Samstag, 9. Dezember 2023

Michaela Huber reagiert auf Jan Böhmermann

2010 sind wir hier auf dem Blog auf das Thema Elitärer Satanismus und geheimgesesellschaftlich organisierte Pädokriminalität gestoßen. Wir haben hier auf dem Blog dazu dann in den folgenden fünf Jahren sehr viel Material zusammen getragen. 

Schon früh waren wir dabei auch auf die Veröffentlichungen von Michaela Huber gestoßen. Aber erst jetzt werden  wir darauf aufmerksam, daß Michael Huber inzwischen auch in den sozialen Medien viel präsenter ist als wir das lange Zeit wahrgenommen und angenommen hatten. 

Nun ist Michaela Huber von Jan Böhmermann übel angegriffen worden. 

Und das führt dazu, daß viele Menschen auf die außerordentlich wertvolle Arbeit von Michaela Huber vielleicht erstmals aufmerksam werden. 

Zunächst waren wir nur auf die sehr gute Stellungnahme von Meike Büttner zu Jan Böhmermann aufmerksam geworden (1) (Yt2023). Sie hat ihr Video sehr gut gemacht, wie wir finden.

Aber sicherlich noch wesentlich schwerwiegender und bedeutungsvoller ist, was Michaela Huber selbst zu diesem Thema sagt (2).

In diesem Video sagt sie nach und nach eigentlich auch alles das, was wir hier auf dem Blog an Teilaspekten zum Thema zusammen getragen hatten. 

Dadurch ergibt sich schlicht ein Gesamtbild, das im politischen Bereich unmittelbar zum Handeln auffordert. 

Unmittelbar.

Das schreibe ich, nachdem ich Minute 35 in diesem Video erreicht habe, wo von dem ungeheuerlichen Material an Kinderpornographie die Rede ist, das von Seiten der Kriminalpolizei sicher gestellt worden ist. Und sie sagt ganz klar: Das muß doch irgendwo produziert worden sein. Und es paßt doch oft haargenau zu dem, was Überlebende berichten. 

Und sie sagt auch: Elitäre Pädokriminalität und Kinderpornographie dienen nach Aussage der Überlebenden - unter anderem - dazu, Politiker erpreßbar zu machen und erpreßbar zu halten. 

Und der Staat und die Zivilgesellschaft stehen - so scheint es - "machtlos" daneben wie wir schon aus Anlaß der Ausstrahlung des Fernsehfilmes "Operation Zucker - Jagdgesellschaft" feststellten (GAj2017).

Ein völlig unhaltbarer Zustand. 

Weiterhin ein völlig unhaltbarer Zustand.

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  1. Büttner, Meike: Überlebende ritueller Gewalt reagiert auf Jan Böhmermann. BÄMM 16.9.2023 (Yt2023
  2. Stockmann, Ulrike: Jan Böhmermanns Spott über Gewalt an Kindern - Michaela Huber im Interview 2.10.2023 (Yt2023)

Sonntag, 26. November 2023

Wo liegen die Reichsbürger falsch?

Und warum?

Ausgangspunkt der "Reichsbürger" (Wiki) und aller Menschen, die sich in dem Umfeld der Reichsbürger-Bewegung bewegen, ist ein unglaublich großes Unbehagen. Ein unglaublich großes Unbehagen an den gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen und in vielen Fällen auch an der persönlichen Lebenssituation. In den meisten Fällen wird zwischen beiden - und zwar mit Recht - ein Zusammenhang gesehen, zwischen dem Unbehagen an der gesellschaftlichen Entwicklung und der persönlichen Lebenssituation.

Abb. 1: Demontage, bzw. Abriß des Kaiser-Wilhelm-Denkmals vor dem Berliner Schloß, Januar 1950 (Wiki) (Fotografiert von Otto Donath [1898–1971])

Die geringen Selbstgestaltungsmöglichkeiten, mit denen einhergehend die gesellschaftliche Lebenssituation wahrgenommen wird, führen dazu, daß man die staatliche Ordnung, in der wir leben als etwas "Fremdes", "Aufoktroiertes" wahrnimmt. Der Hinweis darauf, daß die staatliche Ordnung, in der wir leben, etwas geschichtlich Gewachsenes ist, auch über die politischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts hinweg, wird hinweg gefegt, weil man selbst die heutige gesellschaftliche Situation als sehr große Unfreiheit wahrnimmt, als Lähmung, als ein im äußersten Maße fremdbestimmtes "System", das als solches von  außen her auferlegt und seit vielen Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten durchgestaltet worden sei.

In Wahrheit ist die heutige gesellschaftliche Situation aber eine andere. Es ist ja unübersehbar, daß selbst noch die heutige Gesellschaft große wissenschaftliche und technologische Errungenschaften mit sich bringt. Es kann also nicht alles "falsch" sein. Wir stehen inmitten eines geschichtlichen Prozesses, in dem aufbauende und zerstörende Kraftlinien in unmittelbarer Nähe zueinander sich weiter bewegen.  

Schon Joseph A. Tainter hat beschrieben, daß moderne, komplex-arbeitsteilige Gesellschaften einer "Mindestproduktion innovativen Wandels" bedürften, um über die Zeitläufte hinweg ihre Lebens- und Zukunftsfähigkeit zu erhalten. Es ist nun diese "Mindestproduktion innovativen Wandels", die seit Jahrzehnten von bestimmten gesellschaftlichen Kräften bewußt und sehr gezielt und sogar methodisch geschult unterwandert und gelähmt wird. Dabei wird sehr gerne im technisch-wissenschaftlichen Bereich eine weiter fortbestehende "Mindestproduktion innovativen Wandels" toleriert. Und diese ist ja bis heute nicht nur "Mindestproduktion", sondern läuft heute immer noch auf Hochtouren. Es dürfte auch sehr schwer sein, hier gar zu viel  zu untergraben. 

Das ist auch gar nicht notwendig. Denn es reicht ja mittel- und langfristig völlig, auf dem sozial-gesellschaftlichen Bereich die "Mindestproduktion innovativen Wandels" zu untergraben, zu lähmen und zu paralysieren. Damit fährt man sehr schnell und sehr zielgerichtet die geschichtlich über mehr als ein Jahrtausend gewachsenen komplex-arbeitsteiligen Gesellschaften der Nordhalbkugel gegen die Wand. Allein über Demographie.

Dieses Untergraben und Lähmen der "Mindestproduktion innovativen Wandels" auf sozial-gesellschaftlichem Bereich hat gar nichts damit zu tun, daß das politische "System", in dem wir leben, und das geschichtlich gewachsen ist, schon an sich "schlecht", böse, falsch oder grundschädlich durchgestaltet wäre. Nein, vielmehr: Der notwendige sozial-gesellschaftliche Wandel hinkt seit vielen Jahrzehnten dem hinterher, was auf diesem Gebiet notwendig wäre und und was wache gesellschaftliche Kreise schon seit Jahrzehnten sehen. Aber auf diese wird nicht gehört. Dadurch wirkt auch das politische "System" selbst als völlig verkrustet und es wirkt so, als ob es keinerlei gesellschaftliche Gestaltungsspielräume und Innovationsmöglichkeiten lassen würde und auch an sich gar nicht könnte. Natürlich kann es das. Deutschland hat noch nie eine so gute Verfassung oder Grundordnung gehabt wie heute. Man nehme doch nur den Wortlaut dieser feierlichen Präambel:

Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.

Im Grundgesetz geht es - schon von seiner Präambel an - um das geschichtlich gewachsene deutsche Volk. Nicht um ideologische Konstrukte. Man lasse sich doch nichts einreden. Man braucht doch nur zu lesen. Unser Parlament dient "Dem Deutschen  Volke", nichts anderem. Der Rechtstheorie nach. 

Nicht "das System" ist schlecht - Medien und Lobbygruppen sind grundschlecht

Ein politische "System", das auf einer solchen Grundordnung beruht, hat mit der gelähmten sozial-gesellschaftlichen Innovationsfähigkeit gar nichts zu tun. Es hat eine lebendige sozial-gesellschaftliche Innovationsfähigkeit immer als selbstverständlich vorausgesetzt - weil die Mütter und Väter des Grundgesetztes auch gar nichts anderes kannten. Ein geändertes politisches, rechtliches System könnte eine solche Innovationsfähigkeit auch gar nicht für sich genommen hervor zaubern.

Aber die viele Jahrzehnte lang weidlich genutzten Manipulationsmöglichkeiten im Bereich der Gestaltung der öffentlichen Meinung reichen völlig dazu hin, ein an sich gutes politisches "System" zu hijacken und die Gesellschaft so umzugestalten, daß notwendige gesellschaftlich-soziale Innovation gar nicht mehr stattfindet, gelähmt und paralysiert ist (Stichwort: "Wir amüsieren uns zu Tode").

Mit diesen Gedanken sollen nicht nur "Reichsbürger" angesprochen sein, sondern alle, die von "System" sprechen und damit die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland - der Sache nach - ablehnen und infrage stellen. Das ist - bekanntlich und mit Recht - Hochverrat. Und das war es immer schon. Und viele Menschen machen sich gar nicht bewußt, daß es das ist oder nehmen diesen Umstand billigend in Kauf. Dann müssen sie aber auch mit den Konsequenzen rechnen, die der auf gesellschaftlich-sozialem Gebiet verkrustete und gelähmte Staat, als "Rechtsstaat" auftretend, ihnen gegenüber aufgrund ihrer - der Sache nach - hochverräterischen Haltung zieht. 

Ein gesellschaftlicher Aufbruch hat es nicht notwendig, ein anderes staatliche System, eine andere Rechtsordnung zu fordern als die, in der wir gegenwärtig leben. Sie ist die Errungenschaft Jahrhunderte langer glänzender gesellschaftliche Entwicklung. 

Ein gesellschaftlicher Aufbruch will vielmehr die durch die Medien gelähmte und außer Kraft gesetzte Innovationsfähigkeit unserer Gesellschaft auf sozial-gesellschaftlichem Gebiet wieder beleben. Und dafür ist es höchste, nein, allerhöchste Zeit.

Uns helfen weder Indianertänze, noch chaotische, hilflose Infragestellungen und "terroristische" Akte, die die geschichtlich gewachsene staatliche  Ordnung der Nordhalbkugel in Chaos setzen wollen nach dem Motto "Macht kaputt, was euch kaputt macht". Freilich haben zum Beispiel Freimaurer an der Durchstrukturierung der staatlichen Ordnungen der Nordhalbkugel zu einem beträchtlichen Anteil mitgewirkt. Sie konnten es aber nur entsprechend der modernen Ideen der Neuzeit, die es auch ohne sie gegeben hätte, und denen gegenüber auch sie nur auf einen "fahrenden Zug" aufgesprungen sind. Die Anpassungsfähigkeit, zu der die Freimaurer fähig sind, ermöglicht es ihnen, Staaten auch trotz Gewaltenteilung und vom Grundsatz her funktionierenden Rechtsstaat von innen heraus zu lenken. Denn Geheimgesellschaften und Geheimdiensten unterliegen ja so gut wie keiner demokratischen Kontrolle. Alles, was uns diesbezüglich erzählt wird, ist ein Witz.

Ein Otto von Bismarck jedenfalls würde heute nichts anderes sagen als das, was in diesem Blogartikel an Gedanken nieder gelegt ist. Er war nie ein Mensch der Total-Verweigerung und der Alles-Infrage-Stellung und des "Macht kaputt was euch kaputt macht". Er nahm die geschichtliche Situation, wie er sie vorfand und bewegte sich in den Spielräumen, die sie gewährte. Er war damit: das Inbild eines konservativen Revolutionärs. Nur in diesem Sinne ist auch heute sinnvoll Politik und Gesellschaftsreform zu betreiben.

Sie muß freilich viel grundlegender ansetzen als das noch zu Bismarcks Zeiten möglich und notwendig war. 

Sie muß - zum Beispiel - fragen, welche religiöse Ausrichtung wird den modernen Gesellschaften der Nordhalbkugel wieder demographische und soziale Stabilität verleihen? Welche wird ihnen Berechenbarkeit verleihen? Welche wird den Bürger mit den gesellschafltlichen und politischen Verhältnissen und damit mit sich selbst wieder versöhnen? Ohne diese Versöhnung über jene gesellschaftliche Bewußtlosigkeit herbei zuführen, die heute gängig ist und sich wie ein Gift verbreitet hat und in die Seelen der Menschen gesenkt hat.

Zudem ist zu sagen: Viele "Reichsbürger" liegen auch darin - und zwar völlig - falsch, daß sie die notwendige Debatte über die gesellschaftliche-soziale Innovationsfähigkeit auf ein Gebiet lenken, das völlig unfruchtbar ist, um gesellschaftliche Lebendigkeit und Innovationsfähigkeit zu befördern, nämlich das Gebiet des Rechtes. Es gibt nichts Trockeneres und weniger Innovatives als ausgerechnet Rechtsfragen. Rechtsfragen sind im Grunde immer konservativer Natur. Sie hemmen eher Innovation als daß sie diese befördern können. Sollte darüber nicht sogar schon Bismarck das eine oder andere gesagt haben? 

Das Recht hinkt der gesellschaftlichen Entwicklung - das liegt in seiner Natur - fast immer hinterher. Und wenn man jetzt die Uhr bezüglich der rechtlichen Grundlagen auch noch noch weiter "zurück" stellen will, als sie eh schon gestellt ist, macht man alles noch viel schlimmer als es eh schon ist. Die Probleme der heutigen Zeit müssen aus dem gesellschaftlichen Innovationswillen der heutigen Menschen heraus gelöst werden, nicht dadurch, daß ich die Uhren der Grundlagen der staatlichen Ordnung um hundert Jahre und mehr zurück stelle.

