Donnerstag, 9. November 2017

Lauter Weite Wege

Der Weg des Rechtskonservativen Bernhard C. Wintzek und seiner Zeitschrift "Mut"

Unsere Reihe "Lauter Weite Wege" (frühere Beiträge: 1-3) soll durch einen weiteren Beitrag ergänzt werden, nämlich einen zu dem rechtskonservativen Publizisten Bernhard C. Wintzek (geb. 1943) (Wiki). Mit etwa 16 Jahren wird es gewesen sein, um das Jahr 1983 herum, als der Blogautor ein eifriger Leser seiner Zeitschrift "Mut" (Wiki) gewesen ist. Damals kam er sich dabei irrsinnig toll vor. Er hat, wenn er sich recht erinnert, dem Empfang einer neuen Folge teilweise sogar entgegen gefiebert. Das war alles so bunt, so neu, so frisch, was da geschrieben wurde. Es war die gleiche Zeit, in der man auch Karl Hoeffkes' (geb. 1954) (Wiki) "Träumer, Streiter, Bürgerschreck" (1982) in die Finger bekommen hatte und in der man sich von diesem das eigene Lebensgefühl nicht unbedeutend hat beeinflussen lassen.
Laßt mich nur in meinem Sattel gelten
bleibt in euren Hütten euren Zelten
und ich reit froh in alle Ferne
über meiner Mütze nur die Sterne.
So sagte man sich mit Johann Wolfgang von Goethe, sattelte seine Haflingerstute Lilofee und tat es diesem Goethe gleich. In der jugendlichen Stimmung jener Zeit nahm man auch die Zeitschrift "Mut" wahr. Sie flößte einem manches Selbstbewußtsein ein. Das führte zum Beispiel dazu, daß man im Geschichtsunterricht die Politik Bismarcks gegenüber den Einschätzungen derselben durch den linksliberal sozialisierten, aber sehr differenziert argumentierenden Lehrer Lechler widersprach. Noch erstaunter war man, als einer der Kollegen von Herrn Lechler, im Geschichtsunterricht Kopien eines Aufsatzes ausgerechnet aus dieser Zeitschrift "Mut" verteilte. Er sagte nicht, woher er den Aufsatz hatte. Aber es war einem völlig klar und es war einem zumute wie im Wilhelm Busch-Wort:
"Du weißt Bescheid, ich weiß Bescheid - und allen macht's Vergnügen!"
Abb. 1: Büchlein des Jahres 1975
In der aktuellen Ausgabe des "Informationsbriefes der Bibliothek für Konservatismus" wird man nun darauf hingewiesen (4), daß diese Zeitschrift ihr Erscheinen im August 2017 eingestellt habe. - Was, jetzt erst? Sie war schon lange der Wahrnehmung entglitten. Wohl noch in den 1980er Jahren, als sich die Zeitschrift äußerlich immer mehr in eine Kunstzeitschrift verwandelte und in ihr vermehrt vor allem betulich Schöngeistiges zu lesen war. Auch drang einem das Gerücht an das Ohr, daß der Herr Wintzek teure Autos fahren würde. Anfangs war man ja noch begeistert, in der Zeitschrift so reichhaltig Gemälde der europäischen Kunstgeschichte zu finden. Aber irgendwann einmal nahm das Ganze doch überhand. - Wie auch immer: Erinnert man sich an "Mut", assoziiert man damit ... "der Jugendzeiten für und für", assoziiert man damit den Stimmungsgehalt, von dem man damals erfüllt war. Die Wiedervereinigung war noch in weiter Ferne, niemand glaubte mehr an sie oder erwartete sie. Bis auf einen selbst, bis auf Prinzessin Lilofee - und die Zeitschrift "Mut".

Ja - und was aus Träumen alles werden kann. - Und was liest man heute auf Wikipedia? Zum Schluß hat sogar "Extremismusforscher" Armin Pfahl-Traughber höchstselbst in dieser Zeitschrift publiziert, da sie sich schon seit langem zu einer "liberal-konservativen" gewandelt hätte!! Wenn das kein Lackmus-Test für staatsnahe Linientreue ist, welcher soll es dann noch sein? Wahrlich ein weiter Weg von der NPD zu Armin Pfahl-Traughber, wahrlich, wahrlich. Er ist also möglich. Und es ist nie zu spät, auf den Weg der Tugend zurück zu kehren. Zahlreiche CDU-Politiker wie Friedrich Zimmermann, Helmut Kohl, Horst Köhler haben für diese Zeitschrift geschrieben oder auch Leute wie Ralf Dahrendorf, Ralph Giordano. Nun, 10.000 Abonnenten wollen unterhalten sein. Und mit Deutschen kann freilich allerhand gemacht werden, zumal, wenn sie sich in ihrem Gemüt ein "patriotisches" Hinterstübchen aufbehalten haben, wohlgemerkt: ein Hinterstübchen, so wie es damals üblich war in CDU-Kreisen und den ihnen nahe stehenden Kreisen.

Die Zeitschrift weckt Jugenderinnerungen


Es beschleicht einen ein komisches Gefühl, zwischen einstigen "Träumern, Streitern und Bürgerschrecks" nun solche Leute wieder zu finden. Gott hab sie alle - und den Herrn Bernhard C. Wintzek - selig. Der genannte Bericht im "Informationsbrief", verfaßt sicherlich von Karlheinz Weißmann, läßt die Geschichte dieser Zeitschrift folgendermaßen Revue passieren (4):
Kaum eine politische Zeitschrift in Deutschland hat in den Jahren ihres Bestehens weltanschaulich einen so weiten Weg zurückgelegt wie die Monatszeitschrift Mut.
Und eine solche Beurteilung will etwas heißen, wenn man die ach so vielen "weiten" Wege vor dem inneren Auge Revue passieren läßt der vielen rechtsrevolutionären Denker der Generation von Bernhard C. Wintzek. Von diesen Wegen haben wir ja hier auf dem Blog schon einige szenisch beleuchtet (1-3). Weiter erläutert der - - - "Hohepriester der Konservativen Revolution" Karlheinz Weißmann (4):
Mit Beginn der 1980er Jahre dann wandelte sich das Blatt: Schrille politische Töne traten mehr und mehr in den Hintergrund,
... "schrille politische Töne", gemeint sind Aussagen wie "Unsere Väter waren keine Verbrecher" (s. Abb. 1) ...
die Gestaltung wurde deutlich gediegener, so daß der Leser Mitte der achtziger Jahre ein inhaltlich wie  optisch hochwertiges Magazin in den Händen hielt - was sich fortan auch im Preis niederschlug. Die nun folgenden Jahre können als die  produktivsten des Blattes angesehen werden, zumal die Autorenschaft einem Who‘s who konservativer Publizistik glich: Von dem kaum 30jährigen Studienrat  Karlheinz Weißmann über die Germanistin Gertrud Höhler, den Politikwissenschaftler Klaus Hornung, den Sozialphilosophen Günter Rohrmoser, den Historiker Werner  Maser, den Soziologen Ernst Topitsch bis hin zu Ernst Jünger reichte der Reigen der Autoren. Eine  besondere  Note  erhielt Mut durch die regelmäßigen Beiträge des  konservativen Publizisten Gerd-Klaus Kaltenbrunner. Er verlieh den Heften eine „abendländische“ Grundierung, die sich in zahlreichen philosophischen, theologischen und kulturgeschichtlichen Betrachtungen niederschlug, aber auch von Esoterischem nie ganz frei war. Mit Beginn der neunziger Jahre häutete sich Mut ein weiteres Mal.  Konservative verschwanden zusehends aus der Autorenliste, und das Blatt öffnete sich immer mehr für liberale, später auch linke Autoren. Infolge einer schweren Erkrankung Wintzeks mußte Mut im August 2017 mit Heft 591 eingestellt werden.
Statt "Lauter Dritte Wege" wie Karlheinz Weißmann im Jahr 2000 einmal eine Festschrift für Armin Mohler benannt hatte (herrje, und wie weit führte auch von dort schon der Weg wieder weg), möchte man da doch heute schon eher sagen: Lauter Weite Wege. Und Wege immer Drumherum um nachhaltige kulturelle und demographische Sicherung des Überlebens der Völker auf der Nordhalbkugel.
________________________________________________________
  1. Bading, Ingo: Alain de Benoist - Er hat "biologische Fragestellungen" "allzu sehr in den Vordergrund gerückt" - Früher, liebe Freunde, früher! Heute weiß er es besser! Auf: Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!, 7. Oktober 2015, http://studgenpol.blogspot.de/2015/10/alain-de-benoist-er-hat-biologische.html
  2. Bading, Ingo: Alain de Benoist - Ein rechtskonservativer Hijacker. Auf: Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!, 11. Oktober 2015, http://studgenpol.blogspot.de/2015/10/alain-de-benoist-ein.html
  3. Bading, Ingo: Henning Eichberg ist gestorben - Ein Rückblick auf seine mysteriöse geistige Entwicklung - Sein Weg von einem sehr fortschrittlichen, ja revolutionären politischen und wissenschaftlichen Denker hin zu einem immer noch - immerhin - anregenden Denker. Auf: Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!, Juni 2017, http://studgenpol.blogspot.de/2017/06/henning-eichberg-ist-gestorben-ein.html
  4. o.V.: Mut. In: Agenda, Informationsbrief der Bibliothek des Konservatismus, Ausgabe 8, Oktober 2017, https://www.bdk-berlin.org/wp-content/uploads/2017/10/AGENDA-9-Onlineversion.pdf 

Montag, 9. Oktober 2017

Charles Lindbergh - Auf der Suche nach einer Philosophie, die das Überleben der westlichen Kultur ermöglicht

Lindbergh's Bekenntnisschrift "Of Flight and Life" aus dem Jahr 1948

"Während ich die Ruinenfelder der deutschen Städte 
des Jahres 1945 überflog, wurde mir bewußt, 
daß der moderne Mensch, wenn diese Zivilisation 
fortdauern soll, die materielle Macht 
seiner Wissenschaft den spirituellen Wahrheiten 
seines Gottglaubens unterwerfen muß." (1948)

Mit der Person, mit dem Leben, Denken und Handeln des ersten Überquerers des Atlantiks in der Luft Charles Lindbergh (1902-1974) (Wiki) haben wir uns in den letzten zehn Jahren immer einmal wieder beschäftigt, also seit Beginn unserer Blog-Arbeit (1-8).

Für einen historisch denkenden Menschen, für einen Menschen, den wagemutige Taten begeistern, kann es immer Gründe geben, sich mit Charles Lindbergh zu beschäftigen. Aus solchen Interessen heraus hatten wir auch irgendwann die damals neueste "autorisierte" Lindbergh-Biographie von A. Scott Berg in die Hand bekommen (9). Aber auch diese Biographie hatte für sich selbst genommen noch nicht jene Jahre lange Beschäftigung mit Charles Lindbergh von unserer Seite aus auslösen können. Nur ein einziger Umstand war es, der für uns aus dieser Biographie hervorgegangen war. Es war der Umstand, der im Titel unseres ersten Blogartikels zu ihm benannt worden war: "Charles Lindbergh ist souverän gestorben" (1). 

Abb. 1: Charles Lindbergh
Nachträglich colorierte Aufnahme

Charles Lindbergh ist wie ein König gestorben. Er ist außerordentlich gelassen - aber zugleich mit innerer Stärke gestorben. Und das ganze Geschehen rund um sein Sterben, sein Handeln diesbezüglich, seine geäußerten Gedanken dabei ließen uns mit einem Schlag tiefer in Charles Lindbergh's Inneres schauen. Mit einem Schlag ließen sie ihn uns als einen sehr, sehr weisen, lebensstarken und lebensstolzen Menschen erkennen. Wer so sterben kann wie Charles Lindbergh, so wurde uns insbesondere beim Lesen jener Seiten bewußt, der muß auch in seinem übrigen Leben ein sehr beachtenswerter, außerordentlicher Mensch gewesen sein. Und zwar als Mensch selbst. Gar nicht einmal in erster Linie als Vollbringer irgendwelcher äußerlich angesehener Taten.

Indem wir danach fragten, ob es noch mehr Hinweise darauf gibt, daß Charles Lindbergh als Mensch etwas Besonderes war, fiel uns als erstes auf, daß er unmoralische Angebote von Seiten der Sensationspresse seiner Zeit schon als junger Mann - gleich nach dem Atlantik-Flug - ausschlagen konnte so wie es nur seltene, sehr souveräne Menschen werden tun können (2). Lindbergh war schon als junger Mensch - sozusagen - erhaben über die gelebten moralischen Werte und Normen seiner Mitwelt. Er stand ihnen innerlich frei und unberührt gegenüber. Geld für sich genommen konnte ihn nicht locken.

Jetzt im Nachhinein, wenn man Filmaufnahmen gerade auch des jungen Charles Lindbergh sieht (14, 16), dann fällt einem das ins Auge: in ihm lebte ein starker Stolz, eine innere Ruhe, ein In-sich-Ruhen dabei, aber ein unausgesprochenes Bewußtsein gegenüber allen Menschen, ein Bewußtsein, das schon in seinen Augen, in seinem Blick zu lesen ist, und das in etwa sagt: "Seid ihr so wie ihr seid - ich bin anders." Es ist das ein herrisches Bewußtsein, ein Bewußtsein, das einen über andere Menschen erhebt, ohne daß man dabei seine äußere Jovialität und Umgänglichkeit verlieren muß, ohne daß man dabei - notwendigerweise - Verachtung gegenüber den Menschen empfinden muß oder gar verbittert sein muß ihnen gegenüber. Und dennoch: ein herrische Stolz. Er wird das meiste im Leben und in den Lebensentscheidungen von Charles Lindbergh erklären können.*)

Auch mag das in nachträglich colorierten Aufnahmen deutlicher hervortreten als in den üblichen Schwarz-Weiß-Aufnahmen.

