Die Einweihung des "größten Freimaurertempels der Welt", eines "Heiligen Grals", "Salomonischen Tempels" auf dem Boden der Vielvölkerschlacht von Leipzig des Jahres 1813 einhundert Jahre später, im Jahr 1913, also ein Jahr vor Beginn des Ersten Weltkrieges, im Geheimen durch siebenhundert deutsche Freimaurer gewährt einen tiefen Blick: In das freimaurerische Denken. In die freimaurerischen Absichten. Und in die freimaurerischen Vorgehensweisen in jener Zeit. Ein Blick, wie er den Freimaurerkritikern bis heute noch niemals gewährt gewesen ist. Ihm soll deshalb der vorliegende Beitrag gewidmet sein.
Abb. 1: Freimaurer-Sympathisant Paul von Hindenburg und Freimaurer-Gegner Erich Ludendorff bei der Einweihung des Schlachten-Denkmals von Tannenberg am 18. September 1927 |
Der "Heilige Michael" über dem Hauptportal des Denkmals zur Vielvölkerschlacht von Leipzig (Abb. 6) blickt nicht freundlich. Er blickt auch nicht gerade so, als würde er sich stolz und frei als "des Reiches Wehr", als des "Reiches Schutz" nach außen empfinden. Als jemand, der das damalige Deutsche Kaiserreich nach außen gegenüber etwaigen Zerstörern schützen wollte. Aber wie blickt er eigentlich stattdessen? Blickt er nicht wie ein "Zwingherr"? Wie ein Zerstörer und Unterdrücker der Freiheit der Völker Europas? Wie der Vertreter und Verteidiger einer - - - terroristischen Priesterdiktatur? Wie ein gnadenloser Mönchsritter, der "Ungläubige" ausrottet, knechtet, terrorisiert und über sie despotisch herrscht? Wie der Teilnehmer eines satanitischen Rituals?
Auch der übrige Figurenschmuck des Vielvölkerschlachtdenkmales in Leipzig aus dem Jahr 1913 läßt keinen anderen Eindruck aufkommen als den von Folterknechten und Schergen im Dienste eines Männerordens, der die Freiheit der Völker Europas - der mit diesem Denkmal ja eigentlich gedacht werden soll -, knechtet, unterdrückt, terrorisiert und ihr die Daumenschrauben anlegt. - Sind damit geheime Hintergedanken ausgesprochen, die bei der Errichtung dieses Denkmales vorgelegen haben? Und über die nur noch niemand bis heute wirklich Anlaß gehabt hat, sich Rechenschaft abzulegen, weil man über freimaurerische Hintergründe all dessen nichts Konkretes gewußt hat?
1. Die Freimaurerkritiker formieren sich (1918)
Die aufwühlenden Erschütterungen des Ersten Weltkrieges ließen viele Menschen über ihre Welt völlig neu - und zum Teil außerordentlich kritisch - nachdenken. Der Prozeß gegen die Attentäter von Sarajewo erbrachte die Erkenntnis, daß fast alle Attentäter Freimaurer waren (1). Thomas Mann, dessen Bruder Heinrich Mann offenbar ebenfalls Freimaurer war*), äußerte in seinen "Betrachtungen eines Unpolitischen" aus dem Jahr 1918 die Meinung, daß die französische Freimaurerei die treibende Kraft hinter dem Krieg Frankreichs gegen Deutschland zum Sturz des deutschen Kaisers sei. Und daß die deutschen Freimaurer - wie sein Bruder Heinrich Mann selbst - im Herzen auf der Seite Frankreichs stehen würden und im Geheimen für seine Ziele arbeiten würden.
- Sind es solche Absichten und Ziele, die sich im überdimensionierten Schlachtendenkmal von Leipzig widerspiegeln?
Abb. 2: Das freimaurerisch-völkisch-okkulte Völkerschlachtdenkmal von Leipzig, erbaut 1913 (mit angemessener Protestaktion aus dem August 2011) |
Im Dunstkreis der deutschen Freimaurerei selbst begannen sich schon kurz vor dem Ersten Krieg völkische und "ariosophische" Freimaurerlogen zu bilden, die der übrigen Freimaurerei und ihrer internationalen Verflechtung - zumindest äußerlich - sehr "kritisch" gegenüberstanden. Und die zum Teil vorgaben, ihre eigene "weiße Magie" gegen die "schwarze Magie" der "Entente-Freimaurerei" setzen zu wollen. Zu diesen freimaurerischen Freimaurer"kritikern" gehörten unter anderem Leute wie: Rudolf Steiner, sein Freund Karl Heise (2) und dann wohl alle Mitglieder des freimaurerischen sogenannten "Germanenordens" und seiner späteren Ableger wie: "Thule-Orden", Skaldenorden und was es dergleichen mehr an völkisch-okkulten Geheimorden und -logen gegeben hat und wohl auch weiterhin in diesem Umfeld gibt (alle Ariosophen etwa oder auch "Der Orden" des Hochgradfreimaurers Paul Köthner).
