:
Hitler reinigte nach dem Heßflug ganz
Deutschland von Magiern und Sehern. Er begann den Krieg ohne magische
Unterstützung zu führen, der er bis dahin so viel Wert zugesprochen
hatte. Er wagte es noch nicht einmal mehr, sich auf seine eigenen
psychischen Kräfte zu verlassen. Während er also bis dahin Dinge im
Voraus wusste und Entscheidungen mit erstaunlicher Erfolgssicherheit traf,
machte er nun Fehler. Die verdrängten Energien beeinflussten sein
Denken und seine Kriegsführung begann völlig fehlerhaft zu werden.
Tatsächlich war das der Beginn des Endes.
Dann kommt er noch
einmal auf das hohe Ritual zu sprechen (S. 127f):
Vielleicht waren es auch nur sechzig oder
siebzig Teilnehmer. Die „Marx Brothers“
waren da – der Kleine, der Große und der Fette – ebenso wie
Gerald Gardner. Ebenso war Maxwell Knight da, eine führende Person
im britischen Geheimdienst, von der viele glauben, dass er das Modell
für „M“ in Ian Fleming's „James Bond“-Büchern war.
Er hatte sehr direkt mit der Operation zu tun, doch, was noch
wichtiger ist, er hatte ein tiefgehendes, persönliches Interesse am Okkultismus und war unglaublich aufgeregt, der sich entfaltenden
Szenerie des Rituals beizuwohnen. Jahre später, als all die
Spionage-Skandale ausbrachen,
fragte ich mich oft, ob es da nicht eine Verbindung gäbe.
Schließlich erforschten die Russen trotz ihres militanten Atheismus
Psychokinese und eine Kraft, die sie „Bioplasma“ nannten.
Dass über das „hohe
Ritual“ des Jahres 1940 bis 1993 niemand öffentlich gesprochen
hatte, bringt Amado Crowley mit den ungeklärten Todesumständen von
Rudolf Heß in Zusammenhang, der im Gefängnis viele Aufzeichnungen
gemacht habe. Dem möchte man natürlich nicht alle Plausibilität absprechen. Er
schreibt außerdem (S. 129):
Meiner Meinung nach gibt es nichts in
meinem Bericht, das Aleister Crowley's Reputation retten könnte.
Diese Operation Mistletoe zeigt ihn in keinem besseren Licht, denn er
scheint darin ein bisschen so etwas wie ein abgeneigter Held zu sein
und ein wenig geldgierig ebenfalls.
Nämlich weil er sich für all das gut hätte bezahlen lassen. Aber die führenden
Personen sowohl des Ersten wie des Zweiten Weltkrieges wie Winston
Churchill, Eisenhower, de Gaulle wären alle nicht besser
gewesen wie Aleister Crowley, so Amado Crowley. Natürlich ein kleiner, womöglich unbewusster Scherz des Amado Crowley, dessen Schrift
ansonsten sicher keine Aleister Crowley besonders kritisch
gegenüberstehende Schrift genannt werden kann (um das mindeste zu sagen). Und so vermutet er
denn auch, dass über die Operation Mistletoe seither deshalb so viel
geschwiegen würde, weil man Aleister Crowley nicht so viele
Verdienste hätte zusprechen wollen. Er setzt dann raunend fort:
Aber die Gründe für
das Schweigen sind viel komplexer und ernster. Crowley kannte sie. Er
bekam seine Information von den beiden „guten“ Deutschen, die er
in Tangmere getroffen hatte. Es waren diese geheimen Auskünfte, die
ihn davon überzeugten, alles „echt“ durchzuführen und nicht
nur als bedeutungslose Äußerlichkeiten.