Aber vielleicht haben sich die Ausführungen dieses Blogartikels eh schon wieder erübrigt, da die gesellschaftliche Entwicklung auch über die "Hochzeit" der Reichsbürgerbewegung längst wieder hinweg geeilt ist.  

Mittwoch, 28. Juni 2023

Eine englische Malerin, Jahrgang 1760

Brodelnde Wasser, gurgelnde Flut
- Leidenschaften in der Sturm- und Drang-Zeit
- Eine Malerin des Sturm und Drang

Menschen im Aufruhr der Leidenschaft. Die englische Malerin Maria Cosway (1760-1838) (Wiki) lebte in ihrer Jugend in Zeiten des "Sturm und Drang". Sie gehörte  derselben Generation an wie die Frauenrechtlerin Mary Wollstonecraft (GAj2009). Unter anderem wurde Maria Cosway in ihrer Jugend auch gefördert von der zwanzig Jahre älteren Deutsch-Schweizer Malerin Angelika Kaufmann (1741-1807).

Abb. 1: "Eine Perserin in Anbetung der Sonne" - Gemälde von Maria Cosway, 1784

Das Genie hat es schwer. Nicht zu allen Zeiten möchten Menschen auf Genie's treffen. In Zeiten  des Sturm und Drang gab es dafür womöglich mehr Offenheit in der Gesellschaft als sonst. Denn in den meisten Zeitepochen möchten Menschen eher, daß alle, denen sie begegnen, so sind wie sie selbst. Alles andere würde zu viel Unruhe und Verwirrung hervorrufen, im Herzen, im Leben.

Deshalb, Genie, sei klug, gib dich nicht als solches zu erkennen. Tu so, als wärest du wie alle. Hat nicht selbst Jesus so getan als wäre er - "wie alle"? Nein, das hat er nicht getan. Aber wer von uns ist schon Jesus?

Bei den antiken Griechen gab es - offenbar - vor allem einen Grund dafür, daß das Genie aus der Stadt verbannt wurde: Man wollte selbst Genie sein und möglichst vielen anderen die Möglichkeit geben, Genie zu ein. So zumindest nach der Deutung von Friedrich Nietzsche (Stgen2023). Nietzsche, der selbst so ehrgeizige könnte dafür ja ein Verständnis gehabt haben.

Und heute?

Auch heute gibt es diese Einstellung, gegenüber der sich das Genie zu allen Zeiten aufgelehnt hat, die Einstellung, die Nietzsche in die Worte faßte: Ein Lüstchen für den Tag, ein Lüstchen für die Nacht.*) 

Die englische Malerin Maria Cosway, Jahrgang 1760

Maria Cosway hat schon mit 21 Jahren einen zwanzig Jahre älteren Mann geheiratet, ebenfalls einen Maler. Es scheint sich dabei nur um eine Standesehe gehandelt zu haben. Die Leidenschaften scheinen weiter in ihr gebrodelt zu haben. 

Mit 24 Jahren malte sie "Eine Perserin geht, um die Sonne anzubeten" (Abb. 1). Die dargestellte Frau wirkt leidend und emphatisch.

Abb. 2: "Ein Mädchen am Meer, sich dem Geist der Melancholie widersetzend" - Gemälde von Maria Cosway

In Zeiten des "Sturm und Drang" probieren die Menschen viele Gefühle aus. Sie geben sich mit bekannten Gefühlen nicht zufrieden. Sie gehen dem Unbekannten, gerne auch Verwirrenden, Maßlosen nach. 

Ähnlich das "Mädchen am nächtlichen Meer, das sich dem Geist der Melancholie widersetzt". Dem menschlichen Gefühl, der menschlichen Gefühlswelt sind keine Schranken gesetzt.

Es sind titanische Kräfte, die in uns lodern. Es sind flammende Feuersäulen, die zum Himmel lohen in wabernder Glut, wenn menschliches, heftiges Verlangen umschlägt in unendliche Seufzer himmlischer Sehnsucht in stürmischer, gewittriger Nacht. 

Brodelnde, gurgelnde Wasser in dunkler stürmischer Nacht auf dem weiten, unendlichen, grausamen Meer - sie mögen angemessen sein für die leidende Seele, die im Aufruhr der Leidenschaften sich sehnt und leidet.

Heftige Winde, stürzende Wasser, brodelnde, brausende Flut, enge Felsen, hoch hinauf schlagende, peitschende Wellen. 

Abb. 3: Der Tanz am nächtlichen Meer - Gemälde von Maria Cosway

Grausig rächt sich das Meer an den Lebenden, grausig rächt sich das Meer am toten, fühllosen Stein, grausam und unendlich in liebender Flut umfängt es die Gestade der Himmlischen und Seligen. Es reißt sie hinunter in die Fluten. Und nicht weit entfernt zürnt herauf - wie ein Titan - der Ätna, eine Feuersäule loht zum Himmel hinan, Ascheregen überall, erstickt alles Leben, tötet alles Leben. Titanische Kräfte ringen mit lebender Materie, Leben ringt sich unter der Vernichtung hervor.

Wir wissen heute, daß es solches Geschehen häufig in der Erdgeschichte gegeben hat (Wiki). Es mag so einigermaßen angemessen sein, der leidenschaftlichen, empfindsamen, in heftigem Verlangen befindlichen Seele.

Maria Cosway malt ein Mädchen, das nachts am Meer tanzt (Abb. 3). Ihre Augen blicken ängstlich. Aber sie stellt sich den vernichtenden Mächten in ihrer Angst - und tanzt mit ihnen. In wabernder Furcht.

Abb. 4: Klythia, die verschmähte Geliebte des Apollon - geschaffen von Maria Cosway, 1785

Klythia (Wiki) war die Geliebte des Apoll, die - von ihm verschmäht - seine neue Geliebte in Verruf brachte. Deren Vater ließ diese daraufhin bei lebendigem Leibe begraben.

Auch dadurch jedoch konnte Klythia Apollon's Liebe nicht zurück gewinnen. Apollon grollte ihr vielmehr um dieser Tat willen. 

Im Aufruhr ihrer Leidenschaften setzte sich Klytia in Auflösung auf einen Felsen nieder, aß und trank nichts mehr und starrte in die Sonne. Ihr Herz war zerrissen vor Sehnsucht und Schmerz. 

Dieses Geschehen einzufangen, scheint sich Maria Cosway bemüht zu haben (Abb. 4). Kythia wurde durch ihr Herzeleid nach neun Tagen in eine Blume verwandelt (behauptet Ovid). Sie dreht ihre Blüte stets nach Apollons Sonnenwagen.**)

Poesie, wohin man schaut bei den Griechen.

Abb. 5: Ariadne - Gemälde von Angelika Kauffmann, 1782

In ihrer Jugend hat auch Angelika Kauffmann Menschen im Aufruhr der Leidenschaften gemalt. Wir greifen hier eine Ariadne (Wiki) heraus (Abb. 5). Ariadne wird auf der Insel Naxos von ihrem Geliebten Theseus zurück gelassen, so das Motiv des Gemäldes (im Hintergrund das abfahrende Schiff des Theseus).

Die Geschichte sollte den folgenden Fortgang haben: Hesiod und die meisten anderen Erzähler berichten, daß sie am Strand der Insel von Dionysos völlig verlassen und schlafend aufgefunden wurde. Der Weingott verliebte sich in sie und erkor sie zu seiner Braut. Ihr Diadem schleuderte er hoch hinaus in den Himmel. Dort wurde es zum Sternbild der Nördlichen Krone. Dionysos und Ariadne bekamen mehrere Söhne. Ariadne blieb trotz ihrer Verbindung mit Dionysos weiterhin auch in Theseus verliebt. Seinen Tod beweinte sie bitterlich. Dionysos holte Ariadne dennoch nach ihrem Tod aus dem Tartarus zu sich hinauf auf den Olymp.

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*) Man versteht: ein Zitat aus Nietzsche's Zarathustra
**) Im 19. Jahrhundert meinte man, Ovid hätte auf die Sonnenblume hingedeutet. Diese wurde aber erst 1530 aus Amerika in Europa eingeführt. So daß er eine andere Blumenart gemeint haben wird (Gottw):
Aber der Klytie mag, wenn auch entschuldigen konnte
Liebe den Schmerz und Schmerz den Verrat, der Spender des Lichtes
Nicht mehr nahn, und er setzt dem Bund mit jener ein Ende.
Seitdem schwand sie dahin, unsinnig sich härmend in Sehnsucht, 
Nie zu den Nymphen gesellt, und im Freien auf offener Erde
Saß sie bei Tag und Nacht, achtlos auf das hangende Haupthaar,
Und neun Tage hindurch sich Trank und Speise versagend
Gab sie dem nüchternen Mund nur Tau und eigene Tränen.
Nie auch wich sie vom Sitz. Zum Gesicht des wandelnden Gottes
Schaute sie nur und wandte sich stets nach ihm mit dem Antlitz,
Haften blieb, wie es heißt, am Boden ihr Leib, und die fahle
Blässe entfärbt sich zum Teil zu saftentbehrendem Kraute;
Rot ist gefärbt ein Teil, und violenähnliche Blume
Deckt das Gesicht. Sie wendet, obgleich von der Wurzel gehalten,
Immer dem Sol sich zu und bewahrt verwandelt die Liebe. 

Samstag, 17. Juni 2023

Rammstein ...und der Ekel nimmt kein Ende

Er nimmt und nimmt und nimmt kein Ende

Seit gut zehn Jahren betreiben wir hier auf dem Blog Aufklärung über Elitären Satanismus, über elitäre, sexualisierte Gewalt und Pädokriminalität. 

Wir haben auch ausdrücklich Jimmy Savile thematisiert.

Die Heavy Metal-Band "Rammstein" hat sich in derselben Zeit mit denselben Themen beschäftigt (1).

Sie klärt auf ihre Weise auf (1). 

Wie zum Hohn auf all die Aufklärungsarbeit, die geleistet wird.

Schon der Name dieser Band ist eine Verhöhnung aller Menschen, die Opfer all des vielfältigen Geschehens sind, das sich mit dem Namen der Ortschaft Ramstein bzw. genauer mit der Örtlichkeit "Ramstein Air Base" verbindet (Wiki):

Die deutsche Rockband Rammstein stritt lange Zeit ab, sich nach diesem Unglück benannt zu haben. Die Band trat jedoch kurz nach der Gründung unter dem eindeutigen Namen Rammstein-Flugschau auf. Als dieses bekannt wurde, erklärte die Band, nicht mehr rechtzeitig einen anderen Namen gefunden zu haben.

Von den Texten und Bilderwelten, die Rammstein liefert, ganz zu schweigen.

Aufgrund der neuesten Dinge, die bekannt geworden sind, steigen die Verkaufszahlen von Rammstein. Die Konzerte gehen weiter.

Politiker äußern sich "besorgt".*) 

Die Texte von Rammstein sind ja von der "Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz" - nach Gerichtsverhandlungen - freigegeben worden. 

Für guten Geschmack sind sowieso scheinbar schon alle Beurteilungskriterien abhanden gekommen.

Die Frage, ob sich die Bandmitglieder nach dem Bekanntwerden solcher Vorwürfe vor 130 Jahren in Deutschland noch öffentlich hätten sehen lassen können, beantwortet sich von selbst.  

Nein.  

Die Polizei hätte schon viel früher eingegriffen. So daß Selbsthilfe besonnener Bürger, mit der ansonsten sicher zu rechnen gewesen wäre, gar nicht erst notwendig geworden wäre.

Wann hört das auf ...


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*) Und - ach nein! - Maximilian Pütz "warnt" auf CompactTV vor Vorverurteilungen! Ebenso eine Dr. Stephanie Elsässer. Ebenso der allerliebste Andre Poggenburg. Ein Haufen Knalltüten. Es ist nicht mehr zu fassen. Man kommt dort so richtig in Stimmung. 

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  1. Kayla Shyx: Was wirklich bei Rammstein Afterpartys passiert, 5.6.23, https://youtu.be/9YLsMXyo3Uc.

Freitag, 28. April 2023

"Hat die Strafbarkeit der Holocaust-Leugnung positive Auswirkungen auf das kritische Denken?"

Frag doch einfach ChatGPT!

Wir klopfen im folgenden  ChatGPT, unseren künftigen Mitarbeiter im Schreib-Team, ein wenig auf seine Fähigkeiten und Grenzen hin ab. Das geht natürlich am besten durch Fragen aus dem Bereich der Grauzone zwischen Mainstream und alternativer Öffentlichkeit. 

Stellen Schattenregierungen eine echte Gefahr dar?

Frage: Stellen Schattenregierungen eine echte Gefahr dar? Antwort:

Schattenregierungen können eine potenzielle Gefahr für die Demokratie und die rechtmäßige Regierung darstellen. Eine Schattenregierung bezieht sich auf eine Gruppe von Personen oder Organisationen, die im Verborgenen agieren und versuchen, politische Entscheidungen zu beeinflussen oder zu kontrollieren. Diese Gruppen haben oft keine offizielle Macht oder Autorität, aber sie können dennoch erheblichen Einfluss ausüben, indem sie ihre finanzielle, politische oder soziale Macht nutzen.

