Wenig bekannte Ton- und Bildaufnahmen von Bismarck bis Konrad Lorenz
In historischen Dokumentationen bekommt man wieder und wieder die Schreihälse Adolf Hitler, Josef Goebbels und ähnliche Gestalten zu sehen und zu hören, als hätte es in Deutschland niemals anderer Politiker gegeben als diese beiden und als wären nur von den Nazis Film- und Tonaufnahmen überhaupt überliefert.
Dabei kann man sich doch z.B. an Interviews von Politikern aus der Weimarer Republik während seines Geschichtsunterrichts in den 1980er Jahren erinnern, die doch irgendwie sehr authentisch herüberkamen und die ein sehr vielfältiges Bild vom Denken der damaligen Politiker geliefert hatben. Soweit man es in Erinnerung hat, waren die Politiker gefragt worden, wie sie sich Deutschlands Zukunft vorstellen. So blieb einem die kurze und knappte Antwort eines bayerischen Politikers - wohl des Ministerpräsidenten Held? - , in Erinnerung, der in etwa sagte: "Deutschlands Zukunft? Zeugende Männer, säugende Frauen." Was deutlich macht, daß das sehr andere Zeiten gewesen sein müssen.
Solche scheinbar seltenen Aufnahmen finden sich auch derzeit offenbar noch nicht im Internet und man hat auch sonst nie wieder etwas von ihnen gehört. Außer Reden von Nationalsozialisten scheinen auch heute noch außerordentlich wenige Reden von deutschen Politikern anderer politischer Richtungen vor 1945 im Internet zu finden zu sein. Allerdings sind inzwischen - siehe unten - sehr viele Reden aus dem Dritten Reich und kurz danach - nicht nur der beiden "Hauptagitatoren" - im Internet zugänglich.
Daß derzeit gerade durch die Presse geht, daß alte Tonaufnahmen von Otto von Bismarck und Helmuth von Moltke aus dem Jahr 1889 aufgetaucht sind (Epoc, 2.2.2012), war Anlaß für die Zusammenstellung des vorliegenden Blogartikels. Eine vielleicht reichlich willkürliche Zusammenstellung von Ton- und Bilddokumenten der letzten 100 Jahre deutscher Geschichte - dennoch vielleicht von Interesse.
In historischen Dokumentationen bekommt man wieder und wieder die Schreihälse Adolf Hitler, Josef Goebbels und ähnliche Gestalten zu sehen und zu hören, als hätte es in Deutschland niemals anderer Politiker gegeben als diese beiden und als wären nur von den Nazis Film- und Tonaufnahmen überhaupt überliefert.
Dabei kann man sich doch z.B. an Interviews von Politikern aus der Weimarer Republik während seines Geschichtsunterrichts in den 1980er Jahren erinnern, die doch irgendwie sehr authentisch herüberkamen und die ein sehr vielfältiges Bild vom Denken der damaligen Politiker geliefert hatben. Soweit man es in Erinnerung hat, waren die Politiker gefragt worden, wie sie sich Deutschlands Zukunft vorstellen. So blieb einem die kurze und knappte Antwort eines bayerischen Politikers - wohl des Ministerpräsidenten Held? - , in Erinnerung, der in etwa sagte: "Deutschlands Zukunft? Zeugende Männer, säugende Frauen." Was deutlich macht, daß das sehr andere Zeiten gewesen sein müssen.
Solche scheinbar seltenen Aufnahmen finden sich auch derzeit offenbar noch nicht im Internet und man hat auch sonst nie wieder etwas von ihnen gehört. Außer Reden von Nationalsozialisten scheinen auch heute noch außerordentlich wenige Reden von deutschen Politikern anderer politischer Richtungen vor 1945 im Internet zu finden zu sein. Allerdings sind inzwischen - siehe unten - sehr viele Reden aus dem Dritten Reich und kurz danach - nicht nur der beiden "Hauptagitatoren" - im Internet zugänglich.
Daß derzeit gerade durch die Presse geht, daß alte Tonaufnahmen von Otto von Bismarck und Helmuth von Moltke aus dem Jahr 1889 aufgetaucht sind (Epoc, 2.2.2012), war Anlaß für die Zusammenstellung des vorliegenden Blogartikels. Eine vielleicht reichlich willkürliche Zusammenstellung von Ton- und Bilddokumenten der letzten 100 Jahre deutscher Geschichte - dennoch vielleicht von Interesse.
Bismarck 1889
Die genauen Texte, die Bismarck hier aufsagt - und im nächsten Video Helmuth von Moltke -, kann man unter anderem hier nachlesen. Daß Bismarck hier so wenig "gewichtige" Worte spricht, liegt einfach daran, daß das die ersten Experimente mit Tonaufnahmen überhaupt waren und Bismarck wohl einfach aus dem Stegreif irgendetwas daraus gesprochen hat.
