Sonntag, 23. August 2020

Zum Festland des Wissens gibt es keine Alternative

Nur von dorther macht es Sinn, in die Strudel und den Treibsand der Hypothesen, Vermutungen, Ahnungen und Verträumtheiten zu schauen

Einleitendes


"Fast jeder Überlegung geht ein gewisses bestimmendes Gefühl vorher, das bei glücklichen Gemütsbeschaffenheiten selten trügt, und das der Verstand nachher nur gleichsam ratifiziert."
Georg Lichtenberg (1742-1799) (Wiki
(in seinen "Sudelbüchern")

In diesem Zitat ist die Rede von einem vorrationalen Erahnen dessen, was dann erst hinterher rational vollständig verstanden und erkannt wird. Man könnte also im Anschluß an Lichtenberg sagen: Alles Wertvolle und Wesentliche im Menschenleben geschieht, bevor der Verstand (die Ratio), seine Unterschrift darunter setzt. Ratio ist - nach dieser Sichtweise - nur: "Unterschriftleisten". Die Aufgabe - insbesondere für Menschen mit "glücklicher Gemütsbeschaffenheit" - wäre also, die Aufmerksamkeit insbesondere auf das zu richten, was geschieht, bevor "die Unterschrift" geleistet wird. .... Und natürlich auch auf das, was geschieht, während man - ständig - mit "Unterschrift-Leisten" beschäftigt ist.

Diese Gedanken haben in einer Telegram-Gruppe Erörterungen ausgelöst. Aber in der Telegram-Gruppe werden viele Dinge gleichzeitig erörtert, Philosophisches, die aktuelle Lage, Fragen nach dem Lebenssinn und so weiter. Ein jüngerer Beitrag lautete (um nur eine Andeutung der vielfältigen Eröterungen zu geben):
Ich denke mal eines ist sicher: es gibt da nicht "den einen Weg", den es ja vermutlich nirgendwo gibt ... Durch das Labyrinth des Lebens führen so viele Wege wie es Menschen gibt. Und es wird vermutlich nicht möglich sein, annähernd eine Kenntnis der Geschehnisse und Zusammenhänge zu erfassen, Aber eine mehr oder weniger größere Ahnung können wir uns erarbeiten. Ja, und da Jeder einen anderen Blick auf die Dinge hat, haben wir so so so viele verschiedene Wahrnehmungen. Sogar wir hier, die wir ganz ganz sicher alle an der Wahrheit, an dem Guten und Wahrhaftigen interessiert sind und uns jeder auf seine Weise dafür einsetzen, haben extrem verschiedene Meinungen von dem was geschieht. In dem Versuch die Dinge zu verstehen und Einblicke zu erhalten, wird mir klar, wie unmöglich es ist, es scheint mir jedenfalls so. Und ja, der Blick nach Innen scheint mir unabdingbar und essentiell. Das Still-Werden und Auseinandersetzen mit den Innenwelten, die ehrliche wahrhaftige Innenschau, das Wahrnehmen dessen was in uns ist, das in Beziehung setzen mit der Mitwelt, die "hehren Ziele" immer wieder neu zu hinterfragen und dann, immer wieder aufstehen, auch wenn es scheint - das Morgen ist verloren ...
Und ein anderer Diskussion-Beitrag:
Betreffs Lichtenberg ... Also: Ich habe meine Sicherheit über das kommende Geschehen wohl hier empfangen....vorrationales Erahnen 😇
Zu diesem und noch allerhand anderen Diskussions-Beiträgen habe ich heute morgen das folgende ausgeführt.

Die Notwendigkeit, streng rational zu arbeiten


Der Georg Friedrich Lichtenberg war ja selbst Naturwissenschaftler. Also er war in der Regel auf jenem Gebiet unterwegs, das strengste Rationalität erfordert. Von einer Auseinandersetzung damit haben viele auch philosophische Erkenntnisse ihren Ausgang genommen (Kant, Schopenhauer, z.T. auch Nietzsche, August Weismann, Ernst Haeckel, Nicolai Hartmann, Karl Raimund Popper, Hans Jonas und viele auf ihrer Linie).

Wenn Lichtenberg also davon spricht, daß einer Erkenntnis Vorrationales voraus geht, dann weiß er es deshalb so klar zu unterscheiden, weil er in der strengst möglichen Rationalität unterwegs ist. - - - Das sind die meisten Menschen nicht. 95 bis 98 % zögern oder machen lieber etwas anderes. Sie machen dann lieber die Wäsche oder den Abwasch oder kochen. Während bei denen, die die Notwendigkeit sehen, STRENG RATIONAL zu arbeiten, bei denen treten andere Alltagsdinge in den Hintergrund, weil sie eben wissen, daß vollste Konzentration und auch ein nicht geringes Zeitbudget notwendig ist, um sich sinnvoll im Streng-Rationalen zu bewegen.

