Samstag, 29. Juli 2017

Dienen Menschenopfer der Stabilisierung menschlicher Gesellschaften seit vielen Jahrtausenden?

Neue Forschungsergebnisse zur Funktion von kultischen Männerbünden und Menschenopfern

Im folgenden wird auf zwei neue Themenkomplexe innerhalb der Wissenschaft hingewiesen:

  1. Kultische Geheimbünde - Haben sie indogermanische Ursprünge?
  2. Dienen Menschenopfer der Stabilisierung hierarchischer Gesellschaften seit vielen Jahrtausenden?
  3.  

1. Kultische Geheimbünde - Haben sie indogermanische Ursprünge?  

Männerbünde und -orden ebenso wie Männer-Geheimbünde und Männer-Geheimorden sind niemals schärfer in der Geschichte kritisiert worden als durch die deutsche völkische Bewegung der 1920er Jahre und innerhalb derselben selten schärfer als durch das Ehepaar Erich und Mathilde Ludendorff der 1920er und 1930er Jahre. In jener Zeit wurde die Rolle der Freimaurerei für die Herbeiführung, den Ausbruch, den Verlauf und das Ende des Ersten Weltkrieges sehr umfangreich erörtert und kritisiert. Es wurde unterstellt, sie würde durch Krieg und Revolutionen versuchen, die "Weltrepublik" herbeizuführen und die gewachsenen Völker und Kulturen zu zerstören und in eine asiatisch-negroide Zukunftsrasse umzuwandeln. Dasselbe unterstellte man dem Jesuitenorden und der katholischen Kirche. Und dasselbe unterstellte man - vor allem in den 1930er Jahren - auch östlich-esoterisch ausgerichteten Männerorden und Priesterkasten, die auf den Dalai Lama als äußeres Oberhaupt hin ausgerichtet seien.

Man stellte diesbezüglich auch bald fest, daß nicht nur das gesamte politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben zu großen Teilen von solchen Geheim-Orden und -Bünden, ihren öffentlich bekannten Ablegern unterwandert worden war, wenn nicht gar in wesentlichen Teilen erst hervorgerufen wurde und von den ihnen zugehörigen Astrologen beraten wurde, sondern daß dies insbesondere auch für die rechtskonservative Szene und die völkische Bewegung selbst gälte. Und so machte man schließlich diese Geheimbünde auch für die Machtergreifung der Nationalsozialisten verantwortlich, dessen Verbrechen und leichtfertiges Mit-dem-Krieg-Spielen man als ein beabsichtigtes Hijacking, eine Entführung des ursprünglichen völkischen Gedankens begriff, natürlich um ihn zu diskreditieren.

Aufgrund dieser vorherrschenden Stimmung in der damaligen völkischen Bewegung mußten sich hinwiederum die Nationalsozialisten, wenn sie erfolgreich sein wollten, nach außen und insbesondere auch gegenüber der eigenen Anhängerschaft das Aussehen geben, als ob sie die Freimaurerei und die katholische Kirche und den mit ihnen einhergehenden Okkultismus bekämpfen würden. Deshalb wurde die Freimaurerei offiziell im Dritten Reich verboten. Alle Männerbünde versuchten aber während des Dritten Reiches ein Verbot ihrer selbst und ihre sonstige Bekämpfung zu verhindern und zu unterlaufen, indem sie sich nach außen hin als "völkisch" tarnten und schließlich, indem sie den Männerbund-Gedanken kurzum als einen völkischen Gedanken propagierten.

Otto Höfler gegen Bernhard Kummer - 1933  bis 1945

Als solche Propagandisten spielten mehrere Autoren eine Rolle, keiner aber eine größere als der österreichische Katholik Otto Höfler (1901-1987) (Wiki). Dieser hat sich 1931 mit seinem Buch "Kultische Geheimbünde der Germanen" in Wien habilitiert und es 1934 erscheinen lassen - und zwar mit der ganz bewußten Absicht, den kultischen Geheimbund als etwas "Echt-Deutsches", "Echt-Germanisches" dem Nationalsozialismus und dem Dritten Reich unterzuschieben (1). Otto Höfler wurde deshalb auch durch eine breite Strömung innerhalb der nationalsozialistischen Partei gefördert und ließ sich von ihr fördern. Insbesondere im Männerorden SS selbst berief man sich auf den in diesem Buch behandelten Gedanken, daß schon die heidnischen Germanen "kultische Geheimbünde" gekannt hätten, die sogenannten "Einherrier". Und daran wollte man innerhalb der SS anknüpfen. Auch noch in der rechtskatholischen Zeitschrift "Sezession" wurde Otto Höfler als ernst zu nehmender Autor behandelt.

Abb. 1: Bernhard Kummer

Diesem Otto Höfler nun und der von ihm repräsentierten Geistesströmung stellte sich der deutsche Nordist Bernhard Kummer (1897-1962) (Wiki, engl.) entgegen, der der Ludendorff-Bewegung vor und nach 1945 sehr nahe stand, und der sich scharf gegen die Unterstellung aussprach, daß es bei den heidnischen Germanen kultische Männerbünde gegeben habe. Auf dem englischen Wikipedia-Artikel zu Bernhard Kummer ist sein Konflikt mit der SS ausführlicher dargestellt als auf dem deutschen:

Kummer's academic career was retarded by a conflict with Otto Höfler which became part of the conflict between the Ahnenerbe and the Amt Rosenberg, with which Kummer was affiliated. Höfler originally fanned the flames of their disagreement with a dismissive treatment of Kummer's work in his Kultische Geheimbünde der Germanen (1934), but Kummer fought back "with almost every weapon he could get." Kummer attacked Höfler's version of the Germanic Continuity Theory as based on the equation of the ancient Teutons with primitives and therefore inherently denigratory. He accused the Catholic Höfler, whose work emphasises initiatory cults and secret societies, of "an un-Nordic predilection for strange rites and ecstatic practices". Höfler was able to point out the potential destructiveness of such sectarianism in the Third Reich, and his viewpoint easily supported the notion of National Socialism as the culmination of Germanic history, whereas Kummer had to resort to a reawakening of suppressed cultural forces. Heinrich Himmler intervened in the quarrel and Kummer was forced to withdrew his attacks on Höfler and resign from the journal Nordische Stimmen, which he had founded; only then did his academic career advance.

Zu diesen Auseinandersetzungen hat der Tübinger Gerd Simon viele Dokumente zugänglich gemacht (2). Bernhard Kummer stand in diesem Kampf fast als "Einzelkämpfer" gegen die gesamte Staatsmacht, insbesondere gegen die SS. Wie er sich zu diesen Fragen gedanklich positionierte, hat er in den 1950er Jahren noch einmal in seiner Schrift "Gott Odin - Ein Chronist und sein Gefolge" dargestellt (3). Der Gott Odin war für ihn der Völkerwanderungsgott, ein Gott, der nicht zum ursprünglichen Kanon der Indogermanen und Germanen gehörte, sondern erst sehr viel später eingeführt worden sei. Er würde ganz ungermanische Züge tragen und mit ihm sei viel ungermanisches Geistesgut in die germanische Welt hineingeraten. All das hätte sie aufnahmebereiter gemacht für das Christentum und das damit verbundene Männerordens- und Priester-Prinzip, das den einzelnen Menschen aus Sippe und Familie heraus löst. Um das zu belegen, wurde auf viele Bibelzitate zurückgegriffen, etwa auf Matthäus 10.37 ("Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, ist mein nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt denn mich, ist mein nicht wert.").

Rituelle Hunde-Tötungen bei den Indogermanen - 1.900 bis 1.700 v. Ztr.

In einer soeben veröffentlichten Studie des Archäologen und derzeit angesehendsten archäologischen Indogermanen-Forschers David Anthony (4) werden Funde präsentiert, nach denen in der Urheimat der Indogermanen in der Zeit nach den ersten großen Abwanderungen der Indogermanen nach Süden (4.600 v. Ztr. nach Varna in Bulgarien, 4.000 v. Ztr. nach Maikop nördlich des Kaukasus), nach Westen (2.900 v. Ztr. als Schnurkeramiker/Glockenbecherleute in Mitteleuropa) und nach Osten (als Arier in Nordindien, als Perser in Persien), also in der Zeit 1.900 bis 1.700 v. Ztr. in der Winterzeit Hunde rituell getötet worden wären (5). Und Anthony stellt diesen Befund nun in einen großen Zusammenhang, nach dem es indogermanisches Gemeingut gewesen wäre, daß es jugendliche "Kriegsbanden" gegeben hätte, die in großer Wildheit gelebt hätten und große Freiheit gehabt hätten und die Einweihungsrituale hätten durchlaufen müssen, in denen Wölfe und Hunde eine Rolle gespielt hätten. Anthony erinnert an die - in diesem Zusammenhang vergleichsweise harmlosen - Lupercalien (Wiki) in Rom, beruft sich aber überhaupt auf eine vielfältige Forschungsliteratur seit 1945 zu den indogermanischen Mythen und Überlieferungen rund um diese Fragen, also auf Forschungsliteratur, so scheint es, in den Fußstapfen von Otto Höfler.

Es steht außer Zweifel, daß es auch heute noch völkische, logenartige, "ariosophische" "Bünde" gibt, die sich auf solche Forschungen berufen werden, wenn sie die Arbeiten in ihren eigenen völkischen Geheimlogen weiter betreiben werden. Man denke etwa an die Ariosophische Bruderschaft, in deren Thüringer Umfeld sich doch offenbar auch der Politiker Björn Höcke von der AfD zu bewegen scheint, was um so naheliegender ist, wenn er - wofür fast alles spricht - unter dem Pseudonym "Landolf Ladig" geschrieben haben sollte, was deutlich genug auf die Thule-Okkult-Romane des ariosphischen, SS-nahen Okkultautors Wilhelm Landig (Wiki) zurück weisen würde.

