Mittwoch, 30. Juni 2010

1320 v. Ztr. - Die Schlacht an der Tollense in Mecklenburg

Ein Ortstermin

Vorbemerkung: Dieser Artikel war am 30.6.2010 eingestellt worden. In ihm war deer Ort der Ausgabungen bekannt gemacht worden. Diesen hatten die Archäologen bis dahin geheim gehalten. Deshalb schrieben sie mich an und baten, ihn nicht öffentlich zu machen, um Raubgrabungen zu verhindern. Deshalb habe ich den Artikel damals wieder vom Blog genommen. Heute - am 19.4.2019 - ist der Ort des Schlachtfeldes ja längst öffentlich bekannt (Wiki). Somit kann der Blogartikel sicherlich wieder öffentlich gemacht werden.




Abb 1: Das Dorf Weltzin in Mecklenburg westlich des Tollense-Tales

Über die Ausgrabungen zu einer bronzezeitlichen Schlacht in Mecklenburg an der Tollense, acht Kilometer nördlich der heutigen Stadt Altentreptow bei dem Dorf Weltzin um 1350 oder 1250 v. Ztr. haben wir schon in früheren Beiträgen berichtet (1, 2). 

Abb. 2: Ein Teil des mutmaßlichen bronzezeitlichen Schlachtfeldes östlich von Weltzin an der Tollense - derzeit mit großer Mutterkuh-Herde (eigenes Foto, 2010)

Am Sonntag schaute dieser Blog einmal auf einem Ortstermin dort vorbei. (Und zwar während des Fußballspieles Deutschland gegen England, das mit 4:1 ausging.)

Abb. 3: Die Kirche von Weltzin (eigenes Foto, 2010)

Dorfkinder in dem Dorf Weltzin konnten schließlich Auskunft geben über den Ort der Ausgrabungen und der Tauchgänge.

Abb. 4: Die Dorfstraße von Weltzin (hinter der Biegung rechts geht's, der Lindenstraße folgend zum Schlachtfeld hinunter)

Solche Auskünfte hatte man man bei der Befragung anderer Personen zuvor in den Dörfern nördlich von Altentreptow nicht erhalten können an diesem Sonntag auf diesen abgelegenen Dörfern Mecklenburgs.

Abb. 5: Nördöstlich von Weltzin mit Blick hinüber zum Tollensetal

Eine außergewöhnlich friedliche, sommerliche Landschaft empfängt einen. Bestens geeignet, um dort Urlaub zu machen. Storchennester in den Dörfern, Störche auf den einsamen, friedlichen Wiesen im Tal der landschaftlich unauffälligen Tollense. Das Flüßchen durchfließt gemächlich sanfte, zum Teil bewaldete Anhöhen.

Abb. 6: Weg nordwestlich von Weltzin hinunter zur Tollense

Dörfer mit zum Teil verfallenen Häusern, gerne auch in Ortsmitte. Gerne auch - so in Weltzin - das frühere Hauptlokal des Ortes mit zusammengefallenem Doppeldach. Ein "Schlachtfeld-Bummler-Boom" hat in diesem Dorf ganz eindeutig noch nicht eingesetzt. So verschlafen, wie es sich an diesem Sonntag präsentiert. Schlachtenbummler im Sinne, sagen wir, eines Johann Wolfgang von Goethe (Wiki):
"... Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte  aus und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen ..." 

Abb. 7: Hinunter ins Tollense-Tal nordöstlich von Weltzin (zwischen dem Schilfbewuchs die Tollense)

Wie man Google Earth, Panoramio und Wikipedia entnehmen kann, muß es in diesem Bereich östlich des Dorfes Weltzin in vorgeschichtlicher und geschichtlicher Zeit Furten für Handelswege gegeben haben, die noch in slawischer, bzw. hochmittelalterlicher Zeit durch die östlich der Tollense gelegenen Burgen Conerow (Wiki) und Klempenow (Wiki) geschützt worden sind.

Abb. 8: Offenbar die auf Wikipedia erwähnte Ansammlung von Findlingen am Westufer der Tollense im Bereich des bronzezeitlichen Schlachtfeldes

Die diesbezüglichen Wikipedia-Einträge versichern einen im Nachhinein der Richtigkeit der Angaben der Dorfkinder und erweitern die Kenntnisse zu dieser Schlacht nicht ganz unbedeutend (Wiki):
Etwa 200 Meter flußaufwärts (der Burgruine Conerow) auf dem Westufer der Tollense fand 2009 ein Amateurarchäologe aus Burow ein bronzezeitliches (erste Schätzung 1350 v. Chr.) Schlachtfeld, das ab 2010 ausgegraben werden soll. Bisherige Sondierungsgrabungen brachten Knochen von etwa 80 Toten zu Tage. Ob die auf dem Westufer der Tollense fast gegenüber der Burg liegende Ansammlung von Findlingen auf eine frühe Besiedlung im Megalithikum hindeutet, ist noch nicht erkundet. Etwa 500 Meter südlich im Wodarger Wald, östlich der Tollense, befinden sich zwei Megalithgräber.
Das sind lauter spannende Fragestellungen und Bezüge, denen nachzugehen sein könnte.

