Mittwoch, 10. Februar 2010

Von JF zu ef ...

"Der letzte, ernstzunehmende Fels in der Zeitgeistbrandung"

Es gibt eine "JF". Und es gibt eine "ef"*). Die JF ist die rechtskonservative Wochenzeitung "Junge Freiheit". Auf die Teilnahme ihrer Redakteure an Jesuiten-Exzertitien wiesen wir in einem jüngsten Beitrag schon hin. Die "ef" nun, die rechtskonservative Zeitschrift "eigentümlich frei", steht, wie es scheint, ebenso wie der Jesuitenschüler Heiner Geißler fest und treu zum Jesuitenorden. Und zu der katholischen Kirche. Wer es bisher noch nicht wußte, der ist spätestens jetzt informiert (ef, 10.2.10):
... Ziel der Angriffe (in den derzeitigen Medien) ist mit der katholischen Kirche der größte anzunehmende und vielleicht letzte ernstzunehmende Fels in der Zeitgeistbrandung.
Und:
Die konservativsten Teile ihrer Organisation stehen entsprechend unter besonderem Beschuss. (...) Insofern geht es den konservativen Klerikern nicht anders als allen anderen konservativen Wachen gegen den Traum vom neuen Menschen.
Der Jesuitenorden ist also eine "konservative Wache gegen den Traum vom neuen Menschen". Das kann man ja einmal festhalten. Es gibt allerhand klerikale "Wachen gegen den Traum vom neuen Menschen". Auch dieser Blog schätzt schon seit einer ganzen Weile und in zunehmendem Maße die Situation genau so ein. Allerdings scheinen sich diese "Wachen" mitunter auch sehr gut zu tarnen.*)

"Eigentümlich frei" spricht sogar von einer neuen "Christenverfolgung" in Deutschland. Es soll das festgehalten werden: Weil Jesuitenschüler 40 Jahre nach dem von ihnen erfahrenen seelischen und körperlichen Mißbrauch das erste mal öffentlich zu reden beginnen, sprechen - einige - Christen von einer neuen Christenverfolgung in Deutschland. Was soll denn dann erst passieren, wenn wirklich einmal ernst gemacht wird mit der Trennung von Staat und Kirche? Wenn "systematisch" kriminelle Handlungen in der Kirche schlicht als kriminelle Handlungen behandelt werden von staatlicher Seite aus. Wenn kriminelle Vereinigungen als das behandelt werden, als was sie zu behandeln sind.

Wenn der Jesuitenorden oder die katholische Kirche wenigstens - wie jede andere Psychosekte - einmal unter die kritischste Beobachtung gestellt würden? Ob dann wohl gewisse "eigentümlich frei"e Christen mit der Atombombe drohen werden? Wenn sie sich schon jetzt "verfolgt" fühlen?

Die katholische Kirche - verfolgt in der Nazizeit

Und bedrängt wie sich der "Fels in der Zeitgeistbrandung" fühlt, wird dann - Pater von Gemmingen wies ja schon den Weg - gerne auch einmal ein Rückbezug zur Nazizeit hergestellt. Freilich wiederum in recht "eigentümlich frei"er Weise:
Der Hass auf Benedikt, riecht (Paul) Badde (in der Welt), „duftet wie der Hass, den schon die Nazis gegen Pius XII. hegten“. Damals (...) höhnten norddeutsche Nazis: „Juden und Jesuiten, die können uns nicht beschieten!“ Auch damals heizten Presse, Protestanten und Politik die Progromstimmung gerne mal mit an. (...)
"Auch damals". "Protestanten". "Progromstimmung". - Angesichts solcher Bilder wird es ja interessant zu sehen, wann weißer und schwarzer Papst sich veranlaßt fühlen werden, auch einmal solche stramm päpstlichen Blätter wie die "ef" so zurückzupfeifen wie jüngst den Radio-Vatikan-Pater von Gemmingen ("notgedrungenerweise"). Zum Glück waren es damals ja nur die norddeutschen Nazis. Welch ein Glück, daß damals wenigstens die süddeutschen Nazis ... Aber wie gemein der "Zeitgeist" doch ist:
Wenn der „Spiegel“ immer wieder gerne auf die „vergessenen Opfer der Nazis“ hinweist, dann sind nie die Katholiken gemeint, die sich tatsächlich wie kaum eine andere Gruppe der Wahl der NSDAP und danach oft selbst den alltäglichen Naziritualen wie dem Hitlergruß verweigerten.
"Der Zölibat hält dem Absoluten die Tür offen"