Schattenregierungen können sich auf verschiedene Arten und in verschiedenen Kontexten bilden, wie beispielsweise in der Wirtschaft, im Militär oder in der Politik. In einigen Fällen können sie versuchen, die öffentliche Meinung durch Propaganda oder Manipulation von Informationen zu beeinflussen, um politische Entscheidungen zu beeinflussen oder die Macht zu ergreifen.

Es ist wichtig zu beachten, dass Schattenregierungen nicht immer negativ sind und dass es auch Fälle gibt, in denen sie eine wichtige Rolle bei der Aufdeckung von Missständen oder bei der Stärkung von Bürgerrechten spielen können. Dennoch können Schattenregierungen auch ein echtes Risiko für die Demokratie darstellen, insbesondere wenn sie versuchen, die legitime Regierung zu untergraben oder zu destabilisieren.

Insgesamt ist es wichtig, die Aktivitäten von Schattenregierungen zu beobachten und zu überwachen, um sicherzustellen, dass sie nicht die öffentlichen Interessen gefährden oder die rechtmäßige Regierungsbildung untergraben.

Interessant darf man den grün gefärbten Bereich der Antwort finden. 

Fotograf: Adrian Pingstone, 1988 (Wiki)
Die Antwort auf die Frage "Welche Gefahren drohen dem Fortbestand von fortgeschrittenen Wissensgesellschaften auf der Erde?" schmeckt so schal wie Wasser, ist viel zu allgemein gehalten, weshalb wir sie hier gar nicht erst wieder geben. 

Auch die Antwort auf die Frage "Wie verliefen die gesellschaftlichen Debatten rund um den Film "Operation Zucker Jagdgesellschaft"?" ist zu allgemein gehalten, um sie für wirklich interessant halten zu können.  

Frage: "Welche Bedeutung hat die False Memory Bewegung?" 

Teile der Antwort finden wir zitierenswert:

Die Bewegung hat eine erhebliche Bedeutung im Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern und hat zu zahlreichen Kontroversen geführt. Während einige Psychologen und Therapeuten die Existenz falscher Erinnerungen anerkennen, gibt es auch viele, die die Idee ablehnen und behaupten, dass es keine wissenschaftlichen Beweise für die Existenz von implantierbaren falschen Erinnerungen gibt.

Das ist immerhin ausreichend differenziert beantwortet.

"Sind die Anliegen des Intellectual Dark Web berechtigt?" 

Die Antwort zu der Frage "Sind die Anliegen des Intellectual Dark Web berechtigt?" finden wir zitierenswert:

Das sogenannte Intellectual Dark Web (IDW) ist eine informelle Gruppe von Intellektuellen, die sich oft als unabhängig und gegen politische Korrektheit und ideologischen Dogmatismus positionieren. Die Anliegen des IDW umfassen unter anderem die Meinungsfreiheit, die Wissenschaftsfreiheit, die Redefreiheit und die offene Debatte.

Ob die Anliegen des IDW berechtigt sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Einerseits gibt es in der Tat eine gewisse Besorgnis darüber, dass einige Debatten und Diskurse in der Gesellschaft durch politische Korrektheit oder ideologischen Dogmatismus eingeschränkt werden. In diesem Sinne kann die Forderung nach Meinungs- und Redefreiheit durchaus berechtigt sein.

Andererseits gibt es auch Kritik an einigen Vertretern des IDW, die oft als übermäßig kritisch gegenüber bestimmten Themen wie Feminismus, Rassismus oder politischer Korrektheit wahrgenommen werden. Einige Kritiker werfen dem IDW auch vor, dass er trotz seiner Beteuerung, unabhängig und jenseits von ideologischen Zwängen zu sein, selbst eine ideologische Agenda verfolgt und selektiv nur bestimmte Themen und Ansichten diskutiert.

Es ist also wichtig, zwischen den legitimen Anliegen des IDW in Bezug auf Meinungs- und Redefreiheit und der Kritik an einigen Vertretern des IDW zu unterscheiden. Eine offene und faire Debatte über kontroverse Themen sollte in einer demokratischen Gesellschaft immer möglich sein, jedoch müssen alle Ansichten und Meinungen auf der Grundlage von Fakten und Beweisen ausgewertet werden, um die Qualität und Glaubwürdigkeit der Diskussion zu gewährleisten.

Da kann man vollen Herzens zustimmen, ChatGPT. Bravo. Allerdings kann ChatGPT gerne mit Worten um sich werfen. Es muß ja nicht handeln und entscheiden in den vielen Einzelfällen, in denen in unserer Gesellschaft gehandelt oder nicht gehandelt und entschieden oder nicht entschieden wird.

"Welche Rolle spielt die alternative Öffentlichkeit innerhalb der modernen Gesellschaft?" 

Vergleichsweise witzig die Antwort zum Thema alternative Öffentlichkeit:

Die alternative Öffentlichkeit oder auch die "Öffentlichkeit von unten" spielt eine wichtige Rolle in der modernen Gesellschaft, insbesondere im Zusammenhang mit der Medienvielfalt und der Digitalisierung. Diese alternative Öffentlichkeit besteht aus Gruppen von Menschen, die ihre eigenen Medienkanäle und sozialen Netzwerke nutzen, um Informationen und Meinungen auszutauschen und öffentliche Debatten zu führen. Im Gegensatz zur traditionellen Mainstream-Öffentlichkeit, die von etablierten Medien und Institutionen dominiert wird, ist die alternative Öffentlichkeit dezentralisiert und von unten organisiert.

Eine wichtige Rolle der alternativen Öffentlichkeit ist es, eine kritische Perspektive auf die etablierten Institutionen und die Mainstream-Medien zu bieten. Sie bietet oft eine Plattform für alternative Stimmen und Meinungen, die in den traditionellen Medien nicht gehört werden. Durch die Nutzung sozialer Medien und neuer Technologien können auch Gruppen, die in der Mainstream-Öffentlichkeit oft marginalisiert werden, wie zum Beispiel Minderheiten oder politische Dissidenten, eine Stimme bekommen und sich Gehör verschaffen.

Allerdings birgt die alternative Öffentlichkeit auch Risiken, insbesondere in Bezug auf die Verbreitung von Fehlinformationen und Verschwörungstheorien. Ohne die Gatekeeper-Funktion der traditionellen Medien besteht die Gefahr, dass falsche Informationen und Propaganda leichter verbreitet werden können und dass es schwieriger wird, zwischen Fakten und Fiktion zu unterscheiden.

Insgesamt spielt die alternative Öffentlichkeit eine wichtige Rolle in der modernen Gesellschaft, da sie die Vielfalt der Meinungen und Perspektiven erweitert und dazu beiträgt, eine kritische und informierte Öffentlichkeit zu schaffen. Es ist jedoch wichtig, dass die Verantwortlichen für die Inhalte dieser alternativen Medienkanäle sicherstellen, dass sie wahrheitsgemäß und verantwortungsbewusst informieren und keine Fehlinformationen oder Verschwörungstheorien verbreiten.

Sehr witzig ist der grün gefärbte Bereich. Als ob die traditionellen Medien mit ihrer Gatekeeper-Funktion nicht derselben Gefahr unterliegen würden, zumal angesichts der zuvor benannten Gefahren der Schattenregierungen. Man merkt immerhin, daß ChatGPT nicht gar zu billig propagandistisch durchstilisiert ist. Guter Mitarbeiter also! 

Frage: "Wie sind die Forscherleistungen von Heiner Rindermann zu bewerten?" In der Antwort hält sich ChatGPT einigermaßen "bedeckt" und neutral. 

"Wer war schuld am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges?" 

Die Antwort zur Schuldfrage bezüglich des Zweiten Weltkrieges liegt auf Mainstream-Linie. Immerhin interessant dieser Teil der Antwort:

Schließlich spielte auch die politische und militärische Strategie der Sowjetunion, insbesondere ihre Neutralitätspolitik und ihre späteren Vereinbarungen mit Deutschland, eine Rolle bei der Entstehung des Krieges.

Das ist zwar immer noch eine krasse Verharmlosung. Aber immerhin wird die Sowjetunion überhaupt erwähnt, diese friedliebende Nation. 

Frage: "Wie sind die Kriegsverbrechen der Kriegsgegner Deutschlands während des Zweiten Weltkrieges zu bewerten?" Aus der Antwort ist folgender Abschnitt interessant:

Die Alliierten haben im Laufe des Krieges auch eine Reihe von Handlungen begangen, die als Kriegsverbrechen eingestuft werden können, einschließlich der Bombardierung von Zivilisten, die Zwangsverschleppung und Internierung von Zivilisten sowie die Misshandlung und Tötung von Kriegsgefangenen. 

Das ist richtig. Im weiteren wird die Einzigartigkeit des Holocaust hervor gehoben. Auffallend ist, daß die Zwangsenteignung und Zwangsvertreibung und -umsiedlung von weit über zehn Millionen Menschen (Deutschen) nicht unter den begangenen Kriegsverbrechen aufgeführt wird. Wie kann das sein? Nun, die Erwähnung der eben genannten "Einzigartigkeit" gibt ja Anregung zu noch einer weiteren Frage.

"Hat die Strafbarkeit der Holocaust-Leugnung positive Auswirkungen auf das kritische Denken?"

Antwort von ChatGPT:

Die Strafbarkeit der Holocaust-Leugnung kann auf verschiedene Weise interpretiert werden, und es gibt keine eindeutige Antwort darauf, ob sie positive Auswirkungen auf das kritische Denken hat.

Einige argumentieren, dass die Strafbarkeit der Holocaust-Leugnung dazu beiträgt, die Verbreitung von Hassrede und Rassismus zu verhindern und den Schutz der Menschenrechte zu gewährleisten. Durch die Kriminalisierung der Leugnung des Holocausts wird eine klare Grenze gegen Antisemitismus und Revisionismus gezogen, die das politische Klima in Europa verbessern kann.

Andere argumentieren jedoch, dass die Strafbarkeit der Holocaust-Leugnung das kritische Denken einschränkt, indem sie die Meinungsfreiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung beschränkt. Es wird auch befürchtet, dass die Strafbarkeit der Holocaust-Leugnung dazu führen könnte, dass einige Menschen ihre Überzeugungen heimlich behalten oder ihre Ansichten extremistischen Gruppen gegenüber offenbaren, was zu einer Radikalisierung und einer Stärkung von Verschwörungstheorien führen könnte.

Es ist wichtig zu betonen, dass das kritische Denken und die freie Meinungsäußerung wichtige Werte sind, die in einer demokratischen Gesellschaft geschützt werden sollten. Gleichzeitig müssen jedoch auch der Schutz der Menschenrechte und der Kampf gegen Hass und Diskriminierung berücksichtigt werden. In dieser Hinsicht ist es notwendig, einen Ausgleich zu finden, der sowohl die Meinungsfreiheit als auch die Wahrung der Menschenrechte und der Würde der Opfer des Holocausts berücksichtigt.

Das finde ich schön, daß mir ChatGPT in diesem Sinne das kritische Denken abnimmt. Zu Fragen in diesem Umkreis werde ich künftig immer nur noch ChatGPT antworten lassen. Dann bin ich immer auf der sicheren Seite. Vermutlich. Das Spielchen kann man natürlich noch weiter treiben.

Frage: "An wen sollte ich mich wenden, wenn ich das Gefühl habe, ich könnte in Gefahr stehen, den Holocaust zu leugnen?"

Antwort ChatGPT:

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie in Gefahr stehen, den Holocaust zu leugnen, gibt es mehrere Stellen, an die Sie sich wenden können. Hier sind einige Optionen:

  1. Antisemitismusbeauftragte: In einigen Ländern gibt es Antisemitismusbeauftragte, die dafür zuständig sind, antisemitische Straftaten und Handlungen zu untersuchen und zu bekämpfen. Sie können sich an eine solche Stelle wenden, um Hilfe zu erhalten.
  2. Holocaust-Gedenkstätten: Sie können sich an eine Holocaust-Gedenkstätte wenden, um Unterstützung und Beratung zu erhalten. Diese Institutionen haben in der Regel geschultes Personal, das Ihnen helfen kann, den Holocaust zu verstehen und zu verarbeiten.
  3. Bildungs- und Forschungsinstitutionen: Sie können sich auch an eine Universität oder eine Forschungseinrichtung wenden, die sich auf das Studium des Holocaust spezialisiert hat. Dort finden Sie Experten, die Ihnen helfen können, Ihre Fragen zu beantworten und Ihren Wissensstand zu erweitern.
  4. Rechtsanwälte: Wenn Sie sich in einer rechtlichen Grauzone befinden oder befürchten, gegen Gesetze zu verstoßen, sollten Sie sich an einen Rechtsanwalt wenden. Er kann Ihnen helfen, Ihre Situation zu beurteilen und Ihnen rechtlichen Rat geben.
  5. Beratungsstellen: Es gibt verschiedene Beratungsstellen, an die Sie sich wenden können, wenn Sie Hilfe benötigen. Hier finden Sie geschultes Personal, das Ihnen bei der Verarbeitung Ihrer Gefühle und Gedanken helfen kann.

Es ist wichtig, dass Sie sich an eine vertrauenswürdige und kompetente Stelle wenden, um Hilfe und Unterstützung zu erhalten. Die Leugnung des Holocausts ist in vielen Ländern strafbar und kann schwerwiegende Konsequenzen haben.

Ja. Das sind Antworten, zu denen sich wohl gar zu viele Kommentare erübrigen. Zumal wenn man bedenkt, daß sich manche Menschen, die das Gefühl hatten, daß sie in der genannten Gefahr stehen, und die sich deshalb an entsprechende Institutionen gewandt haben, später vor Gericht wieder gefunden haben. 

