Manche Okkulte und Wahngläubige sehen offenbar ihre Felle davon schwimmen
In der alternativen Öffentlichkeit gibt es eine geistige Strömung, die versucht, die moderne Naturwissenschaft - Kosmologie und Evolution - als Leistung und Ausfluß okkulten Denkens darzustellen. Nichts ist so doof als daß es nicht Leute geben würde, die solche Gedanken auch vertreten.
Wir wurden von einem Blogleser auf einen entsprechenden Aufsatz (1) hingewiesen. Ein "Möchtegern-Philosoph finnischer Herkunft" (About), der mit dem Namen "Hauki Pesukone" auftritt - was auf Deutsch übersetzt heißen würde "Hecht Waschmaschine" (also: der Hecht in der Waschmaschine?) -, und der im Leitwort seines Blogs erklärt, an Zufälle zu glauben, doch kein Vertrauen in sie zu haben (wow, was für ein hipper Kerl!), erzählt erst einmal etwas darüber, daß er den Jesuiten die Fortsetzung ihrer Jahrhunderte langen Verschwörung in heutiger Zeit mit angepaßten Mitteln zutraut. Man beginnt innerlich mitzugehen. Bis er erklärt, daß die Theorie von der flachen Erde nicht per se zurück zu weisen sei. Ooooooookayyy ..... Ähm.
Und dann geht er der Theorie nach, daß es die Sphären (Umlaufbahnen) des Kopernikus schon in der Kabbala gegeben hätte. War Nikolaus Kopernikus, der große deutsche Astronom (2), also Kabbalist? Doofe Frage, ich weiß. Aber wie gesagt: Nichts ist so doof als daß es nicht Leute gäbe, die das vertreten (vielleicht weil sie dafür bezahlt werden, vielleicht von Jesuiten .... man weiß es nicht). - Erst antwortete ich dem Blogleser, der mir den Link gesendet hatte:
Warum schickst Du das?
Am Anfang schreibt der sehr gut, wie ich fand. "Hätte ich selbst schreiben können," ist da so mein Gedanke. (Und das kann einen ja dann auch wieder Verdacht schöpfen lassen ...) Aber an der Stelle, wo er mit der Flachen Erde anfängt, wird klar, daß er in keiner Weise fest im modernen naturwissenschaftlichen Wetlbild verankert ist. Und das haben alle Okkulten am allerliebsten. Denn erst solche Leute sind mit jedem, wirklich jedem Quark zu manipulieren. Deshalb ja auch halte ich die Verankerung im modernen naturwissenschaftlichen Weltbild für so durch und durch zentral. Daß das heliozentrische Weltbild kabbalistisch sein soll, ist einfach nur Schwachsinn. Da lese ich gar nicht weiter. Kopernikus war Naturwissenschaftler.
Ich vermute, Du schickst es mir, um darauf hinzuweisen, daß die Okkulten neuerdings die modernsten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse als ihre eigenen beanspruchen, weil sie merken, daß ihnen sonst die Felle wegschwimmen. Wenn Du es in diesem Sinne meinst: vielen Dank, ja, das wußte ich in diesem Extrem-Ausmaß noch nicht. Und das ist natürlich ein deutlicher Hinweis. Die verfügen über immense Ressourcen. Sie haben viel Zeit, viele Köpfe. Und sie kämpfen mit allen Mitteln und auf allen Fronten. Es ist ein sehr eigenes Geschehen, sich in Konfrontation mit diesen Mächten eigenes seelisches Erleben und selbstständiges Denken zu bewahren, bzw. überhaupt erst zu entwickeln und zu entfalten. Da man ja auch allerseits sieht, mit welchem Erfolg Okkulte die Welt vernebeln. Irgendwelche Dumme, die es glauben, finden sich ja offenbar fast immer.
Der Blogleser antwortete unter anderem darauf:
Wer sich auf das Newtonsche Weltbild bezieht, muß doch zumindest auch beachten, daß dieses Denken parallel zu okkultistischen Studien verlief (s. Wiki: Isaac Newton's occult studies).
