Ein kurzer Überblick zur derzeitigen Situation
Was Wissenschaftsblogs zu leisten fähig sind in Sachen Wissenschaftsvermittlung - bei welchem Anlaß hätten sie dies besser unter Beweis stellen können, als anläßlich der Sarrazin-Debatte? Die beiden großen deutschen Wissenschaftsblog-Portale haben aber in dieser Hinsicht den Schwanz eingezogen und bislang zu aller größten Teilen gekniffen. Dabei sind sie sonst doch immer so vorlaut und besserwisserisch, wenn es darum geht, etwa Pseudowissenschaft oder Klimaleugner, etc. pp. an den Pranger zu stellen ...
Die klügsten Blogger dort haben bislang fast ganz geschwiegen oder sich nur kryptisch geäußert. Als lebten wir im Stalinismus, dort jedenfalls war es nicht anders. - Versuchen wir an dieser Stelle in einigermaßen chronologischer Reihenfolge ein wenig zu rekapitulieren, was dieser Blog so mitbekommen hat:
Die Diskussion bei Andrea Thum (Andererseits, 11.8., 14.8.) hatten wir hier auf dem Blog (GAj!, 25.8.) schon behandelt. Bemerkenswert ist, daß sich hier in den Kommentaren Blogger Tobias Meier durchweg vernünftig, will heißen sachlich geäußert hat. Auf seinem eigenen Blog hat er das in den Kommentaren noch ein wenig konkretisiert aber auch nicht in letzter Konsequenz geistreich (Weitergen, 12.8., 16.54 h, 7.9.). Ansonsten folgte weit und breit nur flacher "Journalismus" fern aller Sachargumente, einfach nur "Ich denke-", "Ich glaube-" etc. -Behauptungen, anstatt daß die Debatte in den derzeitigen wissenschaftlichen Forschungstand eingeordnet werden würde:
Beispiele: Marcus Anhäuser (Plazeboalarm, 25.8.), Christian Reinboth (Frischer Wind, 30.8.), Ernst Peter Fischer (Wissenschaftsfeuilleton, 30.8., 31.8., 2.9., 7.9.) (Tenor des letzteren: "ich glaube das nicht", "Unsinn"). Bei Yoav Sapir (Un/zugehörig, 26.8.) wurde erörtert, wie man gegenüber politischen Gruppierungen rechts von der CDU argumentiert.
Einer der ersten Autoren, der sich wissenschaftlich informiert und fundiert auf die Sachdebatte selbst eingelassen hat, war Andreas Vonderach auf einem rechtskonservativen, ja, auf einem in manchen Aspekten deutlich rechtskatholischen Blog (Sezession, 30.8., 2.9., 6.9.). Michael Blume blieb bislang ebenso kurz, kryptisch, ablehnend, wie fast alle sonstigen "renommierten" Wissenschaftsblogger (Natur des Glaubens, 5.9.10).
Der erste Blogger, der sich dann nicht nur wissenschaftlich fundiert und informiert auf die Sachdebatte eingelassen hat, sondern sie zugleich auch "beherzt" und fröhlich aufgenommen hat - zugleich mit der gebotenen Ironie und Satire, deren es viel bedarf aus wissenschaftsnaher, unbefangener Sicht -, dieser Blogger befand sich nicht auf einem der beiden großen Wissenschaftsblog-Portale. Es handelt sich um Andreas Müller (Feuerbringer, Aufklärung 2.0, 31.8.a, 31.8.b, 2.9., 3.9.a, 3.9.b, 6.9., 12.9., bzw. Darwin-Jahr.de). Ansatzweise ähnliches fand man auf dem Brights-Blog (Brights - Natur des Zweifels, 6.9.).
Kann man die derzeitige Situation eine "verfahrene" nennen?
Dieser Blog ("G.A. - j!") hat sich auch gern in die Kommentar-Diskussionen bei anderen Wissenschaftsblogs eingemischt, etwa bei Gunnar Ries (Mente et Malleo, 6.9.), Ali Arbia (Zoon politikon, 9.9.) oder Edgar Dahl (Libertarian, 10.9.). Es wurde versucht, darauf zu drängen, zu den eigentlichen Kernproblemen vorzudringen und die Diskussion insgesamt wissenschaftsnäher zu gestalten - mit "gemischten" Erfolgen.
