Montag, 24. Oktober 2011

Priesterdiktatur im Iran

Vom 6. bis 8. Oktober fand an der Freien Universität Berlin der Jahreskongreß der "DAVO", der "Deutschen Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient", statt. Und ich hatte dankenswerter Weise die Gelegenheit, mir dort einige Vorträge anhören zu können.

Dabei konnte man unter anderem viel über die inneren Verhältnisse des heutigen Irans lernten, in dem es ja - im Gegensatz zu den anderen Ländern der arabischen Welt - eine breite bürgerliche Schicht gibt. Diese bürgerliche Schicht ist aber zu großen Teilen emigriert. Man macht sich viel zu wenig bewußt, daß der Iran schlichtweg eine Priesterdiktatur ist. Oder man hat sich viel zu sehr daran gewöhnt als Weltöffentlichkeit, als daß man diesen Umstand noch großartig als erwähnenswert empfinden würde. Es herrschen schlichtweg die Priester. Es ist eine Theokratie. Und Mahmud Ahmadinedschad ist eine Figur, die nur von den Priestern geduldet wird, und der selbst theologisch argumentieren muß, um sich ihnen gegenüber zu halten.

Der Iran ist sicherlich ein gutes Anschauungsbeispiel dafür, was Einrichtung von Islamlehrstühlen letztlich auch in Deutschland bedeuten kann, über die sich der Papst und der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, der Katholik Winfried Kretschmer, so einig waren. Daß der Papst der Stellung der Priester im Iran grundsätzlich abgeneigt gegenüber steht, hat er das schon einmal irgendwo geäußert? Man hat solche Fragen in den letzten Jahren viel zu wenig in den Augen behalten. Als ob der Papst grundsätzlich etwas gegen die Unterordnung von Staatsmännern unter Priester hätte.

So jedenfalls hat er sich bei seinen "Staatsbesuchen" in England und Deutschland nicht verhalten und geäußert. Es stünde auch ganz im Gegensatz zu allen katholischen theologischen Lehrmeinungen und zur ganzen ... Kriminal- ... Geschichte des Christentums.

Wir wollen uns bemühen, künftig auch alle theokratischen Bestrebungen innerhalb des islamischen Bereiches hier auf dem Blog im Auge zu behalten. Wer glaubt, Priesterdiktaturen würden in der heutigen Welt keine Gefahr mehr darstellen und würden von Geheimdiensten und Lobbymächten nicht geduldet und gefördert oder gar begrüßt - der schaue sich den Iran an.

Der Iran, das einzige Land in der arabischen Welt, in dem es immer schon eine breite bürgerliche Schicht gab, die zum Teil auch lieber auf vorislamische Traditionen zurückgreifen wollte, die also - offenbar mit Priesterdiktatur, Krieg und Emigration - besonders davor "gehütet" werden mußte und muß, sich den großen globalisierenden "Fortschritten" von Weltreligionen und -ideologien in den Weg zu stellen. (So wie man einige Jahrzehnte zuvor schon bürgerliche Eliten in der westlichen Welt durch Priesterdiktaturen, Krieg und Emigration davor "behüten" mußte, auf vorchristliche Traditionen zurückgreifen zu wollen.) Bzw. in dem es bürgerliche Eliten gab, die man besonders dazu mißbrauchen konnte und kann, um diese auch religiös globalisierenden Fortschritte durch "Krieg, Krise und Strategien der Spannung", "Kämpfe der Kulturen" voranzutreiben.

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