Mittwoch, 26. Dezember 2012

"Wenn Politiker vergewaltigen ..."

Wie in Indien, so anderwärts
Abb.: "Bestraft Vergewaltiger, nicht Protestierende"
In Indien ereignen sich derzeit Massenproteste in Reaktion auf den brutalstmöglichen Fall der Vergewaltigung einer jungen Studentin durch sechs Männer in einem privaten Bus, der als ein öffentlicher vorgetäuscht worden war. - Aber worum geht es bei diesen Protesten eigentlich? Christine Möllhoff schreibt im Tagesspiegel (vom 24.12.2012):
Der Zorn der Demonstranten richtet sich vor allem gegen Regierung und Polizei, denen sie Untätigkeit vorwerfen. So ist ein großer Teil der Polizisten in Delhi zum Schutz von Politikern abgestellt. "Die Anti-Vergewaltigungs-Proteste in Delhi zielen in Wahrheit auf eine politische Klasse, die selbst Bodyguard-Schutz genießt, sich aber wenig um die Sicherheit der Bürger schert", meint der Analyst Brahma Chellaney.

Wie sehr die Politik Gewalt gegen Frauen als Kavaliersdelikt sieht, zeigt sich daran, daß fast alle Parteien Politiker in ihren Reihen haben, gegen die wegen sexueller Delikte ermittelt wird. "Eine Gesellschaft, die wegschaut, wenn Politiker vergewaltigen, rauben, kidnappen und töten, lädt Ärger ein", meint Shobdaa De.
Wer viele Beiträge hier auf dem Blog gelesen hat, wird für die hier berichteten Proteste Sensibilität entwickelt haben. Ähnliches hat die SPD-Bundestagsabgeordnete Renate Rennenbach ebenfalls erfahren, als sie herausbekommen wollte, warum die Parteien des Deutschen Bundestages nicht entschiedener gegen Elitären Satanismus vorgehen. Indien, so muß man also schlußfolgern, wenn man viele vereinzelte Medienberichte zusammen nimmt, ist überall. Ist in Portugal, in Spanien, in Belgien, in Frankreich, in Deutschland, in den USA.

"Gegen Politiker aller Parteien wird wegen sexueller Delikte ermittelt"

Selbst in jenem Fall, der die Proteste ausgelöst hat, scheint die indischen Polizei wieder nicht astrein zu ermitteln (DW, 25.12.2012):
Welche Rolle spielt die Polizei?
Möglicherweise gibt es auch eine Verwicklung der Polizei in den Fall. Tatsache ist jedenfalls: Die Regierungschefin von Delhi, Sheila Dikshit, reichte eine Beschwerde bei Innenminister Sushilkumar Shinde ein, derzufolge ranghohe Polizeibeamte Druck auf eine Richterin ausgeübt haben sollen, als sie das Opfer mehrere Tage nach der Tat erstmals kurz befragen konnte.

Wie die Zeitung "Times of India" berichtet, sollen die Polizisten die Richterin aufgefordert haben, die Befragung nicht auf Video aufzunehmen sowie einen von ihnen vorbereiteten Fragebogen zu verwenden. Als sie sich weigerte, sollen die Polizisten ungehalten gewesen sein.

Die Polizei wies die Vorwürfe zurück. Aus Ministeriumskreisen verlautete, wahrscheinlich werde wegen der Vorwürfe eine Ermittlung eingeleitet und diese Untersuchungen sollten von einer Frau geführt werden. Das Ministerium nehme die Vorwürfe sehr ernst.
Klingt das nicht alles höchst "bekannt"? Wann wird es zu solchen Massenprotesten auch in Deutschland kommen? In Belgien hat es sie nach dem Dutroux-Fall schon gegeben. So weit übersehbar bis heute folgenlos.

"Ranghohe Polizeibeamte übten Druck auf eine Richterin aus"

In Indien soll außerdem die Frauenverachtung außerordentlich stark verbreitet sein. Besonders krass ist auch der folgende Fall in Indien (lt. Tagesspiegel):
In Ranchi im Bundesstaat Jharkhand reagierten Menschen nun selbst mit Gewalt: Dort steinigten 100 wütende Dorfbewohner, die meisten Frauen, fünf Männer, die Mädchen beleidigt hatten, zu Tode. Unter den Toten war ein Jugendlicher, der bereits wegen Vergewaltigung verurteilt, aber auf Bewährung freigelassen worden war. 30 Dorfbewohner stellten sich danach freiwillig der Polizei und übernahmen die Verantwortung dafür, daß die fünf Männer getötet wurden.
(Siehe etwa auch Süddeutsche.) Gerade erst gestern ist hier auf dem Blog im Videoblog gesagt worden, daß das Autorenehepaar Trimondi die These vertritt, der tantrische Buddhismus bestünde in seinem Kern in der Frauenverachtung. Wenn das wahr ist, wäre die Religion des Buddhismus wahrhaftig keine Gegenkraft gegen die derzeitigen Zustände in Indien - eher wohl das Gegenteil. Und dann wäre zu fragen, welche Rolle in diesem Zusammenhang elitäre Männerklügel, -gesellschaften, -bünde und Priesterkasten spielen. In Neu Delhi und anderwärts.

Sonntag, 23. Dezember 2012

Jetzt wird's "persönlich"!

Schon vor fast anderthalb Jahren habe ich das folgende Video aufgenommen als ein erster Versuch für "Videobogging". Der Mut zur Veröffentlichung fehlte mir dann aber doch! :-) (Wer stellt sich schon gerne ungefragt ins Rampenlicht.)


Aber jetzt, anderthalb Jahre später, finde ich es doch zumindest nicht so schlimm, als daß man es nicht dennoch veröffentlichen könnte. Natürlich, alles könnte noch professioneller sein. Zum Beispiel sollte ich mir wohl noch genauer überlegen, wo ich eigentlich genau hingucken will, wenn sich die Zuschauer von mir angesprochen fühlen sollen.

Aber es scheint doch, daß man auf einem solchen Blog wie dem vorliegenden mit solchen Videoaufnahmen einmal ein bischen "persönlicher" werden kann. Und daß man den Lesern einen persönlicheren Eindruck von dem Hauptautor dieses Blogs geben kann. (Wer sich eh von Figuren wie den heutigen Politikern "berieseln" lassen muß, so meine Hauptentschuldigung, der wird wohl auch so einen "Otto Normalbürger" wie mich verkraften können.)

Es ist einfach die Rede von Büchern, die ich damals, vor anderthalb Jahren,  gerade zu lesen begonnen hatte: Eduard Schure "Die großen Eingeweihten", Trimondi "Der Schatten des Dalai Lama", Neuberger "Winkelmaß und Hakenkreuz", Ralf Melzer ... Allerdings ist keines dieser Bücher seither ausführlicher auf diesem Blog behandelt worden. Ein Grund mehr, dafür nun dennoch stattdessen einmal wenigstens dieses Video zu veröffentlichen. 

Eine Weihnachtsbotschaft enthält es nicht. Aber davon gibt es eh viel zu viele.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Berlin, April 1945 - Verteidigung von Moltkebrücke und Reichstag

"Der Untergang" - nicht im Führerbunker, sondern rund um das ehemalige Generalstabsgebäude im Spreebogen
- Eine Zusammenstellung von Erlebnisberichten

Studiert man die Geschichte der Kämpfe innerhalb der Stadt Berlin Ende April 1945, tut sich eine Kluft auf. Jene Schilderungen, die sich vor allem an den sowjetischen kriegsgeschichtlichen Erinnerungen und Darstellungen orientieren - und das scheint die Mehrheit der Darstellungen derzeit zu tun - erwecken den Eindruck, als ob ungeheure Truppenmassen in diesen Kämpfen zum Einsatz gekommen seien. Als ob bei der Eroberung einzelner Brücken und einzelner Gebäude nicht nur mehrere Regimenter kurz nacheinander oder gleichzeitig zum Einsatz gekommen seien, sondern dabei auch einzelne Regimenter vollständig aufgerieben und vernichtet worden wären. (Ein Regiment umfaßte etwa 1000 bis 1500 Soldaten.)

Liest man dann jedoch Schilderungen dieser Kämpfe, die sich an den Erinnerungen von Soldaten orientieren, die auf deutscher Seite kämpften, glaubt man im ersten Augenblick "in einem völlig anderen Film" zu sitzen, von einem völlig anderen Geschehen zu lesen. Einzelne Gruppen, höchstens in Kompagniestärke, also zwischen 10 und 100 Mann, verteidigen nicht nur einzelne Gebäude und Brücken, sondern oft ganze Straßenzüge. Höchstens noch zeitweise und wirkungsvoll unterstützt von ständig im ganzen Stadtbereich hin- und herwechselnden einzelnen Tiger-Panzern und Sturmgeschützen, von weiter rückwärts positionierten einzelnen Panzer- und Fliegerabwehrkanonen und von dem sehr wirkungsvollen Feuer der weitreichenden Fliegerabwehrabwehrkanonen auf den vier großen Flakbunkern Berlins. Zum Beispiel am Bahnhof Zoo und im Humboldthain, die erst nach der Kapitulation Berlins von den sowjetischen Truppen eingenommen werden konnten. Und im ersten Augenblick denkt man, die deutschen Schilderungen seien zu "bruchstückhaft", zu sehr "ohne Zusammenhang", um sie als den sowjetischen gleichwertig gegenüberstellen zu können.

Bis einem dämmert: Nein, so wird es tatsächlich gewesen sein. Einzelne Gruppen von 10 bis 100 Soldaten haben ganze Regimenter, ja, Divisionen aufgehalten. Und die sowjetische Kriegsgeschichtsschreibung zählte zu den kämpfenden deutschen Einheiten in Berlin nach dem Krieg noch alle ebenfalls uniformierten Männer dazu - wie Angehörige der Feuerwehr oder der Post - , ebenso wie die oft lächerlich bewaffneten deutschen Volkssturmeinheiten, von denen sich viele noch vor oder bei Beginn der Kämpfe verliefen und von denen nur wenige wirkungsvoll Widerstand leisteten und leisten konnten. Denn nur so konnte offenbar der zahlenmäßige Eindruck, den die sowjetischen Truppen von ihrem Gegenüber hatten, auch in der Kriegsgeschichtsschreibung aufrecht erhalten werden.

Abb. 1: 28. bis 30. April 1945 - Vorstoß über die Moltkebrücke (s.a. b)

Dieser Umstand kann recht gut erläutert werden anhand der Verteidigung der Moltkebrücke und des deutschen Generalstabsgebäudes südlich dieser Brücke auf dem Weg zum Reichstag (1). Das deutsche Generalstabsgebäude befand sich exakt dort, wo sich heute das Bundeskanzleramt befindet (die "Bundeswaschmaschine"). Die Moltkebrücke gibt es heute noch und führt von dort zum heutigen Berliner Hauptbahnhof.

Dieses damalige Generalstabsgebäude ist - entgegen des Eindruckes, den die russischen Berichte (siehe: 1) erwecken - soweit übersehbar - vor Ort nur von 15 Soldaten auf deutscher Seite verteidigt worden. (Vorbehaltlich weiterer Erkenntnisse!) Zwar konnte auch von den deutschen Einheiten, die das Reichstagsgebäude verteidigten, auf die Moltkebrücke geschossen werden, außerdem wurden im Ernstfall noch zusätzlich einzelne Tiger-Panzer und Sturmgeschütze zu Hilfe gerufen. Aber im wesentlichen wurden die entscheidenden Stellen im nördlichen Tiergarten - Moltkebrücke, Generalstabsgebäude, Krolloper, Reichstag - nur jeweils von Kampfgruppen von 10 bis 15 Mann auf deutscher Seite verteidigt. Selbst nachdem man die folgenden Berichte zusammen gestellt hat, bleiben Zweifel, ob das überhaupt hat möglich sein können.

Befehlshaber Mohnke - er schwieg nach 1945

Einer der Gründe dafür, daß es von deutscher Seite keine gute und brauchbare, zusammenhängende Darstellung über die letzten Kämpfe in Berlin-Mitte zu geben scheint, ist der, daß der letzte militärische Befehlshaber des innersten Verteidigungsbereiches der Reichskanzlei und des Berliner Regierungsviertels Ende April 1945 der SS-Brigadeführer Wilhelm Mohnke (1911-2001) (Wiki, engl.) war (2-10). Und dieser scheint bis zu seinem Lebensende keine zusammenhängende Darstellung der von ihm befehligten Verteidigungsbemühungen gegeben zu haben. Ebensowenig andere Führungsoffiziere. 

Korrektur/Ergänzung 18.12.2021: Diese Angabe muß insofern korrigiert und ergänzt werden, als der "Reichsjugendführer" Artur Axmann (1913-1996) (Wiki) 1995 seine Erinnerungen in Buch und Interview veröffentlicht hat (15, 16). Im Buch berichtet er, daß er in sehr enger Verbindung zu Mohnke stand während der Endkämpfe um Berlin und das Regierungsviertel. Er selbst hatte an der Ostfront 1941 seinen rechten Arm verloren, konnte deshalb also nicht selbst an den Kämpfen teilnehmen.

In seinen Erinnerungen erhält man dennoch einen vergleichsweise detaillierten Eindruck von diesen Endkämpfen - aber auch von den Vorgängen im Führerbunker (15, 16).  Er berichtet auch von einem ähnlichen letzten Gespräch mit Hitler (15, S. 443f) wie es auch Mohnke geführt hat (siehe gleich).

Ende 2007 erschien über Wilhelm Mohnke ein Buch (8). Und aus diesem Anlaß berichtete ein Amazon-Rezensent mit dem Kürzel "Stubaf" (3.1.2012):

Der Verfasser dieser Rezension hat in den 1980er und 1990er Jahren mehrfach die Gelegenheit gehabt, mit dem Brigadeführer (Mohnke) fachliche Gespräche zu führen. Wilhelm Mohnke war eindeutig politischer Soldat (und das bis zu seinem Tode), der sich ganz bewußt schon lange vor der Machtergreifung zur Schutzstaffel gemeldet hatte. Niemals hatte Mohnke Distanzierungen oder kritische Äußerungen gegenüber ehemaligen Vorgesetzten oder Kameraden abgegeben. Fischer gibt als Kronzeugen für sein Elaborat auch noch Sturmbannführer Otto Günsche an. Jeder, der Otto Günsche kannte, weiß, daß man mit Günsche über alles sprechen konnte, nur nicht über die letzten Tage in der Reichskanzlei.

Daraus wird deutlich, daß Mohnke auch gegenüber Hitler selbst bis zu seinem eigenen Tod kein besonders kritisches Verhältnis scheint gewonnen zu haben. Ähnliches geht aus den Erinnerungen des zwei Jahre jüngeren Artur Axmann hervor, der im Jahr 1928 als 15-jähriger Schüler und Sohn einer alleinerziehenden Industriearbeiterin mitten im kommunistischen Wedding die dortige Hitler-Jugend gegründet hatte, und der in seiner Gefolgschaft Hitler-Jungen hatte, die in der "Kampfzeit" von Kommunisten ermordet worden waren (15, 16).

Letzte Gespräche mit Hitler

Mohnke war gar ebenfalls kein besonders unbedeutender Soldat und Nationalsozialist. Seit 1933 hatte er bei der SS gedient. Schon 1933 hatte er zur "Stabswache" in Berlin gehört. Entsprechend nahe sind ihm wohl deshalb auch - ähnlich wie Axmann - die letzten Kämpfe um das Regierungsviertel im April 1945 gegangen. In einem der letzten Gespräche, das Mohnke mit Hitler führte, äußerte Mohnke:

"Was wir 1933 wollten, haben wir nicht ganz geschafft, mein Führer."

Selbst für diese wenigen kritischen Worte wurde Mohnke wenig später von Martin Bormann kritisiert, mit dem er auch noch ein zweites mal zusammen stieß, als Mohnke keine Männer zur Verfügung stellen wollte, als Bormann eine Telefonleitung zu den Russen gelegt wissen wollte. Sehr kritische Worte findet auch Artur Axmann über Martin Bormann. Axmann gilt auch als Zeuge des Todes von Bormann.

Axmann selbst hat offenbar noch ein ausführlicheres letztes Zwiegespräch mit Hitler geführt. In diesem fragte Axmann (15, S. 444):

"Was wird aus unserem Volk? Wir haben doch in der Überzeugung gelebt, daß unsere Geschichte erst am Anfang steht. Bismarck hat das Zweite Reich geschaffen. Unter Ihnen wurde der Klassenkampf überwunden und die politische Einheit mit dem Inhalt der Volksgemeinschaft erfüllt. Sie brachten Ihre Heimat in das Reich zurück. Wir können doch jetzt nicht am Ende unserer Geschichte stehen, das kann doch nicht das Ende sein!"
Nach einem Augenblick der Stille äußerte sich Hitler dazu: "Mich packt das Grauen, wenn ich daran denke, wie unsere Feinde die Einheit zerschlagen und das Reich zerstückeln werden. Es geht jetzt um das nackte Überleben unseres Volkes, um das nackte Überleben. Das Volk hat so viel Leid erfahren müssen. Wenn es die Leiden, die jetzt noch folgen werden, als schicksalsverbundene Volksgemeinschaft erträgt, dann wird es auch wieder einen Aufstieg geben." Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu: "Ideen leben nach ihren eigenen Gesetzen fort. Ich glaube, es wird etwas ganz Neues kommen."

Da man auch sonst nicht den Eindruck gewinnt, daß Axmann sich in seinen Erinnerungen irgend etwas "ausgedacht" hat, sondern daß er sehr sachlich berichtet, wird man auch von diesen Worten annehmen müssen, daß sie korrekt überliefert sind. Aus ihnen spricht weniger der sonst aus diesen Tagen von Hitler überlieferte "Nach mir die Sintflut"-Gedanke heraus. Hitler wollte auch nicht, daß Axmann aus "Treue" bei ihm blieb. Er hätte dazu gesagt:

"Was wollen Sie bei einem toten Mann? Ihr Platz ist bei den Lebenden."

Mohnke hatte auch von Anfang an am Zweiten Weltkrieg teilgenommen, zumeist als Offizier unter dem SS-General Sepp Dietrich. Schon früh hatte sich Mohnke um die Aufstellung von reinen SS-Panzerdivisionen bemüht. 1944 hatte er im Rahmen der 12. SS-Panzerdivision "Hitlerjugend", die nach der Niederlage von Stalingrad auf Anregung von Artur Axmann als Freiwilligen-Division gegründet worden war, als Regimentsführer in der Normandie gekämpft, vor allem bei der Verteidigung von Caen. Er erhielt dabei das Ritterkreuz. Aufgrund dieser Umstände kannten sich Axmann und Mohnke auch persönlich. 

Im Internet finden sich viele Fotos von Wilhelm Mohnke aus diesen Jahren, oft bei dem Anlaß, wie er von seinem Vorgesetzten Sepp Dietrich mit einem neuen Orden ausgezeichnet wird. In der Ardennen-Offensive war Mohnke wiederum in einer führenden Position eingesetzt. 