Abb. 3: Die "Freemason Hall" der Vereinigten Großloge von England in London (erbaut 1927) |
Aus dem Thule-Orden ging ja dann auch die NSDAP hervor mit vielen führenden Okkultgläubigen und Vertretern des Männer-Ordens-Gedankens: Rudolf von Sebottendorf, Heinrich Himmler, Rudolf Heß, Karl Haushofer, Friedrich Hielscher, Jakob Wilhelm Hauer und zahlreiche weitere einflußreiche Leute vor allem im Umfeld der SS und der Geheimdienste des Dritten Reiches. Und weit darüber hinaus. Letztlich reichte das Umfeld bis hin zu einem solchen Satanisten und Vertreter des Männer-Ordens-Gedankens wie Hermann Hesse (siehe frühere Beiträge), der noch lange Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg den offenbar ähnlich gesinnten Ernst Jünger positiv rezensieren sollte.
Abb. 4: Grafik nach "Testament der Freimaurer" (2000) (7) |
2. Freimaurer Paul Köthner beschuldigt die Freimaurerei des Herbeiführens des Ersten Weltkrieges
Im Umkreis dieser äußerlich sich "germanisch" und "völkisch" gebenden Freimaurerlogen veröffentlichte nun der einflußreiche "völkische" Hochgradfreimaurer, Gründer völkischer Okkultlogen und Okkultautor Paul Köthner Mitte der 1920er Jahre einen Aufsatz, in dem er davon berichtet, daß er schon vor 1914 in verschiedenen europäischen Logen, vor allem in Österreich, von freimaurerischen Plänen zum Mord am österreichischen Thronfolger erfahren habe und davon seinem Logenoberhaupt der "Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland" in Berlin (Wikip.) berichtet habe. Dieser habe jedoch abgewinkt und nichts weiteres veranlaßt.
Abb. 5: Grafik nach "Testament der Freimaurer" (2000) (7) - Jahweh's Auge über allem |
Dieser Sachverhalt hat Ende der 1920er Jahre zu mehreren Prozessen geführt, über die im folgenden anhand einiger Auszüge aus dem "Internationalen Freimaurerlexikon" von Eugen Lenhoff informiert werden soll (3). Diese Auszüge sind natürlich in den Wertungen aus Freimaurersicht geschrieben. (Diese einseitig wertenden Stellen sind im folgenden mit Ausrufezeichen (!) gekennzeichnet.) Über Paul Köthner heißt es da (De Maconnieke Encyclopedie zoekt):
Privatdozent der Universität Berlin, ehemals Mitglied der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland war durch zwei Aufsatze im "Femestern" 1925/26 die Hauptquelle für die haltlose (!) Beschuldigung des Hochverrats gegen den ehemaligen Landes-Großmeister und Ordenssenior der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland, Grafen zu Dohna-Schlodien. Köthner stellte die Behauptung auf, er habe in den Jahren 1911 - 1913 "in Logen anderer Städte und Länder" aus unvorsichtig verlorenen Bemerkungen und durch merkwürdige Umstände den Plan zur Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand erlauscht, zum Weltkrieg, zum Sturz der Throne und Altäre und manches, was dann bis ins kleinste eingetroffen ist. "Mit diesem fürchtbaren Wissen" sei er zum Landes-Großmeister Graf Dohna gegangen und habe ihm "unter vier Augen enthüllt", was er "mit eigenen Ohren gehört und mit eigenen Augen gesehen hatte". Der Landes-Großmeister habe darauf nur die "kategorische Erklärung" abgegeben: "Es gibt nur eine Freimaurerei" und nichts weiter veranlaßt.
Diese Erzählung bildet einen der Hauptangriffspunkte im deutsch-völkischen Kämpf gegen die Freimaurerei. In einem Privatklageverfahren des Grafen zu Dohna gegen den Hauptmann a.D. Jesco-Peter von Puttkammer und den Oberstleutnant a.D. Friedrich Wilhelm Graf von der Recke wegen Beleidigung vor dem Amtsgericht Berlin-Lichterfelde (18. Juli 1927) wurde sie von Köthner als Zeuge vorgebracht. Das Gericht erklärte demgegenüber: "Der Versuch der Angeklagten, die Wahrheit der von ihnen verbreiteten Tatsachen zu beweisen, ist mißlungen. Der Zeuge Köthner räumte von Anfang an ein, daß er den angeblichen Mordplan gegen den Erzherzog in seiner Unterredung mit dem Privatkläger überhaupt nicht erwähnt habe; weiter gab er zu, daß seine "Entdeckungen" nur in der Wahrnehmung einer dem Erzherzog und dem Deutschen Reich feindlichen, radikalen und internationalistischen Stimmung in gewissen Wiener Logen bestanden hatten.
