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Abb. 1: "'s ist Krieg und ich begehre, nicht schuld daran zu sein" - Deutscher Soldat, russischer Gefallener Juni 1941 |
Daß wir uns hier auf dem Blog mit dem geheimnisumwitterten deutschen Geheimdienstchef Wilhelm Canaris (1887-1945) (Wiki) zu beschäftigen hätten, wenn wir die Hintergrundpolitik rund um das Dritte Reich so weit als möglich vollständig verstehen wollen, war uns früh klar geworden, nachdem wir überhaupt auf das Thema des Elitären Satanismus gestoßen waren. Der vorliegende Beitrag ist schon vor einem Jahr erarbeitet, aber seither nicht veröffentlicht worden, weil uns das Thema noch nicht vollständig und rund genug bearbeitet erscheint. Da ein Leser aber schon die Veröffentlichung wünscht, damit er sie zitieren kann, sei sie hiermit getätigt. Wie so vieles hier nur als ein vorläufiger Zwischenstand zum Thema.
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Abb. 2: Wilhelm Canaris - Elitärer Satanist? |
Bei der Bebilderung dieses Beitrages stoßen wir gerade auf viele Fotos von deutschen Bombenopfern des Zweiten Weltkrieges, die einem ganz "unbekannt" vorkommen, die also gar nicht so recht in jenes kollektive Bewußtsein übergegangen sind, in dem sich so viele andere viel gezeigte Fotos des Zweiten Weltkrieges verankert haben. Deshalb seien hier einmal einige dazu eingestellt, um darauf aufmerksam zu machen, worum es bei solcher Geheimpolitik überhaupt geht.
Im Internet wird Wilhelm Canaris mitunter mit dem Symbol der "Schwarzen Sonne" in Zusammenhang gebracht. Und dieses wird von manchen als satanistisches Zeichen interpretiert und benutzt (siehe frühere Beiträge hier auf dem Blog). Canaris wird dort auch als "einer der großen Initiierten", sprich "Eingeweihten" bezeichnet.
Da gibt es etwa den vormaligen SS-Offizier, das völkisch-ariosophische Templer-Oberhaupt Rudolf J. Mund (1920 - 1985), der im Volkstum-Verlag von Wilhelm Landig, einem seiner offenbar nahen Kollegen, veröffentlicht hat. Mit diesem Rudolf Mund werden wir uns offenbar hier auf dem Blog auch noch genauer beschäftigen müssen. Denn er hat folgende irgendwie sehr "wissend" klingendene zu Canaris geäußert (11):
Wilhelm Walter Canaris, geboren am 1. Jänner 1887 in Aplerbeck, Kreis Dortmund, ins Unbekannte eingegangen am 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenburg. Dazwischen lag ein Leben voll von so ungeklärter, zwielichtiger Konzeption, wie es nur das der großen Initiierten oftmals sein kann, ja sein muß. Als Admiral und deutscher Offizier stand er an der Spitze einer gigantischen Organisation, die unter dem Namen 'Abwehr' zum geschichtsbildenden Faktor des Zweiten Weltkriegs ward. Er wuchs jedoch weit darüber hinaus. Für ihn war diese Organisation Vorhof manches Vertrauten, den er in eine ganz andere Aufgabe einführen wollte. Man hat versucht, diese Aufgabe als Weltorganisation deutscher Einflüsse zu definieren. Sie war und ist mehr als das. Canaris war ein geschichtliches Regulativ, das sich weder der NS-Aggression noch der Widerstandsleistung ganz verschreiben konnte. Deshalb gilt er vielfach nach beiden Seiten als Verräter. Er war es nicht, denn er diente der unbekannten, übergeordneten Aufgabe. Er war das, was Dr. H. Fritsche vielleicht als "merlineske" Persönlichkeit bezeichnen würde. Sein Abtritt von der profanen Weltbühne fügt sich harmonisch in dieses Bild. Wir wissen nicht, welchen Mysterien Canaris angehörte, aber wir fühlen und erkennen ihn als einen der großen Realesoteriker unseres Jahrhunderts. Wir verspüren sein Genie und sein legendäres Schnelldenken an allen Ecken und Enden unserer Gegenwart. Es liegt etwas von seinem feinen, sensiblen Humor in der Luft. Wir entbieten ihm, der unserer Zeit so sehr das Siegel seiner Persönlichkeit aufzudrücken vermag, unseren Gruß: Möge Dir die Schwarze Sonne noch lange leuchten.
Was uns an diesem Zitat jetzt, im Dezember 2013 so auffällt, ist die so intim klingende Bezugnahme zu OTO-Chef Herbert Fritsche, auf den wir ja in ganz anderen Zusammenhängen zwischenzeitlich gestoßen waren (GA-j!, 7/2012). Deshalb sei dieses Zitat an den Anfang gestellt. Die Zeitschrift, die dieser Fritsche in den 1930er Jahren herausgegeben hatte, trug übrigens den Namen "Merlin". Womöglich also war dieser OTO-Chef, so geht uns dabei durch den Kopf, der Logenvorgesetzte von Wilhelm Canaris? Und von manchem anderen mehr? Dieser Rudolf J. Mund, der sich jedenfalls nicht nur als Nachfolger des Lanz von Liebenfels, sondern auch des Herbert Fritsche angesehen haben.
Nicht viel anders wie in diesem Zitat jedenfalls könnte ein solcher Autor wie Mund wohl auch über einen Friedrich Hielscher oder einen Ernst Jünger sprechen. Die Intrigen des Wilhelm Canaris werden ja auch E. R. Carmin in "Das schwarze Reich" an mehreren Stellen im entsprechenden Sinne erwähnt. Gehen wir also im folgenden einige Stationen im Leben des Wilhelm Canaris durch und und klopfen wir sie auf satanistische Implikationen hin ab.
Canaris - Ein Paradebeispiel für Elitenkontinuität im 20. Jahrhundert
Wilhelm Canaris ist in jedem Fall ein Paradebeispiel für Eliten-Kontinuität im 20. Jahrhundert. Er wird kein Logen-
Ideologe gewesen sein (wie Friedrich Hielscher und Kollegen) oder Logen-
Literat (wie Hermann Hesse und Kollegen), auch kein Logen-
Historiker (wie Hans Bernd Gisevius und Kollegen). Sondern er gehörte zu den für seine Vorgesetzten brauchbareren "
Machern". Er war der Mann "vor Ort". Der, der sich - im Dienste der Loge und ihm vorgesetzter Geheimdienst-Männer - zumeist in unmittelbarer Nähe des entscheidenden verbrecherischen politischen Geschehens bewegte. Und wem galt nun seine Loyalität? Der Monarchie? Den republikfeindlichen Kräften der Weimarer Republik? Der Weimarer Republik? Dem Dritten Reich? Dem deutschen Widerstand? Den westlichen Geheimdiensten? Canaris ist nicht genau zuordbar, so lautet der heutige Stand der Forschung. Den großen Helden des deutschen Widerstandes wie man das aus ihm in den 1950er Jahren gemacht hat, kann man jedenfalls heute nicht mehr aus ihm machen. Nein, er gehört eher in die Kategorie Verbrecher. Besser: Massenverbrecher.