Abb. 9: Die in den örtlichen Dörfern aufgestellten Wandertafeln zeigen, daß die Gegend auch sonst ein vorgeschichtlich recht reichhaltiges Gebiet darstellt, etwa mit vielen Anlagen von Megalithgräbern

Weiter heißt es auf Wikipedia:
Nur wenige Kilometer flußabwärts (von der Burg Conerow) befindet sich die Burg Klempenow. Vielleicht waren beide Burgen eine Art Grenzposten, die sich an Furten von damals wichtigen Handelswegen über die Tollense befanden. (...) Das 2009 gefundene bronzezeitliche Schlachtfeld an der Tollense steht möglicherweise in Zusammenhang mit einer solchen Furt.
Abb. 10: Die Tollense im Bereich des mutmaßlichen bronzezeitlichen Schlachtfeldes

Aus einem anderen Bericht aus dem Jahr 2009 erfährt man:
Die Funde erstrecken sich mehr als vier Kilometer entlang des Flußlaufes der kleinen Tollense in 1 m Tiefe. Taucher fanden im letzten Sommer auch am Grund der Tollense menschliche Überreste, die durch die Strömung freigespült wurden. Naturwissenschaftliche Datierungsverfahren ergaben, daß die Überreste entlang der Tollense alle gleich alt sind. Im Jahre 1320 v. Chr. muß dieses Ereignis stattgefunden haben, also in der Bronzezeit.
Wenn man es recht sieht, liegt ein Teil des vorgeschichtlichen Schlachtfeldes derzeit im Bereich der großräumigen Weide mit einer Mutterkuh-Herde, deren Elektrozaun dem vorgeschichtlich Interessierten ziemlich heftige Elektrostöße versetzen kann. Außerdem wird auf Tafeln vor dem Bullen gewarnt, der der Herrscher dieser Mutterkuh-Herde ist: "Lebensgefährlich".

Abb. 11: Elektrozaun und Warnung vor dem Bullen ("Lebensgefährlich"), im Hintergrund unten die Tollense

Über die freie Weide zu gehen, war dem Autor dieser Zeilen angesichts dieser Warnungen nicht ganz geheuer.

Abb. 12: Das weidende Vieh trinkt aus der Tollense und tritt dabei die westliche Uferböschung herab

Einer ihn dennoch überraschenden Begegnung mit diesem Bullen (- oder gibt es deren mehrere?), der sehr ruhig und gelassen wirkte (- aber was will das heißen?), konnte er sich durch vorsichtiges Umgehen durch - möglicherweise - schützenden Niederwald entziehen ....

Abb. 13: An solchartigem Flußufer werden wohl die ersten archäologischen Funde gemacht worden sein


Das alles wirkt jedenfalls derzeit touristisch noch wenig einladend. Aber vielleicht ist das auch gut zu dem Zweck, etwaige Raubgräber abzuschrecken.

Abb. 14: Blick über das mutmaßliche Schlachtfeld nach Norden (Tollense am rechten Bildrand)

Von den auf Abb. 16 gezeigten Hügeln könnte das von Westen kommende (Völkerwanderungs-?) Heer herab in die Schlacht gezogen sein. Von ihnen aus könnte die Schlacht auch beobachtet oder befehligt worden sein, entweder von den Verteidigern oder den Angreifern.
 

Abb. 15: Nochmals Blick über das mutmaßliche Schlachtfeld nach Norden (Tollense am rechten Bildrand)

Man könnte sich auch denken, daß Frauen und Kinder, sowie Viehherden im Schutz dieser Hügel, bzw. in der Gegend des heutigen Dorfes Weltzin zunächst zurückbehalten worden waren, um diese nach gewonnener Schlacht über die freigekämpfte Furt nachziehen zu können.

Abb. 16: Blick vom Tollensetal nach (Süd-)Westen

Man muß diesbezüglich einfach die weiteren Forschungen abwarten.

/ Anmerkung: Es sind seither immer einmal wieder Artikel zum Thema hier auf dem Blog erschienen, unter den Stichworten: Bronzezeit, Schlachtfeldarchäologie oder Tollense. /
___________________________________
  1. Bading, Ingo: 1.250 v. Ztr. - Die Schlacht von Altentreptow. Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!, 8.10.2008, http://studgenpol.blogspot.com/2008/10/1300-v-ztr-die-schlacht-von.html
  2. Bading, Ingo: Schlacht mit Holzknüppeln in der Ostsee-Region, 1250 v. Ztr.. Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!, 13.10.2008, http://studgenpol.blogspot.com/2008/10/schlacht-mit-holzknppeln-in-der-ostsee.html
  3. Jantzen, Christine / Jantzen, Detlef / Terberger, Thomas: Der Fundplatz Weltzin, Lkr. Demmin - Ein Zeugnis bronzezeitlicher Konflikte? In: Archäologie und Geschichte im Ostseeraum. Traumatologische und pathologische Veränderungen an prähistorischen und historischen Skelettresten - Diagnose, Ursachen und Kontext. Interdisziplinärer Workshop in Rostock-Warnemünde, 17.-18. November 2006 (89-97), http://www.vml.de/d/inhalt.php?ISBN=978-3-89646-463-7

Oliver Stone's Kennedy-Film von 1991

Eine prägnante Stellungnahme zu den Hintergründen des Kennedy-Mordes

Wer "Wer erschoß John F. Kennedy?" von Jim Garrison (siehe Foto rechts) gelesen hat (erst 1992 in Deutsch erschienen), der ist auf den ersten Blick einigermaßen verblüfft von der Verfilmung dieses Buches im Jahr 1991 ("JFK") durch Oliver Stone mit Kevin Costner in der Hauptrolle.

(Übrigens: Jim Garrison war kein so sentimental-"patriotischer" Typ wie er von Kevin Costner gespielt wird und wie es rechts mit dem Foto wohl ausreichend belegt werden kann.)

Verblüfft weil insbesondere im zweiten Teil dieses dreistündigen Filmes sehr glaubwürdige Hypothesen zu den politischen Hintergründen des Mordes an John F. Kennedy (wie auch an Martin Luther King und an Edward Kennedy) erörtert werden, an die man sich von der Lektüre des ins Deutsche übersetzten Garrison-Buches selbst her - zumindest in einer solchen Prägnanz - gar nicht erinnern kann. Oliver Stone soll laut Wikipedia eine Drehbuch-Ausgabe mit den jeweiligen geschichtswissenschaftlichen Belegen nachgeliefert haben. Diese dürfte nicht ohne Interesse sein.

