Deutschland und Kroatien im Vergleich bezüglich der Häufigkeit der Vergabe des Vornamens seines faschistischen Führers bis 1945 und seit 1970
Eine neue Vornamen-Studie
Eine positive Erinnerung der Teilnahme Kroatiens im Zweiten Weltkrieg an der Seite Deutschlands unter dem klerikalfaschistischen Ustascha-Regime (Wiki) blieb in Kroatien immer viel stärker erhalten, auch in der kommunistischen Zeit als dies bis heute für Deutschland der Fall geblieben ist.
Es zeigt sich dies - auch - daran, daß die Kroaten ab den 1970er Jahren ihren Kindern wieder verstärkt den Vornamen "Antes" gegeben haben, sowie Vornamen weiterer, vormals führender kroatischer Generäle des Zweiten Weltkrieges (1). Ante Pavelić war der Staatsführer des von den Deutschen im April 1941 in Kroatien errichteten Ustascha-Staates.
Abb. 1: Klerikalfaschismus - wieder und wieder geht er in der Geschichte mit der Unterdrückung Andersdenkender einher. In Deutschland gingen die Kircheneintrittszahlen 1933 bis 1935 in die Höhe, in Kroatien kam es nach 1941 zu Zwangskonversionen von orthodoxen Serben zum Katholizismus (Wiki) - Hier in Mikleuš (Slawonien), durchgeführt vom Priester Vlaho Martić. (http://znaci.net/damjan/fotogalerija.php?slika_po_strani=50&fraza=&stranica=86, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36994619) |
Dazu muß man wissen, daß sich - schon - während des Zweiten Weltkrieges der Hauptkampf des
kroatischen Staates gegen die Serben, insbesondere gegen die Tito-Partisanen, gerichtet hatte. Serben wurden als größte Gruppe -
zusammen mit anderen "oppositionellen Gruppen" - in Konzentrationslagern ermordet, sie wurden auch zum Katholizismus zwangsmissioniert (Abb. 1). Es herrschte also eine Stimmung vor, wie sie häufiger aus der Geschichte überliefert wird: Tod oder Taufe. Man wird schon sehr katholisch gewesen sein müssen, wenn man ab den 1970er Jahren seinem neugeborenen Sohn immer noch den Vornamen Antes gegeben hat.
Aber insgesamt ist das natürlich so, wie wenn in Deutschland Geburtsjahrgängen zwischen 1970 und 1980 von den Eltern wieder Vornamen gegeben worden wären wie "Adolf". Oder auch Vornamen, die auf andere legendäre deutsche Militärs des Zweiten Weltkrieges verweisen könnten, sagen wir etwa "Erwin" (nach Erwin Rommel) oder meinetwegen "Heinz" (nach Heinz Guderian). Aber so etwas hat es - unserer Kenntnis nach - weder links noch rechts der Elbe in Deutschland ab den 1970er Jahren gegeben. Schweigen, aller größtes Schweigen zu den eigenen, etwaig positiven, nationalen Erinnerungen an die Zeit vor 1945 im Kernland Europas, hier auch ablesbar an den seither vergebenen Vornamen.*)
Von den 480.000 kroatischen Soldaten, die 1991 bis 1995 - freiwillig oder regulär eingezogen - an dem blutigen Krieg gegen Serbien teilnahmen, kamen 6060 ums Leben. Das waren 1,6 Prozent (1). Die meisten von ihnen sind schon gleich bei Beginn dieses Krieges 1991 ums Leben gekommen, weitere folgten dann noch einmal 1995 (1, Fig. 2). Von diesen 480.000 Soldaten waren aber nur 74 % katholisch und können darum noch heute als ethnische Kroaten identifiziert werden (vielleicht waren auch Abkömmlinge von Zwangsmissionierten dabei?). Jedenfalls sind das 350.000 Soldaten. Die anderen waren ethnische Serben (griechisch-orthodox, bzw. muslimisch). Von diesen 350.000 Soldaten nun trugen 8000 den Vornamen Antes, also 2,3 %. 26 % der Soldaten trugen weitere Vornamen, die von militärischen Führern des Ustascha-Regimes abgeleitet waren.