Schon das "Nicht-Zuordbar" sein dürfte schon einer der besten Hinweise auf satanistische Hintergründe sein, wie ja auch schon im Mund-Zitat anklang. Denn für jede der eben genannten Zuordnungen könnte man gute Belege anführen. Die dann aber wieder im Widerspruch stehen zu anderen Belegen, mit denen man gegenteilige Zuordnungen gut belegen könnte. Erst arbeitet Canaris eindeutig im Sinne des aggressiven "Tiger-Reitens", des ausgreifenden Imperialismus des "Tigerstaates" Dritten Reich. (Zum von Haushofer damals benutzten Bild des "Tigers" für die Achsenmächte siehe "Wer auf dem Tiger reitet, kann nicht absitzen".) Etwa indem Canaris den Auslandseinsatz der deutschen Wehrmacht im Spanischen Bürgerkrieg in die Wege leitet. Und dann sabotiert das von ihm geleitete Amt Abwehr spätestens ab 1942 sowohl an der Ostfront, wie an der Afrika-, bzw. Mittelmeerfront, wie an der Westfront die deutsche Kriegsführung dahingehend, daß ein alliierter Sieg sichergestellt ist. Aber auffälligerweise erst nach einem langen für alle Kriegführenden schwächenden Krieg. Was sollte satanistischer sein, als ein solches Verhalten?
Und genau das ist doch auch "Eliten-Kontinuität im 20. Jahrhundert" überhaupt: Nicht einer Staatsform gilt die Loyalität. Vielmehr ist die innere Widersprüchlichkeit des äußeren Geschehens und Verhaltens der klarste Hinweis darauf, daß die eigentliche Loyalität einer okkulten, satanistischen Lehre gilt. Womit will man das von Canaris mitgestaltete Geschehen und sein Verhalten sonst innerlich widerspruchsfrei erklären? Es sind dafür keine anderen Erklärungsangebote bekannt. Allein dies ist also wird das Geheimnis sein hinter dem "Rätsel", hinter der "Sphinx" Canaris. Die Tatsachen insgesamt gesehen sprechen hier viel zu klar und deutlich für sich.
Es bleibt dann von der ganzen "Sphinx" Canaris nur noch ein "Rätsel" übrig: Wie konnte es kommen, daß er das Umbruchjahr 1945 nicht ebenfalls gut und lebend überstand? Wie etwa Friedrich Hielscher oder General Speidel?
Daß er es nicht tat, deutet womöglich auf die vergleichsweise untergeordnete Rolle hin, die ihm dennoch - trotz all des äußeren, scheinbaren Einflusses - zukam. Die eigentlichen Logen- und Geheimdienstvorgesetzten von Wilhelm Canaris arbeiten alle nicht so offen und öffentlich, wie dies letztlich noch von Canaris gesagt werden muß. Und - "tja" - Untergeordnete müssen eben mitunter "geopfert" werden beim "Tempelbau".
Und da sie eingeweiht genug sind, wissen sie, daß sie selbst den Tod allemal verdient haben - so oder so. Gerade um 1945 herum sind ja viele Doppelagenten, Eingeweihte und Okkultgläubige ums Leben gekommen. Bormann, wie offenbar durch genetische Tests inzwischen recht gut nachgewiesen. Himmler ja auch, Karl Haushofer und Sohn und Frau. Rudolf Heß zwar sehr viel später - aber dennoch: ermordet. Es könnten das ja alles "Opfertode" gewesen sein in irgendeinem Sinne, der über den "Tod für Deutschland" noch hinausgeht. Solche Opfer sind ja vorgesehen für einen Eingeweihten "auch sonst". Der Tod kommt für sie nicht überraschend, wie man mitunter auch in Gesprächen mit heutigen Freimaurern erfahren kann. Und dafür gibt es ja eine eigene Logenideologie, nämlich daß auch "gute" Freimaurerer - wie Hiram - mitunter geopfert werden müssen, auch dann, wenn sie gar keine Verräter sind, sondern sogar das Gegenteil. Sondern sogar gute "Baumeister". Womöglich sind diese Opfer sogar besonders "wertvoll" zur Erreichung der okkulten, magischen Ziele. Insbesondere "nach getaner Tat". Vielleicht waren das ja 1945 "Dankesopfer"? (Klingt fast wie ein Scherz - aber nichts ist makaber genug, um nicht dennoch - oder gerade deshalb - dafür geeignet zu sein, daß es Satanisten unterstellt werden könnte.)
"Zumindest peinlich" - Die Finanzierung von Geheimdienst-Mordgruppen in den frühen 1920er Jahren
Verdient hatte doch ein Wilhelm Canaris seinen Tod allemal. Aus welcher Sicht auch immer. Er beispielsweise war es schon 1921, der eigentlich als derjenige galt, der die "Schwarze Reichswehr" und die "Organisation Consul" des Kapitäns Erhardt finanzierte (Höhne, S. 88). Diese Schwarze Reichswehr hatte Unterabteilungen für die Vollstreckung von geheimen Logenurteilen des Thule-Ordens, also für die Ausführung von Logenmorden. Zu diesen gehörten die Morde an Rosa Luxemburg und Wilhelm Liebknecht, begangen von den nächsten Freunden und Kollegen von Wilhelm Canaris (Höhne, S. 66f). Und in der vollständigen Aufklärung des Tathergangs vor allem verhindert wiederum durch - eben jenen Wilhelm Canaris (Höhne, S. 68 - 76). Aber Logen-Historiker Höhne schreibt ganz richtig über den Canaris der 1920er Jahre weiter (S. 86):
Mußte es ihn nicht zumindest peinlich berühren, allerorten Mörder und Mittäter von der Polizei gejagt zu sehen, die einmal sein Vertrauen genossen oder seinen Lebensweg gekreuzt hatten? Da war der Leutnant Erwin Kern, der Mörder des Reichsaußenministers Walter Rathenau - er hatte einst als Adjutant bei jenem OC-Gauleiter Wende gesessen, mit dem Canaris das Bündnis zwischen Marinestation und OC besiegelt hatte. Da war der Kapitänleutnant a. D. Manfred von Killinger, Auftraggeber des Mordes an dem Reichsfinanzminister Matthias Erzberger - er hatte die Sturmkompagnie geführt, die am Tage des Kapp-Putsches das Reichswehrministerium besetzte. Da war der ehemalige Deckoffizier Voß, ein Mitwisser des Rathenau-Mordes - ein Konfident von Canaris. Und da war nicht zuletzt der Oberleutnant von Bergen, einer der vielen Zuträger von Canaris, der sich gerade anschickte, ein Gasbomben-Attentat auf den Heereschef Seeckt vorzubereiten.
