Montag, 6. Januar 2020

Die Hohenzollern - Monarchiefreundliche Opposition gegen den NS-Staat

Das Haus Hohenzollern - Seit 1927 der Freimaurer-Kritik nahestehend und zugleich sich im Umfeld des logennahen "Stahlshelms" bewegend

Zusammenfassung: 1927 war der vormalige Kaiser Wilhelm II. "tief erschüttert" über das Buch "Vernichtung der Freimaurerei durch Enthüllung ihrer Geheimnisse" von Erich Ludendorff. Ähnliches galt für seinen ältesten Sohn, den Kronprinzen, und dessen ältesten Sohn, den Prinzen Wilhelm, sowie - vermutlich - auch andere Mitglieder des Hauses Hohenzollern. Dennoch bewegte sich die Kaiserfamilie in den Folgejahren im Umfeld des logennahen "Stahlhelms - Bund der Frontsoldaten". Einige Angehörige des Kaiserhauses bewegten sich auch im Umfeld jener "Neuen Nationalisten", die - vom Amt Abwehr gesteuert - vermutlich auf genau die gegenteiligen Zielsetzungen hinarbeiteten, die von den Hohenzollern angestrebt worden sind. Beide Trauzeugen des Prinzen Wilhelm aus dem Jahr 1933 haben 1944 und 1945 aufgrund ihrer oppositionellen Haltung gegen dem NS-Staat ihr Leben verloren. Niemand redet noch heute darüber. Denn sein Vater und sein Großvater hatten ihn aufgrund einer "nicht ebenbürtigen" Heirat von der Thronfolge ausgeschlossen, was auch noch aus der Sicht der heutigen Repräsentanten des Hauses Hohenzollern "richtig" war. Aber damit fördern sie nicht eine umfassende Beurteilung des Wirkens des Hauses Hohenzollern während des Dritten Reiches. Und auch niemand sonst scheint an einer solchen interessiert zu sein ...

Abb. 1: Kronprinz Wilhelm von Preußen und seine Schwiegertochter Dorothea von Salviati anläßlich der Taufe ihres ersten Kindes, seiner Enkelin Felicitas 1934 in der Villa Salviati in Bonn. Dorothea war Zeitzeugin der Staatsstreichpläne rund um ihren Ehemann im Sommer 1938, ihr Bruder und Trauzeuge wurde 1945 wegen Opposition hingerichtet, ihr zweiter Trauzeuge 1944.

Gliederung:

  • A. Bis 1918
  • B. 1919 bis 1933
  • C. 1933 bis 1945
  • D. Nach 1945

Seit dem Jahr 2019 findet eine auffalllend einheitliche Hetze gegenüber dem Haus Hohenzollern statt.  "Landstraß auf und Landstraß ab" in jeder sich nur halbwegs als "seriös" ansehenden - aber vermutlich doch nur von Hintergrundmächten gekauften - Hetz-Zeitung, möge sie nun Namen haben wie "Spiegel", "Süddeutsche", "Welt", "FAZ", "Focus", "Zeit" oder wie immer sonst alle diese vorgeblichen "Sturmgeschütze der Demokratie" heißen mögen. Vom "Sturmgeschütz" "#Böhmermann" ganz zu schweigen. Der konsternierte Beobachter ist fortlaufend veranlaßt zu fragen: Warum eigentlich? Woher dieser Haß? Woher dieser außerordentlich respektlose Tonfall? Während in den Illustrierten der gleichen Verlagshäuser zugleich alle regierenden Herrscherhäuer Europas seit Jahrzehnten mit so viel Wohlwollen behandelt und hofiert werden? Wie all die anderen "Stars" und "Sternchen" am Berühmtheitshimmel? Was ist da eigentlich los? Was tobt sich hier aus?

Welche Sorge besteht? Ist das Haus Hohenzollern immer noch nicht willfährig geworden den regierenden Mächten?

Oder ist so noch viel eher und wahrhaftiger und - unbezahlt - zu sagen: Getroffene Hunde bellen - ? Denn den Hohenzollern ist ja in Hintergrundgesprächen früherer Jahre immer ganz selbstverständlich ein Mitspracherecht angeboten worden bei der Darstellung ihrer eigenen Geschichte im gar nicht von den Hohenzollern selbst geplanten Hohenzollern-Museum in Berlin. Was kommt denn dabei heraus, wenn die Hohenzollern mitreden bei der Darstellung ihrer eigenen Geschichte?

Die Hohenzollern wissen von "Geheimgruppen", die Weltkriege vom Zaun brechen

Das kann seit spätestens 1965 nachgelesen werden. Man nehme dazu einfach nur einmal die Erinnerungen der jüngsten Tochter des letzten deutschen Kaisers in die Hand, der sanften, unbekümmerten, fröhlichen Prinzessin Viktoria Luise von Preußen (1892-1980) (Wiki). Sie lebte bis zum Jahr 1980. Und sie war Zeit ihres Lebens in Deutschland - und zumal im vormaligen Herzogtum Hannover-Braunschweig, in das sie 1913 als junge Frau eingeheiratet hatte - sehr beliebt. Sie galt daselbst als eine lebenslustige, tanzfreudige Person. Ihre Lebenserinnerungen - 1965 das erste mal erschienen -, haben seither über 15 Auflagen erlebt.  Aber was mag schon drinstehen in den Lebenserinnerungen einer solchen "unbedeutenden" Prinzessin? 

Nun. Da berichtet diese unbekümmerte Prinzessin etwa über die Bemühungen ihres Vaters im Juli 1914, den Frieden zu erhalten. Sie berichtet davon, daß ihr Vater seinen Bruder, den Prinzen Heinrich, nach England geschickt hatte in jenen kritischen Tagen, um mit König Georg persönlich zu reden. Der Prinz brachte das Wort des Königs von England mit nach Deutschland, daß England neutral bleiben würde, wenn tatsächlich ein Krieg ausbrechen würde. Dieses Wort hat König Georg nur wenige Tage später gebrochen. Die Prinzessin Viktoria Luise schreibt nun weiter und belehrt nachfolgende Generationen folgendermaßen (1):

"Als ich mich bei der Abfassung dieses Berichtes zwecks Überprüfung an meinen Vetter Sigismund, einen Sohn des Prinzen Heinrich, (...) wandte, fügte dieser seinem Bericht über die Aktion seines Vaters beim König von England die Bemerkung an: 'Wie sich herausgestellt hat, nutzten Familienbeziehungen oder gar Freundschaften unter den Monarchen Europas gar nichts. Die Geheimgruppen von Personen, welche hinter der Weltpolitik ihre Fäden zogen, waren so mächtig, daß familiäre Einflüsse gegen diese nicht aufkommen konnten, trotz aller Versuche.' "

Was für Worte.

Hat man jemals solche Worte gelesen - etwa - in Büchern von Angehörigen des britischen Königshauses? (Vielleicht war ja die Prinzessin Diana verdächtig, daß sie solche Worte irgendwann einmal niederschreiben könnte ...) Jedenfalls: Das kommt also heraus, wenn Hohenzollern ihre eigene Geschichte schreiben. Dabei könnte doch noch viel mehr herauskommen wie wir im folgenden darstellen wollen.

Aber dürfen wir denn wohl solche eben zitierten Worte lesen im künftigen Hohenzollern-Museum in Berlin? Nein, ganz bestimmt nicht. Die gekaufte "Meinungsfreiheit" und "Meinungsvielfalt" der Hetzpresse und des Hetzfernsehen muß viel mehr sehr, sehr laut bellen, damit niemand auf den Gedanken kommt, irgendjemand anderer könne mitsprechen, wenn es um die Geschichte der Hohenzollern geht außer diesen gekauften Hetzzeitungen und dem gekauften Staatsfunk und den vielen gut bezahlten Historikern auf den deutschen Lehrstühlen, die ihren "Mut" - etwa - im Historikerstreit des Jahres 1985 so glänzend zur Schau gestellt haben. Und deshalb wird allerseits so laut gebellt und wird überall so herumgepinkelt. Das Bellen und der Gestank sollen dazu führen, daß niemand mehr genauer hinschaut und hinhört und hinriecht ....  Wau - wau - wau. Nicht daß jemand auf die Idee käme, sich mit dem zu beschäftigen, was bei den Hohenzollern schon bis in die 1960er Jahre alles bekannt war:

"Die Geheimgruppen von Personen, welche hinter der Weltpolitik ihre Fäden zogen, waren so mächtig, daß familiäre Einflüsse gegen diese nicht aufkommen konnten, trotz aller Versuche."

Wer sich in der freimaurerkritischen Literatur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auskennt, fühlt sich beim Tonfall und der Intensität der gegenwärtigen Hohenzollern-Hatz ständig, geradezu reflexhaft erinnert an ein Wort, das schon im Dreikaiser-Jahr 1888, nachdem Kaiser Friedrich III. auf so mysteriöse Weise ums Leben gekommen war, im "Bulletin maçonnique de la Grande loge symbolique écossaise" (Bulletin) vom 2. September 1888 gestanden hatte zu der Tatsache, daß der damals junge Kaiser Wilhelm II., der soeben den deutschen Kaiserthron bestiegen hatte, sich - im Gegensatz zu seinem Großvater und seinem Vater - geweigert hatte, der Freimaurerei beizutreten (zit. n. Lüb. Kunterb.):

"Der junge Kaiser weigert sich, dem Bunde beizutreten. Wilhelm II. möchte Deutschland wieder zum Mittelalter zurückführen, er kann mit solchen Bestrebungen nur das Ende der Hohenzollern beschleunigen. Es ist kein weiter Weg von Ludwig XIV. zu Ludwig XVI. In unserem mit Elektrizität und Dampf arbeitenden Zeitalter wäre es leicht möglich, daß das Volk, um den Abstand zu verkürzen, einige Stufen überspränge. Wir Freimaurer werden uns nicht einschüchtern lassen. Weil der Kaiser sich nicht einweihen lassen will, werden wir das Volk einweihen; und wenn das Kaiserreich uns verfolgt, werden wir in Deutschland die Republik errichten."
Abb. 2: "Symbolisch-Schottische Großloge", 1884

Erneut: Was für Worte.

Nach der Meinung dieses linksanarchistischen Logenblattes also, das aber dennoch sich zugleich mit der Freimaurerei ganz allgemein identifiziert und auch in ihrem Namen ganz allgemein spricht, heißt es, eine moderne Gesellschaft in das Mittelalter zurückzuführen, wenn seine Regierenden nicht der Freimaurerei angehören.

Geht es noch elitär-schönseliger, männerbündlerischer als hier formuliert? Was für eine bodenlose Frechheit.

Aber mehr noch umgekehrt: Welche Angst steht hinter diesen Worten? Die Freimaurer scheinen schon Anlaß zu sehen, "eingeschüchtert" sein zu müssen, wenn ein regierendes Haupt nicht ihrem "erlauchten Bunde" angehört.

Was für ein Geist.

Es handelt sich - um im Klartext zu sprechen - um emphatische, fanatische Worte. In ihnen sind Menschenhaß und Menschheitsverbrechen enthalten. Da versteht man dann schon, warum die Freimaurer Sorge haben, daß man sie verfolgen könnte. Wenn sie doch nur verfolgt wären, ausreichend kritisch betrachtet worden wären, wenn ihr Wirken ausreichend ins helle Licht des Tages gestellt worden wäre - und würde. Stattdessen aber hat Kaiser Wilhelm II. noch 1913 mit ihnen zusammen (und ohne daß damals Nichtfreimaurer irgend etwas geahnt hätten) den größten Freimaurertempel der Welt eingeweiht, das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig (siehe andere Beiträge hier auf dem Blog).

Davon jedenfalls, daß die Freimaurerei in Deutschland vor 1918 "verfolgt" worden wäre, davon ist weit und breit nichts zu sehen und zu hören. Es drängt sich aber sehr deutlich der Eindruck auf, daß die heutige Hetze, daß der in den Mainstream-Medien versammelte Hohn gegenüber dem Haus Hohenzollern einer irgendwie sehr ähnlichen Gefühlslage zu entspringen scheinen, aus der die eben zitierten Worte einstmals gespeist gewesen sind. Vermutlich war dieses Wort auch Wilhelm II. selbst bekannt, sowie seinen Brüdern, Neffen und Nichten, sowie seinem ältesten Sohn und dessen Söhnen, vielleicht Enkeln, vielleicht Urenkeln.

Denn nichts hat sich ja klarer und deutlicher "bewahrheitet" als diese Prophezeiung, diese Drohung. In der Züricher Zeitschrift "Schweizerbanner", die nach dem Freimaurer-Lexikon von 1932 die Freimaurerei "im Geiste Ludendorffs" bekämpfte (Freimaurer-Wiki), hieß es am 19. Januar 1929 dementsprechend (zit. n. Lüb. Kunterb.):

"Von den Kaisern von Deutschland war Wilhelm II. der erste, der nicht Freimaurer war.  Es fragt sich immer, ob die Karte Europas heute nicht ganz anders sein würde als sie ist, wenn der Kaiser Freimaurer gewesen wäre."

Die erwähnte "Grande Loge symbolique écossaise (GLSE)" (Wiki), die 1880 gegründet worden ist, hat politisch extrem links und anarchistisch eingestellte Menschen gesammelt. Zu ihr gehörte etwa der französische Handelsminister von 1895/96 Gustave Mesureur (1847-1925) (Wiki). Außerdem dürfen in solchen Logen natürlich niemals die - ihnen offenbar sehr wichtigen - "namhaften" Okkultverblödeten fehlen. In diesem Falle wird uns der Schweizer Oswald Wirth (1860-1943) (Wiki) genannt.

Im weiteren Verlauf dieses Beitrages soll nun darauf hingewiesen werden, daß der deutsche Kronprinz Wilhelm von Preußen (1882-1951) (Wiki) Zeit seines Lebens ein sehr freundschaftliches, verehrendes Verhältnis zu dem bedeutendsten Freimaurerkritiker aller Zeiten innegehalten hat, das heißt zu Erich Ludendorff. Zu jenem Erich Ludendorff, von dem er, der Kronprinz, als Heeresgruppenführer an der Westfront von 1916 bis 1918 seine Befehle erhalten hatte. Es soll darauf hingewiesen werden, wie der Kronprinz Wilhelm dieses freundschaftliche, verehrende Verhältnis auch noch gegenüber der Witwe Erich Ludendorffs bis mindestens zum Jahr 1941 beibehielt. Und es sollen in diesem Beitrag nach und nach mehr Hinweise für eine etwaige freimaurerkritische Haltung innerhalb der Familie Hohenzollern bis heute gesammelt werden. Ebenso unter Historikern, die sich mit solchen Themen beschäftigen. Da wäre etwa der Historiker Wolfram Pyta zu nennen, der in seiner verdienstvollen Hindenburg-Biographie nicht nur herausgearbeitet hat, daß Hindenburg ein bloßer "Vordergrund-Militär" war ohne alle eigenen militärischen Verdienste, sondern der neuerdings auch die Rolle des Kronprinzen Wilhelm herausgearbeitet hat, als es ihm darum ging, in Zusammenarbeit mit monarchiefreundlichen Kräften ein Gegengewicht zu bilden gegenüber der Diktatur des Nationalsozialismus (2, 15).

