Freitag, 28. Januar 2011

"Zombifizierung" der Politik durch Okkultlogen?

"Das schwarze Reich" - erarbeitet von einem Großmeister der satanistischen Okkultloge und Psychosekte "Fraternitas Saturni"

Zunächst wollte man eigentlich nur wissen, wer hinter dem Pseudonym "E. R. Carmin" als Autor des Bestsellers "Das schwarze Reich" von 1994 steht. Bei den Recherchen zu dieser Frage stieß man in eine Welt vor, mit der man sich möglicherweise - nach und nach - hier auf dem Blog auch noch einmal intensiver beschäftigen muß, als es in dem folgenden ersten Beitrag zu diesem Thema geschehen kann. Nämlich mit der - etwaigen - "Zombifizierung" der heutigen Politik durch Okkultlogen, unter anderem jener, die schon die Politik des Nationalsozialismus "zombifiziert" haben könnten. Eine schrille These? Nach dem Lesen des vorliegenden Beitrages vielleicht schon weniger.

[Streichungen, Ergänzungen, Erläuterungen sind am 27.2.2011 in diesem Beitrag mit grüner Farbe vorgenommen worden, nachdem wir Zuschriften aus der "Fraternitas Saturni" erhalten haben. Siehe dazu auch die Änderungen unter gleichem Datum in unserem übernächsten Beitrag ""Was halten Sie von Menschenopfern?"".]  [Eine weitere Ergänzung vom 21.9.2012 und 1.6.14 in Blau.]

Daß eine große Zahl von Nationalisten und Nationalsozialisten, sowie ihre Zuarbeiter sich im Dunstkreis von Theosophie und Okkultismus, von Astrologie, Wahrsagerei, Anthroposophie, okkulten Freimaurer-Logen (Germanen-Orden, Thule-Orden, Jungdeutscher Orden ...) bewegt haben, steht außer Zweifel. Der seelisch zusammenbrechende deutsche Generalstabschef von 1914 stand - zusammen mit seiner Frau - in persönlichem Kontakt zu Rudolf Steiner (Wikip.). Der Vorsitzende des schon vor 1914 zum Krieg hetzenden "Alldeutschen Verbandes", Heinrich Claas, war Mitglied des Germanenordens. Der dritte Mann in der Gestapo hinter Himmler und Heydrich, Werner Best, stand Heinrich Claas und dem Germanenorden zumindest nahe. Hitler, Himmler, Heß, Haushofer und andere waren Mitglieder des Thule-Ordens. 

Ebenso wenig steht außer Zweifel, daß es Wechselbeziehungen zum gegenseitigen Nutzen zwischen Okkultisten und Geheimdiensten gegeben hat. Okkultisten konnten aufgrund des Geheimdienst-Wissens von geplanten politischen Aktionen "Voraussagen" machen, die sich dann - herrje, wie überraschend! - bewahrheiteten. Wodurch sie mehr Vertrauen bei ihren leichtgläubigen Kunden erwarben. Dies wird man vom Verhältnis zwischen Hitler und Hanussen Anfang 1933 annehmen dürfen, als der Wahrsager und Scharlatan Hanussen Hitler kurz vor der Machtergreifung eben dieselbe prophezeite. ("... Doch in drei Tagen aus drei Ländern wird durch die Bank sich alles ändern.") Und Geheimdienste konnten solche Scharlatane nutzen, um Politiker und Militärs zu leiten, wie dies inzwischen als ein so eklatanter Fall hinsichtlich des England-Fluges von Rudolf Heß aufgedeckt worden ist. Diesem - aus Sicht des britischen Geheimdienstes - "Botengang eines Toren" (so Buchtitel des Historikers Rainer F. Schmidt).

Steiner-Jünger: Generalstabschef Moltke 1914, Rudolf Heß 1941, Otto Schilly heute

Das Buch "Das schwarze Reich" von E. R. Carmin (1-8), 1994 erstmals erschienen und zwischenzeitlich in vielen weiteren Auflagen heraus gekommen (3, 5-8), behandelt solche Themen sehr ausführlich. Es ist inzwischen fast zu einer Art viel verkauftem Klassiker geworden, wobei die Motive der Leserschaft sehr unterschiedlich sein dürften. Im Internet fragen sich Leser aber mit Recht auch, welche Person sich eigentlich  hinter dem Pseudonym  "E. R. Carmin" verbirgt (a, b). Und man fragt sich, wenn man sich in diesem Buch erst einmal - mit so manchem Erkenntnisgewinn - festgelesen hat: Was ist an diesem Buch eigentlich anders als an so vielen anderen Büchern, die man über Geheimgesellschaften und Geheimpolitik im 20. Jahrhundert gelesen hat?

Vorfassung von "Das schwarze Reich", 1985

Im letzten Jahr 2010 ist dieses Buch sogar in einer erweiterten und aktualisierten Neufassung erschienen (8). ("Erweitert" und "aktualisiert" ist wohl ein Verkaufstrick, es ist so gut wie gar nichts "neu" an der "Neufassung".) Kann man sagen, daß "Das schwarze Reich" fast so eine Art eigene Rubrik in der weitläufigen Literatur zur Geheimpolitik, zu Geheimgesellschaften und zu Geheimdiensten während des 20. Jahrhunderts darstellt? Es führt einen jedenfalls - unter Behandlung durchaus vielfältiger seriös-wissenschaftlicher Literatur - in einen vielen Lesern sicherlich bis dato ganz unbekannten Bereich von Okkultorganisationen hinein. Von Okkultorganisationen, die möglicherweise - so zumindest in diesem Buch unterstellt - großen Einfluß auf die Politik ausüben. Dabei wird in geradezu sich aufdrängender Weise vermieden darauf hinzuweisen, daß viele der behandelten Okkultorganisationen bis heute fortbestehen.

Das Buch wird von vielen Lesern als wesentlich seriöser und wissenschaftlicher beurteilt als viele ähnliche Bücher von Autoren und Scharlatanen wie Armin Risi, Jan van Helsing oder Erich von Däniken. Man vergleiche etwa die folgende Amazon-Leserrezension:

Dieser Klassiker, Jahrzehnte vor Jan van Helsings stümperhaften Kopierversuchen erschienen, ist m. E. die umfassendste heute vefügbare Darstellung der Machtpolitik ...

... des 20. Jahrhunderts. "Das schwarze Reich" ist einerseits sehr sachlich entlang von seriöser wissenschaftlicher Literatur erarbeitet worden. Und es ist dabei in der Lage, auch einem überdurchschnittlich Belesenen noch auf so manche, bislang unbeachtete, brisante wissenschaftliche Studie aufmerksam zu machen. Das Literaturverzeichnis umfaßt 25 Seiten. Andererseits beruft es sich - z.T.sehr umfangreich - auf bis dato bestensfalls als "halbwissenschaftlich" zu nennende Literatur, wie etwa Hermann Rauschnings "Gespräche mit Hitler". (Da gerade Hermann Rauschning so ausführlich zitiert wird, beginnt man sich auch zu fragen - unabhängig vom realen Quellenwert seiner "Gespräche" - welcher Okkultloge eigentlich dieser Autor könnte angehört haben.**)) Und gerne auch - aber selten - versteigt sich das Buch zu so steilen Thesen wie man sie sonst besser von einem Armin Risi oder einem Erich von Däniken kennt. (Etwa wenn in Anmerkung 80 der Inhalt eines Buches referiert wird, das behauptet, 2.000 deutsche Soldaten hätten sich nach dem Zweiten Weltkrieg in einer unterirdischen Stadt in den Anden in Peru zurückgezogen: Bekanntlich haben die Nazis keine Bergewerke gebraucht, um sich nach 1945 in Südamerika zu verstecken ...)

Viele wichtige Hinweise auf zeithistorische, wissenschaftliche Literatur

Aber wichtige, künftig noch genauer zu konsultierende, behandelte Literatur sind etwa die Arbeiten der Autoren Mark Arons und John Loftus ("Unholy Trinity - The Vatican, the Nazis and Soviet Intelligence", 1992), Bernt Engelmann (1973, 1977, 1982), Caroll Quigley (1966), Jürgen Roth ("Die Mitternachtsregierung - Wie westliche Geheimdienste internationale Politik manipulieren", 1992) und vor allem Steward Steven ("Sprengsatz - Die Operation Splinter Factor der CIA", 1975). Von Anthony C. Sutton ("Wallstreet und die bolschewistische Revolution", "Wallstreet und der Aufstieg Hitlers") ganz abgesehen. Die vorletzt genannte Arbeit führt zum Beispiel aus, daß der CIA nach 1945 nationalkommunistische, von Moskau hinweg gravitierende Bestrebungen innerhalb des Ostblocks Stalin gegenüber zu diskreditieren versuchte, den Stalin'schen Verfolgungs- und Unterdrückungsapparat zu provozieren versuchte, um die Fronten beiderseits des Eisernen Vorhangs noch fester zu zementieren. Daß also der CIA - wie die westliche Außenpolitik schon bis 1945 - auch nach 1945 viel zur Stabilisierung von Stalins Herrschaft in Osteuropa beitrug.

Unterstellt, der Autor ist Mitglied oder sogar Großmeister von heute noch fortbestehenden satanistischen Okkultlogen, Freimaurerlogen, was mehr als nahe liegend ist und ebenfalls in der Leserschaft vermutet worden ist  - was ist dann die Absicht dieses Buches? Warum genießt es dann auch diese Förderung durch mehrere angesehene deutsche Verlage?

Denn zusätzlich kommt das Buch in einem so überheblichen und besserwisserischen Ton daher, daß es einen verstört, und daß man zu der Vermutung veranlaßt wird, daß hier in der Tat jemand spricht, der mehr weiß, als er sagt. Oder daß hier jemand spricht, für den die hier getätigte Art des Äußerns und Denkens noch nicht die einzige ist. Und vielleicht noch nicht einmal die Wesentlichste. Daß hier einer als "Eingeweihter" den dummen "Uneingeweihten" ein paar Fingerzeige - mehr nicht! - geben will. Unwillkürlich ist man versucht, an einen anderen Buchtitel zu denken, auf den sich das Buch ebenfalls beruft: Ralph Tegtmeier's "Aleister Crowley - Die tausend Masken des Meisters" (1989). 

Das Buch "Das schwarze Reich" war 1994 zuerst auch in dem Verlag von Ralph Tegtmeier erschienen. Und es gibt viele Hinweise darauf, daß sich der führende deutsche Satanist, Okkultist und Magier Ralph Tegtmeier als ein Nachfolger von Aleister Crowley sieht oder sehen könnte, schon allein da Ralph Tegtmeier die Neugründung der Okkultloge Aleister Crowley's "Ordo Templi Orientis" (O.T.O) betrieben hat und einer ihrer Großmeister ist in der Nachfolge Crowley's.