Bestimmte Tatsachen habe er dem Grafen Dohna nicht angeben können, dieser habe deshalb seine Wahrnehmungen, die ihm sehr ernst gewesen seien, sehr wohl als ein leeres Gewäsch auffassen können; auch sei es möglich, daß er seinerzeit aus seinen Wahrnehmungen noch gar nicht die Folgerungen gezogen habe, die er im Artikel angegeben hatte, sondern daß er erst nach den Erkenntnissen von 1918 glaubte, er habe das alles schon vor dem Krieg vorausgesehen. Die nachträgliche schriftstellerische Verwertung des Vorganges sei dem Bedürfnis entsprungen, sich wichtig zu machen. Diese Aussage wird durch den persönlichen Eindruck bestärkt, den der Zeuge auf das Gericht gemacht hat, nämlich den eines nervösen, gedächtnisschwachen, phantastischen, aber innerlich ehrlichen Menschen (!).
Auch in einem weiteren Prozeß, den Graf Dohna im Juni 1931 vor dem Amtegericht Gotha gegen Ludendorff wegen ähnlicher Behauptungen führte, und der mit der Verurteilung des Generals endete, spielten die Angaben von Köthner eine Rolle. Es wurde bei dieser Gelegenheit bekannt, daß jener mittlerweile seine Beschuldigungen zurückgezogen hatte.
Köthner hatte ja Freimaurereide geleistet und durfte gar keine freimaurerischen Geheimnisse verraten. Daß er deshalb vor Gericht so gewundene Rückzieher gemacht hat, ist leicht nachvollziehbar. Über den erwähnten Stanislaus Grafen zu Dohna-Schlodien wird berichtet (De Maconnieke Encyclopedie zoekt):
1908 - 1916 Landes-Großmeister der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland, dann Ordenssenior. (...) In der Nachkriegszeit (also nach 1918!) wurde gegen ihn wiederholt in deutschen Adelskreisen und von nationalistischen Parteigängern der Vorwurf erhoben, er hätte eine ihm 1912 zugegangene Warnung, daß die Freimaurer die Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand beschlossen hatten, nicht weitergeleitet und sei hierdurch indirekt an dem Attentate in Sarajevo und dem Ausbruche des Weltkriegs schuld.
Da diese Anschuldigung auch in öffentlichen Versammlungen von Herrn von Puttkamer und dem Grafen von der Recke wiederholt wurde, sah sich Graf Dohna zur Klage veranlaßt. Bei der vor dem vierten Strafsenat des Kammergerichtes in Berlin am 24. November 1930 als Berufungsinstanz durchgeführten Verhandlung wurden die Angeklagten von Puttkamer und von der Recke unter Zubilligung des § 193 (Wahrnehmung berechtigter Interessen) wohl freigesprochen, das Gericht stellte aber zugleich fest: Der Überbringer der Warnung, Dr. Köthner, ist eine zwar ehrenhafte, aber überaus nervöse, gedächtnisschwache und phantastische Persönlichkeit, auf deren Zeugnis sichere Feststellungen überhaupt nicht zu gründen sind. (!) Er hat ferner zugegeben, daß er sich mit diesem Aufsatze habe wichtig machen wollen. Ein Schwager Dr. Köthners, Major von Coler, der dessen Material dem Großen Generalstab zur Kenntnis brachte, ist auch dort mit einem mitleidigen Lächeln abgewiesen worden.
Der Angeklagte, Graf von der Recke, sagte das Gericht, ist ein fast 70jähriger Herr mit angegriffenen Nerven, dessen Urteilsfähigkeit durch seinen fanatischen Freimaurerhaß (!) getrübt ist. Der Urteilsspruch schließt: "Bei allem Mitgefühl für den in diesem Falle völlig schuldlos verdächtigten Privatkläger konnte hiernach das Gericht dem Angeklagten den Rechtsschutz des § 193 nicht versagen." In der gleichen Sache erhob Dohna-Schlodien auch gegen Ludendorff Klage, über die das Gothaer Amtsgericht am 1. Juli 1931 entschied. Ludendorff wurde wegen übler Nachrede (!) zu 500 Mark Geldstrafe verurteilt. Das Gericht billigte ihm zu, daß er nicht aus ehrlosen Motiven, sondern aus subjektiv vaterländischer Einstellung seinen Kampf gegen die Freimaurerei führe. Der Zweck der Äußerungen könne jedoch nur gewesen sein, Sensation zu erregen (!) und den Kläger in der Öffentlichkeit herabzusetzen. Die Berufungsinstanz bestätigte im Oktober 1931 dieses Urteil. Dohna lebt seit Kriegsende in der Schweiz.
