Samstag, 28. November 2020

Werner Heisenberg privat

 Ein kostbares Filmdokument aus dem Jahr 1968

Auf unserem Videokanal haben wir uns in der letzten Woche mit Ausschnitten aus dem Leben des Begründers der Quantentheorie, mit Werner Heisenberg (1900-1976), beschäftigt, sowie mit seinem Denken (1). Dadurch waren wir veranlaßt, einmal erneut danach zu fragen, ob es in Videoform weitere Beiträge gäbe, die man als besonders geeignet ansehen könnte, sich dem Leben und Denken von Werner Heisenberg anzunähern. Wir wurden fündig - überraschenderweise (2).

 


 
Für die Zugänglichmachung eines solchen 30-minütigen Filmdokumentes von und über Werner Heisenberg aus dem Jahr 1968 muß man sehr dankbar sein. Denn die grundlegende Wende im menschlichen Denken, die mit der Quantenphysik in die Welt getreten ist - sie mag doch für Nichtphysiker schwer nachvollziehbar sein, insbesondere in ihrer Bedeutung für unser heutiges Weltverständnis.
 
 Der tiefere Grund dafür mag sein, daß hier die strengste Rationalität - wie sie in der modernen Wissenschaft üblich ist - auf eine nicht mehr hintergehbare nichtrationale Seite der Wirklichkeit stößt. Während über die rationale Seite der Wissenschaft jeder Wissenschaftler ganz "nüchtern", ja, geradezu "plappernd" sprechen kann, kommt eine menschliche Seite viel deutlicher ins Spiel, wenn an die nichtrationale Seite der Wirklichkeit gerührt wird. Wenn man - zum Beispiel - im Bereich der Quantentheorie wieder und wieder auf diese stößt und sich dann - vielleicht ein wenig hohl oder gar zu "wortreich" - bemüht, den sonderbaren Phänomenen, die dann zu benennen sind, ein Verständnis abzuringen.
 
So bescheiden nun Werner Heisenberg im persönlichen Leben auftreten mag - wie man es hier in diesem Filmdokument (2) erleben kann - oder vielleicht gerade deshalb?: Er ist eben als Person und als der eigentliche Begründer der Quantenphysik dann doch nicht jemand, der "nur" rational über das spricht, was ihm das wesentlichste Anliegen seiner Wissenschaft ist. Fast meint man sagen zu wollen, Heisenberg wirke "schamhaft", wenn er über die tieferen Gehalte seiner Wissenschaft spricht. Seine Annäherung an das Nichtrationale ist jedenfalls immer wieder so behutsam, daß viele Menschen diese Annäherung gar nicht richtig wahrnehmen mögen.

Er spricht zum Beispiel einleitend - wie hier in diesem Filmdokument (2) - über die Musik. Wer nicht genau hinhört, bekommt gar nicht mit, daß diese Musik für ihn Ausdruck dessen ist, auf was er an Nichtrationalem in seiner Wissenschaft von der Quantenphysik ebenfalls gestoßen ist. Das ist doch eine philosophisch sehr grundlegende Aussage. Über so etwas dürfte doch nicht gar zu oberflächlich und schnell hinweg gegangen werden, wenn man es in der Auseinandersetzung mit der Quantentheorie wirklich ernst meinen sollte.

Da von Werner Heisenberg derzeit nur ganz wenige Filmdokumente im Internet zugänglich sind, mag man ein solches Filmdokument für um so kostbarer erachten. Es ist erst seit einem Jahr im Internet zugänglich (2).

Von den zahlreichen Schülern und "Erklärern" von Werner Heisenbergs grundlegender Wende im menschlichen Denken - es seien etwa Namen genannt wie: Hans-Peter Dürr, Carl-Friedrich von Weizsäcker, Ernst Peter Fischer - gibt es viel zahlreichere Filmdokumente. Es mag jeder für sich entscheiden, ob all diese - als Menschen - jenen nichtrationalen Gehalt der Wissenschaft wirklich verkörpern, über den sie sprechen. Sie wie man das bei Werner Heisenberg - aufgrund eines solchen Filmdokumentes (2) - wenigstens ansatzweise erahnen mag.
 
Besonders schön ist vielleicht auch, daß an einer Stelle in dieser Filmdokumentation die Ehefrau von Werner Heisenberg zu Wort kommt. Durch sie wird vielleicht gleich viel deutlicher, von wie viel Innenleben das Leben von Werner Heisenberg getragen gewesen sein muß. Mehr ist dazu schon in zwei anderen Beiträgen gesagt worden (3 ,4).
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  1. Bading, Ingo: Ausschnitte aus dem Leben und Denken von Werner Heisenberg - Nach seinem Buch "Der Teil und das Ganze", November 2020, https://youtu.be/J7qrbgVen8I, https://youtu.be/mhQSbOW1-RM, https://youtu.be/VUgV2VjQPDc, https://youtu.be/JSYKOsGmSZI.
  2. Egloff Schwaiger, Martin Posselt: Porträt Werner Heisenberg. Deutschland, 1968 (30 Minuten). Neu gesendet vom Bayerischen Rundfunk im Januar 2019 in der Reihe "alpha-retro" bei ARD-alpha. (Veröffentlicht auf dem Videokanal  "dete38".) 1. Teil: https://youtu.be/zio9r1lXL9Q, 2. Teil: https://youtu.be/kov2890PEHM.
  3. Bading, Ingo: Die Liebe, die Wissenschaft und Max Delbrück - Wie fühlt es sich an, wenn man einen genialen Wissenschaftler als Freund hat?,  3. Januar 2019, https://fuerkultur.blogspot.com/2019/01/max-delbruck-und-sein-sex-life.html.
  4. Bading, Ingo: Werner Heisenberg - Seine erste große unerfüllte Liebe - "Ich muß viel Glück haben, wenn aus meinem Leben noch etwas werden soll" (Februar 1936) ,10. Januar 2019, https://fuerkultur.blogspot.com/2019/01/werner-heisenberg-und-seine-liebe-zu.html.

Samstag, 21. November 2020

Philosophie

Die Frage eines Zuhörers
- Achtung, es wird philosophisch

In einem Video des Bloginhabers von Anfang Oktober (1) war angefangen worden, die wichtigste philosophische Schrift von Friedrich Schiller zu behandeln, nämlich "Über die ästhetische Erziehung es Menschen". (Wann ich wohl eine Fortsetzung hinkriege?) Es war ausgeführt worden, daß Friedrich Schiller - wie alle seine Zeitgenossen und wie dann auch Fichte, Schelling, Hegel und Hölderlin - von dem Philosophen Immanuel Kant ausgeht. Die damaligen Philosophen arbeiteten sehr selbstverständlich mit dem Begriff "Sittlichkeit" (Wiki). Bis 2020 war auf dem Wikipedia-Artikel zu diesem Begriff auf die grundlegende Bedeutung dieses Begriffes in der klassischen Philosophie, bzw. damit in der Philosophie gar nicht Bezug genommen worden. (Das hat sich inzwischen - bis November 2023 - aber geändert.)

Nicht zuletzt deshalb war schon vor mehreren Jahren in Diskussionen mit dem Medienwissenschaftler Daniel Hermsdorf die Verwendung des Begriffes "Sittlichkeit" meinerseits bei ihm auf so viel Stirnrunzeln und Unverständnis gestoßen. Wer hat denn auch heute noch den Anspruch, "sittlich" sein zu wollen? Das klingt nach "sittsam", nach "wohl erzogen", nach "Korsett" und engen Schnürschuhen. Insgesamt gesehen, ist dieser Begriff aber so nicht zu verstehen. Zumal wenn man Kant im Zusammenhang mit seinen Zeitgenossen sieht.

"Sitte" ist zu verstehen als die Grundlage aller Moral, als die Grundlage allen menschlichen Zusammenlebens und damit aller menschlichen Freiheit. Soeben erhalten wir von einem jüngeren Zuhörer die Frage zugesandt, die von diesen Vorerfahrungen her ihre volle Berechtigung hat:

Was verstand Schiller denn unter Sittlichkeit bzw. den sittlichen Menschen (ästhetische Erziehung)? "Hebt also die Vernunft den Naturstaat auf, wie sie nothwendig muß, wenn sie den ihrigen an die Stelle setzen will, so wagt sie den physischen und wirklichen Menschen an den problematischen sittlichen, so wagt sie die Existenz der Gesellschaft an ein bloß mögliches (wenn gleich moralisch nothwendiges) Ideal von Gesellschaft."

Wir dürfen uns nicht wundern, daß wir solche - - - "schwierigen" Fragen gestellt bekommen. Damit müssen wir ja rechnen, wenn wir uns in Videos auf solche Themen einlassen! Gut also, machen wir den Versuch einer Antwort, nachdem man von Wikipedia zunächst einmal so schmählich im Stich gelassen wird. Immanuel Kant hat als die vier Grundfragen der Philosophie die Fragen genannt:

  1. Was kann ich wissen?
  2. Was soll ich tun?
  3. Was darf ich hoffen?
  4. Was ist der Mensch?

Die Frage nach der Sittlichkeit fällt in den Bereich von "Was soll ich tun?", also in den Bereich der Moral (Wiki). Zu jedem dieser vier Fragen hat Kant Bücher geschrieben, die noch 90 % aller heute an Universitäten lehrenden Philosophen als die bedeutendsten Werke ihres Faches zu den jeweiligen Fragekreisen ansehen. Also zu den Fragekreisen 1. Erkenntnisphilosophie, 2. Ethik, 3. Metaphysik, 4. Philosophische Anthropologie. Zu Frage zwei hat Kant das Buch "Kritik der praktischen Vernunft" (Wiki) geschrieben. Zuvor schon hatte er - als Einführung - seine "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten" (Wiki) geschrieben. Ausgangspunkt ist das Ergebnis seines Buches "Kritik der reinen Vernunft", daß die Vernunft die grundlegenststen Fragen, die sie klären will, nicht klären kann. Dies ist also die Antwort auf die erste Frage: "Was kann ich wissen?" Und Kant sagt dann: Diese Fragen sind nur auf dem Gebiet der Moral, durch das Handeln selbst befriedigend zu beantworten. Deshalb die hohe Bedeutung der Moral, der Sittlichkeit im Rahmen des Kant'schen Philosophieren und des Philosophierens seiner Zeitgenossen: Die Vernunft kann die wesentlichsten Fragen nicht wirklich klären - handeln wir stattdessen wenigstens so, als wären sie geklärt.