Also gälte es einmal aufs Neue, in der Forschung scharf abzugrenzen, was dort wirklich sichere Erkenntnis ist und was Interpretation ist. Dazu müßte man die von Anthony angeführte Literatur sehr genau studieren. Wozu gerne aufgefordert sein soll. Beiträge zu diesen Fragen nehmen wir gerne für diesen Blog entgegen.

Gleichgültig, welches Ergebnis eine solche Untersuchung hätte, wäre natürlich im übrigen sowieso zu sagen, daß wir heutigen Nachkommen der Indogermanen uns nicht mit allen Verhaltensgewohnheiten unserer Vorfahren identifizieren können und wollen, sondern daß hier - wie immer - ausgewählt werden muß vom Standpunkt der heutigen Zeit, was erhaltenswürdig oder erneuerungswürdig wäre und was einfach Bestandteil früherer Zeiten war, und was heute nicht mehr zeitgemäß wäre.

Es deutet sich aber wohl schon von vornherein an, daß die kultischen und Lebens-Gewohnheiten der indogermanischen Völker von solcher Vielfalt waren, daß man einerseits als heutige verquastete Okkultloge immer irgendeinen Anknüpfungspunkt finden wird und sei er noch so konstruiert, und andererseits, daß diese niemals unter der Drohung von Todesstrafe mittels Geheimgerichtsbarkeit einem solchen totalitären Gehorsams-Prinzip unterworfen waren wie dies in von monotheistischem Geist Schwarzer Pädagogik geprägten Okkultlogen des 20. Jahrhunderts vom Jesuitenorden über die Freimaurerei bis hin zur tibetischen Priesterschaft hin üblich ist, verbunden mit all der Pädokriminalität und all dem elitären Satanismus, der dafür als "notwendig" erachtet zu werden scheint. Aus allen indogermanischen Kulturen spricht ein ganz anderer Geist. Insofern fragt man sich dann auch so ganz allmählich, welche Agenda eigentlich - - - David Anthony zu verfolgen scheint.

2. Dienen Menschenopfer der Stabilisierung hierarchischer Gesellschaften seit vielen Jahrtausenden?

Möglicherweise noch um manches spannender aber wird es, wenn man in der Zusammenfassung einer weiteren aktuellen Forschungsstudie von den Autoren Russell D. Graya und Joseph Watts aus dem Bereich der Evolutionären Anthropologie einen Satz wie den folgenden liest (6):

Ritual human sacrifice does play a causal role in promoting and sustaining the evolution of stratified societies by maintaining and legitimizing the power of elites.
Also: Rituelle Menschenopfer bedingen ursächlich die Förderung und Aufrechterhaltung der Evolution hierarchischer Gesellschaften, indem sie die Macht der Eliten befestigen und legitimieren.

Boah. Dieser Satz haut einen um. Der Satz stammt von jenen Forschern, die zuvor schon - 2015 - die Rolle von ("übernatürlichen") personalen Gottheiten ("supernatural" "big gods", "großen Göttern") für die Entstehung komplexer Gesellschaften erforscht hatten. Ihre diesbezüglichen Studien seit 2015 sind in ihrem Literaturverzeichnis angeführt. Da es sich bei diesen Forschungen um sehr ernstzunehmende Studien handelt aus dem Bereich der "third-party-punishment"-Theorien zur Erklärung der Entstehung von Altruismus in menschlichen Gesellschaften, dürfte er erhebliches Gewicht haben. Und im Text der Studie heißt es dazu dann ausführlicher (6):

Religious narratives in early human societies often legitimize the authority of those in power and involve rituals that benefit the elite at the expense of underclasses (64). A particularly gruesome example is the practice of ritualized human sacrifice that occurred in early human societies throughout the world (64–68). According to the Social Control Hypothesis (64, 66, 68), ritualized human sacrifice was used by social elites as a religiously sanctioned means of terrifying underclasses into obedience.
Zu Deutsch: Religiöse Narrative in frühen menschlichen Gesellschaften legitimieren häufig die Autorität der Machthaber und schließen Rituale mit ein, die der Elite nützen auf Kosten der Unterschichten (64). Ein besonders schreckliches Beispiel ist die Praxis ritueller Menschenopfer, die in frühen menschlichen Gesellschaften rund um die Erde aufgetreten sind (64-68). Gemäß der "Soziale Kontrolle-Hypothese" (64, 66, 68) wurden rituelle Menschenopfer von sozialen Eliten benutzt als eine religiös sanktionierte Methode, um die Unterschichten einzuschüchtern und zum Gehorsam zu bringen.  
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64. Carrasco D  (1999) City of Sacrifice: The Aztec empire and the role of violence in civilization (Beacon, Boston)
65. Bremmer JN  (2007) The Strange World of Human Sacrifice (Peeters, Leuven, Belgium)
66. Turner CG, Turner JA  (1999) Man Corn: Cannibalism and Violence in the Prehistoric American Southwest (Univ of Utah Press, Salt Lake City)
67. Girard R  (1987) Violent origins: Ritual killing and cultural formation. Violent Origins, eds Hamerton-Kelly R, Burkert W, Girard R, Smith J (Stanford Univ Press, Stanford, CA), pp 73–105
68. Winkelman M  (2014) Political and demograpic-ecological determinants of institutionalised human sacrifice. Anthropol Forum 24:47–70

Das ist eine schrille These. Sie beruft sich auf eigene Forschungen an 93 traditionellen austronesischen Gesellschaften, die im letzten Jahr veröffentlicht worden sind. In der Zusammenfassung derselben heißt es (7):

We find strong support for models in which human sacrifice stabilizes social stratification once stratification has arisen, and promotes a shift to strictly inherited class systems. Whilst evolutionary theories of religion have focused on the functionality of prosocial and moral beliefs, our results reveal a darker link between religion and the evolution of modern hierarchical societies.
Zu Deutsch: Wir finden starke Belege für Modelle, in denen Menschenopfer die soziale Hierarchie stabilisieren, wenn sie erst einmal entstanden ist, und daß sie den Übergang zu streng erblichen Klassensystemen fördern. Während evolutionäre Theorien der Religion bislang ihr Augenmerk auf die Funktionalität von prosozialen und moralischen Glaubensinhalten gelegt haben, decken unsere Forschungsergebnisse eine dunklere Verbindung zwischen der Religion und der Evolution moderner hierarchischer Gesellschaften auf.

Und in ihrem neuesten Aufsatz schreiben sie dazu weiter (6):

We found human sacrifice to have been remarkably common in traditional cultures, occurring in almost half of those sampled. Typically, social elites orchestrated the sacrifices, with social underclasses becoming the victims. The results of our analyses showed that human sacrifice coevolved with social stratification and functioned to stabilize social inequality in general, as well as facilitated the emergence of rigid class systems. This result does not imply that human sacrifice was necessarily functional for the whole group, nor that it would have these effects in modern societies, which have developed more sophisticated methods of sustaining social inequality. What our results do show is that ritual human sacrifice was used by social elites as a tool to maintain their social standing in the early stages of social complexity.

Rot markiert wurden hier Ausführungen deshalb, weil die Forscher hier ausdrücklich auf Distanz gehen zur eventuellen Rechtfertigung von Menschenopfern zur Aufrechterhaltung von gesellschaftlicher Stabilität in modernen Gesellschaften.  In der Studie von 2016 heißt es im Text (7):

Evidence  of human sacrifice was observed in 40 of the 93 cultures sampled (43%).  Human sacrifice was practiced in 5 of the 20 egalitarian societies (25%),  17 of the 46 moderately stratified societies (37%), and 18 of the 27  highly stratified societies (67%) sampled.
Zu Deutsch: Belege für Menschenopfer wurden in 40 der 93 Kulturen gefunden, die ausgewertet worden sind (43%). Menschenopfer wurden praktiziert in 5 von 20 egalitären Gesellschaften (25%), in 17 von 46 moderat hierarchisch gegliederten Gesellschaften (37%) und in 18 der 27 stark hierarchisch gegliederten Gesellschaften (67%). 

Und sie illustrieren diese Zahlenangaben mit folgenden Ausführungen (7):

The practice of human sacrifice was widespread throughout traditional Austronesian cultures. Common occasions for human sacrifice in these  societies included the breach of taboo or custom, the funeral of an  important chief, and the consecration of a newly built house or boat. Ethnographic descriptions highlight that the sacrificial victims were typically of low social status, such as slaves, and the instigators were of  high social status, such as priests and chiefs. The methods of sacrifice included burning, drowning, strangulation, bludgeoning, burial,  being crushed under a newly built canoe, being cut to pieces, as well as  being rolled off the roof of a house and then decapitated.

Kritische Einwände und weiterführende Gedanken zu dieser Studie

Nun ist zunächst zu sagen, daß 43 % von allen Gesellschaften ein häufiges Vorkommen ist. Aber mehrheitlich sind auch traditionelle austronesische Gesellschaften frei von Menschenopfern gewesen. Das heißt schon einmal: Es geht durchaus auch ohne. Punkt. Weiterhin ist zu sagen, daß die Korrelation von Menschenopfern mit stark hierarchischen Gesellschaften zwar vorhanden ist, aber ebenfalls nicht besonders stark ausgeprägt ist. Das heißt: Auch stark hierarchisch strukturierte Gesellschaften können ohne Menschenopfer funktionieren. 33 % können das. Das sind doch schon einmal wichtige Fakten.