Muß er das? Nun gut, diese Seite von Isaak Newton wird nicht jedem bekannt gewesen sein, dem Autor dieser Zeilen nicht. Aber daß die okkulten Studien von Issak Newton oder auch seine religiösen Ansichten größeren Anteil hatten an der Entwicklung seiner naturwissenschaftlichen Erkenntnisse hatte, findet man auf Wikipedia zunächst nirgendwo deutlicher ausgeführt (oder übersieht man etwas?). Unsere Antwort darauf zunächst:
Na, das läuft auf eine ähnliche These hinaus wie die, die mir ein Katholik und Biologiestudent aus Österreich vor zwei Jahren schrieb, der meinte, die gesamte moderne Naturwissenschaft wäre freimaurerisch verfremdet.
Er hatte mir geschrieben, daß das "katholische Abendland vor der Aufklärung" das einzige System gewesen wäre, das "nicht von Okkultreligionen (oder offenem Satanismus, z.B. der Punier) gelenkt" gewesen wäre. Man muß sich einmal in dieses völlig bigotte Denken hinein denken und sich zugleich klar machen: Es gibt heute Biologiestudenten im deutschsprachigen Raum, die so denken. Bei so etwas wird einem mehr als unheimlich. Es gibt nämlich eine zumeist kaum bemerkbare Strömung unter gebildeteren katholischen Rechtskonservativen, die durchaus sehr naturwissenschaftsnah argumentieren können, und deren Existenz erst und immer erst dann spürbar wird, wenn naturwissenschaftsnahes Argumentieren auf rechtskonservativer Seite absolut nicht mehr zu vermeiden ist, die aber sonst ihre Existenz tunlichst unbemerkbar lassen und deshalb auch einmal schnell ganze "Ernstfall"-Projekte wieder unsichtbar machen können (3). Es handelt sich hier um eine typische gruppenevolutionäre Strategie, wenn man für Gotteswahn und die Macht von Männerorden und Priesterkasten steht, es ist die katholisch-jesuitische gruppenevolutionäre Strategie zum Überleben der eigenen völlig verquasteten Existenz. Jedenfalls schrieben wir vor einigen Tagen weiter an den befreundeten Blogleser:
Eine andere einseitig geisteswissenschaftlich gebildete Autorin, der die Erhaltung des deutschen Volkes wichtig ist, meint, die ganze moderne Naturwissenschaft wäre durch das angloamerikanische Denken verhunzt und verfremdet worden. Nur deutsches naturwissenschaftsnahes Denken wäre zu tolerieren. Und so findet jeder für sich Wege, um diese Naturwissenschaft - die ganz aus eigenen Gesetzen heraus lebt, die auch, da es sich um Vernunfterkenntnisse handelt, weltweit gelten - nicht ganz für sich sprechen zu lassen, um ihnen nicht das Gewicht und die Bedeutung beizusprechen, die sie heute haben, und um Naturwissenschaft stattdessen in ein vergleichsweise kleines, dümmliches, krummes Weltbild einzuordnen, bzw. in diesem ganz an den Rand zu drängen. Die Welt ist komisch. Wer weiß, wie Naturwissenschaft funktioniert, der weiß auch, daß sie kein Anregungen nicht-naturwissenschaftlicher Art (jedenfalls nicht solcher) braucht, um zu funktionieren. Soweit ich weiß, war Johannes Kepler einer der letzten Naturwissenschaftler, der an Astrologie geglaubt hat. Aber auch dessen große naturwissenschaftliche Theorie hat mit seiner Astrologie vergleichsweise wenig zu tun. Sonst würden ja Naturwissenschaftler darüber sprechen.
Das von Hauki Pesukone-Waschmaschine vorgebrachte Argument läuft im übrigen auf ein ähnliches Argument hinaus, auf das der Religionswissenschaftler und Mitblogger Michael Blume und andere Christen gerne Bezug nehmen, nämlich wenn sie es als bedeutsam erklären, daß Charles Darwin Christ gewesen wäre.