Autoren wie Peter Mersch (Knol, 7.9.), Volkmar Weiß (Knol, 10.9.) und Konrad Badenheuer (PAZ, 8.9.10) übrigens zeigten, daß es so schwierig nun wirklich nicht ist, grundlegende Zusammenhänge der modernen Humangenetik zu verstehen und sie in die derzeitigen gesellschaftlichen Debatten einzuordnen. Es sind also eher ideologische als wissenschaftliche Gründe, die da offenbar derzeit den Wissenschaftsbloggern Schwierigkeiten bereiten. Letztlich stellt sich immer die Frage: Will ich etwas wissenschaftlich ausgewogen beurteilen oder politisch korrekt? Wie sie diese Frage beantworten wollen, haben zumindest die beiden großen deutschen Wissenschaftsblog-Portale bislang nicht aufgezeigt.
Ihr Schwanz ist immer noch eingezogen.
Was Wissenschaftsblogs zu leisten fähig sind in Sachen Wissenschaftsvermittlung - bei welchem Anlaß hätten sie dies besser unter Beweis stellen können, als anläßlich der Sarrazin-Debatte? Die beiden großen deutschen Wissenschaftsblog-Portale haben aber in dieser Hinsicht den Schwanz eingezogen und bislang zu aller größten Teilen gekniffen. Dabei sind sie sonst doch immer so vorlaut und besserwisserisch, wenn es darum geht, etwa Pseudowissenschaft oder Klimaleugner, etc. pp. an den Pranger zu stellen ...
Die klügsten Blogger dort haben bislang fast ganz geschwiegen oder sich nur kryptisch geäußert. Als lebten wir im Stalinismus, dort jedenfalls war es nicht anders. - Versuchen wir an dieser Stelle in einigermaßen chronologischer Reihenfolge ein wenig zu rekapitulieren, was dieser Blog so mitbekommen hat:
Die Diskussion bei Andrea Thum (Andererseits, 11.8., 14.8.) hatten wir hier auf dem Blog (GAj!, 25.8.) schon behandelt. Bemerkenswert ist, daß sich hier in den Kommentaren Blogger Tobias Meier durchweg vernünftig, will heißen sachlich geäußert hat. Auf seinem eigenen Blog hat er das in den Kommentaren noch ein wenig konkretisiert aber auch nicht in letzter Konsequenz geistreich (Weitergen, 12.8., 16.54 h, 7.9.). Ansonsten folgte weit und breit nur flacher "Journalismus" fern aller Sachargumente, einfach nur "Ich denke-", "Ich glaube-" etc. -Behauptungen, anstatt daß die Debatte in den derzeitigen wissenschaftlichen Forschungstand eingeordnet werden würde:
Beispiele: Marcus Anhäuser (Plazeboalarm, 25.8.), Christian Reinboth (Frischer Wind, 30.8.), Ernst Peter Fischer (Wissenschaftsfeuilleton, 30.8., 31.8., 2.9., 7.9.) (Tenor des letzteren: "ich glaube das nicht", "Unsinn"). Bei Yoav Sapir (Un/zugehörig, 26.8.) wurde erörtert, wie man gegenüber politischen Gruppierungen rechts von der CDU argumentiert.
Einer der ersten Autoren, der sich wissenschaftlich informiert und fundiert auf die Sachdebatte selbst eingelassen hat, war Andreas Vonderach auf einem rechtskonservativen, ja, auf einem in manchen Aspekten deutlich rechtskatholischen Blog (Sezession, 30.8., 2.9., 6.9.). Michael Blume blieb bislang ebenso kurz, kryptisch, ablehnend, wie fast alle sonstigen "renommierten" Wissenschaftsblogger (Natur des Glaubens, 5.9.10).