Warum soll dann nicht auch der Nachfolger, der "Meister" und "Magier" Ralph Tegtmeier, "tausend Masken" tragen und sich heiter hinter "E. R. Carmin" als einem weiteren seiner vielen Pseudonyme verstecken gegenüber den Ahnungslosen? Andererseits stellt sich dann aber auch die Frage: Warum hat sie ihm noch niemand heruntergerissen? Warum beschäftigt sich zum Beispiel der deutsche Journalismus so wenig bis gar nicht mit dem Autor des viel gelesenen Buches? Kennen denn die renommierten Verlage, die dieses Buch herausgeben, den eigentlichen Autor? Ist ihnen klar, was er sonst noch so treibt?

"Der böseste Mann von der Welt"

Satan im Pentagramm - solche Zeichen finden Satanisten toll

Das offenbare Vorbild von Ralph Tegtmeier, sein "Vorgänger", hat sich selbst als "den bösesten Mann von der Welt" bezeichnet. Und es gibt viele Hinweise darauf, daß es keineswegs am Platze ist, das nur als ein heiteres "Kokettieren" mit dem Bösen zu verstehen, wie man es auf den ersten Blick vielleicht verstehen möchte. Das wird zumindest dann nicht möglich, wenn man einige weitere Einzelheiten aus dem Leben von Ralph Tegtmeier erfährt, das so deutlich in der Nachfolge von Aleister Crowley steht. In "Das schwarze Reich" wird ständig über ein "Reich des Bösen", über die "okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus" geredet. Im vorletzten Absatz etwa ist die Rede von dem Entgegenstellen gegen

"die stufenweisen Umerziehung zu einem Zombie der Neuen Weltordnung."

Einen solchen Satz liest man natürlich mit ganz anderen Augen, wenn man davon ausgeht, ausgehen muß, daß das Thema "Zombifizierung" auch sonst ein zentrales Lebensthema des Autors ist.

Aber so konkret wird es in dem Buch "Das schwarze Reich" niemals. Niemals erfährt man in diesem Buch anschaulich, nach welcher Art man sich all diesen "bösen Untergrund", diese "Zombifizierung" nun eigentlich konkret vorzustellen hat. Handfeste Darstellungen des Satanismus, der in den Ritualen völkischer Okkultlogen der 1920er Jahre praktiziert worden sein könnte ("Dämonisierung", "Zombifizierung" nach Art heutiger Horrorfilme) und der das Morden der Nazis noch in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen könnte - zumal wenn man weiß, daß etwa auch ein Werner Best, der bis 1989 in Deutschland niemals verurteilte und auffällig unbekannt gebliebene dritte Mann hinter Himmler und Heydrich, völkischen Okkultlogen angehört, zumindest sehr nahegestanden hat (s. Herbert/Werner Best).

Ein Bestseller also ist das Buch "Das schwarze Reich" in jedem Fall geworden. Wie ernst meint es sein Autor eigentlich darin mit der Ablehnung all der Verbrechen, die darin geschildert werden? Ist vielleicht auch das nur ein "Kokettieren" mit dem Bösen? Dieses Buch hat in den letzten 15 Jahren mindestens drei Auflagen im Heyne-Verlag, drei Auflagen im Hamburger Nikol-Verlag und eine Auflage im Ullstein-Verlag erfahren. Das sind alles keine unbedeutenden, randständigen, wenig beachteten Verlage. Hat sich denn keiner dieser Verlage einmal angeschaut, wer eigentlich hinter dem Pseudonym E. R. Carmin steckt? Das darf doch eigentlich gar nicht sein.

"Das schwarze Reich" war erstmals 1994 bei "Edition Magus" im damaligen Verlag Ralph Tegtmeier in Bad Münstereifel erschienen. (Bad Münstereifel liegt in Luftlinie 35 Kilometer südwestlich von Bonn.) In diesem Verlag hat Ralph Tegtmeier viele seiner eigenen Bücher unter den Pseudonymen "Frater V.D." und "Viktor Sobeck" veröffentlicht (s. Wiki, Wikip. engl). Zwar gibt es nirgends eine Bestätigung, daß hinter dem offenbaren Pseudonym E. R. Carmin ebenfalls Ralph Tegtmeier selbst steht. Es spricht aber, wie sich schon angedeutet und wie wir noch weiter sehen werden, viel zu viel dafür und eigentlich nichts dagegen, daß Ralph Tegtmeier selbst der Autor dieses Buches ist. So daß wir in dem vorliegenden Beitrag - zumindesten als Arbeitshypothese - davon ausgehen, daß auch dieses Buch von Ralph Tegtmeier selbst verfaßt worden ist.

(Ergänzung 1.6.14): 1995 brachte Ralph Tegtmeier im DuMont-Verlag (darunter geht's ja wohl nicht!) sein 250-Seiten Buch heraus "Magie und Sternenzauber - Okkultismus im Abendland". Darin gibt er dem ein Jahr zuvor in seinem eigenen Verlag erschienen Buch "Das schwarze Reich" auf mehrere Seiten die aller beste Rezension: "Niemand hat es bisher so treffend zusammen gefaßt wie E. R. Carmin ..." (15, S. 65), "Es ist Carmin zwar durchaus darin zuzustimmen, daß man den Einfluß des ONT auf die NS-Größen nicht überschätzen sollte ..." (15, S. 190), "Wie Carmin es treffend formuliert ..." (15, S. 209) und (15, S. 215):

Das jüngst erschienene bahnbrechende Werk des NS-Forschers E. R. Carmin,  Das schwarze Reich,  in dem der Autor nach jahrzehntelangen Recherchen nicht nur eine aktualisierte Fassung seines 1985 erschienenen Buchs  "Guru Hitler" integriert hat, sondern den ganzen Themenkomplex in einen sehr viel umfassenderen Gesamtzusammenhang stellt und seine Thesen mit einer alle bisherigen Untersuchungen in den Schatten stellenden Materialsammlung untermauert. Hier allein wird das Thema übrigens auch bis in die jüngste Vergangenheit weiterverfolgt.

(Ergänzungsende) 

Gehört(e) die Berliner RAF-Terroristin Verena Becker - ebenso wie Berliner Staatsanwälte  - einer satanistischen Okkultloge an?

In "Das schwarze Reich" wird sehr viel über die Tätigkeit von Geheimdiensten in West und Ost berichtet. Erst nach längerer Recherche erfährt man, daß unter dem Autorennamen E. R. Carmin 1979 und 1981 zwei Geheimdienst-(Tatsachen-)Romane erschienen sind (1, 2). In einer Amazon-Kundenrezension zu dem Roman "Fünf Minuten vor Orwell" von E. R. Carmin heißt es:

E.R. Carmin (...) spricht offen Zusammenhänge zwischen RAF und der BRD an. Wobei letztere erstere augenscheinlich des öfteren sehr gut zu benutzen wusste. 

Das ist ein sehr wesentlicher Hinweis. Schließlich ist das Nutzen der RAF durch die BRD erst in den letzten Jahren Thema einer derzeit rasch wachsenden Literaturgruppe geworden. Wenn E. R. Carmin unmittelbar nach dem "deutschen Herbst" von 1977 schon eine solche These aufstellen konnte, dann muß er doch über ziemlich gute "Insider"-Informationen verfügt haben. Stammen sie etwa von jenem Berliner Staatsanwalt, der Ralph Tegtmeier für die Okkultloge Fraternitas Saturnis rekrutiert hat, weil er sich mit "Menschenopfern" auskennen würde (s.u.)? - - - Was für Zusammenhänge deuten sich hier an!

Würde man sich beispielsweise die Verfassungsschutz-Mitarbeiterin und RAF-Terroristin Verena Becker in einer dritten Eigenschaft als Angehörige einer satanistischen Okkultloge denken, in deren Auftrag sie brutal mordete, "Menschenopfer" darbrachte, würde einem vielleicht manches an all dem "Ungreimten", was man bislang über sie erfahren hatte, "stimmiger" werden (-?). Vielleicht deutet in diese Richtung auch ihre spätere Ausbildung zur Heilpraktikerin? - Weiter heißt es nun in der genannten Kundenrezension:

Weitere Stichworte des Inhalts: Nuklearkrieg, Rockefeller, NATO, Spionage, BND, CIA, USA und Russland. Dieser Roman verdient, dank des aussergewöhnlich gut informierten Autors, wie kein anderer das Prädikat "Tatsachen"- Roman. Alle Fakten dieses Romans sind durch verstreute Andeutungen in der Weltpresse bekannt. (...) Er (...) erzählt die Geschichte eines politischen Wahnsinns (...). Es ist eine Geschichte, die uns in Atem hält, Gänsehaut verursacht, aufrüttelt, weil ihr deutscher Autor mehr sieht und hört, als die meisten von uns. Er weiß, wovon er spricht. Er beweist: Es ist fünf Minuten vor Orwell! Vor allem verwunderte mich die Sachkenntnis des Autors und die damit verbundenen Aha-Momente. Ich jedenfalls habe das Buch verschlungen und in einer Woche komplett durchgelesen.

Die RAF und die "Zombifizierung" der Politik

Ein anderer Rezensent schreibt von einem ...

faden, uninteressanten Agententhriller im Stil der 70er Jahre, der einen Einblick in das mörderische Geheimdienstgeschäft geben will.

Zu dem 1981 erschienen Roman "Black out" (zu Deutsch also: "Ausraster") wird auf einem seltenen  Ebay-Angebot desselben offenbar der Klappentext zitiert: 

"Dieses Buch war bereits geschrieben, als es von der Wirklichkeit, dem Krieg Iran/Irak fast eingeholt wurde. Gleichgültig, was da geschah oder geschehen wird, der Zwischenfall an der Strasse von Hormuz wird passieren, so oder so. Denn sie brauchen ihn..."  "Ein internationaler Konflikt als Folge kontrollierter Wettermodifizierung kann zur Realität werden..." (CIA, Büro für politische Forschung)  "Fast hellseherisch schildert dieser Roman unsere wahrscheinliche Zukunft. Er zeigt, auf was wir uns einrichten, wogegen wir uns wehren müssen."

1985 erschien dann von E. R. Carmin das Buch "Guru Hitler - Die Geburt des Nationalsozialismus aus dem Geiste von Mystik und Magie" (3), dessen Inhalte vollständig in das Buch "Das schwarze Reich" aufgingen, (wenn die diesbezüglichen Leserrezensionen richtig sind). 1989 erschien dann unter dem Namen Ralph Tegtmeier "Aleister Crowley - Die tausend Masken des Meisters". Man darf annehmen, daß mit diesen Buchtiteln die wesentlichsten, vornehmlich zeithistorischen (nicht okkult-theoretischen) Vorarbeiten von Ralph Tegtmeier zu dem Buch "Das schwarze Reich" von 1994 genannt sind.

Beschäftigt man sich aber nun mit dem, was man über Ralph Tegtmeier - schon bei nicht sehr systematischer Suche - im Netz finden kann, dann scheint man es hier - abgesehen von diesen sehr wissenschaftsnahen Veröffentlichungen - mit einer sehr vielschichtigen Persönlichkeit zu tun zu haben, die auch in vielschichtigen institutionellen Rahmen zu agieren scheint.