Man kann gegenwärtig einen jungen Menschen in der Verwandtschaft haben, der mitten im Biologiestudium ist. Der MITTEN in dieser Rationalität drin ist. Wenn dieser Mensch zwei Sätze über das sagt, was er gerade lernt, dann kann man selbst als jemand, der Biologie studiert hat, Mühe haben zu folgen. Aber es kann einen unglaublich faszinieren und man kann es fast bedauern, daß dieser Mensch das Wissen, das er da gerade in sich aufnimmt, mal so locker "herausplätschern" läßt, daß er dann aber auch andere Dinge wieder für wichtig nimmt.

Ein anderer junger Mensch in der Verwandtschaft mag ganz ähnlich unterwegs sein. Er hat ein naturwissenschaftliches Studium abgeschlossen. Aber dieses Bewegen in dem rein Rationalen, das scheint ihm viel zu einseitig geworden zu sein. Deshalb macht er jetzt lieber etwas praktischere Dinge zum Geldverdienen. Das darf bedauern werden. Denn Menschen, die es sich zur Aufgabe machen - geradezu zur metaphysischen Aufgabe - sich auf dem streng rationalen Gebiet zu bewegen und dort etwas voranzubringen, die gibt es - soweit übersehbar - viel zu wenige.

Erstmals erschienen 2006 (aus dem Englischen)
Abb. 1: Wissenschaft für Kinder, aus dem Engl., 2006*)
(In EINEM Volk auf dieser Erde allerdings gibt es von denen sehr viele, bei den aschkenasischen Juden. Ach ja, und bei den Ostasiaten auch, den Chinesen und Japanern. Aber man muß nicht die Wahrnehmung haben, daß es gerade eines dieser drei Völker gewesen wäre, das auf dem Gebiet der modernen Philosophie die größten Begabungen hervorgebracht hätte.)

Es wird einem jetzt sicher von einigen entgegen gehalten, daß hier der Bereich des Rationalen überbetont wäre. Daß Wäschewaschen und das "einfache Leben" ja auch wichtig seien. Ja. Trotzdem, diese Waschmaschine da nebenan - ein Wunderwerk menschlicher Rationalität.  ....

.... Aber was hatte gesagt werden sollen .... Von einer möglichst intensiven Auseinandersetzung mit strenger Rationalität her bekommt man eher ein Gespür dafür, wo etwas Nichtrationales in Übereinstimmung steht mit allem, was rational erkennbar ist und gesagt werden kann und dafür, wo Nichtrationales in einem unklaren Verhältnis dazu steht (wo es also "seicht" ist - denn WORTE haben wir ja viel für Nichtrationales) und dafür, wo Nichtrationales in krassem Gegensatz zu dem steht, was wir rational wissen.

Weil das die Hintergrundmächte wissen, sehen sie es GERN, wenn sich Menschen in philosophisch begabten Völkern möglichst wenig intensiv auf streng rationalem Gebieten bewegen lernen, um zunächst jene Sicherheit zu bekommen, die notwendig ist, wenn über die nichtrationale Seite der Wirklichkeit gültige Aussagen gemacht werden sollen (nach modernem Kenntnisstand). Und sie sehen es weiterhin gern, wenn sich Menschen in philosophisch begabten Völkern für Philosophie sowieso gar nicht mehr besonders interessieren.

All diese Dinge können nun nicht nur für Metaphysik angewandt werden, sondern auch für Hintergrundpolitik-Kritik. Auch hier ist eigentlich ähnliches notwendig wie auf dem Gebiet der Metaphysik: Daß man sich sorgsam geistig bewegt von dem, was sicher oder noch einigermaßen sicher ist zu dem, was nicht mehr GANZ so sicher ist. Also daß man sich möglichst wenig vom Festland wegbewegt und in den Treibsand gerät. Und daß man sich mit den Gesetzen dieser "Gezeitenzone" des Echt-Geistigen nach und nach immer besser vertraut macht. - Der Verlockungen dazu, in Treibsand zu geraten, gibt es nämlich viele und sie sind natürlich - die meisten werden es ahnen - schon lange vorbereitet von den Hintergrundmächten.

GERADE geht es einem wieder durch den Kopf: Alle sind entsetzt über "Adrenochrome" (Wiki), ein Thema, das nur als Gerücht herum wabert, zu dem zunächst nicht übersehbar ist, wie man vom derzeitigen Festland des Wissens von Hintergrundpolitikkritikern aus zu diesem Thema hinkommen sollte. WÄHREND mindestens ähnlich entsetzliche Dinge, die sogar schon im Mainstream als feststehende Tatsachen behandelt werden, nur noch so nebenbei von den "Wahrheitsbewegten" behandelt werden. Holzauge, schwant dir etwas?

Diese Dinge sind für denjenigen, der doch einigermaßen glaubte, vorne dran zu sein im Verständnis, so absurd.

Aber was ist heute nicht absurd?

_____________________
*) Tessloffs Sachbilderbuch "Wissenschaft einfach erklärt" (als Beispiel)

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