In diesem Falle stellt sich als Ergebnis heraus, was viel zu wenig beachtet wird: In der Entscheidung darüber, daß ich etwas "nicht wissen kann" (und zwar prinzipiell nicht), liegt eine immense Kraft. Es ist das jene immense Kraft, die der gesamten Naturwissenschaft innewohnt, die von sich glaubt, so immens viel zu wissen. Sie tut das zwar auch. Aber die Bereiche des Nichtwissens, an die sie, die Naturwissenschaft, ständig und prinzipiell stößt (so prinzipiell wie das Kant in seiner "Kritik der reinen Vernunft" erstmals aufzeigte), diese Bereiche des Nichtwissens also im Angesicht des unermeßlich großen Bestandes des über Jahrhunderte erworbenen Wissens, in ihnen liegt eben jene immense Kraft. Es ist dieselbe Kraft, die Kant entbunden hat als er das Buch "Kritik der reinen Vernunft" veröffentlichte. Sich dieser Kraft auszuliefern, darauf verzichten dann aber alle, die sich nicht tief, tief, tief mit dem auseinander setzen, was wir nun eigentlich schon wissen. Denn erst von daher erhalten wir ja ein Gespür, ein Gefühl für all das, was wir nicht wissen. Genau das ist der Ansatz des Kant'schen Philosophierens.

Der kategorische Imperativ

Aber nun weiter. Auf dem Gebiet der Moral ist das zu klären (nach Kant), was auf dem Gebiet der Erkenntnistheorie nicht wirklich befriedigend geklärt werden kann. Das ist zunächst einfach nur eine "Intuition" von Kant. Welche Lösungen findet Kant nun auf dem Gebiet der Moral, der Ethik? Nun, Kant ist ein Kind seiner Zeit. Kant ist ein Preuße. Pünktlichkeit, Redlichkeit, Genauigkeit, Selbstentäußerung über alles. Nach Kant ist das grundlegende Prinzip aller menschlichen Moral - und damit aller menschlichen Sittlichkeit und Gesittung - der "Kategorische Imperativ" (Wiki). Diesen formuliert er wie folgt:

„Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“

Ein konkretes Beispiel: Als dem Atomphysiker Werner Heisenberg 1933 - und später noch einmal 1938/39 die Frage vorgelegt war, ob er - wie so viele seiner Kollegen - in die USA emigrieren sollte, wo er attraktive Lehrstuhl-Angebote an Universitäten erhalten hatte, und zwar mit dem Wissen, daß er in Deutschland als einer der Begründer der modernen Physik als "weißer Jude" angesehen wurde und dort über Jahre hinweg viele Schwierigkeiten haben würde und hatte, hat er das Gespräch mit dem von ihm hoch geschätzten Max Planck gesucht. Und er hat diese Frage - unter Berücksichtigung des kategorischen Imperativs von Immanuel Kant - für sich dann schließlich verneint. Er ist nicht emigriert (2). Eine Entscheidung, die damals viele kritisiert haben, und die sogar noch heute mitunter kritisch gesehen wird. Dies nur als ein Beispiel, daß der kategorische Imperativ durchaus als Maßstab für grundlegende und achtenswerte Lebensentscheidungen dienen kann.

Eine Philosophin wie Mathilde Ludendorff unterscheidet in ihrer Philosophie - vielleicht klarer als alle anderen Philosophen, auch als Kant - das "Sittengesetz" (im Kant'schen Sinne) von dem Bereich der Moral. Sie sagt zu diesem Kategorischen Imperativ, daß er in den Bereich des Sittengesetzes fallen würde, in dem dem Menschen Pflichten auferlegt werden, deren Erfüllung gerne auch über Gesetzgebung eingefordert werden könne (nicht zwangsläufig müsse). Dieser Bereich des Sittengesetzes fällt für sie aber nur in den Bereich der Selbsterhaltung des Einzelmenschen, von Familien und Gesellschaft. In ihm ist nur das gefordert, was jede Ameise, jedes Tier qua Instinkt sowieso schon macht, was den Menschen also nicht über das Tier erhebt. Der Mensch bedarf aber des Sittengesetzes, da er - aus seiner Unvollkommenheit heraus - sich auch gegen seine eigene Selbsterhaltung und die seiner Gesellschaft entscheiden kann. Erst im Bereich der Moral, im Bereich der Gotterhaltung (wie sie das nennt) wird der Mensch aber wirklich zum Menschen und erhebt sich dadurch - und nur dort - zur eigentlichen, menschlichen Freiheit. Im Bereich des Sittengesetzes dagegen erhebt sich der Mensch nur auf die Stufe des (nach M. Ludendorff) im Sinne seiner Selbsterhaltung vollkommen Tieres. Und zu diesem letzteren Bereich der Moral, so kritisiert Mathilde Ludendorff dann an Kant, habe Kant nur wenig bis gar nichts gesagt (3).

In ähnliche Richtung fiel schon die Kritik der Zeitgenossen an Kant aus. Schiller zum Beispiel formulierte als Kritik an der Alleinherrschaft des kategorischen Imperativs:

"Gewissensskrupel

Gerne dien ich den Freunden, doch tu ich es leider mit Neigung,
Und so wurmt es mir oft, daß ich nicht tugendhaft bin.

Decisum (Entscheidung)

Da ist kein anderer Rat; du mußt suchen, sie zu verachten,
Und mit Abscheu alsdann tun, wie die Pflicht dir gebeut."

Also ein Handeln "aus Neigung" ist in der Sittlichkeit und Moral (in der "praktischen Vernunft") von Immanuel Kant gar nicht vorgesehen, bzw. in dieser vielmehr "verdächtig", "anrüchtig", da ihm ja - womöglich - "egoistische" Motive zugrunde liegen, die vor der Vernunft nicht zu rechtfertigen wären (nach Kant). Diese Dinge hat Immanuel Kant für sich zu seinen Lebzeiten nicht mehr befriedigend auseinander gebröselt gekriegt und geklärt bekommen. Das haben fast alle seine wacheren Zeitgenossen so gesehen. Und das war der große Antrieb, der sie beflügelte, das waren die philosophischen Aufgaben, die sie für sich zu klären sahen.

1795 formulierte dementsprechend Friedrich Hölderlin in sehr dichten Worten in einem nur sehr kurzen Text den Grundentwurf für eine ganz neue, umfassende Philosophie, die aber für ihn ganz klar an dem anknüpfen sollte, was Immanuel Kant bis dahin an philosophischen Grundlagen gelegt hatte. Dieser berühmte Text ist als das "Älteste Systemprogramm des Deutschen Idealismus" (Wiki) in die Geschichte eingegangen. Und er setzt sofort ein mit jenen Fragen, die Kant offen gelassen hatte, ein, mit der Kernproblematik der damaligen Philosophie. Er beginnt mit den Worten (Wiki):

"- eine Ethik. Da die ganze Metaphysik künftig in die Moral fällt - wovon Kant mit seinen beiden praktischen Postulaten nur ein Beispiel gegeben, nichts erschöpft hat -, so wird diese Ethik nichts anderes als ein vollständiges System aller Ideen oder, was dasselbe ist, aller praktischen Postulate sein."

Hier wird also erkennbar: Philosophie - im Anschluß an Kant - ist für Hölderlin vor allem Moral, bzw. Ethik. Im weiteren Verlauf dieses Textes wird aber klar, daß für Hölderlin die Ästhetik, die Kunst dann noch wichtiger ist als die Ethik. Und so auch für Schiller in der fast zeitgleich entstandenen Schrift "Die ästhetische Erziehung des Menschen". 

Die erkenntnisphilosophischen Grundfragen halten beide - im Vergleich zu den offen gebliebenen Fragen auf dem Gebiet von Ethik und Ästhetik - für viel weitergehender geklärt durch Immanuel Kant als für die beiden anderen Bereiche. Und das ist dann der große Anspruch der Philosophen des deutschen Idealismus, für diesen großen Bereich menschlicher Moral und Ästhetik ebenfalls Antworten zu geben, die über den Kategorischen Imperativ von Kant weit hinausreichen, den sie eben nur als ein "Beispiel" ansehen dessen, was in diese Bereiche fällt, der aber diese Bereiche auch nicht ansatzweise auszuschöpfen in der Lage wäre. Das ungefähr ist der Ansatzpunkt auch der Schrift "Die ästhetische Erziehung des Menschen". Auch wenn Schiller es noch nicht so klar wie sein jugendlicher Freund Hölderlin formulierte.

Der Mensch "im Naturzustand" und der "sittliche Mensch"

Wenn ich also - kürzer gefaßt und konkreter - auf die Ausgangsfrage antworten soll: Schiller unterscheidet den Menschen "im Naturzustand" von dem "sittlichen Menschen". Mit dem "sittlichen Menschen" meint er aber eigentlich - im Sinne Mathilde Ludendorffs: den "moralischen Menschen", also den Menschen, der sich aus eigener, freier Entscheidung für das Gute entscheidet, für moralisches Handeln entscheidet. Da man zu Schillers Zeiten diese genaue Unterscheidung zwischen Sittengesetz und Moral, die Mathilde Ludendorff dann vorgenommen hatte, noch nicht zu machen fähig war, muß man immer genau hinschauen, wovon eigentlich gerade die Rede ist. Und das kann man nur verstehen, wenn man berücksichtigt, wie Menschen wie Schiller ihre eigene Zeit und ihre eigenen Zeitumstände wahrgenommen haben (4).

Im Naturzustand folgt der Mensch - nach Schiller - ohne alle Überlegung seinen Trieben, seiner Sinnlichkeit, seinen Instinkten, ähnlich wie das Tier. Er ist triebhaft, dumpf, unfrei, grausam, gewaltsam, jähzornig, eogistisch. Man könnte vermutlich auch konkreter sagen, daß dieser Mensch "im Naturzustand" für ihn der moralisch verkommene Mensch ist, also der, der rein egoistisch seinen Trieben folgt, der sich nur äußerlich "sittlich" verhält, weil er sich an "Konventionen" hält, der innerlich aber dennoch morsch und verkommen ist, der im Inneren eigentlich die platte Moral des willkürlichen Gewaltherrschers und Familientyrannen lebt.

Zu seiner Zeit hat man wohl noch geglaubt, ursprünglicher lebende "Naturvölker" (Jäger-Sammler-Völker) könne man prinzipiell so einordnen als wären sie moralisch verkommen. Man hat die christliche Unmoral, die man in seiner eigenen Gesellschaft als "barbarisch" empfand, als den "Naturzustand" angesehen. Heute sind wir ja diesbezüglich längst weiter. Auch diese Völker haben ihre eigene Sittlichkeit und Moral - so wie alle Völker weltweit. Und die Sittlichkeit und Moral dieser Völker steht in der Regel sogar viel höher als die Moral verkommener christlicher Völker. (Und zwar auch dann schon, wenn sie dazu keine philosophischen Schriften verfaßt haben.)

Der moderne Mensch (des 18. und 19. Jahrhunderts) erhebt sich aber über die moralische Verkommenheit, Heuchelei und Bigotterie christlicher "Moral" und "Sittlichkeit" erst durch die Vernunft, durch das Nachdenken, durch die Aufklärung. Aufklärung in diesem Sinne war also nie nur "Verstandesanliegen", es war im tieferen Sinne das Streben nach sittlicher, moralischer Vollkommenheit.