Horrorszenarien in der satanistischen Okkultloge "Fraternitas Saturnis"

Ralph Tegtmeier wurde 1952 in Ägypten geboren und ist in Indien aufgewachsen. Er hat Sprachen und Literatur in Bonn studiert. Einen sehr direkten Blick auf die Persönlichkeit von Ralph Tegtmeier (oft mit der Abkürzung "VD" benannt)  und in die geistige Welt, in der er sich bewegt, kann man zum Beispiel werfen, wenn man eine Forum-Seite wie Magie-com.de aufsucht. Dazu muß man aber vorher durchatmen.

Denn man gerät hier in eine ganz "eigene" Welt, in der man sich über seelische und körperliche Gewalt, über "Zombies" und über "Zombiefizieren" (also über "Dämonen" und über "Dämonisieren"), ja, über "Menschenopfer", unterhält, als seien dies die Normalsten Dinge auf der Welt. Man fühlt sich an den "Kannibalen von Rotenburg" erinnert, dessen Tat, wie man auf Wikipedia erfährt, vielfältige "künstlerische Verarbeitung" inzwischen erfahren hat. Zumal in der Horrorfilm-Szene, die offenbar auch Ralph Tegtmeier sehr vertraut ist, wie wir sehen werden. - In was für eine Welt gerät man hier!

Sehr oft ist, wenn von Ralph Tegtmeier die Rede ist, von der "Fraternitas Saturni" die Rede (abgekürzt "FS"), die nach dem schon erwähnten "Ordo Templi Orientis" (O.T.O.) als die zweitälteste magisch arbeitende Loge in Deutschland gilt, und in der Ralph Tegtmeier offenbar - zumindest zeitweise - eine führende Rolle eingenommen hat. Offenbar müßte man sehr intensiv weiterrecherchieren, bevor man über diese Okkultloge und ihr Umfeld kritische Stellungnahmen im Netz findet. Auf Wikipedia ist dazu derzeit nichts genannt. Was zunächst einmal sehr verwundert, wenn man, wie es hier gleich geschehen wird, auf dem genannten Magie-Forum weiterliest.

Ein Berliner Staatsanwalt sucht den "richtigen Satanisten" Ralph Tegtmeier - für nichts geringeres als: Menschenopfer 

Man fragt sich nämlich bei den dort ausgetauschten Inhalten: Weiß denn die Sektenbeauftragte der Bundesregierung, weiß denn die Bundesanwaltschaft von den dortigen Vorgängen? Aber dann wird ganz selbstverständlich wie so nebenbei erwähnt, daß ein "Großmeister" dieser Loge zugleich Berliner Staatsanwalt ist. Das könnte eine Tatsache von weitreichenden Implikationen sein. Offenbar haben die Logenmitglieder alle noch angenommene "magische" Namen. Jedenfalls sagt da ein sich selbst "Magier" nennender "Cassiel" über Ralph Tegtmeier etwas schnoddrig (Hervorhebungen nicht im Original):

Ich habe ihn ein paar mal getroffen und muss das nicht wieder erleben. Er hat lange Haare und ist ultra fett. Sieht aus wie ein Berber. Zudem läuft er mit Ledermützen und Riesen-Sonnenbrillen rum.

Ich weiß nicht, woher du die Informationen über seine Studienzeit her hast, aber studiert hat er jedenfalls Physik. Nach dieser Zeit hatte er eine Buchhandlung und war Mitglied im Bonner Arbeitskreis für Experimentalmagie.

Woraufhin ihn dann der damalige Großmeister, der berüchtigte Schwarzmagier Hamupe (heute Janus) und Berliner Staatsanwalt Hartmut B. in die Fraternitas Saturni holte. Für die Loge sollte er sich als nützlich erweisen, weil er Kontakte zu "richtigen" Satanisten hatte und diese mit der Loge bekannt machte. Mit "richtigen" Satanisten meine ich solche, die Menschen opfern. Ganz so weit ist es mit der FS ja (noch) nicht gekommen... Oder ich weiß nur noch nichts davon.

Das steht da. Und keine Staatsanwaltschaft, keine ministeriellen Arbeitsgruppen, keine Sektenbeauftragte, kein Journalist gehen diesen Aussagen nach? Staatsanwalt Hartmut B. ist - wie man an anderer Stelle im Netz erfährt (Okkult.info, 3.10.2010) - ein Hartmut Benz. Hier haben wir einen Satz gelöscht.

Anstelle des gelöschten Satzes (27.2.11): Es wäre sehr wünschenswert, wenn möglichst viele Blogger, Journalisten, Sektenbeauftragte, die Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft den im Internet auf diversen Foren schon seit vielen Monaten veröffentlichten Behauptungen von Straftaten innerhalb der Fraternitas Saturnis auf den Grund gehen würden. / Einschub vom 21.9.2012: Erst über den inzwischen deutlich erweiterten Wikipedia-Artikel zur Fraternitas Saturni werden wir auf ein Themenheft des Magazins "AHA" zu dieser Loge aufmerksam (01/2010, pdf), das offenbar bis heute von der Fraternitas Saturni presserechtlich nicht angegangen worden ist, und das deshalb also offenbar "zitierbar" ist. Ggfs. wird dieses Themenheft noch einmal hier auf dem Blog ausgewertet werden. / Und das gleiche wäre wünschenswert gegenüber den Behauptungen rituellen Mißbrauchs in und um Berlin in dem Buch "Anklage unerwünscht" von Jürgen Roth und Koautoren. Wir haben heute Zuschriften von Loge Fraternitas Saturnis erhalten, die uns wegen dieser unserer Zitate aus dem Internet, insbesondere wegen der Nennung eines im Internet leicht zu recherchierenden Personennamens Verleumdung und einen Verstoß gegen das Mediengesetz vorwerfen. Deshalb hier die Streichung, bzw. die Löschung des zuvor hier angegebenen Personennamens und von etwaig begangenen Straftaten. Wir stellen allerdings fest, daß wir hier nie behauptet haben, dieses oder jenes würde in der Fraternitas Saturnis geschehen. Wir sprachen von "etwaigen" strafwürdigen Geschehnissen. Wir haben nur berichtet, was im Internet über Vorgänge in der Fraternitas Saturni zum Teil sehr detailliert und konkret geäußert wird von Menschen, die offenbar sehr dicht am Geschehen dran waren.  

Gehirnwäsche: Ritual-Teilnahme führt zu Psychiatrie-Aufenthalten

Es bleibt einem der Atem stehen. Zumal wenn man dann weiter so vieles andere liest über diese "Fraternitas Saturni". Was treibt denn da ein Berliner Staatsanwalt Hartmut B. als Großmeister? Nur um hier vergleichsweise wenige Anschauungsbeispiele zu bringen:

Neu Aufgenommene fallen in der Regel bei ihren ersten Ritualen, an denen sie teilnehmen, in Ohnmacht oder bekommen Kreislaufschwierigkeiten und unerklärbare Angstzustände. Wenn man dann VD oder die anderen FS Protagonisten gefragt hat, woher das kommt, meinten die nur "Super. Du machst ja riesen Fortschritte. Dein Körper muss sich nur erst dran gewöhnen".

- Das sind doch eindeutig Verhältnisse wie in einer "Psychosekte". Da muß man doch gar nicht weiterlesen, um zu diesem Schluß zu kommen. Aber man erfährt noch manches mehr. Da wird dann etwa über Tegtmeier geäußert:

In den 80'er Jahren war er ja schon mal in einen Skandal verwickelt, wo er angeblich eine magische Technik entwickelt hatte, die Kugel beim Roulette-Spielen zu beeinflussen, bzw. die Zahl vorherzusagen. Zahlreiche Freunde und Bekannte, die ihm vertraut haben, sind dadurch arm geworden :-).

Als Vorbereitung auf okkulte Rituale Horrorfilme angesehen ... und Psychosen bekommen

... Und das Spielkasino, mit dem Tegtmeier vielleicht auf gutem Fuße stand, reich? Dazu paßt dann, daß im Buchhandel mehrere Bücher von Ralph Tegtmeier über die "Magie", also die Anziehungskraft des Geldes und  des Wohlstandes im Umlauf sind, sowie über die "Magie", die Anziehungskraft der Spielcasinos. Gewiß hat Tegtmeier hier recht "verschmitzt"-boshaft gegenüber seinen Freunden gehandelt. Sein Vorbild Crowley könnte ihn im Geiste auf die Schulter klopfen. Oder über einen Besucher von Tegtmeiers "Eismagie"-Seminaren in Belgien ist zu lesen:

Als ich ihn das letzte mal sah, hatte er schon deutliche Anzeichen einer Psychose, erzählte mir von seinem Gefühl, daß andere Menschen ihm wohl ablehnend begegnen würden, und daß VD meinte, das wäre ein deutliches Zeichen für Erfolg.

Ein anderer:

Ergänzend kann ich nur anmerken, daß die "Sprachführung" in der Eismagie eine subtile Form von Gehirnwäsche ist.

In Tegtmeiers Schülern werden Dämonen "installiert", / drei Worte gelöscht /

Und von einem ehemaligen Freund von Ralph Tegtmeier:

DeLaney hat damals mit VD zusammen magische Experimente gemacht. Als Vorbereitung haben die beiden sich vor den Ritualen diverse Horrorfilme angesehen. Das Resultat war, daß DeLaney nach einigen Experimenten die Zusammenarbeit aufkündigte und für mehrere Monate ins LKH ging, um sich mit professioneller Hilfe den Verstand wieder reparieren zu lassen. Er war danach nie wieder derselbe fröhliche Mensch wie vorher.

Gehen denn Sektenbeauftragte solchen Dingen nicht nach? Geben denn die behandelnden Psychiater solche Dinge nicht sofort an die Staatsanwaltschaft weiter? Und solche Menschen finden als Autoren angesehene Verlagshäuser, die ihre Bücher veröffentlichen?

VD und die FS arbeiten mit Darth, der umgekehrten Seite des Lebensbaumes. Je länger man mit denen arbeitet, umso weniger wird man ein "Bewohner dieser Welt". Auch werden den Schülern sogenannte "Installationen" eingesetzt, das sind Dämonenartige Beeinflussungen die in den Chakren der Schüler verankert werden, um sie praktisch "fernsteuern" zu können oder wie VD sagen würde (zu) "zombifizieren".
Und:
Es wundert mich nicht, wenn man da verrückt wird. Es haben sehr viele Bekannte von mir psychische Probleme bekommen und die mussten dann Monate lang in der geschlossenen Psychiatrie verbringen. Aber gerade diese Leute waren dann von der Logenleitung total hoch angesehen. Da hieß es dann immer "ja also dem Leon, dem geht es ja sowas von gut". (...) Naja, das sind halt die Vorbilder in der FS.