Nun gut, unser Blogleser schrieb darauf:
Nun ernsthafter: Ideengeschichte und Diskursanalyse zur Geschichte der Naturwissenschaft
Nun gut, unser Blogleser schrieb darauf:
Es ist aber eine andere Disziplin und Methodik, sich zu fragen, inwiefern auch die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse der Genannten von Okkultinteressen in irgendeiner Form beeinflusst wurden - ob als Störung der Rationalität oder in irgendeiner Korrelation, die 'zufällig' produktiv war (dann auch wohl in Deinem Sinn). Die von mir gemeinte Disziplin ist Ideengeschichte und Diskursanalyse. Sie geht in Naturwissenschaft ebensowenig auf wie umgekehrt. Soweit gehe ich die Dilthey-These mit, nicht vollumfänglich bzgl. aktuellerer Entwicklungen in den sog. Verstehens-Wissenschaften.
Dazu nun schrieben wir als letzte Antwort (hier erweitert):
Lieber Blogleser,
Lieber Blogleser,
gewiß gibt es unter den vielen nicht-wissenschaftlichen Einflüssen auf wissenschaftliches Denken auch okkulte Einflüsse. Es sind ja viele Naturwissenschaftler bekannt, die Vertreter von Gotteswahn sind. Und auch von Vertretern von Satanswahn ist bekannt, daß sie Naturwissenschaftler sein können. Der Hochgradfreimaurer und Gründer völkischer Okkultlogen Paul Köthner (1870-1932) (Wiki) zum Beispiel, der Mitte der 1920er Jahre ausplauderte, daß die Freimaurerei den Ersten Weltkrieg geplant hatte, weil er dies in Logen in ganz Europa vor 1914 gehört hatte, und der voraussagte, daß "der Osten" in näherer Zukunft Europa überfluten und zerstören würde (was ja 1945 geschah), war Chemiker. Womöglich war der Übergang von der Chemie über die Alchimie zum Okkultwahn sowieso einer der häufiger begangenen Wege. Wer sich in der Welt umschaut, wird auf viele promovierte und habilitierte Naturwissenschaftler stoßen, die die abstrusesten Dinge glauben.
Nein, ich möchte sogar noch weiter gehen und sagen, daß Gotteswahn Naturwissenschaftler mitunter sogar ermutigen kann, wertvolle naturwissenschaftliche Forschungen zu unternehmen und die Ergebnisse dazu mitzuteilen. Man könnte vermuten, daß dies für Christen wie den Paläontologen Simon Conway Morris (8) oder Guillermo Gonzales (9) gilt, die beide - meines Erachtens - ganz hervorragende Wissenschaft gemacht haben bislang.
Auch dürften Gottes- und Satanswahn eine ausschlaggebende Rolle gespielt haben beim Manhatten-Projekt, also bei der Entwicklung und dem Bau der ersten Atombombe. Wie überhaupt von Gottes- und Satanswahn ausgelöste Kriege und gesellschaftliche Entwicklungen viel weitere Forschungen veanlassen. Das ist sicherlich ein weites Feld.
Wer sich aber nun für "Ideengeschichte und Diskursanalyse zur Geschichte der Naturwissenschaft" interessiert, was doch ein unglaublich spannendes, und meines Erachtens wichtiges Thema ist, dem möchte man zunächst einmal sagen, daß die rein innerwissenschaftliche Diskursanalyse und Ideengeschichte, die Abfolge von Induktionen und Deduktionen dabei schon von aller größtem Wert ist (4).
In diesem Zusammenhang hat mich mein Onkel Gerold Adam (siehe neuerdings: 5), für den gerade dieses Thema unglaublich zentral und wesentlich war und das er sehr gründlich behandelt hat, einmal vor dreißig Jahren geraten, ein Buch zu lesen, mit dem ich bis heute nie zu Ende gekommen bin, weil es sehr anspruchsvoll Ideengeschichte und Diskursanalyse in der Geschichte der Naturwissenschaft analysiert (4). In diesem Buch des Astrophysikers David Layzer wird sehr gründlich erörtert, aufgrund welcher Motive es zum Wechsel von einem naturwissenschaftlichen Weltbild zu einem anderen gekommen ist, und zwar insbesondere in Auseinandersetzung mit Thomas S. Kuhn, bzw. als Antwort auf ihn. Und ich denke, hier gibt es schon genügend Dinge zu klären, die viele Menschen sich heute gar nicht klar gemacht haben.