Deshalb ist aus heutiger Sicht eher zu sagen: Unter Menschen "im Naturzustand" hat Schiller letztlich die bornierten Christen seiner eigenen Zeit vor Augen, die sich nicht zu wahrer, moralischer Freiheit erhoben haben, sondern in einer sehr grobschlächtigen Sinnlichkeit und in einem sehr grobschlächtigen moralischen Feilschen mit ihrem Gott befangen sind - nach der Art: "Lieber Gott, laß mich in den Himmel kommen, dafür ringe ich mir mühsam einige, kleine Quäntchen von Moral in meinem Leben, als Familien- und Landesvater ab."

Aus solchem Christentum folgt dann brutales und gewaltätiges Vorgehen in der Erziehung und im zwischenstaatlichen Zusammenleben. Beispiele, die zu Zeiten von Schiller den größten Anstoß erregten, wären der Herzog von Württemberg mit seiner "Karlsschule", mit dem Einsperren von Freiheitsdichtern auf dem Hohenasperg und mit dem Verkaufen von Landeskindern nach Amerika (4). Beispiel wäre auch der Vater Friedrichs des Großen, der Soldatenkönig, der eine Generation zuvor gelebt hatte. Das wären also alles Menschen, die gar nicht fähig sind, sich zu wahrer menschlicher Moral, zu innerer Freiheit und Würde zu erheben. Ob es Menschen "im Naturzustand" im Schillerschen Sinne noch heute gibt - und wenn ja wo - diese Überlegung darf füglich dem Leser selbst überlassen bleiben. Dazu muß wohl nichts weiter gesagt werden.

Der "Naturstaat" im obigen Sinne ist also der "Gewaltstaat", die "Tyrannei", das blindwütige Herrschen der Willkür und der Borniertheit - oder gar (aus heutiger Sicht:) der bewußten Bosheit. Und Schiller meint nun: Insgesamt gesehen, "funktioniert" ja der Naturstaat "irgendwie". Ist es von diesem Standpunkt aus nicht gefährlich, diesen "Naturstaat" "verbessern" zu wollen, in dem man die in ihm lebenden mehr schlecht als recht lebenden Menschen mit einem aus der Vernunft geborenen "moralisch notwendigen Ideal von Gesellschaft" konfrontiert? Wäre das nicht zu abgehoben und zu weit von den sinnlichen Erfahrungen und sinnlichen Bedürfnissen der Menschen entfernt?

Der sittliche, der moralische Mensch im Sinne von Schiller lebt demgegenüber eine sehr prekäre Existenz, zumal in einer Gesellschaft, die ansonsten im "Naturzustand" begriffen ist (im Zustand christlicher oder atheistischer Verkommenheit). Und Schiller fragt, wie können Vernunftforderungen und Sinnlichkeit so miteinander in Einklang gebracht werden, daß die ("notwendige") Erfüllung der Forderung des Prekären, des Göttlichen nicht den Bestand der Gesellschaft an sich gefährdet. Also etwa in dem Sinne: "Sie gewannen sich den Himmel menschlicher Moral und Vollkommenheit, waren aber unfähig, auf der Erde zu überleben (als Gesellschaft)."

Es ist das übrigens dieselbe tiefere Fragestellung, die auch den Romanen von Schillers Zeitgenossin Jane Austen zugrunde liegt. Wie kann ich als edler Mensch leben, einen Heiratspartner finden, wenn ich umgeben bin von bornierten, verkommenen Menschen, von bornierten, verkommenen Gesellschaftsverhältnissen? Oder Mathilde Ludendorff formulierte diese Frage in dem Satz: "Wie bleib ich im Dasein der Gott?" (im Alltag, in der grauen, unbeseelten Alltäglichkeit)

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  1. Bading, Ingo: Der Weg zu wahrer politischer Freiheit - wo?, 03.10.2020, https://youtu.be/lVVebq_Ak6E.
  2. Heisenberg, Werner: Der Teil und das Ganze.
  3. Ludendorff, Mathilde: Ein Wort der Kritik an Kant und Schopenhauer.
  4. Friedrich Schiller - Der Triumph eines Genies 1940, https://youtu.be/3ZCVIpT_A_E.

Mittwoch, 18. November 2020

Ein wenig Kunst - Teil 2

Der britische Bildhauer Carl Payne (geb. 1969) (CarlPayne) - er überrascht mit Kunstwerken, so sagten wir im ersten Teil, denen genug Ernst und inneres Erfüllt-Sein zugesprochen werden kann, um auf diesem Blog einmal vorgestellt zu werden. 


Abb. 1: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

Wir fanden so viele begeisternde Kunstwerke von ihm, daß ein Blogbeitrag gar nicht ausreicht, um ihnen allen gerecht zu werden und gebührend Raum zu geben.

 

Abb. 2: Die drei Grazien (Ausschnitt) - Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

 

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Abb. 3: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

 

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Abb. 4: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

 

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Abb. 5: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

 

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Abb. 6: Die drei Grazien - Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

 

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Abb. 7: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

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Abb. 8: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)
 

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Abb. 9: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

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Abb. 10: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

 

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Abb. 11: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

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Abb.: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

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Ein wenig Kunst

Der britische Bildhauer Carl Payne (geb. 1969) (CarlPayne) - er überrascht mit Kunstwerken, denen genug Ernst und inneres Erfüllt-Sein zugesprochen werden kann, um hier einmal vorgestellt zu werden.

Abb. 1: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

Ein erstes Kunstwerk (Abb. 1) überrascht durch seine "Kindlichkeit", seine Ruhe, seine Freundlichkeit.

 

Abb. 2: "Circe" - Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

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Abb. 3: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

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Abb. 4: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

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Abb. 5: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

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Abb. 6: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

Züge von Prachtentfaltung sind unübersehbar (Abb. 6). Und sie sind ja angemessen der dargestellten Schönheit gegenüber.

 

Abb. 7: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

Angesichts solcher Bildwerke möchte man sagen: Tatsächlich - auch "moderne" Kunst, auch sie kann "schön" sein, kann - in zum Teil neuen Formen - Gültiges schaffen. Sie muß nicht zwangsläufig in irgendeiner Weise abstrus und verstiegen sein und braucht auch nicht in Banalität absinken.

 

Abb. 8: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

Es ist nicht zu verhehlen, daß all diesen Skulpturen auch ein erotisches Moment nicht fehlt. Aber es drängt sich nicht so auf, daß es alle anderen Momente überwiegen würde und damit verdrängen, an den Rand drängen würde. Auch andere Momente - Ausdruck des Seelischen - kommen ebenfalls zu ihrem Recht.


Abb. 9: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

Edle Grazie, Glanz und hohes, weites Ausgestrecktsein ....

 

Abb. 10: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

Der erhabene Flug der Seele.

Es ist auch deutlich sichtbar, daß hier nicht nur "kopiert" wurde, irgendein früherer Skulpturen-Stil bloß aufgegriffen und neu variiert worden wäre. Nein, hier wird aus "Eigenem" geschaffen. Und alles ist formvollendet bis ins letzte Detail ausgestaltet. Keine Partie, nicht nicht oder weniger als andere Partien durchgestaltet wäre.

 

Abb. 11: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

Und der so wesentliche Gesichtsausdruck zieht nicht die anderen vollkommen gestalteten Formen des Körpers herab und "herunter". Auch er hält sich "in der Waage" zu ihnen. Auch dieser Umstand ist selten genug heute verwirklicht in Kunstwerken und solchen, die sich so nennen.


Abb. 12: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)

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Abb. 13: Eine Skulptur des englischen Bildhauers Carl Payne (geb. 1969)


Was ist zum Ausdruck gebracht? Sicherlich kann gesagt werden: Etwas Beseeltes. .... 

Hier noch ein ----> zweiter Teil.

Samstag, 14. November 2020

Völkisch-katholische Okkultlogen, die sich als "verlorene Stämme Israels" ansehen

"Denn der HERR, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer und ein eifriger Gott." 

Seit mehr als einem Jahr kommentiert auf unserem Videokanal ein Mensch, der sich das Pseudonym "Flamme des Herrn" gibt, der indogermanische Stämme als "verlorene Stämme Israels" deklariert, der - scheinbar - Männerorden toll findet (was ja naheliegend ist, wenn man sich als verlorenes Priestervolk ansieht), und der als Leitspruch auf der Kanalinfo seines Videokanals verzeichnet hat (Yt):

"Denn der HERR, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer und ein eifriger Gott."

Abb. 1: Anbetung der jüdischen Bundeslade - Macht Sinn, wenn du zu einem "Verlorenen Stamm Israels" gehörst (Wiki)

Das ist ein Bibelspruch aus dem Alten Testament, aus dem 5. Buch Moses. Als Vorstellungsvideo hat er auf seinem Videokanal ein Lied aus den Freiheitskriegen gegen Napoleon eingestellt ,"Flamme empor". Zusammen genommen mit dem Leitspruch darf man sich da schon so einiges dabei denken. Aber lassen wir das. Er hat bislang - seit 2017 - elf Videos hoch geladen - bzw. wohl zumeist von anderen Kanälen neu hoch geladen - und zwar mit folgenden Titeln:

  1. Der Volkslehrer - Gastbeitrag Der Völkermord auf den Rheinwiesen überlebt Teil 1
  2. Bill Gates kapert Deutschland!
  3. Polizeigewalt in der BRD - Coronadiktatur
  4. Eurabia - Eine Kolonie des Islam
  5. Diä Chatz chund widär (Katze kommt wieder)
  6. Das Netz - Dokumentation über den "Unabomber"
  7. EVOLUTION - Fehler in der Evolutionstheorie
  8. Windkraftanlagen sind der TOD
  9. Geschichte des nordisch-atlantischen Menschen
  10. Die Radioaktivitätslüge 3/3 (zwei Teile)
Aus dieser Auflistung ergibt sich thematisch keine rote Linie, sie wirkt zusammen gewürfelt und soll wohl anzeigen, daß man sich breit im Bereich der "alternativen Öffentlichkeit" umgetan hat und dort für vieles "Interesse" hat. Welches auch immer. Als "verlorener Stamm Israels" muß man ja nach anderen "verlorenen Schafen" sehen, nicht wahr ....

Sieht man nun die Kommentare durch, die ein solcher Mensch im Lauf des letzten Jahres auf meinem Youtube-Kanal hinterlassen hat, schält sich das Bild heraus, daß es sich um einen Katholiken handelt, der manche Sympathien mit Rudolf Steiner äußern kann, der sehr zwiegespaltene Sympathien äußern kann gegenüber dem europäischen Heidentum, der den "nordisch-atlantischen Menschentypus" toll findet, der aber nichts übrig hat für den Islam oder den - so, so: "verjudeten" - Protestantismus, dessen Einstellungen aber insbesondere kulminieren darin, daß er .... Männerorden toll findet.