Was für verschwurbeltes okkultes Denken hinter diesen Sätzen stecken könnte, geht mir gerade noch nicht auf. Womöglich ist es nur Naivität. Ich gehe davon aus - und so schildert es Amado Crowley doch auch -, dass alle Teilnehmer das Ritual ernst genommen haben und es zugleich gerne "Mummenschranz" zu nennen geneigt waren. Denn bloß um Rudolf Heß davon zu überzeugen, dass es in England deutschfreundliche O.T.O.-Gruppen gäbe, dazu hätte Haushofer nicht an einem solchen Ritual teilnehmen brauchen. Hätte es Hess etwa zu seinem Englandflug motiviert werden sollen durch die Erzählung, dass während des Rituals seine eigene Figur verbrannt worden sei? - - -
Amado weiter (S. 130):
Aber wo sind all die
schweigenden Zeugen? Warum rückte niemand damit heraus? Denis
Wheatley, ein früherer Mitarbeiter des Geheimdienstes und ein Mitarbeiter von
Aleister Crowley (…). Ian Fleming war ebenfalls da (…). Nicht zu
vergessen Tom Driberg, der Labour-Abgeordnete, und Admiral John
Godfrey. Aber einige von euch sind immer noch am Leben. Frühere
Bürgerwehr-Angehörige, frühere Soldaten, sogar Freunde von
Aleister Crowley. (…) Wie lange wollt ihr alle vorgeben, dass
nichts geschehen sei? (…) Ihr werdet wohl ziemlich eingeschüchtert
worden sein in der Nacht des Rituals, nicht wahr? Und wenn ihr schon eingeschüchtert wurdet, mein Gott - ihr ward erschrocken.
Etwas geschah, womit
ihr nicht gerechnet hattet, was ihr nicht geahnt hattet. Es gab da
eine bestimmte Gruppe, nicht wahr? Und ihre Mitglieder waren nicht
nur interessiert daran, Hitler die Quellen seiner geheimen Kraft zu
entziehen. Sie beabsichtigten, sie zu stehlen und für sich
selbst zu benutzen.
Na so was aber auch. Da spricht wieder
ganz der okkultgläubige, aber zugleich offenbar auch naive, nicht besonders tief in elitäre Okkultpolitik eingeweihte Amado Crowley. Klar ist doch
von vornherein, dass nur wenige von den einflußreicheren Teilnehmer
bessere Ziele verfolgt haben können, als die Nazis – ob mit oder
ohne unterstellte okkulte Kräfte. Als jemand, der sich selbst für
weißmagisch-okkultgläubig hält, kann man sich natürlich nur
schwer vorstellen, dass weiße Magie so ohne weiteres auch in schwarze Magie umgedreht werden könnte? Und tut dann "erschrocken" …?
Auch Amado Crowley gibt sich dann nämlich im
weiteren reichlich erschrocken und eingeschüchtert. Und will von dem
vielen, was er noch mehr über diese Hintergründe weiß, nur weniges andeuten. Ein David McCann
berichtet – ebenfalls nach Amado Crowley – über dieses Ritual:
Amado
Crowley, Crowley’s son (…) He also claims very prominent members
of society attended and participated in the ritual, among who were
members of the royal family and the British government of the
day, including the then Prime Minister Winston Churchill. (…)
Two
crowds of troops and other prominent members of society moved in
circles; one outer and one inner circle, one began to slowly move in
the direction of the sun, whilst the other move against it, thus
forming two spinning circles going in opposite directions, then with
linked arms they fasten the pace of the spin and proceeded to go
around faster and faster, and whilst doing so chanting out-loud. The
high Priest and Priestess would stand on the outer and inner
border of the circle of the linked armed dancers, who would in turn
flail-whip the participants with the cat o’ nine (Peitsche,
neunschwänzige Katze), to make them step in a more frenzied (wilder)
manner, so as to elevate the energy from within side the circle.
The
circle is normally done so in skyclad tradition, [nude],
and once the dance reaches its climax, the priestess would motion the
dancers, who would then fall to the ground, and as they did so, she
would then funnel the cone for its enhanced energy and power. (…)
It was all timed with great precision by Crowley, using a
combination of astrological, astronomy, and referring to the latitude
and longitude degrees and measurements - each and every time the
crowd came to a sudden stop, and faced inwards, - the runes stitched
onto the robes then spelt a different set of messages aimed towards
the mannequin of Rudolph Hess.
In zwei Briefen an den
Ian Fleming-Biographen Donald McCormick hat Amado Crowley seine
Erinnerungen an die „Operation Mistelzweig“ noch erläutert. Er
berichtete (eig. Übersetz.):
Ich stelle mir vor, dass es eine Handvoll
solcher Leute wie (Ian) Fleming und Dennis Wheatley bedurfte, um die
Aufmerksamkeit von Admiral Godfrey auf Aleister Crowley zu lenken.