Verblüffung über einen politischen Spielfilm aus dem Jahr 1991

Wird nicht damit der Film selbst zu einem Teil der geschichtswissenschaftlichen Aufarbeitung dieses Mordes? Dazu müßte man sicherlich weitere geschichtswissenschaftliche Studien auch in deutscher Sprache lesen, die mit genau dieser Fragestellung befaßt sind.

Die Verblüffung setzt insbesondere bei der Unterredung des Film-Jim Garrison mit einem hochrangigen Beamten in Washington ein, in der diesem hochrangigen Beamten viele Dinge in den Mund gelegt werden, die doch vieles mit großer Unverfrorenheit und Deutlichkeit beim Namen nennen, wie man es zuvor in dieser Prägnanz noch nicht in Mainstream-Medien gehört hatte (Drehbuch) (die wenigen Einschübe, die das Erzählte direkt nachspielen im Film, sind im folgenden herausgehoben):
(...)
Garrison?
Yes.
Glad you came.
Sorry about the precautions.
I just hope it was worth my while, Mr...?
I could give you a false name, but I won't. Call me "X."
I've already been warned by the Agency, so, if this is another threat--
I'm not with the Agency, Mr. Garrison.
If you've come this far, what I have to say interests you.
I won't name names or tell you who or what I represent.
Except to say you're close.
Closer than you think.
Everything I'll say is classified top secret.
I was a soldier, Mr. Garrison. Two wars.
A secret Pentagon guy, supplying the hardware:
Planes, bullets, rifles...
...for what we call "Black Operations."
Black Ops. Assassinations. Coups d'etat...
...rigging elections, propaganda, psych warfare.
In World War II, I was in Rumania, Greece, Yugoslavia.
I helped evacuate part of Nazi intelligence at the end of the war.
And we used those guys against the Communists.
In ltaly, '48, we stole the elections.
France '49, we broke the strikes.
Overthrew Quirino in the Philippines, Arbenz in Guatemala...
...Mossadegh in Iran. We were in Vietnam in '54...
...Indonesia, '58, Tibet, '59.
Got the Dalai Lama out. We were good.
Very good.
Then we got into the Cuban thing. Not so good.
Set up an invasion to take place in October, '62.
Khrushchev sent missiles to resist. Kennedy didn't invade.
We just had our dicks in the wind.
A lot of pissed-off people, Mr. Garrison.
Understand?
I'll come to that later.
So, 1963....
I spent much of September of '63...
...working on the Kennedy plan to get all US personnel...
...out of Vietnam by the end of 1965.
One of the strongest plans issued by the Kennedy White House...
...National Security Memo 263...
...ordered home the first 1,000 troops.
But in November, a week after the murder of Vietnamese President Diem...
...and two weeks before Kennedy's assassination...
...a strange thing happened to me.
Is Dave in there?
You wanted to see me, General?
I do, indeed.
You're going to the South Pole.
I am?
Dr. Mooney's got the details.
Check with him. Have a nice vacation.

I was sent by my superior, we'll call him "Y"...
...I was sent by General Y to the South Pole...
...as military escort for a group of international VIPs.
I was on my way back, in New Zealand...
...when the President was killed.
Oswald was charged at 7:00 p.m., Dallas time...
...with Tippet's murder.
That's 2:00 p.m. the next day in New Zealand.
But already their papers had the entire history...
...of this unknown, 24-year-old Oswald.
Studio picture, detailed biography, Russian information...
...and were sure that he killed the President alone...
...although it took them four more hours to charge him with that crime in Dallas.
It felt to me as if...
...a cover story was being put out.
Like we would in a Black Op.
After I came back...
...I asked myself, why was I, the chief of Special Ops...
...sent to the South Pole to do a job...
...many others could have done?
I wondered if it could've been because...
...one of my routine duties, if I'd been in Washington...
...would've been to order additional security in Texas.
I checked it out and found that someone...
...told the 112th Military Intelligence Group at Fort Sam Houston...
...to stand down that day, over the protests of Colonel Reich.
I believe it's a mistake.
It's standard procedure, especially in a known hostile city like Dallas...
...to supplement the Secret Service.
Even if we hadn't let him ride with the bubble-top off...
...we would've put 100 to 200 agents on the sidewalk without question.
A month before, in Dallas, UN Ambassador Adlai Stevenson was spit on and hit.
There had been attempts on De Gaulle's life in France.
We'd have arrived days ahead, studied the route...
...checked all the buildings.
Never would've allowed open windows overlooking Dealey. Never!
Our own snipers would've covered the area.
If a window went up, they'd have been on the radio!
We'd be watching the crowd: packages, rolled-up newspapers, coats.
Never would've let a man open an umbrella.
Never would've let the car slow down to ten miles an hour.
Or take that unusual curve at Houston and Elm.
You'd have felt an Army presence in the streets that day.
But none of this happened. It violated our most basic protection codes.
And it is the best indication of a massive plot in Dallas.
Who could have best done this?
Black Ops. People in my business.
My superior could've called Col. Reich and said:
"We have another unit coming for security. You'll stand down."
That day, some Army Intelligence people were in Dallas.
I don't know who or why.
But they weren't protecting clients.
And Oswald. Army Intell had a Lee Harvey Oswald on file.
Those files have been destroyed.
Many strange things were happening.
Oswald had nothing to do with them.
The entire Cabinet was in the Far East.
A third of a combat division was returning from Germany...
...in the air above the United States, at the time of the shooting.
At 12:34 p.m., the Washington telephone system went out for an hour.
On the plane back to Washington...
...word was radioed from the Situations Room...
...to Johnson that there was only one assassin.
Sound like coincidences to you?
Not for one moment.
The Cabinet was out of the way.
Troops for riot control were in the air.
Telephones were out to stop the wrong stories from spreading.
Nothing was left to chance.
He could not be allowed to escape alive.
Things were never the same after that.
Vietnam started for real. There was an air of...
...make-believe in the Pentagon and CIA.
Those of us in Secret Ops knew the Warren Commission was fiction.
Nirgends ein Bezug zur "Secret Society"-Rede Kennedy's