Der Kronprinz hat in seinen Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg (3) sehr viele Seiten seiner Sicht auf das Wirken Erich Ludendorffs zwischen den Jahren 1916 und 1918 als Leiter der deutschen Gesamtkriegsführung gewidmet. Diese konnte er - als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz im Westen - aus nächster Nähe mitverfolgen. Aus Anlaß des Todes von Erich Ludendorff schrieb er am 20. Dezember 1937 dementsprechend an die Witwe (siehe unten), daß ihn "viele unvergeßliche Erlebnisse" mit Erich Ludendorff verbinden würden. Aufgrund derselben hat der deutsche Kronprinz Zeit seines Lebens ein viel herzlicheres Verhältnis zu Erich Ludendorff gepflegt als alle übrigen Söhne des Kaisers. Auch Erich Ludendorff hat dem Kronprinzen in seinen Kriegserinnerungen ehrende Worte gewidmet (4).

Aber erst nach dem Tod des Kronprinzen im Jahr 1951 machte die Witwe Erich Ludendorffs die Öffentlichkeit auf den Umstand aufmerksam, daß der Kaiser Wilhelm II. in seinem Exil in den Niederlanden und sein ältester Sohn, der Kronprinz, die freimaurerkitischen Schriften Erich Ludendorffs ab 1927 mit sehr großem Interesse und mit sehr großer Zustimmung gelesen haben (siehe unten). Von den Angehörigen welchen europäischen Herrscherhauses könnte derartiges sonst noch gesagt werden? Ist von diesen gegenwärtig nicht ganz anderes, völlig Gegenteiliges in der Presse zu lesen?

1972 ist sogar bekannt geworden, daß der deutsche Kronprinz nach seinem Geburtstagsbesuch bei Erich Ludendorff am 9. April 1935 in Tutzing mit Begeisterung über die Philosophie Mathilde Ludendorffs an seinen Vater in Doorn berichtet hat (siehe unten). Im vorliegenden Beitrag sollen deshalb nach und nach alle vorliegenden Hinweise auf das Verhältnis zwischen dem deutschen Kronprinzen und dem Ehepaar Ludendorff zusammengetragen werden, bzw. alle Hinweise auf hintergrundpolitikkritische Äußerungen aus dem Hause Hohenzollern und seinem Umfeld.

A. Bis 1918

Der Thronfolger in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg

Wie in Monarchien üblich, war das Haus Hohenzollern in Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg außergewöhnlich populär. Jeder kannte damals den deutschen Kronprinzen. Und zwar mindestens ebenso gut wie heute der Thronfolger von England bekannt ist und seine Söhne. Und so waren der deutsche Kronprinz und seine Sportbegeisterung im Jahr 1914 auch in aller Munde.

Abb. 3: "Unser Kronprinz", vor 1914

Zur allgemeinen Kennzeichnung sei einleitend zunächst einmal nur gesagt, daß der Deutsche Kronprinz bis 1914 in der deutschen Öffentlichkeit einfach als harmloser, sportbegeisterter Zeitgenosse galt. Als er Anfang 1914 zeitweise im Gebäude des Deutschen Generalstabs in der dortigen vormaligen Privatwohnung des Generals von Moltke des Älteren wohnte (also an der Stelle des heutigen Bundeskanzleramtes in Berlin), spießte der Karikaturist E. Wilke in der Satire-Zeitschrift "Jugend" diesen Umstand auf: Im Bildrahmen zu einem ehrwürdigen Gemälde Moltkes ließ er Karten eingesteckt sein zu: "Polo-Match", "Einladung zum Cabaret Oho", "Abonnement Circus Busch", "Metropol-Theater, Mittel-Loge", "Programm 6-Tage-Rennen", "Hockey-Match" und anderes mehr (5). Mit diesem heiteren, unbedarften Leben der Vorkriegszeit hatte es im August 1914 ein jähes Ende.

Der Kronprinz im Ersten Weltkrieg

Der Kronprinz Wilhelm war dann über den ganzen Ersten Weltkrieg hinweg nomineller militärischer Oberbefehlshaber der Heeresgruppe "Deutscher Kronprinz" an der Westfront. Die eigentliche Generalstabsarbeit haben bei ihm Generalstabsoffiziere gemacht, nicht der Kronprinz selbst. Erich Ludendorff schrieb 1919 in seinen Kriegserinnerungen (4, S. 16):

Besonders gern denke ich an meine Beziehungen zum Hauptquartier des Deutschen Kronprinzen. Der Kronprinz zeigte viel Verständnis für den militärischen Beruf und stellte kluge, sachgemäße Fragen. Er liebte den Soldaten und bekümmerte sich um die Truppe. Er war nicht für den Krieg, sondern sprach für den Frieden. Dies blieb richtig, auch wenn andere das Gegenteil behaupten. Der Kronprinz hat stets bedauert, daß er für seinen Beruf als späterer Kaiser nicht genügend vorbereitet wurde, und hat sich alle mögliche Mühe gegeben, dies nachzuholen. Er meinte mir gegenüber, er habe es schlechter als ein Facharbeiter. Auch hat er eine Denkschrift darüber ausgearbeitet, die er seinem kaiserlichen Vater und dem Reichskanzler überreichte. Dem Kronprinzen haben seine Äußerlichkeiten geschadet, er war mehr, als er hiernach schien.

Genau diesen Eindruck, daß der Kronprinz mehr war als an seiner äußeren Lebensführung ablesbar gewesen wäre, erhält man tatsächlich, um so mehr man sich mit dem Leben des Kronprinzen beschäftigt (etwa anhand von: 2, 3).

Abb. 4: Kronprinz Wilhelm von Preußen und Graf Schulenburg vor dem Kartentisch, 1917

Weiter schrieb Ludendorff über ihn (4, S. 23):

Er widmete sich ernst und mit Eifer seinen Aufgaben und zeigte gleichzeitig gutes militärisches Verständnis und Blick für große Lagen.

Über den Angriff auf Verdun schrieb Ludendorff was noch am ehesten über den Kronprinzen bekannt ist (4, S. 191):

Der Deutsche Kronprinz hatte sich schon sehr frühzeitig für die Einstellung des Angriffs ausgesprochen.

Sowie (4, S. 208):

Der Kronprinz war über die Einstellung des Angriffs auf Verdun in hohem Maße befriedigt, es wäre ihm damit ein langgehegter Wunsch erfüllt worden. Er streifte dann andere Fragen und betonte auch mir gegenüber seinen Wunsch nach Frieden; wie dieser aber von der Entente zu erlangen sei, sagte er mir nicht.

Die Art, wie der Kronprinz in seinen eigenen Erinnerungen umgekehrt auf Ludendorff blickte, soll an dieser Stelle künftig noch nachgetragen werden.

Es sollte auch bald der älteste Sohn des Kronprinzen in diesem Verhältnis eine Rolle spielen. Dabei handelt es sich um den Prinzen Wilhelm von Preußen (1906-1940) (Wiki, Wiki Com., Kaiserl. Samml.).

Abb. 5: Der Kronprinz und sein ältester Sohn bei einer patriotischen Veranstaltung

1911 wurde dem Deutschen Kronprinzen vom Kaiser das Husarenregiment in Danzig-Langfuhrübergeben. Aus jenem Jahr haben sich auch Filmaufnahmen von dem dortigen Regiment in seinen aufsehenerregenden Husarenuniformen erhalten. Die Kronprinzen-Familie hat vermutlich in einem herzlichen Verhältnis zu dem General von Mackensen gestanden, der dieses Regiment befehligte.

Im Jahr 1913 war Wilhelm, der älteste Sohn des Kronprinzen-Paares, neun Jahre alt. Und damals brachte die Presse eine Fotografie, auf der der Prinz zu Pferd (aber in Zivil) den General von Mackensen während des Exerzierens begrüßt (Alamy). Die Erläuterung zu diesem Foto lautete (Die Woche, 1913, S. 1486):

Prinz Wilhelm von Preußen, der älteste Sohn des Kronprinzenpaares, und General von Mackensen beim Regimentsexerzieren in Langfuhr.

B. 1919 bis 1933

September 1925 auf Gut Markienen in Ostpreußen

Es seien nur einige weitere Lebensstationen und Eindrücke herausgegriffen. Am 9. September 1925 traf der genannte Prinz Wilhelm zusammen mit seinen Eltern den General Mackensen wieder auf dem Gut Markienen des Herrn von Berg in Ostpreußen, des vormaligen Oberpräsidenten von Ostpreußen und des nunmehrigen Hausministers des Hauses Hohenzollern. 

Von Berg war ein Jugendfreund des letzten Kaisers. Er hat ihn im Herbst 1918 in den politisch aufwühlensten Zeiten beraten. (Das ist an anderer Stelle von uns ausführlicher behandelt worden.) Ein Jahr später erinnerte man sich an dieses Zusammentreffen, weil sich auf diesem jene Geschehnisse anbahnten, die am 1. Oktober 1926 zur Entlassung des Reichswehr-Chefs, Generals von Seeckt führten. Seeckt hatte dem Kronprinzen-Sohn Wilhelm nämlich als Folge der Gespräche in Markienen die Teilnahme an einem Reichswehr-Manöver in Uniform erlaubt. Das war ein Frevel. Die Weimarer "Demokraten" waren empört. Das "böse" monarchische Unrechtssystem erhob drohend und unheilvoll erneut sein Haupt, wurde als Eindruck vermittelt. Diese Empörung mußte ... (S. 214)

... Reichswehrchef von Seeckt erfahren, als er 1926 dem ältesten Sohn des Kronprinzen die Teilnahme an einem Manöver erlaubte. Mackensen kannte das militärische Faible jenes Prinzen Wilhelm noch vom Danziger Paradefeld, wo der halbwüchsige Reiter begeistert vor ihm salutiert hatte. Für Mackensen und seine Gattin hatte es im Vorjahr bei einer Ostpreußenreise auf dem Gut von Friedrich von Berg-Markienen, dem Generalbevollmächtigter des preußischen Königshauses und Vorsitzenden der Deutschen Adelsgesellschaft, ein "sehr herzliches" Wiedersehen mit dem Kronprinzenpaar und dessen Söhnen Wilhelm und Louis Ferdinand gegeben. Nach einem vierstündigen Zusammensein charakterisierte Mackensen die beiden Prinzen, von denen der Jüngere von 1951 bis 1994 der Chef der Hohenzollernfamilie wurde: "Sichere Ruhe und verständige Redeweise des Älteren. Der zweite mag elastischeren Geistes sein; er ist zweifellos ein sehr begabter Kopf und eigener Wille. Wilhelm ist ganz Preuße und Soldat im Denken und Auftreten, Louis Ferdinand international im besten Sinne des Wortes und vielleicht ein zukünftiger 'königlicher Kaufmann' im Bismarckschen Sinne." In diesem Fall verwarf Mackensen einmal ... ... [nur als Google-Bücher-Ausschnitt zitiert]

So war zu jenem Zeitpunkt noch die Zukunftserwartungen an die ältesten Kaiserenkel.

Wir erfahren (22, S. 158):

Prinzen des königlichen Hauses traten seit 1929 als Mitglieder des "Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten" in Erscheinung. Am Stahlhelm-Tag in München im Juni 1929 nahmen fünf Söhne des Kaisers teil.

Auch die drei Söhne des Kronprinzen wurden Mitglieder des "Stahlhelm". Auf Pressefotos sind sie immer einmal wieder zu sehen, so 1930 (womöglich auf dem Tempelhofer Feld in Berlin) (Süddt):

Adlige bei einem Stahlhelm-Treffen, 1930 - Auf der Tribüne des Stahlhelm-Treffens auch Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha sowie Prinz Wilhelm von Preußen. 

Oder 1932 (Süddt):

Kronprinz Wilhelm von Preußen am Stahlhelmtag in Perleberg, 1932 - Bildtext: "Anläßlich des 10jährigen Bestehens der Stahlhelm-Ortsgruppe Perleberg besuchte der Kronprinz (re. im hellen Trenchcoat) die brandenburgische Kleinsta​dt. Hier wird er von seinem Sohn Prinz Wilhelm von Preußen (2.v.r.) vor dem Hotel 'Deutscher Kaiser' begrüßt.

Abb. 6: Der vormalige Kaiser Wilhelm II. (Mitte) mit seinem ältesten Sohn Kronprinz Wilhelm von Preußen (links) und seinem ältesten Enkel Wilhelm Prinz von Preußen (rechts), Doorn 1927

 Nun aber zu den zentraleren Ausführungen des Beitrages.

Der Kaiser tief erschüttert über das Buch "Vernichtung der Freimaurerei" (1931)

1957 berichtete die Witwe Erich Ludendorffs, Mathilde Ludendorff, in ihrer Zeitschrift "Der Quell" (6) (Hervorhebung nicht im Original):

Ende Juni erhielt ich eine Nachricht, die mir sehr lieb ist. Herr Walter Kahlewey, der in der Schlacht bei Tannenberg das Augenlicht verloren hat und später mit dem Feldherrn in Freimaurerangelegenheiten eng zusammengearbeitet hat, sandte einen Brief, den Frau L. Döring, Hann. Münden geschrieben hat. In ihm berichtet sie über die Wirkung, die das Werk des Feldherrn "Vernichtung der Freimaurerei" auf Kaiser Wilhelm in Doorn gemacht hat. Ich möchte diese Worte im Wortlaut unseren Lesern bekannt geben: 
"Prinz Wilhelm, der älteste Sohn des Kronprinzen, sagte mir 1931 in Königsberg, daß dieses Werk des General Ludendorff den Kaiser in Doorn tief erschüttert habe. Mit diesem Werk habe sich Ludendorff wieder unsterblich gemacht." 
Prinz Wilhelm fiel im Frankreich-Feldzug 1940.

Die Worte des Prinzen Wilhelm scheinen nahezulegen, daß er die mitgeteilte Sichtweise seines Großvaters ebenfalls teilte.

Abb. 7: Der Kronprinz mit seinen drei Söhnen, die die Uniform des Stahlhelms tragen - Rechts vom Vater sein ältester Sohn (1929 oder später)

Mathilde Ludendorff schrieb 1957 weiter (6):

Wenn ich bedenke, wie sehr des Kaisers Brief an den sterbenden Feldherrn ihm damals eine Freude war, so erfahre ich jetzt in tiefer Freude, daß das Werk "Vernichtung der Freimaurerei" dem Kaiser offenbar die Augen über die Urheber des Zusammenbruchs trotz aller Siege des Feldherrn geöffnet hat. Hiermit ist es auch geklärt, weshalb der Kronprinz bei seinem Besuche in unserem Hause anläßlich des 70. Geburtstages des Feldherrn so voll überzeugt war von der Gefahr der überstaatlichen Mächte und deshalb auch - nach dem Hohenzollern-Rechte hierzu befugt - seinen Söhnen verboten hatte, in die Loge einzutreten.

In den gleichen Zeitraum wird fallen, worüber Mathilde Ludendorff ein Jahr später in derselben Zeitschrift berichtete (7):

Prinz Wilhelm, der älteste Sohn des Kronprinzen, der in Frankreich im 2. Weltkrieg an der Front gefallen ist, antwortete im kleinen Kreise, als gesagt wurde, daß die ganze Öffentlichkeit General Ludendorff nun totschwiege, seit er den Kampf gegen die Freimaurerei aufgenommen habe: "Die Welt habe von Ludendorffs Buch 'Vernichtung der Freimaurerei' usw. mit Entsetzen Kenntnis genommen. Ludendorff habe das große Verdienst, daß er diese Veröffentlichungen mit seinem unsterblichen historischen Namen gemacht habe."