Mit was für naiven, ahnungslosen Lesern glaubt eigentlich "eigentümlich frei" rechnen zu können? Die Katholiken haben den Katholiken Adolf Hitler und so viele seiner katholischen Minister nicht zum Reichskanzler gewählt? Bischöfe haben nicht Gottes Segen auf seine Kanzlerschaft herabgefleht? Es gab keinen recht heftigen Flirt mit dem antikommunistischen Totalitarismus? Nein, der Papst hat das Reichskonkordat nicht mit Adolf Hitler abgeschlossen. Das war ganz wer anderer! Wahrscheinlich ein grünes Marsmännchen. Wahrscheinlich eine ganz andere "Existenzform" (siehe unten).

Und dann scheut man doch noch nicht einmal davor zurück, in Verteidigung des "Felses in der Zeitgeistbrandung" sogar die Homosexuellen mit "ihrer" vorgeblich kompromittierenden braunen Vergangenheit zu konfrontieren:
... Dass diese damals zuweilen zu den Tätern zählten und nicht nur die Münchner NSDAP mitsamt ihrer auffälligen Reiterhosen- und Stiefelästhetik in der örtlichen Presse vor der Machtergreifung als schwule Truppe beschrieben wurde, fällt ebenso wenig ins Gewicht.
Warten wir mal, wann "Heterosexuelle" angegriffen werden, weil auch so viele Nazis heterosexuell waren. Norddeutsche Nazis Jesuitenhetzer, süddeutsche Nazis zwar zum Teil Homosexuelle. Aber wenigstens haben sie ansonsten nicht gegen die Jesuiten gehetzt ... Schon gestern hieß es in "eigentümlich frei" über den/die/das Zölibat (ef, 9.2.10),
dass er im Kern ein Hoffnungszeichen ist für die Welt, indem er das Unbedingte zur Bedingung macht einer ganz anderen Existenzform (...). Der Zölibat hält inmitten all des Vorläufigen und Relativen dem Absoluten die Tür offen.
Also: eine ganz andere Existenzform. Zölibatär lebende Menschen leben wie die grünen Männchen vom Mars eine "ganz andere Existenzform". Jedenfalls leben sie bestimmt nicht den "Traum vom neuen Menschen". All das wollen wir doch einmal festhalten.

Ansonsten hat der Jesuitenorden in den letzten Jahrzehnten in den Augen von "ef" durch seine ausgiebige Beschäftigung beispielsweise mit der südamerikanischen Befreiungstheologie sowieso schon viel zu viel verwerfliche "Linkstendenzen" aufgewiesen, als daß man seiner Tätigkeit noch vorbehaltlos zustimmen könne.

Da wünscht man sich also noch ganz andere Dinge.

Nun, gut zu wissen. All das. Sehr, sehr "eigentümlich" "frei".

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*) Zur Illustration vier Titelseiten von "ef". Nur, um einen Eindruck zu geben. Daß man so viele Symphatien für "das Katholische" hat, würde man bei diesem Erscheinungsbild jedenfalls nicht gerade als erstes vermuten. Ein ausgesprochen katholisches oder klerikales Erscheinungsbild gibt sich diese Zeitschrift ebenso wenig wie die "Junge Freiheit" oder die dieser nahestehende Zeitschrift "Sezession". Wäre man hier häufiger so offen und ehrlich wie die "ef", würde das den Abonnentenzahlen sicherlich noch mehr schaden, als es ihnen sowieso schon geschadet hat ...

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