Alles schon damals so - wie einige Jahrzehnte später rund um die RAF und den sogenannten "NSU". Überall waren die Geheimdienste mit dabei, Morde wurden von Mitarbeitern des Verfassungsschutzes oder deren Freunden ausgeführt (Verena Becker, NSU etc.). Als dürfte es noch politische Morde im fortgeschrittenen 20. und 21. Jahrhundert geben ohne Geheimdienstbeteiligung und -involviertheit. Wo kämen wir denn da hin in unserer "modernen" Zeiten!!! Wenn irgendjemand mordet, ohne daß Geheimdienste davon wüßten. Also, meine Herren, ich bitte Sie!
Aber natürlich (!) waren diese Geheimdienste nicht die Auftraggeber der Morde. Iwo! Und einen Thule-Orden mit solchem Einfluß hat es doch in den 1970er Jahren in Deutschland nicht mehr gegeben. Auf der Wewelsburg ging es zwar nach 1945 "weiter". Im politischen Mordgeschehen auch. In der Fraternitas Saturnis im Logenhaus der Großen Loge der Freimaurer von Deutschland reichten sich ehemalige SS-Mitglieder ebenfalls weiter untereinander bewundernd die gegenseitigen "Ehrendolche" herum. Aber all das hat natürlich alles nichts miteinander zu tun.
Und dann redet der Spiegel- und Logen-Historiker Heinz Höhne da außerdem noch von - - - "zumindest peinlich". Das wäre nicht verharmlosend und zur "Gewöhnung" für die Öffentlichkeit geschrieben? Höhne tut dabei so, als ob Menschen, die in satanistischen Logen verblödet und entmoralisiert worden sind, noch irgendein Gefühl "zumindest" von "Peinlichkeit" kennen würden. Hinter den "tausend Masken", hinter denen sie sich verbergen. Höhne hat sich mit genügend von ihnen selbst sehr persönlich auseinandergesetzt (etwa mit Werner Best). Und verhöhnt auch hier wieder einmal die Öffentlichkeit. Er braucht doch mit aller größter Wahrscheinlichkeit nur in sein eigenes Inneres zu schauen, um zu wissen, daß seine eigenen Worte nur - - - Worte sind, Phrasen: "Zumindest peinliche".
Logen-Historiker - vom Schlage Hans Bernd Gisevius, Fritz Tobias, Heinz Höhne, Sven Felix Kellerhoff ... - müssen halt die Geschichte jeweils neu "deuten" und umschreiben, Jahrzehnte später die Öffentlichkeit allmählich an die eigentlichen Sachverhalte und Zusammenhänge heranführen. "Behutsam" natürlich, so daß niemand aufwacht und hellhörig wird. Natürlich (!) können sie dazu nicht gleich alles sagen, was sie wissen oder auch nur ahnen. Natürlich (!) können sie dafür nicht gleich alle Informanten nennen, die sie in Kenntnis gesetzt haben. Stattdessen brauchen sie viele - - - hohle Worte und Phrasen. Wie an dieser Stelle die verharmlosende Phrase "zumindest peinlich", die zumindest peinlich ist. Herr Heinz Höhne.
Ganz so wie es auch heute - - - "zumindest peinlich" ist, daß Verena Becker Mitarbeiterin des Verfassungsschutzes war, daß der Verfassungsschutz Finanzier und Mitwisser der NSU-Morde war. Aber hallo! Wo satanistische Okkultlogen wirksam sind, geschieht gar nichts anderes als ständige Wiederholung. Was könnten sie denn anders machen als bisher? Und warum denn auch? Klappt doch alles prima!
Der Kapitän zur See von Loewenfeld, ein Vorgesetzter von Canaris, schreibt im September 1926 über den erfolgreichen Canaris (Höhne, S. 107):
Es gibt für ihn keine Hindernisse, kein Fieber hält ihn fest, kein Raum ist so abgeschlossen, daß er nicht doch herein- und an die betreffende Persönlichkeit herankommt, um dann in verblüffend kurzer Zeit im Sattel zu sitzen, mit kindlich unschuldigem Gesicht.
Und diese Erfolge sollte er ganz ohne einflußreiche Hintergrundmächte gehabt haben? Ach ja? Muß ja wirklich ein Genie sein. So wie ein Canaris in die Hinterzimmer und "auf den Sattel" kam, so kamen Astrologen darauf, wie sich künftige Ereignisse abspielen würden. Durch Wissen und durch Einflußmöglichkeiten, die Hintergrundmächte eben haben.
Canaris führt die Legion Condor auf der "falschen", nämlich der klerikal-faschistischen Seite in den Krieg
Der Amazon-Rezensent Franz Tonn schreibt in einer Rezension (17.7.2006):
In zwei Werken ("Hitler und der spanische Bürgerkrieg" und "Wilhelm Canaris - Der Admiral und seine Mitverantwortung am
Verlauf des Krieges") stellt Wilfred von Oven Admiral Canaris als
britischen Spion dar. Er führt hierfür zahlreiche Indizien an,
insbesondere Canaris' Einwirken auf Franco, bleibt aber letztlich
Beweise schuldig.
Also haben wir uns diese Veröffentlichungen des BND-Mitarbeiters Wilfred von Oven (s. Wiki) herausgesucht. Wie Wilfred von Oven, ein vormaliger Angehöriger der Legion Condor, in seinem Buch darstellt, fragten sich die Angehörigen dieser Legion immer wieder, ob sie nicht "auf der falschen Seite" kämpfen würden, wenn sie für ein so klerikal-faschistisches, bigott-katholisches Regime wie das des Generals Franco ihr Leben aufs Spiel setzten. Damit äußerten sie das gleiche Mißtrauen, das zeitgleich der Hintergrundpolitik-Kritiker Erich Ludendorff, im Sommer 1937 unter Morddrohungen Adolf Hitlers stehend, ebenfalls in seiner Zeitschrift veröffentlichte. Und wer war derjenige, der den Einsatz der Legion Condor diplomatisch vor allem in die Wege geleitet hat und ihn immer wieder "verlängert" hat? Nun: Wilhelm Canaris. Wilfred von Oven schreibt über ihn (4, S. 31):
Welche Beweggründe hatte Canaris, alles auf die Karte Franco zu setzen? Warum bevorzugte er - und über seinen Einfluß auch Hitler - einen General, dessen persönliche Tapferkeit zwar außer Zweifel stand, dem aber ebenso offensichtlich die Kenntnisse und Fähigkeiten des Feldherrn fehlten, um den Bürgerkrieg schnell und blutsparend zu Ende zu führen, wie das nötig und möglich gewesen wäre, statt ihn zu einem fast dreijährigen furchtbaren Massaker werden zu lassen?