April 1932 - Das 50-jährige Dienstjubiläum Ludendorffs

In ihren Lebenserinnerungen berichtet Mathilde Ludendorff über den 15. April 1932 (Bd. VI, S. 252):

Es sollte in diesem Jahre der Tag würdig gefeiert werden, an dem der Feldherr vor 50 Jahren Soldat geworden war, der 15. 4. 1932. (...) Außer den Mitkämpfern kümmerte sich überhaupt niemand um dieses militärische Jubiläum des größten Soldaten des Weltkrieges. Nur der Kronprinz dachte an den Tag, telegraphierte und bedauerte es sehr, nicht kommen zu können.
Abb. 7a: "Der Kronprinz und die Nazis" (August 2021)

Jüngst erst hat Wolfram Pyta darauf hingewiesen, daß es Ende 1932 ein informelles Bündnis gegeben hat zwischen dem vormaligen Reichskanzler Heinrich Brüning, dem damaligen Reichskanzler Kurt von Schleicher, Gregor Strasser und dem Deutschen Kronprinzen, um eine Machtübergabe an Adolf Hitler zu verhindern (2, 15). 

Ende 1932 - Nationalsozialismus verhindern oder einhegen

Diese Vorgänge hat auch Erich Ludendorff damals sehr scharf beobachtet und in seiner Wochenzeitung behandelt. Es wäre noch einmal herauszuarbeiten, ob nicht zu berücksichtigen ist, daß einige der hier Genannten seine Wochenzeitung "Ludendorffs Volkswarte" gelesen haben und daß ihr Handeln auch von dem dort Mitgeteilten und Bewerteten mitgeleitet gewesen ist. 

Gregor Strasser hatte bis 1925 in gutem Verhältnis zu Erich Ludendorff gestanden, der Kronprinz sowieso (siehe dazu etwa auch: " 'Osthilfe-Skandal' von 1932/33 - entscheidend für die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler" - GA-j!, Teill 1, GA-j!, Teil 3).

[Ergänzung 18.8.21] Inwieweit die Pläne rund um Kurt von Schleicher in einem vor einer Woche erschienenen Buch von Lothar Machtan (36) (Abb. 7a) eine Rolle spielen, ist zunächst nicht zu erfahren. Im Klappentext wird als Zitat des Deutschen Kronprinzen gebracht (36):

"… wenn ich zum Reichspräsidenten gewählt würde, und ich Hitler zum Reichskanzler mache. Dann habe ich das Heft in Händen".

Der Reichspräsident hatte ja verfassungsrechtlich tatsächlich eine große Macht, für den Fall, daß er sie nutzte. Und der Kronprinz war sicherlich nicht der einzige, der glaubte, den Nationalsozialismus "einhegen" zu können. Die These des Buches wird dahingehend zusammen gefaßt, daß der Kronprinz (37) ...

... zum Aufstieg Adolf Hitlers an die Macht nichts Wesentliches beitragen konnte. Er wurde nicht gebraucht, 1933 dann erst recht nicht mehr. Aus "Torschlusspanik" machte er sich dann, wie Machtan schreibt, "unaufgefordert zum royalen Aushängeschild des Dritten Reiches", ...

Die These des Buches wird dahingehend zusammengefaßt (37), ...

... daß des Prinzen Hilfe für die Nazis den Lauf der Geschichte sehr wenig beeinflußte.

Damit gäbe es keine "erhebliche Vorschubleistung" für den Nationalsozialismus von Seiten der damaligen Hohenzollern. Bei Berücksichtigung der Thesen von Pyta scheint uns aber auch diese These noch als zu undifferenziert. Diese ganzen Umständen muß an dieser Stelle künftig noch genauer nachgegangen werden.

C. 1933 bis 1945

Prinz Wilhelm von Preußen im Umfeld des "Stahlhelm"

Der Ludendorff-Verehrer Wilhelm Breucker hat in seinem Ludendorff-Buch (8) eine Frage Erich Ludendorffs über den ältesten Sohn des deutschen Kronprinzen im Juni 1933 erwähnt. (Über Breucker insgesamt: Stud.gr. Nat. 2013.)

Abb. 8: Prinz Wilhelm von Preußen (Wiki Commons) 1926/27

Breucker berichtet unter anderem (8, S. 113):

Als sich der älteste Sohn des deutschen Kronprinzen, der später im 2. Weltkriege gefallene Prinz Wilhelm von Preußen mit Fräulein Dorothea v. Salviati in Bonn verlobte, frug Ludendorff bei mir, der ich damals in Bonn lebte, mißtrauisch an: "Ist die Familie Salviati katholisch oder protestantisch?" Ich antwortete: "Ihren Artikel 'Die Hohenzollern in den Händen Roms' müssen Sie in der Schublade behalten, die Familie Salviati ist einwandfrei portestantisch."

Das wird sich im Juni 1933 zugetragen haben. Über den Prinzen Wilhelm von Preußen (1906-1940) (Wiki, Wiki Com., Kaiserl. Samml.) heißt es auf Wikipedia:

Am 3. Juni 1933 heiratete er Dorothea von Salviati (* 10. September 1907 in Bonn; † 7. Mai 1972 in Bad Godesberg), eine Ehe, die nach dem hohenzollerschen Hausgesetz als nicht ebenbürtig eingestuft wurde. Wilhelm verzichtete daher auf sein Erstgeborenenrecht und damit auf eine mögliche Thronfolge.

Der letzte Satz dürfte nicht ganz richtig sein. Denn letztlich scheinen es alle Beteiligten offen gelassen zu haben wie sie die Anrechte auf den Thron bewerteten für den Fall, daß es einmal soweit käme. Der ehemalige Kaiser in Doorn als noch Maßgebender setzte ab diesem Zeitpunkt allerdings auf den Bruder des Prinzen Wilhelm, auf den Prinzen Louis Ferdinand als Thronfolger. Als wie berechtigt man das Interesse Erich Ludendorffs an dem Handeln und Schicksal des Prinzen Wilhelm auch heute noch wird ansehen müssen, geht aus dem weiteren Satz auf Wikipedia hervor (Wiki):

Für den monarchisch-konservativen Teil der Opposition gegen das NS-Regime galt Wilhelm als Hoffnungsträger.

Als solcher galt übrigens auch der Prinz Louis Ferdinand, nachdem sein Bruder 1940 gefallen war. Deshalb hielt der dubiose Geheimdienstmann Otto John während des Zweiten Weltkrieges die Verbindung zu Louis Ferdinand aufrecht.

Abb. 9: Vermählung des Prinzen Wilhelm von Preußen am 3. Juni 1933 - zweite Reihe, erster von links H.-J. von Blumenthal, ganz hinten links Hans-Viktor von Salviati - Prinz Wilhelm und Blumenthal tragen Stahlhelm-Uniform - Weitere Geschwister von Dorothea waren: Irma von Salviati, Ulrich von Salviati, Adolf Wilhelm von Salviati (Geni)

Sicherlich wäre es wertvoll, einmal noch mehr Daten zur Person und zum Leben dieses früh gefallenen antinationalsozialistischen "Hoffnungsträgers" der Hohenzollern zusammenzustellen.

Prinz Wilhelm - umschwärmt von logennahen Kreisen (1930 bis 1940)

Die Familie von Salviati (Wiki) war um 1740 aus Italien nach Preußen eingewandert und 1830 geadelt worden. Sie  hat über viele Generationen hinweg Ehefrauen aus dem deutschen Bürgertum geheiratet und war eine deutsche Familie geworden. 

Der engste Freund des Prinzen Wilhelm war Hans-Jürgen Graf von Blumenthal (1907-1944) (Wiki, engl), der 1933 auch der Trauzeuge des Prinzen war. Prinz Wilhelm hat seit 1918 in auf dem Cecilienhof in Potsdam gelebt. Er besuchte gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Louis Ferdinand und mit dem ein Jahr jüngeren Grafen Blumenthal (Wiki) das dortige Städtische Realgymnasium. Das Gebäude dieser Schule hat sich bis heute erhalten. Heute befindet sich in ihm das Einstein-Gymnasium. Die Erinnerung an Prinz Wilhelm und Graf Blumenthal als Schüler dieser Schule scheint dort völlig vergessen zu sein, während der Prinz Louis Ferdinand dem Namen nach genannt wird (Potsdam-Wiki, Einst.-Gymn.).

Graf Blumenthal war um 1931 herum Adjutant des Bundesführers des "Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten". Dieser Bundesführer war Theodor Duesterberg (1875-1950) (Wiki). Duesterberg bekam deshalb Einfluß auf Lebensentscheidungen des Prinzen Wilhelm. Bei genauerer Betrachtung wird deutlich, daß fast der gesamte engere Personenkreis um den Prinzen Wilhelm zum militärischen Widerstand gegen Hitler gehörte, daß aber gerade deshalb dieser Personenkreis hinwiederum "eingekreist" war von elitären, logennahen und geheimdienstnahen Mittelsmännern und Ratgebern. 

Der Geheimdienstmann Friedrich Wilhelm Heinz (1899-1968) (Wiki) war auf den Prinzen Wilhelm angesetzt, der Geheimdienstmann Otto John (1909-1997) (Wiki) war - nach dem Tod des Prinzen Wilhelm und während des Zweiten Weltkrieges - auf den Prinzen Louis Ferdinand angesetzt. Der Enkel des genannten Hans-Jürgen Graf von Blumenthal schreibt über seinen Großvater (16):

Blumenthal wuchs in Potsdam im Umfeld des kaiserlichen Hofes auf. Für den Prinzen Wilhelm, ältester Sohn des Kronprinzen, war er zeitlebens wie ein Bruder. (...) Als Student unternahm er von Oktober bis Dezember 1930 eine Debattenreise durch die USA, besuchte Universitäten in 12 Bundesstaaten, traf Politiker, Schriftsteller, Historiker, Journalisten und Offiziere. In Vorträgen kritisierte er Versailler Vertrag und Young-Plan scharf. Gegen seine von der amerikanischen Öffentlichkeit positiv aufgenommenen Äußerungen protestierte der deutsche Botschafter offiziell über das Auswärtige Amt wegen "nationalistischer Agitation" Blumenthals und erklärte ihn "für Missionen im Ausland aus Gründen der Gefährdung der Republik für ungeeignet". Hans Jürgen bemerkte, das empfände er als Anerkennung. (...)  In den Führern der NSDAP sah er "Perverse" mit "Freude am Quälen", ein "Geschwür", das "ausgedrückt" werden müsse, bevor es "die ganze nationale Front vereitert". Am 4. Dezember 1932 unternahm er in "Der Stahlhelm" einen journalistischen Frontalangriff auf Hitler, der mit folgenden Sätzen endet: "Darum Schluß mit dem Wahn von der Berufenheit der NSDAP, Schluß mit dem Aberglauben an den Wundermann Hitler! Es geht nicht um Parteien und Personen; es geht um Deutschland!". Bereits im Zusammenhang mit dem sogenannten Röhm-Putsch vom 30. Juni 1934 sollte Blumenthal daher ermordet werden. Nur durch Zufall überlebte er. Seine Mutter schreibt, "Hitler verfolgte meinen Sohn mit glühendem Haß". 1938 beteiligte sich Hans-Jürgen, seit Ende 1935 Berufssoldat, an einer militärischen Verschwörung mit dem Ziel, Hitler zu töten.

Es mag von Wert sein, die Meinungen und Aktivitäten des Grafen Blumenthal in Beziehung zu setzen zu den zeitgleichen Aktivitäten des Kronprinzen Wilhelm um 1932/33 wie sie von Wolfram Pyta herausgearbeitet worden sind. 1927 zog die Familie Blumenthal nach Neustrelitz, wo Jürgen Graf von Blumenthal dann das Abitur ablegte (16). Er war auch ein Cousin eines der Helden des Ersten Weltkrieges, nämlich des deutschen Kolonialtruppenfühers Paul von Lettow-Vorbeck. Auf dem englischen Wikipedia ist festgehalten (Wiki):

Zwischen Mai 1928 und Juli 1930 war Lettow-Vorbeck als Reichstagsabgeordneter der monarchistischen DNVP tätig, er verließ sie, nachdem Alfred Hugenberg Führer dieser Partei wurde. Lettow-Vorbeck trat der ("liberaleren") Deutschen Volkspartei bei und ließ sich 1930 von ihr zur Wahl aufstellen (...). Allerdings erhielt er nicht genügend Stimmen. Er hatte großes "Mißtrauen gegenüber Hitler und seiner Bewegung" und sprach seinen Verwandten Hans-Jürgen von Blumenthal an mit dem Gedanken, ein Bündnis mit dem Stahlhelm gegen die Nationalsozialisten zu bilden. Dies resultierte im "Vorbeck-Blumenthal-Pakt".
Between May 1928 and July 1930, Lettow-Vorbeck served as a Reichstag deputy for the monarchist German National People's Party, which he left in 1930, after Alfred Hugenberg became the party leader. Lettow-Vorbeck then joined the Conservative People's Party and ran for it in the election of 1930, where he gained the best result of the party in his electoral district of Upper Bavaria, but was not re-elected. He intensely "distrusted Hitler and his movement,"[56] and approached his relative Hans-Jürgen von Blumenthal with an idea to form a coalition with the Stahlhelm against the Nazis. This resulted in the Vorbeck-Blumenthal Pact. 

(Siehe auch: Wiki.) Zu einem solchen "Vorbeck-Blumenthal-Pakt" finden sich vorderhand nicht so viele Angaben in der Literatur (weder auf Google Bücher noch im Internet). Graf Blumenthal dürfte sich über diese Gedanken und Pläne auch mit dem Prinzen Wilhelm unterhalten haben. Graf Blumenthal arbeitete mehrere Jahre als Redakteur für die Zeitschrift des "Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten". 1935 steuerte zu einem Gedenkbuch über diesen Soldatenbund den Beitrag bei "Werden und Wesen des Jungstahlhelms" (28). Wir erfahren (29, S. 45):

Im Stahlhelmstudentenring Langemarck bildete sich im Sommer 1933 mit Friedrich Wilhelm Heinz, dem ehemaligen Ehrhardt-Anhänger Eberhard Scherbening und Hans-Jürgen Graf Blumenthal, ehemaliger Adjutant Duesterbergs, ein kleiner Oppositionszirkel. Um ihn gruppierte sich der jungkonservative, Duesterberg nahestehende Teil der Langemärcker, unter ihnen auch der älteste Enkel des Kaisers, Prinz Wilhelm von Preußen. Hier entstanden erste Grundlagen für den späteren nationalkonservativen Widerstand.

Eberhard Scherbening gehörte zum engeren Kreis rund um Friedrich Hielscher und war Geschäftsführer jenes "Vormarsch-Verlages", der ab 1928 die Zeitschrift "Der Vormarsch" von Seiten ihres Schriftleiters Friedrich Hielscher herausgab (18, S. 394):

Eberhard Scherbening, geb. 19.2.1904 in Stettin, Journalist, Geschäftsführer des "Vormarsch-Verlages", Herausgeber der "Politischen E.-Briefe", unterhielt Verbindungen zu dem Journalisten und Röhm-Intimus Georg Bell.

Dieser Kreis schmiedete dann Staatsstreichpläne im Zusammenhang mit der Septemberverschwörung des Jahres 1938 (Wiki). Hierbei spielte der weitere Freund des Prinzen Wilhelm, Friedrich Wilhelm Heinz (1899-1968) (Wiki) eine Rolle (18, S. 430). Das Buch "Nationalsozialisten gegen Hitler - Die nationalrevolutionäre Opposition um Friedrich Wilhelm Heinz", das im Jahr 2000 erschienen ist, referiert (lt. Berlingeschichte.de)

1935 geht er (Friedrich Wilhelm Heinz) zur Abwehr unter Wilhelm Canaris, findet Anschluß an oppositionelle Kreise um Hans Oster und entwickelt 1938 in Absprache mit diesem und mit Sozialdemokraten wie Wilhelm Leuschner und Hermann Maass Staatsstreichpläne, die zu einer konstitutionellen Monarchie unter Prinz Wilhelm von Preußen führen sollen.