Psychiatrie-Anfällige hoch angesehen bei der Logenleitung

Ist denn so etwas möglich? In der Bundesrepublik Deutschland im 21. Jahrhundert? Oder:

In der FS weiß jedes Mitglied von / zwei Worte gelöscht /, die wissen auch alle, daß sie zombifiziert werden, aber die Gier danach, mal jemand besonderes werden zu können, lässt sie alle in dem Höllenloch verbleiben.

Oder:

Über seine Bücher zur klassischen Magie lacht sich VD ja selber kaputt und hält die für den letzten Scheiß, den er nur schreibt um Geld zu verdienen.

Hier hat man es: "Die tausend Masken des Meisters". Das könnte heißen, daß auch das Buch "Das schwarze Reich" auf einer gedanklichen Ebene geschrieben ist, die geradezu nach außen sich als die Gegenteilige als die eigentliche gedankliche Ebene des Autors sich präsentiert: Zombifizierung wird eigentlich gerade nicht abgelehnt. Man muß sich "Zombifizieren" lassen, um etwas "besonderes" zu werden. Offenbar etwas so besonderes wie Ralph Tegtmeier.

Ralph Tegtmeier, geboren 1952

Der Satanist Ralph Tegtmeier

Ralph Tegtmeier wurde 1952 in Ägypten geboren und ist in Indien aufgewachsen. Das Hauptthema des Buches "Das schwarze Reich" ist es ebenfalls, die geistigen Wurzeln des Nationalsozialismus und vieler Facetten der Geheimpolitik des 20. Jahrhunderts im "östlichen" Raum zwischen Ägypten und Tibet zu suchen. In diesem Raum haben sich auch fast alle Hauptprotagonisten des Buches "Das schwarze Reich" selbst bewegt. So die Okkultgläubigen und -lehrer, sowie oftmals zugleich Geheimdienst-Agenten: H.P. Blavatsky, Aleister Crowley, die deutschen Gründer des "Ordo Templi Orientis", der Rudolf Heß-Freund Karl Haushofer, G. I. Gurdjieff, Thule-Gesellschaft-Gründer von Sebottendorf, Trebitsch-Lincoln und Rudolf Heß selbst, der ebenfalls in Ägypten geboren worden war.

Ralph Tegtmeiter hat lange Jahre als Übersetzer, insbesondere von "Fantasy"-Romanen und auch von Yoga-Büchern gearbeitet. Letzteres sicherlich als Vorbereitung für seine eigenen Bücher über "Sexualmagie". In den übersetzten Fantasy-Romanen wird sich Ralph Tegtmeier ebenso wie in den schon genannten Horrorfilmen Anregungen geholt haben für die psychische Bearbeitung seiner selbst, bzw. seiner Schüler. Amazon spuckt übersetzte Buchtitel aus, in denen sehr oft der Begriff "Dämon" auftaucht wie: "Sternenstraße zum Ruhm", "Held der Vergangenheit", "Ich muß dich töten, Bruder", "Der dunkle Prinz", "Drachen-Mädchen", "Ein Dämon auf Achse", "Ein Dämon dreht durch", "Ein Dämon wollte Hochzeit machen", "Das Chaos-Casino", "Ein Dämon für alle Fälle", "Zauber-Suche", "Dämonen-Tanz", "Ein Dämon macht noch keinen Sommer", "Chamäleon-Zauber", "Die unterirdische Galerie", "Der Marsmagier", "Zauber-Schloß", "Nacht-Mähre", "Das Erbe der Lunarier", "Der Lebenslord", "Ein Dämon mit beschränkter Haftung", "Invasion der Sverd".

Im Umfeld der Leser solcher Fantasy-Romane wird Ralph Tegtmeier unter anderem seine Schüler besonders leicht rekrutieren können. Außerdem hat er Bücher übersetzt wie "Tao Yoga der Liebe" , "Spirituelle Magie", Vorarbeiten zu eigenen Büchern, die außerdem handeln von Runen, Astrologie, Kartenlesen (Tarot), Meditieren. Also über fast allen Quark, den es auf diesem Gebiet so gibt.

Ralph Tegtmeier - "einer der 13 bedeutendsten lebenden Magier"

Ralph Tegtmeier gilt als ein führender deutscher Okkultist und wird von manchen zu den 13 bedeutensten lebenden Magiern gezählt. Ralph Tegtmeier hat 1989 auch eine Biographie über den gerade schon erwähnten Magier und Okkultisten Aleister Crowley herausgebracht, der in dem Buch "Das schwarze Reich" eine große Rolle spielt, und in dessen Tradition sich wohl Tegtmeier selbst in vielerlei Hinsicht sieht, selbst wenn er in "Das schwarze Reich" über Crowley - wie über alle anderen darin behandelten Okkultisten - immer in leicht abwertendem Ton spricht, dieser Ton ist offenbar eine seiner "tausend Masken". Crowley gilt als Gründer der freimaurerähnlichen Vereinigung "Ordo Templi Orientis", die ebenfalls in "Das schwarze Reich" eine große Rolle spielt und Ralph Tegtmeier selbst hat 1995 die "Ordo Templi Orientis Foundation" gegründet.

Ein weiterer Blick auf das Leben und die geistige Welt von Ralph Tegtmeier ergibt sich möglicherweise, wenn man sich mit der Koautorin von E. R. Carmin, Margret Arminger, befaßt (4, 10 - 14). Margret Arminger (s.a. abebooks) studierte, so heißt es auf Amazon, Publizistik, danach arbeitete sie als Journalistin für Psychologie und Religionen, seit 1984 als freie Schriftstellerin und Wissenschaftsjournalistin in Österreich und Spanien. Sie hat sich laut ihrer Buchtitel beschäftigt mit von Müttern vernachlässigten Kindern (10), überhaupt mit dem unterdrückten Kind in uns (12), sodann mit Maria Magdalena als Magierin und Geliebte von Jesus (13). Das ist ein Thema, das auch in "Das schwarze Reich" anklingt, nämlich ganz andere Jesus-Überlieferungen, die sich jenseits der katholischen Kirche durch die Geschichte ziehen würden. In einer Amazon-Kundenrezension heißt es:

So wird zum Beispiel auch der chronologische Bogen über Albigenser, Templer, den Islam etc. bis in unsere Zeit der Frauenbewegungen gespannt. Man kann der Autorin daher gewisse "Sprünge" in Zeit und Raum nicht übel nehmen.

"Überall ist Gott, überall ist der Dämon", auch was die Koautorin Margret Arminger betrifft

Fast genau dasselbe könnte zu "Das schwarze Reich" gesagt werden, insbesondere zum zweiten Drittel des Buches. Ein mit Ralph Tegtmeier geteiltes Interesse, nämlich "Sexualmagie", könnte sich auch in dem Inhalt von "Der sexte Sinn" wiederspiegeln (14), der auf Amazon folgendermaßen wiedergegeben wird:

Den Körper mit erotischer Energie zu durchfluten, erotische Energie in alle Handlungen und Beziehungen, ja sogar in das Denken einfließen zu lassen, ist Ziel diese Übungsbuches. (...) Dabei zieht Margret Arminger einen roten Faden von den ekstatischen Erfahrungen in den antiken Mysterien bis hin zu den Troubadours des Mittelalters, dem Tantrismus, sexualmagischen Praktiken und moderner Bewusstseinspsychologie. Der klare Aufbau des Buches entspricht den "sieben Gesetzen des Eros", lyrischen Versen babylonischer Herkunft, die hier eine moderne, praxisnahe Deutung erfahren. 

Das paßt unter anderem gut zu dem abgekürzten Pseudonym von Ralph Tegtmeier "Frater V. D." oder "Frater U. D." für "ubisque Deus, ubisque Daemon", das heißt: "Überall ist Gott, überall ist der Dämon." Das könnte nach der okkulten Deutung, die in diesen Kreisen kursieren, wohl sicherlich auch gelten für die Beziehung zwischen Maria Magdalena und Jesus Christus, sowie für die Beziehung zwischen Margret Arminger und Ralph Tegtmeier, sowie für alle Inhalte des Buches "Das schwarze Reich".

/ ... "To be continued." *) /

nächster Beitrag dieser Reihe: ---> Ritualmorde an Kindern - heute? - In Deutschland? - ???!!!!!

*) Dan Brown "Sakrileg" (2003)
Noch nicht behandelt sind in diesem Beitrag zum Beispiel die auffälligen Zusammenhänge zwischen dem zweiten Drittel des Buches "Das schwarze Reich" ("Im Zeichen des Pentagramms") und dem unglaublich aufsehenerregenden Erfolg des Romans von Dan Brown "The Da Vinci Code" von 2003, bzw. auf Deutsch "Sakrileg" von 2004, sowie seiner zügigen Verfilmung von 2006, sowie der vielen bislang schon im Netz verfügbaren Film-Dokumentationen, die nach dem historischen Echtheitswert der in "Sakrileg" behandelten Inhalte - ebenso wie "Das schwarze Reich" - so ausführlich und umständlich-verzückt fragen. (Dabei handelt es sich doch vielfach schlicht um Humbug.) Der große Erfolg von "Sakrileg" und das Diskutieren seiner Inhalte scheint von einflußreiche Kreisen gewollt und gefördert worden zu sein. Hier wäre dann unter anderem zu fragen, welche Absichten damit verbunden gewesen sein könnten.

**) Ergänzung vom 29.1.2018 - mit Dank für die diesbezügliche Zuschrift von Dr. Reinhard Markner (Universität Innsbruck) im Dezember 2017: Einen so schlechten Riecher scheint der Bloginhaber im Januar 2011 nicht gehabt zu haben. Heute steht es sogar auf Wikipedia, daß Hermann Rauschning (1887-1982) (Wiki) 1924 Mitglied der deutschen Freimaurerloge zu Posen geworden ist.