Erst Mitte April 1945 ist Mohnke dann zur Reichskanzlei abkommandiert worden und von Hitler zum Befehlshaber über den Verteidigungsbereich Zitadelle (Regierungsviertel) ernannt worden. Die nach ihm benannte Kampfgruppe Mohnke bestand aus neun Bataillonen. Leider sind auch mit der neuen Buchveröffentlichung über ihn nicht allzu viele neue Erkenntnisse gewonnen worden über die Vorgänge in seinem Befehlsbereich.

Mohnke wurde in einer Zeitschrift wie dem "Spiegel" immer wieder einmal als Zeitzeuge angeführt, etwa über Details im Führerbunker rund um Hitlers letzte Tage und über Ereignisse daselbst nach dem Tod Hitlers. Mohnke spielte auch Anfang der 1980er Jahre eine Rolle, als es um die angeblichen "Hitler-Tagebücher" ging (vgl. Spiegel). Aber all das bezieht sich nicht auf detaillierte Erinnerungen an die Einsätze der Kampfgruppe Mohnke, wie sie auch die zitierten Amazon-Rezensenten vermissen.*)

Auf dem englischen Wikipedia heißt es zu Mohnke (unter Berufung auf Thomas Fischer) (Wiki):
Er bildete die Kampfgruppe Mohnke und diese bestand aus zwei schwachen Regimentern. Sie bestand aus der LSSAH Flak-Kompagnie, bestehend aus dem LSSAH Ausbildungs- und Ersatzbattalion aus Spreenhagen (unter SS-Standartenführer Anhalt), aus 600 Mann des Begleit-Bataillon's Reichsführer SS, der Führer-Begleit-Kompagnie, wobei die Kerngruppe sich aus 800 Männer der Leibstandarte (LSSAH) SS, dem Leibwache-Battalion bildete (das dazu bestimmt war, den Führer zu schützen).
He formed Kampfgruppe Mohnke (Battle Group Mohnke) and it was divided into two weak regiments. It was made up of the LSSAH Flak Company, replacements from LSSAH Ausbildungs-und Ersatz Battalion from Spreenhagen (under SS-Standartenfuhrer Anhalt), 600 men from the Begleit-Bataillon Reichsführer-SS, the Führer-Begleit-Kompanie and the core group being the 800 men of the Leibstandarte (LSSAH) SS Guard Battalion (that was assigned to guard the Führer).

Es gibt auch ein Foto, das Mohnke in russischer Kriegsgefangenschaft zeigt und eines, unmittelbar nach seiner Entlassung aus dieser im Jahr 1955 (beide male mit Bart). Und es gibt eines von ihm aus dem Jahr 1988, das im "Spiegel" veröffentlicht worden ist.

24. April - Verteidiger der Moltkebrücke werden abgezogen zur Verteidigung der Frankfurter Allee

Über die Erstürmung des Reichstages und die deutschen Verteidiger wird berichtet:

According to the book "With our backs to Berlin", the commander of the the defence of the Reichtag was SS-Lieutenant (SS-Oberstürmführer) Babick of the 2nd Regiment of the SS-Leibstandarte Adolf Hitler. With him was the "Potential leaders company" of Spreehagen, about 100 man strong. Also, about 250 sailors sent to Berlin by Dönitz to protect the fuhrer ended up defending the Reichtag, being called "The Dönitz contribution". Further, a company of paratroopers from the 9th Parachute Divison, plus appox 100 Volkssturm and stragglers defended the Reichstag. In all, no more than 550 combatants as opposed to the 5000 Russians attacking.

In einem früheren Beitrag (1) sind schon Darstellungen - entnommen vor allem von Wikipedia - gebracht worden, die sich an der sowjetischen Kriegsgeschichtsschreibung zu diesem Geschehen orientieren. Im vorliegenden Beitrag sollen diese durch die Berichte deutscher Überlebender ergänzt werden, vornehmlich zusammengestellt anhand einer sehr brauchbaren Dokumentation von Wolfgang Venghaus zu diesen Ereignissen (erschienen 1997/98) (11).

Der Ordonnanzoffizier und Untersturmführer Helmut Triebel hatte südlich Frankfurt/Oder zur "Kampfgruppe Becker" gehört, die sich aus Mitarbeitern des SS-Wirtschafts- und Vewaltungshauptamtes und seiner "Führerschule" in Arolsen zusammensetzte. Da er schon am 16. März verwundet worden war, gelangte er am 21. April als Genesender nach Berlin. Er berichtet (11, S. 351f):

Die Dienststellen der zuständigen Führer waren nicht mehr besetzt. Wir fanden allerdings dann sehr schnell, was wir suchten: eine Kampftruppe, die aus Angehörigen des Hauptamtes zusammengestellt war, und deren Führung ein alter Bekannter aus Arolsen, Hstuf. Mrgalla, übernommen hatte. Es war ein ziemlich gemischter Haufen in Batl.-Stärke, in dem alte und junge, ohne und mit Fronterfahrung versehene Dienstgrade vertreten waren, die für die nächsten Tage einen Teil der "Kampfgruppe Mohnke" bilden sollten. 
(Ein Bataillon sind in der Friedensstärke 500 bis 600 Mann.) Er fuhr zur Kaserne der SS-Leibstandarte Adolf Hitler in Lichterfelde (der früheren Kadettenschule), um schwere Waffen (MG und Granatwerfer) abzuholen. Dort wurde er aber von dem Standartenführer Anhalt als Ordonnanzoffizier übernommen:
Der Kommandeur, Staf. Anhalt, teilte seinen Bereich dann so auf: Rechts eingesetzt Batl. Mrugalla von Bahnhof Friedrichstraße entlang der Spree nach Westen, in einem auf Südwest schwenkenden Bogen um das Reichstagsgebäude bis zum Straßenkreuz Moltkestraße-Siegesallee. Dort Anschluß an das II. Bataillon (...), das im weiteren Verlauf der Moltkestraße (gemeint wohl Siegesallee?) einen Bogen durch den Tiergarten, südlich vom Potsdamer Platz und dem Luftfahrtministerium vorbei wieder bis zur Friedrichstraße beziehen sollte. 
Über den 24. April schreibt er, wobei zu bemerken ist, daß eine Kompagnie etwa aus 150 Soldaten besteht (11, 352f):
Bei den Bataillonen verlief das Beziehen der Stellungen zunächst planmäßig, doch schon in den Abendstunden kam der Befehl, das Btl. Mrugalla herauszuziehen und im Osten der Frankfurter Allee als Auffangreserve einzusetzen. (...) Nunmehr mußte sich das II. Btl. über den ganzen Regimentsbereich ausdehnen, was nur durch stützpunktartige Besetzung der Linie geschehen konnte. Zum Beispiel hatte eine Kompagnie den großen Bogen innerhalb des Tiergartens zu verteidigen, so daß nur alle 50 m ein Schützenloch besetzt werden konnte.

Andererseits hatten mehrere Batterien ihre Feuerstellung auf den freien Flächen des Tiergartens eingerichtet. (...) Ab 28.4. war dieser Teil unseres Verteidigungsabschnittes praktisch durch die weitmaschige Schützenlinie überhaupt nicht gesichert, so daß ein energischer russischer Stoßtrupp schon zu diesem Zeitpunkt nach Überwindung der Spree zwischen Reichstag und Krolloper in den Tiergarten hätten eindringen können. Aus diesem Grund hatte Staf. Anhalt einen Zug Grenadiere als Regimentsreserve im Bereich des Gef. Stands in Höhe Brandenburger Tor - Schweizer Botschaft angeordnet. Dies blieb die einzige Sicherung bis zur letzten Stunde vor dem Ausbruch; und es ist mir noch heute ein Rätsel, warum die Russen diese schwache Stelle nicht festgestellt und genutzt haben.
Es ist immer zu berücksichtigen, daß jeder einzelne Erlebnisbericht nicht den Gesamtüberblick hatte und nur Teilausschnitte aus dem Geschehen wiedergeben kann. Aber indem man viele solche einzelnen Erlebnisberichte zur Kenntnis nimmt, formt sich doch allmählich ein Eindruck vom Gesamtgeschehen auf deutscher Seite.

28. April - 15 Fallschirmjäger verteidigen das Generalstabsgebäude

Die eben genannte Lücke wurde unter anderem auch von einer Einheit gestopft, von der Helmut Triebel gar nichts scheint mitbekommen zuhaben, oder die er zwischenzeitlich wieder vergessen hatte. Sie stand unter dem Befehl eines Herbert Kuntze. Dieser war Chef der 1. Batterie Fallschirmjägerflakabteilung 11 in der im Dezember 1944 neu aufgestellten 9. Fallschirmjäger-Division. Diese Division war die erste, die unter dem massiven Trommelfeuer und Ansturm der Sowjets auf die Seelower Höhen zusammengebrochen ist - zum großen Zorn von Hermann Göring. Teile dieser Division konnten sich nun nach Berlin-Mitte retten. Zu ihnen zählte auch Herbert Kuntze und seine Einheit. Er berichtet über seine weiteren Erlebnisse (11, S. 206 - 208):

Ich erfuhr, daß der Abschnitt um das Reichstagsgebäude einschließlich des südlichen Spreeufers unter dem Befehl des Obersturmführers Babick stand. Babick hatte seinen Befehlsstand im Keller des Reichstags-Präsidialgebäudes. Ihm wurde ich einsatzmäßig unterstellt. (...)

Am 28. 4. teilte mir Ostuf. Babick mit: "Der Führer wünscht, daß Sie mit ihren Männern das Gebiet an der Moltkebrücke abriegeln."
Es wurden also am 28. April doch noch Soldaten in die Frontlücke geschickt. Und sogar Adolf Hitler selbst hat offenbar ihren Einsatz befohlen. Kuntze weiter:
Hier stand als Ruine das Gebäude des Kaiserlichen Generalstabes. (...) Mit etwa 15 Mann (Offz./Uff./Mannschaften) schlurfte ich durch den Tunnel (Tunnel für die Versorgungsleitungen) vom Reichstags-Präsidialgebäude in das Reichstagsgebäude.
/ Nebenbei: Offenbar - oder möglicherweise - handelt es sich um den gleichen Tunnel, durch den die Reichstagsbrandstifter 1933 in den Reichstag gelangt sind. (Siehe dazu andere Beiträge hier auf dem Blog.) / Kuntze weiter:
Im Reichstagsgebäude empfing mich mein Conschef Oblt. Franz (...) von der 5. Batterie. Er sagte mir, selbst im Reichstagsgebäude sei die Lage unübersichtlich. Von der oberen Etage (Bibliothek) wurden Handgranaten und andere Sprengkörper in die Luft- und Fahrstuhlschächte geworfen, also mußten schon einige Russen eingedrungen sein. Er machte sich daran, die Russen auszuräuchern. Ich sah riesige Ölgemälde brennen, die sich nach oben aufrollten. Plötzlich kam ein Parlamentär in deutscher Sanitätsoffiziersuniform eine Treppe herunter. Er wurde mit Schimpf und Schande weggejagt; so hatten sich die Verräter vom Komitee "Freies Deutschland" schon öfter bemerkbar gemacht. Ich werde nie vergessen, wie die Männer um Oblt. Franz in dem Inferno sangen: "Ho, ho, ho, wir sind die Männer von Navaho!" Die Angst war überwunden, es war ein Höllengesang.
(Im Netz findet sich ein "Navajolied" - das auch der Schlagersänger "Heino" gesungen hat. Dieses hat allerdings nicht jenen hier angegebenen Refrain. Möglicherweise hat Kuntze verschiedene Lieder jener Zeit durcheineinander gebracht.) Kuntze weiter:
Ich selber mußte vom Südausgang aus mit meinen Männern über den Königsplatz Richtung Moltkebrücke im Sprunglauf durch Artillerie- und Werferfeuer hindurch. Dabei schleppten wir unsere Sturmgewehre 44 und Panzerfäuste mit. (...) In den Trümmern des alten Generalstabsgebäudes richteten sich meine Männer zur Verteidigung ein. Wir sahen die Russen am anderen Spreeufer, wie sie an einer bestimmten Stelle in den Trümmern verschwanden, sicher war dort eine Befehlsstelle. Oberwachtmeister Hildebrand von der Berliner Polizei, der sich mir mit den Worten angeschlossen hatte: "De Russen in Berlin ..., nee det jeht nicht," stellte sich mit einem Karabiner an einen Baumstumpf. Er war ein ausgezeichneter Scharfschütze. Zu bemerken ist noch, daß hier, in unmittelbarer Nähe zu den Russen, kein Artilleriefeuer lag. Ich hörte sogar noch die Vögel in der Frühlingssonne tirilieren.
Die Moltkebrücke war nur halbseitig, am uns zugewandten Ende gesprengt. Später gelang es den Russen tatsächlich, über diesen Spreeübergang einzudringen. (...) Wir fanden keine weiteren Soldaten vor. Das sogenannte Himmlerhaus wurden also nicht von SS-Männern (wie später von den Russen berichtet), sondern von Fallschirmjägerartilleristen der 1./11 verteidigt. Nachdem ich meine Männer zu diesem Vorposten geführt hatte, mußte ich zu meinen im Innenministerium zurückgelassenen Leuten zurück. Diesmal scheute ich den Sprunglauf über den Königsplatz und wählte den Weg durch den Tiergarten zum Brandenburger Tor. Hierbei überholte ich einen russischen Trupp, der mit starr nach vorn gerichtetem Blick (Brandenburger Tor) im Rosengarten lag. (...).
Ich berichtete Ostuf. Babick über den ausgeführten Auftrag und bat gleichzeitig für den folgenden Tag (29.4.) um einen Panzer, mit dem ich Verpflegung für die Männer an der Moltkebrücker heranschaffen wollte. (...) Es kam ein Sturmgeschütz mit einer (7,5 cm) Langrohrkanone. Die Fahrt zu unserem Stützpunkt mit der in einer Kiste verpackten Verpflegung verlief völlig undramatisch. (...) Die Männer an der Moltkebrücke waren wohlauf und über die Verpflegung hocherfreut. Sie zeigten mir einen großen Stapel Panzerfäuste, den sie im Keller gefunden hatten. Die Russen auf dem anderen Spreeufer liefen weiter sichtbar herum. Das war das letzte Treffen mit meinem Vorposten. Der Geschützführer drängte auf Rückfahrt.

29. April - Verteidigung des Generalstabsgebäudes unter Alkohol-Einfluß?

Sollten also das Generalstabsgebäude und die Moltkebrücke allein von 15 Männer auf deutscher Seite verteidigt worden sein? Dieses "schwer einnehmbare", weil hartnäckig verteidigte Gebäude? Zumindest geht dies auch aus einem weiteren Bericht hervor, dem womöglich noch weitere Schicksale dieser Kampfgruppe im Generalstabsgebäude zu entnehmen sind. Laut Berichten deutscher Überlebender heißt es (nach Erich Kuby, 1965 im Spiegel):

Nicht nur sowjetische Chroniken, auch deutsche Zeugen erzählen vom Sturm auf den Reichstag. Der ehemalige Unteroffizier zbV der 3. Schweren Flakbatterie der Abteilung 211, Gerhard Zilch, heute Oberpostinspektor (...). Die Schilderung Gerhard Zilchs ist kennzeichnend für die Stimmung in einigen Truppenteilen während der allerletzten Tage:
"Der erste sowjetische Stoßtrupp, der in der Nacht zum 29. April in den Reichstag eindrang", so berichtet Gerhard Zilch, "wurde von SS-Pionieren mit Flammenwerfern erledigt." Am Morgen wird das eine von den zwei noch brauchbaren Flakgeschützen seiner Batterie so weit vorgezogen, daß es die gesprengte, aber nicht gänzlich zerstörte Moltkebrücke unter Feuer halten kann, über die Neustrojews Soldaten klettern.
Auch Panzer waren dort, und einige schießt der 45jährige Oldenburger Groter mit seiner Kanone kampfunfähig. Dann bekommt sie einen Volltreffer, Groter stirbt durch Kopfschuß. Gleich darauf fällt auch das dritte und letzte Geschütz der Batterie aus. Krieg zu Ende, dachten die noch übrigen Flaksoldaten von Zilchs Batterie, und das dachte er selbst auch. Zilch erinnert sich: "Aber nein, wir hatten wieder eine falsche Rechnung gemacht. Jetzt traten die Nahkampfspezialisten in Aktion. Ihr Führer war der SS-Obersturmführer Babick, Kampfkommandant des Reichstages. Ich diente als Verbindungsmann zwischen den verbliebenen Flaksoldaten und dieser SS-Kampfgruppe. Sie gehörte zur SS-Division Nordland, die ihr Hauptquartier im Europa-Haus am Anhalter Bahnhof hatte.
"Babick machte jetzt Krieg, wie er ihn sich vorstellte. Unsere beiden Batteriechefs, Radloff und Richter, hatten keine Befehlsgewalt mehr. Sie waren nur noch Befehlsempfänger. Der Gefechtsstand von Babick befand sich nicht im Reichstag, sondern im Keller des Hauses Dorotheen-, Ecke Hermann-Göring-Straße, und zwar auf der Seite, die der Spree zugewandt ist. Dort war er in einem zivilen Luftschutzkeller, einem etwa 25 Quadratmeter großen Raum.
"An der Wand stand ein altes Sofa, davor ein Wohnzimmertisch, auf dem ausgebreitet die Karte vom Stadtzentrum Berlin lag. Auf dem Sofa saß ein älterer Kapitänleutnant, ihm zur Seite zwei Marine-Unteroffiziere. Außerdem befanden sich in diesem Keller ein paar SS-Angehörige, und im Zentrum von allen, über die Karte gebeugt, SS-Obersturmführer Babick. "Er spielte den Feldherrn und ließ alle in diesem von Kerzen notdürftig erhellten Raum anwesenden Männer an seiner Kampfschulweisheit teilnehmen. Er sprach vom Endsieg, er verdammte die Feiglinge und Volksverräter und ließ niemanden darüber im Zweifel, daß er alle, die den Führer jetzt verlassen würden, standrechtlich erschießen werde.
"Dieser Gefechtsstand war für mich leicht durch einen Kellereingang zu erreichen, der vom Reichstag unter der Hermann-Göring-Straße hindurch in den Keller des Eckhauses der Dorotheenstraße führte. Durch diesen Gang lief auch ein dickes Heizungsrohr, das vermutlich im ehemaligen Herrenhaus des Preußischen Landtages endete. So ist es mir in Erinnerung. "Ich hatte die Aufgabe, von Babick Befehle über den Einsatz unserer Leute entgegenzunehmen. Das Trommelfeuer auf den Reichstag hielt unvermindert an. Bei meinen kurzen Aufenthalten im Stabe Babick erfuhr ich immer das letzte über die Lage und vernahm, es sei wieder ein russischer Stoßtrupp in die oberen Geschosse des Reichstages eingedrungen, aber vernichtet worden. Babick war ungeheuer stolz auf die Erfolge seiner Männer.
"Er hoffte auch auf Verstärkung. Von irgendwoher waren in der Nacht zum 29. April noch Marine-Infanteristen nach Berlin gekommen, an ihrer Spitze jener Kapitänleutnant, der im Keller saß und nichts zu sagen hatte. Babick stand vor der Karte und zeichnete ein, von wo er Truppenverstärkung erwartete. Er erzählte sogar, in Kürze würden Königstiger eintreffen. "Babick fühlte sich in dieser Stunde noch sehr zuversichtlich. Ihm konnte im Keller nichts passieren. Vor der Kellertür standen SS-Posten, vor dem Gang zum Reichstag standen wieder Posten, und nun sollten sogar noch Königstiger kommen, unsere feinste Waffe.
"Er hatte seine Leute in Gruppen von fünf bis zehn Mann rings um den Reichstag verteilt. Eine Gruppe wurde von dem SS-Untersturmführer Undermann (oder so ähnlich, genau verstand ich den Namen damals nicht) geführt, er saß südlich der Moltkebrücke im Innenministerium (in dem Gebäude, das die Sowjets 'Das Haus Himmlers' nannten), und zwar in einem Keller mit Schußfeld zur Brücke. "Von dort kam ein etwa 19jähriger SS-Junker und meldete Babick, Undermann und seine Männer hätten im Keller Alkohol gefunden und sich besoffen. Der Junker sagte, er hätte vorsichtshalber den Undermann gleich mitgebracht, er stünde draußen. "Babick tobte und sein Urteil stand fest: Erschießen! Der Junker, hackenknallend, lief hinaus, Sekunden später hörten wir einen Feuerstoß aus der MP, der Knabe erschien wieder und meldete: Befehl ausgeführt. Babick befahl ihm, den Trupp Undermann zu übernehmen."
Von einem solchen Gegenangriff innerhalb des Reichstages am 29. April berichtet auch der Ordonnanzoffizier Helmut Triebel (11, S. 356):
Schon am 29. April erhielten wir Meldung, daß ein russischer Stoßtrupp über die Spree bis an das Reichstagsgebäude vorgedrungen sei. Daraufhin wurde ich in der Nacht beauftragt, die Lage bei der dort eingesetzten Kompagnie zu erkunden und die Kampfgruppe (Mohnke) darüber zu informieren. 
Offenbar im Keller eines Hauses in der Nähe des Reichstags-Präsidialgebäudes
fand ich den Kompagniechef bei der Vorbereitung zu einem Gegenstoß, weil die Russen im oberen Stockwerk des Reichstagsgebäudes festsaßen und ihre rückwärtige Verbindung unterbrochen werden konnte. Die Kompagnie hatte schon erhebliche Ausfälle, war aber durch Versprengte und Freiwillige aufgefüllt und noch kampfkräftig. So hatte sich ein Marineoffizier mehrere Munitionsgurte um die Schultern gehängt und unterstützte, mit einem MG 42 bewaffnet, den angreifenden Stoßtrupp der Waffen-SS. Dieser hatte seine Ausgangsbasis im Keller und Erdgeschoß des Reichstagsgebäudes, die noch in eigener Hand waren und wohin auch ein Kellergang führte.
Die Russen hatten sich in den Räumen und Fluren verschanzt und waren nicht zu überwinden, obwohl sie vorläufig von draußen nicht verstärkt oder entsetzt werden konnten. Unsere Männer kamen über das Erdgeschoß hinaus nicht weiter, hielten aber auch ihre Stellungen. Darüberhinaus mußte noch die Spree nördlich des Reichstags abgesichert werden, damit die Russen keine weiteren Truppen übersetzen konnten. 