Wir erfahren (29, S. 47f):

Heinz vermittelte Gespräche zwischen Oster und führenden Sozialdemokraten wie Hermann Maas und Wilhelm Leuschner. Mit beiden wurden auch Pläne erörtert, den Prinzen Wilhelm an die Spitze eines modernen "Volkskönigtums" zu stellen. Man sah darin eine erfolgsversprechende Alternative zu dem von Liedig in die Diskussion gebrachten Entwurf einer Reichsverfassung seines Mentors Alfred Schmid-Noerr. Dieser verstand den Ständestaat als Antwort auf die Probleme der Industriegesellschaft. Auch die von Goerdeler, Canaris, Beck und dessen Nachfolger als Chef des Generalstabes, Franz Halder, angestrebte Militärdiktatur fand wenig Beifall der Gruppe um Heinz. (...) "Die Verschwörung in der Verschwörung" (Joachim C. Fest) von Heinz und Liedig forderte das Attentat auf Hitler als Voraussetzung einer politischen Neuordnung. Indem sich diese zumindest für Heinz am Vorbild der englischen konstitutionellen Monarchie ausrichtete, wollte er mit den blutigen Methoden seiner nationalrevolutionären Vergangenheit zur Demokratie zurück, die er einst mit denselben Mitteln bekämpft hatte. (...) Nachdem Heinz in der Blomberg-Fritsch-Krise 1937/38 als zeitweiliger Gesellschafter des tief deprimierten Generaloberst Werner von Fritsch nur eine Nebenrolle spielte, .....

- ein typischer Geheimdienst-Auftrag im Zusammenhang der staatspolitisch hoch bedeutsamen Blomberg-Fritsch-Krise, wobei Heinz offenbar nichts tat zur Rehabilitation des Hitler-kritischen Generals von Fritsch - wie auffallend -

wurde er im September 1938 vor dem Hintergrund der Sudetenkriese (von General von Witzleben) beauftragt, einen Stoßtrupp zur Verhaftung Hitlers zu bilden. Dieser rekrutierte sich denn auch aus dem gewohnten politischen Umfeld. Neben Heinz selbst und Liedig gehörten ihm Mitglieder des einstigen "Stahlhelm-Studentenringes", ehemalige Jungstahlhelmführer und Freunde des Prinzen Wilhelm an: Graf Blumenthal, Bistrick, Albrecht Erich Günther, Gehre, Hans-Albrecht Herzner und andere. Erst spät konnte Heinz Oster überzeugen, daß Hitler sofort zu töten sei, sollte der Staatsstreich überhaupt gelingen. (...) Weitere Unterstützung erhoffte sich der Stoßtrupp von den Infanterieregimentern Nr. 1 (in Königsberg) und 9 (in Potsdam), die sich dem Prinzen Wilhelm verbunden fühlten.

In den aktivsten Kreisen der Opposition bewegten sich also an führender Stelle Geheimdienstleute aus dem Umkreis des Menschheitsverbrechers Wilhelm Canaris wie Friedrich Wilhelm Heinz und Oster. Ob Prinz Wilhelm wirklich ahnte, in welchen Kreisen er sich da bewegte, wenn er Verbindung hielt zu Leuten wie Friedrich Wilhelm Heinz, von dem wir selbst hier auf dem Blog schon vermuteteten, daß er es mit seiner "nationalrevolutionären" Einstellung durchaus hat in Einklang bringen können, den Reichstag 1933 anzuzünden? Auf der Familieseite zu Friedrich Wilhelm Heinz wird nun - geradezu erschütternder Weise - referiert (FWH):

Heinz trifft sich nun häufiger mit dem Prinzen Wilhelm von Preußen, (...) dem ältesten Sohn des Kronprinzen und offiziellen Thronanwärter der Hohenzollern, den er aus Wilhelms Zeit im Stahlhelm kennt. Auf Gut Klein-Obisch in Schlesien (...) werden erste Gespräche für einen möglichen Umsturz geschmiedet. Die Freundschaft zwischen Heinz und der Familie des Prinzen entwickelt sich so intensiv, daß Heinz nach dem Tode des Prinzen im Frankreich-Feldzug 1940, gemäß dessen letzten Willens, zum Vormund der beiden Prinzessinnen bestellt wird.

Hier wird deutlich, welchen großen Einfluß dieser Geheimdienstmann auf die Familie des Prinzen Wilhelm hat ausüben können. Es war naheliegend, daß der Prinz Wilhelm - oder sein Vater, der Kronprinz - als Reichsverweser eingesetzt worden wären, wenn die Septemberverschwörung von 1938 wirklich erfolgreich gewesen wäre. Aber hatten Leute wie Friedrich Wilhelm Heinz wirklich zu den führenden Köpfen dieser Verschwörung gehört, um zu ihrem Erfolg beizutragen? Dies darf füglich bezweifelt werden. 1944 schließlich wurde Graf Blumenthal wegen Beteiligung an dem Stauffenberg-Attentat hingerichtet. Friedrich Wilhelm Heinz und wir wir gleich sehen werden auch Theodor Duesterberg - überlebten auf "wunderbare Weise" Röhm-Putsch und den 20. Juli. Noch einige Einzelheiten über den Grafen Blumenthal (17):

Ihn verband eine enge, lebenslange Freundschaft mit dem ältesten Sohn des Kronprinzen, Prinz Wilhelm von Preußen. Nach Aussage ihrer Umgebung traten beide wie "Zwillinge" auf. (...) Schon vor der NS-Machtergreifung war er im Wehrverband "Stahlhelm" aktiv. (...) Hitler bot ihm eine großzügige Förderung an, was der Graf aber ablehnte, denn er wie auch Prinz Wilhelm fanden Hitler sehr unsympathisch. Im engsten Kreis nannte Blumenthal Hitler nur "Emil".

Graf Blumenthal nun diente - womöglich unseligerweise - als Adjutant des Leiters des "Stahlhelms - Bund der Frontsoldaten", nämlich des schon genannten Theodor Duesterberg. Dies wurde im Umfeld einer Stahlhelm-Tagung des Oktober 1931 berichtet (18, S. 408):

Für den "Jungstahlhelm" nahmen Prinz Wilhelm von Preußen und dessen engster Freund, der Duesterberg-Adjutant Hans Jürgen Graf Blumenthal an der Tagung teil, vgl. Deutsche Zeitung v. 11.10.1931.

Dieser Theodor Duesterberg ist damals von Seiten der Ludendorff-Bewegung wegen unterstellter Nähe zu Freimaurerlogen außerordentlich kritisch gesehen worden (siehe gleich). Er hatte einen Sohn, Georg Duesterberg (1903-1990) (Wiki), der lebenslang Geheimdienstmann war, bis 1945 unter Wilhelm Canaris im Amt Abwehr, danach innerhalb des MAD. hat dann im Leben des Prinzen Wilhelm und als dessen Ratgeber nicht unwichtige Lebensentscheidungen bekräftigt. Von Georg Duesterberg liegt im Nachlaß seines Vaters im Bundesarchiv ein maschinenschriftlicher Bericht vor (30), nach dem über die Hochzeit des Prinzen Wilhelm mit Dorothea von Salviati das folgende berichtet worden ist (18, S. 197):

Ihr Vater war Württembergischer Kammerherr und Hofmarschall einer Schwester Kaiser Wilhelms, ihre Mutter kam aus einer alten, renommierten Hamburger Familie -, galt aber einem Enkel des letzten Kaisers nach dem aus dem 15. Jahrhundert stammenden "Königlichen Hausgesetz", das nur die Heirat mit den Angehörigen regierender oder ehedem regierender Häuser gestattete, als nicht ebenbürtig. Vater und Großvater hatten sich eindeutig gegen diese Verbindung ausgesprochen. Der Prinz aber brach die Liaison auch nach dem Wechsel an die Universität Königsberg nicht ab. Ende April 1933 stellte er seinen Vater und Großvater vor vollendete Tatsachen, indem er sich ohne deren Wissen und Einwilligung mit Dorothea von Salviati verlobte und beide sechs Wochen später heirateten. Ein Grund für die gegen den ausdrücklichen Willen der Familie geschlossene Ehe dürften die mahnenden Worte Duesterbergs an den ratsuchenden Prinzen gewesen sein, an seinem Eheversprechen mit Dorothea von Salviati festzuhalten. Das deutsche Volk werde sich nie an dieser Ehe stoßen, so Duesterberg, außerdem hätten sein Großvater und Vater kein Recht zur Mitsprache, da sie beide freiwillig 1918 auf den Thron verzichtet hätten. Dem Prinzen, der tief in der Gemeinschaft des "Stahlhelm" verwurzelt war, gab dies Unterstützung und Rückhalt für den folgenschweren Schritt. An der Trauung in Bonn nahmen aus dem Hause Hohenzollern nur der jüngere Bruder des Prinzen, Prinz Hubertus, und ein Vertreter einer katholischen Nebenlinie teil; der älteste Bruder Dorothea von Salviatis, Rittmeister Hans-Viktor von Salviati, und der engste Freund des Prinzen Wilhelm, Graf Blumenthal, waren die Trauzeugen. Durch seine morganatische Ehe hatten Prinz Wilhelm mit dem Hausgesetz gebrochen und war bei seinem Großvater in Ungnade gefallen. Kurz nach der Hochzeit gab die Familie in einer Pressenotiz bekannt, daß er damit alle seine Rechte auf die Erbfolge verwirkt habe. Der Kronprinz, der anfangs über die Eheschließung ebenfalls wütend und zutiefst verletzt worden war, erwog aber zumindest in späteren Jahren nach dem Tod des ehemaligen Kaisers, das Hausgesetz in puncto Heirat zu liberalisieren und die neue Erbfolgeregelung zu revidieren.

In Fotos, die den Kronprinzen Wilhelm 1934, ein Jahr später, zusammen mit seiner neuen Schwiegertochter anläßlich der Taufe ihres ersten Kindes zeigen (s. Abb. 1), wirkt der Kronprinz - fast schon im Gegensatz zu der eben gegebenen Schilderung - entspannter als auf fast allen anderen Fotos, die aus seinem Leben sonst überliefert sind. Seine Wut und Verletzung dürfte er also sehr schnell überwunden haben. Aber das nur am Rande.

Welches Spiel hier der zweite "Stahlhelmbund"-Führer Theodor Duesterberg, dem Wilhelm Canaris ab 1936 auch quasi offiziell hilfreich zur Seite stand (siehe "Die Abwehr hilft" in: 21, S.  106), und dessen Sohn diesem Geheimdienst mehr als nahe gestanden hat, hier mit dem Prinzen Wilhelm spielte, deutet sich hier nur in groben Zügen an. . Auch aus welchen Beweggründen womöglich die nächste Umgebung den Prinzen Wilhelm von seiner "Liaison" mit Dorothea von Salviati nicht abgeraten haben, kann nur vermutet werden. Auf jeden Fall wurde durch diese Heirat ein Keil zwischen dem Großvater Wilhelm II. und dem Kronprinzen Wilhelm und dem von ihnen bis dahin so sehr geschätzten Thronfolger Prinz Wilhelm getrieben. Dieser Keil konnte letztlich nicht im Sinne einer gedeihlichen Entwicklung Deutschlands liegen, weshalb die oben zitierte Frage Erich Ludendorffs an Breucker sicherlich ihre Berechtigung hatte. Theodor Duesterberg ist während der Röhm-Putsch-Morde in Todeszellen gesessen, sein Leben wurde aber durch persönlichen Einspruch von Hindenburg schließlich gerettet (21). In dieser Weise hat Hindenburg sonst nur wenigen während der Röhm-Putsch-Morde geholfen, auch nicht engsten langjährigen vormaligen Mitarbeitern.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß Hitler die Heirat des Prinzen beglückt als Vorwand genutzt hat, um nun sagen zu können, daß der monarchische Gedanke in Deutschland "begraben" sei. Auch der Reichswehrminister Blomberg meinte, wenn die Hohenzollern selbst ihre "Sonderstellung" aufgäben, "könnten sie nicht verlangen, daß wir für sie kämpfen" (18, S. 411f). Prinz Wilhelm hingegen wollte als Deutscher keine ausländische Prinzessin heiraten, die aufgrund des Prinzips der Ebenbürtigkeit allein für ihn infrage gekommen wäre (18, S. 198). Es wird berichtet, daß Prinz Wilhelm schon nach seiner Verlobung geäußert hätte, daß er die Vorstellung seines Großvaters und Vaters, die Nationalsozialisten würden die Hohenzollern wieder auf den Thron zurückholen, für eine Illusion halte (18, S. 198; zit. n. Bella Fromm). Auf der gleichen Linie sagte Dorothea von Salviati dem "Daily Express" nach ihrer Hochzeit in einem Interview (zit. n. 18, S. 198):

Wir denken jetzt an nichts anderes als für die Ideale des neuen jungen Deutschland zu arbeiten. Das ganze Volk geht gemeinsam vorwärts. Wir in Deutschland kümmern uns heute nicht um die Frage der Rückkehr der Monarchie, wir schauen vorwärts, geradeaus.

Der Kaiser in Doorn verdächtigte seinen Enkelsohn sogar demokratischer Neigungen (18, S. 198f).  Er kritisierte (18, S. 199),

daß die Prinzen (im Stahlhelmbund) "in Reih und Glied" traten anstatt dessen Führer zu sein. Gerade dies aber machte den Prinzen Wilhelm, besonders bei der jüngeren Generation im "Stahlhelm", sehr populär. Von bescheidenem und aufgeschlossenem Wesen (...), eher ein introvertierter und beeinflußbarer Charakter, ohne Arroganz und Adelsstolz, dagegen über viel Gemeinschaftssinn und Kameradschaftsgeist verfügend, war er schon in seiner Schulzeit in Potsdam nach Angaben seines jüngeren Bruders (...) das Idol der Schule. Als Vorsitzender des Vertrauensrates setzte er sich insbesondere für die Etablierung "volksnaher" Mannschaftssportarten wie Fußball und Handball ein, sein organisatorisches Engagement und seine Erfolge bei größeren Sportfesten machten ihn auch in jugendlichen Sportkreisen der Mark Brandenburg bekannt.

Auch der zweite Trauzeuge von 1933, Hans-Viktor Graf von Salviati (1897-1945) (Wiki), der Schwager des Prinzen Wilhelm, ist 1945 hingerichtet worden, nachdem von der Gestapo NS-kritische Tagebuch-Auszüge von ihm gefunden worden waren. Einer dieser Tagebuch-Einträge - wohl aus dem Jahr 1943 - lautete (Wiki):

Und später, als das [d. i. die Chance sich dem Kriegskurs der NS-Regierung zu verweigern] verpaßt war, als das ganze Volk, ja die ganze Welt darauf wartete, daß ein General diesen Spuk hinwegfegte und allen Völkern die Gelegenheit zu friedlichem Ausgleich brachte, da saßen sie alle (auch Rundstedt) in ihren Hauptquartieren und keiner wagte es, trotzdem es alle wußten! Ich ging weg, nur weil ich nicht weiter dabei sein will, wie auch Rundstedt einem Hitler hörig ist und weil ich es nicht miterleben will, wie mein früher von mir so verehrter Herr eines Tages ein klägliches Ende nimmt. Nach 4 Jahren gebe ich den Kampf auf. Ich sehe ein, daß Rundstedt alles laufen läßt, aber aus krankhafter Eitelkeit nicht die Konsequenz zeiht und sagt ‚ich bin zu alt, ich gehe‘. Nun wird die Geschichte sagen, daß auch Rundstedt zum Untergang Deutschlands beitrug. Und da er in all diesen Dingen klar sieht, ist seine Schuld doppelt groß.