Aber dann werden die Ausführungen noch wesentlich deutlicher. Es wird berichtet, wie John F. Kennedy dabei war, die Herrschaft der Geheimgesellschaften und Geheimdienste zu brechen, ganz so wie es hier auf dem Blog schon vermutet worden war anhand der Secret Society-Rede, die Kennedy zu diesem Thema gehalten hatte. (Bemerkenswerterweise spielt diese Rede im ganzen Film keine Rolle.)
But there was something...
...deeper.
Uglier.
I knew Allen Dulles well. I often briefed him in his house.
But why was he appointed to investigate Kennedy's death? The man who fired him.
Dulles, by the way, was General Y's benefactor.
I got out in '64.
Resigned my commission.
I never realized Kennedy was so dangerous to the establishment.
Is that why?
That's the real question, isn't it? Why?
The how and the who is just scenery for the public.
Oswald, Ruby, Cuba, the Mafia...
...keeps them guessing, like a game.
Prevents them from asking the most important question: why?
Why was Kennedy killed? Who benefited?
Who has the power to cover it up? Who?
Den CIA "in tausend Stücke zerschlagen"

Und nun werden die Gründe für seine Ermordung genannt, nämlich die Beendigung der Herrschaft des CIA durch John F. Kennedy nach dem Vorfall in der Schweinebuch. Der CIA wurde durch eine Anweisung Kennedy's "in tausend Stücke zerschlagen" mit Hilfe der US-Armee:
In 1961...
...right after the Bay of Pigs, very few people know this...
...I participated in drawing up National Security Action Memos 55, 56, 57.
These are documents classified top secret.
In them, Kennedy told Gen. Lemnitzer, chairman of the Joint Chiefs...
...that from here on, the Joint Chiefs would be wholly responsible...
...for all covert paramilitary action in peacetime.
This ended the reign of the CIA.
Splintered it into 1,000 pieces, as JFK promised he would.
And now he was ordering the military...
...to help him do it. Unprecedented!
I can't tell you the shock waves this sent along the corridors of power.
This and the firing of Allen Dulles...
...Richard Bissell and Gen. Charles Cabell.
All were sacred cows in Intell since World War II.
They got some very upset people.
Kennedy's directives weren't implemented because of...
...bureaucratic resistance.
"Bürokratischer Widerstand" gegen Kennedy

Sogenannter "bürokratischer Widerstand" (wie ihn übrigens auch schon Winston Churchill willfährig über sich ergehen ließ während des Zweiten Weltkrieges von Seiten des Foreign Office) ließ Kennedy laut dieses Informanten im Film nicht durchdringen. Aber der ungenannte Informant in der US-Armee bekam von diesem Zeitpunkt an die "Schwarzen Operationen" auch gegen Kuba unterstellt - laut Film:
But one of the results was...
...the Cuban operation was turned over to my department...
...as Operation Mongoose.
Mongoose was pure Black Ops.
It was secretly based at Miami University...
...which has the largest domestic CIA station...
...budgeted annually for hundreds of millions of dollars.
Three hundred agents, 7,000 select Cubans.
Fifty fake business fronts to launder money.
They waged a non-stop war against Castro.
Industrial sabotage, crop burning, etc.
All under the control of General Y.
He took the rules of covert warfare he'd used abroad...
...and brought them to this country.
Now he had the people, the equipment, the bases...
...and the motivation.
Don't underestimate the budget cuts that Kennedy called for in March of 1963.
Nearly 52 military installations in 25 states.
Twenty-one overseas bases.
Big money.
You know how many helicopters have been lost in Vietnam?
Nearly 3,000 so far.
Who makes them? Bell Helicopter. Who owns Bell?
Bell was nearly bankrupt when First National Bank of Boston asked the CIA...
...to use the helicopter in Indochina. How about the F-111 fighter?
General Dynamics of Fort Worth, Texas. Who owns that?
Find out the defense budget since the war began. $75 going on $100 billion.
Nearly $200 billion will be spent before it's over.
In 1949, it was $10 billion.
No war...no money.
"Das organisierende Prinzip jeder Gesellschaft ist der Krieg."

"Das organisierende Prinzip jeder Gesellschaft ist der Krieg," läßt Oliver Stone hier den Informanten im Sinne der geheimdienstlichen "Strategie der Spannung" ganz richtig sagen:
The organizing principle of any society, Mr. Garrison...
...is for war.
The authority of the state over its people resides in its war powers.
Kennedy wanted to end the Cold War in his second term.
He wanted to call off the moon race and cooperate with the Soviets.
He signed a treaty to ban nuclear testing.
He refused to invade Cuba in 1962.
He set out to withdraw from Vietnam.
But all that ended on the 22nd of November, 1963.
Since 1961, they knew Kennedy was not going to war in Southeast Asia.
Kennedy war "wie Cäsar von Feinden umgeben", als er seine politischen Berater fragte: "Wenn wir noch nicht mal nach Kuba reingehen, das uns so nahe liegt - warum sollen wir dann nach Vietnam hineingehen, das so weit entfernt ist?"
Like Caesar, he is surrounded by enemies.
Something's underway, but it has no face. Yet, everybody in the loop knows.
Forget about combat troops.
He told McNamara he would pull out the goddamn advisors!
He fucked us in Laos and now he will fuck us in Vietnam!
He can't afford to implement it before the election.
I hear the NSC meeting was a real barn burner.
I wouldn't have missed it for the world. Heads will roll. Hear about Lemnitzer?
What?
Kennedy rubbed Lem's nose in shit.
Said if we didn't go into Cuba, which was so close...
...why go into Vietnam which is so far away?
There he goes again.
Got his hand on the chicken switch.
Lem said that the Chiefs still think we should go into Cuba.
Money's at stake.
Big money. $100 billion.
Kennedy bred voting districts for defense dollars.
He gave TFX fighter contracts only to those counties that will matter in '64.
The people in the loop fight back. Their way.
We have to control the intelligence from Saigon.
We just don't let McNamara stick his nose in this thing!
Every time he goes over to Saigon for a fact-finding mission...
...he comes back and scares the shit out of Kennedy!
Now I want Max Taylor on him night and day...
...like a fly on shit.
You control McNamara, you control Kennedy.