Auch Eugen Müllendorf war als Nachfolger des Grafen Dohna-Schlodien natürlich sehr intensiv mit diesen Angelegenheiten beschäftigt. Über ihn heißt es (De Maconnieke Encyclopedie zoekt):
Dr. phil. in Berlin, * 1856, Landes-Großmeister der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland bis 1931, ist eine Persönlichkeit, die auf die Entwicklung der Freimaurerei im Nachkriegsdeutschland bestimmenderen Einfluß ausgeübt hat, als seine Gegner zuzugeben bereit sind. Als unmittelbar nach dem Kriege in Deutschland eine starke Bewegung nationalistischer Kreise gegen die Freimaurerei einsetzte, richteten mehrere extrem national eingestellte Personlichkeiten an Müllendorf einen Brief, in dem sie eine Auseinandersetzung mit diesem als Exponenten der altpreußischen Freimaurerei anstrebten. Man hat Müllendorf den Vorwurf gemacht, daß er diesen sogenannten "Schafferbrief" bestellt habe, um Gelegenbeit zu einer programmatischen Erklärung zu finden. Der Austritt der drei altpreußischen Großlogen aus dem deutschen Großlogenbunde wird seinem Einflusse zugeschrieben. 1922 schied er auch aus dem Verein deutscher Freimaurer aus und gab damit das Signal zur Abkehr (Verbot!) seiner Großloge von dieser gemeinsamen Einrichtung. In einem Briefwechsel mit Bischoff bezeichnete er neben mehr systematischen Gründen besonders den Pazifismus als unverträglich mit deutscher Vaterlandsliebe.
Er wendet sich gegen jede Aufklärungsarbeit und verlangt, daß die Öffentlichkeit sich mit der Freimaurerei nicht mehr beschäftigen dürfe, als zur Verteidigung der eigenen Ehre und ihres Rufes notwendig sei. Unter Müllendorfs Leitung sonderte sich daher die Große Landesloge innerlich von der übrigen deutschen Freimaurerei immer mehr und mehr ab und zog schließlich auch äußerlich die Scheidelinie, indem sie sich die Bezeichnung "Deutschchristlicher Orden" beilegte. In zahlreichen Kundgebungen des Landes-Großmeisters wurde immer wieder der Gegensatz zur internationalistischen Richtung betont. Wo immer auf der Welt ein internationaler Freimaurerkongreß stattfand, stellte sich Müllendorf mit einem strengen Verbot der Teilnahme für die eigenen Ordensbruder ein.
Als Erfolg seiner Bemühungen kann Müllendorf verzeichnen, daß extrem-nationale Verbände ihren Frieden mit der Großen Landesloge gemacht haben. (!) Allerdings konnte dieses Bemühen weder die Notwendigkeit der Prozesse seines Amtsvorgangers, des Grafen v. Dohna, gegen die nationalistischen Gegner v. Puttkammer und Graf v. d. Recke (1930) und Ludendorff (1931) verhindern, noch vereiteln, daß letzterer gerade die Große Landesloge in ganz besonderem Ausmaß angriff. Der Erfolg nach außen ist somit nur ein unvollkommener, was nicht zuletzt damit zusammenhängt, daß Müllendorf die letzte Konsequenz anscheinend scheut und auch für den Ritterorden den Freimaurernamen beibehalt. Dagegen ist es ihm gelungen, die Große Landesloge aus der Einheit der deutschen Freimaurerei herauszuziehen. Hier bestehen auch deutliche Gegensatzlichkeiten zu den beiden anderen altpreußischen Großlogen, die bei besonderen Anlässen immerhin noch mit der humanitären Gruppe Fühlung halten, während die Große Landesloge sich immer deutlicher auf der ganzen Linie abzusondern bestrebt ist.
Müllendorf ist auch nach seiner Amtsniederlegung (Johannis 1931) eine der markantesten Persönlichkeiten der deutschen Freimaurerei, in der sich eine bestimmte Richtung, die der extrem national christlichen, ausprägt. Er ist der Exponent jener starr-dogmatischen Auffassung altpreußischer Freimaurerei, die zur Zerklüftung der deutschen Freimaurerei so viel beigetragen hat.
