Der Salonbolschewist, Kriegshetzer und Freimaurer Friedrich Hielscher
Gleich nach der Wende des Jahres 1989 nahm die Geschichtswissenschaft neue Bewertungen auch des historischen Wirkens des Freimaurers
Eduard Benesch (1884 - 1948) vor, 1918 bis 1935 Außenminister, 1935 bis 1938 Staatspräsident der Tschechoslowakei, von 1938 bis 1945 einflußreicher Exilpolitiker in London, von 1945 bis 1948 nochmals Staatspräsident der Tschechoslowakei (1 - 4).
Schon in der Krise des Jahres 1938 hatte er auch für sein eigenes Land keine Sorgen gegenüber einer "Sowjetisierung Osteuropas", ja, er hat die Sowjets schon im Februar 1936 indirekt zur Sowjetisierung Mitteleuropas aufgefordert (2, S. 551). Und schon am 31. Januar 1939 sagte Benesch in London in diesem Sinne zum Beispiel die einprägsamen Worte (zit. n. 2, S. 579):
„Rußland wird in Mitteleuropa das Wort haben ... Geographisches Gesetz ... Hitler verhilft uns zur Nachbarschaft mit Rußland. Nach den künftigen Katastrophen muß das Ziel sein, daß Rußland in Uzhorod stehen wird, Presov in Rußland liegen wird ... Die Grenze mit Rußland so lang wie möglich auch mit Hinsicht auf Polen ...“
Dieses Zitat ist auch deshalb so auffällig, weil ein solches Denken des Freimaurers Eduard Bensch (spätestens ab 1936) und das Denken des Freimaurers Friedrich Hielscher (spätestens seit 1927; offiziell Freimaurer wurde er erst 1951) in vielerlei Hinsicht gegenseitig erläuterendes Licht aufeinander werfen - und damit wohl auf die Freimaurerei insgesamt. Dieses Zitat scheint nur das noch offener auszusprechen, was Friedrich Hielscher sich schon in seinen Veröffentlichungen seit 1927 gewünscht hatte (siehe gleich). Der Historiker Ivan Pfaff führte aus (2, S. 579): Benesch
„war schon vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges fest davon überzeugt, daß die UdSSR früher oder später in den Krieg mit Deutschland eingreifen und schließlich nach Mitteleuropa vordringen werde.“
Und im Dezember 1939 führte Benesch aus (2, S. 580):
„Rußland wartet ab und sobald es auf Grund der deutschen Kriegsführung für sich allseits die möglichst stärkste Position gewonnen hat (die Baltischen Staaten, Polen, Finnland, Bessarabien, offenbar Bulgarien und Nordtürkei und -persien), wird es alles Erdenkliche zum Sturz des heutigen Deutschland tun und dort wie auch überhaupt in Mitteleuropa eine Revolution mit Sowjetregimes hervorrufen.“
In ähnlichen Gedankengängen formulierte Benesch am 12. Juli 1941 (zit. n. 4, S. 555):
„Wenn der Krieg in Europa vorüber ist, werden nur Deutschland und Rußland übrig sein. Deutschland wird zerstückelt sein und im Osten und - wie ich hoffe, in Zentraleuropa ebenso - wird Rußland die entscheidende Rolle spielen.“
"Rußland wird in Mitteleuropa das Wort haben ... Geographisches Gesetz ..."
Die gleiche Sorglosigkeit, ja, Sympathie gegenüber der Sowjetunion, wie sie Benesch an den Tag legte, legte auch ein Vordenker des sogenannten "Neuen Nationalismus" und der sogenannten "Konservativen Revolution" in Deutschland rund um Ernst Jünger schon ab 1927 an den Tag. Ein Vordenker, der Zeit seines Lebens den "Männerbund" glorifizierte, schon 1925 die Jesuitenexerzitien praktizierte und 1951 auch offiziell Freimaurer wurde. Während in den Kreisen der "Konservativen Revolution" noch heute ein Eduard Benesch oder ein Walter von Seydlitz (Nationalkommitee Freies Deutschland) äußerlich auf das heftigste abgelehnt werden, vielfacher deutscher militärischer Geheimnisverrat an die Sowjetunion schwer verurteilt wird (Martin Bormann, Rote Kapelle, Wilhelm Canaris ...) (5 - 7), bringt man einem Friedrich Hielscher noch heute in diesen Kreisen mitunter viel Sympathie entgegen.
Wenn in Kreisen des "Neuen Nationalismus" und damit später auch des (z.T. sogenannten) deutschen Widerstandes schon seit 1927 so gedacht werden konnte, wie Friedrich Hielscher dachte, wird man Anlaß haben, viele Landesverrats-Handlungen des (z.T. sogenannten) deutschen Widerstandes noch aus ganz neuer Perspektive zu sehen. (Denn wie kann man einen "Widerstand", der anstelle des nationalsozialistischen Totalitarismus lediglich den kommunistischen Totalitarismus setzen wollte, noch aufrichtig "Widerstand" nennen anstatt Erfüllungsgehilfe von Totalitarismus?)