I think it started like that.
In the wind.
Defense contractors, oil bankers. Just conversation.
A call is made. Maybe to someone like my superior officer General Y.
We're going. We need your help.
When?
In the fall. Probably in the South.
-We want you to come up with a plan. -I can do that.
Everything is cellularized.
No one said, "He must die." No vote. Nothing's on paper.
There's no one to blame.
It's as old as the crucifixion.
Or the military firing squad.
Five bullets, one blank. No one's guilty.
Everybody in the power structure...
...has a plausible deniability.
No compromising connections except at the most secret point.
But it must succeed.
No matter how many die or how much it costs...
...the perpetrators must be on the winning side...
...and never subject to prosecution for anything by anyone.
That is a coup d'etat.
Kennedy announces the Texas trip in September.
At that moment, second Oswalds pop up all over Dallas...
...where they have the mayor and the cops in their pocket.
General Y flies in the assassins.
Maybe from the special camp we keep near Athens, Greece.
Pros.
They'd be locals, Cubans, Mafia hire. Separate teams.
Does it matter who shot...
...from what rooftop?
Part of the scenery.
I keep thinking about that Tuesday...
...the 26th of November.
The day after they buried Kennedy.
Gentlemen, I am not going to let Vietnam go like China did.
I'm committed...
...not to take our soldiers out of there till they know we mean business in Asia.

Lyndon Johnson signs National Security Memo 273...
...which reverses Kennedy's withdrawal policy...
...and approves covert action against North Vietnam...
...provoking the Gulf of Tonkin incident.
Just get me elected, I'll give you the damn war.

In that document...
...lay the Vietnam War.
Politische Morde finden regelmäßig statt - viel zu regelmäßig

Und der Film läßt Garrison antworten: "Ich kann es nicht glauben, daß sie ihn ermordeten, weil er etwas ändern wollte. In unserer Zeit. In unserem Land." Nun, John F. Kennedy war nicht der erste und nicht der letzte, der ermordet wurde und der ermordet werden wird, weil er etwas grundlegend ändern wollte oder will auf politischem Gebiet. In Rußland geschieht dies heute in fast allwöchentlicher Regelmäßigkeit. Deutschland weist eine Regelmäßigkeit mit etwas größeren zeitlichen Abständen auf. Hier auf dem Blog ist schon viel darüber berichtet worden:
I can't believe they killed him because he wanted to change things.
-In our time, in our country! -They've done it throughout history.
Kings are killed. Politics is power, nothing more!
Don't take my word for it. Do your own thinking.
The size of this is...
...beyond me.
Testify.
-Me? -Testify.
No chance in hell.
No, I'd be arrested and gagged. Maybe sent to an institution.
Maybe worse. You too.
I can give you the background. You find the foreground, the little things.
Dig, you're the only one to bring a trial in Kennedy's murder.
That's important. It's historic.
I haven't yet.
I don't have much of a case.
You don't have a choice anymore.
You're a significant threat to the national security structure.
They'd have killed you already, but there's light on you.
So they'll destroy your credibility.
They already have in many circles.
Be honest.
Your only chance is to come up with a case. Something. Anything.
Make arrests. Stir the shitstorm.
Hope to start...
...a chain reaction of people coming forward.
Then the government will crack.
Fundamentally, people are suckers for the truth.
And the truth is on your side, bubba.
I just hope you get a break.
Beim Ansehen des Filmes bleibt bei aller Realitäts- und Plausibilitätsnähe eine Restspur von Hollywood-Sentimentalität, die dem Thema ganz und gar unangemessen ist. Aber was will man auch erwarten angesichts der Filme, die der "Tausendsassa" Oliver Stone ansonsten schon so fähig war zu produzieren. Der rein inhaltlichen Aussage dieses Filmes tut das aber keinen Abbruch.

Dienstag, 29. Juni 2010

Der Heuchler Josef Ratzinger ...

... und seine "frühkindlichen Bildungssysteme"

Die Debatte über die Fälle sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen und über ignatianische "Schwarze Pädagogik" an jesutischen, katholischen und Reform-Schulen und volkspädagogisch weit darüber hinaus in die deutsche und internationale Medienlandschaft hinein wäre es wert, noch wesentlich genauer und detaillierter verfolgt zu werden, als das aktuell hier auf dem Blog geschieht und geschehen kann. *)

Es gilt da viele subtile und subkutane Dinge ganz neu wahrzunehmen, lernt man doch erst hierdurch den ungeheuer großen Einfluß der katholischen Kirche auf die Meinungsbildung der Gegenwart in seinem ganzen Umfang einzuschätzen. Einen Einfluß, den man noch vor wenigen Jahren für ganz und gar unerheblich angesehen hatte. Aber heute, seit der humangenetischen, kopernikanischen, naturalistischen Wende im Menschenbild machte es einem die weitgehende Nichtbehandlung ihrer politischen und weltanschaulichen Implikationen über die gesamte Medienlandschaft von ganz links bis ganz rechts hinweg erst wieder bewußt, wie stark supernaturalistisch denkende Lobby-Gruppen noch heute in Deutschland sind. Lobby-Gruppen, die noch heute allzu gerne ein naturalistisches Menschen- und Weltbild als reduziert "materialistisch" verunglimpfen möchten.