Welch ein klares Denken und Urteilen hat im engsten Personenumkreis um den Prinzen Wilhelm stattgehabt. Und wie wenig haben diese beiden Trauzeugen des Prinzen Wilhelm und dieser selbst wohl dennoch durchschaut, daß man ihnen von Seiten von Hintergrundmächten und Geheimdienst-Leuten nur so ihre eigenen "Spielchen" gespielt worden sind.

Es wird damit sehr deutlich, daß sich der Prinz Wilhelm mit dem Freimaurerkampf Erich Ludendorffs nicht besonders intensiv auseinander gesetzt haben kann. Denn insbesondere von Seiten der Ludendorff-Bewegung (dem Tannenbergbund) stand spätestens seit 1927 der Vorwurf im Raum, daß der "Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten" den Freimaurerkampf des Ehepaares Ludendorff deshalb nicht nachhaltig unterstützen würde, weil sich unter seinen führenden Mitgliedern selbst viele Freimaurer befinden würden. Wiederholt ist vermutet worden, daß der Führer des Stahlhelm, Franz Seldte, nicht nur - bekanntermaßen - Mitglied des "Herrenclubs" gewesen ist, sondern auch Freimaurer. Von dem Großvater väterlicherseits von Theodor Duesterberg war bekannt, daß er gar nicht Duesterberg geheißen hat, sondern "Selig Abraham" und jüdischer Herkunft war (20), was damals in völkischen Kreisen ähnlich kritisch beurteilt wurde wie Logenmitgliedschaft. In dem Buch "Der Stahlhelm und Hitler" von 1949 hat sich Theodor Duesterberg mit den Vorwürfen der Ludendorff-Bewegungen auseinander gesetzt. Laut stichwortartiger Inhaltsangabe finden sich in ihm Ausführungen unter anderem zu den Themen (ZVAB):

Hochgradfreimaurer im Stahlhelm, (...) Grafen und kaiserliche Prinzen als treue Stahlhelmkameraden. (...) Freimaurer-/Logen-Frage: die Stalhelm-Vorstände keine Logenbrüder.

1928 hatte es beispielsweise in "Der Türmer - Deutsche Monatshefte" geheißen (GB):

... Tannenberg-Bund zu werben, stellt der Landesverband Pommern-Grenzmark des Stahlhelm fest: Keiner der Bundesführer und Landesverbandsführer ist Freimaurer. Um den Kameraden ein wirksames Mittel zur Bekämpfung der vom Tannenberg-Bund immer wieder in die Welt gesetzten Lügen zu ...

Der "Stahlhelm" arbeitete außerordentlich eng zusammen mit den zumeist geheimdienstnahen, logennahen "Neuen Nationalisten" rund um Ernst Jünger, Friedrich Hielscher, Friedrich Wilhelm Heinz, Werner Best, Rudolf Diels und anderen mehr. Diese logennahe Gruppierung ist hier auf dem Blog in früheren Jahren unter der Rubrik "Elitenkontinuität im 20. Jahrhundert" in vielen Beiträgen schon sehr kritisch behandelt worden. Aus der Sicht dieser früheren Beiträge mutet es so an, als ob Hintergrundmächte das Haus Hohenzollern nicht zuletzt während der 1930er Jahre dicht "umschwärmt" hätten, ihnen ihre "Ratschläge" gaben, ihre Zusammenarbeit anboten, ja, sich geradezu an die Spitze der monarchiefreundlichen Opposition im NS-Staat setzten, aber offensichtlich zu keinem anderen Zweck als dem, diese Opposition dabei um so wirksamer ins Leere laufen lassen zu können.

Es erscheint aber außerordentlich kennzeichnend, daß in der offiziellen und bislang ausführlichsten Geschichte des Hauses Hohenzollern (22), auf die auch von Prinz Friedrich Georg - auf Preussen.de - derzeit als Referenzwerk hingewiesen wird, der Familienname "Blumenthal" kein einziges mal und der Familienname "Salviati" nur ein einziges mal - im Zusammenhang mit der Traueranzeige für Prinz Wilhelm im Jahr 1940 - fällt. Die gesamte monarchiefreundliche Opposition rund um den Prinzen Wilhelm scheint also in diesem Referenzwerk gar nicht dargestellt zu sein. Deshalb fanden sich dazu auch auf Wikipedia bislang nur äußerst spärliche Hinweise, die der Autor dieser Zeilen gerade anhand der Angaben in diesem Blogartikel am 12.1.2020 hinzugefügt hat.

Der Kronprinz über die Philosophie Mathilde Ludendorffs (April 1935)

Zurück zum Vater des Prinzen Wilhelm, dem Kronprinzen Wilhelm. Erich Ludendorff schreibt in seinen Lebenserinnerungen über die große öffentliche Feier seines 70. Geburtstages in Tutzing am 9. April 1935 (die auf unserem Parallelblog schon ausführlicher behandelt wurde):

Am Nachmittage konnte ich noch den Deutschen Kronprinzen in meinem Hause begrüßen, der der einzige Hohenzollernprinz war, der mir stets mit der gleichen Achtung und Ehrerbietung entgegengetreten ist. Er weilte viele Stunden bei mir. Wir tauschten Rückerinnerungen aus dem Kriege aus. Ich begrüßte es, daß seine Ansichten über den Generalfeldmarschall von Hindenburg sich mit meinen völlig deckten.

Diese Ansichten sind ja zwischenzeitlich durch die Hindenburg-Biographie des Historikers Wolfram Pyta vollkommen bestätigt worden. Mathilde Ludendorff berichtete anläßlich des Todes des deutschen Kronprinzen im Jahr 1951 über diesen (9) (Hervorhebung nicht im Original):

Am 9.4.1935, dem Tage des 70. Geburtstages meines Mannes, lernte ich Kronprinz Wilhelm von Preußen persönlich kennen. Wie zuvor verabredet, kam er am Nachmittag um 15 Uhr, also nach allen offiziellen Empfängen und Feiern der Wehrmacht. Er blieb bei uns zum Tee. In seiner offensichtlichen Freude über das Zusammensein mit dem von ihm so verehrten Generalquartiermeister des Weltkrieges blieb er bis abends 19 Uhr unser Gast im kleinen Kreise. -
Die Unterhaltung war herzlich und sehr angeregt. Dabei kam es zu meines Mannes Freude sehr bald durch die Worte des Kronprinzen zu Tage, daß er die aufklärenden Schriften seines Kriegsvorgesetzten „Vernichtung der Freimaurerei durch Enthüllung ihrer Geheimnisse“ und „Kriegshetze und Völkermorden“ mit großem Interesse gelesen hatte und von deren Wahrheit überzeugt war. Er betonte, wie viele Ereignisse ihm nun erst voll in ihren Ursachen geklärt seien und wie er nun die Rolle, die Hindenburg dem Kaiser gegenüber 1918/19 offenbar zur Genugtuung der Freimaurerei gespielt hatte, nur zu klar sei. Er sagte auch, wie begründet doch die Warnung seines Großvaters seinem Vater gegenüber vor der Freimaurerei gewesen sei und lange verweilte die Unterhaltung bei den historischen Ereignissen jener Jahre. -

Daß aber bei diesem Anlaß auch über ihre Philosophie gesprochen wurde - wie wir gleich sehen werden - scheint Mathilde Ludendorff 1951 gar nicht mehr in Erinnerung gehabt zu haben, zumindest nicht in einer solchen Sicherheit, daß sie darüber berichten wollte. Oder es war ihr nicht gründlich genug darüber geredet worden, um diesen Umstand zu erwähnen. Ihr Schwiegersohn Franz von Bebenburg berichtet über Erich Ludendorff (10, S. 90):

Er war eine achtungsgebietende, eindrucksvolle Erscheinung. Er war meistens sehr ernst, was allerdings kein Wunder in den damaligen Zeiten war. In seinem privaten Umgang besaß er außerordentliche Freundlichkeit, Liebenswürdigkeit. Und er hatte sehr viel Humor, was aber nur wenige Menschen an ihm kennengelernt haben. An seinem 70. Geburtstag waren einige Freunde und Bekannte eingeladen, wobei auch der Kronprinz zu Besuch kam. Als der Abend zu Ende ging, begleitet Mathilde Ludendorff den Kronprinz zur Tür, worauf dieser zu ihr sagte: "Mein Gott, wenn mein Vater Ihren Mann so kennengelernt hätte, so heiter und vergnügt ... Es wäre alles anders gekommen." Das hat mich enorm beeindruckt.

Sigurd von Ilsemann, der bis 1941 in der Nähe des Kaisers in Holland lebte, schrieb nun am 27. April 1935 in sein Tagebuch (zit. n. 11):

Der Kronprinz hat seinem Vater jetzt nach seinem Besuch bei Ludendorff begeistert von diesem Ehepaar und ihrer vernünftigen Religion geschrieben, die allerdings nur für wenige sehr Gebildete geeignet sei.

Diese Angabe deckt und ergänzt also die Erinnerungen von Mathilde Ludendorff selbst. Diese Angabe wurde erst 1972 veröffentlicht, sechs Jahre nach ihrem Tod. Sie hätte sich sicher sehr über sie gefreut, wenn ihr auch zu entnehmen ist, daß sich der Kronprinz mit dieser "vernünftigen Religion" noch nicht sehr gründlich beschäftigt haben kann. Denn jede elitäre Attitüde, die nur "Gebildete" ansprechen würde, war ja Erich und Mathilde Ludendorff gar nicht gemäß, ebenso wenig dem völkischen Gedanken, für den sie standen. Auch paßt es nicht zu der Tatsache, daß damals viele Anhänger dieser Philosophie "einfache" Bauern, Arbeiter, Handwerke (z.B. Schmiede) oder Menschen anderer, ganz "praktischer" Berufe waren.

Aus den Aufzeichnungen von Ilsemanns geht ansonsten hervor, wie sehr der Kaiser seit 1918 innerlich mit Ludendorff haderte und wie leicht auch gegensätzlichste Ansichten bei ihm von einem Tag zum anderen wechseln konnten. Wie aber schon erwähnt, schrieb er Erich Ludendorff im Dezember 1937 noch einen Brief an dessen Sterbelager, worüber sich Erich Ludendorff sehr gefreut hat. Daß der Kaiser und Ludendorff "gegensätzliche Naturen" waren, war beiden bewußt und haben auch beide so empfunden.

Der Kronprinz beim Tod Ludendorffs (20. Dezember 1937)

Mathilde Ludendorff berichtete anläßlich des Todes des deutschen Kronprinzen im Jahr 1951 (9) (Hervorhebung nicht im Original):

Als mein Mann 2 Jahre später auf dem Sterbelager lag, gewann ich Einblick in die tiefe Anhänglichkeit und Verehrung, die der Kronprinz für ihn empfand.
Als Ludendorff am 20. Dezember 1937 starb, schrieb er an Mathilde Ludendorff (s. Abb. 9):
20.12.1937, Unter den Linden
Euer Exzellenz,
Tief bewegt durch die traurige Nachricht, daß Ihr Gemahl nun doch seinem schweren Leiden erlegen ist, bitte ich Sie, meine wärmste Anteilnahme entgegenzunehmen.
In Dankbarkeit der Leistungen und unvergänglichen Verdienste des Generals Ludendorff in Krieg und Frieden gedenkend, werde ich den großen Soldaten und aufrechten Deutschen Manne, mit dem mich viele unvergeßliche Erlebnisse verbinden, stets ein treues Erinnern über das Grab hinaus bewahren.
Ich bitte, meinen Kranz an der Bahre niederzulegen.
Wilhelm.
An die hochverehrte
Frau Dr. M. Ludendorff
Tutzing bei München

Sollte man nicht meinen, daß schon allein um eines solchen Briefes willen heute die Hohenzollern-Hatz so hohe Wellen schlagen muß? Darf ein Herrscherhaus, das ein so warmherziges Verhältnis sich bewahrt hat zu einem so schlimmen Menschen wie Erich Ludendorff, darf ein solches Herrscherhaus noch irgendwelches Ansehen in Deutschland genießen? Muß es nicht der Lächerlichkeit preisgegeben werden (a la "#prinzdumm")? Von hier aus meint man doch, vieles rundum verstehen zu können.*).


Abb. 10: Kondolenzschreiben des Kronprinzen, Dezember 1937

Mathilde Ludendorff berichtete 1951 weiter über diese Anhänglichkeit (9):

Und diese fand ihren Ausdruck auch nach dem Tode meines Mannes in Briefen, die der Kronprinz mir alljährlich bei der Wiederkehr des Todestages schrieb.

Man fragt sich bei dieser Gelegenheit auch, wie das eben angeführte originale Kondolenzschreiben in den Auktionshandel hatte kommen können, da es doch aus dem Nachlasß von Mathilde Ludendorff stammt, und da diese ihren Nachlaß doch testamentarisch vollständig dem Ludendorff-Archiv in Tutzing überließ.*) Auch schließt sich die Frage an, wo sich dann derzeit die anderen hier erwähnten Briefe des Kronprinzen befinden und wo sich die Antwort-Briefe erst Erich Ludendorffs, dann Mathilde Ludendorffs an den Kronprinzen befinden.

Abb. 11: Prinz Wilhelm, 13. November 1939

Ab 1935/36 lebte Prinz Wilhelm mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Töchtern, Felicitas und Christa, auf Schloß Klein-Obisch bei Glogau in Schlesien (Wiki, heute).

Widerstand-Gruppe auf Schloß Klein-Obisch - August/September 1938

Susanne Meinl schreibt (18, S. 268):

Es war kurz vor dem Rücktritt des Generalstabschefs Ludwig Beck, vermutlich in der zweiten Augustwoche 1938, in der das in Niederschlesien gelegene Gut Klein-Obisch des Prinzen Wilhelm von Preußen Schauplatz eines für diese Zeit ebenso außergewöhnlichen wie irreal anmutenden Treffens abgab. An jenem Tag berieten Prinz Wilhelm, Hans-Albrecht Herzner und Heinz eine angeblich von Fritz-Dietlof von der Schulenburg, Oster, Liedig und Heinz ausgearbeitete Verfassungsdenkschrift.

Diese Verfassungsdenkschrift wird von Meinl inhaltlich noch ausführlicher erörtert (18, S. 278):

... Herzner, Schulenburg und Oster als Basis für den Staatsstreich dienenden Verfassungsdenkschrift zur Einführung einer konstitutionellen Monarchie gewesen sein, die angeblich auch von Sozialdemokraten wie Leuschner und Maass akzeptiert worden war, , sondern bestenfalls eine Vorstufe dazu. Für diese These sprechen mehrere Indizien: Der "Entwurf einer Deutschen Reichsverfassung", in den Jahren von 1936 bis 1939 von Franz Liedig und und seinem Freund ... als nicht kompromißfähiger Anachronismus, der mit seinen antimodernen, antiaufklärerischen und antidemokratischen Postulaten inhaltlich weit in die Vergangenheit zurückfällt ...