Und indem wir im Jahr 2007 weiter fragten nach dem bestimmenden Kern, der Lindbergh leitete im Leben und im Sterben, fiel uns als nächstes ins Auge, daß Charles Lindbergh in seinen beiden letzten Lebensjahrzehnten mit drei deutschen Frauen drei Familien in Deutschland gegründet hatte, aus denen insgesamt sieben Kinder hervorgingen (3). Diese Tatsache war der Öffentlichkeit erst wenige Jahre zuvor bekannt geworden (10). Und bis heute ringt die Öffentlichkeit und ringen Menschen, die mit diesen Lebensinhalten Lindbergh's konfrontiert werden, mit der angemessenen moralischen Einordnung dieses Geschehens. Wir glaubten schon mit unserem ersten Blogartikel (1) den wertvollen seelischen Gehalt des Lebens von Charles Lindbergh begriffen zu haben und aus diesem Begreifen heraus fiel es nicht schwer, große Achtung und großen Respekt zu gewinnen gegenüber der Gründung dieser drei Familien durch Charles Lindbergh (3). Und wir arbeiteten ja deutlich genug heraus, welche zutiefst wertvollen seelischen Inhalte mit diesen drei "Ehen" verbunden gewesen sind (3). (Leider fällt es Filmdokumentationen und Zeitungsartikeln oft noch schwer, zu diesem Geschehen ein angemessenes Verhältnis zu entwickeln [16].)

Dann beschäftigten wir uns natürlich auch mit der politischen Seite des Lebens von Lindbergh (4, 6). Zu diesem sind inzwischen weitere Reden und Ansprachen Lindbergh's bekannt geworden (18, 19). Diese Seite einzuordnen fiel uns am wenigsten schwer. Denn wir selbst sind diesbezüglich sowieso immer schon ähnliche Querdenker gewesen wie Charles Lindbergh. Wir sind nicht der Meinung, daß die Politik der USA und ihrer Regierung unschuldig sind am Ausbruch und Verlauf des Zweiten Weltkrieges. Und wir stehen deshalb völlig auf der Seite von Charles Lindbergh, wenn er diese Politik als damals prominentester, inneramerikanischer Kritiker scharf geißelte und angriff. Aber es war uns das eigentlich nur ein weiteres Zeugnis für seine innere Stärke, sich völlig unabhängig von seiner Mitwelt sein Urteil zu bilden und aus diesen Urteilen heraus auch seine Lebensentscheidungen zu treffen, und sei es auch, wenn er sich dabei gegen die gesamte gesellschaftliche "Klasse" stellte, in der er und seine Frau damals beheimatet waren.

Auch in den Tagebüchern seiner ersten Ehefrau und Flugbegleiterin Anne Morrow Lindbergh suchten wir nach Hinweisen, die uns die Lebenshaltung von Charles Lindbergh begreiflicher machen sollten (5). Seit er als junger Mensch Flieger geworden war, seit er Postflieger war, war er durch seinen Beruf ständig mit dem Tod konfrontiert. Immer wieder kamen in jenen Jahren Flieger durch Flugunfälle ums Leben. Wer so fortlaufend mit dem Tod konfrontiert ist, kann an diesem Umstand ernster werden, er kann daran menschlich reifen. Dieser Umstand scheint uns bei Charles Lindbergh vorzuliegen. Dann haben wir 2011 endlich die Lebenserinnerungen von Charles Lindbergh ausgewertet (7). Und wir haben ein schon 2007 erschienenes Buch von David M. Friedman über die enge wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Charles Lindbergh und dem weltbekannten Chirurgen und Alternsforscher, dem Nobelreisträger Alexis Carrel (11) ausgewertet (7), eine Zusammenarbeit, in der ebenfalls die Auseinandersetzung mit dem Tod im Mittelpunkt stand.

1948 - Charles Lindbergh's Bekenntnisschrift: Die Suche nach einer neuen Philosophie

Vor zwei Jahren nun stießen wir bei der Arbeit an einem noch nicht veröffentlichten Buchprojekt (8) darauf, daß schon 1955 eine Veröffentlichung von Charles Lindbergh sehr offene Aufnahmebereitschaft fand bei einem naturwissenschaftlich interessierten Mitarbeiter der deutschen Ludendorff-Bewegung, die ja auch sonst eine Philosophie vertritt, die in Fragen und Antworten sehr viele Überschneidungen aufweist mit den Lebensinteressen und der Lebensphilosophie von Charles Lindbergh. In der damaligen Zeitschrift der Ludendorff-Bewegung mit dem Titel "Der Quell - Zeitschrift für Geistesfreiheit" erschien (in den Folgen vom 23. Juni und 9. Juli 1955) ein zweiteiliger Aufsatz1 des in populärwissenschaftlicher Literatur sehr belesenen und diese korrekt wiedergebenden Wilhelm Knake (1900-1979)2. Es handelte sich um den ersten Aufsatz, den dieser überhaupt veröffentlichte. Und in diesem wies er darauf hin, daß mehrere naturwissenschaftliche Entdeckungen des 20. Jahrhunderts von der Philosophie Mathilde Ludendorffs intuitiv vorweggenommen worden waren. Er bringt schöne Zitate von Bertrand Russel, Werner Heisenberg und Pascual Jordan über die Verantwortung der Wissenschaft, ihre Forschungsergebnisse in einer Weise zu deuten, daß dadurch das materialistische Zeitalter eher überwunden als vertieft wird. Im zweiten Teil seinen Aufsatzes setzt Wilhelm Knake dann fort:

Wie sehr dieses Problem der Gegenwart ernst denkende Menschen bewegt, können uns die Worte eines Mannes mit weltbekanntem Namen bezeugen, die aus seiner Erschütterung nach dem Besuch der Ruinenfelder deutscher Städte am Ende des zweiten Weltkrieges niedergeschrieben sind. Der erste Atlantiküberquerer mit dem Flugzeug Charles Lindbergh, faßt seine Eindrücke und Erkenntnisse in folgende schwerwiegende Worte zusammen:
„… Ich erkenne jetzt, wenn Gott auch nicht so wirklich erfaßt werden kann, wie ich als Kind mir das wünschte, daß seine Allgegenwärtigkeit doch bei jedem Blick in jeder Handlung, bei jedem Ereignis verspürt werden kann. Ich verstehe nun, daß die geistige Wahrheit für eine Nation wesentlicher ist als die Standfestigkeit ihrer Stadtmauern. Wenn die Handlungen eines Volkes nicht mehr von dieser Wahrheit geleitet werden, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, daß ihre Mauern brechen, wie es in Berlin, München und Nürnberg geschah.
Unsere Rettung, unsere einzige Rettung beruht darin, die Waffen der westlichen Wissenschaft durch den Geist einer westlichen Philosophie, geleitet von den göttlichen Wahrheiten zu kontrollieren. Sie beruht in der Ausgeglichenheit der Seele, Geist und Körper unserer Menschen. Ohne diese Kontrolle und ohne diese Ausgeglichenheit können auch unsere militärischen Siege keinen dauerhaften Frieden, unsere Gesetze keine wirkliche Gerechtigkeit, unsere Wissenschaft keinen wahren Fortschritt erzielen.“

Diese wenigen hier zitierten Worte faszinierten auch uns wieder einmal so sehr, daß wir der Frage nachgegangen sind, wo sie eigentlich herstammen (denn der Autor Wilhelm Knake nannte seine Quelle für dieses Zitat nicht). Und es stellte sich heraus, daß es sich um zwei Absätze von verschiedenen Seiten des 1948 auf Englisch erschienen Büchleins „Of Flight and Life“ von Charles Lindbergh handelte. Es handelte sich um ein Büchlein, das erst vier Jahre später - 1952 - auf Deutsch erschienen ist3. Es handelte sich quasi um eine sehr bedeutende Bekenntnisschrift von Charles Lindbergh. Sie ist im gleichen Jahr erschienen wie der Roman „1984“ von George Orwell. Daß der Lebensweg, das Denken und Handeln von Charles Lindbergh aufgrund seiner Naturwissenschafts-Nähe in vielen Punkten sich berührt mit der Philosophie von Mathilde Ludendorff, darauf ist in unseren Blogbeiträgen seit 2007 in verschiedenen Aufsätzen hingewiesen worden. Und dieser Umstand kann nun noch durch den Hinweis auf die genannte Schrift von Charles Lindbergh aus dem Jahr 1948 ergänzt werden.

Im Jahr 1948 hatten viele Menschen in den USA, Großbritannien und in Frankreich nicht nur begonnen zu erkennen, sondern auch öffentlich darüber zu sprechen, daß der Sieg über „Nazideutschland“ eigentlich gar kein Sieg gewesen war. Und Charles Lindbergh, der 1941 der prominenteste und auch verhaßteste Gegner des Eintritts der USA in diesen europäischen Krieg gewesen war, war nun - neben George F. Kennan und anderen - einer der ersten, der dieser Erkenntnis mit der genannten Schrift Ausdruck verliehen hat. Er fragte darin (eig. Übersetzung)5:

Haben wir in einem tieferen Sinne gewonnen? (…) Die meisten der Angelegenheiten, für die wir kämpften, sind nicht gelöst. Unsere zugrunde liegenden Ziele sind nicht erreicht worden. Unser Sieg hat der Welt keinen Frieden gebracht. Er hat weder demokratische Ideale verwirklicht noch die Sicherheit der Nationen. (…) Stalin hält nun in Besitz das meiste von dem, um das wir kämpften, damit es Hitler nicht erhalten würde.

Man sieht gleich, daß solche Worte nicht von einem höher Eingeweihten der Freimaurerei geschrieben worden sein können oder von einem höheren Beamten der CIA, die beide mit dem Zweiten Weltkrieg genau das erreicht hatten, was sie erreichen wollten, und die nun die Welt auf "Kalten Krieg" "umstellen" wollten. Und dafür waren ihnen Leute wie Kennan oder Lindbergh "nützlich". Aber um solcher mehr politischer Einsichten willen ist diese Bekenntnis-Schrift von Lindbergh gar nicht einmal geschrieben worden. Sondern es geht ihm inzwischen schon um viel grundlegendere Dinge. Deshalb hätte Knake aus dieser Schrift auch noch viel umfangreicher zitieren können als er es mit dem vergleichsweise kurzen Zitat tat. Und das wollen wir quasi im folgenden nachholen.

Der wissenschaftliche Materialismus muß durch Philosophie gebändigt werden

Worüber Lindbergh in seiner Schrift gar nicht spricht, was nur auf dem Umschlag der englischsprachigen Ausgabe erwähnt wird, ist seine langjährige wissenschaftliche Zusammenarbeit mit dem französischen Nobelpreisträger, dem Zellphysiologen Alexis Carell bei der Erforschung der Frage, ob die Organe eines Menschen - und damit längerfristig auch der Mensch selbst - durch die Wissenschaft biologisch „unsterblich“ gemacht werden kann. Lindbergh interessierte sich für diese Forschungen, weil er schon seit seiner Kindheit über ähnliche Fragen nachdachte, über Fragen also, die spannender Weise auch die Ausgangsfrage der Philosophie Mathilde Ludendorffs war (in Auseinandersetzung mit den Lehren von August Weismann über die "Unsterblichkeit des Einzellers").

Und als Erfinder einer Perfusionspumpe, die aus dem lebenden Körper entnommene Organe funktionsfährig erhalten konnte, wußte Lindbergh durchaus allein um die sehr schwierigen rein "technischen", bzw. "medizinischen" Probleme eines solchen Unsterblich-Machens. Aber für ihn wie für seinen hochgeschätzten Freund Alexis Carrel handelte es sich um Grundlagenforschung, nicht um angewandte Forschung. (Das wird gleich aus seinen Worten deutlich werden.) Es ging auch ihm um die Frage, warum der Mensch von der Evolution eigentlich nicht als ein biologisch unsterbliches Wesen erschaffen worden ist. Warum müssen wir sterben? Warum ist es so schwierig, mehrzelliges Leben körperlich unsterblich zu machen?

Das Rätsel des Todes hatte Lindbergh schon als Junge im Angesicht des Kadavers einer toten Kuh ergriffen, auf den er weit drin im abgelegenen, einsamen Wald bei seinen Streifzügen stieß. Lindbergh's Freund Carrel war schon 1944 gestorben. Lindbergh ist zwar auch mit den wissenschaftlichen Nachfolgern von Carrel in Verbindung geblieben, die auch Lindbergh's Erfindung weiter nutzten und weiter entwickelten, nämlich die genannte Perfusionspumpe. Aber Lindbergh war inzwischen - offenbar - bewußt geworden, daß auch diese Art der Forschung seine Fragen nach dem Rätsel des Todes und damit nach dem Sinn des Lebens nicht beantworten konnte, jedenfalls nicht sehr bald beantworten konnte.