Ebenso ist es mein Eindruck, dass Fleming in der frühen Phase der
Vermittler war zwischen London und Lissabon. Er traf die
Vereinbarungen über den Besuch der beiden Deutschen.
McCormick schreibt
weiter:
Crowley war schon viele Jahre zuvor ein
Mitglied des Ordens zur Goldenen Dämmerung geworden und viele
führende Nazis waren ebenso Mitglieder dieses okkulten Ordens.
Crowley's Sohn berichtet, dass „wir darauf vorbereitet wurden, zwei
deutsche Offiziere zu treffen mit den Decknamen 'Kestrel' und 'Sea
Eagle'. Die ganze Sache war zwischen der rumänischen Botschaft in
London und ihrem Gegenstück in Lissabon vereinbart worden und
alles war streng geheim.“ (…) Die okkulten Rituale fanden statt
im Ashdown Forest in Sussex.
Weiter McComick:
Das ist bezeugt von Amado Crowley, der es
beschreibt als ein „hohes Ritual“. (…) Amado Crowley sagt, dass
„Ian Fleming persönlich bei der 'Feuerwerks-Aufführung'
(wie Aleister Crowley die Zeremonie im Ashdown Forst nannte)
anwesend war und er war sehr aufgeregt. Ich persönlich glaube, dass
er sich sehr sicher war, dass der ganze bizarre Vorgang Wirkung haben
würde. Ob das nun nahelegt, dass er selbst ein Okkultist war,
vielleicht ein Anhänger von Aleister Crowley, kann ich nur vermuten.
All diese Angaben wurden
von – nicht bekannter Seite
- folgendermaßen wiedergegeben und zum Teil auch noch konkretisiert,
bzw. erläutert:
... These rituals had
something to do with the fact that many leading Nazis were members of
the Order of the Golden Dawn - an occult secret society. Occultism
was the driving force behind many of the Nazi Party's organisations.
The SS were brainwashed and indoctrinated using occult ceremonies.
Two German SS officers, codenamed: “Kestrel” and “Sea Eagle”
were contacted through the the Romanian Mission in London. They
attended the rituals in Ashdown Forest, and no doubt reported back to
Rudolf Hess that the Order of the Golden Dawn was alive and
well amongst prominent members of British society, and that they
were waiting to take power once peace was established. Hess was
convinced that his plan to bring peace with Britain could lead to
greater things. Perhaps even Britain joining Germany in Hitler's
Armaggedon-like struggle against Soviet Russia.
Hier werden Haushofer und Retinger gar zu SS-Offizieren. Oder:
According to Hess Biographer
(?) Leonard Ingrams, Hess was lured to Britain by MI6. Ingrams
believes that Heß' capture was part of Operation Mistletoe, in which
English Pacifists were double-crossed into exploiting the pro-German
sentiment quietly bubbling beneath certain U.K. power centres.
Und
das soll ausgerechnet über die rumänische Botschaft in London
geschehen sein, zu der ja schon der Astrologe der NS-Führung Karl
Ernst Krafft – unter Anleitung seiner SS-Vorgesetzten – Kontakt
hielt (siehe andernorts hier auf dem Blog). Gut bezeugt ist, dass Ian Fleming im Mai 1941 in
Lissabon war, um von dort weiter in die USA zu fliegen. Aber er soll
auch sonst häufiger dort gewesen sein. Denn vom Spielcasino in
Lissabon soll er ja die Anregungen erhalten haben, die er dann in seinem
ersten James Bond-Trivialroman „Casino Royale“ verarbeitete.
Vom Flughafen Lissabon aus gab es Fluglinien nach
London, Berlin und New York. In Lissabon befand sich deshalb während
des Zweiten Weltkrieges die wichtigste Außenstelle
(„Kriegsorganisation“) des „Amtes Abwehr“ unter Wilhelm
Canaris innerhalb eines neutralen Staates.
Über Lissabon liefen viele Verbindungen von Deutschland in die
Feindländer hinein und umgekehrt. (Die zweit wichtigste Außenstelle
war Madrid, wo sich ja Wilhelm Canaris sehr häufig aufhielt.)