30. April - Russische Panzer dringen über die Moltkebrücke vor

Im Dezember 1944 ist auch die schwere Panzerabteilung 503 "Feldherrnhalle" aufgestellt worden mit den modernsten Tiger-Panzern. In dieser befehligte Georg Diers einen Tiger-Panzer, der am 21. April von Müncheberg nach Berlin kam und dort in verschiedensten Stadtteilen Einsätze fuhr, vor allem in Neukölln zusammen mit der Division Charlemagne (11, S. 114). Am 29. April verteidgt der Panzer am Potsdamer Platz. Georg Diers berichtet (11, S. 115):

30. April 1945 - Befehl zum Reichstag über Funk nachmittags. (...) Das Reichstagsgebäude war schon ziemlich zerbombt, ausgebrannter Plenarsaal. Auf der Eingangsseite sahen wir zur Krolloper herüber und rechts von uns stand eine große Anzahl T-34, wohl 30 Stück an der Zahl mit Rohr aufs Reichstagsgebäude, auf uns. Nach genauer Einweisung der Besatzung haben wir den Sprung um die Ecke gewagt und gegen diese große Zahl das Feuer mit Erfolg aufgenommen.
Man könnte sich vorstellen, daß dabei viele jener Panzer abgeschossen worden sind, die auf jenen Fotos vom Südausgang der Moltkebrücke zu sehen sind, die wohl bald nach Ende der Kämpfe aufgenommen worden sind.

Abb. 2: "Die JS II und SU 152 fahren von der Brücke in Richtung Reichstag"

Auch Hans Rave, Führer eines Sturmgeschützes mit 7,5 cm Langrohrkanone des Panzerregimentes "Hermann von Salza", berichtet (11, S. 271):

An der Kroll-Oper waren wir auch im Einsatz. Dort haben wir eine Fallschirmjäger-Einheit unterstützt.

(Auch dieses Sturmgeschütz nahm dann nach Hitlers Tod an dem viel diskutierte Ausbruchversuch der verbliebenen Truppen über die Weidendammer Brücke teil.)


Abb. 3: An der Moltkebrücke

1. Mai - Russische Panzer vor der Krolloper

Georg Diers berichtet weiter:

01. Mai 1945 - Einsatzraum Reichstagsgebäude, Brandenburger Tor bis zur Siegessäule. Auf der Achse Gegenstoß bei der Kroll Oper. Vor der Krolloper hatten sich russische Panzer aufgestellt, in der Kroll Oper waren noch deutsche Verwundete. Wir konnten den Vorplatz freihalten. Unser Funker, Alex Sommer, wurde durch Oberleitungskabel verletzt. Der Russe ist an diesem Tag mit einem Spähtrupp in das Reichstagsgebäude eingdrungen und konnte sich in der Mitte des Gebäudes festsetzen und schoß von oben in die einzelnen Luftschächte oder Wendeltreppen auf uns. Im Obergeschoß des Reichstages waren noch ein paar schießende sMG's von uns, die aber nach und nach verstummten. Unten ist ein deutscher Gefechtsstand. Ein Gegenstoß mit unserer Unterstütztung bringt auch nichts als nur weitere Löcher in den zugemauerten Fenstern. Gegen 19.00 Uhr kommt der Befehl zum Ausbruch.
(Gemeint ist der Ausbruch über die Weidendammer Brücke.) Auch Ordonnanzoffizier Helmut Triebel schreibt (11, S. 358):
In der Nacht zum 01. Mai mußte ich noch einmal raus in den Tiergarten zur Kontrolle unserer Posten, von denen gemeldet wurde, daß der "Iwan" nördlich der Ost-West-Achse mit schwächeren Kräften vorfühlte. Unsere Männer hatten das rechtzeitig bemerkt und mit einem kleinen Feuerzauber stärkere Kräfte vorgetäuscht. Die Russen blieben vorsichtig, versuchten aber immer wieder, in das Gelände des nördlichen Tiergartens "einzuwieseln". Sonst war es ziemlich ruhig in dieser Nacht, die an vielen Orten von Bränden erleuchtet wurde.

Ein wirklich zusammenhängendes Bild von den Geschehnissen aus deutscher Sicht läßt sich aus all diesen Berichten dennoch nicht so recht gewinnen. Aber man gewinnt doch allerhand Teileindrücke.

1. Mai - Uniform aus-, Zivilkleidung angezogen

Wie es jenen ergehen konnte, die nicht mit ausbrachen, wird auch berichtet (Kuby, Spiegel):

Zilch und seine Kameraden trafen am 1. Mai, als Babick und seine Leute plötzlich verschwunden waren, im Keller des Reichstages zwei belgische Arbeiter, die sich dort versteckt hatten. Der Keller war ein Labyrinth, es gab auch Ecken, wo nicht gekämpft wurde. Die Belgier zeigten den Flaksoldaten einen Garderobenraum, dort fanden sie Zivilsachen und zogen sich um. Sie verbrannten ihre Soldbücher und warfen Uniformen und Ausrüstung in den noch fünf Meter tiefer liegenden Heizungskeller. SS-Streifen kämmten den Keller durch, die Belgier versteckten die nun in Zivilisten verwandelten Flaksoldaten in einem Lüftungsschacht.
Sie hatten den Eindruck, der Kampf sei zu Ende und wagten, die Tür des Waschraumes zu öffnen, als jemand mit Schlägen gegen das Holz Einlaß begehrte. Drei uniformierte Männer erschienen, vorweg ein sowjetischer Soldat mit einer weißen Fahne, an zweiter Stelle ein älterer Offizier in einer unbekannten Uniform, zuletzt wieder ein Russe. Einer der Belgier sagte dem russischen Trupp in gebrochenem Deutsch, hier seien nur Belgier. Daraufhin zog die Gruppe mit der weißen Fahne weiter. "Wir dachten, nun kann nichts mehr schiefgehen", erzählte Oberpostinspektor Zilch. Er glaubt, später gehört zu haben, der deutsch sprechende Parlamentär in der unbekannten Uniform sei ein in sowjetische Gefangenschaft geratener deutscher Oberstabsarzt gewesen, den man gezwungen habe, dem Reichstagskommandanten die Übergabebedingungen zu verlesen.
Doch schon wenige Stunden später drangen Sowjetsoldaten in den Reichstagskeller. Sie trieben den verkleideten Zilch und seine Kameraden aus dem Keller quer über den Königsplatz in die Schweizer Botschaft. Dort wurde Zilch von einem gut deutsch sprechenden Sowjetoffizier verhört. Zilch: "Ich gab mich als Postbeamter aus, der auf dem Weg zur Arbeit von deutschen Soldaten kassiert worden sei. Ich weiß nicht, ob man mir glaubte. Ich wurde abgeführt. Als ich aus dem Haus trat, sah ich, daß sich auf dem Königsplatz zahlreiche Russen versammelten. "Wir marschierten zur Lüneburger Straße, Ecke Alt-Moabit. Dort wurde ich zum zweitenmal in einem Eckhaus -Keller verhört. Ich weiß auch den Namen dieses perfekt deutsch sprechenden Offiziers, mindestens den Vornamen: Walter. (...) "Auch Walter glaubte mir wohl nicht, daß ich kein Soldat sei. Es ging zur Strafanstalt Pötzensee. Dort strömten Tausende von Gefangenen zusammen." Zilch kam in ein Gefangenenlager, wurde abermals verhört und dann einem Gefangenentransport eingegliedert, der für die Sowjet-Union bestimmt war. Doch Zilch gelang, die Flucht. Bei einer Marschpause außerhalb Berlins konnte er sich beiseite schlagen und unerkannt, als Eisenbahner getarnt, nach Berlin zurückkehren.

Dieser Beitrag muß wenn neue Erlebnisberichte gefunden werden, noch weiter ergänzt werden. Hinweise auf solche werden gerne entgegengenommen.

Lothar Loewe als Hitlerjunge in den Kämpfen um Berlin

Ergänzung 19.4.2021. Auch der spätere ARD-Auslandskorrespondent Lothar Loewe (1929-2010)(Wiki) war als Hitlerjunge ebenfalls an den Endkämpfen von Berlin beteiligt (14) (1:17:15):

Wir bezogen unsere Gefechtsstellung am Flugplatz Tempelhof am 21. oder 20. April. Und ich habe dann die Kämpfe hier in Berlin miterlebt bis zum Ende, auch bis zum Ausbruch aus Berlin. Am 2. Mai wurde ja in Berlin kapituliert, nicht aber im Westen der Stadt, dort gab es ja einen großen Ausbruchversuch über Spandau, um die Wenck-Armee, die in Nauen stehen sollte, zu erreichen. Und daran habe ich teilgenommen. Und am 30. April ergab es sich, daß ich auch einen sowjetischen Panzer abgeschossen habe mit einer Panzerfaust. (...) Der Abschuß eines Panzers in den Straßen war gar nicht so schwierig. Meine Kameraden und ich haben die Gefahr, getroffen zu werden, verwundet zu werden oder gar umzukommen, eigentlich unterschätzt. Die Angst kam später. Nach dem Abschuß, als dieser Panzer auseinander flog, und die russische Infanterie in dieser Straße also vordrang, und wir uns sehr schnell durch Kellergänge und andere Straßen zurückziehen mußten, dann kam die Angst. Und die Angst, die eigentliche, große Angst vor dem Tode kam nach meiner Verwundung. Wenn Sie erst mal verwundet sind, dann sind Sie so geschockt und so schockiert .... (...) Ich war immer noch gehfähig und hatte immer noch den Wunsch, den Russen zu entgehen. Und das ist der Grund, weshalb ich mit meiner Einheit dann an diesem Ausbruch teilgenommen habe. Aber ich habe dann eigentlich keinen Schuß mehr abgefeuert und hatte jedesmal Angst, wenn irgend eine Granate einschlug. Ich hatte eine schreckliche Angst, nochmal getroffen zu werden.

Über die Zeit nach der Gefangennahme berichtet er (14) (1:22.28):

Wir marschierten quer durch Berlin. Wir kamen in Spandau an und marschierten die Heerstraße ... über die zerstörte Heerstraßen-Brücke balancierten wir über die Brückentrümmer, und dann in einer riesigen Kolonne, vielleicht zehn-, vielleicht fünfzehntausend Gefangene und marschierten dann den Kaiserdamm, also die Ost-West-Achse runter quer durch Berlin. Berlin sah aus wie Karthago. Die Brände waren erloschen, die Russen waren da, die Straßenschilder waren russisch, russische, weibliche Soldaten regelten den Verkehr. (...) Viehherden, Rinderherden wurden über den Kaiserdamm gen Osten getrieben. (...) Die Stadt machte eigentlich den Eindruck einer russischen Stadt. Ich habe nicht für möglich gehalten, daß Deutschland je wieder in irgendeiner Form gedeihen konnte.

/ Letzte Ergänzungen:
19.4.2021 [Lit.ang. 14];
18.12.2021 [Lit.ang. 15, 16] /

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*) Der Amazon-Rezensent F. Hammer schreibt (30.1.2012):

Nun muß ich ja wirklich mal Dampf ablassen! Ich hatte mir das Buch gekauft, da ich sehr an dem Gelände der Reichskanzlei und den Bauten im alten Berliner Regierungsviertel interessiert bin. Ein Bericht von Mohnke zu seinen Erlebnissen in dem Gebäude erschien mir spannend. Die meisten Zeitzeugenbücher dazu kenne ich schon. Von Mohnke kannte ich noch keine aufgeschriebenen Erlebnisse der Letzten Tage in der Reichskanzlei. (...)
Es schreibt aber nicht etwa Mohnke, sondern nur der Autor. Sachen, die aus anderen Büchern oder Berichten zusammengetragen wurden. Kaum etwas Authentisches und wenn dann nicht von Mohnke. Auf Seite 138 kommt dann endlich das Kapitel "Die Kampfgruppe Mohnke sichert das Regierungsviertel". Und wieder kein Mohnke zu lesen. Der Autor schwafelt bekanntes Zeug und ab und zu kommt mal für 4 oder 5 Zeilen ein unbekannter SS-Mann zu Wort, der von einem Kampfeinsatz irgendwo in Berlin (nicht das Regierungsviertel) berichtet.
Ich mache es kurz.
Das Buch hat 200 Seiten. Auf Seite 153 kommt das erste mal Mohnke zum Thema Reichskanzlei zu Wort und das für ganze 16 Zeilen und mit einem Bericht, der seit 1975 bereits vorliegt. Danach folgen noch, wenn man den auf mehrere Seiten zerstückelten Bericht Mohnkes einmal zusammenzählt, gerade einmal EINE SEITE Mohnkebericht. Dieser besteht dann noch hauptsächlich in der Beschreibung der Ereignisse im Führerbunker nach Hitlers Selbstmord. Eine weitere Seite ergibt sich, wenn man die Berichtfetzen von Mohnkes Ausbruch zusammen nimmt. Wir kommen also auf ganze 2 Seiten Bericht von Mohnke in diesem Buch. Das ist genau 1% des Gesamtinhaltes. Für mich ist das eine bewusste Täuschung des Kunden, indem man einen Titel wählt, der sich verkauft. 
Diese Worte und die sonstige geringe Überlieferung von Mohnke selbst bis heute legen nahe, daß man auch mit Mohnke selbst nur schwer über die letzten Kämpfe im Regierungsviertel sprechen konnte.


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  1. Bading, Ingo: Von der "roten Bude" zum Bundeskanzleramt (II). Zur Geschichte des Regierungsviertels im Spreebogen (1871 bis heute). Teil 2: 1918 - 1947 / heute. Auf: Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!, 22.3.2012
  2. Vom Wege ab. Hitler-Dokumente. In: Der Spiegel, 10.01.1966 (pdf
  3. Ein kleiner Sekretär - ein großer Intrigant Martin Bormann - die Karriere eines Schreibtischtäters. In: Der Spiegel, 03.10.1977
  4. Hitler-Tagebücher: Ha, ha, daß ich nicht lache. Der Spiegel, 02.05.1983 (pdf)
  5. Es war ein Alptraum. In: Der Spiegel, 28.03.1994 (pdf)
  6. Fest, Joachim: Das Ende. In: Der Spiegel, 18.03.2002
  7. Botting, Douglas & Sayer, Ian: Hitler's Last General. The Case Against Wilhelm Mohnke. Bantam Books, 1989 
  8. Fischer, Thomas: Die Verteidigung der Reichskanzlei 1945 - Kampfkommandant Mohnke berichtet. VDM Heinz Nickel; Schild-Verlag; 1. Aufl.; 5. November 2007, 2008
  9. Fischer, Thomas: Soldiers of the Leibstandarte. J.J. Fedorowicz Publishing, Inc. 2008
  10. Endkampf um Berlin - Reichskanzlei. Der Bericht eines Insiders. Rechtes Regensburg, 16.10.2009
  11. Venghaus, Wolfgang: Berlin 1945. Die Zeit vom 16. April bis 2. Mai (u.a. die Ausbruchsversucher an der Weidendammer Brücke). Eine Dokumentation in Berichten, Bildern und Bemerkungen. Ermittelt , zsgest. und hrsg. von Wolfgang Venghaus. Selbstverlag, Freudenberg 1997 (Amazon), 2. erw. Aufl. 1998 (677 S.)
  12. Kuby, Erich: Die Russen in Berlin 1945. Spiegel-Serie, 1. Fortsetzung, 12.05.1965
  13. Kuby, Erich: Die Russen in Berlin 1945. Scherz-Verlag, 1965 (426 S.), 1980, 1992, 1995
  14. Lothar Loewe (Journalist), Als Hitlerjunge im Kriegseinsatz in Berlin 1945. In: Irmgard von zur Mühlen: Ansichten vom Ende - Einsatz an der Ostfront 1945 (ohne Jahr, nach 1991), CHRONOS-MEDIA History, https://youtu.be/j7Ln9M5xvdI, 3:40,  1:17:15, 1:22.28 
  15. Axmann, Artur: Das kann doch nicht das Ende sein. Erinnerungen des letzten Reichsjugendführers, Siegfried Bublies Verlag, 1995, https://archive.org/details/AxmannArtur-Hitlerjugend-ErinnerungenDesLetztenReichsjugendfuehrers
  16. Artur Axmann - Einziges Interview mit dem Reichsjugendführer, 1995. Chronos-Media History, Teil 1, https://youtu.be/IbIaCd4PqR0, Teil 2, https://youtu.be/zBpcycxLKYM.