Vermutlich hatte ihn an der Zusammenarbeit mit Carrel doch noch mehr der faszinierende Wissenschaftler Carrel - oder Wissenschaft überhaupt - interessiert als nun genau das spezielle Thema, mit dem er selbst dabei befaßt gewesen war, und das er ja nun auch gar nicht weiter fortführte mit wissenschaftlicher Arbeit wie er es sicher gekonnt hätte. Und genau in diesem Zusammenhang ist seine Schrift von 1948 zu sehen. Und genau auch zu den Gründen für diese Lebensentscheidung Lindbergh's - nicht mehr weiter in der Forschung arbeiten zu wollen - gibt sie auch schon den einen oder anderen Anhaltspunkt. - Da der englische Originaltext von Lindbergh von einer Eindeutigkeit und Präzision in der Aussage bestimmt ist und zugleich ein Fluidum atmet, die allesamt bei jeder Übersetzung verloren zu gehen scheinen, wird im folgenden größtenteils auch zunächst der Originaltext zitiert. Es sei all denen, denen es leicht fällt, empfohlen, sich auf den englischen Originaltext zu konzentrieren. Lindbergh schreibt schon im Vorwort (ebd., S. vi)6:

In attacking scientific materialism, I fully realize that science has become the victim of its technologists, as religion has become the victim of its fanatics.
Also:
Wenn ich den wissenschaftlichen Materialsimus angreife, dann erkenne ich in vollstem Umfang, daß die Wissenschaft ebenso ein Opfer der Technologen geworden ist wie die Religion (schon lange) ein Opfer ihrer Fanatiker ist.
Und:
Just as the spiritual truths of Christ and Laotzu were perverted by the temporal exploration of Christian and Taoist creeds, the intellectual truths of great scientists are being perverted by the material exploitation of industry and war.
Übersetzt:
So wie die spirituellen Wahrheiten von Jesus Christus und Laotse pervertiert wurden durch die zeitgebundene Ausbeutung in Form des christlichen oder taoistischen Glaubens, so werden heute die intellektuellen Wahrheiten der großen Wissenschaftler pervertiert durch ihre materielle Ausbeutung in der Industrie und im Krieg.
Lindbergh:
Hiroshima was as far from the intention of the pure scientist as the Inquisition was from the Sermon on the Mount.
Übersetzt:
Hiroshima lag ebenso weit außerhalb der Absichten der reinen Wissenschaftler wie die Inquisition außerhalb der Absichten der Bergpredigt lag.
An diesen Aussagen wird erkennbar, daß Lindbergh auch bezüglich seiner wissenschaftlichen Arbeit mit Carrel den Mißbrauch der Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Arbeit mitbedacht hat. Im übrigen mag der Vergleich natürlich für jene hinken, die die Bibel etwas genauer lesen als Lindbergh das getan haben mag. Aber es soll damit nur wiedergegeben werden, von welchen Grundgedanken und von welchem Grundtenor diese Schrift von Charles Lindbergh erfüllt ist. Lindbergh hatte unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mehrmals Deutschland besucht und unter anderem auch mit Hermann Göring und führenden Luftwaffen-Generälen das Gespräch gesucht. Das Ehepaar Lindbergh hatte damals sogar überlegt, ganz nach Deutschland zu ziehen, zumindest für einige Jahre. Und Anne Morrow Lindbergh veröffentlichte damals auch eine Schrift, die in den USA als dem Dritten Reich gegenüber zu verständnisvoll empfunden wurde. Nun, 1948, schrieb Charles Lindbergh über das persönliche Erlebnis der deutschen zerbombten Städte unmittelbar bei Ende des Zweiten Weltkrieges (ebd., S. 21):
In Germany, I learned that if this civilization is to continue, modern man must direct the material power of his science by the spiritual truths of his God.
Also:
In Deutschland wurde mir bewußt, daß der moderne Mensch, wenn diese Zivilisation fortdauern soll, die materielle Macht seiner Wissenschaft den spirituellen Wahrheiten seines Gottglaubens unterwerfen muß.

Der Schrift merkt man an, daß Lindbergh nicht besonders viel von den innerdeutschen religiösen Auseinandersetzungen während des Dritten Reiches mitbekommen hat, von der Suche nach einer neuen Religion. Und deshalb wird er auch nie etwas gehört haben von der Philosophie der schon mehrmals genannten Mathilde Ludendorff, die womöglich gerade für jemanden wie ihn zu jenen philosophischen Anliegen, die im folgenden deutlich werden, und die ihm auf den Nägeln brannten, bedenkenswerte Antworten gegeben hatte.

Jahrhunderte formten den europäischen Menschen

Lindbergh schreibt vielmehr aus einem weitgehend US-amerikanischen Erfahrungshintergrund heraus:

The quality of a civilization depends on a balance of body, mind, and spirit, measured on a scale less human than divine.
Übersetzt:
Der Wert einer Zivilisation hängt ab von einem Gleichgewicht zwischen Körperlichkeit, Denken und Spiritualität, gemessen mit einem weniger menschlichen als vielmehr heilig-göttlichen Maßstab.
Wir werden gleich sehen, daß mit der schlichten Verwendung allein eines solchen Wortes wie „body“ bei Lindbergh sehr viele Implikationen verbunden sind, daß diese Verwendung gesehen werden muß vor dem Hintergrund seiner langjährigen intensiven Zusammenarbeit mit Alexis Carrel in der Erforschung von Körpergewebe und Organen. Es wird sehr bald deutlich, daß man diese Worte Lindbergh's sehr genau lesen muß, um zu erkennen, welches Gewicht ihnen zukommt. Zumal wenn man eine deutsche Übersetzung derselben liest, liest man allzu leicht und schnell über sie hinweg. Lindbergh weiter (ebd., S. 40f):
Our western civilization represents a balance achieved by our forebears through thousands of years of struggle. We are the children of marriages influenced by the culture of Greece, guided by the sermons of Christ, inspired by the death of martyrs, instructed by western knowledge, protected by western arms. (…) We have in our very tissues qualities it has taken millions of lifetimes and scores of generations to achieve.
Übersetzt:
Unsere westliche Zivilisation repräsentiert ein Gleichgewicht, daß unsere Vorfahren erlangten in tausendjährigen Kämpfen. Wir sind die Kinder von Heiraten, die beeinflußt wurden durch die Kultur Griechenlands, die geleitet wurden durch die Lehren von Christus, die inspiriert wurden durch den Tod der Märtyrer, die belehrt wurden durch westliches Wissen, die beschützt wurden von westlichen Waffen. (…) In unserem eigenen Körpergewebe tragen wir Eigenschaften, die zu gewinnen Millionen von Leben und zahllose Generationen nötig waren.
Mit „tissue“, also Körpergewebe, hatte sich Lindbergh in der Zusammenarbeit mit Carrel intensiv beschäftigt. Um so interessanter, daß er diesen Begriff hier in erheblich erweiterter Bedeutung benutzte. Wobei in Erinnerung behalten werden sollte, daß diese Worte niedergeschrieben wurden lange vor der Entdeckung der molekularen Struktur unserer Erbsubstanz und der sich darauf aufbauenden Erkenntnisse:
We are surrounded by a culture it has taken centuries to create. (…) From the spirit of Christ, from the mind of science, from the bodily inheritance of farmers and pioneers, from such elements, western man has achieved a balance unequalled by any civilization in the past.
Lindbergh will es seinen Lesern wirklich eindringlich klar machen, was übersetzt heißt:
Wir sind umgeben von einer Kultur, für die es Jahrhunderte brauchte, um geschaffen zu werden. (…) Aus dem Geist von Christus, aus dem Denken der Wissenschaft, aus dem körperlichem Erbe von Bauern und Pionieren, aus solchen Elementen hat der westliche Mensch ein Gleichgewicht erreicht, das unerreicht ist von jeder anderen Zivilisation der Vergangenheit.

Charles Lindbergh macht nicht viele Worte. Seine Schrift umfaßt in der englischsprachigen Ausgabe nur 56 großbedruckte Seiten. Dennoch bringt er in Worten wie den eben zitierten den ganzen Stolz seiner Gegenwart, den ganzen Stolz unserer Kultur vor der Weltgeschichte zum Ausdruck. Es wird deutlich, wie viel Gewicht in jedem einzelnen seiner Worte liegt. Um so mehr muß man deshalb auch jeden einzelnen Satz auf sich wirken lassen.

Er argumentiert vor dem Hintergrund nicht nur einer mindestens dreitausendjährigen europäischen Kulturgeschichte, sondern - mehr noch - vor dem Hintergrund des Wissens um jene Jahrtausende langen genetischen Selektionsvorgänge, die erst jenen Menschenschlag hervorbrachten, der dann wiederum unsere Kultur hervor bringen konnte, einen Menschenschlag, auf den Lindbergh - offensichtlich - stolz ist.

Wie muß eine Philosophie beschaffen sein, um den wissenschaftlichen Materialismus in Schach zu halten?

Und schon nach diesem nur sehr kurzen Rückblick in die Vergangenheit blickt er in die Zukunft:

To survive, we must keep this balance. To progress, wie must improve it. Science is upsetting it with an overemphasis of mind and a neglect of spirit and body.
Also:
Um nun zu überleben, müssen wir uns in diesem Gleichgewicht halten. Um voranzuschreiten, müssen wir dieses Gleichgewicht weiter entwickeln. Die Wissenschaft zerstört dieses Gleichgewicht durch eine Überbetonung des Denkens und eine Verneinung der Spiritualität und der Körperlichkeit.
Er schreibt:
We are becoming the slaves of science, slaves of its war-machines, its mines, its factories, its offices and balance-sheets, its bureaucracy and regulations. Living in rented apartments, jamming roads and subways, punching time-clocks, sitting paunchily (dt.: dickwanstig) at desks, cramming the minds of his children with technical knowledge (…) modern man sacrifices health of body and freedom to the scientific idol of his time. Onto its altar go the smell of earth, the feel of weather, sound of wind and cricket (Wildtiere), vision of fields and rivers, warmth of friendship, understanding of children, even the contemplation of God; all these are given over to a metallic, intellectual existence. (…) Scientific man has enthroned knowledge as his idol, and turned his back on God. He has begun a ceremonial dance to which there is no end.
Übersetzt:
Wir werden zu Sklaven der Wissenschaft, zu Sklaven ihrer Kriegsmaschinen, ihrer Bomben, ihrer Fabriken, ihrer Büros und Buchhaltungs-Tabellen, ihrer Bürokratie und ihrer Regulierungen. Wir leben in gemieteten Wohnungen, pfropfen Straßen und Untergrundbahnen voll, drücken auf Stoppuhren, sitzen dickwanstig an Schreibtischen, verstopfen die Köpfe unserer Kinder mit technischen Details. (...) Der Mensch der Moderne opfert die Gesundheit seines Körpers und die Freiheit dem wissenschaftlichen Popanz seiner Zeit. Auf dem Altar liegen der Geruch der Erde, das Fühlen des Wetters, das Geraune des Windes und der Wildtiere, der Anblick der Felder und Flüsse, die Wärme der Freundschaft, das Verständnis der Kinder, sogar das Erleben Gottes; all das opfern wir einer metallischen, intellektuellen Existenz. (...) Der wissenschaftliche Mensch hat als sein Idol das Wissen gesetzt, er hat dem Göttlichen den Rücken gekehrt. Er hat einen kultischen Tanz begonnen, bei dem kein Ende vorgesehen ist.
Er sagt dann, daß die Wissenschaft durch eine größere moralische Kraft kontrolliert werden muß („... unless science is controlled by a greater moral force”):
We must control it by a philosophy reaching beyond materialism, a philosophy rooted in the character of man and nourished by the eternal truths of God. A philosophy, like human life itself, cannot be imprisoned in a formula of words. It too must be living, growing, changing.
Übesetzt:
Wir müssen die Wissenschaft durch eine Philosophie kontrollieren, die den Materialismus überwindet, eine Philosophie, die die Natur des Menschen berücksichtigt und die genährt wird durch die ewigen Wahrheiten über das Göttliche. Ebenso wie das menschliche Leben darf auch eine Philosophie nicht in die Kerkermauern der Worte gefangen gesetzt werden. Sie muß ebenso leben, sie muß mitwachsen, sich muß sich ändern.
Lindbergh weiter:
It must combine the logic of the mind with the wisdom of the heart and merge both with the spirit's intuition. It must be strong enough to make science the servant of man, not his master. (…) It must hold the respect and warrant the cooperation of every people. Upon its truths, we must build a faith that can withstand the materialism of these times.
Also:
Eine solche Philosophie sollte die Logik des Verstandes und die Weisheit des Herzens miteinander verbinden und sie sollte beide verschmelzen mit dem intuitiven Erleben des menschlichen Geistes. Sie sollte stark genug sein, die Wissenschaft zur Dienerin des Menschen zu machen, nicht zum Tyrannen des Menschen. (…) Sie sollte sich Respekt verschaffen können und jedes Volkes Zusammenhalt gewährleisten. Auf ihren Wahrheiten sollten wir einen Glauben errichten, der dem Materialismus unserer Zeit Widerstand leistet.
Lindbergh weiter:
How can such a philosophy be created, be transformed into action? (…) The answer lies in that quality with which man only, of all earthly life, is gifted. In each man ist a spark (Funke) able to kindle new fires of human progress, new light for the human spirit. This ember (Glut) may lie dormant through centuries of darkness or it may be fanned to flames by the winds of a crisis, sweeping over the earth, bringing others to life with its light and warmth. When enough of these fires are burning, they create a new dawn of spiritual understanding; the flame of a great people is formed. (…) It is from man, the individual, not from governments or churches that these sparks must come. They precede the flame of civilization, the light of religion, and they must be forever rekindled. (…)
We must search our own souls. If we truely believe in values above material things, all that is material must, sooner or later, adapt itself to them – our customs, our marriages, our laws, our taxes, our methods of thinking an living, our relationships with others, even the outcome of our wars.
Also:
Wie kann eine solche Philosophie erschaffen werden, wie umgesetzt werden ins Handeln? (…) Die Antwort liegt in jener Eigenschaft, die unter allen Lebewesen der Erde allein dem Menschen verliehen ist. In jedem Menschen glimmt ein Funke, der ein neues Feuer des menschlichen Fortschritts entzünden kann, ein neues Licht des menschlichen Geistes. Diese Glut mag ruhen durch Jahrhunderte der Dunkelheit oder sie mag zu Flammen entzündet werden durch den Wind einer Krise, mag sich über die Erde ausbreiten, mag andere mit ihrem Licht und ihrer Wärme lebendiger machen. Wenn genügende dieser Feuer brennen, werden sie die Morgenröte eines neuen religiösen Verstehens mit sich bringen; die Flamme eines großen Volkes ist dann empor gewachsen. (…) Diese Funken sollten vom individuellen Menschen selbst ausgehen, nicht von Regierungen, nicht von Kirchen. Diese Funken gehen der Flamme der Zivilisation voran, dem Licht der Religion und es ist notwendig, sie immer wieder neu zu entzünden. (…)
Es ist notwendig, unsere eigenen Seelen zu finden. Wenn wir wirklich an Werte glauben, die über materielle Dinge hinausgehen, dann sollte alles, was materiell ist, früher oder später sich selbst an diese Werte anpassen - unsere Gewohnheiten, unsere Ehen, unsere Gesetze, unsere Steuern, unsere Methoden des Denkens und Lebens, unsere Beziehungen mit anderen, sogar der Ausgang unserer Kriege.
Was für edle und anspruchsvolle Ziele hier formuliert werden. Lindbergh wußte darum. Er wußte, daß er seinen Mitmenschen hier ein Ziel zeigte, zu dessen Erreichung - oft - weite Wege notwendig wären. Und womöglich auch deshalb kommt er dann zunächst auf sich selbst zu sprechen, auf seine eigenen Irrtümer und auf seinen eigenen Weg der „Umkehr“7:
Ich bin als ein Schüler der Wissenschaft aufgewachsen. Ich kenne ihre Faszination. Ich fühlte die gottgleiche Macht, die dem Menschen durch die Wissenschaft verliehen ist, die Kraft von tausend Pferden unter den Fingerspitzen, die Eroberung des Raumes durch merkurische Geschwindigkeiten, die unsterbliche Perspektive der höheren Sphären/Luftschichten. (…) In meiner Jugend war mir die Wissenschaft wichtiger als der Mensch, wichtiger als Gott. (…) Die allgegenwärtigen Wahrheiten Gottes waren durch Dogma und Tradition verschleiert. Die Wissenschaft allein war greifbar und klar. (…) Wie die meisten jungen Menschen betete ich die Wissenschaft an. Ich war beeindruckt von ihrem Wissen. Ihre Fortschritte gingen über die wildesten Träume des Menschen hinaus. (…) Im Erlernen derselben schien der Schlüssel zu liegen für alle Mysterien des Lebens.
Um das "Mysterium des Lebens" also war es ihm womöglich gerade auch in der Zusammenarbeit mit Alexis Carrel gegangen. Mit ihm zusammen hatte er die Wissenschaft angebetet. Ob Lindbergh die weiteren Gedanken auch schon mit Carrel erörtert hatte? Er schreibt weiter:
Ich habe viele Jahre gebraucht, um zu erkennen, daß die Wissenschaft mit all ihrem Glanz nur eine mittlere Zone der Schöpfung erhellt, die mit ihrem Anfang und ihrem Ende an die Ewigkeit grenzt. (...) 
Ich habe gesehen, daß die Wissenschaft, die ich anbetete und die Luftfahrt, die ich liebte, die Kultur zerstörte, der sie, wie ich erwartet hatte, dienen sollte. (…) Wie kann jemand für das Idol der Wissenschaft arbeiten, wenn sie das Opfern von Städten voller Kinder fordert, wenn sie aus Menschen Roboter macht und wenn sie ihre Augen blind macht für das Göttliche?
Womöglich hatte er Sorge, daß auch die Ergebnisse seiner Zusammenarbeit mit Alexis Carrel den Menschen zu Robotern machen könnte. Er schreibt:
When we worship God and live by His spiritual values, the knowledge and infinite complexity of science are channeled by a wisdom beyond human capability. Then, instead of making us the slaves of its industries, science sharpens the higher senses by removing the drudgery (Plackerei) from life. Then, instead of smothering (ersticken) religion with its masses of data and logic, it intensifies religious truth by cleansing it of ignorance and superstition. (…) Then the tempo of life adjusts itself to the tempo of the spirit, and to the development of intellect is added the boundless freedom of the soul.
Übersetzt:
Wenn wir Gott verehren und im Sinne Seiner spirituellen Werte leben, dann wird das Wissen und die unendliche Komplexität der Wissenschaft geleitet durch eine Weisheit jenseits des menschlichen Vermögens. Dann wird die Wissenschaft anstatt uns zu Sklaven der Industrie zu machen, die höheren Seelenfähigkeiten schärfen, in dem sie vom Leben die Mühsahl nimmt. Dann wird sie - anstatt die Religion mit den Unmengen ihrer Daten und ihrer Logik zu ersticken - die religiösen Wahrheiten intensivieren, indem sie sie von Unwissenheit und Aberglauben reinigt. (…) Dann wird sich das Tempo des Lebens an die Geschwindigkeit des seelischen Lebens anpassen. Und die Entwicklung des Wissens wird ergänzt durch die endlose Freiheit der Seele.
Es steht ja außer Frage, daß sich Lindbergh auch über solche Themen - beispielsweise - mit seinen drei deutschen Frauen unterhalten hat. Schließlich war eine der dreien ja die Übersetzerin seiner Schriften ins Deutsche. Auch das wird man also berücksichtigen dürfen, wenn man diese drei Ehen betrachtet. Lindbergh schreibt:
Der Mensch, der im Irdischen endgültige Ziele anstrebt, (…) erkennt, daß diese sich wie der irdische Horizont ständig weiter zurückziehen, ohne daß er jemals erreicht wird. (…)
Das ist womöglich auch leicht und direkt auf seine gemeinsamen Forschungen mit Carrel zu beziehen. Er schreibt weiter:
So entdecken wir, daß die Ziele von gestern nichts anderes sind als die Ausgangspunkte von heute. Unserer Väter „Krieg zur Beendigung aller Kriege“ brachte unserer Generation einen neuen Krieg. Wir wiederum haben Hitler-Deutschland besiegt nur, um erkennen zu müssen, daß ein Krieg mit Sowjetrußland unseren Horizont verdüstert.
Im selben Jahr hat George Orwell ganz genauso gedacht als er "1984" schrieb. Lindbergh sagt weiter, wir müssen nach dem Weg der Seele ebenso suchen, wie wir nach den Entdeckungen der Wissenschaft gesucht haben. Und ergänzt:
We must consider the problems that face us until the desire for their solution takes on the strength of a prayer.
Also:
Wir müssen über die Probleme, mit denen wir es zu tun haben, so lange nachdenken, bis der Wunsch nach ihrer Lösung die Kraft eines Gebetes annimmt.
Auch hier sei ergänzt: Wer solche Dinge schreibt, geht Ehen anders ein als ein seelenloser Materialist. Lindbergh sagt8:
Es ist notwendig, aus den Predigten von Jesus zu lernen, aus der Weisheit des Laotse, aus den Lehren Buddhas. In diesen, in der Bibel der Hebräer, in der Philosophie Griechenlands, in den indischen Veden und in den Schriften der Heiligen und Mystiker besitzen wir einen Schatz der großen religiösen Wahrheiten, die der Mensch durch die Jahrtausende in Augenblicken höchster Erleuchtung gefunden hat.
Unsere Aufgabe ist es, diese Wahrheiten zu verstehen, sie von den Dogmen zu trennen, die sie umgeben, und sie auf unser modernes Leben anzuwenden. Es ist notwendig, Kraft zu ziehen aus den vergessenen Tugenden der Einfachheit, der Bescheidenheit, der Kontemplation und des Gebets.

Sieht man sich das Buch „Triumph des Unsterblichkeitwillens“ von Mathilde Ludendorff an, so beginnt auch dieses Buch mit einer Kritik der rein materialistischen Deutung der Ursachen der Evolution durch den wissenschaftlichen Materialismus des Charles Darwin. Man hat das Gefühl, daß Lindbergh nicht nur aufgrund dieses Umstandes in dieser Philosophie sehr viel von dem gefunden hätte, was er in dieser Schrift von 1948 suchte. Beide - Mathilde Ludendorff und Charles Lindbergh - suchten auf ähnlichen Wegen und mit ähnlichen Ergebnissen, um die Gefahren im Zeitalter des wissenschaftlichen Materialismus zu bannen. Und so ist die Begeisterung des Autors Wilhelm Knake schon über die wenigen von ihm angeführten Worte Charles Lindbergh's nachvollziehbar. Bei vollständiger Kenntnis der Schrift, aus der er zitierte und des Lebens dessen, der sie herausbrachte, ist sie noch viel deutlicher nachvollziehbar. An späterer Stelle kommt Knake auf diese Schrift zurück:

Klar liegt der einzige Rettungsweg, von dem auch der Flieger Charles Lindbergh gesprochen hat, vor den Augen all derer, die das Schöpfungswunder aus den philosophischen Werken Mathilde Ludendorffs in sich aufgenommen haben.

_____________________________________________________
1Knake, Wilhelm: Die Verantwortung der heutigen Wissenschaft. In: Der Quell, Folge 12, 23.6.1955, S. 554-560
2Bading, Ingo: Wilhelm Knake - Ein Autodidakt als naturwissenschaftlicher Autor. Ein Autor naturwissenschaftlicher Aufsätze der Jahre 1955 bis 1961 in der Zeitschrift "Quell". Auf: Studiengruppe Naturalismus, 18. September 2015, http://studiengruppe.blogspot.de/2015/09/wilhelm-knake-ein-autodidakt-als.html
3Lindbergh, Charles A.: Vom Fliegen und vom Leben. Holle-Verlag, Darmstadt 1952 (80 S.) (OA: Of Flight and Life, 1948)
4.....
5Lindbergh, Charles A.: Of Flight and Life. Charles Scribner's Sons, New York 1948, S. 25
6
7Original: “I grew up as a disciple of science. I know its fascination. I have felt the godlike power man derives from his machines – the strength of a thousand horses at one's fingertips; the conquest of distance through mercurial speed; the immortal viewpoint of the higher air. (…) To me in youth, science was more important than either man or God.”

8Original: „We must learn from the sermons of Christ, the wisdom of Laotzu, the teaching of Buddha. In these, in the Bible of the Hebrews, in the philosophy of Greece, in the Indian Vedas, in the writings of saints and mystics, we have a record of the great religious and moral truths discovered by man throughout the ages at his moments of highest inspiration. Our mission ist to understand this truths, to separate them from the dogma which surrounds them, and to apply them to our way of modern life. We must draw strength from the forgotten virtues of simplicity, humility, contemplation, prayer.”

Unternahm Charles Lindbergh "symbolische Flüge" im Auftrag des CIA?

Soweit unsere bisherigen Veröffentlichungen und Abhandlungen über Charles Lindbergh. Soweit eine jüngste Internetrecherche erkennen läßt, sind vorerst keine weiteren grundlegenden Neuerkenntnisse über das Leben von Charles Lindbergh bekannt geworden oder zu erwarten, zumindest nicht so grundlegende wie jene, die schon in den eingangs genannten früheren Blogartikeln referiert worden sind. In einer Filmdokumentation des Jahres 2006 kann man auch Filmaufnahmen von Charles Lindbergh aus seinen Altersjahren sehen (21)(im Teil 3). 2010 wurde eine Auswertung der Briefe von Charles Lindbergh an Brigitte Hesshaimer veröffentlicht (12). Insbesondere sind aber in den letzten Jahren mehrere Film- und Radio-Dokumentationen zugänglich geworden (13-17, 21), in denen nicht nur die neueren Biographen von Charles Lindbergh persönlich zu Wort kommen und zu sehen sind (Schröck, Friedman), sondern - kurzzeitig - auch einige seiner deutschen Kinder (21). Und in ihnen kann man insbesondere den jungen Charles Lindberg auch im bewegten Bild sehen, wobei - wie oben schon gesagt - sein ruhiger, stolzer Blick auffällt. (Der Tonfall all dieser neueren Dokumentationen muß einem nicht durchgängig stimmig erscheinen - aber das ist man ja heutzutage eh gewohnt, zumal gegenüber Menschen, die nicht dazu neigen, sich stromlinienförmig zu verhalten.)

Charles Lindbergh ist schon im Jahr 1926 Freimaurer geworden. Daß sein Nachdenken, Schreiben und Handeln allerdings davon stärker beeinflußt worden wäre, daß sich in all diesem etwa irgendwo deutlichere Elemente irgendeiner "Freimaurer-Ideologie" finden würden, das ist bislang nirgendwo zu erkennen. Dazu war Lindbergh ein viel zu selbständiger Charakter. Seine politische Gegnerschaft gegen den Kriegseintritt der USA zwischen 1939 und 1941 spricht ja genau die gegenteilige Sprache. Neuerdings machen wir uns aber mehr bewußt als vielleicht zuvor, daß ja vermutet wird, daß Charles Lindbergh nach 1945 weltweit für den US-amerikanischen Geheimdienst, den CIA, gearbeitet habe (16) (Aussage von Herbert Schröck in 18'41):

Überall, wo es Weltkrisen gab - ob in Persien, ob in Südostasien, Vietnam - überall war Lindbergh vorher anwesend. Deswegen bin ich mir sicher, daß er sehr eng mit der CIA verbandelt war.

Doch auch diesbezüglich muß man nicht anfangen, in Lindbergh einen besonders "tief" Eingeweihten finden zu wollen. Sollte er wirklich im Dienste der damaligen verbrecherischen, kriegstreiberischen Ziele des CIA gearbeitet haben, kann das höchstens darauf beruhen, daß ihm in diesen Zeiten noch nicht in vollem Umfang klar war, für welche Ziele und Methoden letztlich die Arbeit des CIA steht. Wir wollten diesen Hinweis jedenfalls nicht verschweigen. Ein "geschöntes" Bild von Lindbergh, das nicht auf vollständiger Wahrheit beruht, liegt bestimmt nicht in unserem Interesse. Warum er also all diese Reisen in Krisengebiete unternahm, oft, bevor sie zu Krisengebieten wurden, muß einstweilen als ungeklärt erachtet werden. Vielleicht wurde Lindbergh mit dem subjektiven Gefühl dort hingeschickt, er könne durch seine Beratung dort "Schlimmeres" verhüten. Geheimdienste arbeiten ja gerne mit dem sogenannten "Wissensgefälle" zwischen den Vorgesetzten und den Ausführern von Arbeitsaufträgen.