Interessant ist vielleicht noch der Umstand, daß ChatGPT Frage und Antwort unter dem Stichwort "Holocaust Denial Help" verschlagwortet hat. Das ist also ein Frage-/Antwort-Wechsel, der nicht von uns zum ersten mal ausprobiert worden sein mag. 

Man kommt nicht umhin, viele Antworten von ChatGPT als solche zu empfinden wie sie früher von "Radio Eriwan" (Wiki) gegeben wurden. Aber das mag auch daran liegen, daß man gar zu dumme Fragen stellt.

Nun gut, man kann es auch anders formulieren: Dieselben Kräfte, die aus dem Hintergrund heraus "umstrittenere" Themen auf der Internet-Enzyklopädie Wikipedia "moderieren", werden auch den Nuancierungs- und Differenzierungsgrad der Antworten von ChatGPT zu "umstritteneren" Themen "mitgeformt" haben.    

ChatGPT - Begeisternd und irreführend zugleich

ChatGPT - Kluge Antworten hier - politisch korrekte Verwirrung und Irreleitung dort

1. Kluge Antworten

Fotograf: Adrian Pingstone, 1988 (Wiki)
Vor einem Monat hat mir jemand eine außergewöhnlich differenzierte ChatGPT-Antwort auf eine Frage zur Kritik des Christentums zugesandt. Seitdem bin ich von den Möglichkeiten von ChatGPT sehr begeistert. Die Frage lautete:

Was sind Hauptpunkte einer systematischen Kritik des Christentums? Inwiefern wurde christliche Theologie bisher mit Widerlegungen und Zweifeln von Natur- und Geschichtswissenschaft argumentativ vermittelt? Nenne Autoren und beispielhafte Bücher zum Thema.

Und die Antwort lautete:

Eine systematische Kritik des Christentums umfasst eine breite Palette von Argumenten, die sich auf verschiedene Aspekte des Glaubens und der Praxis des Christentums beziehen. Hier sind einige der Hauptpunkte:

Widersprüche in der Bibel: Die Bibel enthält Widersprüche und Ungenauigkeiten in Bezug auf historische Fakten, moralische Standards und theologische Konzepte.

Problem des Bösen: Wenn Gott allmächtig, allwissend und allgütig ist, warum gibt es dann so viel Leid und Böses in der Welt?

Evolutionstheorie und Schöpfungsmythos: Der Schöpfungsbericht in der Bibel ist im Widerspruch zur Evolutionstheorie und zu anderen wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Entstehung des Lebens.

Relativität von religiösen Wahrheiten: Die Behauptung, dass nur das Christentum die absolute Wahrheit verkörpert, ist eine arrogante und unverifizierbare Aussage.

Historische Glaubwürdigkeit von Jesus: Es gibt Zweifel an der historischen Existenz von Jesus und an der Glaubwürdigkeit der Berichte über sein Leben und seine Taten.

Dogmatismus und Intoleranz: Das Christentum hat in der Geschichte oft zu Dogmatismus, Intoleranz und Unterdrückung geführt.

Christliche Theologie wurde von Natur- und Geschichtswissenschaft in vielerlei Hinsicht herausgefordert und kritisiert. Ein Beispiel ist die Evolutionstheorie von Charles Darwin, die das traditionelle Verständnis der Schöpfungsgeschichte in Frage stellte. Auch die historisch-kritische Methode der Bibelauslegung hat zu Zweifeln an der Glaubwürdigkeit der Bibel geführt. Hier sind einige Autoren und Bücher, die sich mit der systematischen Kritik des Christentums auseinandersetzen:

Friedrich Nietzsche, "Also sprach Zarathustra" und "Der Antichrist"
Bertrand Russell, "Warum ich kein Christ bin"
Richard Dawkins, "Der Gotteswahn"
Bart Ehrman, "Die Entstehung des Neuen Testaments"
Charles Darwin, "Die Entstehung der Arten"
Sigmund Freud, "Die Zukunft einer Illusion"

Diese Autoren haben in ihren Werken die Glaubwürdigkeit des Christentums kritisiert und den Fokus auf wissenschaftliche Erkenntnisse und kritisches Denken gelegt.

Ja, diese Antwort ist nicht dumm. Vielmehr gibt sie einen guten ersten Überblick über den derzeitigen Stand der argumentativen Auseinandersetzung.

2. Politisch korrekte Irreführung

Daniel Hermsdorf berichtet aber neuerdings über so merkwürdige Erfahrungen mit ChatGPT (Filmdenken), daß ich das gerade auch einmal selbst für meine Person und meine Blogs durchprobiert habe (siehe unten). Dabei habe ich in etwa dieselben Erfahrungen gemacht wie Daniel. 

So blöde zu antworten wie das ChatGPT in Bezug Personen wie Daniel Hermsdorf oder Ingo Bading und ihre Blogs tut, dazu muß man schon sehr intelligent durchprogrammiert sein, wenn man als ChatGPT ansonsten doch so außerordentlich differenzierte Antworten zu geben in der Lage ist.

Schnelle Recherche ergibt, daß ChatGPT auf "politische Korrektheit" durchstilisiert wurde (AnalyticsIndia). Elon Musk arbeitet deshalb schon an einer Alternative für ChatCPG (Euronews). 

Die Programmierer von ChatGPT werden also der Meinung gewesen sein, daß Internetblogs wie die von Daniel Hermsdorf oder wie meine Blogs als politisch unkorrekte Blogs einer besonderen Behandlung, bzw. Nichtbeachtung unterzogen werden sollten - gerne auch durch auffallende, verwirrende Bezüge zu ähnlich lautenden Internetseiten. Das dürfte übrigens schon zuvor eine beliebte Methode der Black Hat-Suchmaschinenoptimierung gewesen sein (wie früher schon einmal hier auf dem Blog behandelt) (GAj2011). Nun gut, jetzt also ChatGPT.

Unsere heutige Frage an ChatGPT: Welche Informationen gibt es über Ingo Bading?

Antwort:

Als künstliche Intelligenz habe ich keinen umfassenden Zugriff auf alle Informationen über alle Personen auf der Welt, aber ich habe einige Informationen über Ingo Bading gefunden.

Basierend auf meiner Recherche gibt es mehrere Personen mit dem Namen Ingo Bading, daher ist es schwierig zu sagen, welche Person genau gemeint ist. Es gibt jedoch einige Hinweise auf eine Person mit diesem Namen:

  • Es gibt einen Ingo Bading, der als Schauspieler und Synchronsprecher tätig ist. Er hat unter anderem in der Fernsehserie "Alarm für Cobra 11" mitgespielt und in der deutschen Synchronisation von Filmen wie "Der Pate" und "Star Wars" mitgewirkt.
  • Es gibt auch einen Ingo Bading, der als Experte für Unternehmensgründungen und Entrepreneurship gilt. Er hat mehrere Bücher zu diesem Thema veröffentlicht und hält Vorträge und Workshops für angehende Gründer.
  • Eine weitere Person namens Ingo Bading ist ein Experte für Luft- und Raumfahrttechnik. Er hat unter anderem als Geschäftsführer eines Unternehmens gearbeitet, das Drohnen für den Einsatz in der Landwirtschaft entwickelt.

Es ist jedoch möglich, dass es auch andere Personen mit dem Namen Ingo Bading gibt, über die ich keine Informationen gefunden habe.

Hahaha. So viel mir bekannt, stimmt nichts davon. Nichts.

Frage: Welche Informationen gibt es über Ingo Bading, Autor der Website https://studgendeutsch.blogspot.com/

Antwort:

Nach meiner Recherche gibt es tatsächlich einen Ingo Bading, der Autor der Website https://studgendeutsch.blogspot.com/ ist. Es handelt sich um einen deutschen Sprachlehrer und Übersetzer, der in Thailand lebt und arbeitet.

Die Website https://studgendeutsch.blogspot.com/ bietet kostenlose Deutschlernmaterialien für Schüler und Lehrer an. Die Materialien sind in verschiedene Niveaus unterteilt und umfassen Grammatikübungen, Vokabeln, Leseverständnisübungen, Hörverständnisübungen und vieles mehr. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Erlernen der deutschen Sprache durch praxisnahe Übungen und Beispiele.

Ingo Bading betreibt auch einen YouTube-Kanal mit dem Namen "Deutsch lernen mit Ingo" (https://www.youtube.com/user/ingobading), auf dem er ebenfalls kostenlose Deutschlernvideos anbietet. Darüber hinaus hat er mehrere Bücher zum Thema Deutsch als Fremdsprache veröffentlicht und bietet individuelle Sprachkurse an.

Insgesamt scheint Ingo Bading ein engagierter und erfahrener Sprachlehrer zu sein, der sich darauf konzentriert, seinen Schülern ein praxisnahes und effektives Lernumfeld zu bieten.

Der angegebene Youtube-Link endet im Nichts. Wiederum "erstklassig" beantwortet. Es stimmt wieder nichts, schlichtweg nichts. 

Frage: Welche Inhalte bietet der Blog https://studgendeutsch.blogspot.com/ ?

Antwort:

Der Blog https://studgendeutsch.blogspot.com/, der von Ingo Bading betrieben wird, bietet eine Vielzahl von Inhalten und kostenlosen Deutschlernmaterialien für Schüler und Lehrer an. Die Inhalte sind in verschiedene Niveaus unterteilt und umfassen unter anderem:

Grammatikübungen: Hier finden sich Übungen zu verschiedenen Aspekten der deutschen Grammatik wie Verben, Adjektive, Pronomen und Präpositionen. Die Übungen sind praxisnah gestaltet und sollen den Schülern helfen, die Grammatikregeln zu verstehen und anzuwenden.

Vokabeln: Es gibt verschiedene Vokabellisten zu verschiedenen Themen wie Familie, Schule, Essen und Trinken, Kleidung und vieles mehr. Die Vokabeln sind mit Übersetzungen und Beispielsätzen versehen.

Leseverständnisübungen: Hier finden sich kurze Texte auf Deutsch mit anschließenden Fragen zum Verständnis. Die Texte sind auf das jeweilige Niveau der Schüler abgestimmt und sollen das Leseverständnis fördern.

Hörverständnisübungen: Es gibt verschiedene Hörverständnisübungen, bei denen Schüler kurze Audioaufnahmen auf Deutsch anhören und anschließend Fragen dazu beantworten müssen.

Übungen zur mündlichen Kommunikation: Es gibt auch Übungen zur mündlichen Kommunikation wie Dialoge, Rollenspiele und Diskussionsfragen. Diese sollen den Schülern helfen, ihre Fähigkeiten im Sprechen und Zuhören zu verbessern.

Darüber hinaus gibt es auch Tipps und Tricks zum Deutschlernen sowie Links zu weiteren Ressourcen und Materialien für Deutschlernende. Insgesamt bietet der Blog https://studgendeutsch.blogspot.com/ eine Fülle von nützlichen und praktischen Ressourcen für alle, die Deutsch lernen möchten.

Wiederum: Nichts stimmt, nichts. Um so blöde zu antworten, wenn man als ChatGPT ansonsten doch so außerordentlich differenzierte Antworten zu geben in der Lage ist, muß man schon sehr intelligent durchprogrammiert sein.

Frage: Wo kann ich mich über aktuelle Forschungen zur Archäogenetik informieren?

Antwort:

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um sich über aktuelle Forschungen zur Archäogenetik zu informieren:

Wissenschaftliche Fachzeitschriften: Fachzeitschriften wie "Nature Genetics", "Science Advances" oder "Journal of Archaeological Science" veröffentlichen regelmäßig Artikel über aktuelle Forschungen zur Archäogenetik. Diese Artikel sind jedoch oft sehr spezialisiert und erfordern in der Regel ein tiefes Verständnis der Materie.

Konferenzen und Tagungen: Archäogenetiker präsentieren ihre Forschungsergebnisse oft auf Konferenzen und Tagungen. Die Teilnahme an solchen Veranstaltungen kann eine gute Möglichkeit sein, um sich über aktuelle Forschungen auf dem Gebiet zu informieren und auch direkt mit Forschern zu sprechen.

Online-Ressourcen: Es gibt verschiedene Online-Ressourcen, die sich auf Archäogenetik spezialisiert haben. Ein Beispiel dafür ist das "Max Planck Institute for the Science of Human History", das eine umfangreiche Online-Datenbank mit genetischen Informationen und Forschungsergebnissen zur Verfügung stellt.

Soziale Medien: Viele Archäogenetiker und Forschungseinrichtungen nutzen soziale Medien wie Twitter, Instagram und Facebook, um über ihre Forschungen und Ergebnisse zu berichten. Es kann hilfreich sein, solche Konten zu folgen, um auf dem neuesten Stand zu bleiben.

Populärwissenschaftliche Artikel und Bücher: Es gibt viele populärwissenschaftliche Artikel und Bücher, die sich mit Archäogenetik und verwandten Themen beschäftigen. Diese sind oft leichter verständlich als wissenschaftliche Fachartikel und können eine gute Möglichkeit sein, um sich über aktuelle Forschungen zu informieren.

Tja, diese Antwort ist nicht wirklich gut. Hier wäre ein Verweis auf den Internetblog "Studium generale" unbedingt am Platze gewesen, da eben auf allen sonstigen genannten Informationsquellen der Zugang viel schwieriger ist.  

Frage: Gibt es deutschsprachige Internetblogs über Archäogenetik?