Daß man als "verlorener Stamm Israels" und mit einem Bibelspruch aus dem Alten Testament als Leitwort, sich besser einmal - wenn schon - dann selbst die Charakterisierung "verjudet" geben könnte - geschenkt. Synkretismus ist angesagt, wenn es um Männerorden und um Herrschaft geht. Wer interessiert sich schon für solche Widersprüche? Das kann alles gut zusammen gebracht werden. Es kommt nur auf ausreichend willkürliche Argumentation an. Aber - warum, warum, warum, warum - muß sich ein solcher Mensch ausgerechnet auf unseren Videokanal verlieren? Warum? ??? Hat er nichts Besseres zu tun? Scheinbar nicht. Es gilt, verlorene Schafe im Auge zu behalten, sie in "verlorene Stämme Israels" zu integrieren, scheinbar ....

Heidnisch, katholisch, alttestamentarisch, anthroposophisch .... ? Dieser Mensch wird sich doch wohl nicht im Umfeld jesuitischer Okkultorden bewegen? Solchen Orden, die sich einstmals - vor 1945 - zum Beispiel Skladenorden nannten? Ach, nicht doch, alles Verschwörungstheorie. Und eines ist sicher: Diese "Flamme des Herrn" gehört nur den unteren Rängen an. Er soll sich die Argumentationsweisen verlorener Schafe anschauen und - ggfs. - darüber referieren, gerne auch im Austausch ein wenig für seine Sache - den katholisch-völkisch-anthroposophischen Okkultorden - Werbung machen. 

Zu "Turkvölker, Indogermanen ..." 

Gehen wir gegenchronologisch seine Kommentare im letzten Jahr durch. Zu dem Video "Turkvölker, Indogermanen ..." fügte er vor fünf Tagen zunächst erläuternd hinzu, was im Video nur kurz angedeutet worden war, nämlich zur Herkunft des Odinsglaubens bei den Germanen:

"Wanen = Narten"

Dann schrieb er:

"Skythen und Sarmaten sind die verlorenen Stämme Israels."

Hier wird schon erkennbar, daß wir einer in seinem völkischen Okkultorden gelehrten Kernlehre mit unserem Video sehr nahe gekommen waren. Wir empfanden das aber eher als einen sehr lustigen Gedanken und antworteten:

"Ich kann mir aber auch überhaupt NICHTS anderes denken als DAS. .... Ähm ..... aber wer gehört eigentlich noch mal NICHT zu den 'verlorenen Stämmen Israels'? - ??? Wenn man die ganze Welt zu seinem Nationalgott (Jahweh) bekehren will (und das ist ja das erstrebte Ziel des Alten Testaments), dann macht es Sinn, jedem Volk ein kleines Stück von jener 'Auserwähltheit' abzugeben, die man sich selbst zuspricht (als 'Volk Gottes', als einziges) und dann darf jede Nation und ihre 'Eingeweihten' sich einmal als ein 'verlorener Stamm Israels' fühlen und dabei natürlich als etwas ganz, ganz Tolles und Besonderes. Fast als so toll und besonders wie das eigentliche 'Volk Gottes'. Viel Vergnügen dabei. Ja, es darf sich noch mehr fühlen - - - es darf sich - dann - fühlen als: 'Flamme des Herrn'!!!! :-) 

... Im Sturmschritt voran. 

Darauf antwortete "Flamme des Herrn":

"Also zu deinen letzten Worten: Ist es nicht aktueller Forschungsstand der Archäologie und Geschichtswissenschaft, daß die Indogermanen patriarchale Gesellschaften waren? Daß es die indogermanischen Reitervölker waren, welche das Patriarchat nach dem heutigen Europa gebracht haben?"

Wir verstanden die Zielrichtung dieser Bemerkung erst nicht und antworteten:

"Hm, eine Hypothese, ja. Wieso?"

Darauf "Flamme des Herrn":

"@Ingo Bading Weil du die Existenz von Männerbünden bei den Indogermanen so selbstverständlich zu verneinen scheinst.... Ich denke, daß es bei patriarchalischen und kriegerischen Gesellschaften eher wahrscheinlicher ist, daß solche Männerbünde existieren als nicht."

Das rief bei uns erneut ziemlich viel Belustigung hervor. Immerhin sind wir hier in den Kernbereich der ideologischen Lehren mancher völkischer Okkultlogen geraten. Und es mag ja sinnvoll sein, wenn man Menschen, die zu solchen Lehren und Orden neigen, doch noch einmal vor Augen führt, was dazu zu sagen wäre:

Grins, scherz, lächel. Und warum mußt das jetzt gerade DU sagen? Na, da paßt ja - wieder einmal - alles zusammen, oder? Oh, diese Männerbünde. Herrje, sind DIE WICHTIG!!! Es MUSS sie geben bei den Indogermanen, denn warum sollten sonst HEUTE Nachfahren der Indogermanen Männerbünde WICHTIG finden und bei ihnen mitmachen wollen, nicht wahr? Als "verlorener Stamm Israels", nicht wahr? Als "Flamme des Herrn", nicht wahr? Oh, oh, oh. Ich kann das schon verstehen. Aber so was von .... Das ist schon alles sehr, sehr wichtig. Ich bin da ja so was von empathisch. Man glaubt es kaum.

Aber zugleich stehe ich VÖLLIG auf Seiten des Nordisten und Religionshistorikers Bernhard Kummer, der genau diesem Gedanken, der sich während des Dritten Reiches so grassierend ausbreitete (WARUM WOHL?), der genau DIESEM Gedanken mit Vehemenz entgegen trat zu jener Zeit öffentlich (neben natürlich so unwichtigen Gestalten wie Erich Ludendorff oder Mathilde Ludendorff), und der gerade deshalb aus der SS heraus (WARUM WOHL?), GERADE aus der SS heraus so viel Gegenwind bekommen hat (sich berufend auf Otto Höfler, glorreichen Angedenkens ...) (1-3).

Archäologisch - wie gesagt - halte ich die These für völlig unbegründet (1) (bitte erst mal nachlesen und dann weiter reden).

Insgesamt: Die Indogermanen waren und sind das freiheitsliebendste Volk der Weltgeschichte. IHR Grundgedanke ist die Freiheit und die Gleichheit aller vor dem Gesetz, IHR Grundgedanke ist ECHTE Demokratie. Was man bei den Germanen besichtigen kann, in England, in Athen (Antike). Von selbst wären die nicht darauf gekommen, Männerbünde zu gründen. Vielmehr sind sie - unbewußt oder bewußt - zu allen Zeiten die geschworensten Feinde der Männerbünde gewesen. Deshalb werden sie ja so bekämpft und "eingefangen", die Indogermanen, nicht wahr? Von Männerbünden weltweit ....

Daß diese sogenannte "patriarchalische" Grundausrichtung bei den Indogermanen eine gewisse Einseitigkeit dargestellt hat und darstellt - bis heute, das könnte ich mir durchaus vorstellen. Und vielleicht war es auch nur aufgrund dieser Einseitigkeit den Indogermanen möglich, sich gegen so viele andere Kräfte der Weltgeschichte durchzusetzen und zu behaupten, vielleicht. Aber WENN diese Einseitigkeit heute überwunden werden MÜSSTE, dann ganz bestimmt nicht dadurch, daß der Gedanke des Männerbundes noch höher gehalten werden müßte in Europa als das sowieso schon bald 1.800 Jahre lang geschieht, seit der erste christliche Priester seinen Altar aufgeschlagen hat in römischen Städten am Rhein, ebenso wie sich etwa zeitgleich dort jüdische Gemeinden mit ihrer Erzpriesterschaft etablierten .... 

______ 

  1. Bading, Ingo: 2017, https://studgenpol.blogspot.com/2017/07/kultische-geheimbunde-haben-sie.html
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Kummer
  3. http://www.nibelungenlied-gesellschaft.de/03_beitrag/galle/fs06_galle.html

Seit diesem Kommentar herrscht Funkstille. Seither hat "Flamme des Herrn" nicht mehr geantwortet. Aber dieser Gedankenaustausch ließ den Bloginhaber nun doch noch einmal fragen, was "Flamme des Herrn" eigentlich alles schon zu Videos kommentiert hatte, und welcher "roter Faden" sich da wohl herausstellen könnte ,wenn man das einmal zusammen stellen würde. Und genau das geschieht im folgenden, und zwar gegenchronologisch immer unter dem Titel des jeweiligen Videos, unter dem die Kommentare gesetzt worden waren.

Zu "Inzest ..."

Vor vier Monaten äußerte sich die "Flamme des Herrn" zunächst einmal als so wissenschaftsfern wie nur möglich:

"Ich frage mich immer, woher die Archöologen diese Zahlen haben. Die C14-Methode wurde doch längst als unbrauchbar bewiesen..."

Puh. Warum kommentiert er dann auf meinem Kanal? Was soll das überhaupt?

Zu "Hegel ..."

Flamme des Herrn, vor 4 Monaten:

"YHWH ist der Panentheos!"

Was immer das nun wieder heißen möge und welche religiös-ideologische Kulissenschieberei damit wieder beabsichtigt sein könnte. 

Zu "Erich Ludendorff und die Spanische Grippe"

Im Mai 2020 hat er es mit der "Wertneutralität", er rät uns in Bezug auf Psiram ...

"... zur höchsten Vorsicht und Wertneutralität was die Information selbst anbelangt".

Nun gut, das mag ja für manche noch keine Selbstverständlichkeit sein. Geschenkt. Aber dann gibt er uns folgende hübschen Segensgrüße mit auf den Weg:

"Ach ja: Sollten Sie selbst mal etwas berühmter werden mit Ihrem Kanal, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß auch Sie auf Psiram Ihren persönlichen Artikel erhalten werden. Denn die Hintermänner dieser Plattform sind politisch röter als rot und die Ludendorffs eines deren Feindbilder. Daß Sie sich stets absolut wertneutral und politisch korrekt verhalten und ausdrücken, dürfte dabei wohl kaum eine Rolle spielen.... ;-)

Allvaters Segen!

Wenn einem ein Katholik und jemand, der sich gerne als Angehöriger eines "verlorenen Stammes Israels" ansieht und Männerorden toll findet, Allvaters Segen wünscht, dann darf man sicher viel Segensreiches unter solchen Segenswünschen verstehen .... Hust, hust, hust.

Zu "Unser Immunsystem und die Tiere"

Zu diesem Video schrieb er:

"Danke für das Video, war wie immer sehr interessant und aufschlußreich! 👍🏻"

Und:

"Ja (...) so ein Video fordert dem Gewissenhaften und Tüchtigen viel Zeit ab wenn er nicht geübt ist darin. Mach es weiterhin so wie es dir am besten in die Agenda paßt, denn so wie es jetzt ist, ist es gut. Ich mag deine Videos echt, obwohl ich als Christ bei einigem in der Vergangenheit den Kopf schütteln mußte. Doch deine Themen interessieren mich und ich bin irgendwie fasziniert von M. Ludendorff. Ich lese ihre Bücher und es ist ein Hin und Her zwischen purer Ablehnung und energischer Zustimmung. Wenn man nicht über den epistemologischen Tellerrand guckt, bleibt man in einer unaufhörlichen Selbstspiegelung stecken.... Darum nochmal Danke dafür, daß du hier mit uns deine Erkenntnisse teilst. 👍🏻"

Was man auch immer unter solchen Dankesworten verstehen kann ....