[Ergänzung 6.11.17] Übrigens war Lindbergh ja in genau diesem Sinne auch schon 1938 und 1939 nach Deutschland geschickt worden. Womöglich hat er - so kommt einem der Gedanke - bei all diesen seinen Reisen - sich selbst unbewußt - "symbolische Reisen" unternommen im Sinne seiner okkultverblödeten Vorgesetzten innerhalb des CIA. In privaten Zuschriften wurde uns etwa einmal geschrieben, daß auch die Landung des Mathias Rust 1987 auf dem Roten Platz in Moskau (Wiki) in einem solchen Zusammenhang gesehen werden könne und müsse, auch wenn sich Rust selbst dieses Zusammenhanges gar nicht bewußt wäre. Die Freimaurerei hat auch bei der Einweihung des Völkerschlachtdenkmales von Leipzig viele uneingeweihte Menschen symbolische Handlungen begehen lassen, ohne daß diese Menschen wußten, daß es sich dabei um symbolische Handlungen im Sinne der Freimaurerei handelte. Und noch heute erklären okkultverblödete Freimaurer ihren Lesern dann im Brustton der Überzeugung, daß dieser Umstand den symbolischen Wert der Handlung an sich nicht schmälere (siehe andere Beiträge hier auf dem Blog).

Immer wieder wird gemunkelt, daß das Luftschiff Hindenburg und sein Verbrennen in solche symbolischen Handlungen eingeordnet werden könnte. Und so vielleicht auch noch viele Luftfahrt-Missionen, die gar nichts mit Lindbergh zu tun hatten. Von viel okkult-symbolischer Bedeutung wird auch hinsichtlich der Raktenforschung geraunt (GA-j! 10/2016). [Ergänzung Ende.]

Lindbergh's Kinder und Enkel

In einem Video auf Youtube (14) erzählt Reeve Lindbergh, die jüngste amerikanische Tochter Lindberg's, 2008 wie sie ihre neuen deutschen Verwandten wenige Jahre zuvor auf einer Europareise nacheinander kennen gelernt hat. Und man spürt ihre - "gemischten" - Gefühle dabei sehr gut durch. Auch spricht sie davon, daß nicht alle der drei deutschen Frauen von Lindbergh begeistert waren darüber, daß seine drei deutschen Familien öffentlich bekannt wurden, ja, daß sich eine derselben wirklich geschämt habe deshalb.

Wir entdecken außerdem, daß in der Folge 14 vom 15. September 1996 auf S. 24 der "Siebenbürgischen Zeitung" sich offenbar die Todesanzeige - womöglich - für eine Schwägerin von zwei der deutschen Frauen von Charles Lindbergh findet, also der beiden Hesshaimer-Schwestern, die ja aus der deutschen Volksgruppe in Siebenbürgen stammten. Es ist da angeführt:

Edith Copony verwitwete Hesshaimer, geborene Clompe * am (...) in Kronstadt/Siebenbürgen + (...) in Bad Heilbrunn.
In Liebe und Dankbarkeit:
  • Edith von Stein-Lausnitz, geb. Hesshaimer 
  • Verena Gräfin von Moy, geb. von Stein-Lausnitz und Guy Graf von Moy mit Theresa, Assunta, Yvonne und Clemens 
  • Alexander von Stein-Lausnitz
  • Albert von Stein-Lausnitz
  • Marietta Hesshaimer, Vago Hesshaimer, Christoph Hesshaimer
  • Brigitte Hesshaimer, Dirk Hesshaimer, Astrid Lemoine, geb. Hesshaimer mit Isabelle und Charles-Eduard, David Hesshaimer, 
  • Adolf Hesshaimer und Daga Hesshaimer, geb. Folberth 
  • Margrit Drotleff, geb. Hesshaimer und Hans-Gert Drotleff mit Isabelle, Van ....

Es sind die beiden Hesshaimer-Schwestern Marietta und Brigitte angeführt, mit denen Lindbergh seine Familien gegründet hatte und es sind die jeweiligen gemeinsamen Kinder angeführt. Von diesen starb schon 2015 Dyrk Hessheimer (Süddt. Ztg.). Er hinterließ keine Kinder.

Insgesamt bleibt weiterhin der Eindruck vorherrschend, daß weder die deutsche noch die US-amerikanische "veröffentlichte" Meinung dem Leben und Denken von Charles Lindbergh volle Gerechtigkeit wiederfahren lassen können oder wollen. Das schmälert die eigentliche, innere Bedeutung des Lebens von Charles Lindbergh aber in keiner Weise.

___________________________________________________________


*) Eine deutsche Philosophin, deren philosophische Fragen und Antworten den philosophischen Fragen und Antworten von Charles Lindbergh am nächsten kommen - Mathilde Ludendorff (1877-1966) benannte diesen ihr wesentlichen und wertvollen menschlichen Stolz mit dem Begriff "Gottesstolz" (20).

__________________________________________________

  1. Bading, Ingo: Charles Lindbergh ist souverän gestorben. Auf: Studium generale, 31.5.2007, http://studgendeutsch.blogspot.com/2007/05/charles-lindbergh-ist-souvern-gestorben.html
  2. Bading, Ingo: Ein dritter Weg zwischen Atheismus und Monotheismus?. Auf: Studium generale, 2.6.2007, http://studgendeutsch.blogspot.com/2007/06/ein-dritter-weg-zwischen-atheismus-und.html
  3. Bading, Ingo: Ein "absolut einzigartig" Liebender - Charles Lindbergh. Auf: Studium generale, 9.6.2007, http://studgendeutsch.blogspot.de/2007/06/ein-absolut-einzigartig-liebender.html
  4. Bading, Ingo: Charles Lindebergh - Hätten die USA 1941 seiner Politik folgen sollen?. Auf: Studium generale, 11.6.2007, http://studgendeutsch.blogspot.de/2007/06/charles-lindebergh-htten-die-usa-1941.html
  5. Bading, Ingo: "Der Tod ist gleich hier, neben dir." - Aus dem Leben des Flugpioniers Charles Lindbergh. Auf: Studium generale, 24.6.2007, http://studgendeutsch.blogspot.de/2007/06/der-tod-ist-gleich-hier-neben-dir-aus.html
  6. Bading, Ingo: Charles Lindbergh's berühmteste Rede in De Moines am 11. September 1941 - Originalaufnahme. Auf: Studium generale, 10.7.2007, http://studgendeutsch.blogspot.de/2007/07/charles-lindbergh-berhmteste-rede-in-de.html
  7. Bading, Ingo: "Ein Flieger war ich und schlürfte den Wein der Götter" Charles Lindbergh - Warum müssen Menschen sterben? Auf: Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!, 10. November 2011, http://studgenpol.blogspot.de/2011/11/ein-flieger-war-ich-und-ich-schlurfte.html
  8. Bading, Ingo: Erörterungen rund um naturwissenschaftliche Fragen in der Ludendorff-Bewegung 1941 bis 1961. Unveröffentlichtes Buchmanuskript, 147 Seiten, erarbeitet 2015
  9. Berg, A. Scott: Charles Lindbergh - Ein Idol des 20. Jahrhunderts. 1999 (engl. Original: Lindbergh. G.P. Putnam's Sons, New York 1998)
  10. Schröck, Rudolf: Das Doppelleben des Charles A. Lindbergh. Der berühmteste Flugpionier aller Zeiten; seine wahre Geschichte. Heyne, München 2005
  11. Friedman, David M.: The Immortalists. Charles Lindbergh, Dr. Alexis Carrel, and Their Quest to Live Forever. HarperCollins Publishers, New York 2007
  12. Kröncke, Gerd: Charles Lindbergh - Der Amerikaner und die Hutmacherin. Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2010, http://www.sueddeutsche.de/panorama/charles-lindbergh-der-amerikaner-und-die-hutmacherin-1.661513http://www.sueddeutsche.de/panorama/charles-lindbergh-so-einsam-war-der-adler-nicht-1.668436
  13. Danuta Harrich-Zandberg (Drehbuch und Produktion), Harrich, Walter (Regisseur): Charles Lindbergh. The True Story. DIWA Film GmbH, 2005 (mit A. Scott Berg, Astrid Bouteuil, David Hesshaimer, Dyrk Hesshaimer) [nicht auf Youtube]
  14. Costelle, Daniel; Clarke, Isabelle: Charles Lindbergh in Color. 2007, https://www.youtube.com/watch?v=RyqL6IUr0DA
  15. Lindbergh, Reeve: Reflects on her Father, Charles Lindbergh. Mai 2008, https://www.youtube.com/watch?v=nK1C1rb_4EM
  16. Nolan, Clare: Secret Lives of Charles Lindbergh. National Geographic Television, USA 2009. Deutsch: Das Doppelleben des Charles Lindbergh. [Reihe: Geheimnisse der Geschichte], Dokumentation, 45 Minuten, zdf info 2011, https://www.youtube.com/watch?v=6Q_Tc07zLUQ oder hier https://www.youtube.com/watch?v=yXu9Zbk3cSM oder https://www.youtube.com/watch?v=oitcrqFpD_A
  17. Becker, Herbert: Charles Lindbergh - Nationalheld mit Doppelleben. Radio Wissen, Bayerischer Rundfunk/ARD, 15.05.2017 (22 Min.), http://www.ardmediathek.de/radio/radioWissen/Charles-Lindbergh-Nationalheld-mit-Dop/Bayern-2/Audio-Podcast?bcastId=5945518&documentId=42833898http://www.br.de/themen/wissen/lindbergh-charles-flugzeug-100.html
  18. Lindberg, Charles: Neutrality and War. (Speaks on a United European Race.) Radioansprache vom 13. Oktober 1939, https://www.youtube.com/watch?v=sAlCDMp-Y3c
  19. Lindbergh, Charles: Pleads for independence. Anfang 1940, https://www.youtube.com/watch?v=5IIq-NYItYMhttps://www.youtube.com/watch?v=CZTAWKv4VWY
  20. Bading, Ingo: Zur Evolution des menschlichen Verantwortungsbewußtseins - Eine Mitschrift von Vorträgen Gerold Adams aus dem Jahr 1993. Die Deutsche Volkshochschule, 11. Mai 2017, http://fuerkultur.blogspot.de/2017/05/zur-evolution-des-menschlichen.html
  21. Charles Lindbergh Declassifield. USA 2006 (ImdD) Zugänglich auf Spanisch. Teil 1: https://www.youtube.com/watch?v=WO9CAQpbLDE, Teil 2: https://www.youtube.com/watch?v=df6so_frU8k, Teil 3: https://www.youtube.com/watch?v=19bUnWVck78

Samstag, 16. September 2017

Von Blogs wie diesem ablenken - Wie geht das ....?

Der Budenzauber und die Kunstrasen-Bewegung genannt "alternative Öffentlichkeit", die insbesondere ab 2010 inszeniert wurde

Im Januar 2007 wurde unser Blog "Studium generale" gegründet, der anfangs auch politische Themen mitbehandelte. Er wurde gegründet in einer Zeit als es die sogenannte "alternative Öffentlichkeit" in ihrer heutigen Breite noch gar nicht gab. Als Gründungsjahr der heutigen "alternativen Öffentlichkeit" - die aufgrund bekannterer Vertreter derselben bis weit in den politischen Hauptstrom hinein Aufmerksamkeit auf sich zieht - wird das Jahr 2010 zu benennen sein. Das wollen wir weiter unten etwas genauer chronologisch einordnen. Diese "alternative Öffentlichkeit" entstand also drei Jahre nach der Gründung unseres (ersten) Blogs. Und das geschah auffallend plötzlich und unter auffallenden Begleitumständen wie gleich aufgezeigt werden soll.

Heute ist unser Eindruck: Die "alternative Öffentlichkeit" erhielt ab 2010 so große Öffentlichkeitswirkung, weil sie zu 80 bis 90 Prozent als Astroturfing inszeniert worden war, um von authentischen Blogs wie dem vorliegenden abzulenken. Dieser Umstand ist nicht zuletzt an dem Sachverhalt erkennbar, wie unglaublich wenig in der "großen" alternativen Öffentlichkeit von den umwälzenden naturwissenschaftlichen - und auch philosophischen - Erkenntnissen unserer Zeit die Rede ist, wie sie dort noch nicht einmal öffentlichkeitswirksamer "zur Diskussion" gestellt werden.

Obwohl doch unübersehbar gerade aus diesem Bereich die stärksten Argumente kommen für den größten Teil der Anliegen der alternativen Öffentlichkeit. Der Grund liegt natürlich zunächst darin, daß sich weitaus mehr Menschen für Politik als für Wissenschaft und Philosophie interessieren, und daß unter den politisch Interessierten die Menschen, die sich zugleich für volkserhaltende - seriöse - Wissenschaft und Philosophie interessieren, nicht besonders groß ist, bzw. daß auch die Sensibilität für die Bedeutung der genannten Bereiche bei diesen nicht besonders groß ist. Aber allein in diesem Umstand kann das benannte Phänomen - so wie es in seiner ganzen Breite heute sichtbar ist - keinesfalls begründet sein. Für so blöd muß man sich nicht mehr verkaufen lassen.

Gehen wir im folgenden einmal einige Stationen durch in der Geschichte der alternativen Öffentlichkeit seit 2001.

2001 bis 2007


Einstweilen seien an dieser Stelle die Jahre 2001 bis 2007 nur kurz erwähnt. In diesen Jahren spielt natürlich die 9/11-Wahrheitsbewegung (Wiki) die Rolle der wichtigsten Initialzündung. Aber für diese Zeit wäre auch die Geschichte von Blogs wie "Politically Incorrect" (Wiki) zu behandeln, der 2004 gegründet worden ist. Zu ähnlicher Zeit wurde das "Politische Tagebuch" des Rechtskatholiken Götz Kubitschek gegründet, das 2008 - nach einer bezeichnenden Restrukturierung - in der Internetseite Sezession.de aufgegangen ist. Hier könnten überall auffallende Entwicklungen beschrieben werden. Aber das sei bis auf weiteres an dieser Stelle übergangen.