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Abb. 5: Cecil Williamson - Gründer des "Hexerei-Museums" |
Cecil Williamson berichtet
An der Westküste
Englands gibt es das „Museum of Witchcraft“,
ein Museum, das der Geschichte und Gegenwart von Hexerei, Magie und
Okkultismus gewidmet ist. Es wurde begründet von dem O.T.O.-Mitglied
und britischen Geheimagenten Cecil Williamson (1909-1999),
der vor 1939 im Auftrag des britischen Geheimdienstes und unter dem
Vorwand, „Folklore-Forschung“ zu betreiben, die deutschen
regierungsnahen okkulten Kreise ausspähte, bzw. die Zusammenarbeit
mit ihnen koordinierte - zusammen mit zahlreichen anderen
Kollegen und Mitgliedern des O.T.O., die parallel arbeiteten, Ian Fleming etwa. Sein Museum ging also
unmittelbar hervor aus Agententätigkeit vor dem Zweiten Weltkrieg in
Deutschland und während desselben in England. Dabei will er auch,
wie er bald nach der Veröffentlichung des Berichtes von Amado
Crowley äußerte, an dem „hohen Ritual“ im Ashdown-Forst
teilgenmmen haben, womit es dann zumindest einen zweiten Zeugen
desselben gäbe. O.T.O.-Mitglied Williamson war zusammen mit
O.T.O.-Mitglied Gerald Gardner dann auch der Begründer der
„Wicca“-Bewegung, die sich als eine „Wiederbegründung“ des
Standes der vorchristlichen, heidnischen Hexer begreift, und von der
Amado Crowley aufzuzeigen versucht, dass ihre Ursprünge im
Wesentlichen auf den Ideen und Anregungen von Aleister Crowley beruhen.
Das Museum stellt die volkstümlichen, sowie vor-
und nichtchristlichen Traditionen von Hexerei, Magie und Okkultismus
in den Vordergrund. Aber es wird sehr schnell deutlich, dass die
okkulten Gruppen im britische Geheimdienst der 1930er und 1940er
Jahren an diese etwaig damals noch vorhandenen volkstümlichen
Traditionen nur angeknüpft haben, sie und ihre Erforschung –
ähnlich wie das "SS-Ahnenerbe" unter Heinrich Himmler – nur
ausgenutzt haben, zur verharmlosenden Tarnung benutzt haben, um den
Logen- und O.T.O.-Okkultismus und -Satanismus des britischen
Geheimdienstes, der britischen Regierungs- und Oberschichtkreise ähnlich zu verbergen und zugleich zu
popularisieren, wie sich hinter solchen Dingen der Satanismus der SS
verbarg.
Und im Zusammenspiel zwischen dem Okkultismus
dieser Gruppen des britischen Geheimdienstes rund um Winston
Churchill, Admiral Godfrey, Aleister Crowley und anderen und
ähnlicher Gruppen im SS-Ahnenerbe unter Heinrich Himmler, also im
Zusammenspiel der britischen mit den deutschen Satanistengruppen
scheint dann allerhand Einfluss auf die Außenpolitik bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges genommen worden zu sein und dann auch auf den Kriegsablauf selbst.
Jedenfalls hat sich Cecil Williamson über das
hohe Ritual im Ashdown Forst und über Aleister Crowley zwischen 1991
und 1994 in der Zeitschrift „Talking Stick - Magickal Journal“
geäußert.
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Abb. 6: Michael Howard - "Occult Conspiracy" (1997) |
Michael Howard
Der Okkultautor und
-historiker Michael Howard,
seit 1975 Herausgeber der Okkult-Zeitschrift „The
Cauldron“ ist
und auch regelmäßiger Autor des „Talking Stick“, hatte Kontakt
mit Cecil Williamson. Und da die Zeitschrift „Talking Stick“
schwer erhältlich ist, scheinen einstweilen seine Bücher und
Aufsätze einer der direkteste Zugänge zu den Äußerungen von Cecil
Williamson zu sein. 1997 schrieb Michael Howard in einem Aufsatz über
das schon genannte O.T.O.-Mitglied Gerald Gardner und über das
Ritual im Ashdown Forest:
Williamson,
who served in the British Secret Service as a consultant on the
occult during the war, says the ritual was a propaganda exercise held
because it was known senior members of the German High Command
dabbled in the occult and believed in astrology.