Was für schwere Vorwürfe deuten sich hier Canaris gegenüber an. Gut, daß sie nur in politisch rechtsstehenden Verlagen und Zeitschriften in dieser Weise geäußert werden. Wirklich "gut". Aber es ist genau jener Art von Vorwurf der halbherzigen Kriegsverhinderung und der warmherzigen Kriegsverlängerung, der sich bezüglich des Amtes Abwehr und seiner Mitarbeiter Reinhard Gehlen (Ost) und Alexis von Roenne (West) hinsichtlich des ganzen Zweiten Weltkrieges immer deutlicher abzeichnet. Um so wesentlicher die Ausführungen des Wilfred von Oven über das Wirken von Canaris im Spanischen Bürgerkrieg, der "Probemobilmachung" für den nachfolgenden "Europäischen Bürgerkrieg", genannt Zweiter Weltkrieg. Wilfred von Oven weiter (4, S. 32):
Es war gewiß kein Zufall, daß der geheimnisvolle Abwehrchef immer dann in Spanien aufzutauchen pflegte, wenn es hier zu Konflikten zwischen der deutschen und der spanischen Führung kam (und das waren gar nicht wenige). Seine Vermittlung brachte dann stets einen Kompromiß zustande, der echte Zugeständnisse meist nur auf deutscher Seite forderte, und der jedenfalls an der Tatsache nichts änderte, daß dieser Krieg nicht mit der Energie geführt wurde, die die sich zuspitzende weltpolitische Lage erfordert hätte.
1936 - "Ein lang vorbereiteter römisch-faschistischer Schlag gegen das Volksfrontregiment in Spanien"
Ganz ohne einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können, beurteilte der Hintergrundpolitikkritiker Erich Ludendorff diese Geschehnissen in seiner Zeitschrift schon sehr ähnlich. In der Folge vom 5. Oktober 1936 (abgeschlossen am 26.7.) des "Am Heiligen Quell Deutscher Kraft - Ludendorffs Halbmonatsschrift" schrieb er im Rahmen seines halbmonatlichen weltpolitischen Überblicks (S. 364f):
Sehr erfolgreich war die katholische Aktion in Spanien (...). Mitte des Monats wurden in dem gärenden Spanien römischgläubige Faschistenführer ermordet. Darauf brach am 17. ein Aufstand gegen die Regierung seitens spanischen Militärs in Spanisch-Marokko und auf den Kanarischen Inseln aus, der sich bald nach Süd-, West- und Nordspanien fortsetzte, hell flammte bald der Aufruhr in ganz Spanien gegen die Volksfrontregierung auf. Sie bildete sich zunächst am 19. im sinne einer Versöhnung um, doch schon am nächsten Tage nahm die Regierung durch Neuumbildung einen scharf antifaschistischen Charakter an.
Es ist kein Zweifel, daß es sich bei der Revolution in Spanien um einen lang vorbereiteten römisch-faschistischen Schlag gegen das (...) Volksfrontregiment in Spanien handelt, der auch anscheinend von anderwärts, z.B. von dem römisch-faschistisch regierten Portugal aus, unterstützt wird. Über den Stand der Revolution ist noch kein klares Bild zu gewinnen. Die Berichte von Seiten der Regierung und der Militärpartei, das sind die Aufständischen, widersprechen sich. Diese meldet zwar Fortschritte aus den Aufstandsgebieten im Norden, Westen und Süden, aber Madrid ist z. Z. in der Hand der Regierung, aber deren Lage ist ungemein ernst, da sie sich nicht auf das Militär verlassen kann. Schon spielen sich heftige Kämpfe in dem Gebirge nördlich unweit Madrid ab (25. 7.). In Burgos, im nordwestlichen Spanien, hat sich eine Gegenregierung gebildet.
Die Verhältnisse in Spanien lenken immer mehr die Aufmerksamkeit der anderen Regierungen dorthin. Die meisten Staaten, auch Deutschland, haben Flottenstreitkräfte an die spanische Küste gesandt. Ob die Nachricht zutrifft, daß die Volksfront-Regierung in Frankreich die Ausfuhr von Kriegsmaterial nach Spanien zur Unterstützung der Volksfront-Regierung in Madrid zuläßt, muß noch dahingestellt bleiben. Zweifellos macht die spanische Regierung entsprechende Anstrengungen und Leon Blum möchte ihr Entgegenkommen zeigen - aus Selbsterhaltungfragen!
Wenn heute im übrigen Rom über brennende Kirchen und Klöster klagt, so verurteilen wir zwar solche Handlungen, aber wir erinnern Rom an die Millionen Spanier, die es durch die Inquisition gemordet oder auf Galeeren als Sträflinge gebracht hat.
Rom hofft auf Festigung seiner Stellung in aller Welt. In der Tat müssen wir gespannt sein, welche Nachwirkung die Revolution in Spanien auf das Volksfront-Frankreich ausüben wird, wo die Regierung bisher planmäßig die wirtschaftlichen Forderungen der Volksfront durchdrückt, ohne allerdings ihren Willen gegenüber der streikenden Arbeiterschaft völlig durchsetzen zu können.
Oktober 1936 - "Kutten und Soutanen beherrschten das Bild"
Über die "spektakulären Amtsübernahme" Francos in Burgos im 1. Oktober 1936 schreibt Wilfred von Oven (4, S. 48):
Kutten und Soutanen beherrschten das Bild. Ein klerikal-faschistisches Regime, wie es Dollfuß 1932 in Österreich errichtet hatte, begann sich abzuzeichnen.
Und über die vertraulichen Gespräche, die Canaris mit Franco in Salamanca kurz nach dem Staatsstreich Francos vom Oktober 1936 führte, schreibt von Oven, wobei er sich auf den damaligen engen Mitarbeiter von Canaris Ino Rolland beruft, den von Oven 1952 in Buenos Aires persönlich gesprochen haben will (4, S. 26, S. 54f):
Canaris mußte höchlichst daran interessiert sein, daß die totale Macht, die Franco bei dieser Gelegenheit zu zwei Dritteln an sich gerissen hatte, auch noch in ihrem letzten Drittel gut und dauerhaft abgesichert würde. Ino Rolland, mit dem ich in Buenos Aires darüber sprach, vertrat die Ansicht, Canaris habe gar nicht anders handeln können, wenn er Franco und damit Spanien in den Dienst seiner langfristigen Pläne zum Sturz Hitlers einspannen wollte. Ein treuer, zuverlässiger und dem Dritten Reich wohlgesonnener Bundesgenosse auf der iberischen Halbinsel hätte Hitlers Stellung in Europa, über dem sich bereits die dunklen Wolken des Krieges zusammenballten, unerhört gestärkt. Und nachdem Hitler - ohne Canaris zu befragen - am 25. Juli 1936 mit seinem blitzartigen Entschluß zu einer schnellen und nachhaltigen Hilfe für die nationalen Rebellen den ersten Schritt in diese Richtung getan hatte, gab es keinen anderen Weg, den ersehnten Erfolg zu verhindern, als die ganze Macht in Spanien einem Mann wie Franco zuzuspielen.