Ante als Vorname - ebenso andere Vornamen des Ustascha-Regmies - waren bis 1945 sehr beliebt, sanken dann in ihrer Beliebtheit bis 1970 stark ab, um von diesem Tiefpunkt bis 1995 allmählich zu einem neuen Höhepunkt in der Häufigkeit der Vergabe anzusteigen (1, Fig. 3). Am Anfang des Krieges dann, im Jahr 1991, war die Wahrscheinlichkeit, als Soldat ums Leben zu kommen, für Soldaten mit dem Vornamen "Antes" gegenüber anderen Soldaten erhöht (1). Ein solcher Name "verpflichtete" also womöglich. Aber damit sind bis hier nur einige grobe Ergebnisse dieser neuen Namensstudie referiert (1).
... Und in Deutschland?
Eine solche Studie läßt die Frage aufkommen, welches eigentlich die bekanntesten und
beliebtesten deutschen Politiker und Militärs bis 1945 und/oder nach
1945 waren, nach denen Menschen - womöglich - gerne ihre Kinder benannt
haben. Könnten dazu nicht auch Namen von "Fliegerassen" gehören wie Hans-Ulrich Rudel, Werner Mölders, Erich Hartmann (Wiki)? Es steht zu vermuten, daß es dazu schon wissenschaftliche Studien gibt. Diese wären noch einmal herauszusuchen.
Bei den häufigsten Vornamen der Jahre 1940 bis 1945 in Deutschland sind solche Vornamen nicht zu finden (2). Adolf kommt unter den 35 beliebtesten deutschen Vornamen jener Zeit gar nicht vor (2), auch nicht in dem Jahr der - vielleicht - größten "Beliebtheit" des "Friedens-Reichskanzlers" Adolf Hitler, also auch nicht im Jahr 1938 (3). An "Zeitgeistigem" ist in der Namensvergabe in Deutschland auf den ersten Blick das folgende zu erkennen (4):
So stieg während der Zeit des Nationalsozialmus der Anteil an germanischen Vornamen an. So waren in der Zeit zwischen 1930 die beliebtesten Frauennamen Helga, Ursula, Ingrid, Gisela, Christa, Inge, Renate, Karin, Erika und Gerda. Bei den Männern führte Hans vor Günter, Horst, Klaus, Karl, Werner, Peter, Heinz, Gerhard und Jürgen.
Aber auch der Vorname Antes gehörte ja - offenbar - nie zu den beliebtesten vergebenen Vornamen in Kroatien, sondern bewegte sich in der Häufigkeit weit unter 10 Prozent. So auch der Vorname Adolf. Immerhin läßt sich aber auch in diesem geringen Prozent-Bereich eine Kurve der Häufigkeit über die Jahre hinweg erstellen und an dieser etwas über die Beliebtheit - womöglich Adolf Hitlers und des Nationalsozialismus - in Deutschland ablesen. Der Historiker Götz Aly spricht diesbezüglich jedenfalls von einer "Adolf-Kurve". Diese Kurve sinkt aber schon seit 1890 kontinuierlich ab (5). Immerhin, aus dieser Kurve (4) wird das folgende heraus gelesen (4):
... Nachdem Hitler an die Macht gekommen war, nahm der Name aber nochmals einen großen Aufschwung. Das gilt besonders für die Jahre 1933/34 und 1937. Im zweiten Halbjahr 1933, also wenige Monate nach Hitlers "Machtergreifung", bekamen mehr als drei Prozent aller damals geborenen deutschen Jungen den Vornamen des "Führers" verpaßt. Das lag wahrscheinlich an der Anfangseuphorie oder dem Opportunismus vieler Deutscher nach Hitlers "Machtergreifung". Der Schub von 1937 könnte auch aus Hitlers großer Beliebtheit im Jahr zuvor rühren, als er, unter anderem durch die Olympischen Spiele in Berlin, sein Ansehen nochmals hoch schrauben konnte. In den folgenden Monaten und Jahren gab es zwar Schwankungen, aber insgesamt hielt sich die Beliebtheit des Namens auf recht hohem Niveau. Die häufige Vergabe dieses Vornamens war so ein deutlicher Hinweis auf die große Beliebtheit Hitlers in weiten Teilen des Volkes. Bis 1942. In diesem Jahr schwante immer mehr Deutschen, daß der von Hitler vom Zaun gebrochene Krieg in einer Katastrophe enden könnte. Mit Folgen für die Namensgebung der Neugeborenen: Von nun an stürzte der Anteil Adolfs an allen Jungens-Vornamen ständig ab. Im zweiten Halbjahr 1945, also unmittelbar nach dem Kriegsende, lag er bei etwa 0,2 Prozent. Zurecht spricht daher der Historiker Götz Aly von der "Adolf-Kurve" - umso größer das Ansehen Hitlers war, umso häufiger wurde auch sein Vorname verwendet. Und umgekehrt.