Über dieses Treffen hatte aber der Historiker Gerhard Ritter schon 1954 in seinem Buch "Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung" berichtet aufgrund von Erinnerungen von Friedrich Wilhelm Heinz und der "Prinzessin Wilhelm" (also von Dorothea von Preußen). Im Mittelpunkt der Staatsstreichpläne des August und September 1938 stand der General Erwin von Witzleben (1881-1944) (Wiki):

Seit 1937 suchte Witzleben nach einer Möglichkeit, Hitler zu stürzen. Im Sommer 1938 - während der Sudetenkrise - war er der Gesamtverantwortliche, der zusammen u. a. mit Oberst Oster (Amt Abwehr), General der Artillerie Halder (Chef des Generalstabes), seinen Mitarbeitern Generalleutnant Graf von Brockdorff-Ahlefeldt und Generalmajor von Hase sowie Generalleutnant Hoepner (der ihm mit seiner 1. Leichten Division unterstellt werden sollte) die sogenannte Septemberverschwörung plante, um das NS-Regime zu beseitigen. Witzlebens Kommando über den wichtigen Berliner Wehrkreis sollte dabei eine entscheidende Rolle spielen. 

Der Historiker Gerhard Ritter schreibt (23, S. 194):

Das schwierigste war natürlich, gleich zu Anfang die Person Hitlers in die Gewalt der Verschwörer zu bringen. Diese Aufgabe war Witzleben bereit, persönlich auf sich zu nehmen - vorausgesetzt, daß er von Brauchitsch als Oberbefehlshaber des Heeres den dienstlichen Auftrag zur Besetzung des Regierungsviertels erhielt. Er soll erklärt haben, den Eingang zur Reichskanzlei würde er nötigenfalls durch einen Kanonenschuß freimachen und Hitler kurzerhand militärisch festsetzen.

Zur Abwehr des Eingreifens der SS, insbesondere der Leibstandarte in München sollte eine Panzerdivision in Thüringen (unter Hoeppner) verwendet werden. In der dazu gehörigen Anmerkung schreibt Ritter (23, S. 490):

Halder hat mir von unmittelbarer soldatischer Abrede zwischen ihm selbst und Witzleben erzählt. (...) Leider hätte sich Witzleben um Einzelheiten des Putschplanes viel zu wenig gekümmert. Nach Gisevius ("Bis zum bitteren Ende" II, 50) hat Witzleben genau so wie Halder nicht eher losschlagen wollen, als bis das Eingreifen der Westmächte absolut sicher wäre. (...) Halder, der erst im letzten Augenblick, am Morgen des 28. September, Witzleben nach Einzelheiten über den Stand der Vorbereitungen befragte, erhielt eine äußerst unbefriedigende Auskunft. Von technisch wirklich zureichender Vorbereitung kann offenbar keine Rede sein.

Gerhard Ritter kommt dann im Haupttext auf die Gruppe junger Aktivisten um Friedrich Wilhelm Heinz zu sprechen (23, S. 195f):

Nach seinem eigenen Bericht wurde er Mitte September in Osters Wohnung von Witzleben beauftragt, einen Stoßtrupp zusammenzustellen, dem beim Eindringen in die Reichskanzlei die Hauptaufgabe zugedacht war. Er habe diesen Trupp bis etwa zum 22. September gesammelt, aus etwa dreißig jungen Offizieren, Studenten und Arbeitern, und habe an ihn, ohne Wissen des Generals, aber mit Einverständnis Osters, die Parole ausgegeben: es sollte nach Eindringen in die Reichskanzlei ein Zwischenfall provoziert und Hitler dabei erschossen werden. War so der Tyrann gefallen, so wollten diese jungen Offiziere, ohne sich viel um die älteren Generale zu kümmern, ihren Kameraden, den Prinzen  Wilhelm, den ältesten Sohn des Kronprinzen, den sie als eine "sehr saubere, sehr klare, sehr, tapfere Soldatengestalt" verehrten, zum Reichsregenten ausrufen; dabei wurde vor allem auf die Regimenter 1 (in Königsberg) und 9 (in Potsdam) gerechnet. Später sollte ein Übergang von der Reichsregentenschaft zur Monarchie gefunden werden und zwar auf demokratischem Wege. Ein Plan dafür war schon früher (Juli oder Anfang August) in Klein-Obisch, dem Wohnsitz des Prinzen, gemeinsam mit ihm beraten worden, bis in gewisse verfassungsrechtliche Einzelheiten hinein. Mitte September will Heinz den früheren sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer und Minister Wilhelm Leuschner sowie seinen Gehilfen Hermann Maaß (...) dafür gewonnen haben.

In der dazugehörigen Anmerkung schreibt Gerhard Ritter (23, S. 491):

Briefliche Mitteilung des Herrn Friedrich Wilhelm Heinz an den Verfasser, mir gütigst bestätigt und ergänzt durch I.K.H. Prinzessin Wilhelm von Preußen. Nach ihrer Erinnerung fand die entscheidende Besprechung in Klein-Obisch schon vor Mitte August 38 statt und dauerte einen ganzen Tag. Eine von dem Kreise Oster-Schulenburg-Heinz ausgearbeitete Verfassungsdenkschrift wurde beraten. Endziel war ein deutsches Königtum, nicht Kaisertum, dessen Restauration der Prinz ablehnte. Nach Kriegsausbruch habe der Prinz gemeint, nun sei es für Umsturzpläne "zu spät". - Leuschner (und ebenso J. Kaiser) haben auch später monarchischen Restaurationsplänen zugestimmt. (...) Die Angaben des Herrn Heinz werden mir teilweise bestätigt durch Graf Konrad Finckenstein (jetzt Eutin), der von Heinz für das Unternehmen gewonnen wurde, sich indessen dafür nur bereit hielt (in Pommern).

(s. auch 24, S. 110; ähnlich: 25, S. 695). Prinz Wilhelm lehnte - so wird berichtet (FWH) - eine Rückkehr zu den "wilhelminischen Verhältnissen" der Vorkriegszeit ab. Für sein Urteilsvermögen ist es bezeichnend, daß er bis zum Kriegsausbruch einen Staatsstreich für möglich und notwendig gehalten hat, daß er aber nach Kriegsausbruch Landesverrats-Pläne, zu denen dann jeder Staatsstreich werden mußte, ablehnte wie aus diesem Zitat hervorgeht und wie es offenbar seine Ehefrau berichtet hat. Damit unterscheidet sich der Prinz Wilhelm womöglich doch recht deutlicher von den Männern des 20. Juli 1944 (wobei allerdings nicht gesagt werden kann, ob sich nicht auch die Meinung des Prinzen Wilhelm bis 1944 geändert hätte, wenn er so lange gelebt haben würde). Auf noch breiterer Quellen-Grundlage als Ritter schreibt Peter Hoffmann (25, S. 123):

Goerdeler (...) hatte schon 1937 gegenüber Sir John W. Wheeler-Bennett eine monarchische Restauration befürwortet, Beck und Oster ebenso im Mai 1938, nur schlug er als Kandidaten für den Königsthron den zweiten Sohn des ehemaligen Kronprinzen, den Prinzen Louis Ferdinand von Preußen, vor, während Heinz und seine engsten Freunde lieber den Prinzen Wilhelm von Preußen, den ältesten Sohn des ehemaligen Kronprinzen, haben wollten. Sie fanden, Prinz Louis Ferdinand gleiche in seinem Charakter zu sehr seinem Großvater, dem ehemaligen Kaiser Wilhelm II., während Prinz Wilhelm genau die Persönlichkeit sei, die Deutschland an seiner Spitze brauche: gerecht, vornehm, gütig, menschlich, Abenteuern abhold und bereit, der Demokratie Spielraum zu gewähren. Auf keinen Fall wollte die Gruppe Schmid-Noerr-Liedig-Heinz das Kaisertum der Zeit zwischen 1871 und 1918 wiederherstellen. Dem Argument der größeren Symbolkraft und Verwurzelung im Heer - Vorteile, die für den Prinzen Wilhelm ins Feld geführt wurden - hat sich Goerdeler dann auch nicht mehr verschließen mögen, er bestand nicht weiter auf seinem Kandidaten, der gleichwohl in späteren Überlegungen wieder auftauchte. Prinz Wilhelm glaubte nach dem Ausbruch des Krieges nicht mehr an die Möglichkeit der Errichtung einer deutschen Monarchie, und im Jahre 1940 ist er gefallen.

Ein Brief des Prinzen Wilhelm vom 28. Juli 1938 von Obisch aus an Friedrich Wilhelm Heinz in Berlin ist als Fotografie im Internet einsehbar. Aus ihm wird deutlich, wie sehr der Prinz während des Dritten Reiches isoliert war, und wie es Heinz gelungen war, sich als einer von wenigen das Vertrauen des Prinzen zu gewinnen. Heinz hatte dem Prinzen Wilhelm zu dessen 32. Geburtstag am 4. Juli 1938 gratuliert. Der Prinz hatte darauf unter anderem geantwortet (FWH):

Es sind sehr hohe Ziele, die Sie heraus stellen und Gott allein weiß, ob wir sie erreichen werden. Der Kampf muß geführt werden mit reinem Herzen und sauberen Händen, schweigend und mit einer kleinen Schar. Sie haben in all den schweren Jahren immer und allzeit als ein wahrer Freund und Kamerad meiner Frau und mir zur Seite gestanden, während mancher anderer, der einem nahe stand, es vorzog, sich zu tarnen oder ganz zu verschwinden. (...) Darum bin ich eigentlich sehr froh, daß Sie uns vorläufig in Berlin erhalten bleiben. (...) Nirgends ist es so wertvoll für die Sache, der wir dienen wie in der Zentrale. Und ich bin sicher, daß sich der Wirkungskreis erweitern wird, sobald O. dort das Heft in der Hand hat.

"O." könnte für Oster stehen, den damaligen Vorgesetzten von Heinz. Prinz Wilhelm kündigt an, daß er am 4. und 5. August wieder in Berlin sei und Heinz am 4. abends besuchen kommen könne. Es deutet sich auch hier wieder an, wie stark das Amt Abwehr um Wilhelm Canaris alle Fäden in der Hand hielt und wie wenig die Oppositionellen ohne dieses Amt Abwehr handlungsfähig gewesen wären. Franz Liedig (1900-1967) gehörte zum politischen Katholizismus und ist 1936 von Canaris für das Amt Abwehr geworben worden. Zu ihm heißt es auf Wikipedia (Wiki):

Um den 20. September 1938 traf sich der engere Personenkreis um Hans Oster in dessen Berliner Wohnung zu einer Abschlußbesprechung, um zu erörtern wie Adolf Hitler beseitigt werden solle. Dazu gehörten Erwin von Witzleben (1881-1944), Hans Oster, Hans Bernd Gisevius (1904-1974), Hans von Dohnanyi (1902-1945), vermutlich auch Carl Friedrich Goerdeler (1884-1945), Friedrich Wilhelm Heinz (1899-1968) sowie Franz Maria Liedig. Da Heinz und Liedig bereits zu einem früheren Zeitpunkt mit der Aufstellung eines Stoßtrupps beauftragt worden waren, über dessen Einsatz man sich nun verständigte, ging es jetzt darum, den genauen Zeitpunkt und die Form des "aus dem Verkehr Ziehens" festzulegen. Unter Witzlebens Führung sollte die Gruppe alle Sicherheitsposten am Eingang der Reichskanzlei überwältigen, dann den Widerstand der Leibstandarte SS Adolf Hitler brechen, Hitler festnehmen und mit einem Kraftfahrzeug an einen sicheren Ort bringen. Als aber Witzleben die Zusammenkunft verlassen hatte, verschärften die Zurückgebliebenen den Plan in einem wesentlichen Punkt: Vor allem Heinz drängte darauf, Hitler im Verlauf der Verhaftungsaktion zu erschießen. Die Durchführung des Planes war dann für den 28. September 1938 vereinbart.

Die Reise von Neville Chamberlain nach Berchtesgaden fiel diesem Plan dann buchstäblich in den Rücken. Liedig wurde nach 1945 in der CDU/CSU aktiv, trat aber schließlich aus, da die Vorwürfe in Richtung Landesverrat vor 1945 ihm gegenüber nicht verstummen wollten.**)

Prinz Wilhelms Tod (26. Mai 1940)

Am 23. Mai 1940 ist Prinz Wilhelm im Frankreichfeldzug als Oberleutnant und Führer einer Infanteriekompagnie des Infanterieregimentes 1 aus Königsberg (Wiki) schwer verletzt und in ein Lazarett eingeliefert worden. Dort konnte ihn sein Schwager von Salviati besuchen. Dieser telegrafierte drei Tage später, am 26. Mai 1940 an Friedrich Wilhelm Heinz (FWH):

An Hauptmann Heinz Berlin Reichskriegsministerium (Abwehr Abtlg. III 63).
Bitte Prinzessin Wilhelm anrufen, daß Wilhelm ganz sanft und schmerzlos entschlafen und daß ich bei ihm war. Rittmeister v. Salviati

Nachdem keiner der Söhne des Kaisers während des Ersten Weltkrieges gefallen war (da die Kaiserin keinen lebensgefährdenden Einsatz derselben wünschte) mußte dieser Gefallenentod zusätzliche Anteilnahme in Deutschland wecken (Hervorheb. n. i. Orig.):

Der Trauergottesdienst fand am 29. Mai 1940 in der Friedenskirche im Park von Potsdam-Sanssouci statt. Von dort aus bildeten 50.000 Menschen ein kilometerlanges, stummes Spalier zum Antikentempel, dem Begräbnisort. Die größte unorganisierte Massenkundgebung seiner Regierungszeit veranlasste Hitler zur Verkündung des sogenannten Prinzenerlasses, der den Angehörigen ehemaliger deutscher Herrscherhäuser zunächst den Fronteinsatz und ab 1943 den Dienst in der Wehrmacht untersagte.

Welche Auswirkungen das beispielsweise auf die drei in der Wehrmacht an der Front verdienstvoll dienenden Söhne der Prinzessin Victoria Luise hatte, schildert sie sehr anschaulich in ihren Erinnerungen (1). Obwohl sie alle drei als hervorragend tapfere Offiziere in Kampf standen, wurden sie - ohne daß ihnen Gründe genannt wurden - mitten im größten Krieg Deutschlands um seine Existenz vom Kriegsdienst frei gestellt. Ein Affront sondergleichen, der deutlich macht, wie sehr Adolf Hitler selbst die Hohenzollern fürchtete, und der auch deutlich macht, wofür die Hohenzollern damals standen - und wofür Adolf Hitler damals stand.

Abb. 12: Achtseitiges Heft zur Trauerfeier für Prinz Wilhelm von Preußen, 1940
(Herkunft: Ebay-Angebot)

Das Haus Hohenzollern stellte einen Machtfaktor innerhalb des Dritten Reiches dar. Es war gefürchtet. Erst von dieser Seite her bekommen viele zustimmende Adressen des Kronprinzen Wilhelm an Adolf Hitler ihre angemessene Beleuchtung. Alles andere schon wäre als Kritik und Gefahr empfunden worden. Die heutigen Historiker haben für solche Dinge kein Gespür mehr. Sie glauben ja, im freiesten Land der Geschichte zu leben und keinerlei Meinungsdiktatur zu unterliegen. Gerade sie glauben das. Selbst Hans Huckebein, der Rabe, hat darüber ganz andere Meinungen. Aber Hysterikern ist nicht zu helfen.