Um die Entwicklungen in diesen Jahren zu verstehen, muß natürlich auch die technische Seite derselben mitberücksichtigt werden. Etwa ab 2006/07 breitete sich unter Internetnutzern die Gewohnheit aus, "Blogs" zu gründen und zu schreiben, bzw. zu lesen, weil dies technisch immer leichter umsetzbar war und weil hier am übersichtlichsten Beiträge veröffentlicht und verbreitet werden konnten. Davor war es häufig üblich, zum Beispiel "Yahoo-Gruppen" oder ähnliche Foren zu betreiben, zu lesen und in ihnen mitzudiskutieren. Aber solche Foren fanden selten so viel Aufmerksamkeit wie das seitherige Phänomen "Internet-Blog" (Wiki).

Im November 2007 wurde beispielsweise ein solcher Blog wie "Adelinde" gegründet (Adelinde). Er spricht sich zwar auch für die pseudowissenschaftliche "Germanische Medizin" von Geerd Hamer aus, weist aber in seiner Themenauswahl zugleich manche inhaltlichen Überschneidungen mit unseren Blogs auf.

Der vorliegende politische, zeitgeschichtliche und hintergrundpolitische Blog "Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!" wurde im Mai 2008 gegründet, um die politischen Themen aus dem Wissenschaftsblog "Studium generale" auszugliedern und um beide Bereiche - Politik und Wissenschaft - mehr getrennt voneinander zu halten und so unterschiedliches Lesepublikum anzusprechen.

Blog-Prototypen gehen in Serie - Das Beispiel "Der Honigmann" (2010)


Im Januar 2010 machte der Jesuitenorden selbst die systematische sexualisierte Gewalt an Kindern bekannt, die er Jahrzehnte lang auf allen Jesuiten-Gymnasien in Deutschland, Österreich und in der Schweiz betrieben hatte. In anderen Ländern der Welt war diese Diskussion schon Jahre vorher ausgebrochen, da zu viele Überlebende dieser Gewalt ihrer Empörung Luft gemacht hatten. Dadurch war dem Jesuitenorden klar geworden, daß er auch in Deutschland diese Diskussion nicht mehr länger unter der Decke halten konnte. Also trat er die "Flucht nach vorne" an und tat so, als würde er - unglaublich menschenfreundlich - von sich aus über seine eigenen Verbrechen "aufklären". Ach, diese so unglaublich menschenfreundlichen Jesuiten! Man glaubt es nicht, was für eine Wohltat sie für die Menschheit sind. Sie begehen Jahrzehnte lang systematisch Verbrechen an Kindern und Jugendlichen - und klären dann die Öffentlichkeit über diese auf. Und sind weiterhin so angesehen wie "eh und je". Nicht wahr? So funktioniert doch Leben.

Zu den Einzelheiten dieses Geschehens: Auf dem viel gelesenen Blog "Spreeblick", betrieben von dem Jesuitenschüler Johnny Häusler, erhielten zahlreiche Überlebende dieser sexualisierten Gewalt zum ersten mal im Kommentar-Bereich die Möglichkeit, vor einer größeren Öffentlichkeit von ihren Erfahrungen und Gefühlen zu sprechen und sich darüber auszutauschen (Spreeblick 28.1.2010 und 2.2.2010). Selbstredend kochte hier sehr bald der Zorn auf den Jesuitenorden außerordentlich stark hoch. Sodann gab es einige auffällige Kommentatoren, die beleidigend wurden - eine schöne Steilvorlage für den Bloginhaber, die Diskussion schon am 10. Februar, bzw. 13. März 2010 zu schließen. Es ist doch immer klug, wenn man als eine verbrecherische Psychosekte wie der Jesuitenorden nicht nur die Verbrechen begeht, sondern auch noch die Aufklärung über diese Verbrechen moderiert. So soll es doch sein. (Diese Welt ist dermaßen abartig, daß man es immer wieder nicht glauben kann, wie abartig sie ist.)

Nun gut. In unmittelbarer Folge dieser emotional sehr aufwühlenden Ereignisse formierte sich 2010 dann die heutige größere sogenannte alternative Öffentlichkeit. Zumeist gab es von Seiten der darin Handelnden schon vorher in abseitigerem Rahmen Aktivitäten, in denen man im Internet "probierte" und "probte". Aber das spielte sich - wenn dann - eher auf abseitigeren Foren ab und war für eine größere Öffentlichkeit noch nicht so "sichtbar" wie jene Blogs, Internetseiten und Portale, die ab 2010 gegründet wurden, und die dann in auffallend großer Geschwindigkeit Leserzahlen in einem Umfang in ihren Bann zogen wie diese der vorliegende Blog - sonderbarer Weise - nie hatte und bis heute auch nie bekommen sollte. Ein ganz, ganz übler Schelm, wer gar zuviel Böses dabei denkt - wollen wir einmal sagen.

Und in besonders auffallender Weise wurde insbesondere noch im Februar 2010 der Blog "Der Honigmann" gegründet (von einem Herrn Ernst Köwing [geb. ca. 1947] [Psiram]). Dieser ging anfangs annähernd anonym vor und ließ vieles über seine Hintergründe im Dunkeln. Wir selbst stießen erst am 15. April 2010 - zwei Monate nach dessen Gründung - das erste mal auf diesen Blog. Wir stießen deshalb auf diesen Blog, weil dieser damals ganz klar als einer der ersten - genauso wie wir - nicht nur sich mit den Stimmen der Überlebenden der Verbrechen des Jesuitenordens beschäftigte, sondern weil er - wie wir - allgemeiner die Geschichte des Jesuitenordens, seiner Strukturen, seiner Verbrechen, seines Einflusses auf die "Kultur", die Wirtschaft und die Politik der Länder und Völker weltweit sehr kritisch unter die Lupe nahm. Wir können uns noch gut erinnern, wie einsam wir uns damals mit unseren Jesuiten-kritischen Beiträge im Internet fühlten, weil wir einfach niemanden anderen im Internet fanden, der ähnlich grundlegend kritisch über den Jesuitenorden schrieb.

Und genau deshalb mußte uns die die Gründung dieses - ebenfalls Jesuiten-kritischen - Honigmann-Blogs sehr auffällig erscheinen. Geradezu wie ein "Zeichen", wie ein "Signal". Zugleich hatte dieser Honigmann-Blog in so auffälliger Weise auch die "Germanische Medizin" und ähnliche pseudowissenschaftliche Inhalte in seinem "Programm". Auch dieser Umstand erschien uns auffallend, bzw. "signifikant". Anfangs erschien uns dieser Blog auf den ersten Blick wie eine Kopie des oben schon genannten Adelinde-Blogs, zum Teil natürlich auch wie eine Kopie unseres eigenen Blogs. In privaten Emails wurde von unserer Seite damals an Freunde geschrieben:
Der schreibt ja wie ich. Hallo, ich werde kopiert. Die wenigen Blog-Prototypen, die es bislang gab, gehen in Serie. Künftig kann man mit dem Spruch werben: "Lesen Sie das Original. Oft kopiert, doch nie erreicht." - Der Honigmann kopiert mich und sagt mir kein Wort. ...
Nach weiteren Recherchen hielten wir in einer weiteren Email am 16. April 2010 fest:
Der Honigmann, der überraschende, neue, Geheimdienst-kritische und mitunter Papst-kritische Blogger-Kollege in der "Szene" seit Februar, auffälliger Weise der erste Blogger nach mir, der gründliche Aufklärung über den Jesuitenorden betrieben hat, ist 63 Jahre alt, scheinbar Bankkaufmann und wohnt in Varel, Ostfriesland (zwischen Wilhelmshaven und Oldenburg). Er betreibt offenbar zwei Blogs mit diesem Namen auffälliger Weise (genau und erst) seit Februar, hat schon zahlreiche Freunde und "verfolgt" auch öffentlich viele Blogs. - Meiner ist allerdings bislang nicht dabei. Über Ratzinger/Williamson vertritt er Thesen, die ich aus Rundbriefen und Emails von einem Freimaurer und Verleger aus Bremen her kenne und nicht teile (siehe zum Beispiel: "Die 'Synagoge des Satans' nimmt Rache an Ratzinger").
Eine merkwürdige Kanone. Einerseits greift er die Jesuiten an (- wirklich?) und klärt über den "Mammon und die Kirche" auf (bislang nur während des Mittelalters). Aktuell verweist er auch recht willkürlich auf ein Video von Richard Dawkins. Andererseits verteidigt er die Kirche (!?).
Und heute gibt der "Honigmann" ganz unkommentiert "Vatikan-Nachrichten" weiter, die ja für sich recht spannend sind - aber doch einer sehr kritischen Bewertung gewürdigt werden müßten, eine kritische Bewertung, die sicher auch bald von Kirchenkritikern gegeben werden wird.
Irgendwie ist mir bei diesem Honigmann etwas faul. Irgendwie "schmeckt" da etwas.  - Wem schmiert er Honig ums Maul?
Außerdem stellt er heute als "Gastbeitrag" den kirchenkritischen Kommentar eines Paolo Flores d’Arcais ein, eines italienischen Autors, der schon zusammen mit Herrn Ratzinger Bücher herausgegeben hat. Der Kommentar erschien schon im "Tagesspiegel" (vor einer Woche).
Frage: Merken die Jesuiten etwa, daß sie noch zu wenige Eisen im Feuer haben unter den "Extremisten" der Kirchen- und Geheimdienstkritiker und daß sie deshalb hier ebenfalls "Verharmloser" (bzw. Zersetzer) hinein schieben müssen, die freilich HIER nur als Verharmloser (und später als Zersetzer) wirksam werden können, wenn sie zugleich auch kräftig kirchen- und geheimdienstkritisch auftreten und sich damit erst einmal eine ihnen vertrauende Anhängerschaft aufbauen?
Im Dezember 2010 hielten wir über anderweitige Aktivitäten fest:
Mein erster Eindruck ist der gleiche wie beim Jesuiten-kritischen Blogger "Honigmann": Jesuiten versuchen, sich an die Spitze der Jesuiten-Kritiker zu setzen, die Kritik dabei in ein "Perception management" einzubetten (s. etwa Zündel), das sie möglichst wenig anknüpfungsfähig macht an Kirchenkritik a la Karlheinz Deschner, um sie so in bewährter Weise zu ihren Gunsten abbiegen zu können über die Jahre hinweg.
Danach haben wir den "Honigblogger" nicht mehr weiter verfolgt. Neuerdings ist sein ganzer Blog - nach gerichtlicher Verurteilung wegen Holocaust-Leugnung - von Wordpress aus dem Netz genommen worden - womöglich als Auftakt für ein ähnliches Vorgehen gegen andere, ähnlich gestrickte Blogs? - ???

Zwischenzeitlich sind ja nun auch viele weitere, ähnlich gelagerte Blog-Gründungen aus dem Boden gesprossen, so daß man kaum noch mitkam und das alles auch gar nicht mehr so wichtig nehmen konnte, da eben alle diese Blog-Gründungen - wenn man nach einer Weile tiefer blickte - je in ihren individuellen Besonderheiten dennoch so manche auffallenderen Gemeinsamkeiten in ihrer Programmatik aufwiesen. Viel zu oft traf und trifft man dann auf irgendwelche Verbundenheiten mit Monotheismus und/oder Buddhismus.

Und womöglich wächst derzeit gerade das Mißtrauen der Hintergrundmächte gegenüber der Möglichkeit, daß dieses Astroturfing immer mehr Menschen, die sich der alternativen Öffentlichkeit verbunden fühlen, durchschauen könnten, und daß sie - besser als früher - die authentischen Blogs von der Kunstrasen-Bewegung zu unterscheiden lernen könnten.

Und für diesen Fall mag man - wiederum als "Prototyp" - als einen der ersten einmal den Honigmann aus dem Netz genommen haben, "verboten" haben, um später auf ähnlicher Linie gegen andere Blogs vorgehen zu können. Womöglich dann auch gegen solche, die ihnen noch gefährlicher erscheinen und erscheinen müssen als ausgerechnet dieser Honigmann ..... Oh, die Hintergrundmächte und ihre Schliche. Sie denken weit ins Voraus hinein ....

Blog-Prototypen gehen in Serie - Weitere monotheistisch Verwurzelte wie Alexander Benesch, Jürgen Elsässer und Konsorten (2010)


Aber zurück ins Jahr 2010. 2010 faßte beispielsweise auch Daniel Hermsdorf Mut und gründete seinen Blog "Filmdenken". Dieser Blog ist bis heute - mit all seinen Stärken und Schwächen - klar einer der wenigen authentischen Blogs in der alternativen Öffentlichkeit.

2010 wurde "BewußtTV" gegründet.

2010 wurde recentr von Alexander Benesch gegründet. Dieser hatte auf der vom Verbrecher-Kardinal Ratzinger gegründeten "Katholischen Universität Ingolstadt" studiert (eine Universität, die gegründet wurde, nachdem man mit ähnlichen, Jahrzehnte lang verfolgten Gründungsplänen in Salzburg nicht weiter gekommen war). Die geistige Ausrichtung von "recentr" entspricht klar der Tatsache, daß Alexander Benesch auf dieser Universität studiert hat. Seine Beiträge sind oft sehr klug und durchdacht - hervorzuheben ist insbesondere seine gesunde Skepsis gegenüber aller Esoterik. Seine Beiträge haben aber dennoch - und fast unsichtbar und unbemerkbar - wenn man genauer hinschaut die genannte ideologische-religiöse Schlagseite. Es wird also in ihnen entsprechend einer sehr genau zu umreißenden gruppenevolutionären Strategie argumentiert. Das sollte man bei diesem Blog immer berücksichtigen.

