Auf Schloß Liebenberg in der Mark Brandenburg
Liebenberg, ein Schloß in der Nähe von Oranienburg in der Mark Brandenburg, weist vielfältige geschichtliche, hintergrundpolitische und kulturgeschichtliche Zusammenhänge auf. Dazu sollen in diesem Beitrag einige "Daten" zusammen getragen werden, ergänzend zu einem gestern erstellten Video (1).
Auf diesem Schloß versammelte sich der "Liebenberger Kreis" rund um den Kaiser Wilhelm II. und seinen Freund, den Schloßinhaber Philipp zu Eulenburg. Letzterer hatte im Jahr 1890 maßgeblich zum Sturz Bismarcks beigetragen, galt aber nach der Jahrhundertwende als ein außenpolitischer Bremser.
Das Netz von Intrigen, das sich rund um diesen Liebenberger Kreis geflochten hat, ist nach Ursachen und Absichten womöglich sehr vielseitig. Offensichtlich ist, daß die Hintergrundmächte hier viele ihrer üblen Spielchen spielten. In deren Zentrum stand zeitweise der sehr "vielseitige" Journalist Maximilian Harden. Aber auch der in "höhere Welten" "eingeweihte" Rudolf Steiner war dabei ....
Abb. 1: Hans Lietzmann - Ausschnitt aus dem Altarbild in der Schloßkirche Liebenberg (Brandenburg) (1915) |
Der zweite Sohn von Philipp von Eulenburg war - wie sein Vater - Komponist. Er hatte schon ab 1906 zum intimen Schülerkreis von Rudolf Steiner gehört, ebenso seine Schwestern und seine Schwägerin (2-5).
Andererseits war der bedeutende Biologe und Darwinist Jakob von Uexküll mit Philipp zu Eulenburg (und seiner Familie) befreundet. Ein Kapitel seines Erinnerungsbuches hat er Philipp zu Eulenburg gewidmet (6), ebenso sein Buch "Umwelt und Innenwelt der Tiere". Uexküll hat auf Schloß Liebenberg auch gearbeitet, unter anderem 1925, zeitweise begleitet von seinem "vielseitig begabten" Mitarbeiter Felix Groß (7).
Die Kinder von Philipp zu Eulenburg hörten nach dem Gefallenen-Tod ihres Bruders "Mitteilungen aus dem Leben nach dem Tod" (2):
"Nachdem Botho Sigwart 1914 im ersten Weltkrieg (...) stirbt, meldet er sich bei seiner Schwester und seiner Schwägerin aus 'der geistigen Welt'. Seine 'Mitteilungen aus dem Leben nach dem Tod' wurden von der Familie gesammelt und 2008 neu herausgegeben. Rudolf Steiner hielt diese Mitteilungen für authentisch."
Auf der Tafel neben seinem Grab im Schloßpark steht:
"Vielleicht hängt die Wahl des Bestattungsortes mit besonderen okkultistischen Neigungen zusammen."
Auch der ältere Bruder des Gefallenen, Friedrich Wend zu Eulenburg, Schloßherr auf Liebenberg bis 1945, Gutsnachbar von Hermann Göring, war Anthroposoph. Er setzte sich noch 1941 für die Christengemeinschaft ein (3-5). Harro Schulze-Boysen, verheiratet mit einer Enkeltochter Philipp zu Eulenburgs, hat sich mit Gleichgesinnten oft auf Schloß Liebenberg getroffen. Er stellte sich unter anderem gegen den Auslandseinsatz der Wehrmacht im Spanischen Bürgerkrieg, wobei er immer unter der Beobachtung der Gestapo stand. Für die Sowjetunion hat er sich womöglich aus ähnlichen Motiven begeistert wie der zuvor "rechtskonservative" Friedrich Hielscher. 1942 wurde er zusammen mit seiner Frau hingerichtet (8).
Abb. 2: Hans Lietzmann - Ausschnitt aus dem Altarbild in der Schloßkirche Liebenberg (Brandenburg) (1915) |
Das Altarbild in der Schloßkirche von Liebenberg stammt von Hans Lietzmann (1872-1955)(Wiki) (Abb. 1 und 2). Es entstand im Jahr 1915. Rechts neben dem gekreuzigten Christus steht ein römischer Soldat, ganz wirklichkeitsnah, "gegenwärtig", links ein trauernder Mann und eine trauernde Frau, ebenso wirklichkeitsnah und "gegenwärtig". Der gekreuzigte Jesus Christus dazwischen ist aschfahl und ganz "unwirklich" dargestellt, weit abseits der Erfahrung der Gegenwart, während - wie gesagt - der Soldat und die Trauernden sehr "wirklich" dargestellt sind. So als wollte der Maler - bewußt oder unbewußt - sagen: Was soll in dieser Zeit des Krieges und der Trauer uns - - - ein 2000 Jahre alter Jesus noch sagen? Wo wir doch so viel wirklichkeitsnäheres Erleben haben? Wo wir selbst mitten in einer Gegenwart stehen, in der täglich Menschen einen ähnlichen Tod sterben wie dieser aschfahle Christus da am Kreuz?
Hans Lietzmann ist vor allem als Landschaftsmaler am Gardasee bekannt geblieben. Während des Ersten Weltkrieges war er aber als Kriegsmaler eingesetzt. Seine Gemälde zu religiösen, biblischen Themen findet man, indem man die Suchworte "Hans Lietzmann Postkarte" nutzt.
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- Bading, Ingo: Liebenberg, 4.5.2020, https://youtu.be/vBv_0PWP7Nc
- https://anthrowiki.at/Sigwart
- http://www.mitteilungen-von-sigwart.com/
- https://en.wikipedia.org/wiki/Botho_Sigwart_zu_Eulenburg
- https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wend_zu_Eulenburg
- Uexküll: Nie geschaute Welten. Die Umwelten meiner Freunde, 1936, https://books.google.de/books?id=hgRoCQAAQBAJ
- https://studgenpol.blogspot.com/2014/05/frauen-um-adolf-hitler-ihr-okkultismus.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/Harro_Schulze-Boysen
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