Aleister
Crowley's son, Amado, who also participated in the ceremony, has
independently claimed that it was part of the larger plot by British
Intelligence to lure Rudolf Hess to Britain on his ill-fated peace
mission. The Hess plot had been masterminded by Lt-Commander Ian
Fleming of Naval Intelligence, with a little help from the thriller
writer Dennis Wheatley and Crowley. (…) The
Ashdown ritual took place in the spring of 1941.
It involved forty Canadian soldiers as
'extras', wearing Army blankets embroidered with occult symbols, a
magick mirror and a dummy of Adolf Hitler.
Amado Crowley claims that Fleming was actually present at this
occult-'pantomime when twelve occultists
and his father chanted “Rudolf Hess, Rudolf Hess, fly from Berlin
to Britain” (Ian Fleming's Lure for
Rudolf Hess by Mandrake in The Sunday Telegraph [4.7.93]).
(…)
Sometime
between Gardner's return to England from the Far East in 1936 and
1947 he met Aleister Crowley. The timing of this momentous historic
event is unclear. The accepted Wiccan version is that the two men
were introduced in March 1946 by Arnold Crowther, husband of Patricia
Crowther and High Priest of the Sheffield coven. Crowley
at this time was living in a private hotel called, evocatively,
Netherwood, just outside Hastings in East Sussex. Other sources have
claimed that the two men knew each other as early as 1936 or 1938.
Francis King mentions a date of 1943 or 1944 (1971:12). Whatever the
date, Gardner purchased from Crowley, for about £300 according to
their mutual friend Gerald Yorke, an Ordo Templis Orientis (OTO)
charter. This authorised Gardner to found and run an OTO lodge. (…)
Williamson has informed us that in fact Gardner paid Crowley £25 a
time for a course of instruction. One day Gardner turned up for the
next installment and Crowley began to cross-examine him on the
previous documents he had supplied. Gardner, a typical Gemini, had
only glanced at them and could not answer the questions. Apparently,
Crowley became very angry and the two men parted on bad terms.
Williamson also claims that it was Gerald Yorke who introduced them,
presumably at an earlier date then 1946. (Personal communication
23.2.97)
Gardner
(…) did include extracts from Crowley's Gnostic Mass and The Book
of the law in his Wiccan rites. He did display the OTO charter in the
witchcraft museum on the Isle of Man.
All das heißt ja, dass
auch Cecil Williamson - wie schon erwähnt - Mitglied des O.T.O. war. 2009 schreibt Michael
Howard:
Cecil
Williamson, Gardner's business partner in the 1950s, claimed that he
had based his story of the Lammas
ritual on a wartime military exercise called “Operation Mistletoe”
performed in Ashdown Forest in Sussex by the British Security Service
MI5. A ritual was organized by Williamson on a private estate in the
forest between Surrey and Sussex. He did not talk about this in
public until 1992, because he had signed the Official Secrets Act
during his wartime work with MI6 (the Secret Inteligence Service),
PWE (the Political Warfare Executive), and the SOE (Special
Operations Executive). Williamson told me he had been recruited into
MI6 in 1938 by a family friend, Major Edward „Ted“ Maltby, who
belonged to a magical lodge run by Christine Hartley and her magical
partner Colonel Charles Seymour, who also worked for MI6 and became
head of the Dutch section of SOE.
Major
Maltby recruited Williamson because of his occult knowledge to
travel to Germany as an undercover agent posing as a folklorist to
gather information on the occult interests of Nazi Party members and
investigate possible links with British magical groups. When war
broke out Williamson was employed by the PWE to run secret radio
stations broadcasting black propaganda and disinformation to the
German U-boats operating in the Atlantic and the North Sea. Several
static and mobile radio transmitters, secretly supplied by the
Americans, were established across southern England and were under
his command. He also worked as an undercover agent behind the lines
in occupied France for the SOE.
Originally
Williamson was sent to Ashown Forest, which was under the control of
a Canadian Army unit, to locate a site for a radio transmitter.
Shortly after he arrived, a message came from a brigadier in MI5,
informing him they were “getting together a whole group of people
to have a sort of pantomime set-up whereby the wizards of England
[sic] were going to curse Hitler and the Nazi regime” (Williamson,
Winter 1992). It had to bear near the south coast of England because
at the time two high-ranking officials from the Vatican were
visiting the Duke of Norfolk at his family home at Arundel Castle in
Hampshire. MI5 knew these officials had contacts with the German
High Command and they would be leaked details of the ritual. It was
believed that those in the Nazi leadership who were interested in the
occult would be intimidated by the idea that powerful magicians were
working against them.