Dienstag, 11. Dezember 2012

Freimaurerkunst - Hieronymus Bosch, 15. Jahrhundert

Älter als offiziell angegeben - Die Freimaurerei

Im Jahr 1938 erschien im hintergrundpolitik-kritischen Ludendorffs Verlag eine kleine Schrift über den niederländischen Maler Hieronymus Bosch (1450 - 1516) (1). Aufgrund von einigen Bild-Interpretationen gelangte die Autorin zu der außerordentlich gewagt erscheinenden Vermutung, daß dieser Maler menschlicher Unzulänglichkeiten und Skurrilitäten, Hieronymus Bosch, Erfahrungen mit freimaurerähnlichen Logen gehabt haben mußte. Ja, daß Freimaurer-Gebräuche in diesen Logen schon damals, im 15. Jahrhundert, üblich gewesen seien.

Abb. 1: Hieronymus Bosch - "Der verlorene Sohn" (vermutlich Selbstbildnis)
Am überzeugensten in der Schrift ist die Interpretation des Bildes "Der verlorene Sohn" (siehe Abb. 1). Über dieses Bild heißt es nämlich (1, S. 12f):
Zugleich aber zeigt uns das Bild – wie viele andere auch -, daß die bei der heutigen Freimaurerei üblichen Rituale und Symbole bereits im 15. Jahrhundert bei Geheimbünden üblich waren. (…) Ob Rosenkreuzer, Gnostiker oder Alchimisten, ihr Ritual scheint sich auf jeden Fall auf die Freimaurer vererbt zu haben. (…) Ein Bein ist entblößt, trägt das Taschentuch umgewickelt und hat den Pantoffel, das andere aber trägt den Schuh! Die Kleidung deutet also darauf hin, daß der „verlorene Sohn“ soeben in die Logen aufgenommen wurde.
- Kann sein, kann sein nicht, sagt man sich beim ersten Lesen dieser Worte.

"Geschworenes Mitglied eines elitären, inneren Zirkels"

- Aber mit welcher Verblüffung stellt man fest, was heute, mehr als siebzig Jahre nach dem Jahr 1938, über Hieronymus Bosch bekannt ist, und was die Autorin der soeben zitierten Schrift nur auf sehr indirektem Weg über Bildinterpretationen erschlossen hatte. Auf Wikipedia ist über Hieronymus Bosch zu lesen:
1488 trat er der religiösen Bruderschaft Unserer Lieben Frau bei, erst als äußeres, dann als geschworenes Mitglied des elitären inneren Zirkels (etwa 60 Personen). Diese geschworenen Brüder kamen in der Regel aus der höchsten (aristokratischen beziehungsweise patrizischen) städtischen Schicht und waren alle Geistliche verschiedenen Weihegrads. Fast die Hälfte davon waren (meist weltliche) Priester, die teilweise zugleich Notare waren. Ferner gab es unter ihnen Ärzte und Apotheker sowie einige wenige Künstler (Musiker, einen Architekten und nur einen Maler: Bosch). Die Bruderschaft pflegte Kontakt zu den höchsten Kreisen des Adels, der Geistlichkeit und der städtischen Eliten in den Niederlanden. Neben dieser politisch-gesellschaftlichen Seite waren sie gleichermaßen religiös ausgerichtet und wurde von den Dominikanern betreut. Sie trafen sich einmal im Monat zum Mahl, zweimal die Woche zur Messe, Johannes-, Marien- und andere Festtage wurden unter anderem durch geistliche Spiele und Prozessionen begangen. In den Reihen der Brüder und durch ihre Kontakte zum Hof fand Bosch seine Auftraggeber.
Elitäre Schnöseleien im 15. Jahrhundert ganz so, als befände man sich am Beginn des 21. Jahrhunderts. Hieß es auch damals schon: "Sei pfiffig, werde Freimaurer!" - ? Und ebenso bemerkenswert scheint hier der Umstand zu sein, daß der Mönchsorden der Dominikaner diese freimaurerähnliche, religiöse Bruderschaft betreut hat. Womöglich gibt es auch diesbezüglich - - - "Kontinuitäten"? Wer hätte eigentlich Zweifel daran? Zumindest soweit es verschworene, elitäre, innere Zirkel betrifft?

Spiegeln also die zahllosen drolligen, skurrilen, absurden, grotesken "Wimmelbilder" des Hieronymus Bosch, die von Symbolhaftigkeit nur so strotzen und gerade heute wieder Künstlern so viele Anregungen geben, einen Geist wieder, den man aufnimmt, wenn man als "verlorener Sohn" in einer religiösen, freimaurerähnlichen Bruderschaft und dort in ihrem "geschworenen, elitären inneren Zirkeln" landet? Ein neuer Fall von "Königlicher Kunst"? "Freimaurer-Kunst"?

(Ergänzung 30.5.2013:) In einer Buchveröffentlichung des Jahres 1974 heißt es (2, S. 9):
Andere haben in dieser Kunst den Widerschein esoterischer Praktiken des Mittelalters gesehen und sie mit Alchemie, Astrologie und Hexerei in Verbindung gebracht. Die provozierendsten Interpretationen sind aber vielleicht diejenigen, die Bosch mit verschiedenen mittelalterlichen häretischen Bewegungen in Verbindung zu bringen suchten. Ein Beispiel dafür ist die These Wilhelm Fraengers. Fraengers Theorien verdienen besondere Beachtung wegen der großen Verbreitung, die sie gefunden haben. (...)

Nach der These Fraengers gehörte Bosch den Brüdern vom Freien Geiste an, einer häretischen Gruppe, die nach ihrem ersten Auftreten im 13. Jahrhundert mehrere Jahrhunderte lang in ganz Europa verbreitet war. Man weiß über diese Sekte nicht viel, nimmt aber an, daß sexuelle Promiskuität einen Teil ihrer religiösen Riten bildete, durch welche sie versuchten, in den Zustand der Unschuld zurückzugelangen, den Adam vor dem Sündenfall besaß. Aus diesem Grunde werden sie auch Adamiten genannt. Fraenger nimmt an, daß der "Garten der Lüste" für eine in s'Hertogenbosch, dem Heimatort des Malers, ansässige adamitische Gruppe gemalt wurde und daß die offenkundig erotische Szene des Mittelbildes nicht, wie allgemein angenommen wird, eine Verurteilung zügelloser Sinnenlust darstellt, sondern im Gegenteil die religiösen Praktiken dieser Sekte. Fraenger hat auch andere Arbeiten Boschs mit den Adamiten und ihren Lehren in Verbindung gebracht.
Diese Buchveröffentlichung führt im Literaturverzeichnis noch weitere Schriften mit ähnlicher Zielsetzung an (3 - 6). Im Internet findet sich eine esoterische Interpretation der Werke von Bosch, offenbar von einem Anhänger des Magiers Gurdiew (7) und sicherlich noch zahlreiche andere Hinweise auf Verbindungen zwischen Bosch und Esoterik.

Ergänzung (14.6.14:) In einer neueren Veröffentlichung heißt es (8, S. 280):
Zwar liegen die bis heute dunklen Ursprünge der Freimaurer-Bewegung im Hochmittelalter (die frühesten Spuren sind das Regius-Gedicht um 1390 und das Cooke-Manuskript um 1430-1440), und die ältesten Konstitutions-Handschriften datieren aus der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts, doch den öffentlichen Raum betraten diese Gruppen erst im siebzehnten Jahrhundert ...
____________________
  1. Hals, A.: Die Rätsel der Bilder von Jeroen Bosch. Ludendorffs Verlag, München 1938 (29 S.) (Scribd)
  2. Gibson, Walter S.: Hieronymus Bosch. Ullstein, Frankfurt/M.u.a. 1974 (engl. 1973)
  3. Fraenger, Wilhelm: Das tausendjährige Reich. Grundzüge einer Auslegung. Coburg 1947; engl. 1952; Castrum Peregrini Press, 1969; 1994 (Google Bücher
  4. Combe, J.: Jerome Bosch. Paris, London 1946, Neuauflage 1947 (Gibson: "Nützliche Arbeit, doch sind die alchemistischen Interpretationen der Werke irreführend.")
  5. Wertheim, Aymes, C. A.: Hieronymus Bosch. Eine Einführung in seine geheime Symbolik. Amsterdam, Berlin 1957
  6. Wertheim, Aymes, C. A.: Die Bildersprache des Hieronymus Bosch. Den Haag 1961 (Gibson: "Beide Werke dieses Autors interpretieren die Malerei Hieronymus Boschs als Darstellungen der Lehre der Rosenkreuzer."
  7. van Laer, Lee: "The Esoteric Bosch" - Commentaries on the esoteric meanings in the paintings of Hieronymus Bosch". 2013
  8. Stuckrad, Kocku von: Geschichte der Astrologie. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. C.H.Beck, München 2007

Sonntag, 18. November 2012

Ein Berliner Satanist publiziert in der Ludendorff-Bewegung (1936)

Zum vielfältigen und schillernden Wirken des freikirchlichen Geistlichen Harry Dörfel

1935 und 1936 publizierte der Berliner Satanist Harry Dörfel (geb. um 1872, gest. nach 1945) (ein gebürtiger Katholik) einen Aufsatz (1) und eine Schrift (2) unter Pseudonym in der Ludendorff-Bewegung. Die Bedeutung dieser beiden Veröffentlichungen besteht vor allem darin, daß in ihnen zum ersten mal im Schrifttum der Ludendorff-Bewegung ausdrücklich und sehr authentisch von dem weltpolitischen Einfluß der tibetischen Priesterkaste die Rede ist. Harry Dörfel gab mit seinen beiden Veröffentlichungen damit der Ludendorff-Bewegung eine ganz neue "Kampfrichtung", die ohne dieselbe von anderen Autoren wie Erich und Mathilde Ludendorff, Hermann Rehwaldt so schnell und treffsicher womöglich gar nicht aufgegriffen worden wäre.

Im vorliegenden Beitrag soll untersucht werden, welches die eigentliche Absicht dieses "Geheimnisverrates" von Harry Dörfel gewesen ist. Dabei wird insbesondere die Tatsache in Rechnung gestellt, daß der schillernde "freikirchliche Geistliche" Harry Dörfel im Juni 1945 in den damals wiedererstehenden jüdischen Synagogen Berlins der offenbar sehr wohlgelittene Kirchenreferent der Stadtverwaltung von Berlin-Mitte und -Tiergarten gewesen ist (3, 4). In womöglich ähnlichen Zusammenhängen hatte er schon 1933 zusammen mit einem "führenden Vertreter des Judentums", nämlich Alfred Nossig - diesmal im Auftrag des NS-Staates - eine theosophische Akademie gegründet, die die Gleichschaltung der Theosophischen Gesellschaft fördern sollte, und bei der auch der nachmalige angeblich so scharfe Gegner Harry Dörfels, der Freimaurer Johannes Maria Verweyen, zu Vorträgen eingeladen worden ist (5). 

Die inhaltsreiche, nur 47 Seiten umfassende Schrift "Geheime Weltmächte", die im Jahr 1936 unter dem Pseudoynm "S. Ipares" im Ludendorffs Verlag erschienen ist (2), und der hier auf dem Blog schon vor anderthalb Jahren ein erster (sich nur herantasender) Beitrag gewidmet worden war (6), ist eine außerordentlich widerspruchsvolle Schrift. Sie beginnt und endet mit unumwundenen Bekenntnissen zum "dringend notwendigen" Aufklärungskampf des Hauses Ludendorff und zu dem von ihm gegebenen Geistesgut. Und sie enthält zugleich Passagen, die vom Tenor her so, wie sie dort stehen, von jemandem, der ein echter Ludendorff-Anhänger gewesen ist - und nichts anderes -, nicht hätten geschrieben werden können.

Genauere Recherche ergibt, daß diese Schrift (laut Karlsruher Virtuellem Katalog) 1936 zwei und 1937, bzw. 1938 eine weitere Auflage erlebte, so daß sie schließlich eine Gesamtauflage von mindestens zwanzigtausend Exemplaren erreichte (2). (In der Staatsbibliothek Berlin sind beispielsweise alle drei Auflagen vorhanden. Dies ist vielleicht darauf zurückzuführen, daß auch der Autor der Schrift in Berlin lebte.) Erst ein Vergleich aller drei Auflagen ergibt nun, daß in der zweiten Auflage ab dem 11. bis 15. Tausend (aber scheinbar noch im Jahr 1936) von Verlagsseite aus die Notwendigkeit einer Erläuterung und Einordnung des Inhaltes dieser Schrift erkannt worden ist. Man wollte offenbar insbesondere der Möglichkeit vorbauen, daß diese Schrift als eine Art "Werbeschrift" für die tibetische Priesterkaste (die tibetische "Weiße Brüderschaft") empfunden würde. Ob man damit der eigentlichen Intention des Autors schon gerecht geworden war, oder man sich von ihm dabei nur in die Irre hatte leiten lasen, soll im vorliegenden Beitrag genauer untersucht werden. Denn diese Intention drängt sich nach einem ersten genaueren Lesen der Schrift zunächst tatsächlich auf, würde aber wenig zu der Wohlgelittenheit des Autors in "westlichen" okkulten Brüderschaften passen (trotz seines geäußerten Antisemitismus), auf die schon einleitend hingewiesen worden ist, und die wohl erst in den letzten Jahren durch geschichtswissenschaftliche Veröffentlichungen (3, 4) deutlicher hat werden können.

Erläuternde Vorbemerkung ab der zweiten Auflage (1936)

Ab dieser Auflage jedenfalls findet sich zu ihrem Vorwort die folgende Anmerkung des Verlages (2, zit. n. Scribd):

Wir bringen diese wichtige Aufklärung über das weit verzweigte Netz jüdischer und tibetanischer Oberleitung unterstehender Okkultverbände aus der Feder eines früheren Leiters theosophischer Kreise.

- Man wußte also über die eigentlichen Hintergründe des Autors Harry Dörfel schon vergleichsweise gut Bescheid! Dörfel war 1933/34 nichts geringeres gewesen, als der Generalsekretär der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft als Nachfolger (oder "Urlaubsvertretung") des von ihm zumindest zeitweise und zumindest äußerlich bekämpften und schwer diskreditierten katholischen Freimaurers Johannes Maria Verweyen (5) (mehr dazu unten). Weiter heißt es:

Es mag für den Leser besonders wichtig sein hierbei zu erkennen, daß selbst die, die sich aus den ungesunden Irrlehren von einer "schwarzen und einer weißen Magie" und von "magischen Kräften" und "medialen Leistungen" frei machen

- hat das eigentlich Harry Dörfel wirklich? oder hat er nur getan als ob? -

dennoch den kritischen Standpunkt nicht überall zu wahren wissen. Meist erhält sich doch noch ein Glaubensrest an mediale Leistungen und Kräfte der Magie. Wir empfehlen, hieraufhin die Schrift Hermann Rehwaldts: "Das schleichende Gift. Der Okkultismus, seine Lehre, Weltanschauung und Bekämpfung", vor allem aber auch "Induziertes Irresein durch Okkultlehren" von Dr. M. Mathilde Ludendorff und die vorliegende zu vergleichen. Dann wird er in keiner Gefahr stehen, der "weißen Brüderschaft" etwa als Gläubiger zuzufallen, sondern aus allen Schriften gründlich den ungeheuren Unfug geheimer Weltleitung durch Okkulte kennenlernen.

Diese Bemerkung - womöglich von Hermann Rehwaldt verfaßt - legt nahe, daß es aus der Leserschaft heraus in Reaktion auf die erste Auflage kritische Stimmen gegeben hat. Daß aber auch von Verlagsseite aus manches Konkrete über die okkulten Hintergründe des Autors Harry Dörfel bekannt gewesen ist. Offenbar sogar die Tatsache, daß er 1912 eine Schrift über "Weiße und schwarze Magie" veröffentlicht hat (11). Ob aber so viel bekannt gewesen ist, wie heute - seit der Veröffentlichung von Helmut Zander und weiterer Darstellungen (3 - 5), muß offen bleiben. Die heutigen Kenntnisse zu den Hintergründen des Autors Harry Dörfel veranlassen jedenfalls noch zu weitergehenderen Schlußfolgerungen als sie in dieser Verlagsbemerkung enthalten sind.

Und auch der ganze Inhalt dieser Schrift macht ja in seiner unübersehbaren Authentizität klar, daß hier ein "Eingeweihter" spricht. Aber erst durch eine Veröffentlichung des Jahres 2007 von Helmut Zander über die Geschichte der Anthroposophie in Deutschland (5) wurde es möglich, die Gestalt jenes Menschen, der sich hinter dem Pseudonym "S. Ipares" verbarg, und dessen Handeln genauer zu fassen. Und dabei wird deutlich, daß der sich hinter dem Pseudonym S. Ipares verbergende Harry Dörfel noch bis kurz vor Erscheinen dieser Schrift und auch noch zumindest im Jahr 1945 in ganz anderem Sinne tätig war, als es diese Schrift von vornherein nahelegt. Ja, es stellt sich heraus, daß er zuvor Aufsätze und Schriften veröffentlicht hatte, die in schwer denkbarem größeren Widerspruch stehen könnten zu der Haltung, die am Beginn und Ende der Schrift "Geheime Weltmächte" und auch sonst häufiger in ihr kundgetan wird.

Abb.: "Geheime Weltmächte" von S. Ipares, 1936

Noch kurz vor Verfassen der Schrift "Geheime Weltmächte" hatte der katholisch geborene Berliner Harry Dörfel also an einflußreicher Position innerhalb der Theosophischen Gesellschaft in Deutschland gestanden (5, 6). Er hatte dabei in gutem, ja, intensiven, freundschaftlichen Kontakt gestanden sowohl zu einflußreichen, okkultgläubigen Indern (z.B. Curuppumullage Jinarajadasa) wie zu einflußreichen, okkultgläubigen Juden (z.B. Alfred Nossig) wie zu einflußreichen, okkultgläubigen Steiner-Schülern (z.B. Rudolf Bußmann). Wie das auch nicht anders sein konnte von einem Verfasser so zahlreicher, schwer okkultgläubiger Schriften (7 - 13) über "Schwarze und weiße Magie" (11), die noch heute in bestimmten Kreisen so geschätzt sind, daß sie neu aufgelegt werden.

Und nur wenige Wochen nach der deutschen Kapitulation im Mai 1945 ist dieser Harry Dörfel als freikirchlicher Geistlicher und als Kirchenreferent der Stadtverwaltung des Bezirkes Berlin-Mitte und -Tiergarten ein geschätzter Ansprechpartner von drei dort neu entstehenden jüdischen Gemeinden (3, 4). Was, da es sich um die beiden Zentralbezirke der deutschen Reichshauptstadt handelt, mitten in dem Beginn eines "neuen Zeitalters" (nach der eigenen okkulten Deutung von Harry Dörfel [11]), womöglich im okkulten Denken "Geheimer Weltmächte" ebenfalls so manche okkulte Bedeutung oder Nebenbedeutung gehabt haben könnte. Können doch auch Orte als okkult-magisch "geweiht" oder "entweiht" angesprochen werden von Okkultgläubigen.