Zu "Wie evoluiert die Intelligenz?"

Zu diesem Video schrieb er:

"Dieser Stream war wiedermal sehr interessant, Herr Bading. Habe mir übrigens Ludendorffs 'Triumph d. Unsterblichkeitswillens' besorgt und gelesen. Diese Frau war wohl gesegnet und verflucht zugleich."

Wir halten fest: "Gesegnet und verflucht zugleich". Und weiter:

"Schade, daß sie so wenig Durchblick und Verständnis hatte was den INDOGERMANISCHEN Allvater Yahuwah anbelangt und den wahren Glauben an Yahushwah Immanuel Massiah, den Erlöser Europas. Das lag wohl am damaligen Zeitgeist und der antichristlichen Indoktrinierung. Das ist sehr schade. Alles andere aber ist ein wahrer Gewinn für jeden spirituellen und philosophischen Leser aus der keltogermanischen Ethnokultur.

Möge der Herr des Lichts auch sie zum wahren Weg anfeuern, Herr Bading!

Allvaters Segen!

🔥🔥🔥 

🔥♥️🔥

🔥🔥🔥"

Ist ja toll, daß da jemand so viel Durchblick und Verständnis hat inzwischen, bezüglich des indogermanischen Jehowah. Dazu muß wohl nichts weiter gesagt werden. Da sind alle Menschen, die heidnischer sind als dieser "indogermanische Jehowah" "gesegnet und verflucht zugleich". Aber man möchte doch meinen: Vorsicht vor einem solchen Segen, mehr noch Vorsicht vor solchen Flüchen ... Und: "Keltogermanische Ethnokultur". Hui ui ui.

Zu "Audio-Guide II"

Das Video handelte vom Schlachtfeld bei Wittstock aus dem Dreißigjährigen Krieg. Und "Flamme des Herrn" hat es scheinbar mit Schlachtfeldern, was man doch interessant finden kann:

"Yahuwahs Feld. Es gibt kein Eigentum an Grund und Boden. Alles gehört dem Schöpfer Yahuwah. Wir sind bloß Mieter in diesem Haus." 

Warum ihm das jetzt gerade bezüglich des Schlachtfeldes eines der blutigsten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges wichtig ist, da mag sich jeder selbst seinen Reim darauf machen. Mit den Schlachtfelder haben es die Okkulten ja (wie hier auf dem Blog aufgezeigt wurde anhand des größten Freimaurertempels der Welt in Leipzig). Deshalb verständlich, wenn er weiter voller monotheistischen Eifers sich äußert:

"Möge der Herr des Lichts deine Seele zum wahren Leben durch, mit und in Yahushwah Massiah Immanuel erwecken!

Halleluyah!

Heil dir Yahuwah!

DEUS LO VULT  

🕯777🕯 

☀️🌙⭐ 

🔥♥️🔥 

⚔🙏🏻⚔ 

🤚🏻 "

Mit bestem Dank zurück für - solche - "Segenswünsche".

Zu "Heidnisch-germanisch ..."

Über das Christentum wußte er im Dezember 2019 zu sagen:

"Das Christentum hat sich so rasant verbreitet, weil es eben im Gegensatz zu den heidnischen Kulten keine Religion der Eliten war und sich auch gegen das bestehende Herrschaftssystem richtete. Vor allem die Sklaven, von denen es im heidnischen Europa unzählige gab, nahmen den neuen Glauben sofort mit großer Begeisterung an. Das Erfolgsgeheimnis des Christentums war es eben, daß es sich von Oben und von Unten gleichzeitig verbreitete und allen Menschen das versprach (und immer noch verspricht), was sie sich sehnlichst erhoffen. Ganz im Gegensatz zum alten Kult, bei denen man den Geistern immer mehr geben mußte als man von ihnen letzten Endes zurückbekam... Die alten Geister waren eben Ausbeuter, weshalb sie von den heiligen Himmelsscharen des einen Allvaters verdrängt wurden."

Die alten Geister waren Ausbeuter. Nunja. Toll zusammen gestoppelt, die religiöse Ideologie dieser völkisch-anthroposophisch-katholischen Okkultloge. Außerdem:

"Das europäische Christentum von heute hat sich in über tausenden von Jahren kulturell-evolutionärer Vermischung mit den heidnischen Kulten des alten Europa ergeben. Das Meiste des katholischen Glaubens ist in seinem Kern uraltes, alteuropäisches spirituelles Kulturgut. Erst der Protestantismus hat sich dieses europäischen Teils wieder entledigt und das Christentum völlig durchjudaisiert."
Solche Dinge sind ihm also wichtig. Wir halten fest: Protestantismus scheint für ihn "nicht gut" zu sein. Da ist ihm der okkulte, katholisierende Rudolf Steiner schon lieber:

"Rudolf Steiner war ein erleuchteter keltogermanischer Geist. Das wahre Christentum ist die Vollendung der alten heidnischen Kulte. Was unsere Ahnen bereits ahnten, kam im Christentum schließlich vollends ans LICHT. Ragnarök ist nichts anderes als das Aufkommen des einzig wahren Glaubens an den einen dreieinigen Herrn des Lichts im Norden. (Surtr ist Michael)

Halleluyah!

Heil dir Yahuwah!

DEUS LO VULT  

🔥🔥🔥 

🔥♥️🔥 

🔥🔥🔥"

Wenn im Christentum das ans Licht kam, was unsere Ahnen bereits ahnten, dann fragt sich ja wohl doch, warum wir nach eineinhalb tausend Jahren Christentum so merkwürdig schief in der Weltgeschichte da stehen. Aber dafür wird es sicher eine Erklärung geben. Wir haben halt die Wege des Heils verlassen und uns zu sehr zurück zum Heidentum zurück gewendet (vermutlich). Eine "Anja" hatte zu dem Video geschrieben:

"Taufspruch bei 52:20 min '...verfluche, was du angebetet hast, bete an, was du verflucht hast.'  - hört sich irgendwie wie Satanismus an!? Vielen Dank für dieses Video! ...

Das konnte unser katholisierender Steiner-Jünger so nicht im Raum stehen lassen und mußte schreiben:

"Dieser Tauspruch entstammt der vorchristlichen Religionskultur Europas wie eigentlich das meiste in der christlichen Volksreligiosität und im katholischen Glauben (der noch nicht vom Protestantismus durchjudaisiert und völkisch-kulturell beschnitten wurde)."

Und flugs hat man die vorchristliche Religionskultur Europas zu einer satanistischen gemacht. Daß es dort religiöse Duldsamkeit gegeben haben könnte statt monotheistischem Eifer, ein solcher Gedanke fällt - manchen - natürlich schwer. Unser katholisierender Steiner-Jünger schreibt weiter:

"Ohne das Christentum gäbe es keine großen europäischen Nationen. Entweder wären wir immer noch  grausame Kultisten ..."

man höre!

"die sich in endlosen Stammesfehden an der kulturellen Weiterentwicklung hindern, oder wir würden alle auf Teppichen gegen Mekka beten. Denn wenn die Stämme Europas nicht freiwillig den wahren Glauben angenommen hätten, was sie zu geeinten Nationen machte und überhaupt erst sowas wie ein pangermanisches Kollektivbewußtsein schuf, hätte spätestens der Mohammedanismus im Frühmittelalter die ohne Christentum wehrlosen Stämme im Norden zwangsvereint in einem Kalifat. Dank dem christlichen Glauben konnten wir jedoch bis jetzt den Dämon aus der Wüste immer abwehren... bis jetzt.. ."

Den monotheistischen Dämon aus der Wüste unter der Fahne eines - sehr ähnlichen - monotheistischen Dämons aus der Wüste. Solche Dinge müssen unter denkenden Menschen ja eigentlich gar nicht mehr eingeordnet werden. Christen werden gegen Muslime gehetzt und umgekehrt - seit mehr als tausend Jahren. Und auch über die Religionshistorikerin Sigrid Hunke hat er eine Meinung. Sie ist nichts weiter als - schwachsinnig, das typische Krafturteil eines Monotheisten:

"Sigrid Hunke hat zwar ein interessantes (wenn auch zu vielen Teilen schwachsinniges) Buch über 'die Religion' Europas geschrieben. Aber daß sie eben zu all ihrem Interessanten auch soviel Schwachsinn geschrieben hat, ist wohl der Tatsache geschuldet, daß sie selbst ein sehr opportunistisches Wesen war, was sich zb. in blinder Regimetreue (insbesondere zum Hitlerregime) ausdrückte und wohl auch ihre blinde und undifferenzierte Araber- und Mohammedanismusverehrung erklärt. Den antideutschen Machthabern, die seit der Weimarer 'Republik' bzw. Besatzerherrschaft über das deutsche Volk mittels diverser Regierungssysteme herrschen, waren blinde Mohammedanophile stets sehr genehm...."

In die Abgründe dieser zerrissenen Seele, die zwischem "Interessantem" und "Schwachsinn", zwischen "Segen" und "Fluch" hin und her taumelt, wollen wir uns nicht weiter hinein begeben. Sie erscheinen uns hochgradig ungut. Und wir merken, indem wir diese Kommentare komprimierter auf uns wirken lassen, daß wir diesem Kommentator auf unserem Videokanal eigentlich nur noch ungern weiteren Raum gewähren zu solchen zerrissenen Äußerungen. Unser damaliger Einspruch lautete:

"Also ich sehe wirklich nicht, warum man nicht die positiven Seiten der islamischen Kultur behandeln und hoch schätzen kann."

Auch da gibt es wieder klare Urteile, geleitet von monotheistischem Eifer:

"@Ingo Bading Weil alles Positive in der arabischen Kultur sich ZUM TROTZ oder GEGEN den Mohammedanismus erhalten und entwickelt hat und weil das allermeiste dieses Positiven nichtmal von den Arabern stammte sondern von den eroberten Kulturen. In der ganzen arabischen Geschichte gehen Kulturniedergänge immer mit der Erstarkung des Mohammedanismus einher. Und umgekehrt blühten in den arabischen Kulturen die positiven (und eben eigentlich fremden) Aspekte stets dort, wo der Mohammedanismus an Macht und Geltung verlor... Die Ideologie Mohammeds ist rein destruktiv und hemmt leider auch die eigenständige kulturelle Entwicklung der arabischen Völker selbst."

So kann man sich alles zurecht bügeln wie man es gerade braucht, indem man "Segen" und "Fluch", "Interessantes" und "Schwachsinn" bei jeder historischen Erscheinung ganz sauber voneinander trennt. Man versteht da schon, weshalb diesem Kommentator da "Wertneutralität" als etwas "Besonderes" auffallen muß.