Abb. 1: David Layzer, 1989 (1984) |
Es ist ja von vornherein klar, daß Wahnglauben viel mehr aller Orten von der Naturwissenschaft zurück gedrängt wurde, wird und werden mußte, um überhaupt Geltung zu erlangen. Auch der (inner-)naturwissenschaftliche Erkenntnisfortschritt ist keineswegs etwas, das man als einen selbstlaufenden Automatismus beschreiben und hinnehmen darf. Es wurde und wird hier schwer gerungen um Erkenntnis. So ist es Layzer zum Beispiel wichtig, ausführlich darzulegen, daß die Theorie vor Kopernikus die meisten Erscheinungen am Himmel nicht schlechter erklären konnte als Kopernikus selbst. Denn Kopernikus nahm ja noch fälschlicherweise kreisrunde Planetenbahnen an. Layzer schreibt (4, S. 32):
Das heliozentrische kopernikanische Planetensystem war genauso kompliziert wie seine geozentrischen Vorläufer; es war auch nicht merklich exakter, und seine Konsequenzen im Hinblick auf die Größe der Sterne schien absurd und im Widerspruch zu einer Kernaussage des Modells zu stehen. (...) Entstanden ist dabei ein mathematisches Dickicht, unter dem das bewunderswert einfache Modell selbst fast ein Jahrhundert wie im Verborgenen schlummerte.
Dennoch waren Galilei und Kepler begeistert, dennoch stieß dieses Weltmodell auf vehementen Widerstand. Soweit nur ein kleiner Ausschnitt aus dieser rein innerwissenchaftlichen Auseinandersetzung. Und ich will damit nur andeuten, daß es hier innerwissenschaftlich eine solche Fülle von Problemen gab, denen gegenüber eine irgendwie wahnhafte "Anregung", ein irgendwie wahnhafter "Anstoß" wirklich völlig zweitrangig ist, ja, zu völliger Bedeutungslosigkeit absinkt.
Bevor man hier Vermutungen nachgeht, könnte es Sinn machen, erst einmal einen tieferen Blick in die innewissenschaftliche Debatte selbst zu werfen und sich dann zu fragen: Bedurfte eine solche Fülle von Problemen noch des Anstoßes von außen, um zu einer neuen Klärung gedrängt zu werden? Ich habe mich viel mit der Geschichte der Naturwissenschaft beschäftigt und ich kann mich gerade an kein Beispiel erinnern. Newton fiel ein Apfel auf den Kopf, ja. Aber selbst dieses Geschehen war schlicht: Wissenschaft. Nichts dezidiert Außerwissenschaftliches.
Bevor man hier Vermutungen nachgeht, könnte es Sinn machen, erst einmal einen tieferen Blick in die innewissenschaftliche Debatte selbst zu werfen und sich dann zu fragen: Bedurfte eine solche Fülle von Problemen noch des Anstoßes von außen, um zu einer neuen Klärung gedrängt zu werden? Ich habe mich viel mit der Geschichte der Naturwissenschaft beschäftigt und ich kann mich gerade an kein Beispiel erinnern. Newton fiel ein Apfel auf den Kopf, ja. Aber selbst dieses Geschehen war schlicht: Wissenschaft. Nichts dezidiert Außerwissenschaftliches.
Was man anstelle dessen aber behandeln kann und was der Wissenschaftsphilosoph Max Hartmann (1876-1962) (Wiki) gründlich behandelt hat, das ist eben die genannte Abfolge von Induktion und Deduktion im Verlauf der Wissenschaftsgeschichte (6).