Soweit man das in Erinnerung hat, begreifen sich durchgängig Menschen eines Stammes auch in Austronesien als Menschen eines Stammes und nicht zuerst als Angehörige einer Schicht innerhalb dieses Stammes (Oberschicht oder Unterschicht). Die Bewertung der Angehörigkeit zu einer Schicht oder Klasse als bedeutsamer denn die Angehörigkeit zu einem Stamm ist eine außerordentlich moderne Bewertung, die natürlich vor allem auf Karl Marx zurück geht ("Arbeiter aller Länder vereinigt euch!"). Eine streng hierarchisch gegliederte Gesellschaft war gewiß zum Beispiel die traditionelle indische. Aber bekanntlich haben hier die "Kasten" oftmals quasi-ethnischen Charakter. Außerdem weiß man gut, daß als Menschenopfer auch sonst oft Kriegsgefangene benutzt wurden oder eben Sklaven, die vormals auch Kriegsgefangene gewesen sein können, also jeweils Angehörige ursprünglich eines anderen Stammes. Ebenso wurden sicherlich überdurchschnittlich oft Verhaltensauffällige "geopfert", die sich gegen herrschende Sitten oder Gesetze verbrochen haben. (Das nimmt man ja zum Beispiel mit guten Gründen von vielen germanischen "Mooropfern" an.) In diesem Fall wäre zu fragen, ob die Funktion des "Opfers" wirklich so stark hervorzuheben ist gegenüber der Funktion schlicht der "Strafe" (in diesem Fall eben der Todesstrafe). Aber das sind letztlich alles Detail-Diskussionen, die natürlich jetzt zu führen sind.

Insgesamt ist es jedenfalls auffällig, daß die Autoren Oberschichten und Unterschichten einander so kraß gegenüber stellen wie man das selten aus völkerkundlichen Berichten selbst heraus liest, zumal aus dem austronesischen Raum. Man glaubt gerade angesichts dieser Tatsache deutlich zu spüren, daß die Autoren sich über den elitären Satanismus und die elitäre Pädokriminalität im Umfeld der heutigen organisierten Kriminalität und Regierungskriminalität auf höchsten Regierungs- und Geheimdienstebenen auf der Nordhalbkugel so wie sie hier auf dem Blog seit 2011 zur Genüge behandelt worden sind, für die Namen wie Dutroux in Belgien und Jimmy Savile in Großbritannien stehen und wie sie - weitgehend erfolglos - versucht wurden, etwa von Renate Rennenbach (SPD) im deutschen Bundestag zur Sprache zu bringen (von anderen im britischen Parlament oder sonstigen Volksvertretungen) schon informiert haben. Über jene organisierte Pädokriminalität also, die - nach einigen Berichten in den alternativen Medien - neuerdings sehr deutlich auch Wladimir Putin zur Sprache gebracht haben soll als Problem der US-amerikanischen Eliten. Wobei Putin allerdings selbst von dem so spektakulär in Großbritannien ermordeten russischen Journalisten Alexander Litwinenko - und mit glaubwürdigen Argumenten - der Pädokriminalität beschuldigt worden ist. Diese traut man einem Politiker durchaus zu, der sich von politischen Beratern wie Alexander Dugin beraten läßt, der Okkultlogen verherrlicht, man traut sie einem Politiker zu, der über Tschetschenien ein Terrorregime verhängt hat, der dort seit Jahren einen Völkermord begeht wie er einigermaßen beispiellos ist für das beginnende 21. Jahrhundert.

Sicher ist jedenfalls, daß schon die Stadtdespoten des vorkeramischen Neolithikums im Levanteraum (PPNB), von deren einigermaßen zur Grausamkeit fähigen Gesichtszügen man sich über die sogenannten "plastered skulls" einen hinreichenden Eindruck verschaffen kann, und die ebenso grausam aussehende Kaffeebohnen-Augen-Göttinnen verehrten, Menschenopfer begangen haben. (So wurde zum Beispiel auf dem Boden eines Brunnens das Skelett eines Kleinkindes gefunden, das mit dem Gesicht nach unten lag und das alle Anzeichen eines bewußten Menschenopfers aufwies.) Zu solchen autoritär regierten Despotien passen Menschenopfer sicherlich besonders gut und in solchen Gesellschaften haben Menschenopfer sicher jene Rolle gespielt, die die Autoren als "notwendig" zur Aufrechterhaltung der Stabilität vieler Gesellschaften der Menschheitsgeschichte ansprechen.

Außerdem sei noch als auffällig erwähnt, daß die Autoren gar nicht mitzuberücksichtigen scheinen, daß Menschenopfer, ausgeführt durch "Eliten" natürlich zugleich auch dazu dienen, andere Angehörige der Elite selbst einzuschüchtern. Merkwürdig und auffällig genug auch das Übersehen dieser Funktionalität.

Und weiterhin wird - soweit übersehbar - nicht der "Teufelskreis" erörtert, der bezüglich solcher Gebräuche dadurch entsteht, daß Menschen, die in ihrer Kindheit traumatische Erfahrungen erlebt haben, etwa indem sie rituellen Menschentötungen beiwohnen oder gar als Mittäter herangezogen werden, besonders leicht dazu neigen, als Erwachsene selbst wieder anderen Traumata zuzufügen, und daß es vergleichsweise schwer für solche Menschen ist, aus solchen Teufelskreisen auszubrechen, zumal wenn eben der allgemeine kulturelle Einschüchterungsgrad dermaßen hoch ist wie er ja auch hier angenommen wird.

Ergänzung 4.5.2022: Der Wissenschafts-Blogger Razib Khan hat das von David Anthony erneuerte "Narrativ" von kriegerischen Männerbünden bei den Indogermanen aufgegriffen (8). Er schildert das alles zwar recht anschaulich. Aber soweit übersehbar, ist darin nichts Neues enthalten. Wenn er auf die jungen Krieger bei den Massai hinweist, die zehn Jahre in der Wildnis leben müssen, um anerkannte Mitglieder der Gemeinschaft zu werden, so wird mehr als deutlich, daß es sich hier insgesamt um kein besonders indogermanisches kulturelles Merkmal handeln kann.

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  1. Höfler, Otto: Kultische Geheimbünde der Germanen. Diesterweg, Frankfurt 1934 – nur Band 1 erschienen. ( Habilitationsschrift an der Universität Wien aus dem Jahr 1931 mit dem Titel "Totenheer - Kultbund - Fastnachtsspiel".)
  2. Simon, Gerd: Homepage, https://homepages.uni-tuebingen.de//gerd.simon/, u.a. pdf
  3. Kummer, Bernhard: Gott Odin - Sein Chronist und sein Gefolge. Ein missionsgeschichtliches Problem und eine politische Gefahr. Mit einem Nachtrag: Zur Textkritik der ersten Eddastrophe. 2. Auflage, Verlag der Forschungsfragen unserer Zeit, Zeven 1967
  4. Bading, Ingo: Neue Forschungen zur Entstehung der Indogermanen Wie entstanden die modernen europäischen Völker?  - Ancient-DNA-Forscher David Reich berichtet über den aktuellen Forschungsstand. Auf: Studium generale, 2. Juli 2017, http://studgendeutsch.blogspot.de/2017/07/neue-forschungen-zur-entstehung-der.html
  5. Anthony, David; Brown, Dorcas: The dogs of war - A Bronze Age initiation ritual in the Russian steppes. In: Journal of Anthropological Archaeology, 2017, https://www.academia.edu/34065125/The_dogs_of_war_A_Bronze_Age_initiation_ritual_in_the_Russian_steppes  
  6. Russell D. Graya and Joseph Watts: Cultural macroevolution matters. In: PNAS, July 25, 2017 vol. 114 no. 30, http://www.pnas.org/content/114/30/7846.full
  7. Watts, Joseph; Oliver Sheehan,    Quentin D. Atkinson,    Joseph Bulbulia    & Russell D. Gray: Ritual human sacrifice promoted and sustained the evolution of stratified societies. In: Nature     532,     228–231     (14 April 2016), https://www.nature.com/nature/journal/v532/n7598/abs/nature17159.html
  8. Khan, Razib: Casting out the wolf in our midst How shepherd and wolf remade Eurasia in their image, 3.5.2022, https://razib.substack.com/p/casting-out-the-wolf-in-our-midst 

Donnerstag, 13. Juli 2017

"What is the enemy? - White supremacy!"

Vom naturalistischen Fehlschluß in naturwissenschaftsnahen politischen Erörterungen

Das Wichtigste in Kürze: Charles Murray (geb. 1943) (Wiki), Autor des Bestseller "Bell Curve" von 1994, in dem angeborene Intelligenzunterschiede zwischen aschkenasischen Juden, Ostasiaten, Europäern und Schwarzafrikaner behandelt werden in Bezug auf die soziale Schichtung in der mulitkulturellen Gesellschaft in den USA, sollte Anfang März an einer US-amerikanischen Elite-Universität, dem Middlebury College, einen Vortrag halten. Dieser wurde durch Studentenproteste verhindert. Die Vorfälle lösten in der amerikanischen Öffentlichkeit eine Erörterung aus darüber, was, wie, wo und warum rund um die von Charles Murray und andere aufgeworfenen Erkenntnisse der modernen Intelligenzforschung erörtert werden sollte. Ein wenig Fahrt aufgenommen hat die dortige öffentliche Erörterung der Fragen durch den Umstand, daß der bekannte Gotteswahn-Kritiker Sam Harris aus diesem Anlaß ein langes Interview mit Charles Murray führte. In Deutschland hat noch niemand (niemand!) auf diese aktuelle Erörterung in den USA hingewiesen, deshalb der folgende Blogbeitrag.