Nach Aufsätzen von Friedrich Hielscher wie
"Der Draht nach Osten" von 1927 (S. 6),
"Japan, Rußland und der Westen" von 1928 (S. 54) und
"Die letzten Wochen. Moskau" von 1930 (S. 49f) vervollständigt die Soziologin Ina Schmidt in ihrer Dissertation über Hielscher unsere bisherigen Kenntnisse über seine volksverhetzenden Ansichten (8, 9) zusammenfassend folgendermaßen (10, S. 100):
Seit der Herrschaft Zar Peters I. sei auch das russische Seelentum der westlichen Überfremdung preisgegeben worden.
Zar Peter I. der Große (1672 - 1725), der Petersburg als westliche Stadt gründete und Rußland der westlichen Kultur und vor allem auch vielen deutschen Einflüssen öffnete, wird also von Hielscher negativ bewertet. Denn westliche Überfremdung ist ja im Weltbild des Friedrich Hielscher die Ursünde überhaupt. Derartiges hört man bezüglich "östlicher Überfremdung" bei ihm nie, im Gegenteil. Denn demgegenüber ("im Gegensatz dazu") zieht er keine geringeren als - - - Lenin und Stalin Peter I. folgendermaßen vor:
Lenin und Stalin seien nicht wirklich marxistisch eingestellt, da sie im Gegensatz zum Zarentum konform mit dem ursprünglich russischen Seelentum handelten, was Hielscher durchaus sympathisch findet. Erkennbar sei dies daran, daß sie die russischen Menschen ihrer Machtpolitik und der russischen Nation opferten.
(Vgl. Abb. 1 - 3.) Leider gibt Schmidt hier kein Originalzitat. Aber schon diese Paraphrase ist wohl eindeutig genug. Ob wohl Ina Schmidt selbst gemerkt hat, was für ein ekelhaftes Denken sie da referiert? Sie fährt noch krasser fort:
Stalin verhalte sich so, wie sich ein echter Nationalist verhalten solle, da er nur an die Stärke und den Erfolg der Nation denke. Der Bolschewismus sei nur Maske. Dies zeige sich darin, daß er Ordnung schaffe, regimefeindliche Akademiker ermorde und Zehntausende von Kulakenfamilien nach Sibirien schicke und dort sterben lasse.
All das findet Hielscher also toll! Er wünscht es sich offensichtlich auch für Deutschland. Das liegt ganz auf der Linie unserer bisherigen Beiträge zu Hielscher (8, 9).
Durch diese Opferung von Menschenleben habe er die Rüstung der Nation gestärkt.
Man möchte den Hielscher auf der Stelle selbst sofort in den Archipel Gulag schicken und verrecken lassen, wenn er so reden kann. Wie kann Papier so geduldig sein und wie konnten die damaligen Leser von Hielscher so geduldig sein? Die ganzen nationalpatriotischen deutschen Kreise lebten damals aus dem antikommunistischen Affekt heraus. Und Hielscher verherrlicht den Kommunismus und niemand hat ihm jemals gehörig die Meinung gesagt? An dieser Stelle erfolgt dann Verweis auf die oben genannten Origianl-Aufsätze. Und weiter:
Stalin sei kein Marxist, wie er immer noch denke, denn "Karl Marx hatte das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl gewollt, einen nicht sehr erhebenden, etwas muffigen, aber immerhin erträglichen Frieden auf Erden; und diese Erschießungen bedeuten Krieg, Willen zur Macht, Gleichgültigkeit gegenüber Menschenleben, Entschlossenheit zum Siege"
wie Schmidt aus dem letztgenannten Aufsatz Hielschers von 1930 zitiert. Noch einmal: Eine solche Bejahung des stalinistischen Völkermordes findet man höchstens noch bei Winston Churchill. Sind von Adolf Hitler solche Äußerungen bekannt? Dann hätte wohl Ernst Nolte leichtes Spiel mit seiner These, der Nationalsozialismus sei im Wesentlichen eine Reaktion auf den Bolschewismus. Nolte sollte Friedrich Hielscher genauer studieren, dann wüßte er, "wer" "wie" auf den Bolschewismus reagiert hat.
