Sonntag, 14. Februar 2010

Der Fall Norbert Denef

Seelenmord an Kindern
Steht katholisches Kirchenrecht über dem deutschen Strafrecht?


Der Fall Norbert Denef ist der erste Fall, in dem ein deutsches Bistum eine Entschädigung gezahlt hat. Über diesen Fall kann man sich über eine Sammlung von Fernsehmitschnitten bei "wertghao0" einen Überblick verschaffen. Norbert Denef hat auch eine wichtige, eigene Netzseite.

Norbert Denef wurde von 1958 bis 1964 zwischen dem 10. und dem 16. Lebensjahr von dem inzwischen verstorbenen aber bis heute in seiner Gemeinde beliebt gebliebenen katholischen Geistlichen von Delitzsch bei Leipzig mißbraucht. Er hat auch viele andere mißbraucht. Nachdem dieser Priester versetzt worden war, wurde er Denef zwei Jahre, 1965 und 1966, vom Organisten der Gemeinde mißbraucht.

Norbert Denef, technischer Leiter an den Opern Leizpig und Frankfurt am Main, hat über seinen Mißbrauch Jahrzehnte geschwiegen. Nachdem er sich mit der Fachliteratur über den Seelenmord an Mißbrauchsopfern auseinandergesetzt hatte, hat er dann im November 1993 auf einem Familientreffen seine sämtlichen Angehörigen und die beiden Täter mit dem Geschehenen konfrontiert. Seitdem sprechen seine Geschwister und deren Familien nicht mehr mit ihm.

Erst 2003 hat sich Norbert Denef zu einer Anzeige beim Bistum Magdeburg durchgerungen. In das Opfer ständig beleidigenden Verhandlungen ließ sich das Bistum schließlich dazu bewegen, anstelle der geforderten 450.000 Euro Entschädigung 25.000 Euro Entschädigung zu bezahlen, und ohne dabei auf ein zunächst gefordertes Redeverbot über diesen Fall weiter zu bestehen.

Im Dezember 2005 machte der "Spiegel" diesen Fall öffentlich. (Spiegel, 3.12.2005, aktuell: Spiegel, 12.2.2010) Zwischenzeitlich ging dann auch ein skandalöser Fall im Erzbistum Regensburg mit größerem Aufsehen durch die Presse. Die folgenden Video's zu diesem Fall kann man sich ruhig einmal ansehen. Sie sind eine recht gute "Einführung" in die derzeitige Praxis der katholischen Kirche und katholischer Gemeinden wie Delizsch im Umgang mit solchen Mißbrauchsfällen.
MDR Unter uns - Die Narben bleiben
(Dezember 2007)

MDR SachsenSpiegel - Opfer brechen das Schweigen
(Dezember 2007)

MDR Dabei ab zwei - Vom Pfarrer missbraucht

westART im WDR - Ich wurde sexuell missbraucht

Menschen bei Maischberger - Tätern helfen?

Johannes. B. Kerner - 1/3 Lebenslänglich
Johannes. B. Kerner - 2/3 Lebenslänglich
Johannes. B. Kerner - 3/3 Lebenslänglich

Kirchentag Osnabrück 2008

ZDF Volle Kanne
(November 2009)

Aber eigentlich muß sich nach der Beschäftigung mit solchen Einzelfällen die Frage auch ganz allgemein auf die vielen Fälle von Kindesmißbrauch richten, ob mit oder ohne kirchlichen oder religiösen Zusammenhängen. Wenn dieser Fall Norbert Denef das könnte, dann hätte doch wenigstens dadurch die katholische Kirche noch etwas "Gutes" bewirkt. Die Empörung über die unsensible Art, mit der die katholische Kirche mit diesen Dingen umgeht, muß sich erweitern zu einer Empörung über die unsensible Art, mit der unsere Gesellschaft überhaupt mit solchen Dingen umgeht.

"Seelsorge" jedenfalls wäre innerhalb unserer Gesellschaft sehr von nöten. Glaubwürdige. Wahrhaftige. Aber bestimmt nicht eine solche wie von der römisch-katholischen Kirche derzeit betriebene! (Weitere aktuelle Literatur auch: Bild, 12.2.10, Heise, 13.2.10.)

3 Kommentare:

  1. Wenn Herr Denef sich beklagt, dass er angeblich kein Gehör bekommt, so sollte er gleichzeitig sagen, wie er es selbst mit der Meinungsfreiheit handhabt.

    Vor einigen Monaten habe ich auf seiner Webseite einen Kommentar hinterlassen, der inhaltlich eher belanglos war, aber wohl nicht auf der Linie von Herrn Denef. Leider werden dort Meinungen erst nach einer Vorabzensur veröffentlicht und so wurde auch meiner ausgesiebt.

    Leider kein Einzelfall, wie ich inzwischen herausgefunden habe: Auch andere Kommentare wurden von Herrn Denef unterdrückt. Er lässt nur seine eigene Meinung zu.

    Das passt leider so gar nicht zu dem öffentlichen Auftreten von Herrn Denef. Wer andere Meinungen nicht zulässt, genau das aber von anderen einfordert, ist in meinen Augen einfach unglaubwürdig.

    AntwortenLöschen
  2. Lieber Anonymus,

    das ist das Recht jedes Netzseiten-Betreibers, nicht jeden ihm lieben Kommentar zu veröffentlichen.

    Stell es doch einfach hier rein, was Du dort geschrieben hast. Oder an unzähligen anderen Stellen. Man ist doch wahrlich heute im Netz nicht beschränkt in den Möglichkeiten, Stellung zu nehmen.

    Und wenn Du etwas Wichtiges zu Norbert Denef zu sagen hast, werden das andere sicher auch gern lesen.

    Allerdings sollte man mit "Überlebenden sexueller Gewalt" anders umgehen, als mit beliebigen anderen Menschen. Das wird sich ja wohl von selbst verstehen, wenn man einmal ein wenig sich mit dieser Thematik befaßt hat.

    AntwortenLöschen
  3. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

    AntwortenLöschen