Hier mutieren Haushofer und Retinger selbst zu hochrangigen Diplomaten des Vatikans, die auch noch Zugang zum deutschen Oberkommando gehabt haben
sollen. Weiter:
Williamson
persuaded the owner of a private estate in Ashdown Forest to let him
use the land for the operation. About forty Canadian soldiers
were recruited and were dressed up in robes made from gray army
blankets decorated with magical symbols from the “Key of
Solomon”.
Occultists and witches from the south coast were also invited
to attend and a phony cursing ritual was then performed at a church
on the estate. A dummy representing Hitler was raised in a cradle to
the top of its tower, set on fire and then lowered to the ground on a
rope. Unfortunately when it hit the ground the blazing image set fire
to some bushes and the local fire brigade had to be called to
extinguish the flames. Williamson said that he told Gerald Gardner
about this ritual and he then invented the story of a similar one
performed by the New Forest Coven.
(…)
Independent evidence for the Lammas ritual was provided by the
novelist Louis Umfraville Wilkinson (aka Louis Marlow). He had been a
friend of Aleister Crowley, contributed to his magazine “The
Equinox”, was one of his executors, and officiated at his funeral
service in December 1947 ...
2012 oder 2013 schreibt
Michael Howard:
Another
occultist who was supposed to have been involved in or connected to
the Hess affair was the late Cecil Hugh Williamson, the founder of
the Museum of Witchcraft and Magic at Castletown on the Isle of the
Man
that is now located in Boscastle in North Cornwall. Williamson had
been recruited into MI6 in 1938 by a family friend Major Edward
Maltby, who coincidentally was the brother-in-law of the famous
occultist Dion Fortune. (...)
The
major was in charge of a section of SIS set up to deal with the
unusual threat posed by esoteric and magical groups in Germany and
occultists in the Nazi Party. Williamson agreed to work for Six
as an undercover agent and before the war made several trips to
Germany posing as a folklorist to collect information. Cecil told
this writer that he believed the intelligence he collected on at
least two thousands Nazi Party members interested or involved in the
occult and astrology helped Ian Fleming’s NID operation to trap
Rudolf Hess.
Ein Dave Evans schreibt
2010:
The
ritual, held in Ashdown Forest, involved a large number of soldiers
dressed in ad hoc magical robes, and either a burning dummy in Nazi
uniform or a symbolic model aeroplane which flew down on a
cable stretched from a church tower to a nearby tree, accompanied by
considerable pyrotechnics and much ritual chanting. (In some
versions of the tale, two German SS officers, codenamed ‘Kestrel’
and ‘Sea Eagle’, had been somehow duped into attending the
Ashdown Forest ritual and reported back to Hess that the Order of the
Golden Dawn was alive and well and waiting to take power once peace
was established).
Cecil
Williamson (a former intelligence officer and subsequently the first
owner of the Museum of Witchcraft) also describes this ritual in what
appears to be confirmatory detail.
Ein Vince Albanov
schreibt 2014:
Another governmental scheme
Williamson was involved with was the now famous “Witches Ritual”.
This was aimed at Hitler and the Nazi high command to prevent the
invasion of England. It now transpires that this was an elaborate
hoax to fool and worry Hitler who supposedly believed in witchcraft
and the powers of the occult. The Witches Ritual took place in
Ashdown Forest (30 miles south of London) and employed the services
of Aleister Crowley and his stepson Amado. “Secret Agent 666” by
Richard Spence argues that Crowley, in his own unconventional way,
was a patriotic Englishman who endured years of public vilification
in part to mask his role as a secret agent.
Damit sind die wesentlichsten, zunächst zugänglichen Berichte über dieses Ritual im Ashdown Forst referiert. Es scheint das alles doch nicht gar so unbedeutend zu sein, so dass es sicher sinnvoll ist, dass man sich auch von deutscher Seite aus mit all diesen Dingen beschäftigt. Was seit 1991, also 23 Jahre lang nicht geschehen ist!
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