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  1. Carmin, E.R.: Fünf Minuten vor Orwell. (Roman) 1979, 1984 (463 Seiten) (erwähnt etwa hier)
  2. Carmin, E.R.: Black out oder Der Sommer, bevor das Licht verlöscht. Schweizer Verlagshaus, Zürich 1981 (384 Seiten) (ebay)
  3. Carmin, E.R.: Guru Hitler - Die Geburt des Nationalsozialismus aus dem Geiste von Mystik und Magie. Schweizer Verlagshaus, Zürich 1985, 280 Seiten (als TB, Schweizer Verlagshaus, Zürich 1992)
  4. Carmin, E.R.; Arminger, Margret: Das Buch vom Augenblick. Lebe hier und jetzt - oder Du lebst nie! Oesch-Verlag, Zürich 1989, 288 Seiten
  5. Carmin, E.R.: Das schwarze Reich. Okkultismus und Politik im 20. Jahrhundert. Edition Magus, Bad Münstereifel 1994, 518 Seiten
  6. Carmin, E.R.: Das schwarze Reich. Geheimgesellschaften und Politik im 20. Jahrhundert. Wilhelm Heyne Verlag (TB), München 1997, (3. Aufl.) 1998
  7. Carmin, E.R.: Das schwarze Reich: Templerorden. Thule-Gesellschaften. Das Dritte Reich. CIA. Nikol Verlag 2002, 2005, aktualisierte und erweiterte Ausgabe 2010
  8. Carmin, E.R.: Das schwarze Reich. Geheimgesellschaften und Politik. Ullstein TB, 2006
  9. Tegtmeier, Ralph: Aleister Crowley. Die tausend Masken des Meisters. München 1989;  Droemer Knaur 1991 (248 Seiten); 3. vermehrte und aktualisierte Ausgabe Bad Münstereifel 1992
  10. Arminger, Margret: Und plötzlich war ich nicht mehr Dein Kind., Briefe einer Tochter an ihre Mutter. Schönberger Verlag, München 1986; Schweizer Verlagshaus AG, Zürich 1989; Heyne (TB), München 1992, 1994, 1995 (237 Seiten)
  11. Arminger, Margret: Die Zeitmörder. Roman. Verl. der Österr. Staatsdruckerei, Wien 1992 (221 Seiten)
  12. Arminger, Margret: Das innere Kind. Schlüsselerlebnisse, die uns befreien. Ariston-Verlag 1993; Heyne Verlag 1997, 1998 (251 Seiten)
  13. Arminger, Margret E.: Die verratene Päpstin. Maria Magdalena, Freundin und Geliebte Jesu, Magierin der Zeitenwende. List, München 1997; Econ TB 1999 (367 Seiten) (Amaz.)
  14. Arminger, Margret E.: Der sexte Sinn. Die Kunst, Erotik und Lebenslust zu wecken. Bauer Verlag, Freiburg 2001. 2002.
  15. Tegtmeier, Ralph: Magie und Sternenzauber. Okkultismus im Abendland. DuMont, Köln 1995 (250 S.)

Freitag, 21. Januar 2011

Infokrieger - und diskreditierende, unwissenschaftliche Themen

Es ist allzu deutlich, daß unter Infokriegern eine Fülle von unwissenschaftlichen Humbug-Themen herumgereicht werden, um die ernsthaften Themen der Infokrieger zu diskreditieren und ins Lächerliche zu ziehen. Um so interessanter, daß die Leserschaft mehr an den ernsthaften Themen interessiert zu sein scheint wie "911" und "Geheimgesellschaften", weniger an Themen wie "neuer Medizin" (die zumeist einfach nur Quark ist) oder dem "Mayakalender" (- was für ein Quark). Das geht aus einer Umfrage des Netzprotals Nuoviso hervor (Stand von heute): 
Welchen Themen soll sich NuoViso 2011 widmen?

Bienensterben
  96 (28%)
Mayakalender
  124 (37%)
10 Jahre 911
  136 (40%)
neue Medizin
  126 (37%)
Geheimgesellschaften
  145 (43%)

Stimmen bisher: 333
Verbleibende Tage bis zum Ende der Abstimmung: 68
Freilich ist der Abstand zu den Humbug-Themen nicht gerade groß ...

Freitag, 14. Januar 2011

Warum hat es nie einen großen Gestapo-Prozeß gegeben?

Regie bei der Vergangsheitsbewältigung nach 1945

Seit 1945 hat es unzählige NS-Prozesse gegeben.  Selbst ukrainische Hilfswillige der SS, die als Wachpersonal eingesetzt worden sind - wie etwa Iwan Demjanjuk - sind immer wieder angeklagt worden. Also Menschen, die an der untersten Stelle der Befehlskette standen, die von dem "Führer" Adolf Hitler ausging.

Es seien hier nur einmal die bekanntesten, öffentlichkeitswirksamsten NS-Prozesse aufgezählt. Neben dem Nürnberger Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher von 1946 hat es zwischen 1946 und 1949  zwölf Nürnberger Folgeprozesse gegeben.

(Den Ärzte-Prozess, den Milch-Prozess, den Juristenprozess, den Prozess Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt der SS, den Flick-Prozess, den I.G.-Farben-Prozess, den Prozess Generäle in Südosteuropa (Geisel-Prozess), den Prozess Rasse- und Siedlungshauptamt der SS, den Einsatzgruppen-Prozess, den Krupp-Prozess, den Wilhelmstraßen-Prozess (Auswärtiges Amt und andere Ministerien), den Prozess Oberkommando der Wehrmacht.)

Es gab mindestens ebenso viele große Konzentrationslager-Prozesse. Es gab den Bergen-Belsen-Prozeß (1945), die Dachauer Prozesse (1945 - 1948), es gab viele weitere ähnliche Prozesse wie den Treblinka-, Majdanek-, Stutthoff-, Sobibor-, Sachsenhausen-, Ravensbrück- und Belzec-Prozeß.  Und es gab natürlich die drei großen Frankfurter Auschwitz-Prozesse (1963 - 1968).

Dann gab es den Ulmer Einsatzgruppenprozeß (1958) und es gab den Eichmann-Prozeß in Jerusalem (1961).  

Und obwohl sowohl Adolf Eichmann im Reichssicherheitshauptamt arbeitete, also in der Gestapo-Zentrale in Berlin ("Topographie des Terrors"), das unter anderem auch die Tätigkeit der Einsatzgruppen organisierte, hat es einen großen Prozeß nie gegeben: Den Prozeß gegen die Gestapo, bzw. gegen das Reichssicherheitshauptamt (in dem die Gestapo mit der Reichskriminalpolizei und dem parteiinternen Sicherheitsdienst [SD] zusammengefaßt worden waren). Die Pläne zu einem Gestapo-Prozeß waren auffälligerweise schon in Nürnberg im Oktober 1946 fallengelassen worden (!). In Nürnberg hatte es sogar noch die auffällige Entscheidungen gegeben, nach der zwar die Gestapo - wie das Korps der Politischen Leiter der NSDAP, der SD und die SS - als "verbrecherischen Organisation" eingestuft worden war - aber (Wiki.):
Bei der Gestapo und dem Sicherheitsdienst waren Mitglieder, die mit reinen Büroarbeiten, Pförtnerdiensten und dergleichen beschäftigt waren, vom Urteil ausgenommen.
Dazu muß man sich klarmachen: Auch etwa ein Adolf Eichmann war mit "reinen Büroarbeiten" beschäftigt ... Ein Prozeß gegen führende Mitarbeiter des Reichssicherheitshauptamtes, im Wesentlichen eben alles "nur" "Schreibtischtäter", darunter als bedeutendster der bist heute so auffällig unbekannt gebliebene Werner Best, der schon in Nürnberg nur als Zeuge, nicht als Angeklagter auftrat, wurde schließlich 1963 bis 1967 von 11 Staatsanwälten der Staatsanwaltschaft Berlin und 23 Polizisten in umfangreichsten Arbeiten vorbereitet (1, S. 409):
Im Jahre 1967 waren 18 Verfahren gegen rund 300 Beschuldigte anklagereif.
Aber schließlich wurde die Anklage gegen das Reichssicherheitshauptamt durch  einen Gesetzgebungstrick des Ministerialdirigenten Eduard Dreher unter Bundesjustizminister Gustav Heinemann verhindert. (Dreher war selbst belastet als sehr scharfer, nationalsozialistisch ausgerichteter Staatsanwalt während des Zweiten Weltkrieges, der wegen nichtiger Vergehen die Todesstrafe gefordert hatte.)

Jörg Friedrich "Die kalte Amnestie" (1984)

Der Historiker Jörg Friedrich schrieb schon 1984 ganz richtig zu der Eventualität eines öffentlichkeitswirksamen Prozesses gegen führende Beamte des Reichssicherheitshauptamtes (1, S. 409f) auf den letzten der 400 Seiten seines Buches, wobei man viele Sätze  zwei mal lesen muß, weil sie so viele Implikationen enthalten (Hervorhebungen nicht im Original):
Von den Schreibtischen des RSHA waren die Anweisungen ausgegangen und die Opfer den Tötungsfabriken zugeleitet worden. Die Befehlskette, formal von Hitler angeführt, gelangte auf der RSHA-Ebene in die operative Zone. Der Führerbefehl hieß "umbringen" und war nicht mehr als eine Parole. Die Handlungsstrategie entwirft die mittlere Ebene. Sie gestaltet mit vielerlei Spezialkönnen aus der Parole den Verwaltungsmassenmord. Sie stiftet die Technik, die Rechtsform, den bürokratischen Ablauf und die Koordination.
Auffälligerweise können diese Sätze auch schon bezogen werden auf die Tätigkeit der Gestapo von 1933 bis 1939 (Aufbau der Gestapo, Einrichtung der KZ, Abgrenzung und Rechtfertigung der Gestapo-Tätigkeit gegenüber kritischen Einwänden im Reichsjustizministerium und in anderen gesellschaftlichen Gruppen, Röhm-Morde, Sturz der kriegsunwilligen Generäle in der Blomberg-Fritsch-Krise, innenpolitische Abwürgung der vielfältigsten oppositionellen Gruppierungen und vieles andere mehr). Friedrich weiter:
Sie (die mittlere Ebene) forciert die Verhandlungen mit der Wehrmacht, mit dem Auswärtigen Amt, lenkt die Abzweigung von Industriesklaven, konzipiert die Tarnung und den Personalplan, der die Täter zu Marionetten und die Marionetten zur Tätergemeinschaft macht. Die Prozesse gegen das RSHA hätten die historische Begegnung der Beamtenseele mit dem Staatsverbrechen aufgedeckt. (...) Die (gemeint: angeblich) das Schlimmste verhindern wollten, wären seiner tagtäglichen Planung überführt worden. Der Koordinator, das Reichssicherheitshauptamt, hätte Komplizen und Nebenstellen mit hineingerissen. (...)
Man denke hier vor allem auch an das Auswärtige Amt, dessen ehemalige Mitarbeiter zu großen Zahlen im bundesdeutschen Außenministerium erneut Anstellung gefunden hatten (2). Friedrich weiter:
Die in zwanzig Jahren NS-Prozessen stabiliserte Achse: Hitler oben, Berserker unten, wäre auseinandergebrochen. So war letzten Endes die Anklage des Reichssicherheitshauptamtes das Kernstück der Verfolgung, so wie das Amt der Kern des Verbrechens war. Die Korrumpierung der Wehrmacht war der Erfolg des RSHA. (...) Auschwitz und die Einsatzgruppen waren RSHA-Geschöpfe. Die Lagerprozesse entbehren ohne einen großen Behördenprozeß jeden historischen Sinnes. Die Verurteilung des Lagerpersonals ist ohne die Verurteilung des Behördenpersonals ein falsches Alibi. Die öffentliche Anprangerung der schwachköpfigen Rohlinge entpuppt sich als Absetzbewegung der Intelligenztäter. Da keinem der Glaube zuzumuten ist, die Kretins hätten Europa judenrein gefegt, der Koch Franz und Barry, sein Hund, hätten mit Marschall Petin und Horthy verhandelt, Fischer-Schweder aus Memel hätte dem Oberkommando des Heeres die Einsatzgruppen in den Nacken gesetzt, Boger von der Boger-Schaukel das Transportnetz aufgestellt und der Treblinka-Fanatiker Suchomel die Ausrottungstechnologie ersonnen, bleibt nur noch eine andere Zumutung zu glauben übrig. Wenn dies die Verurteilten sind, muß denen, die das Entscheidende vollbracht haben, die Amnestie durch die Hintertür zugeschoben worden sein.
Das sollte man zehn mal wiederholen: "Die öffentliche Anprangerung der schwachköpfigen Rohlinge entpuppt sich als Absetzbewegung der Intelligenztäter." Und das Auffällige ist: Der ranghöchste in der Bundesrepublik Deutschland lebende Gestapo-Führer Werner Best ist nicht nur nie verurteilt worden, verschont worden. Nein, mit Jahrzehnte langer Unterstützung des Industriellen Hugo Stinnes jr., (Schwager der "rechten Hand" von Allen Dulles), sowie des vormaligen NSDAP-, nunmehrigen FDP-Spendensammlers Ernst Auerbach und unzähliger anderer Persönlichkeiten, insbesondere ehemalige Angehöriger der  Kriminalpolizei und des Auswärtigen Amtes, hat Werner Best sogar Jahrzehnte lang "wie die Spinne im Netz" aus dem Hintergrund heraus die juristische Verteidigung aller seiner vielen Gestapo-Kameraden vor Gericht von langer Hand aus dirigiert und gesteuert. Ebenso hat er die zeitgeschichtliche Aufarbeitung derselben durch Kontakte zu zahlreichen, ihm gegenüber auffallend kritiklosen Historikern gesteuert.

