Mittwoch, 2. Mai 2012

Franz Josef Strauß und der Bayernsumpf bis heute

Christ-katholische Lobbypolitik
Herbert Wehner hat 1937 in Moskau als Oberhaupt der deutschen Kommunisten zahlreiche Freunde und Parteigenossen der Stalin'schen Terrorjustiz als "Meisterdenunziant" ans Messer geliefert und dem sicheren Tod übereignet. Unheimlich, ausgerechnet von einem solchen Menschen zu wissen, daß er nach 1945 dann Jahre lang "Frontmann" in der Verteidigung der parlamentarischen Demokratie gewesen sein will. Viel eher kommt es einem glaubwürdig vor, wenn der Polizist, der Benno Ohnesorg erschossen hat, berichtet, daß er im Beisein von Herbert Wehner in Ostberlin von der Stasi rekrutiert worden sei, daß also Herbert Wehner Zeit seines Lebens im Innersten für ganz andere Ziele gearbeitet hat, als nach außen hin vorgegeben. (Also etwa für die Beherrschung der Massen etwa mit Hilfe der "Strategie der Spannung".) Fast bekommt man heute schon Mitleid mit einem so "gnadenlosen" Politiker wie Herbert Wehner, der bis an sein Lebensende nichts Menschliches ausgestrahlt hat. Und so jemand bestimmte die deutsche Nachkriegspolitik? - Zutiefst unheimlich.

Aber wie sieht es mit seinem "großen Antipoden" nach 1945 aus? Wie sieht es mit Franz Josef Strauß aus? In den Regierungen der Bundesländer werden die meisten "Nachwuchspolitiker" für die Spitzenpositionen der Bundesrepublik "herangezogen". (- Und von wem? Natürlich wieder nur von den hinter ihnen stehenden Klüngeln aus Lobbygruppen, Geheimgesellschaften und -diensten.) Wenn man sich nun aber die "Landesregierungen" der Bundesländer ansieht, so gibt es kaum eine, die in den letzten Jahrzehnten nicht von schweren bis schwersten Korruptionsfällen betroffen gewesen ist.

Korruptionsfälle in den Landesregierungen der Bundesrepublik

Franz Josef Strauß hat sich in Bayern und innhalb seiner CSU zeit seines Lebens wie ein gnadenloser Despot verhalten, also quasi totalitär und autoritär. 

Aber nicht nur er in Bayern mit seinen Ministerkollegen, die im - inzwischen verrufenen - Benediktinerkloster Ettal erzogen worden sind: Da gibt es den Sachsensumpf, in den Thomas de Maziere, ein Produkt des Jesuitengymnasiums in Bad Godesberg, verwickelt gewesen ist. Da gibt es den ehemaligen Ministerpräsidenten von Niedersachsen Christian Wulff, ebenfalls ein - worauf selten hingewiesen wird - dezidierter Vertreter des politischen Katholizismus. Da gibt es die schwerwiegende Barschel-Affäre in Schleswig-Holstein, die mit der Ermordung eines Ministerpräsidenten durch den Mossad endete, offenbar unter Mitwissen der CDU-Spitze und der "Spiegel"-Spitze.

In Hessen ist erst kürzlich ganz überraschend der Ministerpräsident Roland Koch zurück- und in die Wirtschaft übergetreten und hat dabei sehr konsternierte Parteigenossen zurückgelassen. Zuvor hatte es schwerste Skandale rund um das hessische Finanzministerium und die hessischen Steuerbehörden gegeben, die wohl bis heute nicht bereinigt worden sind. Und sicherlich läßt sich noch manches über manches andere Bundesland manches Korrupte berichte (auch jenseits der jeweiligen Landesämter für Verfassungsschutz). Der Bayernsumpf jedenfalls (1) zieht sich über Jahrzehnte hin, beginnt spätestens mit der Wahl von Franz Josef Strauß zum Landesvorsitzenden der CSU und ist mit dem Rücktritt von und zu Guttenbergs als Verteidigungsminister nicht beendet, sondern wird offenbar von Horst Seehofer fortgesetzt (1).

Dazu sind auch christkatholische Männer-Seilschaften zu "klebrig" und haben ein zu zähes Leben, als daß ein derartiger Sumpf von selbst austrocknen würde.

Franz Josef Strauß hat aller Wahrscheinlichkeit nach während seines politischen Lebens durch das Einsammeln von Schmiergeldern ein Vermögen von 300 Millionen D-Mark zusammengerafft, das mit aller Wahrscheinlichkeit zu je 150 Millionen D-Mark auf seine drei Kinder verteilt worden ist und sich noch heute in deren Besitz befindet (1). Eine solche große Summe kann nicht auf regulärem Weg zustande gekommen sein. Der größte Teil ist durch Schmiergelder und Steuerhinterziehung durch Einrichtung von Konten in der Schweiz entstanden. Einer der größten Steuerhinterzieher Bayerns war also der Ministerpräsident selbst, ebenso mehrere bayerische Finanzminister.