Abb. 13: Achtseitiges Heft zur Trauerfeier für Prinz Wilhelm von Preußen, 1940
(Herkunft: Ebay-Angebot)

Die Familie des Prinzen Wilhelm lebte noch bis 1945 auf Klein Obisch in Schlesien, wo sie von der Mutter des Prinzen Wilhelm, der Kronprinzessin Cecilie, vom Cecilienhof in Potsdam aus - oder von Schloß Oels in Schlesien aus - besucht wurde. (26, S. 94):

Erst am 26. Januar, als am Horizont bereits das Feuer der brennenden Stadt Breslau zu sehen war, war es Dorothea mit ihrer Mutter und den Töchtern gelungen, Klein Obisch zu verlassen. Mit einem Pferdetreck waren sie bis nach Primkenau gekommen, von wo sie nach einigen Tagen von ... (...) Nach kurzem Aufenthalt in Potsdam fuhr Dorothea mit ihrer Familie zu ihrer Schwägerin nach Verden an der Aller.

Die beiden Frauen und die beiden Mädchen hatten noch eine Nacht im Schloß Cecilienhof in Potsdam verbracht, das schon vom Kronprinzenpaar verlassen war (27). Wenige Wochen später sollten sich um den dortigen großen Eßtisch die Kriegsverbrecher Josef Stalin, Franklin Roosevelt und Winston Churchill zu weiterem verbrecherischen Tun versammeln.

Abb. 14: Schloß Klein Obisch bei Glogau in Schlesen, heute

Ein Erlebnis mit dem Kronprinzen (Winter 1941/42) 

Mathilde Ludendorff berichtete anläßlich des Todes des deutschen Kronprinzen im Jahr 1951 auch (9) (Hervorhebung nicht im Original):

Als ich im Winter 1941/42 in Berlin zwei Vorträge gehalten hatte und mit meiner Tochter, Frau Karg von Bebenburg, in der Bahn zurück nach München fuhr, sah ich den Kronprinzen noch einmal wieder, der mir durch unseren Briefwechsel anläßlich des Todes seines Sohnes an der Front in Frankreich noch persönlich durch seine gemütstiefe Vaterliebe näher getreten war. Er bot mir und meiner Tochter Plätze in seinem für ihn allein reservierten Wagenabteil an und so fuhren wir bis München zusammen.
Wenn er auch oft an der Türe des Abteils, wie er scherzhaft sagte, Hof halten mußte, da immer wieder führende Männer der Politik und Wehrmacht ihn zu sehen und wenn möglich kurz zu sprechen wünschten und seine klugen und mit feinem Humor gewürzten und ungeheuer kühnen Kritiken am dritten Reich und seiner Art Kriegführung uns gar sehr erfreute und die Fahrt kürzten, so blieben doch auch manche Stunden anregendster und inhaltreicher Unterhaltung. Wieder offenbarte er eine echte, ehrliche Begeisterung für seinen Kriegsvorgesetzten und da er sie ihm selbst nicht mehr zeigen konnte, betreute er nun dessen Frau und Tochter geradezu väterlich, ruhte nicht, bis wir uns sein mitgebrachtes Essen servieren ließen, während er selbst sich mit dem Essen im Speisewagen begnügte. Immer wieder kam er in der Unterhaltung auf den Feldherrn zurück. Unfaßlich nannte er dessen Leistung und Unermüdlichkeit im Kriege, in dem er in gleichmäßiger Frische mit einer einzigen Unterbrechung von drei Tagen Urlaub durchgehalten und in den furchtbarsten Lagen die Ruhe bewahrt und die Lage trotz allen Ernstes immer erneut gemeistert habe. Über alle die lästernden Märchen von dem ‚Nervenzusammenbruch’ sprach er sich als ‚jämmerliche Versuche von Lügnern’ drastisch aus. Das Rätselhafteste aber an den unfaßlichen Leistungen sei die souveräne Ruhe gewesen, in der dieser Mann wenige Monate nach dem Zusammenbruch in wenigen Monaten sein umfassendes wundervolles Werk „Meine Kriegserinnerungen“ geschrieben habe! So etwas habe die Weltgeschichte noch nicht gesehen, meinte er, und dies Werk selbst sei der beste Gegenbeweis gegen alles Geschwätze von einer seelischen Veränderung oder einem Abstieg der Geisteskräfte im letzten Kriegsjahre und bei Ausbruch der Revolution. - Aber wenn er das auch alles ja wohl wisse, so sei er dann doch wieder wie vor einem Wunder gestanden, als er den General am siebzigsten Geburtstag so heiter, so jugendfrisch vor sich sah. ----
Abb. 15: Prinz Wilhelm als Oberleutnant in Wehrmachtuniform

D. Nach 1945

Prinz Louis Ferdinand will Freimaurer werden (1947)

Außerdem berichtete Mathilde Ludendorff Jahr 1951 (9) (Hervorhebung nicht im Original):

Im Sommer 1947 erfuhr ich in Bremen von einem Bekannten des Sohnes des Kronzprinzen, Louis Ferdinands, daß dieser sehr bestürmt worden war, in die Loge einzutreten, daß aber der Kronprinz Wilhelm in Ausübung seiner Vorstandschaft in der Familie Hohenzollern sein Veto eingelegt habe, als er erfuhr, daß Louis Ferdinand den Überredungen, in die Loge einzutreten, Gehör zu schenken begann. Aus dieser Nachricht, deren endgültigen Entscheid ich ja nicht kenne, entnahm ich nur das eine, daß der Kronprinz 1947 seine Einstellung der Freimaurerloge gegenüber noch innehielt, die ich 1935 mit angehört hatte.

Prinzessin Viktoria Luise schrieb über das Lebensende ihres ältesten Bruders, des Kronprinzen Wilhelm (1, S. 354):

Der Kronprinz war nicht Parteigenosse (der NSDAP) gewesen, hatte unter Hitler weder ein Staatsamt bekleidet noch ein militärisches Kommando geführt. Gleichwohl ließ General Lattre de Tassigny ihn festnehmen und in Lindau inhaftieren.

Aus den drei Wochen Gefangenschaft kam der Kronprinz nach den Erinnerungen seiner Ehefrau als "gebrochener Mann" zurück (s. Wiki). Er wählte sich als Wohnort Hechingen, durfte sich aber nicht weiter als 25 Kilometer von diesem Ort entfernen. Bis zu seinem Tod wohnte er dann zur Miete in einem kleinen 5-Zimmer-Haus daselbst (s. Wiki). Viktoria Luise schreibt weiter (1, S. 354):

Ich habe ihn dort jedes Jahr besucht. (...) Still und zurückgezogen hatte mein Bruder in seinem Mietshaus gelebt. Er hatte resigniert. Der Kronprinz war kein Louis Bonaparte, fühlte sich zu sehr der Ästhetik verbunden, als daß er sich dem Kampf um die Macht verschworen hätte. So war es einsam um ihn geworden. Und das Volk, dessen erklärter Liebling er als forscher und schmucker Kronprinz gewesen war, hatte ihn vergessen. (...) An seinem Grab standen von uns Geschwistern nur noch sein Bruder Oskar und ich.

Der hier erwähnte Louis Bonaparte ist in die Geschichte als Napoleon III. (1808-1873) eingegangen. Er war ein Neffe seines berühmteren gleichnamigen Onkels. Über Louis Bonaparte heißt es auf Wikipedia (Wiki):

War unter seinem Geburtsnamen Charles Louis Napoléon Bonaparte während der Zweiten Republik von 1848 bis 1852 französischer Staatspräsident und von 1852 bis 1870 als Napoleon III. Kaiser der Franzosen. Mit dem Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 hatte der aus einer Volkswahl hervorgegangene Präsident eine Diktatur errichtet. Ein Jahr darauf proklamierte er sich zum Kaiser und sein Land zum Zweiten Kaiserreich. Das Parlament wurde weitgehend entmachtet und erhielt erst ganz am Ende seiner Herrschaft wieder etwas mehr Kompetenzen.

Diese Erwähnung erinnert daran, welche Rolle Kronprinz Wilhelm von Preußen tatsächlich hätte spielen können, um das schwere Schicksal, das Deutschland mit Hilfe der Hitler-Diktatur zugedacht war, zu verhindern. Der Historiker Pyta hat ja aufgezeigt, daß Kronprinz Wilhelm sich dem Kampf um die Macht Anfang der 1930er Jahre ja tatsächlich "verschworen" hatte (2, 15). Offenbar hat seine jüngste Schwester davon nur nicht allzu viel mitbekommen. Mit Fug und Recht konnte sie auch innerhalb der Familie als "unzuverlässig" gelten, da sie doch auch noch in ihren Lebenerinnerungen ihren Schwager, den Prinzen Max von Baden, so sehr in Schutz nimmt, der am 9. November 1918 in Berlin die Abdankung ihres Vaters verkündet hatte, noch ehe ihr Vater selbst überhaupt diesen Entschluß gefaßt hatte. Ihr Vater und alle monarchiefreundlichen Kreise in Deutschland haben das dem Prinzen Max von Baden nie verziehen. Seit dieser Zeit wurde dieser Prinz von vielen heißherzigen Patrioten in Deutschland geschnitten. Doch zurück zum Kronprinzen Wilhelm: Hätte der Kronprinz Wilhelm für seinen Kampf um die Macht einen ähnlichen hintergrundpolitischen Rückhalt (auch von Seiten der Freimaurer) gehabt wie diesen - allzu offensichtlich - Napoleon III. oder Adolf Hitler genossen haben, hätte er darin auch sicher erfolgreich sein können. Aber dafür sind ja nicht zwei Weltkriege gegen Deutschland geführt worden, damit schließlich ein Hohenzollern-Prinz Deutschland jenes Schicksal hätte ersparen können, das diesem Land von Seiten der monotheistischen Hintergrundmächte aus spätestens seit 1914 zugedacht war, um die Kulturentwicklung in den fortgeschrittenen Gesellschaften der Nordhalbkugel in ihrem Herz zu treffen.

Der Prinz Louis Ferdinand von Preußen (1907-1994), der älteste überlebende Sohn des Kronprinzen, war dann von 1951 bis zu seinem Tod das Oberhaupt des Hauses Hohenzollern. Er war - sozusagen - der Erzieher des heutigen Repräsentanten des Hauses Hohenzollern (des von der Medien-Schickeria als lächerlich hingestellten "#prinzdumm"). Wie es um das Verhältnis von Prinz Louis Ferdinand zur Freimaurerei bestellt war, scheint uns ungeklärt. Prinz Louis Ferdinand war vor 1939 in den USA eng persönlich befreundet mit dem bekennenden Freimaurer Henry Ford (1863-1947) (Wiki). Das führt er in seinen Lebenserinnerungen mit Stolz aus (12).

Prinz Louis Ferdinand und der Freimaurer Henry Ford

Henry Ford ist um der Schrift "Der internationale Jude" (1920/22) willen bekannt geworden. Diese hat er zwar nicht verfaßt, aber unter seinem Namen heraus gegeben. Nach vielfachen Protesten hat sich Ford 1927 öffentlich für die Herausgabe derselben entschuldigt und sich von dieser Schrift distanziert. Als "zuverlässig" im Sinne monotheistischer Hintergrundmächte wird Henry Ford dennoch auch weiterhin gegolten haben, war er doch 1940/41 Anhänger der "America First"-Bewegung, die sich für die Neutralität der USA während des Zweiten Weltkrieges aussprach. Ihr bekanntestes "Aushängeschild" war ein weiterer Freimaurer (und nachmaliger CIA-Mitarbeiter), der sehr zeitlebens sehr deutschfreundliche Luftfahrtpionier Charles Lindbergh. Doch auch im Zusammenhang mit dieser Anhängerschaft sahr sich Henry Ford im Januar 1942 veranlaßt, einen offenen Brief an die "Anti-Defamation League" in den USA zu schreiben, in dem er sich von "Judenhaß" distanzierte (Wiki). Auch wenn über all diese Dinge in den Lebenserinnerungen des Prinzen Louis Ferdinand nichts enthalten ist, steht doch darin auch nichts im Widerspruch zu der Annahme, daß der Prinz Louis Ferdinand sich Zeit seines Lebens gedanklich in den hier angedeuteten - widerspruchsvollen - Bahnen von Henry Ford bewegt hat. Man darf vermuten, daß auch dieser Umstand von Seiten der Hintergrundmächte nicht gerade als Zeichen höchster "Zuverlässigkeit" erachtet worden ist.

Da die beiden ältesten Söhne von Louis Ferdinand bürgerliche Ehefrauen geheiratet haben, designierte Louis Ferdinand seinen dritten Sohn zu seinem Nachfolger. Nachdem dieser aber schon 1977 bei einem Bundeswehr-Unfall starb, wurde dessen 1976 geborener Sohn Georg Friedrich Prinz von Preußen (Wiki; Preussen.de) ab 1994 Oberhaupt des Hauses Hohenzollern, also der seit 2019 viel geschmähte "#prinzdumm". Schon von all diesen Schmähungen her meint man ablesen zu können, daß dieser nicht Freimaurer geworden sein kann und wenn, dann höchstens in dem zeitweise unzuverlässigen Sinne eines Henry Ford oder eines Charles Lindbergh. Sonst müßte Georg Friedrich doch viel deutlicher dem Schutz der Loge unterliegen und würde für Dinge stehen, die man über das britische Königshaus immer einmal wieder "so" erfährt. (Etwa daß zu engen Freunden der Angehörigen dieses Königshauses Leute gehörten wie Jimmy Savile oder Jeffrey Epstein.)

Im Jahr 2011 gratulierten anläßlich der Hochzeit  "Seiner kaiserlichen und königlichen Hoheit Georg Friedrich Prinz von Preußen und Ihrer Durchlaucht Sophie Prinzessin von Isenburg" auch ein "Tim Fabian Kloss, Abgeordneter Meister der St. Johannisloge 'Zum Pilgrim'" "im Namen aller Brüder Freimaurer der St. Johannisloge 'Zum Pilgrim' zu Berlin" (13). Das darf und muß man durchaus als eine symbolische Handlung verstehen. In welche konkreteren Zusammenhänge sie eingeordnet werden kann, bleibe dahin gestellt.

Übrigens wird auch Philip Kiril Prinz von Preußen (geb. 1968) mitunter in den Medien erwähnt und auf Youtube interviewt. Er ist der älteste Sohn des ältesten Sohnes von Louis Ferdinand, der aber für die Thronfolge nicht infrage kam, da er eine Bürgerliche geheiratet hatte. Dieser Philip Kiril von Preußen ist inzwischen evangelischer Pfarrer geworden, vertritt aber in Interviews immer noch sein Anrecht auf die Thronfolge. Heute Pfarrer auf den Dörfern des Landes Brandenburg. Wahrlich ein trauriger Posten, Pfarrer zu sein heute auf den Dörfern des Landes Brandenburg ....

