Ein kostbares Filmdokument aus dem Jahr 1968
Auf unserem Videokanal haben wir uns in der letzten Woche mit Ausschnitten aus dem Leben des Begründers der Quantentheorie, mit Werner Heisenberg (1900-1976), beschäftigt, sowie mit seinem Denken (1). Dadurch waren wir veranlaßt, einmal erneut danach zu fragen, ob es in Videoform weitere Beiträge gäbe, die man als besonders geeignet ansehen könnte, sich dem Leben und Denken von Werner Heisenberg anzunähern. Wir wurden fündig - überraschenderweise (2).
Für die Zugänglichmachung eines solchen 30-minütigen Filmdokumentes von und über
Werner Heisenberg aus dem Jahr 1968 muß man sehr dankbar sein. Denn die
grundlegende Wende im menschlichen Denken, die mit der Quantenphysik in
die Welt getreten ist - sie mag doch für Nichtphysiker schwer
nachvollziehbar sein, insbesondere in ihrer Bedeutung für unser heutiges
Weltverständnis.
Der tiefere Grund dafür mag sein, daß hier die strengste Rationalität - wie sie in der modernen Wissenschaft üblich ist - auf eine nicht mehr hintergehbare nichtrationale Seite der Wirklichkeit stößt. Während über die rationale Seite der Wissenschaft jeder Wissenschaftler ganz "nüchtern", ja, geradezu "plappernd" sprechen kann, kommt eine menschliche Seite viel deutlicher ins Spiel, wenn an die nichtrationale Seite der Wirklichkeit gerührt wird. Wenn man - zum Beispiel - im Bereich der Quantentheorie wieder und wieder auf diese stößt und sich dann - vielleicht ein wenig hohl oder gar zu "wortreich" - bemüht, den sonderbaren Phänomenen, die dann zu benennen sind, ein Verständnis abzuringen.
So bescheiden nun Werner Heisenberg im persönlichen Leben auftreten mag - wie man es hier in diesem Filmdokument (2) erleben kann - oder vielleicht gerade deshalb?: Er ist eben als Person und als der eigentliche Begründer der Quantenphysik dann doch nicht jemand, der "nur" rational über das spricht, was ihm das wesentlichste Anliegen seiner Wissenschaft ist. Fast meint man sagen zu wollen, Heisenberg wirke "schamhaft", wenn er über die tieferen Gehalte seiner Wissenschaft spricht. Seine Annäherung an das Nichtrationale ist jedenfalls immer wieder so behutsam, daß viele Menschen diese Annäherung gar nicht richtig wahrnehmen mögen.
Er spricht zum Beispiel einleitend - wie hier in diesem Filmdokument (2) - über die Musik. Wer nicht genau hinhört, bekommt gar nicht mit, daß diese Musik für ihn Ausdruck dessen ist, auf was er an Nichtrationalem in seiner Wissenschaft von der Quantenphysik ebenfalls gestoßen ist. Das ist doch eine philosophisch sehr grundlegende Aussage. Über so etwas dürfte doch nicht gar zu oberflächlich und schnell hinweg gegangen werden, wenn man es in der Auseinandersetzung mit der Quantentheorie wirklich ernst meinen sollte.
Da von Werner Heisenberg derzeit nur ganz wenige Filmdokumente im Internet zugänglich sind, mag man ein solches Filmdokument für um so kostbarer erachten. Es ist erst seit einem Jahr im Internet zugänglich (2).
Von den zahlreichen Schülern und "Erklärern" von Werner Heisenbergs grundlegender Wende im menschlichen Denken - es seien etwa Namen genannt wie: Hans-Peter Dürr, Carl-Friedrich von Weizsäcker, Ernst Peter Fischer - gibt es viel zahlreichere Filmdokumente. Es mag jeder für sich entscheiden, ob all diese - als Menschen - jenen nichtrationalen Gehalt der Wissenschaft wirklich verkörpern, über den sie sprechen. Sie wie man das bei Werner Heisenberg - aufgrund eines solchen Filmdokumentes (2) - wenigstens ansatzweise erahnen mag.
Besonders schön ist vielleicht auch, daß an einer Stelle in dieser Filmdokumentation die Ehefrau von Werner Heisenberg zu Wort kommt. Durch sie wird vielleicht gleich viel deutlicher, von wie viel Innenleben das Leben von Werner Heisenberg getragen gewesen sein muß. Mehr ist dazu schon in zwei anderen Beiträgen gesagt worden (3 ,4).
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- Bading, Ingo: Ausschnitte aus dem Leben und Denken von Werner Heisenberg - Nach seinem Buch "Der Teil und das Ganze", November 2020, https://youtu.be/J7qrbgVen8I, https://youtu.be/mhQSbOW1-RM, https://youtu.be/VUgV2VjQPDc, https://youtu.be/JSYKOsGmSZI.
- Egloff Schwaiger, Martin Posselt: Porträt Werner Heisenberg. Deutschland, 1968 (30 Minuten). Neu gesendet vom Bayerischen Rundfunk im Januar 2019 in der Reihe "alpha-retro" bei ARD-alpha. (Veröffentlicht auf dem Videokanal "dete38".) 1. Teil: https://youtu.be/zio9r1lXL9Q, 2. Teil: https://youtu.be/kov2890PEHM.
- Bading,
Ingo: Die Liebe, die Wissenschaft und Max Delbrück - Wie fühlt es sich
an, wenn man einen genialen Wissenschaftler als Freund hat?, 3. Januar 2019, https://fuerkultur.blogspot.com/2019/01/max-delbruck-und-sein-sex-life.html.
- Bading,
Ingo: Werner Heisenberg - Seine erste große unerfüllte Liebe - "Ich muß
viel Glück haben, wenn aus meinem Leben noch etwas werden soll"
(Februar 1936) ,10. Januar 2019, https://fuerkultur.blogspot.com/2019/01/werner-heisenberg-und-seine-liebe-zu.html.
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