Die Bertelsmann-Stiftung auf christ-katholischen Bahnen

Man könnte hier auch einmal die offenbar stark christlich-katholisch beeinflußte Bertelsmann-Stiftung in den Blick nehmen, die in diesen Tagen nicht nur die Zunahme von Kinderkrippen in Deutschland bejubelt - sie nennt diese Form der Kollektiv-Erziehung "Frühkindliche Bildungssysteme" (!) (was für ein Wahnsinn, was für ein neues Unwort, 21 Jahre nach dem Tod von Konrad Lorenz, dem Entdecker des Phänomens der frühkindlichen Prägung und der Bedeutung des allein in familiärer Umgebung zu gewinnenden Urvertrauens) -, sondern sie, diese einflußreiche und gut dotierte Bertelsmann-Stiftung macht sich auch viele Gedanken darüber, wie man das "Perception management", na, von wem wohl? - - - der katholischen Kirche (!!!) verbessern könne. Da scheinen also bei der Bertelsmann-Stiftung, von der auch Monotheist und CDU-Frontmann Michael Blume so viel zu halten scheint, die richtigen Leute beisammen zu hocken (1, 2, 3).

Aber wichtige Texte über den abartig unnatürlich, weil "super"naturalistisch denkenden Jesuitenorden und den derzeitigen Papst sind soeben auch von dem Mißbrauchsopfer Robert Knickenberg veröffentlicht worden (Eckiger Tisch 1, 2).

"Frühkindliche Bildungssysteme" ...

Insbesondere auch die Kritik Knickenbergs an dem Heuchler Josef Ratzinger und die von ihm dazu angeführte Literatur kann man für sehr wesentlich halten. Wie schon so oft zeigt sich auch hier wieder, daß Mißbrauchsopfer einen schärferen, durchdringenderen, nachhaltigeren Blick auf christ-katholische Zustände haben, als selbst noch die scharfsinnigsten sonstigen Kirchenkritiker. Deshalb sucht man sie ständig auszugrenzen. Warum wohl sonst?

Man kann ihnen nicht genug zuhören. Und es ist deshalb dreifach und vierfach zu bedauern, oder: bemerkenswert, daß sich der Blog "Spreeblick" des ehemaligen Jesuitenschülers Johnny Häusler nicht in der Lage sah und sieht, diesen Stimmen die ihnen gebührende Öffentlichkeit zu verschaffen, bzw. die Auseinandersetzung über diese Thematik an öffentlichkeitswirksamer Stelle zu moderieren. Die Schließung der dortigen Diskussion hat also sicherlich "gaaaar nichts" mit dem allseits wirksamen "Perception management" des Jesuitenordens zu tun. Johnny Häusler muß gaaar nicht damit rechnen, Sanktionen zu erfahren, hätte er die Diskussionen auf seinem Blog weiter so vorbildlich moderiert wie er das anfangs tat.

Christ-katholische intellektuelle Vordenker

Denn auch dort konnten “Ex-Jesuiten” allzu auffällig und gar zu plump nur mit geistigen Fußtritten und nur mit dem Schleudern von Dreck ihren ("ehemaligen" - ha, ha!) Orden verteidigen. (Siehe frühere Beiträge hier auf dem Blog.) Knickenburg behandelt nun unter anderem den obersten aller christ-katholischen Oberheuchler, unseren lieben Herrn intellektuellen Vordenker und moralischen Vor- bzw. strafrechtlich relevanten Danebenleber Josef Ratzinger, wobei sein gutes Einverständnis seit 2004 mit unserem lieben Herrn Vordenker Jürgen Habermas einmal aufs Neue wie blitzartig die intellektuelle und moralische Landschaft von heute erleuchtet:

(...)

In seinem Buch „Werte in Zeiten des Umbruchs“ fordert Josef Ratzinger „Grundwerte“, die dem demokratischen Diskurs vorangehen und ihm nicht unterliegen sollen. Diese „Grundwerte“ werden von denen dekretiert, die sich im Alleinbesitz der „Göttlichen Wahrheit“ glauben. Zu solchen „Grundwerten“ erklärt Josef Ratzinger explizit: Die Fragen der sexuellen Moral, die moralischen Fragen im Zusammenhang mit der modernen Reproduktionsbiologie, den staatlichen Schutz der Kirche vor Kritik.

Mit anderen Worten: Hier beansprucht die katholische Kirche das Deutungsmonopol, jede Kritik daran ist verboten; der Staat soll es mit seinen Machtmitteln sicherstellen. Das, denke ich, sollten wir uns als demokratische, säkulare, pluralistische Gesellschaft nicht bieten lassen. Wie das in der Praxis aussähe, führen uns ja solche Lichtgestalten wie die Herren Meisner, Mixa, Müller, Zollitsch und andere plastisch vor Augen. Ein gutes Beispiel ist auch der Umgang des spanischen Klerus mit der demokratisch gewählten Regierung Zapatero. Nicht wenige christdemokratische und christsoziale Bundestagsabgeordnete echauffieren sich darüber, dass die deutsche Bundeskanzlerin ein klärendes Wort einfordert, wenn „Seine Heiligkeit“ rechtsextreme Holocaustleugner ohne jede Not rehabilitiert und in den „Schoß der Kirche“ zurück holt. Wie dichtete Paul Celan: Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch. Aber den Papst kritisiert man nicht.

1933, 1941, 1945, 1949ff: Totalitäre, jubelnde katholische Pfaffen sind immer dabei

Ja. Man sollte nie vergessen: Der Katholik Adolf Hitler wäre ohne die Hilfe der katholischen Kirche und der Katholiken in Deutschland 1933 nie an die Macht gekommen. Er versprach ihnen dafür sein "Reichskonkordat" von 1934: Totalitäre unter sich. 1941 begann er seinen katholischen Missionskrieg gegen Rußland mit dem Segen christ-katholischer Priester und mit Hilfe vieler katholischer Cliquen innerhalb des Staatsapparates und der SS, dieses schwarzen "Ordens unter dem Totenkopf". Millionen Menschen mußten sterben für die Pfaffen.