Und Hartmann hat dabei eben auch darauf hingewiesen, daß die Induktion durchaus durch Intuition zustande kommen kann. Aber ich kann mich an keinen Bericht einer solchen durchbrechenden Intuition eines Naturwissenschaftlers erinnern - also an das vorrationale Gewinnen einer neuen Einsicht, die dann erst im Nachhinein rational begründet wird - in der irgendein Wahnglaube eine größere Rolle gespielt hat. Es gibt das berühmte Beispiel vom Benzolring, wo der Chemiker träumte, eine Schlange würde sich in den Schwanz beißen. Nun darfst Du ja gerne nachforschen, ob dieser Forscher dabei etwa okkulte Anregungen hatte. - - - Ist ja nahe liegend!!!!! Ich sage nur: Schlange!!!!!
Werner Heisenberg schildert seinen zunächst stark intuitiven Erkenntnis-Durchbruch beim Gewinnen der Quantenphysik 1924 auf Helgoland sehr genau (7), soweit das möglich ist, und zwar insbesondere auch die erlebnishafte Seite dieses Durchbruchs. Von Einflüssen von Wahnglaube ist dort nirgendwo die Rede. Roger Penrose, der Freund von Stephen Hawkings (oder war es letzterer selbst?), erzählt, daß ihm eine entscheidende Einsicht beim Duschen gekommen sei.
Und Hartmann hat dabei eben auch darauf hingewiesen, daß die Induktion durchaus durch Intuition zustande kommen kann. Aber ich kann mich an keinen Bericht einer solchen durchbrechenden Intuition eines Naturwissenschaftlers erinnern - also an das vorrationale Gewinnen einer neuen Einsicht, die dann erst im Nachhinein rational begründet wird - in der irgendein Wahnglaube eine größere Rolle gespielt hat. Es gibt das berühmte Beispiel vom Benzolring, wo der Chemiker träumte, eine Schlange würde sich in den Schwanz beißen. Nun darfst Du ja gerne nachforschen, ob dieser Forscher dabei etwa okkulte Anregungen hatte. - - - Ist ja nahe liegend!!!!! Ich sage nur: Schlange!!!!!
Werner Heisenberg schildert seinen zunächst stark intuitiven Erkenntnis-Durchbruch beim Gewinnen der Quantenphysik 1924 auf Helgoland sehr genau (7), soweit das möglich ist, und zwar insbesondere auch die erlebnishafte Seite dieses Durchbruchs. Von Einflüssen von Wahnglaube ist dort nirgendwo die Rede. Roger Penrose, der Freund von Stephen Hawkings (oder war es letzterer selbst?), erzählt, daß ihm eine entscheidende Einsicht beim Duschen gekommen sei.
Ich habe viele naturwissenschaftliche Sachbücher gelesen, oft von Nobelpreisträgern. Ich kann mich an keinen Fall erinnern, wo intuitives Erkennen nicht durch die unglaublich intensive Auseinandersetzung mit den vorliegenden Forschungsfragen selbst, sondern ausgelöst worden wären durch irgendeine Art von Wahnglaube. Vielleicht müssen wir dafür noch auf einen Bericht von Simon Conway Morris warten. Aber auch bei ihm vermute ich vornehmlich, daß seine wissenschaftlichen Intutionen wissenschaftliche Anlässe hatten und daß er durch ein christliches Weltbild nur ermutigt wurde, diese nun auch nach außen hin zu vertreten und weiter zu verfolgen.
Auch Michael Blume dürfte durch sein christliches Weltbild - und durch christliche gruppenevolutionäre Strategien - ermutigt worden sein, seine religionsdemographischen Forschungen und Erkenntnisse zu veröffentlichen und zu vertreten.
Das mag man dann aus einer gewissen (Hegel'schen) Perspektive heraus die wissenschaftsgeschichtliche "List der Vernunft" nennen. Überhaupt ist vielen Menschen, die Forschung fördern, bewußt, daß die Forschungsgeschichte zeigt, daß insbesondere in der Grundlagenforschung die künftigen Entwicklungen kaum vorauszusehen waren, daß die größten Durchbrüche fast immer unerwartet und völlig überraschend kamen, daß man hier den Erkenntnisfortschritt also am ehesten fördern kann, um so größere Freiheit man kreativen Forschern läßt. Denn wer in der Forschung nur das Erwartete erwartet von sich selbst und anderen (wie es in der angewandten Forschung zu oft geschieht), der wird dann - zumeist - auch nur das Erwartete hervor bringen.