Rolland wies mich zur Untermauerung seiner These auf einen Satz in dem Buch von Fabian v. Schlabrendorff "Offiziere gegen Hitler" hin, das damals gerade Aufsehen erregte. Der Chronist des Widerstandes bekennt dort, freilich nicht in bezug auf Spanien, sondern in anderem Zusammenhang wörtlich, einen "Erfolg Hitlers unter allen Umständen und mit allen Mitteln zu verhindern, auch auf Kosten einer schweren Niederlage des Reiches, war unsere dringlichste Aufgabe." (...) Rolland zeigte mir die Stelle. Sie stand in der Zürcher Erstausgabe des Buches von 1946 auf Seite 38. Ich hatte die Ausgabe von 1951. Da stand sie nicht mehr drin. Man hatte sie gestrichen - aus gutem Grund.
Wenn diese Ausführungen stimmen, dann legen sie nahe, daß man in deutschen - und wohl auch in internationalen - Geheimdienstkreisen schon in diesem Jahr 1936 weit gedacht hat! Womöglich hatte man schon damals, wie William C. Bullitt zwei Jahre später, mit einem Niederwerfen Frankreichs durch Deutschland in einem neuen Krieg (Blitzkrieg) gerechnet und mit einem Niederwerfen Deutschlands erst nach einem längeren Krieg, vor allem auch einem solchen gegen die Sowjetunion. Hätte nun 1939/40 in Spanien noch eine Volksfront-Regierung bestanden, wäre es für Deutschland naheliegend gewesen, gleich nach Gibraltar weiter durchzustoßen, so wie es 1940/41 auch überraschend Norwegen besetzte und bis nach Griechenland durchgestoßen ist. Wäre aber Gibraltar von den Deutschen besetzt gewesen, hätten demokratische britisch-amerikanisch-französische Kräfte bei weitem nicht so leicht eine Front in Nordafrika und im Mittelmeer-Raum bilden können, wie sie es dann - im britischen Besitz von Gibraltar - tun konnten.
"Installierte" man in Spanien einen äußerlich faschistisches Regime, das aber im Kern den "heidnischen Charakter" des deutschen Faschismus ablehnte, konnte man Hitler gegenüber besser begründen, warum es nicht gar so leicht oder opportun wäre, handstreichartig Gibraltar zu besetzen. - War das der tiefere Grund für den ganzen Spanischen Bürgerkrieg und die Art seines Verlaufs?
Erich Ludendorff schrieb zur Zeit der Gespräche des Canaris mit Franco in der Folge vom 20. 8. 1936 (abgeschlossen am 12. 8.) in seinem halbmonatlichen weltpolitischen Überblick (S. 399):
Am 17. 6. 36 begann der Bürgerkrieg, der bald einen ungemein schleppenden Gang annahm, der schwer zu erklären ist. Unwillkürlich dachte ich an die Türkei der Vorkriegszeit, wie der Sultan seine Truppen aus Furcht vor ihnen, keine Munition und keine Schießausbildung gab. Es scheint auch in Spanien beiden Parteien an Munition zu fehlen, klägliche Kriegsausrüstung in der spanischen Wehrmacht scheint des weiteren geherrscht zu haben. Wie weit auswärtiges Geld eine Rolle spielt, ist nicht deutlich ersichtlich. Die Eisenbahnen scheinen vielfach zerstört zu sein. Die Bevölkerung und die Soldaten scheinen nicht recht zu wissen, um was es geht, nur einige fanatisierte Bolschewisten und Faschisten sind sich über ihr Wollen klar. Dies alles wirkt zusammen, um den schleppenden Gang der Ereignisse zu erklären. Besonders überraschend war es, daß der aufständische General Mola, der in Nordwestspanien seinen Rückhalt hat und dicht vor den Toren Madrids steht, nicht zugegriffen hat.
Am 5. 8. ist es General Franco gelungen, unter dem Schutz von Flugzeugen, Truppenverschiffungen von Marokko nach Spanien vorzunehmen, obschon die Regierungsflottes sie hindern wollte. Die Fremdenlegion scheint die einzig brauchbare Truppe zu sein, die in diesem Bürgerkriege bisher in Erscheinung getreten ist. Etwa vom 10. August ab sind die Operationen gegen Madrid scheinbar mehr in Fluß gekommen. Es scheint, daß sowohl hart nördlich von Madrid wie weiter von Süden her die Generale Mola und Franco Fortschritte machen. Diesem unterstehen wohl auch die befähigtsten Generale, die der Regierung zu fehlen scheinen. Beide Seiten verhängen Todesurteile über ihre Gegner, das Land fällt immer mehr der Verwüstung anheim.
Die Aufmerksamkeit der europäischen Mächte hat sich fortgesetzt mehr auf den spanischen Konflikt gerichtet, neue Spannungen sind in Europa hervorgetreten, namentlich solche zwischen Italien und Frankreich, der Rückendeckung Italiens im abessinischen Kriege. Italien ist den faschistischen Generalen wohlgesonnen. (...) Jetzt sind italienische Flugzeuge nach Spanisch-Marokko geflogen, einige davon sind in Französisch-Nordafrika notgelandet, dadurch ist die Entsendung bekanntgeworden, von der indes die italienische Regierung gar nichts wissen will. Immerhin wirft diese Tatsache ein bezeichnendes Schlaglicht. Für Frankreich ist es eine Lebensfrage, ob Mussolini und der Faschismus herrschenden Einfluß in Spanien gewinnen oder dort eine ihm wohlgesonnene Regierung am Ruder ist, zumal sich die Beziehungen zwischen Italien und Deutschland fortgesetzt bessern. (...) Im übrigen ist auch für England die Sperrung des westlichen Zugangs zum Mittelmeer durch ein faschistisches Spanien von ausschlaggebender Bedeutung. Wenn Frankreich auch offiziell kein Kriegsgerät der spanischen Regierung lieferte, so gestattete es doch, genau so wie England, den privaten Ankauf von Kriegsgerät durch die spanische Regierung. Daß dies praktisch auf Waffenlieferung an die spanische Regierung hinausläuft, ist ganz klar. Wir erlebten hier also das Schauspiel, daß unter der Hand die Mächte die in Spanien gegenüberstehenden Parteien unterstützen, offiziell aber von völliger Neutralität sprechen.