Ein verschollene Kaiser-Biographie (1969)

Ein engerer Mitarbeiter Erich Ludendorffs, der Schriftsteller Karl von Unruh (1884-1969), Freimaurerkritiker wie Ludendorff selbst, plante noch in den 1960er Jahren eine Biographie über den Kaiser Wilhelm II. zu schreiben (14):

Als letzter Page Kaiser Wilhelms II. und späterer Offizier ragte er selbst wie ein Stück preußisch-deutscher Geschichte in unsere Zeit hinein. Er versuchte stets, dem letzten deutschen Kaiser gerecht zu werden und nicht einzustimmen in jene nur allzu bekannte einseitige Geschichtsbetrachtung Wilhelms II. Er wollte eine Ehrenrettung in Form einer Kaiserbiographie schreiben, die durchaus nicht etwa vorhandene Schwächen des Kaisers übersah, die aber jene Mächte stärker ins Auge zu fassen trachtete, die General Ludendorff die Überstaatlichen genannt hatte.
Als ich ihn einmal fragte, wann wir denn mit der Veröffentlichung seines Buches über den letzten deutschen Kaiser rechnen könnten, da gab er zögernd, ja fast ein wenig verlegen zur Antwort, er habe zwei Brüder (Friedrich Franz und Fritz von Unruh), die sich als Dichter einen Namen gemacht hätten, der auch ihn verpflichte. Er könne doch unmöglich etwas "auf den Markt bringen", das stilistisch oder inhaltlich schlechter sei als jene Werke, die seine Brüder geschrieben hätten.
Vielleicht - man möchte es hoffen - finden sich bei der Durchsicht des Nachlasses Aufzeichnungen zur Biographie des letzten Kaisers.

Diesem Wortlaut nach darf man davon ausgehen, daß das hier erörterte Buchmanuskript dem Inhalt nach schon fertig gestellt war, daß der Autor es aber vor allem noch stilistisch überarbeiten wollte. Es ist vorderhand nicht bekannt, ob es noch einen Nachlaß von Karl von Unruh gibt und ob darin dieses Manuskript erhalten ist. Somit bleiben wir dabei, uns einstweilen an den Lebenserinnerungen der Prinzessin Viktoria Luise und den darin enthaltenen Worten zu freuen:

"Die Geheimgruppen von Personen, welche hinter der Weltpolitik ihre Fäden zogen, waren so mächtig, daß familiäre Einflüsse gegen diese nicht aufkommen konnten, trotz aller Versuche."

Der Einfluß solcher Personengruppen scheint heute ungebrochener denn je zu sein.


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*) Diese Briefe können doch eigentlich nur durch Menschen in den Auktionshandel gekommen sein, die nach dem Tod von Mathilde Ludendorff in ihrem Haus gelebt haben oder Zugang zu demselben hatten. Dieser Personenkreis ist eigentlich sehr eingeschränkt. (In der gleichen Auktion, in der der angeführte Kondolenzbrief des deutschen Kronprinzen zum Verkauf stand, wurden übrigens auch die Briefe an Erwin Würth (erneut) versteigert, die hier auf dem Blog schon behandelt worden sind.)
**) Prinz Friedrich Georg von Preußen weist auf Preussen.de hin auf die quasi "offizielle" und bislang ausführlichste Geschichte des Hauses Hohenzollern zwischen 1918 und 1945, die im Jahr 2003 erschienen ist (22). Angesichts dessen erscheint es außerordentlich kennzeichnend, daß in diesem Referenzwerk der Familienname "Blumenthal" kein einziges mal und der Familienname "Salviati" nur ein einziges mal (im Zusammenhang mit der Traueranzeige für Prinz Wilhelm im Jahr 1940) fällt. Das heißt: Die monarchiefreundliche Opposition gegen den Nationalsozialismus rund um den Prinzen Wilhelm (1906-1940) scheint in diesem Referenzwerk, auf das sich die Hohenzollern-freundlichen Historiker zu stützen scheinen, gar nicht dargestellt zu sein. Das ist sicherlich auch der Grund, weshalb es auf diese Opposition bislang nur spärliche Hinweise auf Wikipedia gab, die der Autor dieser Zeilen im Januar 2020 einmal nur mit den wichtigsten Angaben ergänzt hat. (Ganz richtig war dort nämlich der Bearbeitungsvermerk eingestellt worden: "In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch folgende wichtige Informationen: NS-Verhältnis und Einordnung des Zitats des Heeresgruppenführers, siehe Diskussionsseite. --Flominator 10:05, 24. Nov. 2019")  All dies zeigt, wie wenig gut die Geschichte des Hauses Hohenzollern zwischen 1918 und 1945 wirklich erforscht ist und wie auch Wolfram Pyta bislang nur die Spitze eines Eisberges sichtbar gemacht haben wird. Denn die Opposition um den Prinzen Wilhelm deckt sich in den Motiven und Zielsetzungen ja recht genau mit den Aktivitäten seines Vaters um 1932/33. Und sie setzt sich fort bis 1938, ja, bis 1944 und 1945. Beide Trauzeugen des Prinzen Wilhelm (Blumenthal und Salviati) sind aufgrund ihrer oppositionellen Haltung 1944 und 1945 ums Leben gekommen. Wie kann es sein, daß diese leicht zu recherchierenden Umstände bislang nicht in die Beurteilung der Hohenzollern in der Zeit von 1918 lund 1945 eingeflossen sind? 

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  1. Viktoria Luise, Tochter des Kaisers - Mein Leben. Langen Müller 1984 (Lizenzausgabe für Komet-Verlag Köln)
  2. Pyta, Wolfram: Kurt von Schleicher, Gregor Strasser und Kronprinz Wilhelm gegen Hitler, 05.03.2018,  Katholische Akademie in Bayern AUDIO-Kanal, https://youtu.be/EOn0PFomPtA.
  3. Erinnerungen des Kronprinzen Wilhelm. Hrsg. von Karl Rosner, Cotta, Stuttgart, Berlin 1922 (Auszug: Tagesspiegel 2015) (Archive
  4. Ludendorff, Erich: Meine Kriegserinnerungen. Verlag Mittler und Sohn, Berlin 1919
  5. Wilke, E.: "Das Moltkezimmer des Generalstabs-Gebäudes nach dem Einzug des Kronprinzen" Karrikatur in: "Jugend",  4.2.1914
  6. Ludendorff, Mathilde: Eine beachtliche Äußerung. In: Der Quell, Folge 19, 9.10.1957, S. 911
  7. Ludendorff, Mathilde: Verspätete Erkenntnis der Wahrheit. In: Der Quell, Folge 23.5.1958, S. 477
  8. Breucker, Wilhelm: Die Tragik Ludendorffs. Eine kritische Studie auf Grund persönlicher Erinnerungen an den General und seine Zeit. Helmut Rauschenbusch Verlag, Stollhamm (Oldb) o.J. [1953] (Google Bücher)
  9. Totengedenken. Auf der Burg Hohenzollern starb im Alter von 69 Jahren Wilhelm, Kronprinz von Preußen. In: Der Quell, Folge 15, 9. 8. 1951, S. 682
  10. Gespräch mit Franz Freiherr Karg von Bebenburg. In: Wolfschlag, Claus M.: Augenzeugen der Opposition. Gespräche mit Hitlers rechten Gegnern. Verlag Zeitenwende, Dresden 2002, S. 88-94
  11. Biese, Franz: General Ludendorff in Sigurd v. Ilsemanns Aufzeichnungen "Der Kaiser in Holland". In: Mensch und Maß, 12. Jg., Folge 23, 9.12.1972, S. 1057-1074
  12. Louis Ferdinand Prinz von Preußen: Im Strom der Geschichte. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1985, 2. Auflage 1987
  13. siehe "Sonderausgabe zur Königlichen Hochzeit in Potsdam am 27. August 2011" der Zeitschrift "Weißes Blatt - Magazin für Tradition und Geschichte" (pdf), eingestellt auf der Internetseite "Neue Deutsche Monarchie"
  14. Köhncke, Fritz: Karl von Unruh zum Gedächtnis. In: Mensch & Maß, 9. Jg., Folge 20, 23. 10. 1969, S. 940 - 943
  15. Pyta, Wolfram; Orth, Rainer: Gutachten über die politische Haltung und das politische Verhalten von  Wilhelm Prinz von Preußen (1882-1951), letzter Kronprinz des Deutschen Reiches und von   Preußen, in den Jahren 1923 bis 1945. http://hohenzollern.lol/gutachten/pyta.pdf
  16. Graf von Blumenthal, Konstantin: Zum Gedenken an Hans-Jürgen Graf von Blumenthal, 13. Oktober 2019, https://martininbroda.blogspot.com/2019/10/zum-gedenken-hans-jurgen-graf-von.html 
  17. Jansen, Hildegard: Von Hitler „mit glühendem Haß“ verfolgt - Der gebürtige Potsdamer Hans Graf von Blumenthal - einer der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944, Potsdamer Neueste Nachrichten, 7.07.2004, https://www.pnn.de/potsdam/von-hitler-mit-gluehendem-hass-verfolgt/22385864.html
  18. Meinl, Susanne: Nationalsozialisten gegen Hitler. Die nationalrevolutionäre Opposition um Friedrich Wilhelm Heinz, Siedler 2000 (GB)
  19. Bading, Ingo: Reichstagsbrand - Ist das viel gesuchte "missing link" gefunden? Heißt es etwa Friedrich Wilhelm Heinz? Hat der Nachrichtendienstchef Adenauers bis 1953 1933 den Reichstag angezündet? 6. November 2011, https://studgenpol.blogspot.com/2011/11/reichstagsbrand-ist-das-viel-gesuchte.html
  20. Sauer, Wolfgang, "Duesterberg, Theodor" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 176 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116240946.html#ndbcontent 
  21. Duesterberg, Theodor: Der Stahlhelm und Hitler. Wolfenbütteler Verlagsanstalt, Hannover 1949 (ZVAB), 1950
  22. Friedrich Wilhelm, Prinz von Preußen: "Gott helfe unserem Vaterland". Das Haus Hohenzollern 1918-1945, Langen Müller, 2003 (GB)
  23. Ritter, Gerhard: Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1956 (EA: 1954 [GB])
  24. Boveri, Margret: Der Verrat im 20. Jahrhundert. Für und gegen die Nation, Rowohlt 1956 (GB)
  25. Hoffmann, Peter: Widerstand, Staatsstreich, Attentat. Der Kampf der Opposition gegen Hitler. Piper-Verlag 1985 (GB)
  26. Kirchstein, Jörg: Kronprinzessin Cecilie. Eine Bildbiographie. 2004 (GB)
  27. Prinzessin Felicitas von Preussen: Erinnerungen an die Kronprinzessin anläßlich ihres 50. Todestages 2004, ursprünglich auf Preussen.de (Archive.org
  28. Blumenthal, Hans-Jürgen Graf von: Werden und Wesen des Jungstahlhelms. In: Der N.S.D.F.B. (Stahlhelm). Geschichte, Wesen und Aufgabe des Frontsoldatenbundes NSDFB (Stahlhelm) Freiheit Verlag GmbH, Berlin 1935 (ZVAB)
  29. Meinl, Susanne; Krüger Dieter: Friedrich Wilhelm Heinz. Vom Freikorpskämpfer zum Leiter des Nachrichtendienstes im Bundeskanzleramt, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 1994, 39-69 (pdf)
  30. Duesterberg, Georg: Der Bund der Frontsoldaten in der Weimarer Republik. Zusätzliche Darstellung zur Person des 2. Bundesführers Oberstleutnant a. D. Theodor Duesterberg, masch.schr. Manuskript 1973 im Nachlaß Theodor Duesterberg im Bundesarchiv (s. Meinl 2000, S. 411)
  31. Klausa, Ekkehard: Sie kamen aus dem „Stahlhelm“ Frühe Kampfgenossen Hitlers, die früh in den Widerstand gingen. BIOS, Jg. 28 (2015), Heft 1/2, https://doi.org/10.3224/bios.v28i1-2.11 
  32. Zeller, Eberhard: Geist der Freiheit. 1956, Müller, München 1965 (s. Wiki)
  33. Fernsehserie "Der deutsche Adel" - Das Erbe des Kaisers, 2013, https://youtu.be/rtkB4kEs0Rg.
  34. Interview mit dem Deutschen Kronprinz 1932, https://youtu.be/KPCJiNWyUfQ.
  35. von der Heyde, Annette: Kaiserkinder, ZDF 2015, https://youtu.be/CiPUlvrxxMI
  36. Lothar Machtan: Der Kronprinz und die Nazis. Hohenzollerns blinder Fleck. Dunker & Humblot; eErschienen 9. August 2021.
  37. Käppner, Joachim: Rezension von 36., 17.8.21, https://www.sueddeutsche.de/kultur/hohenzollern-adolf-hitler-entschaedigung-kronprinz-wilhelm-1.5384901

2 Kommentare:

filmdenken.de hat gesagt…

Um einen kritischen Aspekt anzusprechen: "Die Hohenzollern" gibt es doch in dieser Hinsicht zumindest historisch nicht so eindeutig. Wilhelm I. war ja begeisterter Freimaurer.
https://freimaurer-wiki.de/index.php/Wilhelm_I

Ingo Bading hat gesagt…

Meine unmittelbaren Antworten auf deinen Kommentar haben wir auf Facebook weiter diskutiert. Heute habe ich in den Blogartikel noch die Beziehung des Prinzen Louis Ferdinand zu dem Freimaurer Henry Ford thematisiert. Der Umstand, daß selbst in der befürwortenden America First-Bewegung der Jahre 1940 und 1941 an führender Stelle zwei Freimaurer beteiligt waren - Henry Ford und Charles Lindbergh - macht darauf aufmerksam, daß die Freimaurerei in jenen Zeiten noch mit jenen, die ihrem Treiben gerne auch kritisch gegenüber stehen konnten und diese Kritik auch öffentlich geäußert haben, "jongliert" hat.
Aus Sicht der Freimaurerei und der von ihr vertretenen Interessen ebenso wie aus Sicht von uns heute ist WENIGER zu beurteilen, ob ein geschichtlich bedeutsamer Mensch Freimaurer war oder nicht, sondern eher, wie weit sein Wirken auf der LINIE der Ziele des Freimaurerei lag oder nicht.
Während der Hohenzoller Friedrich Wilhelm II. bigotter okkultgläubiger Rosenkreuzer war und sich vermessen hat, einen Philosophen wie Immanuel Kant zu bedrohen, kann dergleichen von den Hohenzollern und Freimaurern Friedrich dem Großen und Wilhelm II. KEINESFALLS gesagt werden.
Erich Ludendorff macht Bismarck durchaus einen VORWURF daraus, daß er auf die freimaurerkritischen Denkschriften, die er erhielt nicht reagierte und das Volk aufklärte über die Warnungen, die diese Denkschriften enthielten. Am Leben Bismarcks kann aufgezeigt werden, daß fast der GESAMTE Gegenwind, den seine Politik von Anfang an erfuhr, aus Kreisen des Jesuitenordens und der Logen stammte. In Bezug auf die Person des Kaises Wilhelm I. war sich Bismarck dessen auch bewußt. Er behielt die katholische Camarille am Hof der Kaiserin, der Ehefrau von Wilhelm I. scharf im Auge. Aufgrund dessen, daß er diese Hintergrundmacht immer scharf in Rechnung zog, konnte allein seine Politik so erfolgreich sein.
Die Freimaurer hat Bismarck in seinen Lebenserinnerungen nicht konkret genug benannt als "Reichsfeinde". Es konnte ihnen und den katholischen Kräften gelingen, daß Bismarck 1890 entlassen wurde, OHNE daß auch nur irgendeine große Zeitung dagegen mit Empörung reagierte. Bismarck, der schon so vieles verstanden hatte, hatte das so außerordentlich umfangreiche Wühlen der Freimaurerei nicht ausreichend verstanden.
So weit nur zur Einordnung des Verhältnisses der Freimaurerei zu den Hohenzollern VOR 1888, auf das Dein Kommentar Bezug nimmt.
Auf Preussen.de nimmt Friedrich Georg inzwischen übrigens höchst sachlich zu den öffentlichen Falschbehauptungen Stellung. SEHR lesenwert!

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