Moltke 1889
Moltke 1889
Im zweiten Teil dieses Videos - ab 1'20 - sind auch die Aufnahmen von Helmuth von Moltke enthalten, die in Kreisau entstanden sind. Es ist schon interessant, daß hier jener Mann, der als der "große Schweiger" in die Geschichte eingegangen ist mit seinem Leitwort "Mehr sein als scheinen!" doch auffallend viel redet! Er sagt und wiederholt dabei den ersten Absatz, weil er erst vom Telephon, statt vom Phonographen gesprochen hatte:
Was aber die beiden Deutschen Bismarck und Moltke nicht verhindern konnten, ein neuer Krieg, dem sie immer besorgt entgegengesehen hatte, dieser sollte Anlaß geben, um Worte des Kaiser Wilhelm II. vom 6. August 1914 technisch aufzubewahren.
Diese neueste Erfindung des Herrn Edison ist in der Tat staunenswert. Der Phonograph ermöglicht, daß ein Mann, der schon lange im Grabe ruht, noch einmal seine Stimme erhebt und die Gegenwart begrüßt.
"Ihr Instrumente spottet mein
Mit Rad und Kämmen, Walz' und Bügel;
Ich stand am Thor, ihr solltet Schlüssel sein;
Zwar euer Bart ist kraus, doch hebt ihr nicht die Riegel.
"Geheimnissvoll am lichten TagWilhelm II. 1914
Lässt sich Natur des Schleiers nicht berauben,
Und was sie deinem Geist nicht offenbaren mag.
Das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben."
Was aber die beiden Deutschen Bismarck und Moltke nicht verhindern konnten, ein neuer Krieg, dem sie immer besorgt entgegengesehen hatte, dieser sollte Anlaß geben, um Worte des Kaiser Wilhelm II. vom 6. August 1914 technisch aufzubewahren.
Weitere interessante zugängliche historische Aufnahmen aus jener zeit stammen von Kaiser Franz Josef aus dem Jahr 1915, vom österreichischen Thronfolger Karl aus derselben Zeit. Und von Generalfeldmarschall von Hindenburg aus dem Jahr 1917.
Von Politikern der Weimarer Republik findet man, wie gesagt, nicht so leicht Tondokumente. Ganz willkürlich sei hier nur auf eine Rede des Reichskanzlers Heinrich Brüning vom April 1932 verwiesen, nach der das Deutschlandlied gesungen wird und auf eine kurze Sequenz mit Albert Einstein vom Juni 1932. Auch von Hindenburg gibt es wieder eine Rede aus dem Jahr 1932.
Hindenburg 1933
Von Politikern der Weimarer Republik findet man, wie gesagt, nicht so leicht Tondokumente. Ganz willkürlich sei hier nur auf eine Rede des Reichskanzlers Heinrich Brüning vom April 1932 verwiesen, nach der das Deutschlandlied gesungen wird und auf eine kurze Sequenz mit Albert Einstein vom Juni 1932. Auch von Hindenburg gibt es wieder eine Rede aus dem Jahr 1932.
Hindenburg 1933
Und schließlich gibt es noch mindestens zwei Reden Hindenburgs aus dem Jahr 1933. Die oben ist gehalten im Lustgarten in Berlin.
Ludendorff 1935
Schon in einem anderen Beitrag ist darauf hingewiesen worden, daß die "Deutsche Wochenschau" vom 9. April 1935 Aufnahmen von der Feier des 70. Geburtstages des Generals Erich Ludendorff brachte, bei dem die Wehrmachtführung unter Oberbefehlshaber Blomberg Ludendorff in seinem Haus in Tutzing besuchte und ihm zu Ehren eine Parade abgehalten wurde (Criticalpast). Nach Hindenburgs Tod suchte die Wehrmacht Ludendorff als Gegengewicht zu Hitler zu gewinnen.
Bei diesen Aufnahmen fällt unter anderem auf, daß Erich Ludendorff nach seiner Rede - ähnlich wie oben Hindenburg - keineswegs mit Hitler-Gruß "Sieg Heil!" ruft - wie es zum Teil die Menge tut -, sondern daß er drei mal den Arm nach oben schwenkt und dabei bloß "Heil!" ruft, wie es wohl auch schon in Kaiserszeiten üblich war, zumindest aber in der frühen völkischen Bewegung, bei der Ludendorff ja bis 1925 dabei gewesen war. Außerdem konnte man zuvor schon während der "Sieg Heil!"-Rufe der großen Menge in der Nähe der Filmkamera jemanden sehr deutlich "Heiho, Heiho!" rufen hören.
