Sonntag, 7. Juli 2013

"Abends wenn ich heimwärts schreite"

Weggefährten

Abends, wenn ich heimwärts schreite
Auf dem rauen Ackerpfad,
Hat ein sonderbar Geleite
Oft sich heimlich mir genaht.
Müdes Volk; gebeugt im Nacken
Und die Arme schlaff und schwer,
Wandeln sie mit Karst und Hacken,
Stille Leute, nebenher.
Abgestorbne Werkgenossen,
Die den gleichen Grund bebaut,
Gleicher Sonne Glanz genossen,
Gleichen Sternen stumm vertraut.
Der dort mit der Axt, der breiten,
War’s der einst den Wald erschlug
Und auf kaum verglühten Scheiten
Bresche legte für den Pflug.
Andre folgen; Schwert und Spaten
Glitzern in der gleichen Hand.
Müdling jeder. Ihre Taten
Hat kein Sang, kein Buch genannt.
Jener, steif und ungebrochen,
Ist mein Ahne, hart wie Stein,
Der das trotz’ge Wort gesprochen:
Laßt uns stolze Bauern sein! –
Wenn der Heimstatt Lichter funkeln,
Winkt mir nah des Herdes Glück,
Dann bleibt ohne Gruß, im Dunkeln
festgebannt, die Schar zurück.
Einer lächelt: Hold und teuer
Sei dir Erdenlicht und Sein!
Kehrt ein andrer einst ans Feuer,
Ziehst du wunschlos mit feldein.
Alfred Huggenberger

(Mecklenburg - Nähe von Ludorf / Müritz)
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Zit. n. "Diverse Gedichte". Erläuterung: Der Schweizer Bauer und Schriftsteller Alfred Huggenberger (1867 - 1960) ist 1907 mit seinem Buch "Hinterm Pflug" deutschlandweit bekannt geworden. Er ist von Hermann Hesse und Ludwig Thoma gefördert worden. Heute ist er nur noch in seiner engeren Heimat bekannt (Hugenberger-Gesellschaft).

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