28. August 1936: "Drohende Weltkriegsgefahren"
In der nächsten Folge vom 5. 9. 1936 (abgeschlossen am 28. 8.) erscheint dann als Leitartikel der Aufsatz von Erich Ludendorff "Drohende Weltkriegsgefahren" (S. 413ff). In ihm heißt es nach einer längeren geschichtlichen Einleitung (S. 414f):
Heute indes haben die Ereignisse in Spanien für alle Welt eine politische Bedeutung von ernsten Ausmaßen erlangt. Politische Hochspannung lagert in ihrem Gefolge über Europa, ähnlich wie in den Tagen 1914 nach der Ermordung des Erzherzog Thronfolgers bis zum Ausbruch des Weltkrieges. Der Ernst der Lage wird instinktiv von den Völkern gefühlt, ohne daß sie sich im einzelnen über die Ursachen klar sind.
Und später (S. 418):
Diese Hochspannung ist nicht durch den spanischen Bürgerkrieg erst hervorgerufen, sie ist dagewesen. Der spanische Bürgerkrieg macht sie offensichtlich und verschärft sie. Ob sie sich jetzt entlädt, das wird die nächste Zukunft zeigen, andernfalls bleibt sie aber bestehen, und mit ihr die Gefahr der Entladung. (...) Diese Hochspannung drückt sich in den fieberhaften militärischen Rüstungen aller Staaten der Welt aus. Das letzte Jahwehjahr dieses Jahrhunderts ist das Jahr 1941. Seine einzelnen Zahlen 1 + 9 + 4 + 1 haben die Quersumme 15, die im kabablistischen Aberglauben Jahweh geheiligte Zahl. In den vorgesehenen militärischen Maßnahmen einzelner Staaten bildet bereits das Jahr 1940 den Abschnitt, sie wollen für 1941 bereit sein, so Rußland. Den militärischen Anstrengungen Rußlands folgend, ist jetzt in Deutschland die zweijährige Dienstzeit an die Stelle der bisher einjährigen eingeführt und damit eine gründliche militärische Ausbildung gesichert, wie sie der totale Krieg bedingt. Warm begrüße ich diese notwendige militärische Maßnahme, die indes den Ernst der Lage blitzartig erleuchtet. (...)
Wir wissen nicht, wann und ob die Hochspannung sich entlädt, ob es den geheimen Drahtziehern des Weltgeschehens gelingt, die Völker in blutigem Ringen aufeinanderprallen zu lassen. Um so größer bleibt unsere Verantwortung.
In der nächsten Folge schreibt Ludendorff in seinem weltpolitischen Überblick (S. 478):
Es ist auch kein Zufall, daß der in Fulda beschlossene Hirtenbrief antibolschewistisch ist und sich vor dem Dritten Reich verneigt, das im Ringen gegen Sowjetrußland und Bolschewismus eine so ausgesprochene Stellung neben Italien, Österreich und Ungarn einnimmt, allerdings gibt die Art der Verneigung auch erheblich zu denken.
Über den politisch bedeutsamen Schwager des Generals Franco, den Rechtsanwalt und "Dandy" Ramon Serrano Suner, schreibt von Oven (4, S. 57 - 61):
In Spanien selbst wurde er in die Kategorie der "senoritos" (wörtlich: Herrchen) der begüterten, blasierten, oberflächlichen, meist äußerlich streng kirchlichen, oft geradezu bigotten und daher gelegentlich mildtätigen, aber echten sozialen Empfindungen unzugänglichen Herrensöhnchen eingeordnet, deren provozierende Existenz in der archaischen Gesellschaftsordnugn Spaniens fraglos ein mitbestimmendes Moment für die zahlreichen sozialen Konflikte und Explosionen dieses Jahrhunderts in Spanien einschließlich des letzten schrecklichen Bürgerkrieges war. (...)
Dem Nationalsozialismus dagegen stand er reserviert bis kritisch gegenüber, vor allem als mehr oder weniger treuer Sohn der katholischen Kirche.
Suner kritisierte den "heidnischen Charakter" desselben. Erich Ludendorff behandelte in jeder weiteren Folge seienr Zeitschrift auch den spanischen
Bürgerkrieg und auch die folgenschwere die Tatsache, daß sich durch ihn das vorher im Fluß
befindliche Bündnissystem Europas nun zu jener klaren Front- und
Konfrontationslinie formte, die dann auch bis 1939, bis kurz vor
Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und ab 20. Juni 1941 bestand. Nämlich
auf der einen Seite die "Achse" Berlin-Rom(-Japan), auf der einen Seite
die westlichen Demokratien mitsamt der "kleinen Entente" und in deren
Hintergrund die Sowjetunion. So wie lange Jahre vor 1914 schon das europäische Bündnissystem
der "Einkreisung Deutschlands" sich gebildet hatte, so sollte sich ab Herbst 1936 auch im europäischen Bündnissystem bis 1945 insgesamt
nur noch wenig ändern.
Dies muß herausgestellt werden, da noch kurz vor Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges Italien zwar in seinem Abessinienkrieg England gegen sich hatte, nicht aber Frankreich. Und da auch der Nichtangriffspakt zwischen Polen und Deutschland bis dahin noch größere Bedeutung hatte.
Ludendorff stellt insbesondere auch die Bestrebungen
Mussolinis heraus, im Mittelmeer-Raum das "Imperium Romanum"
wiederherzustellen, wobei die katholische Lobby deutlich im Hintergrund
stehen würde. Der kleinste Funke könnte im Zusammenhang des spanischen Bürgerkrieges das Pulverfaß Europa zur Explosion bringen, warnte er immer wieder.
Januar 1937 - Ludendorff: Legion Condor kämpft für Belange, die sie nicht übersieht
Nachdem sich Ludendorff ansonsten monatelang sehr
zurückgehalten geäußert hatte bei der Behandlung der "Freiwilligen" im
spanischen Bürgerkrieg, schrieb er in der Folge vom 20. Januar 1937
(abgeschlossen am 12. Januar) (S. 786):
Endlich scheint in die Kriegshandlung, wenigstens auf Seiten
Francos, ein klarer Wille eingesetzt zu haben, auch scheinen die
"Freiwilligen" Kampfwillen zu betätigen. Solcher ist bei überzeugt
römischgläubigen Fascisten ebenso vorauszusetzen wie bei überzeugten
Kommunisten, weniger bei "Freiwilligen", die nach Spanien "kommandiert"
sind. Willig läßt jeder wahre Soldat für die Verteidigung seiner Heimat
sein Leben. Zurückhaltend wird er kämpfen, wenn er, ähnlich wie
Söldnerscharen früherer Jahrhunderte, für Belange zu kämpfen hat, die er
nicht übersieht. Die beteiligten Staaten hüllen ihre in Spanien
getroffenen Maßnahmen in Dunkel und entziehen sie der Einsicht ihrer
Völker. Die "Weltpresse" hat es infolge der Heimlichkeiten um so leichter, erhöhtes Mißtrauen der Völker gegeneinander zu erwecken.