Der naturwissenschaftsnahe, rechtskonservative Thinktank "American Enterprise Institute" hat Studentengruppen an der einen oder anderen US-amerikanischen Universität. Nun gibt es das "Middlebury College" im US-Bundesstaat Vermont (Wiki) - gelegen etwa 300 Kilometer nördlich von Boston und 50 Kilometer südlich der kanadischen Grenze. Es gehört zu den Eliteuniversitäten der USA. Und dort hat eine solche Studentengruppe nun ein Mitglied des genannten Instituts, den schätzenswerten Autor Charles Murray (geb. 1943) (Wiki), gebeten, einen Vortag zu halten.

Von diesem Vortrag gibt es ein Video (1). Im Publikum ist aufgebrachte Stimmung, es läßt aber alle Vorredner von Charles Murray aussprechen. Als dann Charles Murray selbst an das Podium tritt, erhebt sich wohl etwa die Hälfte aller im Saal anwesenden Studierenden, kehrt ihm den Rücken zu und liest im Sprechchor einen Text ab. Am Schluß hämmert dieser Sprechchor sich selbst und den sonstigen Zuhörenden in oftmaliger Wiederholung den Satz ein: "What is the enemy? - White supremacy" (1; etwa ab Minute 23). Man fühlt sich an die Agitprop-Propaganda in kommunistischen Staaten erinnert. 

Und das ist natürlich ein hochgradig intellektuell differenzierter Debatten-Beitrag, würdig einer amerikanischen Elite-Universität.

Das Schlagwort "White supremacy" ist in Deutschland (noch) wenig gebräuchlich. Was mit ihm angesprochen sein soll, kann man auf Wikipedia nachlesen (Wiki). Es erfordert natürlich nur wenig intellektuellen Scharfsinn, sich klar zu machen, daß dieses Schlagwort den sogenannten "naturalistischen Fehlschluß" unterstellt, nämlich den vom Sein zum Sollen, also: Weil die aschkenasischen Juden angeborenermaßen das intelligenteste Volk der Erde sind, müssen sie auch über alle anderen Völker herrschen. Oder: Weil die Ostasiaten angeborenermaßen die zweit-intelligentesten Menschengruppe auf der Erde sind, müssen sie an der Herrschaft über alle anderen Völker mitbeteiligt werden. Oder: Weil die Weißen europäischer Herkunft angeborenermaßen die dritt-intelligenteste Menschengruppe sind - aber zugleich aufgrund der Geschichte die unverfrorenste von allen - muß sie über alle Völker herrschen. Oder: Weil die Schwarzafrikaner zu den angeborenermaßen weniger intelligenten Völkern gehören, müssen sie versklavt und beherrscht werden.

Das ist natürlich alles ganz und gar platt gedacht. Aber genau deshalb wird ja das Denken in solchen naturalistischen Fehlschlüssen von Religionsgesellschaften, Geheimgesellschaften, Geheimdiensten, Großbanken und sonstigen Hintergrundmächten seit gut hundert Jahren allerorten gefördert, wo es diesen dienlich erscheint, nämlich: um eine Beschäftigung mit den damit verbundenen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen aus humanem Geist heraus von vornherein in der bestmöglichen Weise zu diskreditieren.

Jedenfalls: Der Vortrag von Charles Murray mußte abgebrochen werden und an anderem Ort durchgeführt werden. Dabei scheint es zu Rangeleien gekommen sein, wobei Menschen verletzt wurden (Wiki). Übrigens hat Charles Murray in früheren Jahren auch schon ganz unbeanstandet Vorträge an deutschen Universitäten gehalten. Sein Buch "Human Accomplishment" läßt einen tiefen Blick werfen in die Tatsache, daß über 90 % aller kulturellen Errungenschaften der Menschheit 1. von Europäern, 2. von Männern hervorgebracht worden sind. Mit diesen Forschungen kann man sich wissenschaftlich seriös auseinandersetzen. Aber das geht natürlich nicht in Sprechchören.

Sam Harris führt ein Interview mit Charles Murray


Jedenfalls hat der ganze Vorgang nun in den USA eine Erörterung des Themas Meinungsfreiheit ausgelöst. Mehr oder weniger entscheidend ist aber, daß auch der Gotteswahn-Kritiker Sam Harris (geb. 1967) diesen Vorfall zum Anlaß genommen hat, um am 23. April 2017 mit Charles Murray ein über zweistündiges Interview zu führen (2).

Und dies hinwiederum führte dazu, daß die Erörterung nun auch ihren Weg in den angesehenen US-amerikanischen "National Review" gefunden hat (3, 4). Dort befürworten in zwei Artikeln Hochschullehrer, daß es keine Rede- und Forschungstabus zu diesem Thema geben dürfe. Immerhin! Will heißen: Der erste Artikel meint, das Thema könne gerne weiter in abseitigen Internetforen und -blogs (wie unserem) weiter diskutiert werden - aber bitteschön nicht in den großen Medien. Oder gar in Parteien, Verbänden und so weiter. Nun, hier wird offenbar nur das Faktum anerkannt, daß man eine Diskussion im Internet sowieso schwer verhindern kann! :) 

Aber auch gegen diese Nonchalance stellt sich der antwortende Artikel, der meint, das Thema müsse auch in den großen Medien offen behandelt werden (4).

An inhaltlichen Sachargumenten gibt es - soweit wir das übersehen - kaum neue, deshalb soll an dieser Stelle auf diese Erörterungen nur hingewiesen werden, ohne daß wir uns hier zunächst mit weiteren Einzelheiten befassen wollen. Das haben wir an früherer Stelle schon genügend getan hier auf dem Blog. (Etwa 2010 rund um die Debatte um das Buch von Thilo Sarrazin "Deutschland schafft sich ab".)

Als auffällig sei noch vermerkt, daß - soweit übersehbar - dies der erste deutschsprachige Blog ist, der auf diese Erörterungen in den USA überhaupt hinweist, von anderen deutschsprachigen Medien ganz abgesehen. Und das, obwohl es doch auch in Deutschland viele Sympathisanten von Sam Harris in der kirchenfreien Szene gibt. Als auffällig sei weiterhin vermerkt, daß die ganzen deutschen Rechtskonservativen rund um Pegida, Identitäre Bewegung und AfD natürlich hochgradig wichtigere Dinge zu tun haben, als sich mit solchen grundlegenden Verschiebungen im Welt- und Menschenbild überhaupt zu befassen. Dort möchte man die Menschen - offenbar - lieber dumm lassen, damit man "später" dann um so besser als Rechtspopulist naturalistische Fehlschlüsse predigen kann. Ohne Frage.

Denn der Autor dieser Zeilen weiß aus verschiedenen Äußerungen, die er selbst gehört hat oder die ihm mitgeteilt wurden, daß den führenden Politikern der AfD bekannt ist, daß das naturwissenschaftsnahe Argument das stärkste Argument in der politischen Debatte ist. Es gibt da ganz klar irgendwelche Hintergrund-Stichwortgeber, die diesen Politikern "beratend" zuraunen, daß das Argument zwar vorhanden ist und grundsätzlich benutzt werden kann, daß man es aber - vorerst - (aus welchen taktischen Gründen auch immer) noch nicht benutzen dürfe. Es wird das erkennbar am Denken, Handeln und an (vereinzelten) Äußerungen von solchen Politikern und Politikberatern wie Björn Höcke, Alexander Gauland oder Michael Klonovsky. Daß ein solches Bewußtsein und Denken zum Beispiel besonders prägnant bei Hans-Thomas Tillschneider (geb. 1978) vorliegt, ist uns von dritter Seite, von Seiten eines Leser dieses Blogs, sehr eindrucksvoll übermittelt worden. Wir wissen: Hans-Thomas Tillschneider ist sich der Kraft des naturwissenschaftsnahen Argumentes bewußt. Und benutzt es ganz bewußt nicht.

Da nun bei dem vielen Taktieren des Führungspersonals der AfD auch sonst allzu deutlich durchscheint, daß hier viele gruppenevolutionäre Strategien verfolgt werden - - - nur keine deutschen - ist es nur zwangsläufig, daß dies auch und insbesondere bezüglich des Umgangs mit dem naturwissenschaftsnahen Menschen- und Völkerbild so geschieht. Es könnte ja Völker retten. Und wer will das schon.

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  1. DiGravio, Will: Students Protest Lecture By Dr. Charles Murray at Middlebury, 2.3.2017, https://www.youtube.com/watch?v=a6EASuhefeI
  2. Harris, Sam: Waking Up With Sam Harris #73 - Forbidden Knowledge (with Charles Murray). 23.4.2017, https://www.youtube.com/watch?v=Y1lEPQYQk8s
  3. McWorter, John: Stop Obsessing Over Race and IQ - It serves no purpose. In: National Review, 10.7.2017, http://www.nationalreview.com/article/449208/race-iq-debate-serves-no-purpose
  4. Anomaly, Jonathan; Boutwell, Brian: A Reply to John McWhorter - We shouldn’t obsess about race and IQ, but we should openly discuss it. In: National Review, 12. Juli 2017, http://www.nationalreview.com/article/449388/race-iq-dont-obsess-over-it-do-discuss-it

Mittwoch, 12. Juli 2017

"Herrn Badings Inquisitionsschriften" ...

Diskussionen rund um die Freimaurer-Symbolik am Völkerschlachtdenkmal von Leipzig
2011 bis 2017, bzw. 2020

Wer sich zuvor schon einmal ein wenig auseinander gesetzt hatte mit dem Nachdenken des Ehepaares Erich und Mathilde Ludendorff darüber, ob dem 1927 eingeweihten Denkmal zur Schlacht bei Tannenberg Freimaurer-Symbolik zugrunde läge, der mußte aufhorchen in dem Augenblick, in dem der Öffentlichkeit bekannt wurde, daß das Völkerschlachtdenkmal von Leipzig voller Freimaurersymbolik ist, ja, daß es sogar 1913 am Abend vor der offiziellen Einweihung durch den deutschen Kaiser von mehreren hundert Freimaurern im Geheimen eingeweiht worden ist (Wiki, Freimaurer-Wiki).