Allen Dulles und Bananenrepubliken weltweit ...

Sozusagen also die juristische und geschichtswissenschaftliche Abwicklung des Reichssicherheitshauptamtes durch den ranghöchsten überlebenden Gestapo-Führer selbst. (Auffallend übrigens Parallelen zur Abwicklung der Staatssicherheit der DDR durch ehemalige Stasi-Angehörige, -Generäle in der Gauck-Behörde selbst ... Natürlich rein zufällig diese Parallelität ...)

Ohne die stillschweigende Zustimmung, ja, Förderung des amerikanischen Geheimdienstes unter Allen Dulles werden alle diese Vorgänge also gewiß nicht möglich gewesen sein, wie das auch beim Aufbau des Bundeskriminalamtes (3) und des Bundesnachrichtendienstes deutlich wird. Es ist außerordentlich naheliegend, daß Allen Dulles nach der Art wie er als Chef des CIA nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreichen Staaten gegenüber gearbeitet hat (4), ebenso auch schon zuvor gegenüber Deutschland seit den späten 1920er Jahren gearbeitet hat - im Einvernehmen mit den Bankiers und Industriellen der Wallstreet, die er "nebenbei" vertrat. Der CIA ...
... kaufte Politiker und Journalisten, finanzierte Parteien, Gewerkschaften und kulturelle Organisationen, gab eigene Zeitungen heraus, unterhielt Rundfunksender, beeinflußte Wahlen und scheute auch nicht vor Putsch, militärischer Invasion und Mord an Staatsmännern zurück. (4)
Warum also sollen die Nationalsozialisten nicht von Allen Dulles gekaufte Leute gewesen sein wie die Diktatoren beliebiger "anderer" Bananenrepubliken auf der Welt? Zumal gerade die aus dem Hintergrund heraus agierende Gestapo, ohne die der Nationalsozialismus gar nicht möglich gewesen wäre, nach 1945 so auffallend deutlich in den Hintergrund der Strafverfolgung gezogen wurde.

Die bundesdeutschen Eliten durchsetzt von Gestapo-Vergangenheiten

Das Bundeskriminalamt war ja ebenfalls von dem schon 1943 - angeblich - in die Schweiz "geflüchteten" Gestapo-Agenten Paul Dickopf aufgebaut worden mit einer Fülle "alter Kameraden" aus dem Reichssicherheitshauptamt (3). Sie mußten alle ein starkes Interesse daran haben, daß ein großer Prozeß gegen das Reichssicherheitshauptamt nicht zustande käme. 

Leitende Stellen im "Spiegel" waren Jahre lang von ehemaligen Mitarbeitern des Reichssicherheitshauptamtes besetzt gewesen. Wie hätte da der "Spiegel" ein Interesse haben sollen,  lautstark auf das dringende Desiderat eines solchen Prozesses hinzuweisen? Von hierher wird auch erkennbar, warum das Buch "Kalte Amnestie" von Jörg Friedrich im Jahr 1984 (1) als eine solche "Heldentat" eines Außenseiters empfunden werden mußte. Niemand hatte zuvor so explizit auf diese Zusammenhänge hingewiesen, hinweisen wollen. Niemand wollte - selbst "unter Linken" - von diesen Dingen hören. Ja, mehr noch. Der "Spiegel"  - und gerne auch der niedersächsische Verfassungsschutz und gerne auch das Institut für Zeitgeschichte in München - setzten ihre Autoren und "Historiker" in ganz andere Richtung an. Nämlich sich die Geschichte der Gestapo von einem Mann wie Werner Best kritiklos deuten, bzw. verharmlosen zu lassen. Man vergleiche dazu die Bücher etwa der Spiegel-Autoren ("Historiker") Heinz Höhne oder Fritz Tobias (Verfassungsschutz Niedersachsen), auf die wir noch häufiger zurückkommen wollen hier auf dem Blog.

Unzählige Mitarbeiter des ehemaligen Auswärtigen Amtes waren im neuen Bundesaußenministerium tätig. Sie hatten alle, wie oben im Zitat schon angedeutet, dem Reichssicherheitshauptamt, etwa bei der Aussiedlung der europäischen Juden, zugearbeitet. Wie sollten sie ein Interesse haben an einem großen Prozeß gegen das Reichssicherheitshauptamt?

Wie es um diese Dinge im Bundesnachrichtendienst aussah, im Bundesamt für Verfassungsschutz, im Bundesinnenministerium und an unzähligen anderen Stellen des bundesdeutschen Staates, wird man angesichts solcher Tatbestände schon leicht schlußfolgern können.

Wäre Holocaust-Leugnung eher gehemmt oder gefördert worden durch einen großen Gestapo-Prozeß?

Durch nichts auch hätte man den Holocaust-Leugnern das Handwerk so überzeugend legen können, als durch die Durchführung eines solchen großen Prozesses. Bei Werner Best muß man offenbar vorläufig davon ausgehen, daß er bis 1989 niemals auf den Gedanken gekommen ist, den Holocaust zu leugnen (5). In seinem Fall wie in dem Fall vieler anderer Gestapo-Führer hätte das möglicherweise auch vergleichsweise wenig "genutzt", denn daß "im Osten" Judenerschießungen stattfanden, auch ganz unabhängig von der Anwendung von Gaskammern, war einem Werner Best ja nur allzu deutlich bekannt, weshalb er ja auch Eichmann bat, die nach Mauthausen transportierten dänischen Juden, die in der Weltöffentlichkeit viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten, nicht "in den Osten" abzuschieben. (Stattdessen wurden sie in einer Art "Potemkinschen Dorf "dem Internationalen Roten Kreuz vorgeführt.) (5)

Abb.: W. Best (1942) - der aalglatte Saubermann
Die Möglichkeit zu bestreiten, daß in Auschwitz und an anderen Orten Juden in Gaskammern ermordet worden sind, hätte also für seinesgleichen nur wenig Schuldentlastung bringen können. Von daher hatte Werner Best in den 1960er Jahren offenbar auch keine Probleme damit, den Begriff "Endlösung" (gemeint: "der Judenfrage") im Sinne des Vorhabens der Ausrottung der europäischen Juden zu verwenden. Dies geht aus Briefen hervor, die Werner Best im März und April 1967, als die Eröffnung des RSHA-Verfahrens drohend über allen Beteiligten hing, an zahlreiche ehemalige Gestapostellenleiter schrieb, und die folgendem Tenor folgten (zit. n. 5, S. 499):
Vor zehn Tagen wurde Bovensiepen geholt und nach Berlin gebracht - wegen Juden-Deportationen von 1942. In dieser Sache scheint es mir wichtig zu sein, daß möglichst viele ehemalige Stapoleiter bestätigen können, daß ihnen in jener Zeit nichts von der "Endlösung" bekannt war. Können Sie dies ggf. auch bestätigen?
Und an andere:
Es liegt im gemeinsamen Interesse, daß möglichst viele Zeugen, welche zur gleichen Zeit in gleicher Position die gleichen Maßnahmen durchgeführt haben, aussagen, daß ihnen von der "Endlösung" nichts bekannt war, und daß sie an die Konzentration der Juden in einem östlichen Reservat zum Zwecke späterer Umsiedlung glaubten.
Best erhielt sowohl bestätigende wie nicht bestätigende Antworten. So letztere insbesondere von  dem damaligen niederländischen Gestapoleiter Wilhelm Harster, der nach dem Krieg - klassischer Fall! - lange Jahre als Oberregierungsrat und CSU-Mitglied im bayerischen Innenministerium arbeitete und der gerade zu jener Zeit auch in seinem Prozeß öffentlich bereuend bekannte, von dem eigentlichen Ziel der Judenevakuierungen gewußt zu haben (s. Wikip.). Laut seinem Brief an Werner Best beruhte dieses Wissen allerdings nicht auf offiziellen Mitteilungen, sondern nur auf Indizienschlüssen, unter anderem auf Berichten feindlicher Rundfunksender und auf "durchgesickerten Nachrichten" (5, S. 499f).

Kontinuität korrupter Eliten nach 1945 - im Interesse des CIA

Umgekehrt hätte man natürlich auch - wenn denn die Informationen über den Holocaust im Osten bei allen angeklagten RSHA-Mitarbeitern selbst in so vertraulichen Briefwechseln so dürftig ausgesehen hätten wie die von Wilhelm Harster oder eben auch von Werner Best - befürchten können, der Holocaust-Leugnung mit der Durchführung eines solchen Prozesses Vorschub zu leisten. Denn wie hätte es sein können, daß selbst zahlreiche leitende Gestapobeamte von dem Ziel einer physischen Gesamtausrottung des jüdischen Volkes in Europa nichts gewußt hätten? Diese Frage muß an dieser Stelle zunächst offen bleiben. Die Frage also, ob ein großer Gestapo-Prozeß die Holocaust-Leugnung eher gehemmt oder gefördert hätte.

Daß ein großer Gestapo-Prozeß der Kontinuität von korrupten Eliten in Deutschland nicht förderlich gewesen wäre - allerdings "bewährte Leute" nach Ansicht eines Allen Dulles und Co. - wird als sicher gelten müssen.

(Die Ausführungen dieses Artikels sind ergänzt worden durch einen ausführlichen Artikel zur Schlüsselrolle der Biographie des Werner Best zur Erkenntnis von Grundmechanismen der deutschen Geschichte des 20. Jahrhhunderts [7].)