Der damalige Spanienkämpfer Wilfred von Oven scheint diese Worte
Ludendorffs im nachhinein deutlich zu bekräftigen, wenn er in seinem
Buch wiederholt von den immer wieder in den Gesprächen in den
Unterkünften der "Legion Condor" aufgetauchten Frage berichtet: "Kämpfen wir auf der falschen Seite?"
Auch mutmaßt Ludendorff immer wieder, daß für den "schleppenden Gang"
der militärischen Ereignisse auch Freimaurer auf beiden Seiten
verantwortlich sein könnten. Ob er mit dieser Vermutung, was den Admiral
Canaris betrifft, ins Schwarze getroffen hat, muß einstweilen
dahingestellt bleiben.
März 1938 - Jesuiten als enge Berater Francos
Der deutsche Botschafter in Spanien Stohrer charakterisierte das erste Kabinett Francos in einem Bericht vom März 1938. Wilfred von Oven schreibt (4, S. 443f):
50 % Klerikale, 30 % Monarchisten und Traditionalisten, 15 % apolitische Technokraten und 5 % Falangisten. Es war wie eine Personifizierung der folgenden fast 40 Regierungsjahre Francos. Eine der ersten Amtshandlungen der neuen Regierung war es, die Rechte der von der Republik verbotenen und enteigneten Gesellschaft Jesu wiederherzustellen. Die Jesuiten konnten sich jetzt wieder nicht nur um das Seelenheil der Spanier, sondern auch um ihre z.T. recht einträglichen Minen- und Immobiliengeschäfte kümmern. Einer ihrer erlauchtesten Brüder, der Bischof (von Teneriffa, später Cordoba), Msgr. Menendes Raigada, wird von Stohrer in seinem Bericht als enger Berater Francos erwähnt. Stohrer wollte keine Prognosen stellen, meinte aber, das einzige, was feststehe, sei, daß der Einfluß der katholischen Kirche in Nationalspanien beträchtlich gestiegen sei.
So kam es auch zu jenem Gesetz, das nicht nur Hitlers Kopfschütteln, sondern auch seine Bemerkung auslöste, dies allein sei Grund genug, daß er "nie nach Spanien fahren" werde. Franco hatte durch (von seinem Kabinett verabschiedetes) Gesetz die Heilige Jungfrau von Fuencisla in den Rang eines Generalfeldmarschalls erhoben, weil sie als Schutzpatronin von Segovia (rd. 100 km nordwestlich Madrid) dem General Varela geholfen habe, den Ansturm von 15 000 Roten (als Entlastungsangriff für Bilbao) abzuwehren. (...)
Francos und seiner engeren Umgebung geradezu mittelalterlich anmutende Kirchen- und Wundergläubigkeit (Spanien hat nie eine Reformation erlebt) wurde durch eine ebenso mittelalterliche Rücksichtslosigkeit gegenüber dem menschlichen Leben ergänzt.
"Bigott und grausam" überschreibt Wilfred von Oven diesen Abschnitt, der hier nicht vollständig zitiert werden soll. Über den 4. April 1938 schreibt Wilfred von Oven (4, S. 458):
In diesem Augenblick tauchte ohne ersichtlichen Anlaß und ohne besonderen Auftrag Canaris zum vierten Mal während des Bürgerkrieges bei Franco auf. Wieder sind die Unterlagen darüber spärlichst. Wir kennen nicht viel mehr als das Datum seines Besuches: 4. April 1938. Zwei Tage zuvor war Lerida genommen worden. Der einzigartige Erfolg der Aragon-Offensive zeichnete sich bereits deutlich ab. Daß Canaris allein gekommen war, um dem Freund zu seinem Sieg zu gratulieren (...), ist wenig wahrscheinlich. (...) Sollte sie (die Spanienreise von Canaris) etwa mit der oben dargelegten Veränderung der politischen Szenerie in Europa durch Österreichs Anschluß zusammengehangen haben? Siegte Franco ihm (und England) vielleicht zu schnell? Mußte man ein wenig die Bremse des nationalen Siegeswagens treten?
Zitiert werden soll aber, was Botschafter Stohrer in einem Bericht vom Februar 1939 schrieb (4, S. 59)
daß Serrano Suner "ein Jesuitenschüler und hartnäckiger Verteidiger der Kirche" sei. Man müsse annehmen, daß er "unter starkem Einfluß des Vatikans" stehe, wenn es auch scheine, daß er sich bisher "einige ziemlich unabhängige Gesichtspunkte" habe bewahren können.
Hitler nannte Suner in seinen "Tischgesprächen" am 7. Juli 1942 (4, S. 60)
einen "widerspenstigen Jesuiten". Und er malte - wie Mussolini - die Gefahr eines neuen Bürgerkrieges an die Wand, bei dem dann "die Falangisten mit den Roten zusammen gehen müßten, um des Pfaffen- und Monarchisten-Geschmeißes Herr zu werden".
Nach anderer Überlieferung soll Hitler ihn einen "hinterhältigen Jesuiten" genannt haben (4, S. 97).
Spätsommer 1940 - Katholische Widerständler verhindern die für den Kriegsausgang bedeutsame Besetzung Gibraltars durch Deutschland
Auch der nachmalige CSU-Jusitzminister Josef Müller hat sich nach den schon 1948 erschienenen Memoiren von Suner in einem vertraulichen Brief im Spätsommer 1940 reichlich "selbständig" Suner geäußert (zit. n. 4, S. 99):
Der Admiral Canaris bittet Sie, Franco zu sagen, er solle Spanien, koste es, was es wolle, aus diesem Spiel heraushalten. Ihnen mag unsere Lage als die stärkere erscheinen. In Wirklichkeit ist sie verzweiflungsvoll und wir haben wenig Hoffnung, diesen Krieg zu gewinnen. Franco kann versichert sein, daß Hitler niemals mit Waffengewalt in Spanien eindringen wird.
Eine solche Sprache im Widerspruch zur offiziellen Politik des Regierungschefs kennt man aus dieser Zeit sonst vor allem aus dem Foreign Office, in dem man die Reden Churchill's als "für die Geschichtsbücher bestimmt" abtat und weiter seine eigene Politik verfolgte. Immer deutlicher zeichnet sich ab, daß man also auf dieser Linie liegend auch die diplomatische Tätigkeit des Herrn von Guttenberg und seiner Freunde im damaligen Amt Abwehr erachten muß, nämlich in dem Sinne von "unsere Lage ist verzweiflungsvoll und wir haben wenig Hoffnung, diesen Krieg zu gewinnen".