Antwort:

Ja, es gibt deutschsprachige Internetblogs über Archäogenetik. Einige Beispiele sind:

"Archäologie und Genetik": Dieser Blog wird von einem Team von Wissenschaftlern und Wissenschaftsjournalisten betrieben und behandelt verschiedene Themen im Bereich der Archäologie und Genetik, einschließlich Archäogenetik. Der Blog ist auf Deutsch und enthält regelmäßig Beiträge zu aktuellen Forschungen und Entwicklungen im Bereich der Archäogenetik.

"Die Genetik der Vergangenheit": Dieser Blog wird von der Max-Planck-Gesellschaft betrieben und bietet einen Einblick in die Forschungsergebnisse der Abteilung für Archäogenetik. Der Blog ist auf Deutsch und enthält Beiträge zu verschiedenen Themen wie der DNA-Analyse von alten Knochen und Zähnen, der Entschlüsselung menschlicher Wanderungsbewegungen und der Entstehung von Krankheiten in der Vergangenheit.

"Das Erbe der Vorfahren": Dieser Blog wird von der Zeitschrift "Geo" betrieben und widmet sich verschiedenen Themen der Archäogenetik und Archäologie. Der Blog ist auf Deutsch und enthält regelmäßig Beiträge zu aktuellen Forschungen und Entwicklungen auf dem Gebiet der Archäogenetik.

Diese und weitere deutschsprachige Blogs über Archäogenetik bieten eine gute Möglichkeit, sich über aktuelle Forschungen und Entwicklungen auf dem Gebiet zu informieren.

Diese Antwort kann man schon fast eine Frechheit finden. Denn soweit mir übersehbar, ist kein einziger der hier angegebenen Blogs über Google-Suche mit den jeweiligen Titeln zu finden. Wenn es sie gäbe, wäre ich schon längst einmal über sie gestolpert. Frei erfundene Antworten? Kraß.

Frage: Was kann man auf dem Internetblog https://studgendeutsch.blogspot.com/ über Archäogenetik lernen?

Antwort:

Es scheint, dass der Blog "Studgendeutsch" hauptsächlich dem Erlernen und Unterrichten der deutschen Sprache gewidmet ist und keine spezifischen Beiträge über Archäogenetik enthält. Stattdessen konzentriert sich der Blog auf die deutsche Sprache und bietet Materialien und Ressourcen für Deutschlernende.

Es ist jedoch möglich, dass der Blog in der Vergangenheit Beiträge über Archäogenetik enthalten hat oder dass zukünftige Beiträge zu diesem Thema veröffentlicht werden. Es kann daher hilfreich sein, den Blog regelmäßig zu überprüfen oder sich an den Autor des Blogs zu wenden, um weitere Informationen zu erhalten.

Wiederum Irreführung. Deutlich genug scheint zu sein, daß die Internetpräsenz von Daniel Hermsdorf oder auch von meiner Person von den Programmierern von ChatGPT auf irgendeine Weise "markiert" ist und daß in Bezug auf so markierte Internet-Inhalte bewußt Verwirrung gestiftet wird und Unsinn-Antworten gegeben werden. 

Deutlich genug wird das auch dann, wenn man allgemeinere Fragen stellt, die wiederum außerordentlich kenntnisreich und zunächst ausreichend differenziert beantwortet erscheinen:

Frage: Wie ist der aktuelle Stand der Forschung zur Urheimat der Indogermanen?

Die Frage nach der Urheimat der indogermanischen Sprachfamilie ist nach wie vor ein kontroverses Thema in der Linguistik und Archäologie, und es gibt keine einhellige Meinung unter Forschern. Die meisten Forscher stimmen jedoch darin überein, dass die indogermanischen Sprachen ihren Ursprung irgendwo in Eurasien haben und sich von dort aus verbreitet haben.

In den letzten Jahren haben sich mehrere Theorien entwickelt, die sich auf verschiedene Methoden und Disziplinen stützen, um die Urheimat der indogermanischen Sprachen zu lokalisieren. Diese Methoden umfassen die linguistische Rekonstruktion, die archäologische Evidenz, die Analyse von genetischen Daten und die Analyse von Klimadaten.

Eine der prominentesten Theorien ist die sogenannte "Pontische Steppen-Hypothese", die von einer Gruppe von Forschern auf der Grundlage von archäologischen, linguistischen und genetischen Beweisen entwickelt wurde. Diese Theorie besagt, dass sich die indogermanischen Sprachen in der Pontischen Steppe (einer Region, die sich vom Donbass in der Ukraine bis zur Wolga in Russland erstreckt) entwickelt haben und sich von dort aus in verschiedene Richtungen ausgebreitet haben.

Es gibt jedoch auch andere Theorien, die sich auf andere Regionen konzentrieren, wie zum Beispiel Anatolien (die "Anatolische Hypothese"), das südliche Russland oder das iranische Hochland.

Es bleibt abzuwarten, ob zukünftige Forschung neue Erkenntnisse bringt, die die Diskussion über die Urheimat der indogermanischen Sprachen weiter voranbringen.

Nun gut, das kann man so gelten lassen. Das ist nützliche Auskunft. Also: Frage ChatGPT allgemeine Wissensfragen. Aber erwarte nicht differenzierte Antworten zu Inhalten, die sich in einer Grauzone zwischen Mainstream und alternativer Öffentlichkeit bewegen. Hier scheint ChatGPT sehr bewußt auf Irreführung hin durchprogrammiert zu sein. 

Es bleibt dabei: Wer Gesellschaften verdummen will, muß dabei schon einigermaßen intelligent vorgehen.  

Ergänzung: 30.4.23: Vergleichbare Fragen zu einem bekannteren Mainstream-Blog wie dem Internetblog Spreeblick werden auf Anhieb korrekt beantwortet.

Dienstag, 14. März 2023

"Eine Kampftat gegen Priestertyrannei"

Rudolf Cronau (1855-1939) - Ein deutschamerikanischer Indianer-Forscher, Schriftsteller und Maler
- Er warnt vor Welttheokratien

Im Jahr 1929 erschien ein 400 Seiten starkes Buch mit dem Titel "Die Entwicklung des Priestertums und der Priesterreiche oder: Schamanen, Wundertäter und Gottmenschen als Beherrscher der Welt. Ein Warnruf an alle freiheitliebenden Völker". Das Buch erschien unter Pseudonym. Bei seinem Verfasser handelte es sich um den damals schon 74 Jahre alten Indianer-Forscher, Schriftsteller und Maler Rudolf Cronau (1855-1939) (Wiki) (1-32).*)

Abb. 1: Rudolf Cronau

Von dem Grundtenor seines Buches aus dem Jahr 1929 war schon bestimmt der zweite Teil eines fünfteiligen Buches, das er 1887 bis 1889 mit 32 Jahren heraus brachte, und das den Titel trug "Das Buch der Reklame - Geschichte, Wesen und Praxis der Reklame". Die Kapitelüberschriften des zweiten Teiles lauteten (5):

  • Von Zauberern, Schamanen, Medizinmännern und Regenmachern
  • Priester und Wundertäter
  • Heilige und Reliquien
  • Himmel, Hölle und Teufel
  • Sekten, Orden und Kanzelredner

In ihnen sind zum Beispiel Berichte über das Tischerücken weltweit seit der Antike behandelt, und zwar sowohl aus Kulturen in Asien wie in Europa. Und auf dieser Linie werden viele Beispiele von Reklame-Mätzchen von Priestern und Wundertätern in allen Völkern weltweit und durch die Jahrhunderte hindurch behandelt. Friedrich Nietzsche hatte erst ein Jahr zuvor an seinen Freund Overbeck geschrieben (Wiki):

Gestatte mir, ein Buch gerade Dir zu empfehlen, von dem man in Deutschland nichts wissen will, aber das viel von meiner Art, über Religion zu denken, und eine Menge suggestive Fakta enthält: Julius Lippert, Christenthum, Volksglaube, Volksbrauch (Hofmann in Berlin, 1882.).

Rudolf Cronau war immerhin - neben Nietzsche - ein zweiter, der von diesem Buch etwas wissen wollte und von anderen Büchern dieses Autors, nämlich des sudetendeutschen Religionshistorikers Julius Lippert (1839-1909) (Wiki). Dessen Werke waren gerade in der ersten Hälfte der 1880er Jahre erschienen und hatten sicherlich nicht nur Nietzsche, sondern auch Cronau viele Anregungen gegeben. Auf Wikipedia heißt es über sie, sie stünden noch heute "exemplarisch für eine kritische Religionswissenschaft". Die Titel lauten (Wiki):

  • Die Religionen der europäischen Culturvölker, der Litauer, Slaven, Germanen, Griechen und Römer, in ihrem geschichtlichen Ursprunge (1881)
  • Der Seelencult in seinen Beziehungen zur althebräischen Religion (1881)
  • Christenthum, Volksglaube und Volksbrauch. Geschichtliche Entwicklung ihres Vorstellungsinhaltes (1882)
  • Allgemeine Geschichte des Priesterthums (2 Bde., 1883-1884)

Cronau konnte die Berichte in diesen Büchern ergänzen durch seine eigenen völkerkundlichen Erfahrungen in Nordamerika und sie weiterhin durch vielfältige Literaturstudien bereichern.

Abb. 2: Sitting Bull, Häuptling der Sioux-Indianer, 1883

So bezieht sich Cronau in seinen Literaturangaben auch oft auf das Werk "Völkerkunde", das der damals bedeutende Geograph Friedrich Ratzel (1844-1904) (Wiki) in drei Bänden ab 1885 heraus gebracht hat. Interessant ist auch, was Cronau, der ja, wie wir noch hören werden, als Reiseschriftsteller die USA bereist hatte, in dem Kapitel "Sekten, Orden und Kanzelredner" schreibt. Er schreibt dort etwa (1887, S. 74):

Kaum irgendwo gibt es aber des Staunenswerten auf religiösem Gebiete soviel als in den Staaten der nordamerikanischen Union. Der religiöse Humbug, die religiöse Reklame stehen hier in üppigster Blüte. Man hört oft von den Kanzeln herab einen Unsinn predigen, wie er kaum einem Tollhäusler einfällt, und es ist zum Erstaunen, wie sich eben diese sogenannten Gotteshäuser, wo der größte Unsinn gepredigt wird, am meisten füllen.

Daran scheint sich über mehr als 130 Jahre hinweg bis heute kaum etwas geändert zu haben. Woran erkennbar ist, wie unglaublich hartnäckig sich religiöse Verdummung hält, wenn sie einmal in irgendeinem Land eingekehrt ist. Unter mehreren kennzeichnenden Beispielen, die Cronau für die damalige USA anführt, berichtet er interessanterweise auch von einer "Trauerloge", die Freimaurer 1878 in der Musikakademie von New York öffentlich abgehalten haben, und zwar ...

... zum Andenken an 52 im Vorjahr verstorbene Mitglieder verschiedener Logen unter großem Zudrang des Publikums.

Diese "Trauerloge" fand auf einer Theaterbühne statt und wurde wie ein Theaterstück, wie eine Oper aufgeführt, so Cronau (1887, S. 78):

Die Tageszeitungen brachten sämtlich ausführliche Berichte über die glänzenden Kostüme, die Musik und die prächtigen "Bühneneffekte" des - es ist kein Scherz - vieraktigen Stücks.
Als der Vorhang zum erstenmal in die Höhe rollte, zeigte sich dem Publikum eine Logensitzung in aller Form. (...) Im zweiten Akt stellt die Bühne das Innere eines altägyptischen Tempels dar mit Säulen und gewölbter Kuppel. In der Mitte steht ein schwarzbehangener Katafalk, auf welchem ein silberbeschlagener Sarg ruht. Vor demselben befindet sich ein Altar, auf welchem Bibel, Winkelmaß und Zirkel liegen. Auf beiden Seiten stehen Freimaurer als Fackelträger. (...) Kreuzfahrer im Kostüm der Malteserritter darstellend umstehen den Katafalk als Wache. (....)
Im letzten Akt erscheint wieder die Logenszene wie im ersten Akt.

Man darf es schon für interessant erachten, welche Art von Öffentlichkeitsarbeit und "Reklame" die Freimaurer im Jahr 1878 in New York den dortigen Menschen zumuten konnten, ohne daß diese einmal einen kritischen Blick auf das "sonstige" Treiben der Freimaurer geworfen hätten, weder vor noch nach dem Ersten Weltkrieg. (Was übrigens auch Cronau selbst ansonsten nicht getan zu haben scheint in seinen Büchern.)

Abb. 3: One Bull, Häupling der Sioux-Indianer, 1882

Cronau beschließt den zweiten Teil dieses Buches mit den etwas grundsätzlicheren Worten (1887, S. 80):

Wir sind die letzten, die es bestreiten, daß das Buch der Bücher neben manchem unsinnigen Wuste nicht auch wahrhaft goldene Worte enthielte. (...) Wir sind die letzten, die es bestreiten, daß es nicht auch Priester gebe, die, frei von kirchlichem Aberglauben (...) wahre Wohltäter der Menschheit sind. Daneben aber ist nicht zu verkennen, daß sich im kirchlichen Wesen der Schutt des mittelalterlichen Aberglaubens noch bergehoch aufgetürmt findet und durch seinen Dunst manchen nach Wahrheit Dürstenden zwingt, sich von dem Quell wegzuwenden und den erquickenden Lebenstrank anderswo zu suchen. (...) Sollte er wirklich nur ein Alleingut der Kirche sein?
Wir antworten auf diese Fragen: er ist zu finden! und es wird die Zeit kommen, wo die Tempel entbehrlich sein werden, wo andere Versammlungsorte erstehen, in denen keine Schamanen, keine Zauberer, keine Mystiker, keine Heiligen, Wundertäter und Dunkelmänner, sondern rechtliche Denker predigen und ihr Wissen frei und offen allem Volke darlegen werden. Diese Männer, nicht gekennzeichnet durch Stola oder Talar, nicht getrieben von Herrschsucht und Geldgier, werden (...) den Geist der Wahrheit und der Erkenntnis verkünden, sie werden die bedrückte Menschheit von Höllenfurcht und Teufelsangst befreien. (...)
Blickt um euch her, die allüberall erstehenden Volks- und Bildungsvereine, das sind die ersten Keime, die ersten Ansätze zu jener großen Gemeinde.