3. Der Historiker Vladimir Dedijer - Neue Tatsachen zum Freimaurermord von Sarajewo
Wenig bekannt ist nun, daß der serbische Historiker Vladimir Dedijer (1914 - 1990), vormals ein enger kommunistischer Weggefährte des Generals Tito, schon im Jahr 1966 eine 500 Seiten starke historische Studie über die Vorgeschichte des (Freimaurer-)Mordes von Sarajewo im Jahr 1914 vorgelegt hat (4). In dieser hat er die schon während des Ersten Weltkrieges durch das Gerichtsverfahren gegen die Attentäter bekannt gewordenen freimaurerischen Hintergründe dieser Attentäter mit umfangreichen und vielfältigen neuen Tatsachen untermauert. Der organisatorische Kopf des Attentates hatte in den Jahren vor 1914 viele Freimaurerlogen Europas besucht und war in ihnen herzlich willkommen gewesen. Auch in deutschen Freimaurerlogen.
Soweit dem Autor dieser Zeilen bekannt, sind diese Tatsachen in der Geschichtswissenschaft seither nie erörtert worden und ihnen ist auch von Freimaurerseite offenbar nie widersprochen worden.
4. Siebenhundert Freimaurer aus ganz Deutschland weihen 1913 im Geheimen ein Völkerschlachtendenkmal ein
Seit mehr als zehn Jahren wird nun in Veröffentlichungen darüber gemutmaßt und geforscht, daß aus der Architektur des Völkerschlachtdenkmals von Leipzig ein freimaurerischer Geist spricht, daß durch dieses Haus "ein Hauch der Freimaurerei weht", und welche Rolle die Freimaurerei beim Bau und bei der Einweihung dieses "Tempels" im Jahr 1913 gespielt hat (5 - 13). - - - Erst durch eine freundliche Leserin dieses Blogs, die uns darauf hinwies, daß über diese Thematik in der letzten Woche eine Dokumentation im Fernsehen lief (12), sind wir auf diese Thematik überhaupt aufmerksam worden. Ein Blog wie der unsere wäre nichts ohne seine Leser. - - -
Die genannte Dokumentation (12) scheint derzeit nicht im Internet frei zugänglich zu sein. Aber schon eine allgemeine Dokumentation über die Freimaurerei aus dem Jahr 2008 (9) erörtert am Anfang und am Ende die freimaurerischen Hintergründe des Völkerschlachtdenkmals. Anläßlich der Austrahlung dieser im Internet frei zugänglichen Fernsehdokumentation (9) wurde am 10.2.2009 auf Weltverschwörung.de gefragt:
Das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig der größte Freimaurertempel Europas?
1913 kamen, was bis vor zehn Jahren der Öffentlichkeit nicht bekannt war, 700 (!!!) Freimaurer aus ganz Deutschland am Vorabend der öffentlichen Einweihung dieses Denkmals nach Leipzig und weihten es rituell ein. Architektonisch wird auf deutliche Ähnlichkeiten mit dem Hauptgebäude der "Vereinigten Großloge von England" in London hingewiesen (s. Abb. 2 und 3). Über dieses heißt es auf Wikipedia (engl., dt.):
The current building, the third on this site, was built between 1927 and 1933(...) as a memorial to the 3,225 Freemasons who died on active service in World War I.
Das Gebäude hieß zuerst "Masonic Peace Memorial" und sollte an die 3,225 englischen Freimaurer erinnern, die im Ersten Weltkrieg gefallen waren. Der „pazifistische“ Name wurde nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 in Freemasons' Hall geändert.
Damit wäre gesagt, daß das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig im Jahr 1927 als Vorbild diente für das Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen 3.225 gefallenen englischen Freimaurer in London.
Da stellt sich natürlich die Frage: Ist mit beiden Denkmalen derselben Sache gedacht worden? Nämlich der Absicht, einen europäischen Krieg auf deutschem Boden auszutragen, um einerseits Kaiserreiche zu Fall zu bringen (1813 das französische, 1913 das deutsche, österreichisch-ungarische und russische), und um andererseits Kaiser zu stürzen (1813 den französischen, 1913 den deutschen, österreichisch-ungarischen und russischen)?
Welche Bedeutung hat es, wenn in der von außenpolitischen Kriegsgefahren geschüttelten Zeit vor 1914, wenn 1913, ein Dreiviertel Jahr vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, der leicht mit einer neuen "Völkerschlacht" in der Mitte Deutschlands hätte enden können - wenn die Schlacht von Tannenberg im Jahr 1914 ein solches Geschehen nicht verhindert hätte - siebenhundert deutsche Freimaurer zusammen kommen, um den "größten Freimaurertempel Europas" oder gar der Welt auf diesem Schlachtfeld im Herzen Deutschlands einzuweihen?
