Montag, 11. Juni 2012

Hungerstreik fordert Aufhebung des Täterschutzes

Norbert Denef fordert die Aufhebung der Verjährungsfristen bei Verbrechen sexualisierter Gewalt - Die SPD-Bundestagsfraktion jedoch dreht und windet sich, obwohl die SPD als Partei 100 % hinter dieser Forderung steht!

Norbert Denef, der Gründer von "netzwerkB", sowie inzwischen zwei weitere physisch Überlebende sexualisierter Gewalt, befinden sich derzeit im Hungerstreik, weil sie die Aufhebung der Verjährungsfristen für Verbrechen sexualisierter Gewalt fordern. Im Vorlauf hatte der SPD-Bundesparteitag die SPD-Bundestagsfraktion einstimmig dazu aufgefordert, in dieser Sache tätig zu werden. Diese aber windet sich und tut schlichtweg nichts. Trotz einstimmigen Beschlusses ihres Bundesparteitages! Dies war der Anlaß für Norbert Denef, in den Hungerstreik zu treten. 

In diesem Zusammenhang sollte auch einmal erwähnt werden, daß seit der Entquetkommission "Sekten und Psychogruppen" des Deutschen Bundestages von 1996 bis 1998, für die sich ebenfalls insbesondere Parlamentarier der SPD stark gemacht hatten (u.a. Renate Rennebach), und in der auch das Thema rituelle Gewalt satanistischer Okkultlogen sehr offen behandelt worden ist, auf politischem Gebiet seither schlichtweg nichts mehr geschehen ist. Vielmehr ist auch hier weiterhin "Anklage unerwünscht" wie dazu ein Buchtitel von Jürgen Roth lautet.

Und in diesem Zusammenhang ist es auch weiterhin bemerkenswert, was auf dem letzten SPD-Bundesparteitag eher wie im Vorübergehen erwähnt wurde - und zwar von Thorsten Schäfer-Gümbel (siehe ab 7'00 dieser Aufnahme) in folgenden Worten (Hervorhebung nicht im Original):
Herr Denef, ganz herzlichen Dank dafür, daß Sie uns in dieser Form auf ein sehr wichtiges Thema hingewiesen haben und auch in der Form, wie Sie es getan haben. Das ist kein einfacher Gang. Wir wissen selber, daß auch in diesem Raum viele sind mit ähnlichen Erfahrungen, die noch nicht die Kraft gefunden haben, sich selber damit auseinanderzusetzen in der Form, wie Sie es eben beschrieben haben.
Was schwelt hier alles noch unter der Decke? "Viele" in dieser Art traumatisierte aktive SPD-Parteimitglieder, womöglich sogar SPD-Politiker? Und welchen Einfluß hat das auf die Poliitk? Hat das Wissen um ihre Existenz zu der Einstimmigkeit des Beschlusses auf dem SPD-Bundesparteitag beigetragen? Aber warum dann trotzdem das Zögern und Winden der derzeitigen Bundestagsfraktion? Tragen die Traumatisierungen auch dazu bei? Wirken die Einschüchterungsmechanismen der "Schwarzen Pädagogik", wie sie unter anderem innerhalb der Gewalttäterorganisation katholische Kirche - und insbesondere auch an sonstigen elitären Internaten praktizierten werden (etwa Odenwaldschule), weiter?

Der Mißbrauchspfarrer in der Familie von Norbert Denef
Der Humanistische Pressedienst, die "Lübecker Nachrichten", die "Leipziger Volkszeitung" und andere haben über den Hungerstreik vo nNorbert Denef inzwischen berichtet. Die "große Presse" wird ihm bislang noch vorenthalten.

