Otto Ubbelohde - Kiefern im Wind |
Auf diesem Blog gibt es eine weitere Neuerung, die wir schon vor sechs Jahren begonnen hatten, ins Auge zu fassen (2, 3): Er ist der erste Blog, den wir in Frakturschrift erscheinen lassen. //Ist leider derzeit nur auf normalen Rechnern so zu sehen, nicht auf Tablets oder Mobiltelefonen.//
Zur technischen Seite dieser Tatsache lässt sich zunächst sagen, dass das in einem
ersten Schritt vergleichsweise leicht umgesetzt werden kann. Denn dazu
muss man nur die Anweisungen auf dem "Fraktur-Forum" (1) befolgen. Allerdings ist allen kenntnisreichen Fachleuten, "Schriftgelehrten" und Schriftsetzern klar,
dass eine automatische Eins-zu-Eins-Umwandlung von Antiqua-Schrift zu
Frakturschrift dem Charakter der überlieferten deutschen gebrochenen
Schriften, bzw. Frakturschriften nicht gerecht wird. Die deutschen Frakturschriften kennen nämlich viele Typen, die es in der
Antiquaschrift gar nicht gibt. So vor allem das lange s, einzelne Typen
für sch, ch, ck und so weiter. Und diese Typen können bei einer
schnellen Eins-zu-Ein-Umwandlung gar nicht in angemessener Weise umgewandelt werden. Dieses Problem kann also einstweilen hier auf dem Blog
keineswegs als gelöst erachtet werden. Aber um so mehr man so fehlerhaft Frakturschrift verwendet, um so eher wird man selbst oder werden andere sich veranlasst sehen, angemessenere technische Umsetzungen zu finden oder bereitzustellen.
Frakturschrift ein Ausdruck deutschen seelischen Erlebens
Frakturschrift ein Ausdruck deutschen seelischen Erlebens
Denn irgendein Anfang muss doch damit endlich einmal gemacht werden. Außerdem: Es macht auch so schon Freude, moderne, aktuelle Texte in einer
solchen Frakturschrift lesen zu können. Das Einlesen ist gar nicht so schwer. Um so weniger, um so mehr man auch sonst gelegentlich einmal
"alte Bücher" liest. Also jene Bücher in Deutschland, die bis 1941 in ihrer großen Mehrheit fast immer nur in
Fraktur und in gebrochenen Schriften gesetzt worden sind.
Aber warum überhaupt noch heute einen Internetblog in
Frakturschrift erscheinen lassen? Zuletzt hat sich wohl der israelische
"Deutschland-Philosoph" Yoav Sapir auf den Scilogs (Wissenschaftsblogs)
von "Spektrum der Wissenschaft" darüber Gedanken gemacht (2, 3).
In einer wenig beachteten Zeitschrift der "Ludendorff-Bewegung" ist zu
dieser Frage zuletzt 1990 ein inhaltsreicher Aufsatz
erschienen (4). In Ergänzung zu diesem wurde auch einmal erneut ein Aufsatz des deutschen
Verlegers Eugen Diederichs zu dieser Frage aus dem Jahr 1912 zum Abdruck gebracht (5). In diesen beiden Aufsätzen sind viele gute Argumente zusammen
getragen, auf die wir uns auch bei der Verwendung der Frakturschrift für den neuen Blog beziehen. In Kurzform laufen diese Argumente darauf hinaus, dass die deutsche Frakturschrift, die in
der Dürer-Zeit in Deutschland geschaffen worden ist und die bis zum Verbot
durch Adolf Hitler im Jahr 1941 immer benutzt worden ist, ein Ausdruck
deutschen seelischen Erlebens ist und als solches seelisches Erleben
auch immer wieder neu weckt und wecken kann - wenn wir denn Worte in dieser
deutschen Schrift schreiben oder lesen.
Darum wollen wir dieses wichtige Kulturgut deutsche Schrift, in der fast alle unsere großen Dichter, Denker und Kulturschöpfer geschrieben und publiziert haben - und zumal wenn
es uns um Seele geht und um seelische Ansprechbarkeit - keinesfalls der
Vergessenheit anheim fallen lassen. So viel sei hier zunächst nur in Kurzform zu dieser Frage festgehalten. Ein ausführlicher
Gedankengang und eausführlichere Begründungen werden - wenn Zeit dafür bleibt - nachgereicht werden.
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- http://unifraktur.blogspot.de/2010/09/unifraktur-blog-in-frakturchrift.html, http://unifraktur.sourceforge.net/unifraktur-forum/viewtopic.php?p=258#p258 [14.9.2010]
- Sapir, Yoav: Sprache und Schrift - nicht zu überschätzen. Auf: Internetblog "Un/zugehörig - ein israelischer Blick auf Deutschland", 10. August 2010, http://www.scilogs.de/un-zugehoerig/sprache-und-schrift-nicht-zu-untersch-tzen/
- Sapir, Yoav: “Korrektes” Deutsch mit Antiquaschrift? Auf: Internetblog "Un/zugehörig - ein israelischer Blick auf Deutschland", 12. August 2010, http://www.scilogs.de/un-zugehoerig/korrektes-deutsch-mit-antiquaschrift/
- Schäfler, Wilhelm: Schrift und Sprache. In: Die Deutsche Volkshochschule, Folge 65, Januar 1990, S. 1-10
- Diederichs, Eugen: Sollen wir die Fraktur abschaffen? In: Jahrbuch des deutschen Werkbundes, 1912, http://www.digitalis.uni-koeln.de/Werkbund/werkbund65-75.pdf; erneut abgedruckt u.a. in: Die Deutsche Volkshochschule, Folge 65, Januar 1990, S. 12-15
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