Zu "Indogermanen an der Nordgrenze ..."

Zu diesem Video aus dem Dezember 2019 schrieb er:

"Die Europäer werden gerade mit Araber und Afrikaner vermischt. Wir müssen uns bald wieder entmischen...."

Und:

"@Ελ Μπαντίντο Es wird bald keine blonden und blauäugigen Menschen mehr geben und das ist auch gewollt. Die nordischen Menschen waren/sind die Kultur- und Zivilisationsbringer der Menschheit. Auf der ganzen Erde hat der nordisch-atlantische Mensch die Zivilisation zum erblühen (sic!) gebracht. Dem soll nun Einhalt geboten werden. Daß es so ist, ist offensichtlich. Aber WER diesen Entwicklungsstopp der Menschheit will und aus welchem Grund, das bleibt ein Rätsel...."

Tja, wirklich sehr rätselvoll, nicht wahr? Wie innerlich hin- und hergerissen man sein muß, wenn man völkischen Okkult-Logen und -Orden angehört und sich in ihren gedanklich verquasteten Zusammenhängen bewegt. Wir können das schon verstehen. Er schreibt auch:

"Ich will, daß die europäischen Ethnokulturen überleben, denn wenn sie sterben, stirbt die Menschheit."

Das klingt alles sehr jesuitisch und hat man in ähnlicher oder anderer Form schon anderwärts oft genug gehört.

# # # # # # # 

Nachdem "Flamme des Herrn" diesen Blogbeitrag gelesen hatte, schrieb er als Kommentar unter das Video "Turkvölker, Indogermanen ...":

@Ingo Bading Danke für diese umfangreiche Auseinandersetzung mit meinen Diskussionsbeiträgen.
Bitte vergessen Sie aber nicht, dass YT für viele in erster Linie ein reines Unterhaltungsmedium ist und keine wissenschaftliche Diskussionsplattform, weshalb sich viele - wie u.a. ich - nicht die Mühe geben auf inhaltliche und thematische Zusammenhänge ihrer Beiträge und ein sich möglicherweise daraus ergebendes Gesamtbild zu achten. Oder konkret: Man macht sich irgendwann einmal einen Kanal und denkt sich evtl. etwas bei der Namensgebung und dann lädt man spontan und lust-, laune-, zeitbedingt vielleicht mal ein Video hoch das gefällt. Genauso verhält es sich mit den Kommentaren. Manchmal verfasst man kurz einen Kommentar während man auf den Zug wartet und sich dabei langweilt, manchmal schaut man aber auch bewusst ein inhaltlich komplexes Video um sich zu informieren und hinterlässt danach einen ernsthaft gemeinten, reflektierten und komplexeren Kommentar, manchmal guckt man Trashvideos weil man nicht einschlafen kann und schreibt dann einen dazu gehörigen Müll im Halbschlaf, oder man gibt besoffen unter random Videos Kommentare ab während man vom Ausgang heimfährt bzw. gefahren wird..... Ich denke Sie verstehen was ich meine, denn zu diesem "man" gehöre u.a. ich selbst. 😉 Auch wenn der zugegebenermassen missionarisch klingende Kanalname vielleicht den Eindruck macht: Mein Kanal war für mich nie als Instrument der Mission oder politisch-religiösen Agitation gedacht, auch wenn ich ab und zu dementsprechend auf YT agiere wenn ich gerade Zeit und vorallem Lust habe. Ironischerweise war der Kanalname selbst sogar einst ein Ergebnis von Ironie. 😄
Ihre Videos schaue ich wirklich aus wissenschaftlichem Interesse/Neugier und weil ich weltanschaulich von der Thematik "betroffen" bin. Über den Gesamtzusammenhang meiner unterschiedlichen Kommentare habe ich mir jedoch auch hier in bezug auf Ihren Kanal - bis jetzt -  keine Gedanken gemacht. Ich schaue, überlege und schreibe anschliessend nach Lust und Laune drauflos, ohne mich wie in einem wissenschaftlichen Kolloquium um irgendwelche Diskursregeln und Reputationen zu kümmern. Ich schätze mal dass ich damit zur Mehrheit auf YT gehöre.
Mit all dem möchte ich Ihnen eigentlich sagen: Ich fasse es ernsthaft und aufrichtig als Kompliment auf, dass Sie meinem Onlineauftritt so viel Zeit widmen und ich  habe daraus für mich selbst wieder etwas gelernt, aber bitte nehmen Sie meinen Kanal nicht allzu ernst, da einiges darin wie bereits erwähnt spontanen Regungen entspringt und keiner allumfassenden politisch-religiösen Motivation.
Gottes Segen und Aufwiederlesen!
Interessanter an diesem Kommentar ist womöglich eher, worauf er nicht eingeht als worauf er eingeht.

Dienstag, 10. November 2020

"Querdenkende" Nationalsozialisten nach 1945 - Wie sie die Geschichte des Dritten Reiches sahen ...

Thema hier: Johann von Leers über den vielfältigen Canaris-Verrat während des Dritten Reiches (1954/55)
 
Vorbemerkung: Bis zum Jahr 2014 hat der Bloginhaber hier auf dem Blog - wie an den damaligen Blogartikeln erkennbar wird - sehr intensiv viele zeitgeschichtliche Fragen recherchiert, insbesondere auch zu den weniger bekannten Hintergründen des Dritten Reiches. Irgendwann ist er dabei auch auf die Thematik "Eichmann vor Jerusalem" (21) (also in Argentinien) und auf den Kreis der nationalsozialistischen Intelektuellen rund um die dortige Zeitschrift "Der Weg" gestoßen. Diese Zeitschrift hat er intensiv durchforstet damals. Nicht alle Aufsatzentwürfe, die damals aus diesen Recherchen heraus entstanden, sind bis heute hier auf dem Blog veröffentlicht worden, sondern schlummern seither als Entwürfe im "Blogarchiv". Durch Anfragen wird der Bloginhaber gerade veranlaßt, den folgenden Aufsatzentwurf aus dem Jahr 2013 - ohne weitere inhaltliche Überarbeitung - öffentlich zu machen (erstmals). Das ist ein etwas mißliches Unterfangen, denn der Bloginhaber steckt gar nicht mehr so stark in der Thematik drin wie das vor sieben Jahren der Fall war, als er die spannenden Recherchen damals recht willkürlich abbrach (weil sich solche - wenn man einmal anfängt - als "endlos" herausstellen). Aufgrund des zeitlichen Abstandes muten dem Bloginhaber nun selbst manche Charakterisierungen und Bewertungen in diesem Blogartikelentwurf als "ungewöhnlich" oder gar "kühn" an. Die Perspektive dieses Blogs auf das Dritte Reich war und ist ja seit den damaligen Recherchen auch immer noch eine recht ungewöhnliche. Die damaligen Bewertungen und Charakterisierungen werden sicherlich auch weiterhin ihre Berechtigung haben und sollten schon deshalb sieben Jahre später nicht "abgemildert" werden. Denn das wäre auch eine Verfälschung unseres ursprünglichen Kenntnisstandes, vor dem auch dieser Aufsatzentwurf damals entstanden ist. (I.B.)

Nach 1945 teilte sich das deutsche Nachdenken über die Ursachen des Geschichtsablaufs zwischen 1933 und 1945 in zwei Gruppen. Die eine Gruppe stellte den deutschen Widerstand gegen Adolf Hitler als vorbildlich in den Mittelpunkt ihres Nachdenkens. Ihr Geschichtsbild hat seither an vielen Stellen Risse erhalten. Der "Widerständler" Wilhelm Canaris und viele seiner Mitarbeiter waren nicht nur "Verschwörer gegen Hitler" und sei es sogar um den Preis einer deutschen Niederlage im Zweiten Weltkrieg. Sie trieben vielmehr jene imperialistische Politik Hitlers - zwischendurch - sogar kräftig voran und wehrten in diesem Zusammenhang die Entmachtung der kriegsunwilligen Wehrmachtspitze im Jahr 1938 nur halbherzig ab. Zwar versuchen dies viele Historiker oder Zeitzeugen damit zu entschuldigen, daß man zur besseren Tarnung hätte "mitmachen" müssen. Aber immer mehr Einzelheiten, die bekannt werden, widersprechen einem solchen schlichten Geschichtsbild. Sie sind auch hier auf dem Blog zum Teil schon behandelt worden (bis Ende 2013).

Für die andere Gruppe war der deutsche Widerstand gegen Adolf Hitler während des Krieges einfach nur "Verrat" an Deutschland. Auf diese Widerständler richtete sich deshalb der ganze Haß dieser Gruppe. Sie machten diese Widerständler nach und nach für alles Unglück verantwortlich, das Deutschland zwischen 1933 und 1945 ihrer Ansicht nach wiederfahren war. Dieser Gruppe fühlten sich nach 1947 natürlich nur noch wenige Deutsche zugehörig. Intellektuell sammelte sich diese Gruppe ab 1947 um den deutsch-argentinischen Dürer-Verlag in Buenos Aires in Argentinien und um seine Zeitschrift "Der Weg". Es waren dies Menschen wie Johann von Leers, Otto Skorzeny, Wilfried van Oven, Dieter Vollmer, Willem Sassen (1918-2001) (Wiki). Wenn sie in ihrer Erschütterung über den militärischen Zusammenbruch des Dritten Reiches über seine Ursachen nachdachten, stand natürlich unter anderem die Gruppe des deutschen Widerstandes gegen Hitler im Mittelpunkt ihres Nachdenkens.

Abb. 1: Johann von Leers (1902-1965) - Nationalsozialistischer Schriftsteller

Es ist nun erstaunlich, daß um so mehr zeitlichen Abstand wir zu den Ereignissen vor und nach 1945 bekommen, wir zunehmend erkennen, daß auch die letztgenannte Gruppierung wesentliche Einsichten zum Geschichtsablauf hatte, wenn sie dabei jedoch auch manchmal über das Ziel hinausgeschossen sein mag. Aber das ist ja die erstgenannten Gruppierung viel zu oft auch. In vielen größeren Gesamtzusammenhängen ist sie aber wohl der eigentlichen, heute erkennbaren Hintergrund-Geschichte des Dritten Reiches oft viel näher gekommen, als die erstgenannten Gruppierung.

Es wurden dort in Argentinien schon genau die gleichen Fragen gestellt, die sich auch heute zunehmend den Historikern stellen, und von denen wir viele schon hier auf dem Blog behandelt haben: Wer steckt eigentlich wirklich hinter dem Reichstagsbrand? Wer hinter der Gestapo, den Röhm-Morden, der Blomberg-Fritsch-Krise, dem Canaris-Geheimdienst? Und welche Ziele wurden mit all dem verfolgt? Otto Skorzeny und Wilfried von Oven waren ja schon früh mißtrauisch geworden gegenüber dem Wirken des Wilhelm Canaris im Zusammenhang mit dem spanischen Bürgerkrieg und dem Nichteintritt Spaniens in den Zweiten Weltkrieg, was zur Nichteroberung Gibraltars durch die Deutschen führte.