Ob das eine Verhöhnung der "Sieg Heil!"-Rufe durch Ludendorff-Anhänger gewesen sein sollte, in welcher Form das eine Art Nonkonformität, eine Art kleiner Protest gegen das damalige Massenverhalten darstellte, kann mit letzter Sicherheit nicht gesagt werden. "Heiho!" war damals der Titel einer der Ludendorff-Bewegung nahestehenden Jugendzeitschrift, die ein Fritz Hugo Hoffmann herausgab (ZVAB).
Mit "Heiho!" fing damals auch ein unter Neuheiden populäres antichristliches, antipäpstliches Lied an: "Heiho, die Heidenfahnen weh'n, sie grüßen unsere Schar ...". Es enthält unter anderem die Strophe: "St. Peters Felsen wanket schon, bestürmt ihn, bis er bricht / wenn fällt der letzte Priesterthron, dann wird's in Deutschland licht." HAuch diese Worte empfand man als gegen den Nationalsozialismus gerichtet, der oft von Kirchenkritikern als romhörig empfunden worden ist.
Weitere Aufnahmen aus dieser Zeit sind etwa ein Interview des Kronprinzen Wilhelm aus dem Jahr 1934 (in Englisch), eine Ansprache des Gauleiter Gorlitzer aus dem Jahr 1934 und eine Rede von Julius Streicher im Jahr 1935a, b (natürlich mit dem Thema Antisemitismus).
Bei diesen Aufnahmen fällt unter anderem auf, daß Erich Ludendorff nach seiner Rede - ähnlich wie oben Hindenburg - keineswegs mit Hitler-Gruß "Sieg Heil!" ruft - wie es zum Teil die Menge tut -, sondern daß er drei mal den Arm nach oben schwenkt und dabei bloß "Heil!" ruft, wie es wohl auch schon in Kaiserszeiten üblich war, zumindest aber in der frühen völkischen Bewegung, bei der Ludendorff ja bis 1925 dabei gewesen war. Außerdem konnte man zuvor schon während der "Sieg Heil!"-Rufe der großen Menge in der Nähe der Filmkamera jemanden sehr deutlich "Heiho, Heiho!" rufen hören.
Zugehörige Filmaufnahme auf: "Criticalpast" |
Mit "Heiho!" fing damals auch ein unter Neuheiden populäres antichristliches, antipäpstliches Lied an: "Heiho, die Heidenfahnen weh'n, sie grüßen unsere Schar ...". Es enthält unter anderem die Strophe: "St. Peters Felsen wanket schon, bestürmt ihn, bis er bricht / wenn fällt der letzte Priesterthron, dann wird's in Deutschland licht." HAuch diese Worte empfand man als gegen den Nationalsozialismus gerichtet, der oft von Kirchenkritikern als romhörig empfunden worden ist.
Weitere Aufnahmen aus dieser Zeit sind etwa ein Interview des Kronprinzen Wilhelm aus dem Jahr 1934 (in Englisch), eine Ansprache des Gauleiter Gorlitzer aus dem Jahr 1934 und eine Rede von Julius Streicher im Jahr 1935a, b (natürlich mit dem Thema Antisemitismus).
Max Planck 1942
Natürlich gibt es aus dem Dritten Reich auch sonst viele Aufnahmen. Allerdings findet man doch auch manches Individuelle in ihnen wieder, etwa in den folgenden: Erwin Rommel, Okt. 1942, Alfred Rosenberg 1943 a, b (er spricht im baltendeutschen Dialekt von seinem Leben).
Schließlich: Karl Dönitz am 1. Mai 1945 oder etwa der Spezialkommando-Führer Otto Skorzeny am 2.8.1945 bei seiner Vernehmung in Dachau. Von den Prozessen in Nürnberg im Jahr 1946 gibt es inzwischen zugängliche Aufnahmen, die einem ebenfalls vieles Individuelle mitteilen können, etwa von: Julius Streicher, Konstantin von Neurath, Franz von Papen, Wilhelm Keitel (gesteht geschichtliche Schuld ein), Alfred Rosenberg a, b (wieder im baltendeutschen Dialekt), Alfred Jodl und anderen.
Konrad Lorenz und Karl Raimund Popper 1983
Es gibt inzwischen auch viele interessante Tonaufnahmen von Werner Heisenberg im Internet, auch - etwa - von Agnes Miegel. Aber schließlich sei an den Schluß - ganz willkürlich - gestellt eine Aufnahme, die man sehr mögen kann, da sie zwei Exzentriker im "altersweisen" Gespräch miteinander zeigt: Den Philosophen Karl Raimund Popper mit dem Verhaltensforscher und Philosophen Konrad Lorenz, beide aus Wien stammend.
An dieser Aufnahme wird vielleicht deutlich, was für ein weiter Weg zurückgelegt worden war - seit Moltke und Bismarck im Jahr 1889.
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