Franz Josef Strauß stand - wie sein "alter ego" und Nachfolger Edmund Stoiber und sein Sohn Max Strauß - in Jahrzehnte langem engstem Kontakt nicht nur mit einem international berüchtigen Waffenlobbyisten. Franz Josef Strauß hat sich innerhalb der CSU und innerhalb Bayerns intern wie der übelste Despot aufgeführt, dem Recht und Gesetz schlichtweg egal waren, und die für ihn überhaupt nichts galten.

Der bayerische höhere Finanzbeamte Wilhelm Schlötterer

2009 hat ein bayerischer Ministerialbeamter unter Strauß, der sich innerhalb der Steuerbehörde gegen die Machenschaften der Strauß-Clique gestellt hatte und dafür Jahrzehnte lange "Verfolgung" erlitten hat, ein Buch über seine Erfahrungen veröffentlicht und über das, was ihm an korruptem Verhalten der CSU-Spitze sonst noch bis 2009 bekannt geworden ist (1). Videos mit dem Autor Wilhelm Schlötterer  finden sich im Netz mehrere (09/200905/201003/2011ab; siehe auch früherer Beitrag über Schlötterer).

Darin berichtet er auch, daß dem CSU-Bundestagsabgeordneten Erich Riedl im Jahr 1998 von einem Polizeibeamten die Warnung ausgesprochen worden war (1, S. 285):
"Wir möchten Sie warnen. Passen Sie auf Ihr Leben auf! Wir kennen die Gebräuche von ..."
Der hier genannte Name ist in dem Buch nicht angeführt worden. Aus dem Zusammenhang heraus kann es sich hier aber nur entweder um Edmund Stoiber oder um Max Strauß handeln. Und beide standen wie keine zweiten in der Tradition der "Gebräuche von" Franz Josef Strauß. 

Dies erscheint uns deshalb so wichtig, weil im Zusammenhang mit dem gegenwärtigen Verena Becker-Prozeß in Stuttgart-Stammheim die Vermutung laut geworden ist, daß der Auftrag zum Mord an Siegfried Buback im Jahr 1977 von Franz Josef Strauß stammte (siehe früherer Beitrag).

Dies läßt die Frage: Wer war eigentlich dieser Franz Josef Strauß? Und glücklicherweise ist nun erst kürzlich über ihn dieses Buch von Seiten eines bayerischen Ministerialbeamten erschienen, der über den "Bayernsumpf" der Regierungsjahre von Franz Josef Strauß, Streibl und Stoiber in recht umfassender Weise Auskunft gibt (1).

Und in diesem Zusammenhang wird einem erst klar, was es bedeutete, wenn Franz Josef Strauß zu seinen Freunden den Diktator Pinochet und den von Pinochet geförderten Führer der Colonia Dignidad, den Verbrecher Schäfer zählte (siehe frühere Beiträge). Das ist die Gesellschaft, in der sich ein Franz Josef Strauß wohlfühlte, wohlfühlen mußte. Deren Methoden er nicht ablehnte - sondern die er - gegebenenfalls - selbst praktizierte. In Zusammenarbeit mit den deutschen und ausländischen Inlands- und Auslandsgeheimdiensten.

Der Bayernsumpf spätestens seit Franz Josef Strauß ist nur denkbar aufgrund des Zusammenhaltens und Kuschens von Männer-Seilschaften innerhalb der CSU und ihres "Marsches durch die Institutionen". Was ist aber der tiefere innere Kitt dieser Männerseilschaften? Strauß selbst stammt aus einer bigott  katholischen Familie, die 1923 sogar für die Trennung Bayerns vom übrigen (nicht-katholischen) Deutschland war. Kardinal Ratzinger verglich ihn in seiner Trauerrede mit einer "Eiche" (!). Womit ebenso über Strauß wie über Ratzinger wie über christ-katholische Lobby alles gesagt ist. Streibl ist ein Produkt der bigott-katholischen, verbrecherischen Internatsschule Ettal.

Das Buch endet mit einem Hinweis auf eine Privataudienz Horst Seehofers beim Ratzinger-Papst:
"O je!", habe der Papst zum 10-Milliarden-Loch der bayerischen Landesbank gesagt, berichtete Seehofer.
Jawohl: O je. Wirklich "ins Gebet" scheint dieser Papst die korrupte CSU-Spitze noch niemals genommen zu haben. Diese treuen Söhne der katholischen Kirche.


______________
  1. Schlötterer, Wilhelm: Macht und Mißbrauch. Franz Josef Strauß und seine Nachfolger. Aufzeichnungen eines Ministerialbeamten. Fackelträger-Verlag, Köln 2009 (4. Aufl.) 

3 Kommentare:

Stephen Boy hat gesagt…
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Ingo Bading hat gesagt…
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Anonym hat gesagt…
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