Die christliche Öffentlichkeit insgesamt hat freundlilcherweise versucht, diese Kirchen- und Christentums-kritischen Ausführungen zu ignorieren, hören wir doch (Hackländer):

Er stelle sogar rituelle Bräuche als Reklametricks dar. Die Presse erkannte schnell die Nützlichkeit des Buches über die Bedeutung von Reklame. Die gewagten religiösen Passagen überging sie elegant.

Damals waren sie in der Tat noch einigermaßen gewagt. Aber wer eigentlich war dieser Rudolf Cronau?

Abb. 4: Rudolf Kronau - Kriegstanz der Sioux, 1881

Mit 15 Jahren war er der Schule entflohen und hatte als Rotkreuz-Helfer am Deutsch-Französischen Krieg teilgenommen. Im Anschluß daran hatte er an der Kunstakademie Düsseldorf eine Maler-Ausbildung durchlaufen. 

Vor dem Ersten Weltkrieg hat Cronau dann viele Jahrzehnte lang für die weit verbreitete Zeitschrift "Gartenlaube" in Leipzig gearbeitet, in der er Zeichnungen, Gemälde aber vor allem aber Reiseberichte veröffentlichte (s. WikiS).

1881 bis 1883 - Indianer

Cronau hatte sich in Düsseldorf in die Amerikanerin Agnes Fast verliebt. Außerdem hatte er entfernte Verwandte in den USA. Beides - gemischt mit seiner Reiselust - waren Anlaß, im Januar 1881 für die "Gartenlaube" zunächst als Reiseschriftsteller und "Indianer-Maler" nach den USA zu reisen. Er heiratete dort - schon zwei Wochen nach seiner Ankunft - Agnes Fast (Hackländer):

Er fuhr als Begleiter des berühmten Kapitän Boyton den Mississippi hinab. Er lebte drei Monate unter Sioux-Indianern und lernte Sitting Bull kennen, den er auch malte. Er machte eine Studienreise durch die Rocky Mountains bis zur Pazifikküste. Seine letzte Reise durch Arkansas mußte er wegen einer Nierenerkrankung abbrechen. Um sich auszukurieren, kehrte er nach Deutschland zurück. Damit scheint auch seine Ehe mit Agnes beendet gewesen zu sein.

1883 kehrte er nach Deutschland zurück. 

Cronau ist den Indianern, auf die er auf seiner Reise traf, mit großem Respekt begegnet. Diese betrachteten ihn als ihren Freund. In den USA trafen sie damals - bekanntlich - nicht immer nur auf Freunde und auf Menschen, die ihnen mit Respekt begegneten.

Abb. 5: Rudolf Cronau - Maskentanz der Nuxalk-Leute in British Columbia, 1881

Unter den Indianern, die Cronau damals traf, und die er portraitierte, von denen er sich ihre Lebensgeschichte erzählen ließ, ihre Kriegszüge, deren Tänze er sehen durfte (Abb. 4) und von denen er völkerkundliche Gegenstände erwerben konnte, denen er in einer Ausstellung seine eigenen, bei ihnen entstandenen Werke präsentierte, blieb Cronau in guter Erinnerung (s. AmeriTribes). 

Zum Beispiel die Fotografie von sich selbst (Abb. 6), die er dem Häuptling Sitting Bull (1831-1890) (Wiki) bei einer solchen Gelegenheit schenkte - gewidmet "To his friend Tatanka - iyotanka (Sitting Bull)" - soll Sitting Bull noch bei sich getragen haben, als er 1890 von Polizisten erschossen wurde (AmeriTribes). 

Keines der von Cronau gezeichneten Indianer-Porträts kommt allerdings je an die noch viel eindrucksvollere Wirklichkeit heran, der wir uns über die Fotografien von all den von ihm portraitierten Indianer annähern könn (s. Abb. 2, 3).

Abb. 6: Rudolf Cronau

Wer solchen Menschen persönlich begegnen durfte - wie Sitting Bull oder One Bull - wer sogar sich Freund solcher Menschen nennen durfte, der mußte als anderer Mensch zurück in die Zivilisation und nach Hause zurück kehren als er von dieser fortgereist war. Bei dem mußte allerlei von dem Wust christlich-bigotter Lebenseinstellungen und Lebenshaltungen abbröckeln, von denen alle Menschen des "Abendlandes" überschüttet waren und noch heute sind.

Bei aller Hochachtung für die Indianer sind die Worte von Rudolf Cronau über sie aber dennoch auch noch - für unser Gefühl von heute - nicht ganz von jenem Respekt getragen, der ihnen tatsächlich angemessen gewesen wäre. 

Auch bei ihm hatten sich also noch Restbestände von Überheblichkeit des Christen und Weißen gegenüber diesen vorgeblichen "Wilden" gehalten. Cronau schrieb in seinem Buch "Im wilden Westen" von 1890 unter anderem (1890, S. 60):

Hier hatte ich nun sattsam Gelegenheit, die wahrhaft athletischen, prächtig gebauten Körper der Sioux zu bewundern. Eine große Zahl der Männer maßen 6 Fuß und mehr, ja einer derselben, "der lange Krieger", mochte gut über 7 Fuß Höhe haben. (...) Die Mehrzahl waren herrlich gewachsene Jünglinge mit dem denkbar schönsten Gliederbau, von denen gar Mancher einem Bildhauer hätte zum Modelle dienen können.

Zum Abschied redete ihn Sitting Bull folgendermaßen an (er nannte ihn "Eisenauge", weil Cronau eine Brille trug) (Gartenlaube1882):

"Eisenauge, die Zeit war kurz, welche Du unter meinem Volke lebtest. Aber sie war doch lang genug, um uns erkennen zu lassen, daß Du als Freund kamest und gute Wünsche für uns hegtest. Du willst gehen, und wir sind traurig, daß wir Dich niemals wieder sehen werden. Die Dacotahs schütteln Dir die Hand. Sie werden noch lange am Feuer von Dir erzählen." 

Mit so wenigen Worten ist hier so viel Berührendes gesagt. Cronau selbst schreibt "Mir war das Herz schwerer, als hätte ich Brüder verlassen." One Bull kam sogar noch, so berichtet er, am nächsten Morgen zur Abfahrt des Dampfers an das Ufer des Missouri (Gartenl.1882):

Als am anderen Morgen die ansteigende Sonne die Wölkchen rötlich färbte, in ihrem Strahl die stillen, einsamen Berge klar und deutlich lagen, als wollten sie all ihre Geheimnisse offenbaren, da rauschte es, indem die Signale des Dampfers zur Abfahrt tönten, noch einmal in den Büschen am Ufer - und heraus trat ein Indianer in vollem Schmucke, das Gesicht rötlich strahlend, gleich der Morgensonne, über dem dunklen Haar die langen Adlerfedern. O, die Gestalt war mir wohl bekannt - es war Tatanka washila (One Bull), mein Freund, der gekommen, mir noch einen Abschiedsgruß zu bieten. Durch Geberden deutete der am Ufer Stehende an, daß er mir noch einmal die Hand schüttle; lange blickte er mir, dem Scheidenden, noch nach, so lange, bis eine Strombiegung den Dampfer wie den weißen Fremdling seinen Augen entrückte. 

Noch heute werden unter den Nachfahren der Indianer seine Lebenserinnerungen wie gesagt wiedergegeben (s. AmeriTribes).

Abb. 7: Salt Lake City - Gemälde von Rudolf Cronau

Sie berichten (in Rückübersetzung) (AmeriTribes) von ...:

... einem Tanz, der scheinbar mehr oder weniger spontan begann, und der ihn durch die starken und lebendigen Eindrücke von der Bewegung der vollkommenen Körper überwältigte. ... Er beschrieb, wie sie ihre Waffen schwenkten und wie sie ihr Haart trugen (...) Er erachtete One Bull, mit dem er sich in Fort Randall befreundete, "als das personifizierte Ideal eines Cooper-esken Indianers, eines Unkas, aber noch männlicher, reifer - vollständig und edel in seinen Bewegungen". ... "eine viel eindrucksvollere Persönlichkeit als Cooper's Chingagook". (...) Diese Männer standen vor dem Kommandeur des Forts "mit dem Stolz von römischen Senatoren".
A dance that seemed to begin almost spontaneously, and which overwhelmed him with stark and vivid impressions of perfect bodies in motion. Enamored with the dancers, he sketched out some of the patterns he saw painted on their faces in his notebook, and he described how they carried their weapons and wore their hair, and as the numbers of participants grew and they mixed into the light from the fires, he became enraptured, proclaiming them "indefatigable," and writing: "here, as I saw the dancers naked, I had the opportunity to marvel at the veritable athletic and superbly-built bodies of the Indians." "A large number," he added, "are six feet high." Such men easily fulfilled Cronau's hopes and expectations of American Indians. He regarded One Bull, whom he befriended at Fort Randall, as "the personified ideal of a Cooper'esque Indian, an Unkas, but more manly, mature, complete, and noble in his movements" (fig. 4). Although Sitting Bull was not as beautiful as the twenty-seven-year-old One Bull, Cronau described him as a "vision of pronounced manliness," and a "far more important personality than Cooper's Chingagook," the father of Unkas, and the model of "authentic Indians" for Cronau's generation of Germans. (...) These men, he underscored, stood before the fort's commander "with the pride of Roman Senators."
Und ein solcher Stolz ist christlichen Europäern, bzw. ihrer noch weiteren Entartungsform, nämlich gottlosen Europäern bis heute abhanden geblieben.

1883 ist Cronau nach Deutschland zurück gekehrt. In Deutschland hat er sich für eine respektvolle Sichtweise auf die Kulturen der Indianer Nordamerikas eingesetzt.

Abb. 8: Rudolf Cronau - The Bad Lands of Utah

Sicherlich wird Cronau bei dem Kennenlernen der religiösen Zeremonien der Indianer auch wichtige Anregungen bekommen haben für viele Ausführungen in seinen späteren Büchern von er "Priesterreklame" und von der "Entwicklung des Priestertums" (Hackländer):

Seine Erinnerungen, Zeichnungen und völkerkundlichen Gegenstände, die er während seiner Reise gesammelt hatte, dienten ihm als Grundlagen für Vorträge und Ausstellungen in ganz Deutschland. Besonderen Zulauf hatten seine Vorträge über die Indianer. (...) Er veröffentliche die in Amerika entstandenen Bilder in einem Buch mit dem Titel "Von Wunderland zu Wunderland," das ebenfalls 1885 erschien. Die Ausstellung seiner Bilder und Sammlungen auf dem 5. Geographentag 1885 in Hamburg erregte großes Aufsehen. Seine Darstellungen der westamerikanischen Landschaft wurden seitdem auch in geographische Werke seiner Zeit übernommen. 1886 organisierte er Völkerschauen und holte dafür einige Sioux nach Europa.

Von dieser Zeit an hat sich Cronau sein ganzes Leben lang immer wieder erneut mit Themen beschäftigt, mit denen er seiner Zeit weit voraus war. Mit dem Thema Reklame, mit dem Thema Verschwendung von Natur-Ressourcen, mit dem Thema Frauenbewegung und schließlich mit dem Thema Religionskritik. 1887 ist das schon erwähnte Reklame-Buch erschienen (Hackländer):

1888 heiratete Cronau die 1865 geborene Sopranistin Margarete Tänzler aus Crimmitschau/Sachsen. Mit ihr wird er drei Kinder haben: Margarete, geboren 1892, Elisabeth, geboren 1896 und Rudolf, geboren 1900

1892 wurde die 400-jährige Wiederkehr der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus gefeiert.

Abb. 9: Rudolf Cronau - The Green River in Utah

1892/93 - Kolumbus

Cronau recherchierte dazu vor Ort und konnte die Insel, auf der Kolumbus als erste amerikanischen Boden betreten hat, identifizieren. Ebenso konnte er das Grab von Kolumbus identifizieren. Er erwähnte in seinem Buch aber auch die Wikinger als Entdecker Amerikas (Hackländer):

Cronaus zweibändiges Werk zur Entdeckungsgeschichte Amerikas erschien 1893 anläßlich der Weltausstellung in Chicago. Es ist die umfassendste Darstellung altamerikanischen Kulturgutes in deutscher Sprache, illustriert mit einer Fülle von Cronaus Zeichnungen. An der Weltausstellung selbst nahm Cronau als Korrespondent für die "Gartenlaube" teil und knüpfte Beziehungen zur "Kölnischen Zeitung." Sie wiederum sandte ihn 1894 als Berichterstatter nach Amerika. Er wohnte bis 1896 in Washington und von da an in New York.

Seit 1894 lebte Rudolf Cronau mit seiner Familie in den Vereinigten Staaten. 1901 wurde er amerikanischer Staatsbürger. In den Vereinigten Staaten sind auch seine Kinder aufgewachsen.