Ich darf auch von meinem eigenen Jahre langen naturwissenschaftlichen Forschen zur Soziobiologie arbeitsteiliger Gesellschaften sagen, daß ich natürlich versuche, die ganze Bandbreite meiner Erfahrungen im eigenen Leben wie in dem, was man liest, zu berücksichtigen und zu bewerten auf die Wichtigkeit des jeweils Umsonnenen für eine theoretische Weiterentwicklung. Hier ist es aber zumeist eher umgekehrt: Man findet allerorten evolutionspsychologische Erklärungen dafür, warum Wahnglaube und warum die gruppenevolutionären Strategien von Männerorden und Priesterkasten aus evolutionsbiologischer Sicht "funktionieren", bzw. wann sie - zum Beispiel - der Intelligenz- und Altruismus-Evolution der Menschheit zuträglich, wann sie derselben abträglich sind.
Ich glaube, die Naturwissenschaft hat schon lange ein Stadium erreicht, wo sie sich bewußt ist, daß zu krasse außerwissenschaftliche Einflüsse eher Forschungshemmnis sind. So nannte ja noch Konrad Lorenz den philosophischen Idealismus ein klares Hemmnis für naturwissenschaftliche Forschung und für die möglichst voraussetzungsfreie Entgegennahme der Ergebnisse dieser Forschung durch Geisteswissenschaftler. Also außerwissenschaftliche Einflüsse, wenn sie nicht kulturell-künstlerisch wertvoller Art sind, die also - etwa - das Schönheitserleben (und damit das intuitive Erleben überhaupt) stärken, die den Wahrheitswillen stärken, die den Wunsch zum Guten stärken, werden häufiger abträglich als zuträglich sein für den Erkenntnisfortschritt.
Das ist auch der Grund, weshalb Simon Conway Morris auf mehreren hundert Seiten nur aktuellste Forschungsliteratur zitiert und sich auf sie bezieht und nur im aller letzten, kurzen Kapitel - ganz kurz - auf seinen eigenen christlichen Hintergrund zu sprechen kommt (9). Beispielsweise der Ex-Jesuit Teilhard de Chardin ging da - im Zusammenhang seiner naturwissenschaftlichen Argumentation - ganz anders vor. Und er wird schon allein deshalb sicherlich nur noch von wenigen Naturwissenschaftlern für irgendwie aktuell oder anregend gehalten.
Auch Michael Blume dürfte durch sein christliches Weltbild - und durch christliche gruppenevolutionäre Strategien - ermutigt worden sein, seine religionsdemographischen Forschungen und Erkenntnisse zu veröffentlichen und zu vertreten.
Das mag man dann aus einer gewissen (Hegel'schen) Perspektive heraus die wissenschaftsgeschichtliche "List der Vernunft" nennen. Überhaupt ist vielen Menschen, die Forschung fördern, bewußt, daß die Forschungsgeschichte zeigt, daß insbesondere in der Grundlagenforschung die künftigen Entwicklungen kaum vorauszusehen waren, daß die größten Durchbrüche fast immer unerwartet und völlig überraschend kamen, daß man hier den Erkenntnisfortschritt also am ehesten fördern kann, um so größere Freiheit man kreativen Forschern läßt. Denn wer in der Forschung nur das Erwartete erwartet von sich selbst und anderen (wie es in der angewandten Forschung zu oft geschieht), der wird dann - zumeist - auch nur das Erwartete hervor bringen.