Auf erste Reaktionen hin hat Norbert Denef jedenfalls heute zu seinem Hungerstreik folgende Presseerklärung herausgegeben:
Der HUNGERSTREIK von Norbert Denef betrifft alle Parteien

Mit dem Aufkommen der Skandale um sexualisierte Gewalt im Jahre 2010 wurde viel geredet, dennoch ist wenig passiert. Statt die Problematik der sexualisierten Gewalt in Deutschland ernsthaft anzugehen, legten die Parteien Programme auf, die sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum erschweren sollten, aber die Ursachen dieser nicht angingen. Sexualisierte Gewalt findet trotzdem nach wie vor im Verborgenen statt.
netzwerkB hat sich im Gegenzug für die Aufhebung der Verjährungsfristen eingesetzt, um vor allem eine fortgesetzte Auseinandersetzung mit den Ursachen zu gewährleisten. Da Gewalterfahrungen bei sexualisierter Gewalt so dramatisch sind, kommen Betroffene damit niemals zu wirklichen, inneren Frieden. Demzufolge stellt es auch eine tief einschneidende Ungerechtigkeit dar, wenn Betroffene im Verlauf ihres Lebens dann endlich bereit sind zu klagen und Beweise vorliegen, sie jedoch nicht klagen dürfen. Der Staat stellt hier einzig Rechtsfrieden für den Täter her. Auch eine Verlängerung der Verjährungsfristen stellt diese Ungerechtigkeit nicht ein.
Aufgrund dieser Tatsachen können wir bei netzwerkB nicht für den Kompromiss eintreten, die Verjährungsfristen zu verlängern, um dann Ruhe zu geben. Wir sehen den einzig richtigen Schritt in einer Aufhebung. Diesen Schritt möchte keine der Parteien gehen, weil angeblich die Vergangenheit irgendwann ruhen müsse. netzwerkB sieht dies anders: Selbstverständlich müssen wir uns mit der Vergangenheit auseinandersetzen, denn die Vergangenheit und besonders im Falle von sexualisierter Gewalt bestimmt unser Handeln. Ohne die konsequente Aufarbeitung haben wir wenig Chancen, die Gesellschaft nachhaltig zu verändern und von sexualisierter Gewalt zu befreien.
netzwerkB geht es bei der Aufhebung auch nicht etwa darum, Menschen zu bestrafen, sondern den richtigen Weg in der Gesellschaft zu vertreten und so zumindest im Zivilrecht, den finanziellen Ausgleich, wenngleich dies seelisch nicht möglich ist, zwischen Betroffenen und Täter herzustellen. Darüber hinaus wollen wir aber damit auch bewirken, dass die Vergangenheit immer Reflexionsmoment für unser gegenwärtiges Handeln bleibt. Mit einer Aufhebung der Verjährungsfristen erkennen wir an, dass die dramatischen Erfahrungen aus der Kindheit uns nachhaltig beeinflussen und wir uns damit auseinandersetzen müssen.
Die Form des passiven Widerstandes, die Norbert Denef nun wählt, hat wenig mit Erpressung zu tun. Anders als durch das Rationale wollen wir nicht überzeugen. Wie aber sollen wir überzeugen, wenngleich ernsthafter Diskurs durch Parteiinteressen verstellt wird? Die Ängste eine so tiefgreifende aber notwendige Reform im deutschen Recht durchzuführen sitzen tief. Zudem bemühen sich Rechtssystematiker mehr um einen angeblich perfektes Rechtssystem als um Gerechtigkeit. Ein Hungerstreik ist daher eine bewusst gewählte Form des Innehaltens, die andere notwendig auffordert, mit inne zu halten. Vielleicht entsteht so ein weiterer Diskurs, die noch mehr auf Seiten der Gerechtigkeit zieht. Auch wenn es im Moment angeblich keine Mehrheit für die Aufhebung der Verjährungsfristen gibt, so fordern wir dazu alle auf, dennoch für das Gerechte trotz Widerstände einzutreten.
Bitte unterstützen Sie uns und machen Sie den Hungerstreik von Norbert Denef, Christiane Kieburg und Katharina M. publik.
ICH BIN IM HUNGERSTREIK:
Hoffnungsvolle Grüße
Ihr netzwerkB Team
Für Journalisten-Rückfragen:
netzwerkB – Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt e.V.
Norbert Denef, Vorsitzender
E-Mail: norbert.denef@netzwerkb.org
Telefon: +49 (0)4503 892782
Mobil: +49 (0)163 1625091
Da diesem Blog überzeugende Gegenargumente zu dieser Forderung bislang nicht bekannt geworden sind, unterstützt er sie vorbehaltlos.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Schreiben Sie doch mal etwas Positives über die Katholische Kirche, die weltweiten Hilfeleistungen des Franziskaner Ordens etwa.
Schwarze Schafe sind die Ausnahme; und die Herde ist doch weiß.