____________________________
  1. Friedrich, Jörg: Die kalte Amnestie. NS-Täter in der Bundesrepublik. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1988 (zuerst 1984)
  2. Conze, Eckart u.a.: Das Amt. 2010
  3. Schenk, Dieter: Die braunen Wurzeln des BKA. Durchgesehene Ausgabe. Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt am Main 2003
  4. Schäfer, Horst: Der Chef-Terrorist - Vor 40 Jahren starb CIA-Direktor Allen Dulles. Politonline.ch, 28.2.2009
  5. Herbert, Ulrich: Best. 1996 
  6. Markus Kompa: Die schmutzigen Tricks des Allen Dulles. Telepolis, 04.10.2007, Teil 1, 2, 3, 13.10.2007, Teil 4.
  7. Bading, Ingo: "Der Bruderschaftsgedanke wurde dem Individualismus entgegengestellt." Gestapo-General Werner Best - die bislang "gelungenste" Personifzierung der Okkultgeschichte Deutschlands während des 20. Jahrhunderts? Auf: Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt? 21. Mai 2011

Montag, 10. Januar 2011

"Das Amt und seine Vergangenheit"

Ein Blick in die Diskussionen im November und Dezember 2010

Abb. 1: Buchumschlag 
Als die Ex-Außenminister Joschka Fischer und Frank-Peter Steinmeier zusammen mit Außenminister Guido Westerwelle am 28. Oktober 2010 die Studie "Das Amt und seine Vergangenheit - Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik" der Öffentlichkeit vorstellten (s. Abb. 1)*), gab es bis vor Weihnachten letzten Jahres eine recht rege Auseinandersetzung über dieses Buch in den Medien  (vgl. etwa Spiegel, Themenrubrik). Diese hat sich offenbar im Januar in den Medien nicht mehr fortgesetzt. Im folgenden soll ein kleiner Überblick über wichtige erschienene Zeitungsartikel und Interviews in dieser Debatte gegeben werden. Der Historiker Eckhard Conze (Abb. 2), unter dessen Leitung diese Studie erschienen ist, sagt ganz richtig (Welt 30.10.10):
Das Auswärtige Amt ist das erste Bundesministerium – und nicht irgendeines – das sich entschlossen hat, seine NS-Vergangenheit, den Umgang mit dieser Vergangenheit nach 1945 und die Frage nach personeller Kontinuität durch unabhängige Wissenschaftler untersuchen zu lassen. Andere Ministerien und Bundesbehörden dürften folgen.
Und genau darin wird man die größte Brisanz dieser Debatte erblicken müssen: Es wurde hier nur die Spitze eines Eisberges aufgedeckt. Was erst werden wir sagen, wenn die gleiche Thematik - etwa - für die für Machtausübung immer so wichtigen Bundesministerien des Innern und der Justiz erscheinen werden und wenn man da ganz vergleichbare Verhältnisse wie im Auswärtigen Amt vorfinden wird?

Andere Ministerien und Bundesbehörden dürften folgen

Jedoch ist insbesondere jenen Kritikern dieser Studie zuzustimmen, die unterscheiden zwischen dem Teil, der der Zeit vor und jenem, der der Zeit nach 1945 gewidmet ist. Beide Teile bedürfen je ihrer eigenen Beurteilungsmaßstäbe. Und der - im Zusammenhang mit der Reichstagsbrandforschung  anrüchig gewordene - Historiker Hans Mommsen merkt nichtsdestotrotz etwas Wichtiges an, wenn er zum ersten Teil der Studie schreibt (Fr. Rdsch. 16.11.10):
Noch problematischer ist die allenthalben durchbrechende Tendenz der Autoren, die Pläne zur Deportation der jüdischen Bürger oder zur Schaffung von „Judenreservaten“ mit der später praktizierten Massenvernichtung zu identifizieren. (...) Der zweite Teil des Buches ist in sich geschlossener und verrät die integrierende Handschrift des wohl besten Sachkenners, Norbert Frei.
Abb. 2: Historiker Eckhart Conze
Wer europaweit als Diplomat Judendeportationen mitorganisierte - und das taten viele Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes - muß noch nicht zwangsläufig davon ausgegangen sein, daß die deportierten Juden dann auch ermordet würden, zumal - sozusagen - "summarisch". Denn Internierung von Bevölkerungsgruppen gibt es in fast allen kriegführenden Staaten. (In den USA wurden während des Zweiten Weltkrieges etwa die in den USA ansässigen Japaner interniert.)

Und wenn ein Angehöriger des Auswärtigen Amtes Reisekosten zur "Liquidation von Juden in Belgrad" beantragt (s. Abb. 3), muß das noch nicht heißen, daß er nach Belgrad reiste, um dort Juden schlechthin zu liquidieren. Auch hier ist zunächst in jedem Einzelfall sehr genau hinzuschauen. (Der Begriff Liquidation wird übrigens nicht nur in der Bedeutung von Ermordung benutzt, sondern auch in der Bedeutung von Auflösung eines wirtschaftlichen Unternehmens. Konnten die Autoren sicherstellen, daß diese zweite Bedeutung auszuschließen ist in dem Dokument? Könnte nicht zunächst auch einfach bloß in stichwortartiger Kurzfassung die Liquidation der jüdischen Gemeinde in Belgrad gemeint sein durch Deportation?)

Aber eine noch ganz andere Geschichte ist dann die Behandlung von belasteten Beamten des Auswärtigen Amtes nach 1945. Viele dieser Beamte haben sicherlich nur "mitgemacht" - ebenso wie die zahlreichen belasteten Gestapo- und Kriminalpolizeibeamten, die dem bundesdeutschen Justiz- und Innenministerium, führenden Nachrichtenmagazinen, Wirtschaftsunternehmen, dem BND, dem BKA und dem Bundesamt für Verfassungschutz auf der Seele lasten müssen. Sie alle werden - wie etwa Globke und gar nicht einmal ganz unglaubwürdig - sagen: Wenn wir an anderer Stelle Gutes bewirken wollten, mußten wir auch bei diesen Dingen mitmachen. In der Regel handelte es sich aber wohl gar nicht darum, "Gutes bewirken" zu wollen, sondern schlicht darum, Karriere machen zu wollen.

Abb. 3: "Liquidation von Juden in Belgrad und Besprechung mit ungarischen Emissären in Budapest"
Hier ist auch noch einmal zu unterscheiden, wie man solche Haltungen vom rechtsstaatlichen Standpunkt aus beurteilt und vom geschichtlichen Standpunkt aus. Der geschichtliche Standpunkt zumindest verlangt, daß - unabhängig von juristischer Aufarbeitung - es nach 1945 eine offene geschichtliche Aufarbeitung und Auseinandersetzung hätte geben müssen. Natürlich gab es sie nur punktuell. 

Und daß auch diese Studie danach fragt, warum dies nur punktuell geschehen ist und welche Zusammenhänge dafür verantwortlich sind, macht wohl ihren größten Wert aus. Denn eine Erkenntnis ist, daß die Zentrale Rechtsschutzstelle des Auswärtigen Amtes Anfang der 1950er Jahre zu einer Art "Täterschutzstelle" umfunktioniert wurde. Wäre dies juristisch vielleicht noch zu verteidigen - vielleicht -, so ist dies doch moralisch und geschichtlich als ein ganz bodenloser Zustand zu bezeichnen.

Einige Spitzendiplomaten um Ernst von Weizsäcker und Konstantin Freiherr von Neurath stellten sich gegen die zielstrebige Kriegspolitik Hitlers

(Siehe auch: Jan Friedmann und Klaus Wiegrefe, Spiegel 25.10.10.) Eckart Conze argumentiert eindeutig polemisch und unsachlich, wenn er den Inhalt des unter seiner Leitung verfaßten Buches im "Spiegel"-Interview zusammenfaßt (Spiegel 25.10.10), etwa:
Das Auswärtige Amt war nicht irgendwie in den Nationalsozialismus verstrickt oder gar ein Hort des Widerstandes, wie lange behauptet wurde. Es funktionierte als Institution des nationalsozialistischen Regimes vom ersten Tag an und hat die nationalsozialistische Gewaltpolitik zu jeder Zeit mitgetragen. Nach 1945 wies das Ministerium eine hohe personelle Kontinuität mit teils schwer belasteten Diplomaten auf.
Daß ein Ernst von Weizsäcker, daß ein Konstantin Freiherr von Neurath gegen die verbrecherische, einen großen Krieg riskierende Außenpolitik des Nationalsozialismus gearbeitet haben, wird bei diesem allzu undifferenzierten Urteil unter den Tisch gewischt. Aber dieser Fauxpas wird durch diese Stelle im Interview ausgeglichen:
SPIEGEL: Trotz der Selbstgleichschaltung klagte Hitler damals, das Auswärtige Amt unter Minister Konstantin von Neurath mache "überall Schwierigkeiten".  
Conze: Den Diktator störte, dass die Diplomaten immer wieder darauf hinwiesen, wie seine Politik im Ausland wirkte. Und natürlich wird man auch das Argument ernst nehmen müssen, dass einige Spitzendiplomaten um Weizsäcker eine zielstrebige Kriegspolitik ablehnten.
Das sind ja nun nicht gerade unwesentliche Umstände für die historische Beurteilung. An späterer Stelle heißt es:
Conze: Wir haben da auch Zahlen: 1950/51 waren gut 42 Prozent der Angehörigen des Höheren Dienstes im Amt ehemalige NSDAP-Mitglieder. Das waren mehr als in den Jahren 1938/39.
Aufklärung, Strafe und Gerechtigkeit - zumindest nicht nach 1945

Mitautor Moshe Zimmermann äußert sich (Süddeutsche 25.10.10). Eckart Conze (Kölner Stadtanzeiger 27.10.10) bespricht insbesondere auch die merkwürdige Rolle von Willy Brandt und Walter Scheel. Frank Schirrmacher (FAZ 28.10.10) schreibt über die Zeit nach 1945:
Aufklärung, Strafe und Gerechtigkeit. Man will lesen, wie die Taten enthüllt, die Täter enttarnt und ihrer gerechten Strafe zugeführt werden. Aber all das kommt nicht. Es kommt in einer Vollständigkeit nicht, die selbst die teilnehmenden Historiker, unter ihnen kenntnisreiche Kritiker deutscher „Vergangenheitsbewältigung“, überrascht hat. Und es geht dabei gar nicht so sehr darum, diese Leute, die im ersten Teil, nach Ian Kershaws Satz, dem „Führer“ bei der Judenvernichtung „entgegenarbeiteten“, im Gefängnis zu sehen. Es geht nur darum, dass sie nicht ein weiteres Mal in einer staatlichen Behörde Karriere machen. Oder, um die Erwartungen noch weiter herabzusetzen, es geht darum, dass sie wenigstens aus Einsicht in das Staatsverbrechen einen Selbstheilungsprozess auslösen, in dem sie sich von denen distanzieren, die ungehemmt mitmachten. Oder – und das wäre doch eine Minimalforderungen auf niedrigstem Niveau – dass sie ihnen nicht auch noch helfen.
Sven Felix Kellerhoff verteidigt irgendwie die Traditionen im Auswärtigen Amt (Welt 30.10.10). Das paßt sehr gut auch zu den sonstigen Verharmlosungen dieses Journalisten in seinen Buchveröffentlichungen. Egon Bahr, der schon an anderer Stelle seine Mauscheleien beim Kanzlerantritt von Willy Brandt verleugnete (siehe GA-j!), sagt unter anderem (Welt 30.10.10, bzw. 29.10.10):
Wenn Hans Globke als Kommentator der Nürnberger Gesetze zum obersten Beamten der Bundesrepublik gemacht wird, dann ist das eine stille Amnestie, die Adenauer eingeleitet hat. Ich bin damals wütend geworden, als ich hörte, wer da mit Globke in Amt und Würden kam.
Egon Bahr schiebt alle Schuld auf Adenauer