Die Mutter des Inhabers dieses Blogs hatte eines Abends im Fernsehen eine Sendung gesehen, in der von dieser geheimen freimaurerischen Einweihung am Vorabend der offiziellen die Rede war. Der Bloginhaber recherchierte diesen Dingen hinterher (1-22) und fand, daß es zu dieser Thematik vor allem ein wichtiges Buch gibt, in dem die Freimaurer-Symbolik des Völkerschlacht-Denkmals und alle damit zusammenhängenden Fragen erörtert wird (3, 4).

Er besorgte es sich und schrieb dazu im November 2011 eine Rezension (15). Von dieser stellte er eine kürzere Fassung auch auf Amazon ein. Einer der beiden Autoren des rezensierten Buches - wohl Frank Heinrich - soll vor Wut an die Decke gegangen sein, als er diese Rezension las und soll sich um eine Löschung der Rezension auf Amazon bemüht haben. Vergeblich. Als nächstes war festzustellen, daß der ganze Verlag, in dem das Buch einstmals erschienen war, von der Bildfläche verschwand. Für vier Jahre (2012 bis 2016). Als nächstes war festzustellen, daß dieser Verlag dann plötzlich doch wieder in Erscheinung trat (22).

Und nun stellen wir heute, am 12. Juli 2017 fest, daß auf der Internetseite dieses Verlages sich zum ersten mal auch eine - kleine, kurze - Stellungnahme zu unseren kritischen Beiträgen über die Freimaurer-Symbolik am Völkerschlachtdenkmal von Leipzig findet (23). Darauf soll im vorliegenden Beitrag kurz hingewiesen werden. Die nur sehr kurze Stellungnahme soll hier ebenso kurz erörtert werden. Und wir warten dann noch, wann andere alternative Journalisten, etwa solche, die in Leipzig sowieso ansässig sind (Hagen Grell zum Beispiel) dieses Thema aufgreifen.

"Herrn Badings Inquisitionssschriften" ... 😉

Die genannte Stellungnahme (s. mdg-books)*) ist unter der Rubrik "Absonderliche Kommentare" eingeordnet. Ja, da wird einem das Herz schon warm. Es wird dort bislang zwar nur auf zwei "absonderliche Kommentare" eingegangen. Es ist aber noch auf zwei weiteren, noch leeren Seiten Platz für die Behandlung weiterer "absonderlicher Kommentare". Diese werden also noch erwartet. Auch das darf uns das Herz warm machen. Womöglich sind sie ja schon bekannt. Und man hatte womöglich nur noch nicht Zeit, auf sie einzugehen.

Oder möchte vielleicht noch jemand einen "absonderlichen Kommentar" abgeben? Wir fänden das für dringend geboten. Schon damit die beiden leeren Seiten nicht leer bleiben müssen.

Nun, unser "absonderlicher Kommentar" findet sich dort derzeit gleich als erster behandelt. Eine wirklich schöne Rubrik, unter die wir da eingeordnet sind. Und dann gleich an erster Stelle. Oho, oho, was sollen wir bloß von uns denken. Wir verstehen natürlich schon: Uns einfach nur unter der Rubrik "Presse" einzuordnen, wo so manche wohlwollende Rezension zitiert wird - oh je, das geht nun schon mal natürlich gar nicht.

Dennoch: Oh, là, là! Wir fühlen uns geehrt! Vielen Dank, Herr Heinrich. Warum eigentlich nicht gleich? Warum lassen Sie sich sechs Jahre Zeit dafür? Und versuchten anfangs, nur so hintenrum, siehe oben, unsere Amazon-Rezension löschen zu lassen -? Dieser Behauptung jedenfalls widersprechen Sie bislang nicht. Da nun diese Stellungnahme des MDG-Verlages nur so kurz ist, wird man zunächst einmal feststellen dürfen, welchen Behauptungen von unserer Seite sie alles nicht widerspricht. Oh, là, là, man darf doch meinen, daß das eine ganze Menge Behauptungen sind. Aber kein Widerspruch bedeutet natürlich keiiiiiinesfalls, nein, keiiiiiiiiiinesfalls (!!!) Zustimmung. Wir wissen das schon, Herr Heinrich. Wir wissen das schon. Dennoch wollen wir es als bemerkenswert festhalten. Wenn es irgend etwas wirklich Krasses gegeben hätte unter unseren Behauptungen, das zu widerlegen Ihnen leicht und/oder wichtig gewesen wäre - Sie hätten das doch sicherlich widerlegt.

Ach, wir nehmen uns viel zu wichtig. Ja, das wissen wir schon.

Denn im Grunde ist das ja alles nur "lächerlich" und "übel", was wir schreiben. Das muß man nicht alles im einzelnen widerlegen. Trotzdem steht da über die - - - "Inquisitionsschriften" des Ingo Bading - das ist doch eine ganz bemerkenswerte Kennzeichnung - nein, die müssen wir noch ein bisschen auf uns wirken lassen: Menschen, die ein Buch schreiben, dessen Titel seiner Gesamt-Aussage nach lauten könnte "Über Schlachtfelder, über Massenmorden hinweg zu Gott!" werfen uns mal eben "Inquisition" vor, weil wir einem solchen Gesamt-Tenor schlichtweg ziemlich kritisch gegenüber stehen. Also wenn das nicht wunderhübsch ist, was soll es dann eigentlich noch sein? Da steht dann also (mdg-books):

Er macht aus uns beiden Autoren, Satansdiener, Satansjünger. Vergißt aber zu erwähnen, welchen Satan er meint. Meint er den jüdischen, christlichen oder gar den islamischen-muslimischen Satan? Darüber schweigt er sich aus.

Oooooooh je, wir schweigen uns darüber aus. Ooooooooh je. Oh je. Hm. Warum wohl? Vielleicht: Weil es uns, ähm - - - egal ist, Herr Heinrich?! Vielleicht: Weil wir uns über solche "Unterschiede" noch nie Gedanken gemacht haben - Herr Heinrich?! Oh, wir wissen schon, wir sind schon schlimm. So ganz und gar undifferenziert arbeiten wir. Aber interessant, was Ihnen überhaupt wichtig zu sein scheint, wenn Sie unsere Kritik lesen. Sie scheinen sich auch dann noch gar nicht aus Ihren okkulten "Wichtigkeiten" herauslösen zu können. Natürlich muß es für einen Okkultgläubigen wichtig sein zu wissen, welchen Satan er anbetet. Ohne Frage. Für unsereinen: nein, nicht wichtig. Gotteswahn und Satanswahn - warum sollen uns da die Unterschiede großartig interessieren?

Sie interessieren uns schon deshalb nicht, weil wir uns gar nicht erinnern können, daß das aus dem behandelten Buch oder den Verlagsaktivitäten irgendwie hervor ginge, welcher Satan nun ganz konkret verehrt würde. Unserer Erfahrung nach ist man doch in solchen Kreisen wie diesen da immer recht "synkretistisch". Sollte man da nicht der Meinung sein, daß man mit einer solchen Arbeitshypothese - es würde ein synkretistisch verstandener Satan verehrt - erst einmal arbeiten könnte?

"Absonderlicher Kommentar" 😉

Aber wenn Herrn Heinrich - oh je, warum fällt uns gerade der Satz "Heinrich, mir graut's vor Dir" ein (typisch, typisch, immer diese blindwütigen Assoziationen [Wiki] - aber wirklich) - ausgerechnet diese Frage so wichtig ist, erkläre er uns doch zunächst einmal, welchen Satan er denn nun tatsächlich anbetet. Er könnte doch nun der Öffentlichkeit einfach einmal - sagen wir: Spaßes halber - mitteilen, welcher Satan denn das nun ist. Dem Wortlaut dieser Ausführungen wird ja doch wohl entnommen werden dürfen, daß es ja offensichtlich irgendeiner sein muß. Oder irrt man sich - leeeeiiiiiider schon wieder?! Ach ja, man irrt sich gewiß. Wir tappen ja doch immer und immer wieder so außergewöhnlich schlimm im Dunkeln, wir Uneingeweihte. Es ist wirklich, wirklich schlimm!

Die 5. Auflage aus dem September 2015
Herr Heinrich widerspricht in seiner Stellungnahme im Grunde nur unserer Beobachtung, daß der Erzengel Michael ziemlich satanistische Züge und Eigenschaften aufweist. Dieser Widerspruch war, wenn wir uns recht erinnern, in irgendeiner Logenrede, die auf dem Freimaurer-Wiki wiedergegeben wird, ebenfalls schon enthalten. Und das ist einem natürlich schon klar, daß man als Weißmagier keinesfalls als Schwarzmagier angesehen werden möchte, weder intern in okkulten Kreisen, noch viel mehr extern. Der Erzengel Michael ist der Gute, das wissen wir nun schon. Darüber kann sich ja dann die Leserschaft schon ihr eigenes Urteil bilden. Wir bleiben bei unserer Feststellung: Das Völkerschlachtdenkmal von Leipzig zelebriert nach der Interpretation von Herrn Heinrich den Gedanken: Über Schlachtfelder, über Massenmorden hinweg zu Gott.

Diesem Grundgedanken widerspricht Herr Heinrich auch nicht. Und das reicht im Grunde schon, um jenen Gotteswahn zu kennzeichnen, der hier vorliegt. Gotteswahn ist - soweit es Monotheismus angeht - immer zugleich Satanswahn. (Und auch Herr Heinrich spricht - interessanterweise! - nicht von der Möglichkeit eines nicht-monotheistischen Satans, auch das sei nebenbei festgehalten. So weit reicht sein Synkretismus jedenfalls noch nicht.)