1908 - Verschwendung der Natur-Ressourcen

Wir lesen (Hackländer):

Sein neues Betätigungsfeld war die Erforschung der Geschichte des Deutschtums in Amerika. Bereits auf seiner ersten Reise 1881/83 hatte er Kontakte zu führenden deutschstämmigen Persönlichkeiten und dem dortigen deutschen Vereinsleben. Er erkannte die geschichtliche Bedeutung des deutschen Volkselementes im Schmelztiegel USA. Er berichtete darüber 1896 in einer Artikelserie in der "Kölnischen Zeitung." In diesen Aufsätzen sind bereits die Grundzüge seines wohl bedeutungsvollsten Werkes "Drei Jahrhunderte deutschen Lebens in Amerika" zu erkennen, das 1909 erschien. 1924 erschien eine erweiterte zweite Auflage mit einer Darstellung der Entwicklung während des 1. Weltkrieges.
In den Artikeln von 1896 für die "Kölnische Zeitung" zeigte er, daß die Deutschen in den USA einen großen Anteil an der Entstehung des amerikanischen Volkes hatten. "Das Amerikanertum der Zukunft wird einen neuen Menschenschlag darstellen, in dem die Eigenschaften verschiedener Völker, ganz vornehmlich aber diejenigen der heutigen Anglo-Amerikaner und der Deutschen sich mischen." In ähnlicher Weise sprach er zu seinen Landsleuten in New York. Dort faßte er fast 500.000 Deutsche, die in vielen unterschiedlichen Vereinigungen organisiert waren, in der "Vereinigten Deutschen Gesellschaft New York" zusammen. (...) 1901 wurde er amerikanischer Staatsbürger. Im gleichen Jahr begründete er den "Deutschamerikanischen Nationalbund" mit.

1908 erschien sein Buch "Unsere verschwenderische Nation - Die Geschichte der amerikanischen Verschwendung und der Mißbrauch unserer nationalen Ressourcen" ("Our Wasteful Nation - The Story of American Prodigality and the Abuse of Our National Resources"). Wie umfassend er sein Thema verstand und wie weit er mit diesem Buch schon seiner Zeit voraus war, ergibt sich schon aus den Kapiteln des Inhaltsverzeichnisses:

Die Zerstörung unserer Wälder
Die Verschwendung von Wasser
Die Verschwendung von Boden
Die Verschwendung von Bodenschätzen
Die Ausrottung unseres Jagdwildes, der Pelztiere und der großen Meerestiere
Das Aussterben der Vögel
Der Rückgang des Fischreichtums
Die Verschwendung der öffentlichen Ländereien und Privilegien
Die Verschwendung des Staatsvermögens und -besitzes
Die Verschwendung menschlichen Lebens

Das Kapitel "Verschwendung menschlichen Lebens" behandelt Eisenbahn- und Berkwerksunfälle, das fehlende Filtern des Trinkwassers in vielen Städten und die sich dadurch ausbreitenden Krankheiten. Etwas enttäuscht ist man darüber, daß er in diesem Buch zwar sehr fortschrittlich die Ausrottung vieler Tierarten behandelt, nicht aber das Schicksal der menschlichen Kulturen der Ureinwohner Nordamerikas anzusprechen scheint.

Abb. 10: Denkmal zur Erinnerung an die Landung der ersten deutschen Siedler in den USA im Jahr 1683 in Germantown, Philadelphia, geschaffen von Albert Jaegers, aufgestellt im Vernon Park von Germantown, eingeweiht 1921 (Wiki)

Ein Jahr später erschien sein schon genanntes Buch "Drei Jahrhunderte deutschen Lebens in Amerika".

1909 - Deutsche in Amerika

Damit wird auch schon deutlich, warum er in seinem Buch ein Jahr zuvor schon immer so selbstbewußt von "unserem Land" sprechen konnte. Ja, "uns Deutschen" gehören die USA nämlich ganz genauso. Als Deutscher braucht man ja nur einmal recherchieren, wie häufig der eigene Familienname in Deutschland vorkommt und wie häufig er in den USA vorkommt. Meistens ist er in den USA viel häufiger. Was zeigt, das die Deutschen des 19. Jahrhunderts heute in den USA viel mehr Nachfahren haben als in Deutschland! Und darauf richtet Rudolf Cronau das Augenmerk (Hackländer):

Er gab die Anregung zur Errichtung eines Denkmals zur Erinnerung an die Landung der ersten Deutschen in Germantown am 6. Oktober 1683 und leitete den hierfür gegründeten Denkmalausschuß. Die Einweihung des Denkmals von Albert Jaegers sollte 1914 stattfinden. Durch den Krieg verzögerte sie sich bis 1921.

Germantown war einstmals eine eigene Stadt. Heute ist Germantown ein Stadtteil der Millionenstadt Philadelphia. Philadelphia liegt auf halben Wege zwischen New York und Washinton D.C., den beiden Lebensorten Cronaus (s. Abb. 12).

Der genannte Albert Jaegers (*1868 in Elberfeld; † 1925 in Suffern, USA) (Wiki) war ein Bildhauer, der in Deutschland geboren worden war, der aber früh mit seinen Eltern in die USA ausgewandert war und in den USA aufgewachsen ist.

Kurz zur weiteren geschichtlichen Einordnung jener Ereignisse, um derentwillen dieses Einwandererdenkmal (Abb. 10) errichtet worden ist: 1620 war die berühmte "Mayflower" (Wiki) in den USA gelandet. Das lernt man heute auch in deutschen Schulen. Es handelte sich um die berühmten "Pilgerväter". Sie waren in Plymoth, südlich vom heutigen Boston gelandet (s. Abb. 11). Damit hatte die Geschichte der britischen Kolonie "Neuengland" - und insgesamt die Geschichte der späteren USA - begonnen.

Abb. 11: "Die Dreizehn Kolonien" in ihrer geschichtlichen Entwicklung von Massachusetts ausgehend (Wiki)

Was leicht in Vergessenheit gerät, ist der Umstand, daß auch die Niedelande und Frankreich fast zeitgleich Kolonien an der Ostküste Nordamerikas gegründet haben. So ist New York von Niederländern gegründet worden, unter denen sich auch Deutsche befanden (siehe unten). 

Durch weitere Zuwanderungen und eigenes Bevölkerungswachstum aus sich heraus entstanden - von Massachusetts ausgehend - nach und nach weitere britische Kolonien, bzw. später britische Provinzen: New Hampshire 1629, Connecticut und Rhode Island 1636. Diese bildeten 1643 die "New England Confederation" (Wiki). Diese hatte sich zusammen geschlossen, um gegen die Indianerstämme im Westen, sowie gegen die Franzosen, Schweden und Niederländer im Süden militärisch vorzugehen. 1664 wurde das von den Niederländern beanspruchte und besiedele Gebiet "Neu-Niederlande" von der "New England Confederation" erobert und zu New York umbenannt. Dadurch entstanden dann weitere britische Kolonien, bzw. Provinzen, nämlich neben New York noch Delaware und New Jersey (Wiki) (s. Abb. 11). 

1681 kam dann Pennsylvanien dazu. Und mit dieser Kolonie traten zum ersten mal auch die Deutschen deutlicher in den Vordergrund bei der Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents.

Die Deutschen waren nämlich bis dahin im Abwehrkampf gegen die Jesuiten gebunden gewesen. Sie waren beschäftigt mit einem grauenvollen Dreißigjährigen Krieg. Dieser endete ja erst 1648. Wie hätte in jener Zeit irgendjemand an Auswanderung und Koloniegründung denken können? So erschienen die Deutschen quasi fast als "Letzte" auf dem nordamerikanischen Kontinent. 

Aber die Gelegenheit der Gründung von Pennsylvanien als neue Kolonie ergriff dann sofort auch ein Deutscher, nämlich Franz Daniel Pastorius (1651-1719) (Wiki), der  1683 mit der Galeone "Concord", der "deutschen Mayflower", beladen mit siedlungswilligen Reformierten, Quäkern und Mennoniten im Hafen von Philadelphia landete. Davon lernt man heute in deutschen Schulen nichts. Diesem Pastorius nun ist 1921 - auf Anregung von Rudolf Cronau - in Germantown ein Denkmal errichtet worden. Während des Zweiten Weltkrieges war es abgebaut. Aber danach ist es wieder errichtet worden und noch heute vorhanden (Abb. 10). In ihm ehren wir alle unsere nahen und entfernten deutschen Verwandten in Nordamerika. 

Sie alle werden geehrt, wenn wir uns der "deutschen Mayflower" erinnern - und der unzähligen Auswandererschiffe, die ihr - meist vom Hamburger Hafen aus - folgen sollten.

Abb. 12: Germantown bei Philadelphia - Gelegen auf halbem Weg zwischen New York und Washington D.C.

Die Besiedlung der USA ist ein grandioses - insbesondere auch demographisches - Geschehen. Cronau ging aber noch weiter (Hackländer):

Als die Stadt New York 1926 ihre 300-Jahr-Feier beging, veröffentlichte Cronau "Die Deutschen als Gründer von Neu-Amsterdam / New York und als Urheber und Träger der amerikanischen Freiheitsbestrebungen." Er bewies darin, daß die ehemalige holländische Kolonie von Deutschen gegründet wurde, die in holländischen Diensten standen. Heinrich Christians war in Kleve und Peter Minnewit in Wesel zur Welt gekommen.

Der Erste Weltkrieg

Abb. 13: Rudolf Cronau, 1882
1914 bis 1916 erhob Rudolf Cronau in seinen Schriften und Büchern innerhalb der USA seine Stimme für das angefochtene Lebensrecht des deutschen Volkes als Großmacht in Europa. 

In "Do We Need a Third War of Independence?" fragte er schon 1914, ob nicht ein dritter Unabhängigkeitskrieg notwendig wäre, um es zu vermeiden, daß die USA und damit auch viele Deutsch-Amerikaner und ihre Nachfahren und der von ihnen erwirtschaftete wirtschaftliche Reichtum dazu genutzt würden, um auf britischer Seite in den Ersten Weltkrieg hinein gezogen zu werden und gegen Deutschland in Anschlag gebracht zu werden.

Tatsächlich sollte der Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg und die im Jahr 1918 zahlenmäßig sich ständig vermehrenden Landungen frischer US-amerikanischer Truppen in Frankreich den Krieg zu Ungunsten Deutschlands erscheiden. Wahrlich kein Ruhm der Vereinigten Staaten von Amerika, so sehr sie das auch in ihrer Propaganda bis heute heraus kehren mögen.

Immer wieder hatte Cronau gegen diese Entwicklung angekämpft. 1915 hatte er "The British Black Book" veröffentlicht und "England a Destroyer of Nations". 

Er wußte ja um die Bedeutung der Reklame in der Völkergeschichte. 

Und er wußte um die Bedeutung der Kriegspropaganda. 

1916 war seine Schrift erschienen "Our Hyphenated Citizens - Are They Right or Wrong?" "Hyphenated Citizens" heißt auf Deutsch "Bindestrich-Amerikaner". Es handelte also von den "Anglo-Amerikanern", von den "Deutsch-Amerikanern" und so weiter.

1919 - Die Stellung der Frau in der Geschichte

Rudolf Cronau blieb als fortschrittlich gesonnener Schriftsteller unermüdlich. 1919 veröffentlichte er sein Buch "Triumph der Frau - Die Geschichte ihrer Kämpfe für Freiheit, Bildung und politische Rechte - Gewidmet allen edlen Frauen von Seiten eines bewunderenden Angehörigen des anderen Geschlechts" ("Woman Triumphant. The Story of Her Struggles for Freedom, Education, and Political Rights -  Dedicated to all noble-minded women by an appreciative member of the other sex"). 

In diesem Buch ist ein ebenso breiter völkerkundlicher und weltgeschichtlicher Ansatz gewählt wie in seinem Buch über die Reklame und wie in dem zehn Jahre später erschienenen Buch "Die Entwicklung des Priestertums". Naheliegend ist es, daß die beiden letztgenannten Bücher parallel erarbeitet worden sind.

Noch einmal zehn Jahre nach Erscheinen seines Hauptwerkes "Die Entwicklung des Priestertums", Ende der 1930er Jahre, hat Rudolf Cronau seine Lebenserinnerungen verfaßt. Ihnen hat er den Titel gegeben "Auf des Lebens Wellen und Wogen - Fahrten, Kämpfe, Abenteuer und Leistungen eines stets wanderfrohen Überseedeutschen". Diese liegen bislang leider nur als Manuskript im Stadtarchiv Solingen vor, der Geburtsstadt von Cronau, die seinen Nachlaß verwaltet.

Der Wikipedia-Artikel über Rudolf Cronau ist heute viel ausführlicher als er es noch vor zehn Jahren gewesen war.*) Er ermöglichte die vorliegende ausführlichere Erarbeitung eines Aufsatzes über Cronau. Außerdem gibt es Artikel über ihn auf "Wikitree" (Wiki-Tree), auf dem sich Familienbilder finden, ebenso auf Wiki Commons und Wiki Source (Hackländer):

Seine Familienangehörigen trugen seine Talente weiter. Sein Enkel Rudolf Gerold Wunderlich (1920- 2004) war Kunstexperte in Chicago und Galerist. Einer seiner Urenkel, Gerold Wunderlich (geb. 1949) lebt als Galerist in New York. Seine Firma hat sich auf traditionelle amerikanische Malerei spezialisiert (www.wunderlichandco.com).

Aber noch eine andere Auswirkung sollte Rudolf Croners Schaffen haben. Im Dezember 1929 veröffentlichte Mathilde Ludendorff eine Besprechung seines Buches "Die Entstehung des Priestertums". 

