Freitag, 11. Juli 2014

Hitler war Satanist - und Alan Bullock hätte es wissen können

Die Satans-Geste - Hanfstaengl zeigte sie Alan Bullock

Der Hitler-Biograf Alan Bullock (1914-2004) schilderte dem amerikanischen Journalisten Ron Rosenbaum (geb. 1946) seine Begegnung mit jenem Putzi Hanfstaengl (1887-1975), der bis 1937 ein enger Vertrauter Hitlers war. Bullock sagte über Hanfstaengl1:

Der Mann war ausgesprochen widerlich. Es war ausgesprochen unangenehm, in seiner Nähe zu sein. Er war ein Schuft, ein Betrüger. Jedenfalls stand in dem Studio, in dem wir unser Gespräch führten, ein Klavier. Ich sagte, "Los, spielen Sie, wie Sie für Hitler gespielt haben." Großer Gott, spielte er schlecht! Und dann machte er plötzlich das -
He really was odious. He really was unpleasant to be up close [to]. He was such a blackguard, he was a faker. At any rate, it so happens the studio in which we were conducting the interview, there was a piano there. I said, "Come on, play like you played for Hitler." My God, he played badly. And then suddenly he started this -

- Bullock streckte den Zeigefinger und den kleinen Finger aus und ahmte Hanfstaengls Handbewegung nach ("Bullock imitated Hanfstaengl's hand gesture by holding out his hand with forefinger and pinky extended") -

und sagte: „Wissen Sie, [Hitler] konnte nur auf den schwarzen Tasten spielen.“ Also, was sollte das nun bedeuten?
And he said, "You know, [Hitler] could only play on the black keys." Now, what did he mean by that?

Und im weiteren bezieht Bullock im Gespräch mit Rosenbaum diese Geste darauf, daß Hanfstaengl hätte sagen wollen, daß Hitler "in mancherlei Hinsicht sexuell abnorm" gewesen sei. Weder scheint Bullock dieser Geste noch eine andere Bedeutung gegeben zu haben in seinem Gespräch mit Rosenbaum, noch kommt Rosenbaum selbst in seinem Buch aus dem Jahr 1998 weiter auf diese Geste zurück. Meeerkwürdig!

Abb. 1: Mit "Baphomet flash" wird diese Abbildung im Internet erläutert

Dabei weiß doch heute jeder, der nicht völlig auf den Kopf gefallen ist, daß das die „Satans-Geste“ ist, die Hanfstaengl da zeigte. Auf Wikipedia derzeit behandelt unter „Mano cornuta“ (andere Bezeichnungen: Teufelsgruß, Satansgruß, Satanistengruß, Goat horns, „the devil's horns“, „sign of the horns“, „devil's sign“)2:

What some call „the devil's horns“ or „sign of the horns“ has morphed into a mainstream way of saying, „Rock on“ or „Hell, yeah“ or „Good times“

heißt es 2011 in einem Zeitungsartikel. Schon die Beatles haben dieses Zeichen benutzt und sie haben sich auch auf Aleister Crowley bezogen, wird in diesem dann weiter ausgeführt.


Abb. 2: Eine Wachsfigur des bekennenden Satanisten Anton LaVeye zeigt den Satansgruss (1996)

Nun, vielleicht war das Thema Satanismus der politischen und kulturellen Eliten 1998, als Rosenbaum's Buch erschien, noch nicht so geläufig wie heute? Dann sollte die Historikerschaft aber doch Anlass haben, da bald mal Wissenslücken zu schließen.

"Hitler konnte nur auf den schwarzen Tasten spielen" - Alan Bullock jedoch verstand nur "Bahnhof"

Diese Phrase mit den „black keys“ ist nun schon 15 Jahre alt. Und sie ist auch in die erzählende Literatur schon eingegangen (siehe Ron Hansen „Hitlers Niece“, 1999; Norman Mailer „The Castle in the Forest“ 2007). Dabei wurde sie aber erneut nur auf die Sexualität von Adolf Hitler bezogen. (Warum sollte sie abnorm gewesen sein? Diese Unterstellung versteht man am ehesten, wenn man sich die Kriegshysterie über Adolf Hitler in den westlichen Demokratien der Jahre 1939 bis 1942 anschaut, in der in Bestsellern das Blaue vom Himmel herunter erfunden und erlogen wurde über Hitlers Privatleben. "Naziploitation" halt. Siehe jüngst erschienener Beitrag zu diesem "Hollywood-Nazi-Bild" hier auf dem Blog. Bzw.: womöglich schloss man in im damaligen britischen Geheimdienst vielfach vorliegenden sadomasochistischen Neigungen auf die Hitlers.) Aber merkwürdigerweise scheinen diese Hanfstaengl-Geste und die begleitenden Worte in Sachbüchern oder in der sonstigen Internetwelt bis heute von niemandem behandelt worden zu sein. Deshalb hier ein eigener Blogbeitrag darüber.

Im übrigen kann man sich derzeit im Internet gut über die Klavierkünste von Putzi Hanfstaengl informieren, sind dort doch Originalaufnahmen aus den Jahren 1934 und 1935 eingestellt3.

Auf die Nähe von Putzi Hanfstangel und mehreren seiner engeren Freunde zum Satanismus ist schon in zwei (4, 5) anderen Beiträgen hingewiesen worden, bzw. soweit es die Roosevelt-Umgebung betrifft, eigentlich auch noch in einem dritten (6). Aber so deutlich war diese Nähe dort noch nicht geworden.

Sicher ist eines: Diese seine eigene Satanismusnähe - und die Hitlers - in der Weise anzudeuten, wie es Hanfstaengl da nach dem Bericht des doch als sehr seriös geltenden Bullock getan hat, ist in der Tat widerlich. Im übrigen kann man sich nicht oft genug vor Augen führen, dass Adolf Hitler in einem Buchgeschenk aus dem Jahr 1920 von seiner damaligen Münchner Halsärztin Babette Steininger als "mein lieber Armanenbruder" angesprochen worden ist, dass er also Mitglied der okkulten Loge des Guido von List gewesen ist. Und diese Loge ist ja nun auch alles andere gewesen, als weit entfernt von Satanismus und satanistischem Denken.

Jedenfalls scheint es Paul Badde (geb. 1948) in der Überschrift zu seinem Geleitwort zur zweiten Auflage des Hitler-Buches von Michael Hesemann (6) genau getroffen zu haben, wenn er es überschrieb mit: „Ein Diener Satans“.

Konnte auch Churchill "nur auf den schwarzen Tasten spielen"?

Ziemlich genau auf der gleichen Linie liegt übrigens, was der britische Whistleblower T. Stokes im September 2012 über Winston Churchill schrieb, nämlich unter anderem8:

But there is one sentence in the British MOD document archive which has always troubled me, and that is something said by the official British War Office Astrologer Louis de Wohl, „Churchill relied too much on the devil's help for a good and spiritual aim in the war.“

Churchill also "verliess sich im Krieg zu sehr auf die Hilfe des Teufels für ein gutes und spirituelles Ziel." So denken ja Okkultgläubige und eine solche breitgefächerte Okkultgläubigkeit bei sich vorliegend hat Louis de Wohl auch in seinem Roman "Introducing Dr. Zodiak" aus dem Jahr 1940 angedeutet ("Magier"). T. Stokes, der sich als Geheimdienstmann und Teufelsaustreiber in regierungsnahen Okkultzirkeln in Großbritannien bewegte und in seinen Artikeln schon früh Jimmy Savile genau so charakterisierte, wie er heute auch ganz allgemein in der Presse charakterisiert wird, ist der Meinung, dass Churchill von einer okkulten Gruppierung umgeben gewesen sei, die in gutem Kontakt mit Aleister Crowley gestanden sei, ebenso Roald Dahl, und dass Churchill während des Krieges an geschmacklosen magischen Ritualen am "Devil's Chimney" (an der Südküste und/oder in Gloucester) teilgenommen habe. Sefton Delmer habe ihm das gesagt, ebenso dass Roald Dahl an satanistischen Kindermorden teilgenommen habe.

Konnten beide - Churchill und Hitler - "nur auf den schwarzen Tasten spielen"? An ihren Früchten sollte man eigentlich keinen anderen Umstand als diesen recht gut ablesen können. T. Stokes meint übrigens auch, dass Churchill wie viele andere der damaligen britischen Geheimdienstkreise (Anthony Blunt) Kunde von Kinderprostitution war und deshalb - wie so viele - leicht hatte erpresst werden können. Darüber sollte dann wohl doch nicht zu viel geredet werden im Interesse des Antifaschismus, denn sonst könnte ja Hitler schon fast wie ein "Unschuldslamm" aussehen ....

_______________________________________
  1. 1Rosenbaum, Ron: Die Hitler-Debatte. Auf der Suche nach dem Ursprung des Bösen. Europa-Verlag, München, Wien 1999, S. 277 (engl. OA.: Explaining Hitler. The Search for the Origins of His Evil. Random House 1998)
  2. 2Lovejoy, Heather: Hand-horns - The story behind the popular rock-concert gesture. How did we come to embrace the popular rock-concert gesture? The Florida Times, 18. Feb. 2011, http://members.jacksonville.com/entertainment/music/2011-02-18/story/hand-horns-story-behind-popular-rock-concert-gesture [11.7.14]
  3. 31934: https://www.youtube.com/watch?v=rCZbZOVMi3E [11.7.14], 1935: http://footage.framepool.com/de/search/ernst%20hanfstaengl/ [11.7.14], 1937: http://collections.ushmm.org/search/catalog/fv3367 [11.7.14]
  4. 4 Bading, Ingo:  Die Schicksalsgläubigkeit des Adolf Hitler. 2. Teil: 1927 - 1933. GA-j!, 2012
  5. 5 Bading, Ingo: Adolf Hitler bekam es wörtlich: "Nie will der Lebend'ge Lebendige knechten" - von Mathilde Ludendorff im Jahr 1923. Hitlers erhaltene Bibliothek bestätigt die Lebenserinnerungen Mathilde Ludendorffs - und die Erinnerungen Ernst Hanfstaengls an sie als eine "tapfere Frau". Studiengruppe Naturalismus, 17. Juni 2014
  6. 6 Bading, Ingo: Judenmord und Zweiter Weltkrieg - Als satanistisches Geschehen. Ein britischer „Whistleblower“ über die okkulte Gruppe um Winston Churchill und James Bond-Autor Ian Fleming. GA-j!, 7. Juli 2014
  7. 7 Hesemann, Michael: Hitlers Religion. Die fatale Heilslehre des Nationalsozialismus. Überarbeit. Neuauflage, Sankt Ulrich Verlag, 2012 (OA. Pattloch 2004)
    8Stokes, T.: The 2012 Winter Equinox. The Truth News, http://thetruthnews.info/winter_equinox.html [6.7.14] (MOD wird hier für „Ministry of Defence“ stehen)

2 Kommentare:

moe hat gesagt…

Hallo,
als Hobbymusiker möchte ich darauf hinweisen, dass die schwarzen Tasten beim Klavier in einer Pentatonik gestimmt sind (penta, weil es 5 Töne sind). Wenn nur die schwarzen Tasten gespielt werden kann man sich also nicht wirklich verspielen, das könnte also lediglich bedeuten, dass jemand ein absoluter Anfänger ist, da er nur auf den schwarzen Tasten spielen kann.
viele Grüße

Ingo Bading hat gesagt…

Danke! Ich denke, das Reden von den schwarzen Tasten hatte keinen musikalischen Sinn, sondern nur symbolischen. Aber vielleicht ist Pentatonik ja in bestimmten Logen beliebt, ich weiß es nicht.

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