Der erste Blogger, der sich dann nicht nur wissenschaftlich fundiert und informiert auf die Sachdebatte eingelassen hat, sondern sie zugleich auch "beherzt" und fröhlich aufgenommen hat - zugleich mit der gebotenen Ironie und Satire, deren es viel bedarf aus wissenschaftsnaher, unbefangener Sicht -, dieser Blogger befand sich nicht auf einem der beiden großen Wissenschaftsblog-Portale. Es handelt sich um Andreas Müller (Feuerbringer, Aufklärung 2.0, 31.8.a, 31.8.b, 2.9., 3.9.a, 3.9.b, 6.9., 12.9., bzw. Darwin-Jahr.de). Ansatzweise ähnliches fand man auf dem Brights-Blog (Brights - Natur des Zweifels, 6.9.).
Kann man die derzeitige Situation eine "verfahrene" nennen?
Dieser Blog ("G.A. - j!") hat sich auch gern in die Kommentar-Diskussionen bei anderen Wissenschaftsblogs eingemischt, etwa bei Gunnar Ries (Mente et Malleo, 6.9.), Ali Arbia (Zoon politikon, 9.9.) oder Edgar Dahl (Libertarian, 10.9.). Es wurde versucht, darauf zu drängen, zu den eigentlichen Kernproblemen vorzudringen und die Diskussion insgesamt wissenschaftsnäher zu gestalten - mit "gemischten" Erfolgen.
Autoren wie Peter Mersch (Knol, 7.9.), Volkmar Weiß (Knol, 10.9.) und Konrad Badenheuer (PAZ, 8.9.10) übrigens zeigten, daß es so schwierig nun wirklich nicht ist, grundlegende Zusammenhänge der modernen Humangenetik zu verstehen und sie in die derzeitigen gesellschaftlichen Debatten einzuordnen. Es sind also eher ideologische als wissenschaftliche Gründe, die da offenbar derzeit den Wissenschaftsbloggern Schwierigkeiten bereiten. Letztlich stellt sich immer die Frage: Will ich etwas wissenschaftlich ausgewogen beurteilen oder politisch korrekt? Wie sie diese Frage beantworten wollen, haben zumindest die beiden großen deutschen Wissenschaftsblog-Portale bislang nicht aufgezeigt.
Ihr Schwanz ist immer noch eingezogen.
Hallo Ingo,
AntwortenLöschenich habe gerade etwas gefunden:
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/mathematische_foerderung_hilft_auf_ueberraschende_weise/
Bis später, Gruß von Bert
Sehr geehrter Herr Bading,
AntwortenLöschenIch möchte Sie gerne auf zwei möglicherweise interessante Neuerscheinungen am Buchmarkt hinweisen:
Erstens auf:
Ist Intelligenz erblich?: Eine Klarstellung von Dieter Zimmer;
wobei sich sicherlich die Frage stellt, ob Zimmer bloß auf den fahrenden Zug aufspringt. Dennoch, sofern jenes Buch weitere Diskussionen um die Implikationen der IQ-Erblichkeit bzw. des Vorhandenseins eines "genetischen IQs" (siehe Rost) anstößt, dürfte es sich um einen wertvollen Diskussionsbeitrag handeln.
Noch interessanter ist sicherlich die neue Buchveröffentlichung Charles Murrays: Coming Apart- The State of White America, 1960-2010; (Erscheinungsdatum Ende Jänner) Jenem Buch, wie allgemein bei Charles Murrays Büchern, lassen sich sicherlich einige wesentliche Einsichten über gesellschaftliche Veränderungen der USA, u.U. auch über gesellschaftliche Veränderungen Europas, entnehmen.
Werde nach Lektüre gerne Genaueres berichten.
Freundliche Grüße
Ja, höre gerne mehr davon. Es werden auch gern Gastblog-Artikel angenommen! :-)
AntwortenLöschenDieter Zimmer ist wohl schon seit Jahrzehnten im Geschäft der IQ-Forschung. Wäre interessant, ob er etwas Neues zu sagen hat, was er in früheren Veröffentlichungen nicht gesagt hat.
Der Intelligenzforscher Volkmar Weiß hat nun auf Amazon eine Rezension über Zimmers Buch veröffentlicht.
AntwortenLöschenJa, sehr schön, vielen Dank. Hier der Verweis:
AntwortenLöschenhttp://www.amazon.de/Ist-Intelligenz-erblich-Eine-Klarstellung/dp/3498076671/ref=cm_aya_orig_subj