Welche Bedeutung konnte es also haben, wenn dieser Harry Dörfel im Jahr 1936 eine so inhaltsreiche, kundige, authentische Schrift über "Geheime Weltmächte" ausgerechnet in jenem Verlag erscheinen ließ, der sicherlich als einer der damaligen schärfsten Gegner des von Harry Dörfel selbst zuvor vertretenen okkulten Geheimbundwesens gewesen ist?

Wohlwollen aus Synagogen für den Antisemiten Harry Dörfel

Um so mehr man jedenfalls alle von der Schrift "Geheime Weltmächte" aufgeworfenen Fragen in sich hin und her wirft, kommt man schließlich zu folgendem Ergebnis: Mit jenem Wohlwollen, mit dem manche Menschen in den wieder erstehenden jüdischen Gemeinden des Bezirkes Berlin-Mitte und -Tiergarten im Juni 1945 auf das Wirken des Kirchenreferenten und "freikirchlichen Geistlichen" Harry Dörfel geblickt haben (3, 4) und mit dem offenbar auch schon im Jahr 1933 manche Menschen dieser Kreise auf sein Wirken blickten (etwa Alfred Nossig) (5), mit eben einem solchen Wohlwollen könnten sie auch auf die Veröffentlichung der Schrift "Geheime Weltmächte" im Ludendorffs-Verlag geblickt haben.

Man wird gewiß durch den ganzen Tenor der Schrift zunächst - wie auch die zitierte Verlagsbemerkung andeutet - in eine ganze andere Richtung geleitet, was die eigentliche Intention und Zielrichtung des Autors betrifft. Aber das könnte ja auch gerade beabsichtigt sein. Wird doch gerade das "westliche Geheimbundwesen", das sich auf das jüdische Alte Testament und die Kabbala bezieht, in dieser Schrift mit viel abwertenderen Ausdrücken belegt, als das "östliche Geheimbundwesen", das vor allem im letzten Kapitel dieser Schrift behandelt wird, und auf das viele der übrigen Inhalte hinleiten. So daß man zunächst den Eindruck gewinnt, diese Schrift sei - wenn sie tatsächlich in irgendeinem okkultgläubigen Interesse veröffentlicht worden sein sollte, dann wohl doch am ehesten im okkultgläubigen Interesse der tibetischen Priesterkaste geschrieben worden. Und sie sollte gewissermaßen für diese bislang weithin ganz unbekannte Kraft "Werbung" machen.

Doch auch diese Erklärung will in letzter Instanz nicht so recht befriedigen. Und zum Schluß legt man sich schließlich folgende Frage vor: Sagt Harry Dörfel in der Schrift "Geheime Weltmächte" Lesern bisheriger Ludendorff-Schriften an irgendeiner Stelle etwas grundlegend Neues über das "westliche Geheimbundwesen", das diesen Lesern nicht schon in der einen oder anderen Weise bekannt gewesen sein konnte, wenn sie es auch vielleicht zuvor noch nicht so "authentisch" aus dem Mund eines offensichtlich "Eingeweihten" zu hören bekommen hatten?

Nein, das doch eigentlich nicht. Hier präzisiert S. Ipares/Harry Dörfel sicherlich manches und macht sich weiterhin mit sicherlich vielen neuen, bis dahin unbekannten Details was Hintergrundpolitik-Wissen betrifft, zunächst einmal selbst vor allem nur - "interessant" und überzeugt davon, daß er tatsächlich "bestens informiert" ist. Was aber das eigentlich Neue seines Aufsatzes (1) und dieser Schrift (2) ist, und worauf sie erstmals in aller Deutlichkeit und Schärfe den Blick richten, wie dies zuvor Erich und Mathilde Ludendorff selbst nie getan hatten, das ist das "asiatische Geheimbundwesen". Das ist die weltpolitische Bedeutung der tibetischen Priesterkaste. Diese und ihre westlichen Vertreter wie die Blavatsky oder Karl Kellner werden vom Tenor her tendenziell oft viel sympathischer geschildert, bzw. nur mit so neutralen Adjektiven wie "bemerkenswert" gekennzeichnet, als Vertreter "westlichen Geheimbundwesens" - wie etwa Annie Besant, Rudolf Steiner, Johannes Verweyen und andere, die allesamt scharf ablehnend charakterisiert werden.

Diese vage Unterschiedlichkeit in der Bewertung "westlichen" und "östlichen Geheimbundwesens" könnte aber womöglich nur dazu gedient haben, die Spuren, sprich die eigentlichen Intentionen von Harry Dörfel zu verwischen. Er könnte eine Art zweiter Ignaz Trebitsch-Lincoln (1879-1943) (Wiki) gewesen sein, der im Interesse des westlichen Geheimbundwesens sich dem östlichen Geheimbundwesen zugewandt hatte und Buddhist geworden war. Auch Trebitsch-Lincoln hatte sich - eine weitere Parallele - 1921 und 1922 bis zum Kapp-Putsch in Berlin in unmittelbarer Nähe von Erich Ludendorff bewegt und er hatte nach außen hin als eine Art Pressesprecher dessen Interessen vertreten!

Erich und Mathilde Ludendorff haben - soweit übersehbar - selbst nie etwas dazu geäußert, wie sie die Schrift "Geheime Weltmächte" und ihren Autor eigentlich insgesamt einordnen. Sie haben sich - wie der Verlagsvorbemerkung auch entnehmbar ist - der darin gegebenen, sehr authentisch wirkenden Behauptungen über hintergrundpolitische Zusammenhänge bedient (ebenso wie sie sich derselben in Schriften von okkultgläubigen Autoren wie Karl Heise oder Paul Köthner bedient haben). Es hat aber scheinbar nie Gelegenheit gegeben, daß sie sich selbst konkreter über die Intention dieser Schrift und ihres Autors nach ihrer eigenen Einschätzung hätten äußern können.

Dazu wären mindestens zwei Umstände mitzuberücksichtigen. Schon im Jahr 1931 (?) hat Mathilde Ludendorff anhand eines konkreten Beispiels darauf hingewiesen, daß es sehr unwahrscheinlich ist, daß geistige Führer okkultgläubiger Bewegungen jemals dem von ihnen vertretenen Okkultwahn abschwören würden. Selbst wenn man ihnen die Natur desselben noch so deutlich in Aufklärungsschriften vor Augen führen würde. Das wird sie dann auch bei einem solchen Autor wie Harry Dörfel als das Wahrscheinlichste angenommen haben. Und seine "Bekenntnisse" zu ihren Schriften und denen ihres Mannes wird sie angesichts übriger Unentschiedenheiten im Urteil zunächst nicht als gar zu gewichtig bewertet haben.

Außerdem berichtet insbesondere Mathilde Ludendorff in ihren Lebenserinnerungen von jenen okkultgläubigen Informanten, von denen sie und ihr Mann ab 1927 nicht nur Geheimdokumente zugespielt bekommen haben, sondern von denen sie sich auch in mündlichem Vortrag über den Okkultismus in den Geheimbünden haben aufklären lassen. Es waren dies für sie erheiternde Stunden, wie sie berichtet, wobei ihnen auch klar war und wurde, daß sie das von diesen schwer okkultgläubigen Menschen ihnen weitergegebene "Wissen" durchaus verwerten konnten, daß aber diese Menschen selbst nur schwer zu heilen waren, selbst wenn womöglich mancherlei Mühe dafür wäre aufgewendet worden.

Und so könnten sie auch anläßlich der Veröffentlichung der Schrift "Geheime Weltmächte" geurteilt haben. Wobei sie nach neun Jahren intensivem Aufklärungskampf wohl schon eine Leserschaft voraussetzen konnten und vorausgesetzt haben, die weitgehend selbständig urteilen konnte, und die die Authentizität des Mitgeteilten von der Unentschiedenheit des Autors bezüglich wesentlichster okkultgläubiger Inhalte unterscheiden konnten. Dies tut ja auch die Verlagsvorbemerkung in der zweiten Auflage der Schrift. Sie mußten also nicht erst noch umständlich warnen vor solchen Unentschiedenheiten in dieser Schrift, für die gleich noch ein Beispiel gebracht werden soll, das sich ebenfalls schon in der Verlagsvorbemerkung andeutete.

Zweck der Schrift: Der Hintergrundpolitik-Kritik der Ludendorff-Bewegung eine neue Richtung geben

Es könnte also sein, daß das "westliche Geheimbundwesen", das insbesondere durch den Freimaurerkampf Erich Ludendorffs schwere Schläge hatte hinnehmen müssen, wodurch der Einfluß des konkurrierenden östlichen Geheimbundwesens innerhalb von Europa deutlich gestiegen sein könnte (natürlich auch aufgrund anderer Umstände) (und zwar insbesondere auch bei Antritt des Dritten Reiches und innerhalb desselben und der NSDAP) (so stellt es Erich Ludendorff zumindest in seinen Lebenserinnerungen dar), daß also dieses "westliche Geheimbundwesen" ein Interesse daran entwickelt haben könnte, daß sich die Kampfrichtung der Ludendorff-Bewegung auch einmal gegen die tibetische Priesterkaste richten würde, so daß dadurch womöglich wieder ein größeres Gleichgewicht zwischen diesen beiden Einflußkräften würde erreicht werden können. Zumal im Deutschland der damaligen Zeit. Genau dies nämlich könnte die letzte und eigentliche Intention des Verfassens der Schrift "Geheime Weltmächte" gewesen sein. So jedenfalls die These, der im vorliegenden Beitrag nachgegangen werden soll, und die hier auf Schlüssigkeit untersucht werden soll.

Äußerlich mag Harry Dörfel also ab 1926 die von ihm unterstellten negativen "jüdisch-freimaurerischen" Einflüsse einer Annie Besant, eines Rudolf Steiner, eines Johannes Verweyen auf die Theosophische Gesellschaft bekämpft haben. Ab 1930 sogar mit nationalsozialistischer Unterstützung zunächst der thüringischen Landesregierung unter dem - wohl ebenfalls okkultgläubigen - Wilhelm Frick. Ab 1933 mit teilweiser Unterstützung der Gestapo und der Deutschen Glaubensbewegung Jakob Wilhelm Hauers. Und ab 1935 gar in von ihm initiierter Zusammenarbeit mit der Ludendorff-Bewegung.

Innerlich aber blieb er dabei womöglich immer dem westlichen Geheimbundwesen am engsten verbunden und wollte durch dieses Wirken nur - wie so oft - in diesem Fall die Theosophische Gesellschaft "vor dem Schlimmsten" bewahren. Und als sich dies nicht so recht als möglich erwies, mag er dann die Schrift "Geheime Weltmächte" veröffentlicht haben, sozusagen um einen "Wachhund" gegen die damalig ärgsten priesterlich-okkulten Gegner des "westlichen Geheimbundewesens" aufzuhetzen, nämlich die Ludendorff-Bewegung, bzw. um Anregungen zu geben, daß das hintergrundpolitik-kritische Wirken der Ludendorff-Bewegung wenigstens, wenn man es bis dato schon nicht hatte so abwürgen können, wie man es oftmals womöglich gern wünschte, so doch wenigstens so zu erweitern, daß es auch den eigenen Interessen zumindest partiell würde nützen können.

Es deutet sich in den Veröffentlichungen Erich und Mathilde Ludendorffs jener Zeit durchaus an, daß sie sich dieser ihrer Funktion im Spiel der "überstaatlichen Mächte" bewußt gewesen sind. Zugleich aber haben sie wohl die durch eine solche Schrift wie "Geheime Weltmächte" gebotenen Möglichkeiten auch ohne Zögern genutzt, um dennoch das ihnen wesentlich Erscheinende zu erreichen, nämlich eine Aufklärung über die Schädlichkeit allen okkulten Geheimbundwesens und Gotteswahns, seien diese nun westlicher oder östlicher Herkunft. Wie immer diese selbst dabei auch noch ihre eigenen Machtspielchen mögen gespielt haben oder nicht.

Die Gratwanderung des Harry Dörfel im Jahr 1936 - ein Beispiel

Ein genaues Lesen der Schrift "Geheime Weltmächte" kann jedenfalls schnell verdeutlichen, daß Harry Dörfel in derselben eine ziemliche "Gratwanderung" unternimmt. Er schreibt für scharfe und entschiedene Okkultismus- und Geheimbundkritiker, paßt sich dabei auch prinzipiell und verbal quasi mit einer dünnen, zarten Hülle dieser ihrer Haltung an. Er gibt aber, wenn man genau liest, dabei kaum etwas von seinen eigenen, zuvor eingenommenen okkultgläubigen Positionen auf!

Dafür ein Beispiel, das auch schon in der zitierten Verlagsvorbemerkung zur zweiten Auflage anklang: Mit der okkulten "Mediumforschung" hatte sich Harry Dörfel schon lange vor dem Ersten Weltkrieg in Veröffentlichungen sehr gründlich befaßt - und zwar offenbar insgesamt zustimmend. Und zwar ausgerechnet insbesondere anhand jener Schriften, die auch Heinrich Himmler von der "Mediumforschung" überzeugten. Sie stammten aus der Feder eines Carl du Prel, eines engen Mitarbeiters jenes Münchner "Mediumforschers" von Schrenck-Notzing, der ja von Mathilde Ludendorff (damalige von Kemnitz) schon in den Jahren 1913 und 1914 scharf kritisiert, bzw. entlarvt worden war, und dessen Sitzungen Anfang der 1920er Jahre auch von Leuten wie Rudolf Heß oder Adolf Hitler besucht worden sein sollen (siehe Beitrag "Die Schicksalsgläubigkeit des Adolf Hitler" hier auf dem Blog).

Dörfel macht 1936 eine kleine Konzession gegenüber Mathilde Ludendorff, wenn er bei der Behandlung der "Mediumforschung" Eigenschaftsworte wie "wissenschaftlich" oder "neu" in Anführungszeichen setzt. Aber weiter gehen seine Konzessionen genau besehen nicht. Viel mehr hat er im Weiteren durchaus immer wieder von "Bemerkenswertem" zu berichten. Und wo immer Dörfel in seiner Schrift das Adjektiv "bemerkenswert" gebraucht, da benutzt er es vom Gesamttenor her gesehen nie mit ironisch hochgezogene Augenbrauen oder vielsagend lächelnden Mundwinkeln, sondern schlicht so nüchtern, wie es da steht. Er schreibt also (2, S. 9):

Heutzutage werden die mannigfaltigen Erscheinungen des Mediumismus (...) von der erweiterten Psychologie, der Parapsychologie her "wissenschaftlich" erforscht und festgestellt. (...) Auch fehlt es nicht an bemerkenswerten Theorien, die dem Okkultismus eine naturwissenschaftliche und philosophische Stellung und Begründung im modernen Geistesleben einräumen wollen. Neben den öffentlichen, wissenschaftlichen Forschungen gibt es gegenwärtig eine große Anzahl n i c h t öffentlicher Gesellschaften und Einrichtungen, die sich der Untersuchung mediumistischer und okkulter Erscheinungen widmen; ....

(Zwischengeschaltet sei bemerkt, daß dies übrigens eine sehr "interessante" und weiterführende Angabe ist für alle Historiker, die - wie etwa Uwe Schellinger - die Geschichte der "Kriminaltelepathie" im 20. Jahrhundert erforschen. Der britische Anthroposoph Trevor Ravenscroft beispielsweise macht genau die gleiche Angabe wie hier, nämlich daß in einer so nicht-öffentlichen Gesellschaft wie dem Thule-Orden in München im Beisein von führenden Nationalsozialisten mit "Medien" gearbeitet und "geforscht" worden sei. Und heute geschieht das ja immer noch beispielsweise in der Berliner "Fraternitas Saturnis" und dem Tenor der Internetseite der Wiener "Baphometischen Gesellschaft" nach auch in dieser. Darauf kommen wir weiter unten noch einmal kurz zurück. - - - Hier nun jedoch weiter in den trockenen Ausführungen des Harry Dörfel von 1936:

... und aus ihren Arbeitsstätten und Sitzungszimmern dringt zuweilen die Kunde von erfolgreichen Versuchen und "neuen" Erkenntnissen in den alltäglichen Lebensgang der hastenden, westlichen Menschheit. (...) Erst letzthin gingen Nachrichten über gelungene wissenschaftliche telepathische Übertragungversuche zwischen den "sendenden" und "empfangenden" metaphysischen Instituten mehrerer europäischer Hauptstädte durch die Zeitungen. (...) Überblickt man den gegenwärtigen Stand der Parapsychologie, so muß man feststellen, daß die Zahl der Wissenschaftler, die von neueren energetischen Vorstellungen ausgehend von der Möglichkeit einer "magischen" Umsetzbarkeit von Seelenkräften in optische, akkustische, kinetische und feinstoffliche Materieformen überzeugt sind, beständig wächst.

Und Dörfel bringt hier und auch sonst keineswegs zum Ausdruck, wie das Erich und Mathilde Ludendorff und ihre engeren Mitarbeiter jederzeit sofort getan hätten, nämlich daß er diesen von ihm gerade genannten Umstand etwa haarsträubend fände. Nein, Dörfel bleibt vielmehr ganz trocken und führt derartige Dinge noch ganz trocken ausführlicher und detaillierter aus, als es hier wiedergegeben werden soll. Und in der Zusammenfassung des diesbezüglichen Kapitels läßt er es dementsprechend dann sogar völlig offen, welcher Deutung des Okkultismus er sich nun eigentlich selbst anschließt. (Eine sich derartig äußernde Unentschiedenheit dem Okkultismus gegenüber ist übrigens auch heute noch vielfach sehr beliebt und Dörfel dürfte mit dem Tenor seiner damaligen Worte den "Nerv" noch so manches Zeitgenossen von heute treffen.) Dörfel also schreibt (2, S. 14):

Fassen wir das über die okkulten Kräfte und Mächte, in bezug auf das Geheimbundwesen bisher Gesagte zusammen, so ist eine vierfache Deutung möglich. - Erstens: Die genannten Kräfte sind "m a g i s c h", dann wird die Weltentwicklung tatsächlich von "übersinnlichen" Mächten bewerkstelligt, und der Forscher auf diesem Gebiet muß die Grenzen der gewohnten Erfahrung verlassen, um an diesem Geschehen teilzuhaben. - Zweitens: Das Gegenteil davon, die r e a l i s t i s c h e Deutung trifft zu. Dann sind die von den Geheimbünden ausgehenden und nachweisbaren Wirkungen weiter nichts als natürlich gesteigerte "politische" Unternehmungen. - Drittens die p s y c h o l o g i s c h e Erklärung: Die Kultbünde bilden sich selbst nur ein und induzieren bei anderen absichtlich die Vorstellung, im Besitz "übersinnlicher" Kräfte zu sein, in Wirklichkeit steckt in ihnen nichts davon. - Viertens die m y t h i s c h e Deutung: Es handelt sich bei all dem lediglich um einen zur modernen Weltanschauung erhobenen Aberglauben, das Vorhandensein von genannten Kräften und Mächten ist eine, im 20. Jahrhundert lächerlich wirkende, erdichtete Behauptung. -

Und daran schließt Dörfel den letzten Satz seines Kapitels an:

Unter welchen Voraussetzungen auch immer die Forscher und Erklärer der Freimaurerei und des Okkultismus zu ihren Ergebnissen kommen mögen, sie werden sich im allgemeinen zu einer dieser vier Deutungen bekennen müssen.