Erstaunlich ist, daß zu diesem Zeitpunkt auch schon Ernst von Weizsäcker ("Für Großdeutschland, gegen den großen Krieg") in ähnlichem Sinne gedacht und gehandelt hat. Weizsäcker erklärte jedenfalls im Wilhelmsstraßen-Prozeß 1948 (4, S. 95):
Aber ich vereinbarte mit ihm (Canaris), daß er statt dessen den Spaniern reinen Wein einschenken und ihnen die sichere Katastrophe klarmachen sollte, in die sie unvermeidlich und unerbittlich hineinkommen würden,
sprich, wenn sie deutsche Besetzung Gibraltars zulassen würden. Lag auch Ernst von Weizsäcker auf den Linien katholischer Politik und war deshalb nachmals als Botschafter beim Vatikan so geeignet?
Dem Architekten Giesler hat Hitler im Oktober 1940 gesagt (zit. n. 4, S. 527):
Franco ist keine Persönlichkeit, er ist absolutes Mittelmaß. Ohne die Jesuiten, die ihn nach meiner Meinung nicht nur beraten, sondern auch lenken, wäre er bedeutungslos.
Und wenn Hitler (zit. n. 4, S. 528):
1936 schon Francos politische Ziele und ihn selbst gekannt hätte, dann wären seine Sympathien mehr auf der Seite derer gewesen, die sich gegen dies Feudalsystem und den Klerus richteten.
Canaris hatte also beste Arbeit geleitet. In seinem - reichlich "merkwürdigen" - Sinne.
Wilhelm Canaris - ein "Gerechter unter den Völkern"
Soweit, was man den Veröffentlichungen von Wilfred von Oven entnehmen kann. Wenn man sich mit dem deutschen Geheimdienstchef Wilhelm Canaris auch sonst beschäftigt, wird es sinnvoll sein, sich daran zu erinnern, daß Canaris schon sehr früh über Hans Bernd Gisevius mit dem Gründer und ersten Chef der CIA, mit Allen Dulles in der Schweiz, in Verbindung stand. Es wird sinnvoll sein, sich daran zu erinnern, daß einer seiner wichtigsten Mitarbeiter, Reinhard Gehlen (Abwehr Ost), nach 1945 in Deutschland den BND aufgebaut hat. Und zwar in enger Abstimmung nicht nur mit Konrad Adenauer, sondern natürlich auch - bis heute - mit der CIA. Und daß ein weiterer Mitarbeiter, Friedrich Wilhelm Heinz (Regiment Brandenburg), als erster Geheimdienstchef Adenauers gilt. Und daß ein anderer wichtiger Mitarbeiter, Alexis von Ronne (Abwehr West), während der Invasion 1944 mit jenem Hans Speidel so reibungslos zusammengewirkt hat, der später die Bundeswehr aufgebaut hat.
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Abb. 8: Gruppe der 16 Tempelritter in der Krypta des Völkerschlachtdenkmals |
Man wird also die Tätigkeit solcher Leute wie Reinhard Gehlen, Friedrich Wilhelm Heinz oder Hans Speidel als bruchlose Fortsetzung der Tätigkeit eines Wilhelm Canaris einstufen dürfen. Die "Abwehr" stand außerdem im guten Kontakt mit Offizieren des Potsdamer Infanterieregimentes Nr. 9, dem nicht nur so illustre Persönlichkeiten angehörten wie der spätere Bundespräsident Richard von Weizsäcker, sondern zu dem auch gute Kontakte aufrechterhielt ein gewisser Friedrich Hielscher, ein Mann mit international weitreichenden Verbindungen und zugleich guter Freund nicht nur von Friedrich Wilhelm Heinz, sondern auch von Werner Best und Ernst Jünger.
Eine Gruppe orthodoxer Juden fordert heute noch, daß Wilhelm Canaris in die Reihe der "Gerechten unter den Völkern" aufgenommen würde (also in so etwas ähnliches wie die Gemeinschaft der Tempelritter). Denn er habe während der Zeit des Zweiten Weltkrieges einem Rabbi und hunderten von Juden das Leben gerettet, somit mitgebaut am Tempel Salomos in Jerusalem. Sein übriges Wirken scheint also in den Augen dieser jüdischen Gruppierung zumindest in nicht gar zu krassem Widerspruch zu stehen zu der Eigenschaft, ein "Gerechter unter den Völkern" im Sinne alttestamentarischer Ideologie zu sein. Womöglich ein auffallender Befund.
Wer möchte angesichts solcher Kontinuitäten und Verbindungen daran zweifeln, daß Wilhelm Canaris - wie so viele andere der eben Genannten - Freimaurer, besser sogar Hochgradfreimaurer gewesen ist? War er also ein Vertreter der freimaurerischen Ideologie des Völkerschlachtdenkmals von Leipzig und seines alttestamentarischen Würge- und Todeengels Michael? Eine Ideologie, die er wie so viele vor sich selbst und anderen verbrämt haben mag mit irgendwelchen schwammigen "Menschheitsidealen" und sogenanntem "Patriotismus"? Die unter anderem darin Ausdruck fand, daß symbolische Entsprechungen zwischen britischen und deutschen, freimaurerisch-okkulten Kriegerdenkmalen und Freimaurertempeln hergestellt wurden? (Siehe frühere Beiträge hier auf dem Blog, etwa oktogonale Grundrisse, bzw. Ähnlichkeit des Völkerschlachtdenkmals mit dem Londoner "größten Freimaurertempel der Welt" und anderes.)
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Abb. 9: Aus der Gruppe der 16 Tempelritter in der Krypta des Völkerschlachtdenkmals
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Hätte er sich als aufgenommen empfinden können in die Reihe jener 16 schwer bewaffneten, aber zugleich traurig, verblödet und schicksalsergeben dreinblickenden Figuren der Tempelritter (s. Abb. 8 und 8) in der "Krypta" des freimaurerischen Grals, will heißen, der freimaurerischen Zwingburg, genannt Völkerschlachtdenkmal, in Leipzig? Überwacht und gesegnet von vier "Totenwächtern" in der darüber gelegenen "Ruhmeshalle", genannt: Tapferkeit, Glaubensstärke, Volkskraft und Opferbereitschaft?
Als "eine Art katholischer Mystiker" soll er vom britischen Geheimdienst bezeichnet worden sein (1, S. 61). (Schon sein Großvater war - um des besseren beruflichen Fortkommens willen - von der katholischen zur evangelischen Kirche konvertiert. Vielleicht zeigte er damit schon ähnliche opportunistische Chamäleonhaftigkeit wie später sein Enkelsohn.) Eine reichhaltige Zusammenstellung von seltenen Fotos von Canaris findet sich übrigens hier.
Schon mit 21 Jahren Agentenführer
Aber schon 1926 und 1927 war die deutsche Öffentlichkeit mit den Geheimtätigkeiten von Wilhelm Canaris häufig und außerordentlich mißtrauisch befaßt gewesen. Er fühlte sich offenbar Zeit seines Lebens zu den romanischsprachigen, sprich katholischen Ländern hingezogen. Schon mit 21 Jahren, noch bevor er Leutnant wurde, soll er in Südamerika bedeutende berufliche Erfolge gehabt haben (Wiki):