Ende 2010 wurde von Jürgen Elsässer und anderen die Monatszeitschrift "Compact" gegründet. Daß es sich hierbei um reinstes Astroturfing handelt, wird wohl an dieser Stelle nicht mehr groß nachgewiesen werden müssen. Darüber gab es ja schon genug anderweitige kritische Beiträge. Und das ist ja wohl zu leicht durchschaubar. - Jürgen Elsässer besucht in Berlin und seinem Umland Gottesdienste der russisch-orthodoxen Kirche, er ist jedenfalls ein Monotheist reinsten Wassers, auch wenn er das - wie die meisten - nicht an die große Glocke hängt. (Das macht niemand all dieser Astroturfing-Protagonisten und doch findet sich genau diese Gemeinsamkeit eben dann doch immer und immer wieder unter ihnen.)

Seit 2011 wird Ken Jebsen als führender Vertreter der alternativen Öffentlichkeit bekannt. Auch er mutet uns an als einer der wenigen authentischen Vertreter der alternativen Öffentlichkeit. Er kennt aber auch jene "Grenzen", die er nicht überschreiten darf. Sie wurden ihm ja schon anläßlich seiner Entlassung aus den Staatsmedien aufgezeigt. Und zusätzlich hat er immer wieder "Freunde" wie Pedram Shayar, die ihn auf diese Grenzen hinweisen. Und solche "Freunde" werden wohl auch viele andere Vertreter in dieser Szene haben, die sich ansonsten authentisch anfühlen. Solange der entsprechende Protagonist auf die Ratschläge solcher "Freunde" hört, wird er größere öffentliche Aufmerksamkeit genießen. Sollte er aber einmal diese Ratschläge dieser seiner "guten Freunde" unbeachtet lassen, wird er schnell starken oder noch stärkeren Gegenwind zu spüren bekommen. Und vermutlich wissen oder ahnen das auch Leute wie Ken Jebsen.

Soweit zunächst einmal ein erster kleinerer Überblick, der natürlich vielfältig ergänzt werden kann mit Einschätzungen. Abschließend eine Geschichte von Hoimar von Ditfurth, um das Prinzip aufzuzeigen, nach dem hier insgesamt gehandelt wird im Rahmen von Astroturfing.

"Mimicry"


Im Jahr 1981 veröffentlichte der deutsche Sachbuchautor Hoimar von Ditfurth (1921-1989) sein Buch "Im Anfang war der Wasserstoff". In der Einleitung dieses Buches machte er mit einer sehr ausführliche Beschreibung das Tarnverhalten der Raupe des Schmetterlings Attacus edwardsii (Wiki), englisch "Edwards Atlas Moth", bekannt. Man findet heute im Internet manche, die sich auf dieses Beispiel berufen (1).

Dieser Schmetterling ist in Indien und Südostasien in feuchten Gebieten verbreitet und gehört zu den größten Schmetterlingen der Welt. Hoimar von Ditfurth entnahm sein Wissen zu ihm dem Buch "Mimicry" von Wolfgang Wickler (eines Schülers von Konrad Lorenz) (2).

Kurz gefasst tarnt die Raupe dieses Schmetterlings ihr Verpuppungsstadium dadurch, daß sie ein Blatt abbeißt und es mit Spinnfäden erneut anhängt und sich dann an dieses Blatt anheftet. Das Blatt verwelkt und umhüllt damit die Puppe, die so "versteckt" ist. Schon das Abbeißen des Blattes und erneute Anhängen stellt für eine solche Raupe ein erstaunlich "kluges" Verhalten dar. Noch überraschender ist aber, daß diese Raupe zugleich auch noch mehrere andere Blätter abbeißt und wieder anhängt, die dann ebenfalls verwelken. Dies hat nun einen großen Vorteil. Ein Vogel als Freßfeind wird selbst wenn er nun verwelkte Blätter als Nahrungsquelle untersuchen würde, bald wieder davon ablassen, da er mit größerer Wahrscheinlichkeit leere Blätter vorfinden wird als ein Blatt, das fette Beute enthält.

Wie aber kann die Raupe auf einen so genialen Einfall der Tarnung kommen, auf den noch nicht einmal der menschliche Leser kommen würde, so fragte Hoimar von Ditfurth. Insgesamt will Hoimar von Ditfurth mit diesem Beispiel herausarbeiten, was so unzählige Beispiele von Mimicry im Pflanzen- und Tierreich so eindrucksvoll belegen, daß nämlich Intelligenz in dieser Welt schon vorhanden war, bevor bewußte Intelligenz in Form des Menschen evoluiert ist, ja, daß es dazu also keinesfalls eines Großhirnes bedurfte (1, S. 16):
In Wirklichkeit verfügen wir, wie es scheint, nur deshalb über Bewußtsein und Intelligenz, weil die Möglichkeiten von Bewußtsein und Intelligenz in dieser Welt von Anfang an angelegt waren und nachweisbar sind.   
Abb. 1: Weiblicher Archaeoattacus edwardsii (Saturniidae) aus Indien
(Herkunft: Wikipedia)
Ein philosophisch tiefer Satz, der an anderer Stelle von seiner philosophischen Seite noch weiter ausgedeutet werden soll. An dieser Stelle kommt es uns aber nur auf das Prinzip an, daß man durch Vervielfältigung oder "Spiegelung" des eigenen Versteckes sich vor Entdecktwerden schützen kann. Und umgekehrt kann man durch Vervielfältigung von Informationen mit größtenteils ähnlichen Inhalten und Argumentationslinien bestimmte andere Informationen verstecken, die man sich eben als in unsichtbarer Form vorliegend wünscht .... (Womöglich fällt das auch in den Bereich der sogenannten "Black Hat"-Suchmaschinen-Optimierung, auf die sich unter anderem auch der Satanist und Psychosekten-Guru Ralph Tegtmeier spezialisiert hat.)

Der geneigte Leser mag sich aufgerufen fühlen, über solche Zusammenhänge einmal etwas tiefer nachzudenken und sie auf Stichhaltigkeit zu prüfen.
_______________________________________________________
  1. Ditfurth, Hoimar: Im Anfang war der Wasserstoff. 1972, https://www.dtv.de/_files_media/title_pdf/leseprobe-33015.pdf, https://machtderpolitentscheidung.files.wordpress.com/2014/01/ditfurth_hoimar_von-im_anfang_war_der_wasserstoff.pdf (Martin Kriele 2007Esoterikforum 2012, (Heise 2016)
  2. Wickler, Wolfgang: Mimikry. Nachahmung und Täuschung in der Natur. Kinder-Verlag, München 1968 und viele Folgeauflagen bis 2002

Donnerstag, 17. August 2017

"Die ordentlichsten Jugendlichen der Welt"

Jane Austen in Begegnung mit der modernen Welt

- Junge Erwachsene der "Amish-People" im Gespräch mit Gleichaltrigen aus der Welt, in der wir leben

-  "Klassiker" der Fernsehgeschichte: Fernseh-Dokumentationen aus den Jahren 2010 und 2011

Kloppt alle Wahlkampf-Video's der AfD in die Tonne

Schon in früheren Jahren wurden hier auf dem Blog gelegentlich die Amischen (Wiki, engl) behandelt (1), bäuerlich lebende, streng religiös-bibelgläubige deutschsprachigen Gruppen in den USA. Seit etwa 1994 bin ich fasziniert von ihnen, seit ich im Zusammenhang mit meiner Doktorarbeit auf sie gestoßen bin und dabei die wissenschaftliche Standardliteratur zu ihnen zur Kenntnis nehmen konnte. Die Amischen leben - als streng bibelgläubige Christen, die die Kindertaufe ablehnen - außerordentlich authentisch ein Leben so wie es unsere Vorfahren in vielerlei Hinsicht vor 500 oder noch vor 100 Jahren gelebt haben.

Worauf ich gerade jetzt mit großer Überraschung stoße, sind zwei britische, mehrstündige sogenannte "Dokusoap's" über die Amischen aus den Jahren 2010 und 2011 (2, 3). In diesen lassen die Amischen den Zuschauer über das Medium Film dichter an sich herankommen als das meines Wissens jemals zuvor geschehen ist. Zuvor hat man sie zwar schon über Literatur als menschlich sympathische Gemeinschaften kennen lernen können. Jetzt geht das aber noch besser über diese Fernseh-Dokumentationen. Weil noch wesentlich unmittelbarer.





Diese beiden Fernseh-Dokumentationen habendas Potential, zu "Klassikern" zu werden. Man sieht sie sich über viele Stunden hinweg ziemlich beweg an. Und doch merkt man ein paar Tage später, daß man sie sich noch ein zweites mal mit dem gleichen inneren Gewinn anschauen könnte, ohne daß es langweilig wird. Wann würde man eine solche Erfahrung mit dem Medium Film in unseren Tagen schon häufiger machen?

Und wie kommt die Wirkung zustande? Dafür wird es viele Ursachen geben. An einer Stelle im Film fragt sich Becky Shrock (die Blonde) selbst, was Gott wohl vorhabe, indem sie sie an dieser Dokumentation teilnehmen lassen würde. Das Besondere an der Dokumentation ist, daß die Annäherung an die Amischen hier einmal erfolgt - soweit übersehbar - nicht über dezidierte "Aussteiger" der Amischen. Solche Dokumentation hat es in früheren Jahrzehnten oft gegeben und gibt es auch heute noch oft. Hier jedoch erfolgt sie über "echte" und "ursprüngliche" Amische, also über solche, die auch weiter als Amische leben wollen. Im Film denken sie darüber nach, ob sie das wollen, kommen aber größtenteils zu dem Ergebnis: Ja, sie wollen das. Das ist - soweit mir bekannt - etwas ganz Neues. Und dadurch sind sehr berührende, nein, man muß sagen: aufwühlende Dokumentationen entstanden. Der Blick ist nicht von "außen" gewährt, sondern von innen.

Die erste Dokumentation handelt davon, wie fünf ganz traditionell aufgewachsene Amisch-Jugendliche verschiedenen Jugendgruppen in England begegnen und mit diesen mehrere Tage das Leben teilen, wie ihnen also das Leben Gleichaltriger in der "modernen" Welt in Großbritanniens vorgestellt wird (2). In den Gesprächen der jungen Erwachsenen untereinander werden immer wieder die Unterschiede zwischen beiden Lebensweisen recht offen besprochen. Und was einen fast noch am meisten packt, das ist, wie immer wieder die Rede darauf kommt, wie bei den Amischen das Kennenlernen und Zusammenkommen von Mann und Frau kulturell durchgestaltet ist, so daß es möglich ist, daß dabei Ehen entstehen können, die ein Leben lang auch wirklich halten. Das ist noch fast der berührendste Teil in diesen Gesprächen.

Wo hat man es das letzte mal erlebt, daß über ein solches Thema so ernsthaft und mit so viel innerem Gehalt und auch so verantwortungsbewußt gesprochen wurde? Ich glaube, in diesem Umstand vor allem liegt die große Bedeutung dieser Dokumentationen begründet. Hat man eine solche Ernsthaftigkeit überhaupt schon einmal erlebt? Ohne daß deshalb die jugendliche Fröhlichkeit darüber verloren gegangen wäre? (Der Autor dieser Zeilen glaubt, diesbezüglich in einer Ausnahmesituation zu sein, da es in seiner Verwandtschaft eine Person gab, die genauso von tiefem Ernst erfüllt darüber gesprochen hat. Aber es ist wohl ziemlich sicher, daß die Mehrheit der Leser das so nicht nicht erlebt hat.) Indem wir hier darauf zu sprechen kommen, knüpfen wir auch an einen Beitrag und einen Videoblog vom 1. Juni über die Gestaltung des Verhältnisses zwischen Männern und Frauen an (7). Im Verhältnis zu diesen Amisch-Jugendlichen kommt uns unser eigener Beitrag diesbezüglich ziemlich hilflos vor.

Ernsthaftigkeit in wesentlichen Lebensfragen, ohne Lebensfröhlichkeit zu verlieren


Gelebtes Leben ist eben überzeugender als alle "Theorie". Gelebtes Leben ist überzeugender als jede "Forderung", es solle oder könne doch so oder so gelebt werden. Gelebtes Leben ist überzeugender als jede "Utopie", es könne doch so oder so gelebt werden. Diese Dokumentationen sind schon vor fünf Jahren auch von dem Fernsehsender RTL in Deutschland ausgestrahlt worden. Und endlich einmal bekommt man mit ihnen eine Sendung eine solchen - sonst in der Regel ganz abartigen - Genres zu sehen, aus der man wirklich - und aus der jedermann und jederfrau - lernenund Gewinn ziehen kann, für die man sich richtig gehend begeistern kann.

Es kommt halt immer auf die Auswahl jener an, die man vor die Kamera holt ...

Man wundert sich geradezu, daß heute Filmemacher noch fähig sind, so verständnisvoll, so einfühlsam mit etwas so Ungewöhnlichem wie den Amischen umzugehen, so ohne allen Zynismus. Und dann auch gleich noch in einer Extremsituation wie derjenigen, in der fünf junge Erwachsene dieser Gruppierung wirklich krasse Auswüchse der modernen Welt kennen lernen. Die Amischen "sind zwar gelandet" - aber die Landung ist nicht sehr sanft, möchte man sagen.

Und mit allem drängt sich bald der Eindruck auf, daß diese Dokumentation auch viel gehaltvoller, überzeugender, begeisternder, hinreißender ist, als es jedes Video von Hagen Grell sein kann, als es jede noch so "gelungene" gefilmte "Aktion" der "Identitären Bewegung" oder beliebiger anderer Versuche, das gewachsene kulturelle Erbe in Deutschland und Europa zu bewahren sein können. Als es erst recht jedes Wahlplakat, jedes Wahlkampfvideo, jede Parlaments- oder sonstige Rede von Politikern sein können, stammen sie nun von einem Björn Höcke, einem Christoph Hörstel oder einem beliebigen anderen Politiker, sei er nun von der AfD, von der "Deutschen Mitte" oder einer anderen Partei, die sich - auch nur einigermaßen glaubhaft - für die Bewahrung unseres kulturellen Erbes einsetzt.