Und so sei am Schluß einfach einmal nur ein Dank ausgesprochen. Ein Dank, daß Herr Heinrich auf unsere kritische Stellungnahme auf seiner Internetseite hinweist**) und - scheinbar - nicht mehr dafür plädiert, daß unsere Stellungnahme gelöscht werden sollte von irgendwelchen Zensur-Ministerien. (Natürlich wissen wir nicht, was sich Herr Heinrich intern alles als Vorgehen gegenüber "Inquisitionsschriften" wünscht, das können wir ja bestenfalls erahnen.) Wir wünschen uns nur, daß Herr Heinrich und Herr Affeldt der Neuauflage ihres Buches einfach den Titel geben: "Über Schlachtfelder, über Massenmorden hinweg zu Gott! Hurra!" Das ist der einzig richtige Buchtitel. Mehr sagen wir nicht. Und das reicht uns. In Hamburg während des G20-Gipfels ist doch auch wieder fröhlich nach diesem Motto gehandelt worden von internen und externen - - - Kapuzenträgern.

Und wenn schon so schön zu Telefonanrufen aufgemuntert wird von Herrn Heinrich***), dann gehen wir noch einen Schritt weiter und schlagen vor, daß wir die Inhalte dieses Buches einfach einmal auf einer Podiumsdiskussion in Leipzig über mehrere Stunden hinweg erörtern. Vielleicht finden wir ja zu einem Konsens, der Herrn Heinrich, uns und den Leipzigern gefällt. Auf jeden Fall scheinen die Standpunkte in der Tat im mündlichen Gespräch leichter zu klären sein. Private Telefongespräche mit Satansanbetern führt der Autor dieser Zeilen allerdings nur höchst ungern. Das nehme man ihm bitte nicht übel.

Der Baphomet in der Freimaurer-Symbolik

Ergänzung 7.1.23: Schon seit dem 13. März 2014 gibt es neben unserer eigenen Rezension auf Amazon eine zweite zu dem Buch "Testament der Freimaurer". Und zwar von einem anonymen Rezensenten, der sich "Triangel" (Amaz.) nennt, und der in 14 weiteren Rezensionen der Jahre 2013 bis 2015 deutlich genug zu erkennen gibt, daß er selbst Freimaurer ist. (2019 hat er dann "Rücken" und verstummt als Rezensent unter diesem Namen, soll heißen, seine letzte Rezension gilt dem Buch "Deutschland hat Rücken".) Er begann mit seiner aktuell sichtbaren Rezensions-Tätigkeit am 23. Mai 2013. Da  rezensierte er das Buch "Menschenähnlichkeit - Zum Unterschied zwischen Freimaurerei und Religion", geschrieben von niemand geringerem als von "Klaus-Jürgen Grün, dem amtierenden Vorsitzenden der freimaurerischen Forschungsgesellschaft Quatuor Coronati". "Triangel" nun schreibt (Amaz.):

Vorsicht: Das Buch ist mit der eindeutigen Tendenz geschrieben, die von ihm unberechtigterweise mit der katholischen Kirche in einen Topf geworfene Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland als Vertreter der christlichen Maurerei zumindest schlecht aussehen zu lassen.

Die "Große Landesloge der Freimaurer in Deutschland" wird von Freimaurern selbst "mit der katholischen Kirche in einen Topf geworfen"? Interessant ... Ansonsten wohl eher ein Wischiwaschi-Thema. Denn die Freimaurerei hat ja immer schon Christen ebenso wie Atheisten ("Freidenker") ansprechen wollen, sprich auch Katholiken. Und so wie die Katholiken unter den Anthroposphen in den letzten Jahrzehnten immer mehr geworden sind, scheinen sie es auch in christlichen Freimaurerlogen geworden zu sein. Ja, da darf man natürlich gerne seine logeninternen lieblichen "Gegensätze" miteinander austragen.

Spannender wird es aber dann am 18. Februar 2014. Da bespricht "Triangel" nämlich das Buch "Das Geheimnis des Baphomet - Eine Studie über das freimaurerische Gedankengut des 18. Jahrhunderts". Auf Wikipedia lesen wir zu Baphomet (Wiki):

Im so genannten „christlichen Ritus“ der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland spielt die die Weltseele versinnbildlichende Figur des Baphomet in der Schreibweise „Baffometus“, was abgeleitet von dem italienischen Wort bafil („Bart“) „der Mann mit dem Barte“ bedeutet, eine gewisse Rolle. Das Symbol ist in der Großen Landesloge nur auf dem Amtszeichen des Großmeisters sichtbar.

Nun vor "humanistischen" Angriffen auf diese christliche Große Landesloge von Deutschland waren wir ja gerade zuvor erst "gewarnt" worden, "Triangel" dürfte sich also mit dieser Loge besonders identifizieren. Nachdem wir diese Ausführungen zur Kenntnis genommen haben, verstehen wir besser, was "Triangel" uns sagen will, wenn er schreibt (Amaz.):

Wofür steht der Baphomet? Den Teufel, die inneren Höllenhunde, das tiefste Geheimnis der Tempelritter?  (...) Autor Andreas Manuel Gruss geht in seinem Buch "Das Geheimnis des Baphomet" nicht den geraden Weg zur Erklärung dieses Symbols, sonden nimmt einen sehr interessanten Umweg. Sein Ausgangspunkt ist das Siegel der Freimaurerloge "Zu den drey Wassern" im Orient Passau aus dem Jahr 1776. Andreas Gruss' These: Weil der Baphomet für die Templer alle Geheimnisse im Zusammenhang mit der Aufnahme in den Orden, also die Initiation barg, durfte er in der Umgebung der Ritter nicht fehlen. Problem: Diesen Dreigesichtigen Kopf zu verehren, war in den Augen der Kirche ein Sakrileg, Gotteslästerung. Also verbargen sie ihn in einem einfach dreigesichtigen Kopf, der an vielen Gebäuden der Tempelritter zu finden war und es teilweise heute noch ist.

Daß es so offensichtliche Symbol-Kontinuitäten zwischen den mittelalterlichen Templern und der neuzeitlichen Freimaurerei gibt, war uns noch gar nicht bewußt. Und sieh einer an, mit dem Wissen um diese Tradition versteht man auch die heutige Logen-Arbeit besser wie "Triangel" schreibt (Amaz.):

Mit der vielschichtigen Deutung aller auf dem Siegel aufgebrachten Symbole belebt Andreas Manuel Gruss nicht nur die alte Symbolsprache wieder. Er führt auch in die moderne Gedankenwelt der Freimaurerei ein, die sich auch heute noch mit der Wirkung von Zeichen, Gesten und Handlungen beschäftigt und versucht, dadurch eine Veränderung in der Persönlichkeit des Bruders zu bewirken. Er zeigt damit, ohne das Arkanum zu verletzten, wie Freimaurer in den Logen arbeiten - einfach indem er seine Gedanken wie in einem langen freimaurerischen Vortrag niederschreibt, einer sogenannten Zeichnung, wie sie auch heute in jeder Freimaurerischen Tempelarbeit aufgelegt wird.

Mit Zeichen "eine Veränderung in der Persönlichkeit bewirken" zu wollen, ist Aberglaube und Okkultismus, und zwar in Reinkultur. Hier wird also gesagt, daß in Freimaurerlogen Aberglaube und Okkultismus betrieben wird. Wenn dabei das Zeichen des Baphomet keinerlei Rolle spielen würde, hätten diese Worte in dieser Rezension keinen Zusammenhang mit dem übrigen Thema, wären also sinnlos. Mit dem Zeichen des Baphomet wollen Freimaurer also offenbar schon während der Initiation, während der Aufnahme-Rituale die Persönlichkeit des Bruders verändern. Verbrämend können sie den Baphomet dabei gerne als Symbol für die Weltseele bezeichnen, der sie eine aufbauende und eine zerstörerische Tendenz zusprechen (was ja für jede Weltseele gelten muß). Und somit ist eben das zerstörende Prinzip ein Prinzip, mit dem man Persönlichkeit in der Freimaurerei verändern will. Schluß und Punkt. Sonst bräuchte man keinen Baphometen.

Am 13. März 2014 rezensiert "Triangel" dann ein Buch über die Symbolik der Pythagoräer, wie sie in der Kathedrale von Chartres zu finden wäre:

Brüder Freimaurer finden bei genauer Lektüre deutliche Hinweise auf die Bauhüttensymbolik.

Und am selben 13. März 2014 nun rezensiert er das Buch "Testemant der Freimaurer". Und da immer so viel gelöscht wird, auf was wir uns in diesem Zusammenhang hier auf dem Blog beziehen, wollen wir die Rezension einmal vollständig zitieren, dabei grün gefärbt die Passagen, die sich auf unsere Rezension von 2011 beziehen:

Bibliothek der Symbole 
13. März 2014
Rolf Affeld unf Frank Heinrich entwerfen zu Beginn des Buches eine Panorama, schildern die Szene kurz vor dem Rückzugsbefehl Napoleons an seine Truppen vom Feldherrnhügel an der Tabakmühle in Leipzig. Sie schwenken dann auf ie Einweihungszeremonie genau einhundert Jahre später um um sich dann über den Meister, den Architekten Thieme dem Bauwerk selbst zu nähern. Thieme, selbst Freimaurer und Meister vom Stuhl einer Leipziger Loge hat das Bauwerk nicht nur entworfen sondern auch die Finazierung imReich auf die Beine gestellt. - eine grandiose Leistung, bedenkt man die zeitlich und technischen Umstände
In den darauffolgenden Kapiteln gehen die Autoren detailliert auf die Symbolik ein, die für die heutigen Betrachter verborgen im Denkmal stecken. Angefangen bei der Figur, dem Erzengel Michael, der der Legende nach den gefallenen Engel Satan aus dem Himmel stürzte (was jedwede These von Verschwörungstheorie, nach er die Freimaurer mit dem Teufel im Bunde sind, ad absurdum führt), über die Anklänge aus dem alten Ägypten bis hin zu den Symbolen für die Überwindung des Todes.
Ein Kapitel schließlich widmen die beiden dem Vergleich des Unvergleichbaren, wie sie selbst schreiben: Den Symbolen der Freimaurerei und der Verfälschung derselben durch die Nationalsozialisten namentlich der SS-Mörderbanden. Wer hier eine Grundlage für eine Verwandtschaft zwischen Freimaurerei und den Nazi-Schwergen finden will, muss schon ziemlich mit Dummheit geschlagen sein: Symbole sind nicht geschützt, unterliegen also dem ständigen Bedeutungswandel und können, je nach Absicht, um- oder neu gedeutet werden. Das Verdienst der Autoren liegt darin, genau auf diese fatale Entwicklung hinzuweisen und die Nazi-Zeit nicht peinlich auszusparen, die so viele Symbole entehrt und entweiht hat.
Zurück zum Buch: Die vielschichtige Interpretation des Denkmals, seine monumentale Wucht und die in ihm angelegte Symbolbibliothek kommen gerade in diesem Buch von Affeld und Heinrich sehr gut zur Geltung. Getrübt wird der positive Gesamteindruck jedoch von dem etwas sperrigen Seitenumbruch und dem teilweise vor allem gegen Ende hin umständlichen Satzbau. 
Alles in allem jedoch ist es ein für Geschichtsfreunde nützliches Buch, das den Blick auf das Völkerschlachtenkmal noch einmal verändert, das ohne jedwede Verschwörungstheorien auskommt, wie sie etwa vom Autor der vorherigen Rezension massiv und in polemischer Weise unterstellt werden

Eine ganz hübsche Rezension. Wir finden solche Ausführungen immer dann besonders aussagekräftig, wenn sie übermäßig polemisch werden: "muß schon ziemlich mit Dummheit geschlagen sein". Da fühlt sich jemand angegriffen, ohne Frage. Dem Tenor nach ist diese Rezension jedenfalls deutlich mehr damit beschäftigt, auf unsere eigene Rezension zu reagieren als das Buch selbst zu rezensieren. Dem Rezensenten scheint also die These des Buches selbst, nämlich daß es sich bei dem Völkerschlachtdenkmal von oben bis unten, von tiefsten Innern bis nach außen um Freimaurersymbolik handelt, nicht besonders neu und aufsehenerregend und Weltbild-verändernd zu sein ... Interessant ...

Da "Triangel" aber erst einen Monat zuvor mit dem Baphomet, mit dem Teufel als Freimaurer-Symbol rezensierenderweise beschäftigt war, ist die Bemerkung  

... was jedwede These von Verschwörungstheorie, nach er die Freimaurer mit dem Teufel im Bunde sind ...,

ähm, nunja, ... nicht gleich auf den ersten Blick die überzeugenste Bemerkung. Und sie ist vermutlich nur für Nichteingeweihte, für Nichtfreimaurer ein wenig widerspruchsvoll, ein wenig an etwas "Absurdes" Erinnerndes. Er bespricht dann in den weiteren Monaten noch ein Buch über Freimaurer-Witze, ein Buch über Meditation, ein Buch, das betitelt ist "Warum gute Leute Freimaurer werden sollten", sowie "Die freimaurerische Bürgschaft", beides Bücher von einem Carlos Urban.

Aber all das im Grunde nur nebenbei. Denn was uns an dieser Rezension eines Freimaurers einfach nur wichtig ist, ist der Umstand, daß sie - wieder einmal - klar und deutlich von einem Freimaurer stammt. Die Freimaurer nehmen das Buch "Testament der Freimaurer" also voll und ganz in Schutz und verteidigen es, wo sie nur können. Sie sehen selbst nichts Kritisches an ihm. Wäre der Autor dieser Zeilen Freimaurer - er würde das nicht tun. Niemals. Denn dieses Buch kann ja nun jeder lesen. Und jeder kann aus diesem Buch seine eigenen Schlüsse ziehen.


/ Ganz leicht in 
einigen Formulierungen 
überarbeitet: 1.3.2020 /
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*) 1.3.2020: Bei gelegentlicher Überprüfung der Funktion des angegebenen Links ist festzustellen, daß dieser inzwischen ins Leere führt. Die Internetseite des Verlages ist neu gestaltet, wobei auch die beiden Reiter "Presse 1" und "Presse 2" gewissermaßen erhalten blieben. Nur die beiden vormals leeren Reiter sind inzwischen weggefallen. Und die wunderbare unter diesen Reitern befindliche Rubrik "Absonderliche Kommentare" ist nun gar nicht mehr zu finden. Eine solche würde ja auch die sonstige große "Harmonie" auf dieser Internetseite stören. Diesem Umstand stehen wir natürlich mit großem Verständnis gegenüber.
**) 1.3.2020: Nunja, diesen Dank werden wir wohl inzwischen wieder zurück nehmen müssen.
***) 1.3.2020: Schade übrigens, daß wir uns nicht den vollständigen Wortlaut abfotografiert haben. Nun ist er wieder gelöscht!
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  1. Affeldt, Rolf; Heinrich, Frank: Das Völkerschlachtdenkmal gibt sein Geheimnis preis. Nouvelle Alliance, Leipzig 1993
  2. Hans-Dieter Schmid: Völkerschlachtdenkmal, Völkerschlachtgedenken und deutsche Freimaurerei im Jubiläumsjahr 1913. In: Marlis Buchholz u. a. (Hrsg.): Nationalsozialismus und Region. Festschrift für Herbert Obenaus, Bielefeld 1996, S. 355-379
  3. Affeldt, Rolf; Heinrich, Frank: Testament der Freimaurer. Das Völkerschlachtdenkmal zu Leipzig. Helikon Joggers, Bartsch & Sippenauer, Leizpig 1999
  4. Affeldt, Rolf; Heinrich, Frank: Testament der Freimaurer. Das Völkerschlachtdenkmal zu Leipzig. MdG-Verlag, Leipzig 2000 (4. Aufl.) 2009 (224 S.); auch auf englisch: MdG-Verlag 2008
  5. Förster, Otto W.; Hempel, Günter Martin: Leipzig und die Freimaurer. Eine Kulturgeschichte. Taurus Verlag 2007 (Amazon)
  6. Ludwig, Karin; Erler, Michael: Tempel, Logen, Rituale. Die Geheimnisse der Freimaurer. Dokumentarfilm, Deutschland 2008. 44 Minuten. Ein Film der Neuen Mediopolis Filmproduktion GmbH Leipzig im Auftrag des Mitteldeutschen Rundfunks. Ausgestrahlt auf: ARD, 20.8.200823.30 UhrPhoenix, 10.2.2009Schweizer Fernsehen, 7. und 9.6.20093Sat, 9. Juli 2009, 20.15 Uhr3Sat, 17.7.2011MDR, 12.6.2011Phoenix, 26.11.2011 (Google VideoVeoh)
  7. Süß, Alexander: Leipziger Freimaurer in Wort und Stein. Der Einfluss der Logen auf das Völkerschlachtdenkmal und die Verlagsstadt. Salier Verla, Leipzig 2009 (siehe Rezension von Ralf Julke)
  8. Heinrich, Frank: Architekt Clemens Thieme. MdG Verlag, Leipzig 2009 (90 S.)
  9. Erler, Michael: Das Geheimnis des Völkerschlachtdenkmals. (In der Reihe: Mitteldeutsche Wahrzeichen.) Dokumentarfilm, Deutschland, 30 Min. (Moderator: Axel Bulthaupt) MDR, 15.11.2011, 20.45 Uhr (Interview mit Frank Heinrich).
  10. Ullrich, Jens: Das Völkerschlachtdenkmal und die Freimaurer. Logenbrueder.de, 2005
  11. Treffpunkt Leipzig: Auf den Spuren der geheimnisvollen Freimaurer.
  12. Bading, Ingo: Schreckensmale okkulter Priesterdiktatur - Die Schlachtendenkmäler von Leipzig und Tannenberg - Freimaurerziele 1813, 1913 und 1927 - Sturz von Kaiser und Reich, Zwingherrschaft über die Völker Europas durch Aufhetzung zu Krieg und Völkermord. Auf: GA-j!, 27. November 2011, http://studgenpol.blogspot.de/2011/11/schreckensmale-okkulter.html
  13. Bading, Ingo: Über Schlachtfelder zu Gott: Das okkult-satanistische Völkerschlachtdenkmal in Leipzig Der Reigen der okkult-freimaurerisch-anthroposophisch-satanistischen Veröffentlichungen des MdG-Verlages rund um das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig. GA-j!, 28. November 2011, http://studgenpol.blogspot.de/2011/11/uber-schlachtfelder-zu-gott-das-okkult.html
  14. Bading, Ingo: Kriegerdenkmäler als Freimaurerdenkmäler - das Beispiel Tannenberg (1927) "Mit den besten Empfehlungen" - der "Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland". GA-j!, 9. Dezember 2011, http://studgenpol.blogspot.de/2011/12/kriegerdenkmaler-als.html
  15. Bading, Ingo: Die Freimaurer und die SS: "Todesmutige Männer in schwarzen Uniformen" Kriegsverherrlichung und Satanismus in Leipzig. GA-j!, 9. Dezember 2011, http://studgenpol.blogspot.de/2011/12/die-freimaurer-und-die-ss-todesmutige.html
  16. Bading, Ingo: Oktogonale Kriegerdenkmäler in Deutschland und England - mit geheimem Hintersinn?, GA-j!, 22. Dezember 2011, http://studgenpol.blogspot.de/2011/12/oktogonale-kriegerdenkmaler-in.html
  17. Bading, Ingo: "Freimaurer müssen Front machen gegen Staaten und Regierungen, die dem großen Menschheitsziel entgegenlaufen" "Sind gepanzerte Fäuste notwendig?" - Offenbar weitere Erläuterungen zum Freimaurerdenkmal in Leipzig in einem angekündigten Reprint aus dem Jahr 1927. GA-j!, 31. Dezember 2011, http://studgenpol.blogspot.de/2011/12/freimaurer-mussen-front-machen-gegen.html
  18. Bading, Ingo: Husch, husch - zurück in die Höhlen ... Wohin ist er verschwunden, der "MdG-Verlag", jener anthroposophische, satanismusnahe Freimaurer-Verlag in Leipzig? - Oder: "Wo sind all die Indianer hin? ..." GA-j!, 8. Januar 2013, http://studgenpol.blogspot.de/2013/01/husch-husch-zuruck-in-die-hohlen.html
  19. Bading, Ingo: "Ende der Sperre: Nie" - Auf dem öffentlichen Internetforum der deutschen Freimaurer Weil wir - "geschickt zusammengestellt" - gegen die Freimaurer ... "hetzen" Aber: Wird wirklich nach den Prinzipien offener Gesellschaften gehandelt auf dem öffentlichen Internet-Forum der "Vereinigte Großlogen in Deutschland"? GA-j!, 27. Juni 2013, http://studgenpol.blogspot.de/2013/06/ende-der-sperre-nie-auf-dem.html
  20. Bading, Ingo: Hundert Jahre Völkerschlachtdenkmal - ein Grund zum Feiern? Ein Völkerschlachtdenkmal-Verherrlicher und Freimaurer "geht vor Wut an die Decke ..." - Unser Blog hatte ihn doch nur gründlich gelesen und rezensiert .... Auf: GA-j!, 18. Oktober 2013, http://studgenpol.blogspot.de/2013/10/hundert-jahre-volkerschlachtdenkmal-ein.html
  21. Bading, Ingo: "Mein Denkmal ist ein anderes ..." Nochmals zum Völkerschlachtdenkmal von Leipzig. GA-j!, 3. November 2013, http://studgenpol.blogspot.de/2013/11/mein-denkmal-ist-ein-anderes.html
  22. Bading, Ingo: Totgesagte leben länger Der MdG-Verlag in Leipzig ist wieder da und - bewirbt weiter den "umstrittenen" Freimaurerkoloß daselbst. GA-j!, 15. Februar 2016, http://studgenpol.blogspot.de/2016/02/totgesagte-leben-langer.html
  23. Heinrich, Frank: Absonderliche Kommentare von Herrn Ingo Bading. Ohne Datum, http://www.mdg-books.com/presse-seite2.html [12.7.17]