Ich darf auch von meinem eigenen Jahre langen naturwissenschaftlichen Forschen zur Soziobiologie arbeitsteiliger Gesellschaften sagen, daß ich natürlich versuche, die ganze Bandbreite meiner Erfahrungen im eigenen Leben wie in dem, was man liest, zu berücksichtigen und zu bewerten auf die Wichtigkeit des jeweils Umsonnenen für eine theoretische Weiterentwicklung. Hier ist es aber zumeist eher umgekehrt: Man findet allerorten evolutionspsychologische Erklärungen dafür, warum Wahnglaube und warum die gruppenevolutionären Strategien von Männerorden und Priesterkasten aus evolutionsbiologischer Sicht "funktionieren", bzw. wann sie - zum Beispiel - der Intelligenz- und Altruismus-Evolution der Menschheit zuträglich, wann sie derselben abträglich sind.
Ich glaube, die Naturwissenschaft hat schon lange ein Stadium erreicht, wo sie sich bewußt ist, daß zu krasse außerwissenschaftliche Einflüsse eher Forschungshemmnis sind. So nannte ja noch Konrad Lorenz den philosophischen Idealismus ein klares Hemmnis für naturwissenschaftliche Forschung und für die möglichst voraussetzungsfreie Entgegennahme der Ergebnisse dieser Forschung durch Geisteswissenschaftler. Also außerwissenschaftliche Einflüsse, wenn sie nicht kulturell-künstlerisch wertvoller Art sind, die also - etwa - das Schönheitserleben (und damit das intuitive Erleben überhaupt) stärken, die den Wahrheitswillen stärken, die den Wunsch zum Guten stärken, werden häufiger abträglich als zuträglich sein für den Erkenntnisfortschritt.
Das ist auch der Grund, weshalb Simon Conway Morris auf mehreren hundert Seiten nur aktuellste Forschungsliteratur zitiert und sich auf sie bezieht und nur im aller letzten, kurzen Kapitel - ganz kurz - auf seinen eigenen christlichen Hintergrund zu sprechen kommt (9). Beispielsweise der Ex-Jesuit Teilhard de Chardin ging da - im Zusammenhang seiner naturwissenschaftlichen Argumentation - ganz anders vor. Und er wird schon allein deshalb sicherlich nur noch von wenigen Naturwissenschaftlern für irgendwie aktuell oder anregend gehalten.
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- Haukipesukone (a wannabe-philosopher of Finnish origin): Kabbalistic Origins of the Copernican Model, 3. August 2017, https://concordiaabchao.wordpress.com/2017/08/03/copernican-model/
- Meinecke, Erich: "Oh, daß doch dies alles gebessert würde, solange es noch Zeit ist und ehe ein großer Fall geschieht". Nikolaus Kopernikus und die Geschichte Westpreußens. In: Die Deutsche Volkshochschule, Folge 102, März 1996, S. 13-24
- Bading, Ingo: "Eine Milliarde Katholiken gegen 200 Ludendorffer - viel Spaß in der Bataille" "Voran, Soldaten Christi" - "Im Namen des Kreuzes Kriegsdienste tun". Auf: GA-j!, 28. Juli 2015, http://studgenpol.blogspot.de/2015/07/eine-milliarden-katholiken-gegen-200.html
- Layzer, David: Das Universum - Aufbau, Entdeckungen, Theorien. Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft, Heidelberg, 3. Auflage 1989 (dt. zuerst 1986, engl. zuerst 1984)
- Bading, Ingo: Was zu tun ist am wichtigsten? Antworten auf Lebensfragen junger Menschen - Mitschrift eines Vortrages von Gerold Adam aus dem November 1993. In: Die Deutsche Volkshochschule - digitale Ausgabe, 1. August 2017, http://fuerkultur.blogspot.de/2017/08/was-zu-tun-ist-am-wichtigsten.html
- Hartmann, Max: Die philosophischen Grundlagen der Naturwissenschaften. 1948
- Heisenberg, Werner: Der Teil und das Ganze. Gespräche im Umkreis der Atomphysik. Piper, München 1969
- Conway Morris, Simon: Life’s Solution: Inevitable humans in a Lonely Universe. Cambridge University Press, 2003
- Gonzales, Guillermo; Richards, Jay Wesley: The Privileged Planet: How Our Place in the Cosmos Is Designed for Discovery. Regnery Publishing, Washington D.C. 2004
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