Als erster war es wohl der völkische Schriftsteller Johann von Leers (1902-1965) (Wiki), der vielen Wahrheiten um die Hintergründe des Reichstagsbrandes und der Geschichte des Dritten Reiches, wie wir aus der Sichtweise des vorliegenden Blogs sagen müssen, schon Ende 1954 erstaunlich nahe gekommen ist. von Leers war "intellektualisiert" worden "im Jünger-Kreis", so heißt es im Klappentext zu der jüngst zu ihm erschienenen Biographie (Sennholz 2013). Er stand also den Kreisen, die hinter dem Dritten Reich standen, einerseits erstaunlich nahe, war aber zugleich offenbar diesen gegenüber auch reichlich ahnungslos und naiv.

Doch Ende 1954 konnte er sich schon vieles besser "zusammenreimen", was da seit 1933 von Seiten der rechtskonservativen "Widerständler" geschehen war. Er schreibt da (5, S. 852):

Zum ersten Male erfährt nun die Öffentlichkeit, daß sich die Regierung Hitlers buchstäblich vom ersten Tage an einer ausgezeichnet organisierten, im Schutze des eigenen militärischen Geheimdienstes getarnten konservativen Verschwörung gegenüber sah. Wegen ihrer soliden Stützpunkte in der russophilen Bendlerstraße und anderen wichtigen Reichsministerien gelang es einem kleinen, aber fanatischen Zirkel östlich orientierter Militärs und konservativer Politiker, allmählich einen konspirativen Apparat aufzubauen, der später England zur Kriegserklärung an das Reich veranlaßte, dann im Kriege durch zielbewußte Blendung der deutschen Kriegsführung den alliierten Sieg überhaupt erst ermöglicht, bis er dann in der Flamme seiner letzten verzweifelten Aktion, dem Attentat vom 20. Juli 1944, bis auf geringwertige Reste verbrannte.

Das ist natürlich ein ungewollter Scherz des Johann von Leers gewesen. Der größte Teil dieser Verschwörergruppe überlebte das Umbruchjahr 1945. Aber das konnte ein von Leers wohl im Jahr 1954, als es noch keine langjährigen Forschungen etwa zum Reichstagsbrand gab, noch gar nicht so recht übersehen.

von Leers: Der militärische Geheimdienst unter Canaris stand hinter dem Reichstagsbrand

Wenn man das folgende von ihm liest, kann man sich im Hinterkopf behalten, daß nicht die genannten Personen selbst die Hauptrolle gespielt haben müssen, sondern noch weitgehend unbekannte Kreise und Klüngel, die hinter ihnen standen und auch diese dirigierten. von Leers jedenfalls schreibt (5):

So sammelte sich buchstäblich vom ersten Tage an eine hintergründige Opposition. Neben dem militärischen Schleicher-Hammerstein-Kreis der Oberfohren-Flügel der DNVP, die "Jungkonservative Vereinigung" mit Ewald v. Kleist-Schmenzin, Fabian v. Schlabrendorff, Hans-Bernd Gisevius, eine Gruppe orthodoxer Protestanten um Professor Karl Bonhoeffer, seine Söhne Dietrich und Klaus, sein Schwiegersohn Hans v. Dohnanyi und Rüdiger v. Schleicher und der mit ihnen eng befreundete Otto John. Verflochten damit war der nationalbolschewistische "Widerstandskreis" Ernst Niekischs sowie Erich Klauseners "Katholische Aktion". Als auslösendes Moment und Fanal sollte der Brand des Reichstagsgebäudes dienen, seine Flammen den blutigen Zusammenstoß zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten heraufbeschwören.

Viele von diesen Personen hatten also Geheimdienstkontakte, schon damals, im Jahr 1933. Oder sagen wir es anders: die deutschen Geheimdienste behielten schon damals - wie sie es seither immer machen - nicht nur Hitler selbst, sondern auch die Hitler-Opposition in guter Kontrolle. von Leers schreibt weiter über den Reichstagsbrand unter anderem (5):

Als ausführendes Organ der Brandstiftung muß die Abteilung II der "Abwehr" angesehen werden. Nur sie besaß alle technischen Hilfsmittel. Die gestellte Aufgabe bedeutete für sie wenig mehr als eine Routineangelegenheit der Art, wie sie sie vielfach im Ruhrkampf durchexerziert hatte. Als Mittel kam flüssiger Phosphor in Betracht, ein Brandstiftungsmittel, das damals nur in Fachkreisen bekannt war und von dem schon eine kleine Menge genügte, einen Großrand hervorzurufen.

Er zitiert mehrmals Hans Bernd Gisevius und charakterisiert ihn ähnlich, wie wir ihn schon charakterisiert hatten (5):

Die Plastizität der Schilderung läßt deutlich durchblicken, daß Gisevius zu den Eingeweihten und Mittätern der Brandstiftung gehört.
Genau das war auch unser eigener Eindruck bei der Lektüre der vielen Bücher des Hans Bernd Gisevius. Aber das ist allerdings hier doch schon sehr deutlich gesagt. So weit waren wir selbst noch nicht gegangen! Johann von Leers war schon im Jahr 1933 mit der Zurückweisung der Behauptungen des Reichstagsabgeordneten der DNVP Ernst Oberfohren (1881-1933) (Wiki) beschäftigt (1). Schon von daher mußte er Einblick gehabt haben in die Vorwürfe zu den Hintergründen des Reichstagsbrandes. Schauen wir uns Oberfohren etwas genauer an. Er war an der Spitze der DNVP ein Gegenspieler von Hugenberg gewesen und scheint wegen seines Wissens um die Hintergründe des Reichstagsbrandes ermordet worden zu sein. Auf Wikipedia heißt es über ihn (Wiki) (zitiert natürlich nach der Version von 2013):
Im Januar 1933 befürwortete Oberfohren ein Zusammengehen der DNVP mit der NSDAP. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 distanzierte Oberfohren sich von Hugenberg und dessen NSDAP-nahen Kurs. Obwohl er auch noch für das Ermächtigungsgesetz vom März 1933 stimmte, das mit der Zusammenlegung von Legislative und Exekutive die Grundlage für die Errichtung der NS-Diktatur bildete, sah er sich verstärkt politischen Gängelungen ausgesetzt: Er wurde zunächst bespitzelt und mehrmals verhört. Am 29. März 1933 wurde sein Büro und einen Tag später seine Privatwohnung von Nationalsozialisten durchsucht. Obwohl er noch am 22. März als Fraktionsvorsitzender bestätigt wurde, legte er am 30. März sein Reichstagsmandat nieder und zog sich aus der Politik zurück.
Oberfohren war also zunächst einmal nur - grob gesagt - ein kritischer Geist und "Quertreiber". Weiter heißt es nun über ihn (Wiki) (zitiert nach der Version von 2013):
Eine Oberfohren zugeschriebene Denkschrift über den Reichstagsbrand, die der "Manchester Guardian" Ende April veröffentlichte (The Oberfohren-Memorandum), ...
- das von Leers zu jener Zeit in der britischen Presse zu widerlegen versuchte (1) -
... wahrscheinlich aber von Albert Norden stammte, mag zu seinem Tod beigetragen haben: Am 8. Mai 1933 wurde Oberfohren in Kiel erschossen aufgefunden.
Wie wohl dieser Tod auf von Leers gewirkt hat? Weiter (Wiki) (zitiert nach der Version von 2013):
In der Literatur dominiert die Auffassung, daß er den Schikanen durch die Nationalsozialisten, die er bis zu dieser Zeit hatte erdulden müssen, psychisch nicht gewachsen war und sich deshalb das Leben nahm. Alternativ kursiert die Behauptung, daß der Ernst Röhm nahestehende ehemalige Kampfbundführer Paul Röhrbein Oberfohren als eine den Nationalsozialisten unbequeme Persönlichkeit ermordete und den Mord als Suizid tarnte. Diese Behauptung, die angeblich auf Prahlereien Röhrbeins nach seiner kurz darauf erfolgten Inhaftierung gegenüber anderen Häftlingen zurückgeht, läßt sich in der Literatur erstmals in einer Exilanten-Publikation aus dem Jahr 1936 nachweisen.
Dieser SA-Führer Paul Röhrbein (1890-1934) (Wiki) war Mitglied des gar nicht so einflußlosen Homosexuellen-Kreises um Ernst Röhm. Dadurch war er womöglich an der Brandstiftung des Reichstages und der Vertuschung, dem "Cover up" der Brandstifter beteiligt. Warum er dann aber womöglich mit seinen Auftraggebern in Zwist geriet und sogar von Röhm selbst fallengelassen worden ist, wird noch nicht so recht deutlich. Über Röhrbein heißt es auf Wikipedia bislang nur (Wiki) (Version 2013):
Im Sommer 1933 wurde Röhrbein aus unbekannten Gründen in „Schutzhaft“ genommen. In der Literatur taucht in diesem Zusammenhang häufig die unbelegte Behauptung auf, Röhrbein habe mit dem Reichstagsbrand vom Februar 1933 zu tun gehabt, sei womöglich sogar Mitglied eines Trupps gewesen, der durch einen unterirdischen Tunnel in das Reichstagsgebäude eingedrungen sei und diesen angesteckt habe. Daneben wurde auch der Verdacht geäußert, Röhrbein habe am 7. Mai 1933 als Anführer eines SA-Rollkommandos den DNVP-Politiker Ernst Oberfohren ermordet, der die Nationalsozialisten belastendes Material zum Reichstagsbrand gesammelt haben soll, und die Tat anschließend als Selbstmord getarnt. Diese Behauptung geht auf den ehemaligen Chefredakteur der Münchener Sonntagszeitung, Walter Tschuppik, zurück, der 1934 im Exil in der österreichischen (oder tschechischen) Zeitung Der Morgen erklärte, Röhrbein 1933 im Polizeigefängnis Löwengrube als Mitgefangenen getroffen zu haben. Dabei habe Röhrbein ihm gestanden, Oberfohren im Auftrag Görings umgebracht zu haben.
Soweit übersehbar, erfolgte die Schutzhaft, die Isolationshaft und Folter von Röhrbein in Übereinstimmung mit den Wünschen Röhms. Was ihn aber keinesfalls vor seiner eigenen Ermordung schützte, heißt es doch weiter (Wiki):
In der Nacht vom 30. Juni zum 1. Juli 1934 wurde Röhrbein anläßlich der als Röhm-Putsch bekannt gewordenen politischen Säuberungswelle der Nationalsozialisten vom Frühsommer 1934 von Angehörigen der Dachauer SS-Lagerwache erschossen. Außer ihm wurden noch vier weitere Männer getötet, die seit längerem als „Schutzhäftlinge“ in Dachau festgehalten wurden.
Ein offenbar sehr verwickeltes Geschehen, über das noch nicht alle Hintergründe klar zu sein scheinen. Einmal erneut wird deutlich wie kräftig offenbar gemordet wurde auch beim "Cover up" der eigentlichen Urheber des Reichstagsbrandes - und der Machtergreifung allgemein.