Ingo Bading hat gesagt…

ja, die Schafsherde. ... Sie haben einen goldenen Humor.

So hätten es Priester gerne: wenn die Menschen wie blökende Schafe den "Hirten" und der übrigen Herde hinterhertrotten, ab und zu in die Beine gebissen von den sie umkreisenden Schäferhunden. Dieses Menschenbild ist nur ein ganz klein wenig veraltet - sonst mag es ja der eine oder andere ganz "hübsch" finden.

Wer den Umgang der katholischen Kirche mit der Mißbrauchsdebatte genauer verfolgt hat - und wie sie ihre Einflußmöglichkeiten auf die Medien und die Politik dabei genutzt hat und derzeit nutzt (wodurch dieser überhaupt erst in vollem Umfang erkennbsr wird) (... wer berichtet über den Hungerstreik von Denef???) - der empfindet auch alles übrige an dieser Institution als die tiefste Heuchelei.

Es ist natürlich schön, wenn man als Psychosekte und Gewalttäterorganisation, in der Gewalt SYSTEMATISCH vertuscht wird, auf weiße Schafe verweisen kann, mit denen man die Menschen über eine im Kern zutiefst korrpute Institution die Augen wischen kann.

Aber selbst das gelingt doch immer weniger.

Das einzig Erstaunliche an der katholischen Kirche ist ihr ungeheuer zähes Leben. Wenn man das überhaupt noch "Leben" nennen kann, was da abgezogen wird.

Anonym hat gesagt…

Ich weiß nicht, ob ich Ihnen empfehlen soll, die Dosis Ihrer Medikamente zu erhöhen oder einfach für Sie beten soll.
Sie sind verblendet!

Sie wissen nichts vom wahren Geist in dieser Kirche, wo sie noch wirklich lebendig ist.
Wissen nichts, von den Kräften des Herzens.
Diese Kirche lebt und wird immer leben.

Ingo Bading hat gesagt…

Schon daß Sie Kritikern Ihrer heißgeliebten Kirche ständig Psychopharmaka empfehlen, ist bestimmt kein Zeichen von Lebendigkeit.

Übrigens sollten Sie sich zumindest dann, wenn es um das Thema "Überlebende sexualisierter Gewalt" geht, mit spaßhaften Empfehlungen von Psychopharmaka zurückhalten. Wenn Sie nicht noch mehr mit vielen Bischöfen Ihrer Kirche identifiziert werden wollen, ALS Sie sich selbst schon identifizieren.

Aber noch nicht einmal die Medikamente selbst von oft lebenslanger Behandlung werden gegenwärtig von den Tätern oder den Tätergruppen bezahlt.

Anonym hat gesagt…

So früh auf den Beinen mit bissigen Bemerkungen.
Sie sind also angemacht.
Etwas rumort in Ihnen.
Gut so.
Versuchen Sie, irgendwie zu erkennen, dass Liebe und Güte in dieser Kirche nicht ausgestorben sind, die allermeisten sexuelle Gewalt verabscheuen und für die, welche im Herzen nicht tot sind, ein Licht brennt.

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