Dieser trockene Satz ist alles, was er dazu resümierend schreibt. So schreibt jedenfalls keineswegs jemand, dem die hier genannte zweite bis vierte Deutung selbstverständlich sind und für den diese in sich widerspruchslos zu einer einzigen Deutung zusammenfließen. So schreibt nicht jemand, der in der ersten Deutung nur haarsträubenden Unsinn sieht. So schreibt jemand, der einer außerordentlich kritischen Leserschaft gegenüber Zugeständnisse und Konzessionen macht, sich und anderen dabei aber zugleich ein ihm selbst offenbar sehr wesentliches Hintertürchen offen läßt. Dies wird zumindest Erich und Mathilde Ludendorff keineswegs entgangen sein, da sie im allgemeinen genaue und gründliche Leser waren.

Jedenfalls ist festzustellen, daß Erich und Mathilde Ludendorff eigentlich erst seit dem Erscheinen der Schrift "Geheime Weltmächte" dem Wirken der tibetische Priesterkaste in ihren Veröffentlichungen expliziter nachgehen. Und dabei werden sie diese Schrift als sehr hilfreich empfunden haben. Ihre diesbezüglichen verstreuten Aufsätze sind in einer geplanten Dokumentation ("Satanistische Okkultlogen in der Weltpolitik", Bd. 1 und 2) erstmals einigermaßen vollständig zusammengestellt worden. Und diese mündeten schließlich in die von Mathilde Ludendorff wenige Monate nach dem Tod ihres Mannes im Frühjahr 1938 zusammengestellte Schrift "Europa den Asiatenpriestern?"

Man wird also davon ausgehen dürfen, daß die eigentliche Intention, die mit der Veröffentlichung der Schrift "Geheime Weltmächte" ausgerechnet im Ludendorffs Verlag von Hintergrundmächten verfolgt worden war, voll erreicht worden ist. Genauso wie man sich - im weiteren Schluß - vorstellen könnte, daß schon der Geheimnisverrat, der das Verfassen der Schrift "Vernichtung der Freimaurerei" von Erich Ludendorff 1927 ermöglichte, ähnlichen Intentionen gefolgt war, aber diesmal möglicherweise ausgeführt im Sinne der Interessen des "asiatischen Geheimbundwesens".

Klar ist jedenfalls: Erich und Mathilde Ludendorff haben etwa zur gleichen Zeit, als die Schrift von S. Ipares "Geheime Weltmächte" in ihrem Verlag erschien, bei der Beurteilung der weltpolitischen Lage und ihrer Entwicklung immer mehr auch das Wirken der tibetischen Priesterkaste mit in Rechnung gestellt. Wie Erich Ludendorff andeutet, war das für ihn ein Lernprozeß. Und dieser ist womöglich durch die Schrift von S. Ipares "Geheime Weltmächte" deutlich beschleunigt worden.

Glaubte Harry Dörfel, seine Ziele nur zu erreichen, wenn er sich äußerlich die Maske eines Ludendorff-Anhängers und Antisemiten aufsetzte? Und wäre ein solches in letzter Instanz ja doch reichlich heuchlerisches, hinterhältiges Vorgehen einem Harry Dörfel zuzutrauen? Von Satanisten ist man es gewohnt, daß sie sich hinter "tausend Masken" verbergen und die unterschiedlichsten Rollen spielen, sich "Gott" mitunter ebenso nahe fühlen wie dem "Satan" und daß sie fragen und behaupten können: "Sind nicht jene, die die Welt verderben, die Brüder der Tugendhaften?" Und wenn man mit Annie Besant Deutschland insgesamt, spezieller den "preußischen Militarismus" und noch spezieller ein Neuheidentum in der Tradition der Aufklärung und der Darwinschen Evolutionstheorie als jene Kräfte erachtet, die die Welt verderben, dann wird man selbst diese Kräfte doch zugleich auch okkult als "Brüder der Tugendhaften" erachten können und sie selbst in seinen Machtspielchen zu nutzen versuchen ... Und eine solche Moral läßt dann natürlich auch sonst jede nur denkbare Form von Korruption, Lüge, Betrug und jedes Verbrechen in günstigem Licht erscheinen. Die Möglichkeit eines schrankenlosen Egoismus auf Seiten des Harry Dörfel ist ja von seinem Verleger schon im Jahr 1901 festgestellt worden (siehe unten).

Ein solcher "Magier" nun, der sich hinter "tausend Masken" verborgen hat (ähnlich wie Aleister Crowley nach der Biographie des Satanisten und Hochmeisters der "Fraternitas Saturnis" Ralph Tegtmeier), scheint jener Berliner Autor Harry Dörfel ebenfalls gewesen zu sein.

Der Satanist Dörfel schreibt das Buch "Schwarze und weiße Magie" (1912)

Zu einem der Kernbestandteile der Persönlichkeit von Harry Dörfel dringt man sicherlich vor, wenn man sich vor Augen führt, daß er 1912 unter dem Namen "Jean Paar" eine Schrift veröffentlichte mit dem Titel "Weiße und schwarze Magie" (11). Diese Schrift ist im Jahr 2008 erneut aufgelegt worden im Grazer okkulten Verlag "Edition Geheimes Wissen". Dieser bietet in seinem Internetladen zum Verkauf auch "Ritualzubehör" an. "Bemerkenswerterweise". Auf seiner Internetseite wird das schon sehr aussagekräftige Vorwort Dörfels zu der genannten Schrift des Jahres 1912 wiedergegeben:

Das vorliegende Buch tritt seine Wanderung am Vorabende eines Wendepunktes der Geschichte der Menschheit an. Soll es mithelfen, diesen Wendepunkt bei einigen Wenigen ein wenig anders zu gestalten? Vielleicht.

Dies Buch ist ein bedeutsames Buch, geschrieben am Vorabend einer bedeutsamen Zeit. Wenn du aber nicht bereit bist, mit seiner Hilfe in einem tausendmal bedeutsameren Buche, in deiner eignen Seele zu finden, dann bitte ich dich, beim Heil deiner Seele, lege es stillschweigend und ungelesen bei Seite, bis - die Zeit erfüllet und deine Seele erwacht ist.

Du aber, der du, vom Titel des Buches verleitet, einen Helfer zur Erlangung irdischer Schätze in ihm vermutest und - erhoffest, dich beschwöre ich: Wirf’s ins Feuer, oder aber schließe es hinter dreifachen Riegeln, denn aus seinen Spalten schielt der Böse nach dir und sucht dich zu verderben.

Berlin, im März 1912,
d. i. im drittletzten Jahrzehnt  vor Beginn der Heilszeit.
Jean Paar.

Nach diesen seinen eigenen Worten schielte aus seiner eigenen Schrift "der Böse" nach dem Leser! (Nun, freilich, nur nach dem "irdisch" gesinnten - aber immerhin!) Außerdem erfahren wir hier die "bemerkenswerte" Tatsache, daß Harry Dörfel ab den Jahren 1940/41 den Beginn der Heilszeit erwartete! Nunja, dies bezieht sich sicherlich auf den (okkulten und astrologischen) Glauben an den Beginn des "Wassermannzeitalters", dem so viele Menschen damals anhingen (Karl Strünckmann etwa) (siehe Schriften von Hermann Rehwaldt). Aber diese Worte klingen auch sonst schwerst okkultgläubig und "esoterisch".

Harry Dörfel hat sich also schon 1912 intensiv nicht nur mit Spirtualismus allgemein beschäftigt, wie wir noch sehen werden, sondern sogar sehr speziell mit jener schwarzen und weißen Magie, aus der auch "der Böse" herausschielen kann, um den Menschen zu verderben. Es wird also deutlich, daß sich Dörfel schon sehr früh sehr dicht in der Nähe von Satanismus bewegt hat. Dies geht ja letztlich schon aus dem Titel der Schrift selbst hervor und wird bekräftig durch viele weitere Hinweise, die noch weiter dafür anzuführen sind. Schließlich ist ja schwarze Magie Satanismus schlechthin! Harry Dörfel jedenfalls scheint beim Verfassen dieser Schrift "dem Bösen" sehr nahe gekommen zu sein!

Der Satanist Dörfel vertritt die "absolute Freiheit der eigenen Persönlichkeit" (1901)

Aber schon 1901 hatte er eine 72 Seiten umfassende Schrift veröffentlicht mit dem Titel "Natur - Wahrheit und Dichtung - Materialistisch-spiritualistische Betrachtungen" (9). Diese ist ebenfalls (!) im Mai 2012 in einem okkulten Verlag in Paderborn nachgedruckt worden. In einem Verlag, der 2011 gegründet wurde, der sich "Sarastro" nennt und - unter vielen anderen - Bücher des Okkultisten Karl Brandler-Pracht nachdruckt. Also eine sehr ähnliche Ausrichtung wie der eben schon genannte Grazer Verlag "Edition Geheimes Wissen". Und in dieser illustren Runde findet sich also wieder ein "Jean Paar", sprich Harry Dörfel. 1901 hatte der Verleger Otto Mutze zu dieser Schrift in einem Vorwort die "bemerkenswerten" Worte geschrieben (Amazon):

In des Verfassers früheren Werken "Mehr Licht", "Weissdornblüthen", sowie den da und dort erschienenen Fach- und Familienblattarbeiten war, wenn auch in allen ein hoher sittlicher Ernst sich dokumentierte und von der Kritik aller Schattierungen anerkannt wurde, dennoch die absolute Freiheit der eigenen Persönlichkeit des Menschen zu unbedingt gefordert und der Inhalt daher zu sehr geeignet, vom antichristlichen Ich- und Übermenschen unserer Zeit als seinen Prinzipien entsprechend reklamiert zu werden.

Also es war eine Haltung vertreten worden, die allzu deutlich in Richtung Satanismus deutet, als daß man dieselbe im Zusammenhang alles anderen, was über Harry Dörfel bekannt ist, anders deuten könnte. Und weiter heißt es:

Wie sehr man jedoch dem Verfasser damit Unrecht getan, beweist die vorliegende neueste Schrift, in der er der Freiheit des Individuums nur Berechtigung zugesteht, wenn der reine christliche Erlösergedanke ihr Richtschnur ist. Dies ist der rote Faden, der sich durch das ganze Büchlein zieht und um dessetwillen schon allein ihm die weiteste Verbreitung zu wünschen ist.

Es scheint sich also Harry Dörfel schon 1901 selbst und anderen die Meinung eingeflößt zu haben, daß er sich von der "schwarzen Magie" des Bösen zur "weißen Magie" der christlichen Erlöserlehre hinübergerettet hätte. Auf Seite 2 erklärt der Autor Jean Paar dann, durch zwei Bücher des Okkultisten Carl du Prel (1839-1899) (Wiki) beeindruckt oder gar überzeugt worden zu sein, also des engen Mitarbeiters des "Mediumforschers" Albert von Schrenck-Notzing. Carl du Prel sollte ein Jahrzehnt später zufälligerweise auch Heinrich Himmler beeindrucken und überzeugen von der Bedeutung der "Mediumforschung" (vgl. Franz Wegener). Das dritte Kapitel dieses Büchleins handelt dementsprechend von "natürlichen Materialisationen". Und ein weiteres Kapitel behandelt "Materialisationen" in Goethes "Faust". (Es wäre übrigens interessant, der Frage nachzugehen, wie nahe oder fern Goethe dem Satanismus stand, und ob er ihn gar selbst praktiziert hat. Er soll unter anderem das fünfeckige Satanskreuz in seinem Garten ausgelegt gehabt haben.)

Der Satanist Dörfel läßt sich von Carl du Prel überzeugen (1901)

1909 veröffentlichte Harry Dörfel in der "Zeitschrift für Seelenleben" einen Aufsatz mit dem Titel "Goethe, Schiller und Lessing als Spiritualisten". Dieser Aufsatz muß wiederum Inhalte enthalten, die Menschen noch heute etwas sagen. Denn er kam 1996/97 erneut zum Abdruck in einer Zeitschrift mit dem Titel "Wegbegleiter".

Trotz all dieser bis hier genannten sehr eindrucksvollen Erkenntnisse über Harry Dörfel ist lächerlicherweise und kennzeichnenderweise insgesamt nur Bruchstückhaftes über sein Leben bekannt. Noch nicht einmal sein Geburts- und Todesdatum ist der Wissenschaft laut Helmut Zander bis heute bekannt geworden.  

Bibliographisch in deutschen Bibliotheken erfaßt ist zumindest (laut "Karlsruher Virtuellem Katalog"), daß Dörfel 1894 und 1901 unter dem Pseudonym Jean Paar einen "Leitfaden der Retouche des photographischen Bildes" veröffentlicht hat. Und daß er im Jahr 1900 eine Schrift folgen ließ über "Die gebräuchlichsten Vergrößerungs- und Contactverfahren". Wie aber aus dem oben gebrachten Vorwort seines Verlegers im Jahr 1901 hervorgeht, muß er zu dieser Zeit schon inhaltsreiche andere Aufsätze und Schriften veröffentlicht haben, die derzeit in öffentlichen Bibliotheken nur schwer zugänglich zu sein scheinen. 

Der Anthroposophie-Historiker Helmut Zander nennt Dörfel einen "Kunstgewerbler". Ob er damit Bezug nimmt auf seine Veröffentlichungen als Fotograf oder worauf sonst, läßt Zander offen. 1916, 1919, 1922 und 1929 veröffentlichte Harry Dörfel unter dem Namen Jean Paar Erzählungen ("Rotes Edelweiß", "Eine Sylvesterfeier", "Die Moorhexe", "Der geheimnisvolle Fährmann"). 1907 erschien auch eine politische Schrift zu "Der Kaiser und die soziale und ethische Bedeutung der Kunst". Im Jahr 1915 scheint er an seine raunenden Worte im Vorwort von 1912 anzuschließen, die den Anbruch eines neuen Zeitalters verhießen hatten. Nun veröffentlicht er Schriften wie "Horchet auf! Ein Mahnwort an Freund und Feind in ernster Zeit" und "Warum und wozu der Weltkrieg 1914-1915?" Womöglich sind seine Antworten auf diese Fragen in letzter Instanz gruselig, weil satanistisch. Womöglich bezeichnet er in ihnen den Krieg - in typisch und bekannt satanistisch-okkulter Weise - als den Bruder der Tugendhaften, als die "notwendigen" "Geburtswehen" eines neuen Zeitalters ...

Der Satanist Dörfel als Gegner von Annie Besant (1926)

Aus den Erscheinungsdaten der genannten Bücher wird man jedenfalls schlußfolgern müssen, daß Harry Dörfel 1894 mindestens schon 22 Jahre alt gewesen sein wird, also spätestens 1872 geboren wurde. Der Anthroposophie-Historiker Helmut Zander, der sich als Historiker mit Harry Dörfel noch vergleichsweise am intensivsten beschäftigt hat, bezeichnet Dörfel im Jahr 1926, als Dörfel wohl schon mindestens 54 Jahre alt war, als einen der "Jungen". Seine diesbezüglichen Ausführungen im Zusammenhang (5, S.  211):

Biographische Daten fehlen weitgehend. (...) Wohnhaft Berlin N 65, Luxemburger Str. 29, Kunstgewerbler, römisch-katholisch getauft. 1924 Mitglied der Adyar-Theosophie, 1925 zudem der theosophischen Gesellschaft Vollraths. Er tauchte 1925 im Januar/Februar Heft des Theosophischen Strebens unter den jungen Theosophen auf. 1926 habe er gegen Alice von Sonklar den Kampf gegen die Freimaurerei aufgenommen. 1926 wurde Dörfel Vorsitzender einer nicht näher genannten theosophischen Gesellschaft in Berlin. 1936 veröffentlichte er unter dem Pseudonym "S. Ipares" (also anagrammatisch Serapis) Thesen über eine freimaurerische Verschwörung unter dem Titel: Geheime Weltmächte. Unter Theosophen wußte man um dieses Pseudonym.

Alice von Sonklar war Vorsitzende der Berliner Loge "Besant", benannt nach der britischen, deutschfeindlichen Theosophin Annie Besant. Harry Dörfel scheint also 1926 in Berlin eine theosophische Loge gegründet zu haben in Konkurrenz zu Alice von Sonklar. Als Beleg für den "bemerkenswerten" Umstand, daß man unter Theosophen um sein Pseudonym wußte, unter dem er als Autor der Ludendorff-Bewegung schrieb, nennt Helmut Zander einen "Circular Letter" des Schatzmeisters der Theosophischen Gesellschaft, nämlich eines Martin Boyken, der auch sonst in den Anfangsjahren des Dritten Reiches eine nicht unwichtige, sprich offenbar "koordinierende" Rolle innerhalb der Gleichschaltungsversuche der "Theosophischen Gesellschaft" gespielt zu haben scheint. 

Der Satanist Dörfel gibt vor, Opfer eines "Giftmordversuches" geworden zu sein (1936)

Zander erwähnt nicht, daß der Veröffentlichung der Schrift "Geheime Weltmächte" im Ludendorffs Verlag in der Zeitschrift der Ludendorff-Bewegung ein Jahr zuvor von S. Ipares der Aufsatz "Liberal-katholische Kirche und Theosophische Gesellschaft" vorausgegangen war. In dieser Zeitschrift ("Am Heiligen Quell Deutscher Kraft") erschien schließlich auch unter "Antworten der Schriftleitung" am 20. März 1936 (S. 990) eine Notiz, die im Stichwort-Verzeichnis benannt ist "Giftmordversuch an S. Ipares":  

Stuttgart. - Wir können Ihnen leider einstweilen keine nähere Auskunft geben. Der Verfasser der Schrift "Geheime Weltmächte" ist, wie er uns mitteilt, kurz nach dem Erscheinen der Schrift unter Vergiftungserscheinungen erkrankt. Er teilte uns mit, daß er unvorsichtigerweise einer Einladung zu einem Essen Folge geleistet hat und er sieht zwischen dieser Einladung und seiner Erkrankung ganz bestimmte Zusammenhänge. Wir werden weiter darüber berichten.

Soweit dies den Personenverzeichnissen dieses und des nächsten Jahrgangs entnehmbar ist, erfolgte aber kein weiterer Bericht dazu. Man könnte dies auch so lesen, als ob Dörfel mehr Aufmerksamkeit hätte auf sich und seine Schrift ziehen wollen mit der Behauptung dieses Vorfalls. Womöglich saß er dabei gemütlich zu Hause und grinste sich eins.