Abb. 6: Kult von Männerorden: Kopf des Erzengel Michael am Völkerschlachtdenkmal (1911/13) |
Als vierzehn Jahre und einen Weltkrieg später im Jahr 1927 - und etwa zeitgleich zur "Memorial Hall" in London - ein weiteres Denkmal auf einem weiteren weltgeschichtlichen Schlachtfeld eingeweiht wurde (Abb. 1), nämlich auf dem Schlachtfeld von Tannenberg in Ostpreußen, behauptete der Führer dieser Schlacht auf deutscher Seite, der kurz zuvor zum bedeutendsten Freimaurerkritiker der Geschichte geworden war, General Erich Ludendorff, in Architektur und Symbolik dieses neuen Denkmals, freimaurerischen und kabbalistischen Geist wiederzufinden. Er wies darauf hin, daß dieses Denkmal bezeichnenderweise einer Ordensburg glich, der Zwingburg einer christlich-terroristisch Priesterdiktatur, die das heidnische Volk der Pruzzen ausgerottet hat.
Von der Freimaurerei wurde dieser General damals für "verrückt" erklärt. Er wurde damals in aller Öffentlichkeit verlacht und lächerlich gemacht wegen solcher Thesen. Allen voran von dem Freimaurer Kurt Tucholsky:
Ludendorff oder der Verfolgungswahn
Hast du Angst, Erich? Bist du bange, Erich?
Klopft dein Herz, Erich? Läufst du weg?
Wolln die Maurer, Erich – und die Jesuiten, Erich,
dich erdolchen, Erich – welch ein Schreck!
Diese Juden werden immer rüder.Denn die Jesuiten, Erich – und die Maurer, Erich –
Alles Unheil ist das Werk der .·..·. Brüder.
und die Radfahrer – die sind schuld
an der Marne, Erich – und am Dolchstoß, Erich –
ohne die gäbs keinen Welttumult.
Jeden Freitag abend spielt ein Kapuziner
mit dem Papste Skat – dazu ein Feldrabbiner;
auf dem Tische liegt ein Grand mit Vieren –
dabei tun sie gegen Deutschland konspirieren ...
Hindenburg wird älter und auch müder ...Fährst du aus dem Schlaf? Die blaue Brille
Alles Unheil ist das Werk der .·..·. Brüder.
liegt auf deinem Nachttisch wohl bereit?
Hörst du Stimmen? Das ist Gottes Wille,
Ludendorff, und weißt du, wer da schreit –?
Hunderttausende, die jung und edel
sterben mußten, weil dein dicker Schädel
sie von Grabenstück zu Grabenstück gehetzt
bis zuletzt.
Ackerkrume sind, die Deutschlands Kraft gewesen.
Pack die Koffer! Geh zu den Chinesen!
Führ auch die bei ihren Kriegen!
Ohne Juden wirst du gleichfalls unterliegen.
Geh nach China! Und komm nie mehr wieder –!Theobald Tiger
Alles Unheil ist das Werk der Heeresbrüder.
(Die Weltbühne, 06.11.1928, Nr. 45, S. 700)
Solange man der Öffentlichkeit nicht bekannt gemacht hatte, daß sich 1913 siebenhundert Freimaurer zur geheimen Einweihung eines Schlachtendenkmales getroffen hatte, das in seiner Bedeutung derjenigen des Schlachtendenkmales von Tannenberg wohl keineswegs nachstand, war natürlich öffentlich leicht zu spotten über Spinner, die ähnliche okkulte Absichten bezüglich des Schlachtendenkmals von Tannnenberg veruteten. Da konnte man natürlich leicht Leute für verrückt erklären, die sagten, Kriege und Schlachten hätten in der Freimaurei okkulte Bedeutung, ja, sie würden eine okkult-"metaphysische Kriegsführung" kennen.
Kann man noch spotten, wenn man weiß, was 1913 im Geheimen siebenhundert Freimaurer in Leipzig trieben?
5. Das Schlachtendenkmal wie ein Salomonischer (also jüdischer) Tempel gegliedert?
Auffällig sind nicht nur die in den Grafiken der Abb. 4 und 5 sich andeutenden Zusammenhänge. Auffällig ist nicht nur, daß einige Autoren (Rolf Affeldt, Frank Heinrich) versuchen, den Bau des Denkmals als freimaurerisches Gedankengut zu vermitteln und ausführen, daß man sich beim Bau an der Einteilung des Salomonischen Tempels in Vorhalle, Hauptsaal und Heiligtum orientiert habe, und daß das Gebäude auch sonst mit vielen Symbolen der Freimaurerei und ägyptischer Priesterkasten versehen sei.