Und diese christ-katholischen Priester segneten es wiederum, als sie 1945 gleich mehrere deutsche Provinzen und Kernländer des Protestantismus östlich der Oder zurück in den Schoß der katholischen Kirche führen konnten und als sie dann mit Konrad Adenauer gegen den Sozialreformer Gerhard Mackenroth die herrliche christ-katholische Familienpolitik für die Restprotestanten und traditionell papstkritischen Katholiken in Deutschland beginnen konnten, die erst jüngst wieder mit Ursula von der Leyen ihre immer noch herrlich zu preisende christ-katholische Fortsetzung gefunden hat. Ja, das kann gar nicht genug betont werden: Dieser Schoß ist fruchtbar noch, aus dem all das kroch.

Schon 2002 erschien der Film „The Magdalene Sisters“ (Deutsch: „Die unbarmherzigen Schwestern“), der die unfassbaren Grausamkeiten in von Nonnen geleiteten, irischen Mädchenheimen zum Thema hatte. Der Vatikan hat sich seinerzeit bemüht, die Aufführung dieses Films zu verhindern. Das ist die Vorstellung des höheren katholischen Klerus von „lückenloser Aufklärung“.... Und was in Irland so abging, das erfahren wir ja jetzt erst in seinem ganzen Umfang. Die vatikanischen Krokodilstränen sind der Inbegriff zynischer Heuchelei.

"Vatikanische Krokodilstränen"

Und abschließend:

Nein, die katholische Kirche ist nicht harmlos. Und solange sie sich anheischig macht, unser aller Leben bestimmen zu wollen, muss man wachsam sein und ihr kritisch auf die Finger schauen.
Dieser Meinungsäußerung kann sich dieser Blog nur aus ganzem Herzen anschließen.

__________

*) Der Bloginhaber hat keine einflußreichen christkatholischen Freunde, die ausgerechnet seine Blog-, Öffentlichkeits- und Medienarbeit freudig finanziell fördern und unterstützen würden. Er möchte das hier einmal mit aller Deutlichkeit, Unverfrorenheit und mit der diesem Umstand gegenüber gebotenen Humorlosigkeit feststellen: Ein nichtatheistisches, naturalistisches, humanistisches, die Erhaltung der biologischen und (damit) seelischen Eigenart der Völker befürwortendes, gegenüber Geheimpolitik "cheater detection" betreibendes Menschen-, Familien- und Weltbild hat heute keine Lobby in Deutschland. Keine.

Montag, 14. Juni 2010

"Jesus wäre kein guter Wissenschaftler gewesen"

weil er lehrte: "Liebet Eure Feinde"
- Edward O. Wilson und James Watson sind dazu auch in hohem Alter nicht bereit


Im September letzten Jahres trafen zwei der bedeutendsten, lebenden Biologen des 20. Jahrhunderts in einer öffentlichen Diskussion aufeinander. Zwei "große, alte Männer". Beide arbeiteten lange Zeit ihres Lebens an der Universität Harvard, nur einen Flur voneinander entfernt: Der Ameisenforscher und Soziobiologe Edward O. Wilson und der Entdecker der Doppelhelix James Watson. (1) Und was sie sich zu sagen hatten, dürfte nicht uninteressant sein auch für eine größere Öffentlichkeit von heute.

Wilson über Watson in den 1970ern:
"Der unangenehmste Mensch, der mir jemals begegnet ist"

(...) As professors at Harvard, they worked one floor apart and for years considered one another enemies. Wilson once called Watson "the most unpleasant human being I have ever met". Watson referred to Wilson and his naturalist colleagues as "stamp collectors".

The rivalry stemmed from their differing opinions on what direction Harvard's biology department should take. As far as Watson was concerned, molecular biology and genetics was the future of biology and organismic biology was irrelevant. "Smart people didn't go into ecology," he says. "It's not intellectually demanding. I mean, you need ecologists. You don't need all people to be bright people."
Das war natürlich James Watson in Reinkultur.

Watson über Wilson in den 1970ern:
"Briefmarkensammler"


Sie sprachen also über ihre früheren Animositäten. Aber irgendwann legte Watson seine Feindschaft gegenüber Wilson und der Soziobiologie zur Seite. Watson:
"Ich freundete mich mit Wilson an, weil ich seine Feinde" - also die ideologisch verrannten, heute völlig überholten Gegner der Soziobiologie - "haßte: Ich möchte heute Abend höflich sein und darum nicht beschreiben, wie ekelhaft sie sind."
Nun, mit ähnlich gestrickten Feinden hatte es Watson ja erst vor ein, zwei Jahren wieder zu tun bekommen, als er - wie jetzt wieder Thilo Sarrazin - auf die Erblichkeit und Rassenunterschiede im Intelligenz-Quotienten verwies (siehe frühere Beiträge hier auf dem Blog).
Wilson and Watson eventually became friends ... of a sort. "I became close to Ed because I hated Ed's enemies," Watson says. "I'm trying to be polite tonight so I won't describe how awful they are."

Krulwich reminds Wilson that he once noted, "I have been blessed with brilliant enemies." Wilson nods. "I'm the only scientist in modern times to be physically attacked for an idea," he says, referring to the time that a member of the International Committee Against Racism poured a pitcher of water over his head at a science conference in 1978 to protest sociobiology, which some saw as potentially providing a rationale for racism by pointing out genetic differences between races. "Top that, Jim."
Der Moderator kann also auch Wilson nicht zu freundlichen Worten über seine ideologischen Feinde aus den 1970er Jahren bewegen ...

"Jesus wäre kein guter Wissenschaftler gewesen."


