"Vordenker" preisen - - die "Vorzüge des Absolutismus", des Christentums und - - "Alternativen zur Demokratie"
Zwei Meldungen des gestrigen Tages lassen aufmerken: "Christian Wulff beschwört den christlichen Gottesstaat" (1). Und: "Die Vorzüge des Absolutismus" (2). Der erste genannte Artikel braucht gar nicht kommentiert werden. Er spricht für sich selbst. Aber die Andeutungen im Schlußsatz des zweiten Artikels fallen so sehr aus dem Rahmen des gängigen politischen Diskurses der letzten Jahrzehnte, daß sie offenbar aufscheinen lassen, über was gegenwärtig schon wieder in christ-katholischen Hinterzimmern alles so nachgedacht wird, nachgedacht werden kann.
Der rechtskatholische "Vordenker" Karlheinz Weißmann interpretiert Redeausschnitte des christkatholischen Bundespräsidenten Christian Wulff (siehe auch: 1) in der folgenden Weise:
Vielleicht ist das ja die eigentliche Botschaft, ein sanfter Hinweis auf die Unvereinbarkeit von Demokratie und Multiukulturalismus und Vorbereitung des Bürgers darauf, daß man um Alternativen weiß, wenn die Effizienzmängel der bestehenden Ordnung überhandnehmen.
Achtung, das ist eine hanebüchene Interpretation, wenn man an die Verwendung eines Zitates Friedrichs des Großen mit dem Wortlaut "In meinem Land mag jeder nach seiner Facon selig werden", durch den gegenwärtigen Bundespräsidenten mit derartigen Spekulationen fortsetzt.
"Vielleicht ..."
Allerdings ist es aber auch empörend, geradezu verrückt, was hier so selbstsicher der rechtskonservative Vordenker dem religiös und wohl auch sonst geistesverwandten Bundespräsidenten an Hintergedanken unterstellt. Nämlich das Wissen um autoritäre, absolutistische "Alternativen" zum demokratischen Rechtsstaat der Bundesrepublik Deutschland. - Mit "vielleicht" leitet er seinen Satz ein. Aber: Wen macht das nicht sprachlos? Wem bleibt da nicht der Atem weg?
"Vielleicht ..."
Allerdings ist es aber auch empörend, geradezu verrückt, was hier so selbstsicher der rechtskonservative Vordenker dem religiös und wohl auch sonst geistesverwandten Bundespräsidenten an Hintergedanken unterstellt. Nämlich das Wissen um autoritäre, absolutistische "Alternativen" zum demokratischen Rechtsstaat der Bundesrepublik Deutschland. - Mit "vielleicht" leitet er seinen Satz ein. Aber: Wen macht das nicht sprachlos? Wem bleibt da nicht der Atem weg?
Soll das die Drohung mit der Peitsche der Diktatur und autoritärer Regime sein? Was deutet sich hier überall unterschwellig an? Welches Ungeheuer sieht hier Morgenröte? Ein neuer "Gottesstaat"? Ein neues christkatholisches, autoritär-klerikales Regime für Deutschland, das die im monotheistischen Ressentiment wurzelnden Probleme der multikulturellen Gesellschaft über Zwang und Polizeistaat - - "bändigt"?
Soll einem bei derartigen Erwägungen die gegenwärtige äußerliche politische Einflußlosigkeit solcher Kreise wie der rund um Karlheinz Weißmann ein Trost sein? Ist ein Nachdenken über Alternativen zur Demokratie im "christkatholischen Gottesstaat Deutschland" schon wieder hoffähig? Werden verfassungstreue Bürger gnädig über solche Unterstellungen hinwegschauen? Daß da dem an die Verfassung gebundenen deutsche Staatsoberhaupt unterstellt wird, er würde über eine Art Präsidialdiktatur nachdenken, wie sie auch ein Vorläufer war für die erst durch Christkatholiken ermöglichte Diktatur Adolf Hitlers? ... "Vielleicht ..."
"Vielleicht ist ein schlauer Krebs, der vor- und rückwärts kriechen kann."
(Wilhelm Busch, Kirchenkritiker und Karrikaturist)
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