Abb. 7: Schlachtendenkmal von Tannenberg (1927 - 1945): Wie eine Zwingburg |
Auffällig ist besonders auch, daß von jeder Seite aus sich die Gestaltung der obersten Kuppel wie der Großbuchstabe "T" ausnimmt (s. Abb. 2). Der Großbuchstabe T hat mancherlei okkulte Bedeutung. Es gab mehrere Zeitschriften mit dem Titel "Die Tat", unter anderem herausgegeben von dem "Tat-Kreis" um Hans Zehrer, in dem mit diesem Großbuchstaben so mancher Kult getrieben wurde (siehe dazu die in Vorbereitung befindliche Buchdokumentation). Es gibt manche Hinweise, daß dieser "Tat-Kreis" dem "Orden" des Paul Köthner nahegestanden hat. (Der Chefredakteur der "Welt" Hans Zehrer war dann nach dem Zweiten Weltkrieg auch ein enger Freund von ... Axel Springer.)
Auffällig zudem, daß der hier auf dem Blog schon sattsam behandelte Historiker Karl-Heinz Janßen zum 50. Jahrestag der Errichtung des Tannenberg-Ehrenmals von 1927 das dringende Bedürfnis verspürte - oder den Auftrag hatte, sich folgendermaßen über Ludendorffs Kritik am Tannenberg-Ehrenmal in Ostpreußen aus dem Jahr 1927 auszulassen (15):
Das Satyrspiel zur Weihestunde inszenierte Ludendorff ("In mir sieht das Volk Tannenberg"). Der Marschgefährte Hitlers beim Münchner Bierkellerputsch hatte inzwischen die Nervenärztin und "Seherin" Mathilde Kemnitz geheiratet, die "Urgroßmutter des deutschen Antisemitismus" (Spiegel). Vor dem Torturm in Tannenberg hatte das "Haus Ludendorff" eine Vision: Es stand vor dem Jahwe-Tempel der Lichtmenschen. Als Wanderprediger des völkischen "Tannenberg-Bundes" mit seinen 30.000 Mitgliedern focht der General einen neuen Großkampf - wider die "überstaatlichen Mächte" (Freimaurer, Jesuiten, Juden, Marxisten) und huldigte einer rassistischen "Deutschen Gotterkenntnis".
Wir stehen heute vor dem Völkerschlachtdenkmal und sehen hier in der Tat einen "Jahweh-Tempel der Lichtmenschen". Einen Jahwehtempel des Lichtbringers, der Heiligen Michael. Wir werden der Thematik anhand der zusammengestellten Literatur (5 - 13) noch detaillierter nachgehen (s.a.Wikip, Freimaurerwiki: "Völkerschlachtdenkmal"). Eingesandte Beiträge zur Thematik werden gerne als Gastbeiträge veröffentlicht.
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- Professor Pharos: Der Prozess gegen die Attentäter von Sarajewo. Nach dem amtlichen Stenogramm der Gerichtsverhandlung aktenmäßig dargestellt von Professor Pharos mit einer Einleitung von Josef Kohler. Decker, Berlin: 1918 (Scribd)
- Bading, Ingo: "Weiße Magie zugunsten unserer arischen Rasse ...". Die tausend Masken des Meisters Rudolf Steiner. Auf: GA-j!, 22.4.2011
- Lennhoff, Eugen: Internationales Freimaurerlexikon. 1932 (Internetausgabe)
- Dedijer, Vladimir: Sarajevo 1914. Prosveta, Beograd 1966 (serbisch). - The Road to Sarajewo. Simon and Schuster, 1966, 550 Seiten (engl.). - Die Zeitbombe. Sarajewo 1914. Europa Verlag, Wien, Frankfurt, Zürich 1967 (deutsch)
- Affeldt, Rolf; Heinrich, Frank: Das Völkerschlachtdenkmal gibt sein Geheimnis preis. Nouvelle Alliance, Leipzig 1993
- Hans-Dieter Schmid: Völkerschlachtdenkmal, Völkerschlachtgedenken und deutsche Freimaurerei im Jubiläumsjahr 1913. In: Marlis Buchholz u. a. (Hrsg.): Nationalsozialismus und Region. Festschrift für Herbert Obenaus, Bielefeld 1996, S. 355-379
- Affeldt, Rolf; Heinrich, Frank: Testament der Freimaurer. Das Völkerschlachtdenkmal zu Leipzig. Leipzig 2000
- Förster, Otto W.; Hempel, Günter Martin: Leipzig und die Freimaurer. Eine Kulturgeschichte. Taurus Verlag 2007 (Amazon)
- Ludwig, Karin; Erler, Michael: Tempel, Logen, Rituale. Die Geheimnisse der Freimaurer. Dokumentarfilm, Deutschland 2008. 44 Minuten. Ein Film der Neuen Mediopolis Filmproduktion GmbH Leipzig im Auftrag des Mitteldeutschen Rundfunks. Ausgestrahlt auf: ARD, 20.8.2008, 23.30 Uhr, Phoenix, 10.2.2009, Schweizer Fernsehen, 7. und 9.6.2009, 3Sat, 9. Juli 2009, 20.15 Uhr, 3Sat, 17.7.2011, MDR, 12.6.2011, Phoenix, 26.11.2011 (Google Video, Veoh)
- Süß, Alexander: Leipziger Freimaurer in Wort und Stein. Der Einfluss der Logen auf das Völkerschlachtdenkmal und die Verlagsstadt. Salier Verla, Leipzig 2009
- Heinrich, Frank: Architekt Clemens Thieme. MdG Verlag, Leipzig 2009 (90 S.)