Dienstag, 4. Juli 2017

Von der Weisheit einer deutschen Sage des Mittelalters

Zur Sage rund um den Landgrafen von Thüringen, Ludwig den Eisernen

Es gibt deutsche Sagen, deren Inhalt überzeitlichen Charakter hat, und die sehr direkt in die Seele von Menschen greifen können, die noch heute leben und zum Handeln aufgefordert sind. Zu diesen Sagen gehört jene vom "Hart geschmiedeten Landgraf". 

Abb. 1: Landgraf Ludwig II. der Eiserne (1128-1172)
Grabstein in Eisenach
Fotograf: Wolfgang Sauber (Wiki)

Diese Sage ist sehr kurz. Sie soll im folgenden vollständig wiedergegeben werden (1). Denn es mag ja durchaus viele geben, die das Wort "Landgraf, werde hart" schon einmal irgendwo gehört haben. Aber kennt man auch die Geschichte dazu? Die Sage handelt interessanterweise gar nicht einmal von einer Sagengestalt, sondern von einer historischen Gestalt der deutschen Geschichte, nämlich dem Landgrafen von Thüringen, Ludwig II., dem Eisernen (1128-1172) (Wiki). Dieser war mit der Schwester Jutta des deutschen Kaisers Friedrich Barbarossa verheiratet. So lautet sie:

Der hart geschmiedete Landgraf

Zu Ruhla im Thüringerwald liegt eine uralte Schmiede, und sprichwörtlich pflegte man von langen Zeiten her einen strengen, unbiegsamen Mann zu bezeichnen: er ist in der Ruhla hart geschmiedet worden.

Landgraf Ludwig zu Thüringen und Hessen war anfänglich ein gar milder und weicher Herr, demütig gegen jedermann; da huben seine Junkern und Edelinge an stolz zu werden, verschmähten ihn und seine Gebote; aber die Untertanen drückten und schatzten sie aller Enden. Es trug sich nun ein Mal zu, daß der Landgraf jagen ritt auf dem Walde, und traf ein Wild an; dem folgte er nach so lange, daß er sich verirrte, und ward benächtiget. Da gewahrte er eines Feuers durch die Bäume, richtete sich danach und kam in die Ruhla, zu einem Hammer oder Waldschmiede. Der Fürst war mit schlechten Kleidern angetan, hatte sein Jagdhorn umhängen. Der Schmied frug: wer er wäre? "Des Landgrafen Jäger." Da sprach der Schmied: "Pfui des Landgrafen! wer ihn nennet, sollte alle Mal das Maul wischen, des barmherzigen Herrn!" Ludwig schwieg, und der Schmied sagte zuletzt: "Herbergen will ich dich heut; in der Schuppen da findest du Heu, magst dich mit deinem Pferde behelfen; aber um deines Herrn willen will ich dich nicht beherbergen." Der Landgraf ging beiseit, konnte nicht schlafen. Die ganze Nacht aber arbeitete der Schmied, und wenn er so mit dem großen Hammer das Eisen zusammen schlug, sprach er bei jedem Schlag: "Landgraf werde hart, Landgraf werde hart, wie dies Eisen!" und schalt ihn, und sprach weiter: "Du böser, unseliger Herr! was taugst du den armen Leuten zu leben? siehst du nicht, wie deine Räte das Volk plagen und mären dir im Munde?" Und erzählte also die liebe lange Nacht, was die Beamten für Untugend mit den armen Untertanen übeten. Klagten dann die Untertanen, so wäre niemand, der ihnen Hülf täte; denn der Herr nähme es nicht an, die Ritterschaft spottete seiner hinterrücks, nennten ihn Landgraf Metz, und hielten ihn gar unwert. Unser Fürst und seine Jäger treiben die Wölfe ins Garn, und die Amtleute die roten Füchse (die Goldmünzen) in ihre Beutel. Mit solchen und andern Worten redete der Schmied die ganze lange Nacht zu dem Schmiedegesellen; und wenn die Hammerschläge kamen, schalt er den Herrn, und hieß ihn hart werden wie das Eisen. Das trieb er an bis zum Morgen; aber der Landgraf fassete alles zu Ohren und Herzen, und ward seit der Zeit scharf und ernsthaftig in seinem Gemüt, begunnte die Widerspenstigen zwingen und zum Gehorsam bringen. Das wollten etliche nicht leiden, sondern bunden sich zusammen, und unterstunden sich gegen ihren Herrn zu wehren.

Diese Sage ist erstaunlicherweise schon 300 Jahre nach dem Tod des Landgrafen aufgeschrieben worden. Wir erfahren (Wiki):
Während Ludwigs Herrschaft wurde die Bevölkerung Thüringens vom Adel häufig tyrannisiert und drangsaliert. Daraufhin begann er gegen diese Zustände hart einzugreifen, was ihm schließlich auch seinen Beinamen einbrachte. Um diese Taten Ludwigs rankt sich auch eine Sage, die 1421 von Johannes Rothe aufgezeichnet wurde. Danach habe der Landgraf eines Abends unerkannt in einer Schmiede in Ruhla ein Nachtlager gefunden. Der Schmied habe auf seinen Landesherrn und die Zustände im Land heftig geflucht und schließlich gerufen: „Landgraf, werde hart!“ Diese Worte hätten den Landgrafen schließlich bewogen, gegen das Raubrittertum einzuschreiten. Der Sage nach soll er die Missetäter vor einen Pflug gespannt und einen Acker umgraben lassen haben.
Es ist das eine Sage, die eine Charakterschwächen der Deutschen aufs Korn nimmt, die gerade in heutigen Zeiten einmal wieder besonders stark ausgeprägt ist: ihre Gutmütigkeit. 

Abb. 2: Postkarte aus dem Jahr 1912

Im Grunde muß doch heute fast jeder Deutsche zum Schmied in Ruhla in die Schule gehen. Es ist dort eine Lehrzeit von nicht weniger als zehn Jahren zu veranschlagen. Man bringe sich eine gute Freundin mit - so wie Jutta, die Schwester des Kaisers -, um diese schwere Lehr- und Leidenszeit emotional gut durchzuhalten und um dabei Mensch zu bleiben (3).

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  1. Der hart geschmiedete Landgraf. In: Heinz Rölleke: Das große Deutsche Sagenbuch. Albatros-Verlag 2001, http://gutenberg.spiegel.de/buch/sagen-aus-th-58/26
  2. Jutta Assel; Georg Jäger: Sagenmotive auf Postkarten - Eine Dokumentation. Der Schmied von Ruhla oder: Landgraf werde hart! und Der Edelacker. Eingestellt: Januar 2015, http://www.goethezeitportal.de/wissen/illustrationen/legenden-maerchen-und-sagenmotive/der-edelacker.html
  3. Ludendorff, Mathilde: Vom tiefen Leid gottnaher Menschenliebe. In: diess.: Von der Moral des Lebens. Verlag Hohe Warte, Pähl 1977, S. 108-115

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