Aber ob diese Aussage von Wilson wirklich überlegt genug ist, daß er der einzige Wissenschaftler in modernen Zeiten gewesen sein soll, der um seiner Forschungen willen körperlich angegriffen worden ist? Stimmt sie für Naturwissenschaftler? Sagen wir für Intelligenz-Genetiker? (Die sogenannten "Rasse-Realisten"?) Stimmt sie - etwa - für Naturwissenschaftler unter dem Kommunismus? (Ähnlichkeiten zwischen beiden Gruppen rein zufällig ...) Stimmt sie für Geisteswissenschaftler, nehmen wir: Deutschland seit 1933 oder seit 1945? Der Autor dieser Zeilen saß in den frühen 1990er Jahren in Vorlesungen des Berliner Historikers Ernst Nolte und weiß daher, welcher Haß ihm an der Freien Universität Berlin noch in den 1990er Jahren entgegenschlug.

"Francis Crick verschwendete seine Zeit, weil er an unlösbaren Problemen arbeitete ..."

Aber noch einige weitere Auszüge aus dem Gespräch zweier geistreicher, brillianter, funkensprühender, humorvoller - und unerschrockener - alter Wissenschaftler sind es wert, weitergegeben zu werden:
All the talk of enemies and physical attacks leads Krulwich to question,"Can a gentle person do well in science?"

Watson shakes his head. "Jesus would not have succeeded."

Watson believes that scientists ought to push themselves to be stars, making at least one great achievement, going for the gold.

"Why should scientists be stars?" Krulwich prods.

Watson answers without missing a beat. "It's better to be bright than dim."

"Darwin didn't want to be a star," Krulwich replies, noting that Darwin didn't publish his theory of evolution by natural selection for two decades.

"He just thought he had no competition," Watson says, adding that things changed after Darwin heard that a naturalist named Alfred Russel Wallace had proposed a theory of natural selection. "The minute he heard of Wallace, he immediately published."

For Watson, being a star – and a good scientist – means only working on tractable problems. Scientific questions that might take decades to answer aren't worth one's time, he says, because it probably means you don't have enough data yet and need to make headway elsewhere.

"Crick worked on uncrackable problems for years," Krulwich notes, referring to work on the problem of consciousness by Watson's late collaborator Francis Crick.
"Crick kannte zu vielen Frauen ..."
"Yes," says Watson, "and he wasted his time. He had a great place in La Jolla, a white Mercedes and he knew a lot of girls, so he had a good life. He was much brighter than me, but not as sensible." (...)

Despite Wilson's cordial demeanor and willingness to work with people with whom he doesn't necessarily agree (...) it's clear that he too appreciates the value of a good enemy. "Ambition, competitiveness ... these are crucial to do good work," he says. "I don't show it as much as Jim because I'm a Southerner."
... Also auch Wilson weiß den Segen eines guten Feindes zu schätzen. Aber soll man sich heute noch über die ideologisch verrannten politischen Gegner von Thilo Sarrazin "freuen"? Die ebenso wie Sarrazin selbst herumbramabasieren, anstatt einfach einmal die Forschungserkenntnisse von heute ganz ruhig und sachlich zur Kenntnis zu nehmen und die Öffentlichkeit über dieselben zu informieren?

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1. Wilson vs Watson: The blessing of great enemies. New Scientist, 10.9.2009

Mittwoch, 2. Juni 2010

Der Rücktritt von Horst Köhler

Wie kann man ihm einen Sinn geben?

Kann zum zum Rücktritt von Horst Köhler noch irgendetwas Sinnvolles gesagt werden?

Die vielen Rücktritte der letzten Monate zeigen möglicherweise alle nur eines: Solange ein Mord wie der an Uwe Barschel nicht völlig geklärt ist in Ursache, Wirkung und Folgen (siehe frühere Beiträge hier auf dem Blog), solange also Geheimdienste und Geheimgesellschaften quasi unumschränkte Macht haben in unserem Land, in der Politik, in der Jusitz und in den Medien - und dies wohl überall auf der Nordhalbkugel (man denke nur an den Kennedy-Mord) -, ist wirklich verantwortungsbewußte Politik gar nicht möglich.

Ist denn der derzeitige Afghanistan-Einsatz grundgesetzkonform?

Was denn, der jetzige Bundeswehreinsatz in Afghanistan ist grundgesetzkonform? Das will sich Horst Köhler einreden? Und mit ihm das gesamte politische Establishment rechts von der Partei "Die Linke"? Weil er selbst nicht daran glaubt, deshalb ist Horst Köhler zurückgetreten. Das ist die Konsequenz, die in seinem Rücktritt liegt, die aber Herrn Köhler selbst noch nicht bewußt ist oder wirklich bewußt sein muß.

Überhaupt gibt es ein merkwürdiges "Doppeldenk" in der herrschenden Klasse: eigentlich weiß es jeder besser - nur will es sich niemand bewußt machen, sondern muß die gängige Phrasen nachdreschen, wenn er überhaupt als seriös gelten will. Wie hieß es da im Radiokommentar von Inforadio Berlin zum Rücktritt: "Ein Bundespräsident muß politisch korrekt sein." - Hallo?

- Deshalb: Einfach weg mit all dieser Kriecherei allerorten vor der verfluchten Geheimdienstherrschaft und dem Einfluß von - oft - geistig monotheistisch strukturierten Interessen- und Lobbygruppen. Damit Demokratie überhaupt erst mal wieder möglich ist und nicht erstickt unter einem dicken Filz von bald vollständiger Lähmung.

Angela Merkel hat schon recht, wenn sie von Staatskrise spricht ... Allerdings könnte - auch - der Rücktritt von Herr Köhler da viele aufwachen lassen - wenn er denn einen Sinn haben soll.

Beliebte Posts (*darunter finden sich leider selten neuere Beiträge*)

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