Das klingt allzu deutlich nach Ausflüchten: Der politische Gegner, Adenauer ist an all dem Schuld. Das mutet viel zu billig an und scheint eigene Mauscheleien auch in diesen Dingen vertuschen zu wollen. Eckhard Conze schreibt unter anderem auch (Welt 30.10.10):
An der Geschichte des Amtes und am Verhalten vieler seiner Angehörigen wird in erschreckender Weise deutlich, in welchem Ausmaß diese nationalkonservative Oberschicht mit dem Nationalsozialismus kooperierte und kollaborierte. Mindestens ebenso erschreckend zu sehen ist es, wie schwer belastete Angehörige dieser Oberschicht, wie die Diplomaten der Wilhelmstraße nach 1945 im Bewusstsein ihrer historischen Schuld mit allen Mitteln versuchten, sich rein zu waschen – vor Gericht, politisch und publizistisch.
Ex-Diplomat Wolfgang Ischinger äußert sich (Spiegel 5.11.10). Der Historiker Rainer A. Blasius, der eine wichtige Studie über Ernst von Weizsäcker verfaßt hat ("Für Großdeutschland - gegen den großen Krieg"), kommentiert zunächst noch zurückhaltend (FAZ 22.11.10) und macht die Autorschaft der einzelnen Teile der Studie klar (FAZ 27.11.10). Daniel Koerfer (FAZ 29.11.10) wirft der Studie Pauschalisierungen und Ressentiments vor. Hans Mommsen greift die  Studie nur wegen ihres Teiles, der die Zeit vor 1945 behandelt, an, der von Moshe Zimmermann verfaßt worden ist. Für den Teil, der die Zeit nach 1945 behandelt (von den Autoren Hayes, Frey und Conze) hat er auch gute Worte. Der Historiker Sönke Neitzel greift die Studie ebenfalls an.

Klaus Wiegrefe äußert sich (Spiegel 6.12.10). Robert Scholz (Endstation rechts 8.12.10). Die Historiker Ulrich Herbert (TAZ, 8.12.10) (der Verfasser der wichtigen, ausführlichen Studie über  den unbekannten dritten Mann hinter Himmler und Heydrich, Werner Best, der 1940 ebenfalls ins Auswärtige Amt wechselte), Christopher Browning (FAZ 9.12.10, 10.12.10) und Jürgen Kocka (dradio 11.12.10) verteidigen die Studie ziemlich pauschal. Ein weiterer Bericht (Süddeutsche 10.12.10). Johan Schloemann äußert sich (Süddeutsche 11.12.10).

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Samstag, 1. Januar 2011

Geschichtsstunde in einem Berliner Museum


Geschichtsstunde im Museum Berlin-Karlshorst, in jenem Gebäude, in dem am 8. Mai 1945 die deutsche Gesamtkapitulation unterschrieben worden ist (a, b).

Abb. 1: Deutsches Propaganda-Plakat, offenbar aus dem Jahr 1919: "Bolschewismus heißt, die Welt im Blut ersäufen."
In diesem Gebäude ist eine sehr eindrucksvolle Dauerausstellung zum deutsch-sowjetischen Krieg von 1941 bis 1945 eingerichtet worden. 

Abb. 2: Deutsches Propaganda-Plakat: "10 Millionen mußten verhungern - für die Rote Armee."
Zeitgeschichte in vielerlei Hinsicht "zum Anfassen".

Abb. 3: Befehlsausgabe zum Angriff am Morgen des 22. Juni 1941

Abb. 4: Originale deutsche Lagekarte "Barbarossa" über die Verteilung der beidseitigen Truppenstärken vom 21.6.1941

Abb. 5: Detail aus Abb. 4 (Frontbogen von Bialystok)
In diesem Beitrag wird nur ein winzigkleiner Ausschnitt aus der großen Fülle der eindrucksvollen, ausgestellten Zeitdokumente und Objekte gezeigt.

- Warum hat es eigentlich eine so große Aufregung über die mißlunge Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" gegeben und erfährt man stattdessen in der größeren Öffentlichkeit vergleichsweise nichts über eine solche zum größten Teil gelungene Dauerausstellung im Osten Berlins? Gelungen einfach deshalb, weil in ihr nicht von vornherein irgendeine enthaltene "Tendenz" spürbar wird.

Abb. 6: Gefallenensammelstelle der Wehrmacht, Juli 1941
Der Krieg wird sowohl für russische Besucher wie für deutsche Besucher dargestellt, wobei auch der jeweils "eigene" zeitgenössische Blick, die Propaganda und die erlebten Erfahrungen dem jeweils "anderen" zeitgenössischen Blick, der Propaganda und den erlebten Erfahrungen gegenüber gestellt werden. Man kann durch diese Dauerausstellung nicht hindurchgehen, ohne von dem tiefen Ernst der Geschichte ergriffen zu werden.

Vor dem Gebäude stehen Panzer und Geschütze der damaligen Zeit. Es werden im Gebäude auch Uniformen, Waffen und Munition ausgestellt. Der Raum der Kapitulations-Unterzeichnung ist im originalen Zustand erhalten. Schon durch diese Dinge ist man sehr dicht am Geschehen dran.

Abb. 7. General von Blaskowitz an General von Brauchitsch betreffs der Ermordung von 10.000en von Polen und Juden durch die Gestapo-Einsatzgruppen, die von dem Ernst Jünger-Freund Werner Best organisiert worden waren
Nun noch einige Gedanken zu den für diesen Beitrag ausgewählten Zeitdokumenten der Ausstellung. Abb. 1 zeigt ein deutsches Propagandaplakat, wie es sie nach der Russischen Revolution von 1917 viele gab in Deutschland, und das gut die damalige Sichtweise und Ängste der Deutschen gegenüber der Russischen Revolution wiederspiegelt: "Bolschewismus heißt, die Welt im Blut ersäufen." Haben die heutigen Ergebnisse der Geschichtswissenschaft an dieser zeitgenössischen deutschen Sicht irgendetwas zu korrigieren?

Abb. 2 ist noch frappierender: "10 Millionen mußten verhungern, um die Waffe gegen die Welt zu schmieden - die Rote Armee". Auch an diesem Satz weiß die Geschichtswissenschaft schon seit Jahrzehnten nichts zu korrigieren. Und es ist erst jüngst wieder durch das Buch von Bogdan Musial "Stalins Beutezug" auf neuer Quellengrundlage dargestellt worden, wie die für die sowjetische Aufrüstung benötigten Devisen durch Getreideverkäufe im Ausland gewonnen worden sind, die den Hungertod von Millionen von Ukrainern und Russen bewirkten vor allem im sogenannten Hungerholocaust von 1931/32.

Allerdings: Wer hat das Getreide gekauft? Der Westen. Großbritannien. Auch Deutschland. ... Unheimlich. Unheimlich, daß die deutschen Regierungen von 1931 und 1932 in der Welt keinen Alarm geschlagen haben über den Hungerholocaust. Ist es wirklich erlaubt zu sagen, sie wären "mit anderem" beschäftigt gewesen? Nämlich damit, wie man Hitler an die Macht bringen könne? Über ihre Botschaften und Konsulate, etwa in Kiew, waren sie detailliert unterrichtet über das, was in der Ukraine vorging, wie erhaltene Dokumente aufzeigen.

Oder hielt man mit dem Material zurück, um es erst dann zu benutzen, wenn der vielerseits für das Jahr 1932 erwartete europäische Krieg ausgebrochen wäre und man dann die Emotionen gegen die Sowjetunion hätte schüren wollen? 

Ist der Westen noch heute Stalin verpflichtet?

Unheimlich auch, daß diese Zusammenhänge bis heute so wenig im Geschichtsbewußtsein der Öffentlichkeit verankert sind. Was einmal mehr aufweist, wie stark der Westen noch heute Stalin "verpflichtet" ist. Wie tief im letzten Sinne totalitaristisch also auch noch heute - wie damals - das Denken und die Mentalität vorgeblich freier, aufgeklärter Gesellschaften ausgelegt ist. (Leider kann hier derzeit keine Angabe zur Datierung dieses Plakates gemacht werden, was natürlich noch einige weitere Schlußfolgerungen im Sinne der eben getätigten Ausführungen ermöglichen würde.)

Abb. 3 braucht nicht kommentiert zu werden. Spricht etwa Begeisterung aus diesen Gesichtern? Oder auch nur "Siegeszuversicht"? Nein: Betroffenheit, Beklommenheit. Ein erstes Ahnen dessen, wohin man dem Rattenfänger von Hameln nun gefolgt war.

Zu Abb. 4: In der Dauerausstellung findet sich - über einen riesigen Tisch gebreitet - eine originale deutsche militärische Lagekarte vom 21. Juni 1941 mit dem bis dahin auf deutscher Seite bekannt gewordenen Wissen zur beiderseitigen Stärkeverteilung. Es wäre von Interesse, einmal zu vergleichen, inwieweit sich die Angaben dieser Karte mit den Angaben etwa des Historikers Viktor Suworow ("Der Eisbrecher - Hitler in Stalins Kalkül") und ähnlicher Historiker decken. Dies gilt insbesondere für die sowjetische Stärkeverteilung rund um den vorspringenden und darum auf deutscher Seite besonders gefährdeten Frontbogen von Bialystok (Abb. 5), die nur bei Angriffsabsichten Sinn macht.

Abb. 7 ist etwas unscharf - aber dennoch lesbar: Im Jahr 1940 gab es in der Wehrmacht noch Proteste über die vom "Rattenfänger von Hameln" gebilligten und geförderten Massenmorde in Polen. Aber wie hätte sich die Wehrmacht 1940 noch gegenüber der Gestapo durchsetzen können, wo sie sich doch schon - beispielsweise - in der "Blomberg-Fritsch-Krise" von 1938 von der Gestapo und dem Gestapo-Führer und Nazi-Mordmoral-Formulierer Werner Best so geradezu widerstandslos hat vorführen lassen? (Vgl. die in gar zu auffälliger Weise mit der Absicht geschriebene Darstellung, die Gestapo zu entlasten, von Seiten des bundesdeutschen Verfassungsmannes Fritz Tobias, betitelt "Der Sturz der Generäle". Siehe dazu frühere und künftige Beiträge hier auf dem Blog.)