Der Verfassungsschutz-Mann und Spiegel-Historiker Fritz Tobias schreibt 1962 in seinem Buch "Der Reichstagsbrand" (15, S. 583):
Eine der verwegensten, aber auch politisch zielbewußtesten Legenden-Konstruktionen wurde nach dem Kriege von emigrierten Nationalsozialisten in Argentinien regelrecht zusammengebastelt. Als Verfasser zeichnete Paulus van Obbergen, hinter welchem Namen sich niemand anders verbirgt als Dr. Johann von Leers, der sich heute Osman Amin von Leers nennt und aus seiner nationalsozialistischen Überzeugung und seinem fanatischen Antisemitismus auch heute noch kein Hehl macht. Seine Darstellung "Vom Reichstagsbrand zum Untergang des Reiches" erschien im Organ des berüchtigten Dürer-Verlages, Buenos Aires, "Der Weg", ....

Wenn ein Mitarbeiter des niedersächsischen Verfassungsschutzes eine solche Zuschreibung vornimmt, wird man ihr schwer ohne alle Anhaltspunkte widersprechen wollen.

von Leers: Canaris war der Auslöser der stalinistischen Säuberungen des Jahres 1937

von Leers überblickt jedenfalls gar nicht, daß das Ziel der Hinterleute der "kontrollierten Opposition" des Dritten Reiches gar nicht einmal gewesen sein muß, den Ausbruch eines Weltkrieges zu verhindern oder Hitler vor dem Ausbruch eines solchen Krieges zu stürzen, sondern vielmehr zunächst einmal einfach nur, die ehrlich gemeinte Opposition gegenüber einem neuen Weltkrieg zu "kontrollieren" und in Schach zu halten. Und zwar auch gar nicht einmal besonders wegen Hitler-Freundlichkeit. So weit kann von Leers nicht denken. Interessant ist die Deutung der Tuchatschewski-Affäre durch von Leers:

Eine Militärverschwörung unter der Leitung Marschall Tuchatschewskis entstand. Während der Beisetzungsfeierlichkeiten für den englischen König nahmen Vertrauensleute Tuchatschewskis Fühlung mit Mitgliedern der deutschen Delegation, um für ihre Staatsstreichpläne sich der Hilfe Adolf Hitlers zu versichern. Auf der Rückreise weilte Tuchatschewski selbst einige Tage in Berlin. Jetzt bot sich für Canaris eine ausgezeichnete Gelegenheit, Adolf Hitlers Auftenpolitik einen schweren Schlag zu versetzen. Die Informationen gerieten nämlich in die falschen Kanäle. Wahrscheinlich über Kapitän Patzig, der als Kommandant eines Kriegsschiffes an der Beisetzung in England teilnahm, erhielt Canaris Kenntnis von dem Vorhaben der Russen. Seine Gegenaktion bestand darin, über Abwehrkanäle den prosowjetischen Benesch über die Vorgänge zu informieren und so Stalin zu warnen. Die anschließenden blutigen Säuberungen führten zur Massakrierung der letzten potentiellen antikommunistischen Kräfte der Sowjetunion. Ein Vorgang, der ohne Zweifel sich auf Hitlers spätere Ostpolitik auswirkte. Um auch hier die Spuren zu verwischen, erfand der Kreis um Canaris später nach dem Tode Heydrichs die Version, daß angeblich der SD mittels Brieffälschungen Tuchatschewski ans Messer geliefert habe. Das war eine Lüge. Die Nachkriegs-Öffentlichkeit schluckte sie ungeprüft. 

Immerhin eine interessante Sichtweise und Deutung, von der man nicht gleich auf den ersten Blick sich zu sagen getraut, ob sie völlig unrealistisch sein muß. Jedenfalls bekommt so diese Affäre viel eher einen Sinn. Und sie macht einmal erneut deutlich, wie sehr es der Abwehr daran gelegen gewesen sein könnte (in Übereinstimmung mit einem Friedrich Hielscher?), die Sowjets mit ihren Methoden nach Mitteleuropa hineinzuziehen. Diese Deutung erweitert den Deutungsspielraum insgesamt.

von Leers meint dann, der Sturz Blombergs sei auf Betreiben der Abwehr zustande gekommen. Hier berücksichtigt er wohl zu wenig die Gestapo.

Was von Leers dann über das Wirken der Canaris-Abwehr während des Zweiten Weltkrieges sagt, deckt sich mit den Einschätzungen dieses Blogs vollständig.

Auf diesen Aufsatz von Leers aufbauend ging dann womöglich Otto Skorzeny (Paul Beneke) aus Madrid noch deutlich weiter. (Siehe nächster Beitrag.) [2020: Dem Bloginhaber ist gerade nicht klar, welcher Beitrag hiermit gemeint ist und ob er schon veröffentlicht wurde.]

Leiter des Forschungsamtes Korvettenkapitän Hans Schimpf ( - 10.4.1935).

[2020: Dem Bloginhaber ist gerade nicht klar, weshalb dieser Name in diesem Aufsatzentwurf genannt wurde.]

... Wilfried von Oven (1912-2008) (Wiki) war Autor des Dürer-Verlages mit seinen Erinnerungen an Joseph Goebbels. von Oven ist 1951 nach Argentinien gekommen ... (Wiki)

... ausgestattet mit einem von Rudolf Augstein unterschriebenen Presseausweis. Als Auslandskorrespondent berichtete er (...) für den "Spiegel" und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Später schrieb er für die deutschsprachige argentinische Zeitung "Freie Presse" und gab unter eigener Regie den "La Plata Ruf" heraus. Laut Mitteilung des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" vom Juni 2013 bestätigte der Bundesnachrichtendienst (BND) diesem, daß von Oven ab 1950 zunächst für die Organisation Gehlen, dann nach dessen Gründung bis 1966 unter verschiedenen Decknamen für den BND als Informant des Geheimdienst tätig war.
...
 
/ Entwurf: 24.11.2013 /

___________________________________________
  1. van Obbergen, Paulus (= Johann von Leers): The Oberfohren Memorandum London German Information Bureau, 1933
  2. von Oven, Wilfried: Mit Goebbels bis zum Ende. Dürer-Verlag, Buenos Aires. Band 1 1949 (295 S.), Bd. 2 1950
  3. Obbergen, Paulus van (= Johann von Leers): Invasion 1944 - Sieg der Alliierten oder der deutschen Verschwörer? In: Der Weg, Jg. 1954, S. 561 - 568
  4. von Leers, Johann: Zum Fall Otto John. In: Der Weg, Jg. 1954, S. 619 - 626
  5. Obbergen, Paulus van (= Johann von Leers): Vom Reichstagsbrand zum Untergang des Reiches. Aufsatz in drei Teilen. In: Der Weg, Buenos Aires, 12/1954, S. 851 - 858, 1955, S. 23 - 30, 169 - 174 (enthalten in: ScribdEbookArchive.org)
  6. Beneke, Paul: Franco hielt den Schlüssel in der Hand. Warum Spanien 1941 nicht in den Krieg eintrat. In: Der Weg, 1955, S. 641 - 648
  7. Leers, Johann von: Reichsverräter II, 2. Folge. Sonderheft zu „Der Weg“. Dürer Verlag, Buenos Aires 1955 (siehe Metapedia)
  8. Leers, Johann von: Reichs-Verräter III. dritte Folge [Sonderheft der Zeitschrift: 'Der Weg'] Dürer-Verlag, Buenos Aires 1956 (67 S.)
  9. Beneke, Paul: Canaris und der Tod Udets. In: Der Weg, 1956, S. 157 - 166
  10. Beneke, Paul: Die Rolle der Gestapo. In: Der Weg (Buenos Aires, Argentinien) 10 (1956): 353 - 358, 476 - 480 (enthalten in: ScribdEbookArchive.org)
  11. von Leers, Johann von: Geschichte des deutschen Volkes - deutsch gesehen - Band 1: Von der Frühzeit bis zum Beginn der Neuzeit, Herausgegeben von einer Arbeitsgemeinschaft unter Leitung von Prof. Dr. Johann von Leers, Sonderdruck der Zeitschrift "Der Weg". Dürer-Verlag, Buenos Aires 1956
  12. Sievers, Wolf: Hintergründe des deutschen Polizei-Regimes in Frankreich. In: Der Weg, 1956, S. 605 - 611
  13. Der Weg. Unabhängige Monatsschrift für Freiheit und Ordnung in Staat, Politik, Wirtschaft, Recht und Kultur. 11. Jahrgang, 1957. 12 Hefte in einem Band. Dürer-Verlag, Buenos Aires 1957 (896 S.) 
  14. Roth, Heinz: Widerstand im Dritten Reich. 2. ergänzte Auflage, Selbstverlag Odenhausen/Lumda 1976 (Scribd, Ebook, Archive.org)
  15. Tobias, Fritz: Der Reichstagsbrand - Legende und Wirklichkeit. Grote, 1962 (723 S.) (Google Bücher, engl.)
  16. Irving, David: Das Reich hört mit. Görings "Forschungsamt" - Der geheimste Nachrichtendienst des Dritten Reiches. Arndt-Verlag, Kiel 1989 (Scribd) [u.a.über Hans Schimpf]
  17. Meding, Holger M.: Der Weg. Eine deutsche Emigrantenzeitschrift in Buenos Aires 1947 - 1957.  wvb Wissenschaftlicher Verlag Berlin 1997 (182 S.)
  18. von Oven, Wilfred: Ein "Nazi" in Argentinien. VAWS, 1999 (224 S.) (Google Bücher)
  19. Gorman, Robert F.: Great Events from History. The 20th century, 1901-1940, Band 5. Salem Press, 2007 (3453 S.) (Google Bücher) [erwähnt von Leers Oberfohren-Zurückweisung]
  20. Stahl, Kurt Daniel: Erlösung durch Vernichtung. Von Hitler zu Nasser - Das bizarre Schicksal des deutschen Edelmannes und Professors Johann von Leers. In: Die Zeit, 30. Mai 2010
  21. Stangneth, Bettina: Eichmann vor Jerusalem. Das unbehelligte Leben eines Massenmörders. Arche Literatur-Verlag, Zürich, Hamburg 2011 (Google Bücher)
  22. Sennholz, Marco: Johann von Leers. Ein Propagandist des Nationalsozialismus. be.bra wissenschaft verlag, Berlin 2013 (Amazon)
  23. Senft, Alexandra: Johann von Leers - Übelster Antisemit seiner Zeit. Besprechung des Buches von Marco Sennholz: In: FAZ, 07.11.2013

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