Der Satanist Dörfel, "freikirchlicher Geistlicher", wird "Kirchenreferent" in Berlin-Mitte (Juni 1945)

Einstweilen ist über Zeitraum von 1936 bis 1945 von Harry Dörfel nichts mehr bekannt. Dann aber wird Dörfel noch einmal in einem Buch über die Geschichte der jüdischen Gemeinden in der DDR zwischen 1945 und 1990 für den Zeitraum Ende Mai, Anfang Juni 1945 erwähnt. Dies geschieht folgendermaßen (3, S. 19 - 23, nur Google-Bücher-Ausschnitte):

... Heinrich Gruber (sic!), war für die evangelische Kirche zuständig. Diesem Magistratsbeirat waren auf Stadtbezirksebene arbeitende Beiräte zugeordnet. Für Stadtmitte und Tiergarten wurde der freikirchliche Geistliche Harry Dörfel bestellt. Seinen Sitz hatte er in er Artilleriestr. 31, im Gemeindehaus der 1939 von der Gestapo aufgelösten ...

dortigen Synagoge, die sich noch heute dort befindet (heute Tucholskystraße 40). Der evangelische Pfarrer Heinrich Grüber, der womöglich Harry Dörfel auf Stadtbezirksebene "bestellte", hat laut Wikipedia eine zum Teil aufschlußreiche, zum Teil wild bewegte Biographie aufzuweisen:

Er war Mitglied des Nationalen Clubs, einer konservativen Gruppierung, die auch zum Stahlhelm Kontakte hatte, und kam so nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler sogar als Staatssekretär des Stahlhelmführers und neuernannten Reichsarbeitsministers Franz Seldte ins Gespräch. Zwar war Grüber Anfang 1933 in die NSDAP eingetreten, wandte sich aber im Laufe des Jahres gegen die nun offen erkennbare nationalsozialistische Diktatur und schloß sich dem Pfarrernotbund an, nicht zuletzt, da der Arierparagraph auch Christen jüdischer Herkunft betraf .

Grüber trat dann in der Folgezeit bis 1941, zum Teil sogar in offizieller Zusammenarbeit mit der Gestapo und Adolf Eichmann sehr für die Juden ein und ermöglichte ihre Auswanderung und Flucht. Aber 1941 kam er selbst in Konzentrationslager Dachau, wo er schwere körperliche Mißhandlung erfuhr. Doch noch vor 1945 konnte er sein Amt als Berliner Gemeindepfarrer wieder antreten. 1945 protestierte Grüber dann beim sowjetischen Berliner Stadtkommandanten Besarin gegen die Massenvergewaltigungen der deutschen Frauen und Mädchen. Und nun half Grüber wieder den Juden bei der Einwanderung nach Deutschland .... - Einem weiteren Google-Bücher-Ausschnitt ist das folgende Textbruchstück zu entnehmen, wobei nicht ganz klar ist, um welche Übergriffe es sich handelt:

... Gegen diese Übergriffe protestierte der Bezirksbürgermeister von Tiergarten, Bachmann, ebenso wie der zuständige Kirchenreferent Dörfel. Empört verlangte Dörfel von Pfarrer Buchholz ein Einschreiten. ...

Einem thematisch ähnlich gelagerten Buch ist für den Juni 1945 zu entnehmen (4, S. 152):

Four different Jewish administrations emerged in different parts of the city, each centered on the remains of a surviving synagogue. The most active was at the Levetzowstrasse Synagogue, led by Adolf Schwersenz. It carried on not only religious services - in the Liberal tradition - but also cultural programs.

Its first cultural evening took place in the synagoge on June 21, 1945 - only six weeks after liberation. The many strands of Jewish and German culture that were woven into this community were represented in the programming. Bürgermeister Bachmann, the mayor of the Tiergarten section of the city, where the synagogue was located, ceremoniously opened the program, followed by Harry Dörfel, a theologian who was a member of the municipal Committee for Religious Affairs. Schwersenz himself took a leading part in the concert, singing music by Schubert, Schumann, and Giordano. One Leo Merten read in German translation a story by the Yiddish writer I. L. Peretz (...) about the wonder-working rabbi of Nemerov, as well as four poems by Heinrich Heine. The evening concluded with the performance of a Mozart piano trio. This was a program cut perfectly to classical German Jewish taste, but with a new element - the recognition of Yiddish literature.

Nichts spricht dagegen, daß Spiritualismus, Theosophie und Magie sehr gut harmonieren können mit einem Engagement als freikirchlicher "Geistlicher" und gar als staatlicher Kirchenreferent. Vielleicht sind das sogar die günstigsten Voraussetzungen für solche Positionen? Zumal im Juni 1945? Auch der Wohnort Berlin ist jener, der für den Theosophen, Spiritualisten, Magier und Satanisten Harry Dörfel schon seit der Jahrhundertwende immer wieder genannt wird. (Oder sollte es damals in Berlin wirklich zwei Harry Dörfel gegeben haben mit deutlich ausgeprägten religiösen Interessen jenseits der etablierten christlichen Kirchen?)

Der Wechsel von einem vormaligen antisemitischen "Geistlichen", wie er sich zwischen 1926 und 1936 präsentierte, zumal in seiner Schrift "Geheime Weltmächte", zu einem Kirchenreferenten, der sich im wiedererstehenden jüdischen Umfeld der Reichshauptstadt wohlgelitten bewegt, ist - zumal was die DDR betrifft - ebenfalls nicht gerade die ausgeprägteste Wendehalsigkeit gewesen. Da können wohl die christlichen Kirchen mit vielen ähnlichen Fällen aufwarten. (Übirgens gibt es aus dem Jahr 1939 laut Wikipedia sogar von Heinrich Grüber antisemitische Äußerungen.) Auffallend war allein der schnelle Wandel bei Harry Dörfel innerhalb weniger Wochen, ja, womögich nur Tage. 

Wie man sieht, jedenfalls eine insgesamt sehr "schillernde", wandlungsfähig Figur, der Berliner Magier und Satanist Serapis, bürgerlich genannt Harry Dörfel. Und übrigens lautet ein neueres "Forschungsergebnis" auf AnthroWiki."Meister Serapis ist nach gut begründeter Auffassung der Judith von Halle der esoterische Name der okkulten Wesenheit Rudolf Steiners."  Das wäre natürlich der Gipfel der "Chuzpe" gewesen, wenn sich Harry Dörfel mit der anagrammatischen Umkehrung des Logennamens von Rudolf Steiner das Pseudonym jenes Steiner-feindlichen Autors gebildet hätte, als den er sich unter dem Namen S. Ipares ausgegeben hat ... Dann bekäme das Wort von Helmut Zander "In anthroposophischen Kreisen wußte man um dieses Pseudonym" gewiß noch einen ganz anderen Klang ..

Der Satanist Dörfel im Umfeld des Berliner "O.T.O." und der Berliner "Fraternitas Saturnis"

Aber dann lassen sich auch noch allerhand weitere Schlüsse ziehen.

In seiner Schrift "Geheime Weltmächte" von 1936 beschäftigt sich Harry Dörfel vor allem auch mit dem O.T.O., dem "Ordo Templi Orientis" des Theodor Reuß, des Karl Kellner, des Rudolf Steiner, des Eugen Grosche (nachmaliger Gründer der "Fraternitas Saturnis"), des Arnold Krumm-Heller, des Herbert Fritzsche (1911-1960) (Wiki). Besonders letzterer, der Nachfolger von Theodor Reuß als Leiter des O.T.O. und von Arnold Krumm-Heller als Großmeister der "Fraternitas Rosicruciana Antiqua", der als ein Anhänger der Annie Besant und als Gegner von Rudolf Steiner gilt, der bis 1941 die freimaurerisch-okkulte Zeitschrift "Die Säule" in Berlin herausgeben konnte und nach 1945 Leiter der okkulten Sparte des Springer-Verlages wurde (errichtet übrigens auf dem Berliner Grundstück des vormaligen einflußreichen rechtskonservativen Hugenberg-Verlages Scherl), wird womöglich eher als esoterischer Mit- denn Gegenspieler von Harry Dörfel in Berlin - vor wie nach 1945 - in Rechnung zu stellen sein. Von Herbert Fritzsche, dem Schriftführer des „inneren Forschungsringes“ der "Deutschen Gesellschaft für wissenschaftlichen Okkultismus" darf angenommen werden, daß er mit und im Umfeld dieser Gesellschaft und der anderern von ihm geleiteten oder ihm parallel arbeitenden satanistischen Organisationen viele der okkulten Einflußnahmen auf die Führungsspitze des Dritten Reiches koordiniert hat (siehe den mehrteiligen Beitrag "Die Schicksalsgläubigkeit des Adolf Hitler" hier auf dem Blog). Und sicherlich auch viele jener nicht öffentlichen Mediumforschungen betrieb und koordinierte, von denen Harry Dörfel in seiner Schrift "Geheime Weltmächte" schreibt (siehe oben).

Harry Dörfel reiht Karl Kellner in seiner Schrift von 1936 in eine ähnliche Traditionslinie ein, in die sich auch der Logen-Ideologe und Hochgradfreimaurer Paul Köthner eingereiht hat, in jene Traditionslinie, in die sich auch der Thule-Orden Rudolf von Sebottendorfs und andere völkische Abspaltungen der internationalen Freimaurerei eingeordnet haben, nämlich: daß er, Karl Kellner, ein Gegner der internationalen Freimaurerei gewesen wäre, vor den Kriegsplänen der Freimaurer im Jahr 1914 gewarnt hätte, bzw. hätte warnen wollen und daß er deshalb ermordet worden sei. Und der Autor S. Ipares (also Dörfel) legt dem gründlichen Leser dabei die Vermutung nahe, daß auch er selbst sich offenbar in dieser Traditionslinie bewegen würde. Aber auch dies womöglich nur zur Irreführung.

Grundsätzlich würde dazu sein Handeln zwischen 1926 und 1936 passen, wie es im Jahr 2007 durch den Anthroposophie-Historiker Helmut Zander bekannt geworden ist (5). Da sich allerdings das Handeln und Schreiben von Paul Köthner oder Rudolf von Sebottendorf oder anderer auf dieser Linie inzwischen mehr und mehr als Augenwischerei, Verwischen von Verantwortlichkeiten, als Tarnung und Täuschung erkennbar werden, ist zu fragen, ob nicht auch Harry Dörfel beim Schreiben seiner Schrift im Jahr 1936 von ähnlichen Täuschungsabsichten geleitet gewesen ist.

1933 - Die Theosophie will sich gleich- und einschalten ...

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten befand sich jedenfalls die deutsche Sektion der "Theosophischen Gesellschaft" in einer der damaligen Freimaurerei sehr ähnlichen Problemlage. Einerseits hatte man maßgebende Fürsprecher und eigene Mitglieder in führenden Kreisen der nationalsozialistischen Partei - bzw. in ihrem engeren rechtskonservativen Umfeld und damit in einflußreichen Regierungs- und Geheimdienststellen. Andererseits bestand die offizielle Parteidoktrin der NSDAP - zumindest nach außen hin - in einer entschiedenen Ablehnung der grundlegensten Prinzipien der Theosophischen Gesellschaft (- ebenso wie der der Freimaurerei). So wie es der Freimaurerei vor wie nach 1933 - entsprechend der ideologischen Vorgaben unter anderem eines Paul Köthner - darum ging und gehen mußte, sich nach außen hin als zuverlässig völkisch darzustellen, sprich zu tarnen, so mußte es um eben dies auch der Theosophischen Gesellschaft gehen.

Insbesondere der bisherige Generalsekretär der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft Johannes Maria Verweyen (1883-1945) (Wiki) mußte deshalb sehr bald als allzu "diskreditierend" empfunden werden. So durch seine schon damals bekannte Mitgliedschaft in der Freimaurerei und in der "Liberal-Katholischen Kirche", durch sein Vertreten von Pazifismus und Internationalismus. Mit ihm würde man sich innerhalb des Dritten Reiches eher aus- als gleich- und damit einschalten können. Und das, wo doch die "Heilszeit" - laut der Worte des Harry Dörfel im Jahr 1912 schon 1940/41 beginnen sollte! 

War doch auch - beispielsweise - das Hakenkreuz von der Theosoophischen Gesellschaft schon viel früher als "Heilszeichen" benutzt worden als von der NSDAP und wird deshalb als solches auch heute noch gern von Anthroposophen und Freimaurern benutzt (siehe etwa die hier auf dem Blog behandelte, inzwischen in mehreren Auflagen erschienene freimaurerische und anthroposophische Schrift "Der Tempel der Freimaurer"). Die NSDAP hatte es womöglich von der Theosophischen Gesellschaft letztlich nur schlicht übernommen. (Es war natürlich sehr untunlich - sowohl für die NSDAP wie für die Theosophische Gesellschaft -, wenn man diesen Umstand gar zu deutlich in der Öffentlichkeit herausstellte - damals wie heute!) Verweyen scheint dies zeitweise jedenfalls selbst empfunden zu haben, daß seine Person - kurz vor Beginn der "Heilszeit" - diskreditierend wirken könnte und ist deshalb schon im Mai 1933 als Generalsekretär der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft zurückgetreten. Verweyen hat dann aber weiterhin an einer Anbiederung seiner eigenen ideologischen Positionen an die des Nationalsozialismus gearbeitet. Und da er offenbar glaubte, damit so manchen "Erfolg" erzielt zu haben, zu erzielen und erzielen zu können, hat er schon ab der zweiten Oktoberhälfte 1933 seinen Rücktritt wieder bereut (5, S. 212). Und er behauptete dann, er habe sich nur für eine kurze Zeit "beurlauben" lassen. Er kehrte also in sein Amt zurück. Darin verblieb er jedoch nicht lange, sondern er wurde schließlich abgewählt und durch andere Personen ersetzt.

Nachdem Verweyen das erste mal zurückgetreten war, hatte es vielen theosophischen Kreisen offenbar als tunlich erschienen, einen zumindest öffentlich bis dahin noch nicht so stark diskreditierten Generalsekretär den staatlichen deutschen Stellen gegenüber in den Vordergrund zu stellen. Und wer war dies? Harry Dörfel! Der auch 1945 wieder eine religiös koordinierende Funktion in der Berliner Stadtverwaltung aufnehmen sollte. Dörfel hatte schon spätestens seit 1926 - wie der Logen-Ideologe Paul Köthner und andere - nach außen hin entschiedener völkische Positionen vertreten und hatte - zumindest nach außen hin - Verweyen und seinen Pazifismus, Annie Besant und ihren als "deutschfeindlich" bewerteten Internationalismus recht deutlich bekämpft. Dörfel wirkte also eine Zeit lang als Generalsekretär der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft. Nachdem Verweyen jedoch in sein Amt zurückgekehrt war, wurde Harry Dörfel von ihm aus der "Theosophischen Gesellschaft" ausgeschlossen.

Und diesen Ausschluß konnte Dörfel natürlich gut als Vorwand und Motivation vorgeben, wenn er nun - geradezu in "Windeseile" - Autor der Ludendorff-Bewegung wurde, ausgerechnet jener Bewegung, die wie kaum eine andere die Theosophische Gesellschaft an sich bekämpfte. Noch wenig zuvor hatte er die Gleichschaltung der "Theosophischen Gesellschaft" mit der neuheidnischen, freireligiösen, nichtchristlichen (keineswegs "freichristlichen"!) "Deutsche Glaubensbewegung" des Jakob Wilhelm Hauer befürwortet. Und nun ging er in Windeseile sogar noch mancherlei Schritte weiter und wandte sich der meistverfehmten neureligiösen, geheimbundkritischen Bewegung der damaligen Zeit zu

Zunächst veröffentlichte Dörfels 1935 den Aufsatz "Liberal-katholische Kirche und Theosophische Gesellschaft" in der Ludendorff-Zeitschrift "Quell". Er ist, dies versteht man nach dem Studium der Darstellung von Helmut Zander sehr gut, ganz aus den bis dahin erfolgten innertheosophischen Diskussionen seit 1933 heraus entstanden. In ihm ist diese Diskussion aus der Sicht von Dörfel sozusagen noch einmal abschließend zusammenfaßt worden, insbesondere was seine Vorwürfe gegenüber Verweyen und Annie Besant und ihre un- und antivölkischen Positionen und Handlungen betrifft. 

War aber Harry Dörfel wirklich ein "Ludendorff-Anhänger" geworden? Manche seiner Redewendungen, in denen er wie selbstverständlich die Leistungen Erich Ludendorffs in seinem Kampf gegen Hintergrundmächte hervorhebt und sich auch die Inhalte und Bewertungen der Schrift "Induziertes Irresein durch Okkultlehren" von Mathilde Ludendorff zu eigen macht, scheinen dies auf den ersten Blick mehr als nahezulegen. Allerdings geht aus anderen Redewendungen hinwiederum nur allzu klar seine weiterbestehende Verehrung der Blavatsky und anderer bedeutender Theosophen und Satanisten (Karl Kellner) nur allzu deutlich hervor. Das werden Erich und Mathilde Ludendorff selbst nicht überlesen haben und ihnen wird zumindest in den Grundzügen klar gewesen sein, aus welchen persönlichen Hintergründen und Erfahrungen Dörfel diesen Aufsatz und die danach folgende Schrift geschrieben hat. In welchem Umfang ihnen dieser Hintergrund allerdings bekannt gewesen ist, muß in vielerlei Hinsicht offen bleiben.

Daß Erich und Mathilde Ludendorff dennoch den Aufsatz und die Schrift von Dörfel in ihrer Zeitschrift und ihrem Verlag veröffentlichten, ist deshalb nachvollziehbar, als sie vielfältige und sehr authentische "Einblicke" gewähren, die auf andere Weise nicht zu gewinnen gewesen wären.

NS-nahe jüdische Okkultgläubige, NS-nahe spätere Springer-Leute und der NS-nahe Satanist Harry Dörfel

Helmut Zander kommt auf Dörfel zu sprechen, als er über die Lage der Theosophie und Anthroposophie in Deutschland im Jahr 1933 berichtet. Zander sagt da einleitend (5, S. 209):

Schon im Februar 1933 öffneten sich die Schleusen der Polemik gegen die Theosophen, von der zu diesem Zeitpunkt vor allem Rudolf Steiner und die Anthroposphie betroffen waren. 

Mathilde und Erich Ludendorff hätten dabei eine "unrühmliche" Rolle gespielt, sie wären in den folgenden Jahren für 

Anschuldigungen mit paranoiden Zügen gegen alle theosophischen Vereinigungen verantwortlich: Die Theosophie erschien als Teil der "jüdisch-freimaurerischen Weltverschwörung".

Es ist interessant, daß sogar Zander hier noch ganz unsachlich Erich und Mathilde Ludendorff charakterisiert, ganz ähnlich übrigens wie der Freimaurer-Historiker Ralf Melzer. Die offizielle Kirchengeschichtsschreibung scheint da mit der Dissertation von Frank Schnorr über Mathilde Ludendorff (1998) schon um einiges weiter zu sein. Daß die Okkultismus- und Satanismuskritik von Erich und Mathilde Ludendorff auch aus heutiger Sicht noch viel Gültiges beinhalten könnte, scheint sich also Zander noch nicht - wie etwa Wolfgang Eggert oder Renate Rennebach - klar gemacht zu haben.