Die "Adolf-Kurve" ist hier veranschaulicht (5, 6)**), wobei "Der Spiegel" bezeichnenderweise die Adolf-Kurve erst ab 1933 zur Darstellung bringt, was natürlich hochgradig fehlerhaft ist, wenn man in einer vollständigeren Adolf-Kurve sieht, daß die Beliebtheit des Vornamens Adolf in Deutschland 1890 am höchsten war und auch 1933 nicht mehr erreicht worden ist (5). Was sicher sein dürfte: Ein so starker Abfall der Adolf-Kurve nach 1942 kann nicht anders erklärt werden als daß die Deutschen merkten, bewußter oder unbewußter, daß sie einem Hijacking auf den Leim gegangen waren, einem mehr als folgenreichen. Aber die Deutschen merken das ja auch heute meistens noch viel zu spät. Viel zu spät, viel zu spät. Sie sind noch nicht wirklich klüger geworden.
Immerhin - sie merken sie es nicht ganz so spät wie die bäuerlichen Familien im ländlichen Kroatien der 1970er Jahre ..... Wenn man sich deshalb auf die Schultern klopfen möchte - bitteschön!
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*) Nun gut, um das vielleicht etwas "plumper" zu veranschaulichen: Björn Höcke heißt eben Björn Höcke und nicht Adolf Höcke. Vielleicht heißt er Björn, vielleicht - Hypothese!, Verschwörungstheorie! - weil er nach dem damals populären Tennisspieler Björn Borg benannt wurde. (Hm, Björn Höcke wurde am 1. April 1972 geboren, genau in dem Jahr, in dem Björn Borg anfing, international bekannt zu werden. - Der Autor dieser Zeilen weiß immerhin, wovon er spricht. In seiner Kindheit wollte er beim Federball-Spielen immer Aufschläge wie "Björn Borg" machen. Dieser Name ist tief in seinem Gehirn verankert. Spätschäden von seelisch krankmachendem und verblödendem Fernsehkonsum in der Kindheit ...)
**) Am häufigsten wurde der Vorname Adolf - nach dem Telefonbuch von 1998 - in Bayern vergeben, sowie in Süddeutschland, Rheinland-Pfalz und Westfalen, also vorwiegend in katholischen Gegenden (5). Auffällig ist, daß er "punktgenau" in den neuen Bundesländern nur sehr selten vertreten war 1998. Es darf vermutet werden, daß sich hier viele nach 1945 selbst andere Vornamen gegeben haben, um sich nicht verdächtig zu machen.
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- Jurajda, Š., & Kovač, D. (2020). Names and behavior in a war. Journal of Population Economics. Volume 34, Issue 1, Oktober 2020, doi:10.1007/s00148-020-00782-6
- https://www.beliebte-vornamen.de/jahrgang/j1940
- https://www.beliebte-vornamen.de/jahrgang/j1938
- Armin Fuhrer: Vornamen im Dritten Reich, 23.11.2018, https://www.zeitklicks.de/nationalsozialismus/zeitklicks/zeit/81/4/welche-vornamen-tragen-die-kinder-zwischen-1933-und-1945/
- https://www.nameadolf.de/die-statistiken/
- https://www.spiegel.de/panorama/zeitgeschichte/hitler-und-die-deutschen-passive-mitlaeufer-mit-schlechtem-gewissen-a-454213.html