Mathilde Ludendorff und Rudolf Cronau

In ihren eigenen Werken hat sie sich wiederholt auf den oben schon erwähnten Religionshistoriker Julius Lippert (1839-1909) (Wiki) bezogen. Sie konnte deshalb schreiben (Ludendorff1929):

In ähnlicher Gründlichkeit an Hand reichen Quellenmaterials wie die Werke Lipperts, aber ausgestattet mit einem reichen Schatz an überzeugenden Bildern, die sich lebendig in die Seele jedes Lesers einprägen, wird uns der schändliche Betrug, den die Priesterkaste aller Zeiten angewandt hat, um die Gutgläubigkeit der Völker für ihre Macht- und Habgier zu mißbrauchen, bewiesen. (...)
Angesichts der wachsenden Machtstellung, die sich die Romkirche in Nordamerika nicht nur auf wirtschaftlichem Gebiet verschafft hat, glaubt der Verfasser wohl, daß nur das Germanenvolk, daß besonders die Deutschen in letzter Stunde die drohende Gefahr der Jesuitendiktatur, die auch er durch den Mussolini-Faschismus in Italien schon voll verwirklicht sieht (er bringt hierfür triftige Beweise), abwehren wird. Den Jesuitenorden nennt auch er den gefährlichsten Kämpfer für die Priesterherrschaft.

Im Angesicht der sonstigen scharfen Polemik der Wochenzeitung "Ludendorffs Volkswarte", für die Mathilde Ludendorff schrieb, war diese nicht besonders lange Besprechung des Buches von Rudolf Cronau eigentlich als vergleichsweise harmlos einzuordnen. 

Dennoch zog ausgerechnet sie als Folge nach sich, daß sich Mathilde Ludendorff eine "Anklage wegen Religionsvergehens" von dem Landesgericht in München zuzog (Abb. 14). Warum sich die Staatsanwaltschaft München - auf Anregung des bischöflichen Ordinariats in München - ausgerechnet diese Besprechung zur Anklage heraus gesucht hat, muß einstweilen offen bleiben.

Abb. 14: Angeklagt wegen Religionsvergehens - Schrift von Mathilde Ludendorff aus dem Jahr 1930 (Einbandgestaltung durch Lina Richter)

Erst lange nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Mathilde Ludendorff eine Mitteilung darüber, welche Person sich eigentlich hinter dem Pseudonym des Autors des von ihr besprochenen Buches, nämlich hinter "Randolph Charles Darwin" verborgen hatte.

Ein Brief an Mathilde Ludendorff von 1953

Sie erhielt aus den USA die Zuschrift eines Hanns Fischer. Über den Absender ist uns derzeit leider sonst nichts bekannt außer dem, was aus dem Brief selbst hervorgeht:

Hanns Fischer
Chicago, Illinois, 9. November 1953
Liebe Frau Ludendorff!
Deutschland ist wieder einmal ein ganz entrechtetes Land und Volk. ... Ihre lieben Zeilen, wenngleich betrübend, bekräftigen leider meine Aussagen. ... Wenn ich erst einmal im Besitze aller Ihrer Schöpfungen bin, werde ich versuchen, gründlich darüber zu deuten, in Englisch aber. ...
„Die Entwicklung des Priestertums und der Priesterreiche“ von R. Ch. Darwin wurde öfters im "Quell" erwähnt. Hinter diesem Decknamen verbirgt sich Rudolf Cronau, ein Amerikaner deutscher Herkunft, der als Historiker und Forscher viele bedeutende Werke schuf. Er schrieb u. a. auch „Woman Triumphant“, das 1919 in New York erschien. Will versuchen, für Sie ein Buch aufzufinden. Ich war mit Cronau befreundet, weiß also viel von ihm und durch ihn. Er schrieb deutsch und englisch gleich meisterhaft, und hat nach dem ersten Weltkrieg viel, viel Leid in Deutschland gelindert. Daß selbst die sogenannten Deutschamerikaner ihn nicht kennen oder verschweigen, ist eben bezeichnend!
Mut und Vertrauen, liebe Frau Ludendorff, und nehmen Sie mir meine offenen Worte nicht übel. Recht herzlich, Ihr Hanns Fischer

Unter anderem zwei Jahre später, in ihrem Aufsatz "Die Hochflut des Okkultismus" vom 23.10.1955, erinnert Mathilde Ludendorff einleitend auch noch einmal erneut an das Buch von Rudolf Cronau und ihre eigenen Erfahrungen mit ihm (27):

In einem sehr verdienstvollen Werke hatte vor einigen Jahrzehnten ein amerikanischer Forscher, der sich den Schriftstellernamen Charles Darwin beilegte, die "Entwicklung der Priesterreiche" eingehend geschildert. Er hatte aus unantastbaren Quellen all den Trug nachgewiesen, der in fernsten und fernen Jahrtausenden bis zur Gegenwart hin mit dem Glauben an Gott oder Götter, mit der Glückssehnsucht und Leidangst, vor allem Dingen mit der Todesangst getrieben wurde. So sehr sahen sich auch die Priester des 20. Jahrhunderts von den Tatsachen seiner Forschung noch enthüllt und tief getroffen, daß meine Besprechung dieses verdienstvollen Werkes in unserer Zeitschrift mir vor dreieinhalb Jahrzehnten eine Anklage wegen "Gotteslästerung" mit Hilfe des berühmten § 166 eintrug. Sofort nach dieser Anklage schrieb ich die heute leider vergriffene Schrift "Angeklagt wegen Religionsvergehen", die schon nach acht Tagen zu 100 000en ins Volk gegangen war. Sie hat damals unserem Aufklärungskampf so sehr geholfen, daß ich mich verpflichtet fühlte, in dem Schlußabschnitt dieser Schrift dem bei der Vorvernehmung von mir entdeckten Kläger, nämlich dem erzbischöflichen Ordinariat in München, meinen ausführlichen, herzlichen Dank auszusprechen.
Jenes Buch des Forschers Charles Darwin war eine sehr gründliche Aufklärung, die auch noch heute sehr zeitgemäß ist, denn die Todesnot des Gottesbewußtseins auf diesem Sterne ist wahrlich noch nicht überwunden! (...) Die umfassende Kenntnis der Naturgesetze hat den Völkern die Scheu vor den Naturgewalten genommen und läßt die Jugend nur allzu leicht an die Stelle dieser Scheu den Zynismus setzen, der sie so trefflich für eine Verleitung zur materialistischen Gottleugnung geeignet macht. Den wichtigsten Dienst leisten hierzu gerade - wenn auch völlig ungewollt - die Religionen. (...) Die so tief vom Gotterleben der Seele hinabgestürzten Priesterreiche behielten die urältesten Wege der Tröstungen und Hilfen nicht nur bei, sondern ließen den Okkultismus geradezu verhängnisvoll aufblühen. ...

Im weiteren führt sie aus, daß anstelle der christlichen Religion nicht nur materialistischer Zynismus aufblüht, sondern auch Okkultismus, der bis hin zum Satanismus einer solchen Okkultloge wie der "Fraternitas Saturnis" führt.

In der Zeitschrift der Ludendorff-Bewegung "Der Quell" vom 9. Februar 1961 setzte Edmund Reinhard, der damalige zweite Vorsitzende des "Bundes für Gotterkenntnis (Ludendorff)", die Todesanzeige für einen "Dr. med. Hanns Fischer", Facharzt in Eßlingen/N.. Daß es sich dabei um den obigen Briefschreiber handelte, muß aber nicht sehr wahrscheinlich sein. Denn auch den Familiennamen Fischer gibt es diesseits wie jenseits des Atlantischen Ozeans.

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*) Vor zehn Jahren haben wir uns in einem kürzeren Artikel schon einmal mit Rudolf Cronau beschäftigt (s. StgrNat2012). Der vorliegende Aufsatz ist eine deutlich erweiterte Fassung.

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  1. Cronau, Rudolf: Geschichte der Solinger Klingenindustrie, Stuttgart 1885 (52 S.)
  2. Cronau, Rudolf: Von Wunderland zu Wunderland. Landschafts- und Lebensbilder aus den Staaten und Territorien der Union von R.C. Mit Erläuterungen in Poesie und Prosa von Friedr. Bodenstedt. H.W. Longfellow u.a., Leipzig 1886
  3. Cronau, Rudolf: Unter dem Sternbanner. Land und Volk der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Wort und Bild geschildert von R.C. in Verbindung mit hervorragenden deutschen und amerikan. Schriftstellern. Fünfzig Lichtdruckbilder mit erläuterndem Text in Poesie und Prosa, Leipzig o.J.
  4. Cronau, Rudolf: Fahrten im Lande der Sioux. Leipzig 1886
  5. Cronau, Rudolf: Das Buch der Reklame. Geschichte, Wesen und Praxis der Reklame. Wohl'ersche Buchhandlung, Ulm 1887 (Archive)
  6. Cronau, Rudolf: Absonderliche Fahrten. Episoden aus einem Wanderleben, 1887
  7. Cronau, Rudolf: Im wilden Westen. Eine Künstlerfahrt durch die Prairien und Felsengebirge der Union. Verlag von Oskar Löbbecke, Braunschweig 1890 (Archive) (Gutenberg)
  8. Cronau, Rudolf: Amerika. Die Geschichte seiner Entdeckung von der ältesten bis auf die neueste Zeit. Eine Festschrift zur 400j. Jubelfeier der Entdeckung Amerikas durch Chr. Columbus, 2 Bde, Leipzig 1892
  9. Cronau, Rudolf: Illustrative Wolkenformen, 1897
  10. Cronau, Rudolf: Drei Jahrhunderte deutschen Lebens in Amerika. Eine Geschichte der Deutschen in den Vereinigten Staaten. Berlin 1. Aufl. 1909, 2. Aufl. 1924 (696 S.); SEVERUS Verlag, (656 Seiten) (GB) (Gutenberg)
  11. Cronau, Rudolf: England, ein Zerstörer der Völker. Chicago 1914 (19 S.)
  12. Cronau, Rudolf: Do we need a third War for Independence. New York, 1914
  13. Cronau, Rudolf: The British Blackbook. New York 1915 (121 S.)
  14. Cronau, Rudolf: German Achievements in America. 1916
  15. Cronau, Rudolf: Woman triumphant. The Story of Her Struggles for Freedom, Education and Political Rights, New York 1919 (300 S.)
  16. Cronau, Rudolf: The Discovery of America and the Landfall of Columbus. New York 1921 (53 S.)
  17. Cronau, Rudolf: The Army of the American Revolution and its Organizer. New York, 1923 (150 S.)
  18. Cronau, Rudolf: The last Resting Place of Columbus. A Monograph Based on Personal Investigations, New York 1926 (31 S.)
  19. Cronau, Rudolf: Prohibition and Destruction of the American Brewing Industry. New York 1926 (31 S.)
  20. Cronau, Rudolf: Die Deutschen als Gründer von New Amsterdam-New York und als Urheber und Träger der amerikanischen Freiheitsbestrebungen. Eine Denkschrift zur Erinnerung an den vor 300 J. erfolgten Erwerb der Insel Manhattan durch Peter Minuit u. an d. 150j. Feier des amerik. Unabhängigkeitskriegs. New York 1926 (70 S.)
  21. Darwin, Randolph Charles (eigentlich: Rudolf Cronau): Die Entwicklung des Priestertums und der Priesterreiche oder: Schamanen, Wundertäter und Gottmenschen als Beherrscher der Welt. Ein Warnruf an alle freiheitliebenden Völker. Theodor Weicher Verlag, Leipzig 1929 (Archive); Nachdrucke: Verlag für ganzheitliche Forschung, Wobbenbüll, Husum 1979 (GB); Historia Verlag 2002; Historia Verlag, Ulm 2007; Dogma 2013
  22. Ludendorff, Mathilde: Eine Kampftat gegen Priestertyrannei. (Besprechung von "Die Entwicklung des Priestertums ...") In: Ludendorffs Volkswarte, Folge 33, 15.12.1929, S. 6
  23. Ludendorff, Mathilde: Angeklagt wegen Religionsvergehens. Ludendorffs Volkswarte Verlag, München 1930 (51.-100. Tsd.); erneut: Archiv-Edition, Viöl, 2007
  24. Cronau, Rudolf: Denkschrift zum 150. Jahrestag der Deutschen Gesellschaft der Stadt New York 1784-1934. USA 1934 (97 S.)
  25. Cronau, Rudolf: Auf des Lebens Wellen und Wogen. Fahrten, Kämpfe, Abenteuer und Leistungen eines stets wanderfrohen Überseedeutschen. New York 1939 (185 S.) (masch.)
  26. Heinz Rosenthal: Leben und Werk eines Deutschamerikaners, Solingen 1954 (masch.)
  27. Ludendorff, Mathilde:  Die Hochflut des Okkultismus. In: Der Quell, Folge 20, 23.10.1955, S. 913-919
  28. R. Keller, Hans Lohausen: Rudolf Cronau. Journalist und Künstler. Solingen 1989
  29. Gerold Wunderlich: R. Cronau. Topographical Views of America. New York 1993 (33 S.) [Ausstellungskatalog]
  30. Jeanette Baden: Das Amerikabild Rudolf Cronaus. Magisterarbeit Bonn 1994
  31. Poensgen, Aline: Bestand Rudolf Cronau 1881-1939 - Findbuch. Stadtarchiv Solingen 1996 (pdf) (s.a.: Nachl) 
  32. Hackländer, Sabine: Rudolf Cronau - Ein Solinger in den USA. 2012 (pdf, Yumpu)

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