Im weiteren berichtet Zander dann von Johannes Maria Verweyen und den schon genannten Bestrebungen in der zweiten Hälfte des Jahres 1933, auch die deutschen Anthroposophen und Theosophen im Dritten Reich in der "Deutschen Glaubensbewegung" unter Jacob Wilhelm Hauer "gleichzuschalten", ebenso  wie die protestantischen Kirchen damals in der "Reichskirche" der "Deutschen Christen" gleichgeschaltet werden sollten. Verweyen hielt, so berichtet Zander (nach Archivalien des Bundesarchivs), in jener Zeit einen Vortrag in der "Akademie für Lebenserneuerung" (5, S. 209). Und bei dieser Gelegenheit kommt Zander erstmals auf Harry Dörfel zu sprechen, denn sie war auffallenderweise:

... mitbegründet von Harry Dörfel, einem NS-nahen Theosophen (...). Die Akademie sei ein "Werk des Hochgradmaurers Alfred Nossig" gewesen. (...) Diese Einrichtung habe von Reichsinnenminister Wilhelm Frick den Auftrag bekommen ..., die bis heute in egoistischer Absonderung verharrenden Reform- und Heilgruppen mit milder Gewalt zur Einheit zu ermuntern".

Der jüdische Hochgradfreimaurer Alfred Nossig ist da also von dem - wie die gut informierte Astrologin Waltraud Weckerlein nach 1945 behauptete - okkultgläubigen Wilhelm Frick damit beauftragt worden, die Theosophen und Anthropsophen "gleichzuschalten". Wirklich merkwürdig! Und Harry Dörfel war Mitbegründer dieser Gleichschaltungs-Akademie, die dann schließlich auch den Freimaurer Verweyen zum Vortrag einlud. Das alles ist wirklich typisch für die verwirrte Lage kurz nach der Machtergreifung, als ja auch noch der jüdische Wahrsager Hanussen als der Hofwahrsager Adolf Hitlers galt und der Hochgradfreimaurer Hjalmar Schacht Minister in der Hitler-Regierung war. So also wird man sich das Umfeld vorzustellen haben, in dem sich auch Harry Dörfel bewegte. Schließlich haben Mitglieder der "Deutschen Gesellschaft für wissenschaftlichen Okkultismus", in dem O.T.O.-Chef Herbert Fritsche Schriftführer eines "inneren Forschungsringes" war, auch das Wirken eines Eric Jan Hanussen und ähnlicher Gestalten und "Medien" immer "wissenschaftlich" ernsthaft begleitet und unterstützt (siehe "Die Schicksalsgläubigkeit des Adolf Hitler" hier auf dem Blog).

"... von uns nahen, höheren kosmischen Intellekten eingeflüstert ..." 

Und dieser Alfred Nossig (1864-1943) (Wiki) nun wird zu allem Überfluß von Harry Dörfel auch noch in seiner Schrift "Geheime Weltmächte" zitiert. Dabei führt er Nossig ein mit den folgenden Worten (2, S. 13):

Ein namhafter Vertreter des kultur-politischen Judentums der Gegenwart, Dr. Alfred Nossig, berührt in einer im Jahre 1933 erschienenen und wenig verbreiteten Schrift "Erneuerung" diese Probleme.

- Nämlich die Probleme, wie durch Okkulteinflüsse ganze Gesellschaften umgewandelt würden. - Alfred Nossig übrigens war später laut Wikipedia Mitglied des Judenrates im Warschauer Ghetto und ist Anfang 1943 ebenfalls laut Wikipedia von eigenen Glaubensgenossen erschossen worden um seiner Kontakte zur Gestapo willen. Über diese verfügte ja auch 1933 schon sein "Kollege" Harry Dörfel. Aus dem von Dörfel gebrachten Nossig-Zitat sei hier auschnittsweise nur der folgende Humbug gebracht, der allerdings schon, nunja, sehr "NS-nah" klingt:

Beobachten wir mit starker innerer Sammlung das Entstehen unserer "Gedanken" und "Einfälle", so haben wir sehr oft die deutliche Empfindung, daß sie nicht Produkte unseres Gehirns sind, sondern uns von irgendwelchen uns nahen, höheren kosmischen Intellekten eingeflüstert worden sind. (...) Das Menschengeschlecht (...) empfängt heute neue klare Weisungen für den nächsten Weg, den es zurückzulegen hat.

(Kurz vor Beginn der "Heilszeit", versteht sich!) Man möchte dem die Spitze aufsetzen und sagen: Mutieren da etwa Gestapo-Leitoffiziere schon zu "höheren, kosmischen Intellekten" ... Daß derartige Stimmen dann womöglich zu Nossig's Hinrichtung im Warschauer Ghetto geführt haben sollen, wirkt dann freilich auch unheimlich.

Ähnlich verrückt geht es jedenfalls weiter in diesem ungeordneten Umbruchsjahr 1933, in dem sich das neue Zusammenspiel der Kräfte erst wieder einspielen mußte, offenbar. Und bei dem womöglich manche, sonst verdeckt gehaltene Karte offen auf den Tisch flatterte. Denn da ist nun noch von dem Präsidenten der internationalen "Theosophischen Gesellschaft Adyar" die Rede, einem Menschen singhalesischer Herkunft mit dem Namen, ähm, Curuppumullage Jinarajadasa (1875-1953) (Wiki). Wenn Harry Dörfel sich in seiner Schrift "Geheime Weltmächte" ein Kapitel lang - im letzten - über "Asiatisches Geheimbundwesen" ausläßt, wobei er ankündigt, noch weitere Ausführungen darüber folgen lassen zu wollen, so ist zu berücksichtigen, daß er mit Trägern solcher komplizierter Namen zumindest noch kurz zuvor in monatelangem intensivem Schriftwechsel gestanden hatte, wenn nicht überhaupt noch intensivere Kontakte mit ihnen weiterhin pflegte, ähnlich wohl, wie - um nur einen Namen zu nennen: Arthur Trebitsch-Lincoln. 

Diesem Herren jedenfalls erstattete Dörfel interessanterweise noch 1933/34 in englischer Sprache Bericht. Schon von diesem Umstand her wird man zumindest die Kompetenz des Harry Dörfel in der Beurteilung der Beeinflussung der deutschen Theosophen von Indien her, die in "Geheime Weltmächte" eines der Hauptthemen ist, nicht so leicht infrage stellen können. Zander berichtet (5, S. 210):

Jinarajadasa, der Leiter der Esoterischen Schule, (...) hatte im Theosophist im Juni 1933 die "Verfolgung der Juden" in Deutschland kritisiert.
Und dazu schreibt Zander in der Anmerkung:
Dörfel kritisierte die Besprechung "Der Terror in Deutschland" von Jinarajadasa (...); Harry Dörfel: Rundschreiben an die Mitglieder der deutschen Landesgesellschaft der T.G. Adyar, ohne Datum [Ende 1933 / Anfang 1934?, nach dem 13.12.1933]

Und womöglich ist Dörfel dabei sogar noch von dem "jüdischen Hochgradfreimaurer" Alfred Nossig bestärkt worden! Der Wahn kennt ja manchmal keine Grenzen. (Übrigens ein deutlich anderes Handeln als das zeitgleiche seines nachmaligen 1945er Vorgesetzten in der Berliner Stadtverwaltung Heinrich Grüber.)

Dörfels Bericht an die theosophische Weltleitung über Gestapo-Tätigkeit in Deutschland (1933/34)

Wenn dann weiter zu den damaligen Auseinandersetzungen innerhalb der Theosophischen Gesellschaft im Zusammenwirken mit der Gestapo berichtet wird, muß man sich das Handeln der Gestapo selbst nicht unbedingt so passiv vorstellen, wie es hier dargestellt ist. Innerhalb der Gestapo selbst könnte es Kräfte gegeben haben, die ein möglichst förderliches Ergebnis der innertheosophischen Auseinandersetzungen abwarten und - freilich ganz behutsam - fördern wollten. Zander (5, S. 211):

Eine wichtige Rolle spielte dabei Harry Dörfel, der offenbar versuchte, Verweyen aus dem Amt zu drängen und eine NS-konforme und von den Nationalsozialisten regelrecht anerkannte Adyar-Theosophie zu etablieren; wieweit dabei seine Intentionen und diejenigen der Gestapo konvergierten, ist zur Zeit nicht zu klären. Im April stellte Dörfel den Antrag, die Theosophische Gesellschaft gleichzuschalten - aber offenbar reagierte die Gestapo nicht darauf.
Im Mai 1933 ist Verweyen dann wie oben geschildert zurückgetreten (5, S. 212f):
Am 2. Dezember 1933 eröffnete Dörfel in einem Brief an Jinarajadasa aufschlußreiche Details über die nationalsozialistische Unterwanderungspolitik im Zusammenhang dieser innertheosophischen Auseinandersetzungen: Am 20. August 1933 sei in Leizpig die "Theosophische Gesellschaft Leipzig", und zwar diejenige Vollraths, staatlich anerkannt worden. Er habe, schrieb Dörfel, die "Neuorganisation" "als von der Regierung anerkanntes Vorstandsmitglied der Theosophischen Gesellschaft übernommen" und vertrete die deutsche Sektion seit der Vorladung bei der Gestapo am 27. Oktober 1933. Nach der staatlichen Anerkennung der Leizpiger Vollrath-Theosophen (wo ja Dörfel auch Mitglied war) habe er "the initiative with the state-officials to get the same acknowledgement for the 'Adyar' Society" ergriffen; "the States Police" mache nun "general rules for all international societies". Dörfel habe sich selbst als neuen Kandidaten für den Vorsitz vorgeschlagen, möglicherweise auf einer Generalversammlung am 3. Dezember 1933. Ob es wirklich Versuche des Staates gab, eine einheitliche theosophische Gesellschaft, also eine der Reichskirche vergleichbare Institution, einzurichten, ist jedoch unklar, dies scheint vielmehr Dörfels - durchaus eigennützig angelegtes - Konzept gewesen zu sein. Dörfel betrachtete sich jedenfalls als "durch Leipziger Gleichschaltung staatlich anerkanntes Vorstandsmitglied" und unterschrieb seit 1934 als "Kommissarischer Generalsekretär" der Adyar-Theosophie. In Adyar allerdings stärkte man der deutschen Sektion gegen Dörfel im Januar 1934 den Rücken, indem man ihn nicht als Generalsekretär akzeptierte. Am 27. Januar 1934 ging Dörfel in die Offensive und teilte in einem Zirkular mit, als "von der Geheimen Staatspolizei bevollmächtigter kommissarischer Generalsekretär" habe er "den bisherigen gesamten Vorstand der Deutschen Landesgesellschaft mit sofortiger Wirkung abgesetzt". (...) Dörfel verbot die Mitgliedschaft in der Co-Freimaurerei, in der Liberal-Katholischen Kirche, in der Esoterischen Schule, in der Tafelrunde, der "Internationalen Liga für die Verbrüderung der Völker oder irgend einer anderen pazifistischen Organisation" und machte Propaganda für Hauers Deutsche Glaubensbewegung und deren "völkisch-germanische" Haltungen.
Curuppumullage Jinarajadasa reiste sehr viel in der Welt umher, verbrachte Zeit in Südamerika, starb in den USA und lebte während des Zweiten Weltkrieges in Großbritannien. Wohin dieses Schreiben von Dörfel ging, wird von Zander nicht angegeben. Zander weiter (5, S. 214): 
Verweyen schloß Dörfel (...) am 6. Februar 1934 samt seiner Mitarbeiterin Jutta Todtenhaupt aus der Theosophischen Gesellschaft aus und hob am19. April die Berliner Loge auf. Auch der Geheimen Staatspolizei dürfte Dörfel zu weit gegangen sein, denn sie beschied am 11. Mai, er habe "keinen Auftrag zur Vornahme von Gleichschaltungen".
Hier ist also auch noch von einer Mitarbeiterin von Harry Dörfel die Rede. Womöglich fungierte sie mitunter auch als "Medium". Bei "Mitarbeiterinnen" von Magiern sind solche Möglichkeiten immer in Rechnung zu stellen. In einer Anmerkung schreibt Zander dazu (5, S. 214, Anm. 254):
Aber die Lage muß komplizierter, vielleicht undurchsichtig gewesen sein, denn seitens des Kulturpolitischen Amtes hatte man Dörfel möglicherweise gestützt.
(Der Begriff "Kulturpolitisches Amt der NSDAP" findet sich sonst im Internet und bei Google Bücher nicht. Womöglich ist damit der "Kampfbund für deutsche Kultur" des Alfred Rosenberg gemeint, der 1934 in das "Amt Rosenberg" überging. Es wäre ein eigenes Thema zu prüfen, warum Alfred Rosenberg oder Mitarbeiter ein Interesse daran hatten oder haben konnten, Dörfel zu stützen.) Am 24. März 1935 wurde Verweyen, der auch nach dem Hinauswurf von Dörfel und trotz desselben innerhalb der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft umstritten blieb, seines Amtes enthoben (5, S. 214 - 216):
Damit war sein Engagement in der Theosophischen Gesellschaft Adyar beendet und eine wichtige emotionale Bedingung für die Konversion zur katholischen Kirche gegeben. 
Der gebürtige Katholik Verweyen kehrte also zur katholischen Kirche zurück, während der gebürtige Katholik Dörfel - hm, hm! - zur Ludendorff-Bewegung "konvertierte" (... - ?). Zander jedenfalls weiter (5, S. 217):
Mit Datum vom 21. November 1935 gab der Vorstand der deutschen Sektion der Leitung in Adyar seine Selbstauflösung bekannt. (...) Am 20. Juli 1937 wurde die Theosophische Gesellschaft Adyar staatlicherseits verboten.

Offiziell hörte die Theosophische Gesellschaft also wie die Freimaurerei trotz aller Gleichschaltungsbemühungen auf zu bestehen. Inoffiziell aber arbeitete sie weiter, ebenfalls wie die Freimaurerei und wie etwa O.T.O.-Chef Herbert Fritsche als Herausgeber der Zeitschrift "Die Säule" und als Schriftführer des "inneren Forschungsrings" der "Deutschen Gesellschaft für wissenschaftlichen Okkultismus".

Insgesamt wird man auch die in diesem Beitrag vertretene These wieder eine Weile auf sich wirken lassen müssen, womöglich noch weitere zugängliche Schriften von Harry Dörfel studieren müssen, bevor man der These dieses Beitrages einigermaßen abschließende Gültigkeit zuzusprechen geneigt sein wird. Insgesamt aber wird in Rechnung zu stellen sein, daß bei einem Wirken hinter den Verschachtelungen von "tausend Masken" kleine Ursachen mitunter größere Wirkungen hervorbringen können. Was jene, die diese Verursachungen setzen, ebenfalls mit in Rechnung stellen und mitunter geschickt auszunutzen verstehen.

______________________
  1. Ipares, S. (= Harry Dörfel): Liberal-katholische Kirche und Theosophische Gesellschaft. In: Am Heiligen Quell Deutscher Kraft, 5.2.1935
  2. Ipares, S. (= Harry Dörfel): Geheime Weltmächte. Eine Abhandlung über die "Innere Regierung" der Welt. Ludendorffs Verlag, München 1936 (= "Laufender Schriftenbezug, Heft 7 - 8) (ScribdGoogle Bücher), 1936 (11. - 15. Tsd.) (Scribd), 1937/38 (16. - 20. Tsd.) 
  3. Offenberg, Ulrike: Seid vorsichtig gegen die Machthaber. Die jüdischen Gemeinden in der SBZ und der DDR 1945-1990. Aufbau-Verlag, 1998 (334 S.) (Google Bücher)
  4. Gay, Ruth: Safe Among the Germans. Liberated Jews After World War II. B & T, 2002 (368 S.) (Google Bücher)
  5. Zander, Helmut: Anthroposophie in Deutschland. Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884-1945. 2 Bände. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007 (Google Bücher)  
  6. Bading, Ingo:  Ein Okkultist wechselt die Seiten und wird zum Okkultismus-Kritiker (1936). Wer war "S. Ipares"? - Ein Beitrag zur Geschichte der Anthroposophie, der Theosophie und des Okkultismus in Deutschland. Auf: Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!, 11.3.2011, http://studgenpol.blogspot.de/2011/03/ein-autor-der-theosophischen-szene.html
  7. Paar, Jean: Weißdornblüthen.
  8. Paar, Jean: Mehr Licht.
  9. Paar, Jean: Natur. Wahrheit und Dichtung: Materialistisch-spiritualistische Betrachtungen. Druck und Verlag von Oswald Mutze, Leipzig 1901. Nachdruck bei Sarastro GmbH, Paderborn 2012 (72 S.)
  10. Paar, Jean: Goethe, Schiller und Lessing als Spiritualisten. In: Zeitschrift für Seelenleben, Jg. 1909 (neu abgedruckt in der Zeitschrift "Wegbegleiter" 1. Teil vom Juli 1996, Nr. 4, I. Jg., S. 158 ff, 2. Teil vom September 1996, Nr. 5, I. Jg., S. 198 ff, 3. Teil vom November 1996, Nr. 6, I. Jg., S. 263 ff, 4. Teil vom Januar 1997, Nr. 1, II. Jg., S. 17 ff, 5. Teil vom März 1997, Nr. 2, II. Jg., S. 70 ff)
  11. Paar, Jean: Weiße und schwarze Magie und Anderes. Baumann, Bad Schmiedeberg, Leipzig [1912] (166 S.) (Exemplar vorhanden an der Universität Freiburg) (Google Bücher) Neu herausgegeben Edition Geheimes Wissen, Graz 2008 (109 S.) (Google Bücher)
  12. Paar, Jean: Horchet auf! Ein Mahnwort an Freund und Feind in ernster Zeit. Zeitschrift für Seelenleben, Leipzig 1915
  13. Paar, Jean: Warum und wozu der Weltkrieg 1914-1915? Mutze, Leipzig 1915 (64 Seiten)  
  14. Grandt, Guido und Michael: Schwarzbuch Anthroposophie. Rudolf Steiners okkult-rassistische Weltanschauung. Carl Ueberreuter, 1998
  15. Feldzug gegen Rudolf Steiner. Über O.T.O.-, Rassismusvorwürfe und Angriffe auf die Waldorfschulen. In: Flensburger Hefte 63 (Leseprobe)
  16. "Gestatten, Under Cover Agent Peter-R. König"  Teil eines Interviews geführt von Wolfgang Weirauch. Auszug aus "Feldzug gegen Rudolf Steiner", Flensburger Hefte IV/98, Flensburg 1998
  17. König, Peter-Robert: Das O.T.O. Phänomen. Über 100 Jahre Magische Geheimbünde und ihre Protagonisten. Erscheinen angekündigt für Frühjahr 2011
  18. Ludendorff, Erich: Vernichtung der Freimaurerei durch Enthüllung ihrer Geheimnisse. 1927
  19. Ludendorff, Erich: Schändliche Geheimnisse der Hochgrade. Ludendorffs Volkswarte-Verlag, München 1932 
  20. Ludendorff, Mathilde: Induziertes Irresein durch Occultlehren. Erstauflage 1932. Verlegt bei Franz v. Bebenburg, Pähl 1970
  21. Ludendorff, Mathilde: Der Satanismus der Hochgradbrüder. In: Ludendorffs Volkswarte, Folge 7, 1933  
  22. Ludendorff, Erich und Mathilde: Europa den Asiatenpriestern? Ludendorffs Verlag, München 1936