- Erler, Michael: Das Geheimnis des Völkerschlachtdenkmals. (In der Reihe: Mitteldeutsche Wahrzeichen.) Dokumentation, Deutschland, 30 Min. (Moderator: Axel Bulthaupt) MDR, 15.11.2011, 20.45 Uhr (Interview mit Frank Heinrich).
- Ullrich, Jens: Das Völkerschlachtdenkmal und die Freimaurer. Logenbrueder.de, 2005
- Treffpunkt Leipzig: Auf den Spuren der geheimnisvollen Freimaurer.
- Filmliste Geheimgesellschaften. In: Kino Okkult. Eine geheime Weltgeschichte im Zeitalter des Films.
- Janßen, Karl-Heinz: Tannenberg - Ein deutsches Verhängnis. Die Zeit, 23.9.1977.
Ich wüsste gerne ob man pauschal sagen ann das Freimaurer Luzifer verehren. Ich suche eine christliche Gemeinde OHNE satanischem Ursprung oder Hintergrund. Es sind aber fast alle Vereinigungen mmit Freimaurern in Zusammenhang gebracht wren. Ob nun Ev oder baptistisch (BEFG)!
AntwortenLöschenDer israelische Archäologe Jonathan Adler zeigt derzeit auf, daß die jüdische Religion nicht eine der ältesten Religionen der Menschheit ist (wie von ihr selbst immer behauptet), sondern eine der jüngsten derselben. Die Geschichten des Alten Testaments sind so gut wie alle ausgedacht, durch nichts historisch zu belegen. Mir scheint die jüdische Religion geradezu eine "Kunstreligion" zu sein.
AntwortenLöschenEs läßt sich erst seit der gewaltsamen Hasmonäer-Herrschaft (um 150 v. Ztr.) aufzeigen, daß die Menschen in Judäa an diese Religion des Alten Testaments geglaubt haben. Das ist also nur 150 Jahre bevor Jesus Christus - angeblich - geboren worden ist.
Es ist die Zeit, in der es jüdische Wanderasketen gegeben hat, deren Denken und Handeln von buddhistischen Wanderasketen aus Indien beeinflußt war, die in Alexandria lebten. Es ist also naheliegend, daß das Christentum damals ähnlich als eine "künstliche" Religion geschaffen wurde wie kurz zuvor die jüdische Religion, und zwar indem man das Leben und die Lehren von Buddha einem jüdischen Heilsbringer zusprach, nämlich Jesus Christus.
Der Geist beider Religionen - der jüdischen wie der christlichen - stammt aus dem Reich der Assyrer. Aus diesem ganzen religionsgeschichtlichen Umfeld und aus diesen künstlich geschaffenen Religionen kommt - meines Erachtens - kein Heil.
Parallel hat es in Griechenland eine ganz andere geistige und religiöse Welt gegeben. Die jüdische und christliche Religion scheinen als Gegenbild zu der antik-griechischen Geisteswelt geschaffen worden zu sein, und um das Streben nach Wahrheit, Schönheit und Edelsinn, das in keiner Kultur so herrlich blühte wie der antik-griechischen, einen völlig entgegen gesetzten Geist entgegen zu setzen.
An dem furchtbaren, vernichtenden Geist der Kultur der Assyrer leiden wir bis heute und sind schwer von ihm traumatisiert.