Der Unterschied ist, daß nicht nur der Lebensstil selbst ein überzeugender ist, sondern daß letztlich immer spürbar wird, daß hinter ihm authentische religiöse Lebenshaltungen stehen. Und das ist der Kern, as ist der entscheidende Unterschied.

Die Erkenntnis, die anhand gerade dieser Dokumentation so klar wie selten nachvollzogen werden kann, ist schlicht: Es kommt nicht auf Politik an. Es kommt nicht auf Politiktreiben an für das Überleben eines Volkes, für das Überleben einer Gemeinschaft. Es kommt darauf an, daß der Gottglaube in den Mittelpunkt des persönlichen Lebens und der Gemeinschaft gestellt wird, daß er nicht zu einer Randerscheinung wird, daß sich insbesondere auch auf religiöser Ebene eine Selbstsicherheit ergibt und daß aus dieser heraus gelebt werden kann. Und zwar nicht nur als Einzelmensch, sondern eben als Gemeinschaft.




Wenn Politiker der AfD so leben würden, religiös authentisch wären, müßte es ihnen im Grunde leicht fallen, genauso - - - "cool" herüber zu kommen in einer beliebigen Rede oder in einem beliebigen Video wie diese fünf jungen Erwachsenen der Amischen, die in Großbritannien mit dem Leben gleichaltriger Jugendlicher konfrontiert werden. Sie dürften vor allem schon einmal: gar nicht laut werden. Schon daran allein ist ein Unterschied erkennbar.

Die fünf Jugendlichen dieser Dokumentation können einen lehren, daß es auf ganz andere Dinge ankommt. Es kommt darauf an, einen anderen, einen besseren, zukunftsträchtigeren, lebensoffenen, fröhlicheren Lebensstil zu leben - als Gemeinschaft - im Angesicht einer degenerierten, untergehenden, abartigen Gesellschaft rund um einen herum. Es kommt darauf an, aus einem Gottglauben heraus zu leben und zwar sicher, beständig. Es kommt darauf an, Gottvertrauen zu gewinnen und immer wieder abzusichern, insbesondere über Gemeinschaftsleben.

Aus der Dokumentation des Jahres 2010 (2)

Es scheint tatsächlich, als könne einem das heute niemand überzeugender zeigen als die Amischen und insbesondere solche mehrstündigen Filmdokumentationen und "Reality-Show's", die sich eben auch Zeit lassen, sich auf ein so fremd gewordenes Leben, Denken und Erleben wirklich einzulassen.

Bei den fünf Jugendlichen handelt es sich um etwas, das man früher einmal einfach "wohlgeratene Kinder" genannt hätte, "wohlerzogene". Um Jugendliche, um derentwillen die Eltern sich keine Sorgen machen müssen und deren Eltern sich sagen können: So ganz falsch kann unsere Erziehung nicht gewesen sein ... Und die amischen Eltern der Dokumentation sind tatsächlich auch ihrer Kinder so sicher, daß sie sie getrost auf Konfrontations-Kurs mit der modernen Welt gehen lassen können. Sie versichern ihnen lediglich, daß sie für sie beten werden. Im Grunde auch das eine Versicherung, die berührend ist. Womöglich sind die eigentlichen "Helden" dieser Dokumentation die selten gezeigten Eltern dieser Jugendlichen. Das würden sie auch selbst so sagen. Obwohl ja schon der Begriff "Held" kein Begriff ist, der zu ihrer Kultur, zu ihrer Art der Religiosität paßt.

Diese amischen Jugendlichen sind tief und fest in ihren Familien verwurzelt, in ihrem Leben verwurzelt, in ihrer Denkweise verwurzelt. Und sie durchschauen zu leicht aus dieser tiefen Verwurzelung heraus, wie lächerlich oberflächlich, seicht und abartig das Leben moderner Jugendlicher ist, bzw. sein kann und werden kann. Sie können sich an den guten Seiten dieses Lebens freuen, tief erfreuen. Das besonders sei hervor gehoben. - Wie schön etwa mitzuerleben, wie eine junge Frau der Amischen das erste mal das Meer erlebt und die berauschende Kraft brechender Wellen. - Sie können sich tief freuen: Und sie lehnen zugleich mit großer innerer Sicherheit, aus tiefstem Inneren und in tiefer innerer Bewegtheit die bösen und schlechten Seiten dieses Lebens ab. Sie empfinden authentische Trauer, wenn sie Menschen so leben sehen.


Aus der Dokumentation des Jahres 2010 (2)

Wann hätte man jemals eine solche Fernsehdokumentation gesehen? Jane Austen begegnet der modernen Welt.

Fünf Amisch-Jugendlichen, die da über viele Stunden hinweg mit der modernen, westlichen Jugendkultur konfrontiert werden und die dabei ganz und gar cool bleiben. Sie ruhen völlig in sich. Sie blicken mit dem Blick des Fremden, Befremdeten auf diese Welt. Man fühlt sich an Bücher wie den "Papalagi" erinnert (4).

Junge Menschen im Umfeld der Identitären Bewegung 

- Diese innere Sicherheit haben sie nicht


Wenn Jugendliche im Umfeld der "Identitären Bewegung" mit so viel innerer Sicherheit vor diese moderne Welt treten können und sagen können: So wollen wir nicht leben - dann sind sie glaubwürdig. Vorher nicht. Die meisten Jugendlichen und Familien auch im Umfeld der Identitären Bewegung sind insgesamt schon viel mehr seelisch aus dem Gleichgewicht geraten als diese Amischen. Die jedoch ruhen ganz und gar in sich, haben inneren Frieden. Vor allem können sie dadurch auch ganz offen einem Leben gegenüber stehen, dem sie selbst ansonsten ganz ablehnend gegenüber stehen. Gibt es ein solches Leben außerhalb der Old-Order-Amischen noch? Man hat große Zweifel.

Allein diesem Film zuzusehen, erhebt einen in eine bessere Sphäre. Und anders als mit solchen Lebenshaltungen ist das Überleben als ein großes Volk gar nicht möglich. Anders sind dauerhaft nicht jene kinderreichen Familien zu leben, die notwendig sind für das Überleben als ein Volk. Daran kann es eigentlich kaum einen Zweifel geben. Und um so leben zu können - das ist auch klar - braucht man eine ganz sichere, feste weltanschauliche Verwurzelung, Verankerung. Man darf auch nicht zu viel an einer solchen ständig herumkritteln, herumbohren und infrage stellen. Sondern man muß ruhig und sicher aus ihr heraus leben. Man muß in einer solchen seine Heimat haben.

Die Dokumentation aus dem Jahr 2011 (3)
Man darf sich innerlich nicht aufreiben an der Unterschiedlichkeit seines eigenen Lebensstiles im Vergleich zu dem, was um einen herum gelebt wird. Sonst findet man auch seinen eigenen inneren Frieden nicht. Man muß sich entscheiden.

Daß solche Dokumentationen überhaupt entstehen konnten, scheint daran zu liegen, daß zumindest einige Old-Order-Amische Gruppen offener geworden zu sein scheinen. Denn es gibt ja auch Gemeinden, die sogar Fotografieren und Filmen ganz ablehnen. Weshalb man sich bislang zumeist nur über Literatur oder über "Abtrünnige" von ihnen ein "Bild" machen konnte. Vielleicht weil der Unterschied zwischen ihrer Lebensweise und der Abartigkeit unserer Lebensweise inzwischen so krass und offensichtlich geworden ist und so leicht nachvollziehbar ist, fällt es ihnen leichter, offen auf diese Abartigkeit zuzugehen. Sie stellt vielleicht - und mit Recht - gar keine Versuchung mehr dar so wie oft noch in früheren Jahrzehnten, als die Abartigkeit noch nicht so krass war. Aber für wen stellt denn das Leben in der heutigen "modernen Welt" auch sonst noch wirklich eine Versuchung dar? Im Grunde leidet doch fast jeder darunter. Daß das die Amischen inzwischen so empfinden und deshalb diese Lebensweise kaum noch als Versuchung empfinden können, könnte man jedenfalls als nachvollziehbar empfinden.

Zunehmend mehr verliert das typische Leben in modernen Gesellschaften an Anziehungskraft. Wer will denn diesen ganzen Schrott noch? Die Gefahr ist aber, daß es modernen Menschen zunehmend schwerer fallen könnte, zu einem solchen "einfachen Leben" noch rechtzeitig zurück zu kehren. Denn dazu ist die erste Voraussetzung jene, die in den beiden Filmdokumentationen immer wieder ein Hauptthema ist: Wie lernen sich Mann und Frau kennen? Wie beginnen sie eine eheliche Gemeinschaft? Und das Aufregende ist, daß zumindest zwei der "gewöhnlichen" britischen Mädchen nachdem sie sechs Wochen bei Amisch-Familien gelebt haben, sagen, daß sie künftig anders leben wollen, daß sie sich nicht mehr von ihrer Umgebung unter Druck setzen lassen wollen, möglichst früh alle Erfahrungen auszuleben, die man diesbezüglich als Erwachsener ausleben kann (3).

"Die Amischen - Die ordentlichsten Jugendlichen der Welt" so lautet der englische Originaltitel der ersten Dokumentation auf Deutsch übersetzt ("Amish - World's Squarest Teenagers") (2). Zwischendurch ist in ihr immer wieder eingeblendet, wie der Vater der beiden jungen Erwachsenen Leah und Andrew Miller aus der Bibel vorliest zum jeweiligen erörterten Thema. Das ist im Grunde ganz gut gemacht. Es sei zum besseren Verständnis noch festgehalten: Bei den Jugendlichen der ersten Dokumentation handelt es sich um Leah Miller (die Erzählerin), um Leon Lehman, Andrew Miller, Jerry Miller und Becky Shrock. Letztere stammt aus den am konservativsten lebenden Gruppen der Old-Order-Amisch, nämlich den "Schwarzentrubers" (Wiki). Das wird an mehreren Stellen in beiden Dokumentationen erläutert. In der zweiten Dokumentation ist der Erzähler Jonathan Hershberger (3).

Zwischenzeitlich gab es auch eine US-amerikanische "Reality-Serie" einer solchen Machart: "Breaking Amish" (2012-2016) (Wiki). Dieser gegenüber gibt es aber laut Wikipedia Vorwürfe, daß keine echte Authentizität vorläge, da alle Hauptbeteiligten mit ihren Gemeinden schon vor Beginn der Dokumentation gebrochen hatten.

Zusammengefaßt jedenfalls: Menschen wie von einem anderen Stern, die eigentlich nur so leben wie unsere Vorfahren vor hundert oder mehr Jahren. So weit haben wir uns heute von der Lebenswelt unserer Vorfahren schon entfernt. Und das betrifft insbesondere den Kernbereich jeder Kultur, nämlich den der Partnerfindung, der Begründung von haltbaren Ehen als Kernzelle des Volkes.

Man kann an ihnen ganz hervorragend erforschen, wie Gemeinschaftsleben in der Familie und auf Gemeinde-Ebene über Jahrhunderte hinweg erfolgreich und nachhaltig - das heißt insbesondere natürlich auch: demographisch nachhaltig - gestaltet werden kann.

__________________________________________________
  1. Bading, Ingo: Die Amischen - Einige Filmdokumentationen. Auf: GA-!, 1.2010, http://studgenpol.blogspot.de/2010/01/die-amischen-einige-filmdokumentationen.html
  2. Die Amischen sind gelandet, Originaltitel: Meet the Amish bzw. Amish - World's Squarest Teenagers, Dokusoap GB 2010, KEO films und Channel 4 Television Corporation; Original-Erstausstrahlung: 25.07.2010; Deutsche Erstausstrahlung, RTL Living, 02.03.2012 (IMDb); Deutsch: https://www.youtube.com/watch?v=gApZNR-FcFEhttps://www.youtube.com/watch?v=bJdxwzb59Wshttps://www.youtube.com/watch?v=wgDtEPLreXshttps://www.youtube.com/watch?v=Lqx0qiX6fTY; Englisch: https://www.youtube.com/watch?v=m64X1hMCJoE oder: https://www.youtube.com/watch?v=IZdxiN_WyjA
  3. Unter Amischen, Originaltitel: Living with the Amish, Dokusoap, GB November 2011, KEO films und Channel 4 Television Corporation (IMDb); 1. Teil (nur Englisch verfügbar) https://www.youtube.com/watch?v=eoXG3__vL8A, ab 2. Teil auch Deutsch: https://www.youtube.com/watch?v=JQyDUZgsdI8, 3. Teil https://www.youtube.com/watch?v=hE3C6uznL5Q&t=34s, 4. Teil https://www.youtube.com/watch?v=bQdfXa7sxfc&t=112s, 5. Teil https://www.youtube.com/watch?v=phh4XSAWDKU, 6. und letzter Teil https://www.youtube.com/watch?v=z0hB9Cg4C6I&t=20s
  4. Scheurmann, Erich: Der Papalagi. 1920, https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Papalagi
  5. Gee, Catherine: Amish teens: pious, prudish - yet remarkably tolerant - Members of the sect have come to the UK for a C4 series. In: The Telegraph, 23 Jul 2010, http://www.telegraph.co.uk/culture/tvandradio/7905385/Amish-teens-pious-prudish-yet-remarkably-tolerant.html
  6. Beck, Sally: From spoilt British teen to Amish girl. In: Dailymail, 21. November 2011, http://www.dailymail.co.uk/femail/article-2064064/Charlotte-Allison-From-spoilt-party-mad-British-teen-Amish-girl.html
  7. Bading, Ingo: Ehret die Frauen! Männer und Frauen - Ein viel erörtertes Thema. Auf. GA-j!, 1. Juni 2017, http://studgenpol.blogspot.de/2017/06/ehret-die-frauen.html

Beliebte Posts (*darunter finden sich leider selten neuere Beiträge*)

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...

Follower

Social Bookmarking

Bookmark and Share