"Durch diese Opferung von Menschenleben habe er die Rüstung der Nation gestärkt"
Die "Neuen Nationalisten", die "Konservativen Revolutionäre" haben gegen Hitler 1944 möglicherweise nicht gerade deshalb geputscht, weil sie "humaner" gesinnt waren, als er, sondern weil ihre dem deutschen Volk, dem russischen Volk und der westlichen Welt noch heute völlig unverständliche landesverräterische Kooperation mit der Sowjetunion, weil die gleichzeitige von ihnen ermöglichte Invasion in der Normandie und der Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte in Rußland möglicherweise schon damals aufgeflogen worden wären, wenn die öffentliche Aufmerksamkeit nicht durch einen Putsch und durch ein Attentat auf Adolf Hitler abgelenkt worden wäre. (So könnte zumindest eine Hypothese lauten, die genauer verfolgt werden müßte. Denn um so mehr man von den landesverräterischen Umtrieben des deutschen "Widerstandes" erfährt, insbesondere auch gegenüber der Ostfront, um so mehr fragt man sich, welche Rationalität dann eigentlich noch hinter dem Stauffenberg-Attentat von 1944 stehen sollte.) - Doch bringen wir das Zitat von Ina Schmidt zum Abschluß (10, S. 100f):
Das typisch russische Seelentum kennzeichne ebenso wie das römische der große Abstand zwischen den als unwissend und niedrig betrachteten Beherrschten und der als wissend und gottgewollt empfundenen Führung. Diese werde von den Menschen Rußlands als notwendiges Übel zwecks Verteidigung nach außen hin akzeptiert.
An diesen Ausführungen ist ja insbesondere noch bemerkenswert, daß Hielscher in den Jahren von 1927 bis 1930 viel präziser als viele andere deutsche und westliche Beobachter in der Öffentlichkeit die damaligen inneren Vorgänge in der Sowjetunion in ihren tatsächlich vorliegenden Kausalzusammenhängen benennt. Im Grunde ist dies noch nicht einmal von Robert Conquest ("Ernte des Todes", 1986) so scharf und deutlich herausgearbeitet werden, sondern erst von Bogdan Musial ("Kampfplatz Deutschland", 2010), nämlich daß der ukrainische Hungerholocaust 1930 bis 1933 durchgeführt wurde,
um ein gigantisches Rüstungsprogramm mit Getreideexporten finanzieren zu können. Genau das weiß auch Hielscher. Aber wer wußte das damals eigentlich in Deutschland noch ebenso präzise wie er?
Adolf Hitler zumindest nicht. Sonst hätte er das gigantische Rüstungsprogramm Stalins nicht so stark unterschätzt, wie er es 1942 gegenüber dem finnischen General Mannerheim eingestand. Sprich: Die deutsche "Abwehr", der deutsche militärische Geheimdienst unter Wilhelm Canaris, Reinhard Gehlen, Alexis von Roenne, zusammen mit Leuten wie Hans von Dohnanyi, Justus Delbrück und Karl Ludwig Freiherr von Guttenberg (7, S. 67) hatten diese Dinge ebensowenig weitergegeben, wie offenbar das Außenministerium z.B. seine Konsulatsberichte aus Kiew aus dem Jahr 1932 an die Öffentlichkeit weitergab. (Der eben genannte Guttenberg ist übrigens der Großonkel des 2011 zurückgetretenen korrupten Verteidigungsministers, der ebensogerne wie sein Großneffe "
Guttenberg'sche Lügenteppiche" webte und sich in ihnen "verhedderte", wie seine Tochter
in ihrer Biographie schreibt. Offenbar also eine familiär weiterverbte Eigenschaft der Lügenbarone von Guttenberg.)
Ina Schmidt scheint die Ungeheuerlichkeit der Gedankengänge des Friedrich Hielscher nicht vollumfänglich bewußt zu werden, unter anderen offenbar auch deshalb, weil sie sich der freundschaftlichen Verbindungen der "Neuen Nationalisten" zu jenen nicht bewußt ist, die genau die politische Moral eines Friedrich Hielscher von 1933 bis 1945 gelebt und umgesetzt haben. Beim gegenwärtigen Kenntnisstand am besten personifiziert im "dritten Mann hinter Himmler und Heydrich", in Werner Best, den ebenso wie Hielscher in Deutschland bis 1989 niemals verurteilten, lebenslangen Freund von Ernst Jünger und Friedrich Hielscher. Einer der vielen aus dem Hielscher-Kreis, der um 1933 herum zum Männerorden SS wechselte.
Da paßt es auch durchaus, wenn der Sekretär Ernst Jüngers, Armin Mohler, Berater von Franz Josef Strauß war, der möglicherweise als einer der Auftraggeber des Staatsterrorismus der RAF und damit des Mordes an Siegfried Buback gelten muß (siehe früherer Beitrag). Der Mordmoral einer RAF mußte ein Hielscher, wenn er konsequent war, völlig positiv gegenüber stehen. Ebenso wie dies bis heute Horst Mahler tut, wenn er sie als Verlängerung der "Heldentaten" der Werner Best- und Hielscher-SS anspricht. Alle diese Personen scheinen aus der gleichen "asiatisch-brutalen" geheimpolitischen und geheimideologischen Ecke eines Hielscher zu kommen.
Hielscher kannte die Hintergründe des Hungerholocausts in der Ukraine 1932
Nachdem Hielscher in seinen Aufsätzen und Büchern bis 1933 viele "Herren"-Gedanken geäußert hatte, wie sie unter den elitären völkisch-freimaurerischen Okkultlogen und Herrenklubs seiner Zeit Gang und Gäbe waren, nachdem sein Gesinnungsgenosse Werner Best schon lange vor 1933 Mitglied des Skaldenordens geworden war, nachdem sein Gesinnungsgenosse Ernst Jünger in seinen Büchern viel über die
"Herren der Probleme" raunte,
"mit denen sich die Zeitgenossen beschäftigen", und die sich offensichtlich in Logen und Geheimdiensten bewegen (siehe früherer Beitrag), zögerte Hielscher im Jahr 1951 nicht, sich den Degen auf die nackte Brust setzen zu lassen, ohne Schuh durch den "dunklen Gang" der Freimaurer zu stolpern und ähnliche Mätzchen mit sich machen zu lassen, um Mitglied der Freimaurerloge "Brudertreue am Main" zu werden, der er dann über vier Jahrzehnte lang bis zu seinem Tod angehören sollte (10, S. 136). Da war dann quasi endlich auch offiziell "zusammengewachsen", was schon lange "zusammen gehört" hatte ... Und als er 1954 Martin Buber seine soeben erschienene Autobiographie sandte (10, S. 137),
in der er betonte, daß Buber ihm "den Weg von der Gerechtigkeit zur Güte" gezeigt und die Augen für "Israel" geöffnet habe,
- diese Worte muß man sich wirklich mal auf der Zunge zergehen lassen: "von der Gerechtigkeit zur Gute" - und diese Worte aus dem Munde eines Kriegshetzers vom Schlage Friedrich Hielscher - konnte dieser Herr Buber lächerlicherweise in seiner Antwort befriedigt feststellen, daß in diesem "lebendigen" Buch viele weltanschauliche Veränderungen dokumentiert waren und eine Selbstkritik an seinen vergangenen nationalistischen Positionen:
"Auch bekommt man jeweils ein Stück eines sehenswerten Wegs zu sehen, der aus dem 'Reich' in die Welt führt. Ihnen und Ihrer Frau alles Gute!"
Martin Buber kann ja wohl "Das Reich" nicht zitieren, ohne es gelesen zu haben! Unglaublich, daß er da noch von einem "sehenswerten Weg" fabulieren kann. Entweder man sagt sich "Elitäre unter sich" oder man sagt sich: Jetzt weiß ich endlich, wie ich die merkwürdig fremdartige Stimmung in "Gog und Magok" aufzufassen habe, nämlich dahingehend, daß man aus dieser heraus in dem Buch "Das Reich" nichts mehr "merkwürdig" und "fremdartig" empfindet, sondern vielmehr: "sehenswert".
Im übrigen: Der "innere Mohr" des Friedrich Hielscher, dieser brutal-totalitaristische, diktatur- und kriegsverherrlichende, menschenverachtende, völkermordbegrüßende hatte ja eh seine Schuldigkeit getan. Jetzt konnte Hielscher, nachdem sich das von ihm vorausgesehene "eiserne Schicksal" vollzogen hatte, zu seinem inneren Mohr - offenbar sagen: Der Mohr kann gehen. Und alle waren's zufrieden.
Und seit dem darf jeder Hielscher-Verehrer sich seinen eigenen Hielscher zurechtstoppeln. Je nach Laune mehr Dosierung von dem "Hielscher vor 1933" oder dem "Hielscher vor 1945" oder dem dosiert "selbstkritischen Hielscher nach 1945". Wobei natürlich reineweg klar ist, daß Hielscher "Widerstand" im Dritten Reich geleistet hat. Hielscher! Lächerlich!
Heutige Odin-Anhänger finden Hielscher Klasse
Auf dem Blog eines Julian Jurek (möglicherweise Pseudonym),
offensichtlich einem Odin-Anhänger (11), der so gut in die "arische Internationale" eines Friedrich Hielscher paßt, wird das nicht-naturalistische Weltbild des Friedrich Hielscher noch einmal sehr hübsch deutlich herausgearbeitet:
Also wie noch an anderer Stelle aufgezeigt werden wird, wunderbar kompatibel zu der traditionellen freimaurerischen - und übrigens auch christlichen und buddhistischen - Weltsicht. Über die Tätigkeit Hielschers als Religionsgründer heißt es:
Interessant auch, wo und wie man den Aktualitätssbezug von Friedrich Hielscher heute sieht: