Dienstag, 23. Februar 2010

Die katholische Kirche versucht, die deutsche Bundesregierung einzuschüchtern

Pikiert. Beleidigt. Und drohend: Herr Robert Zollitsch, seines Zeichens Bischof in Deutschland, spricht - in Tonfall und Haltung fast identisch zu einem Herrn Ratzinger - von einer "schwerwiegenden Attacke", von einer "maßlosen Polemisierung" gegen die katholische Kirche durch die deutsche Bundesjustizministerin, also durch ein deutsches Regierungsmitglied, wie er es noch nie erlebt hätte. Er fordert eine Richtigstellung innerhalb von 24 Stunden (Tageschau, 23.2.). Wer glaubt er eigentlich reagiert in unserem Land?

Der unverhohlene Machtanspruch der "ecclesia triumphans"

Nur weil die deutsche Bundesjustizministerin Sabine Leutheuser-Schnarrenberger zurückhaltender - zurückhaltender (!) - das gesagt hat, was hier auf dem Blog (15.1.) schon ausgeführt worden ist (Tagesthemen, 23.2.), nämlich daß sie als deutsche Justizministerin (!) sich "ohnmächtig" fühle (!!!) angesichts der Tatsache, daß die katholische Kirche kanonisches Recht über deutsches Staatsrecht stellt bei der Verfolgung, bzw. Nichtverfolgung von Fällen von Kindesmißbrauch. Und zwar seit Jahrzehnten bis heute. Und zwar erst 2002 wieder neu bestätigt und bekräftigt durch den Scharfmacher Ratzinger. Und die Tatsache, daß sie ihrem Gefühl der Ohnmacht Ausdruck gibt, erachtet der Herr Zollitsch als eine bis heute nie erlebte "schwerwiegende Attacke" von Seiten des deutschen Staates gegenüber der katholischen Kirche!

Was denken Herr Zollitsch und seine Berater eigentlich, wer sie sind? Wer außer ihnen darf sich Jahrzehnte lang so weit über deutsches Recht stellen, ohne daß er vor Gericht gestellt wird? Wer außer ihnen und ihresgleichen?

Jesuiten und Papst als Scharfmacher der Deutschen Bischofskonferenz?

Das ist um Grunde genommen ein ungeheuerlicher Vorgang. Will die Deutsche Bischofskonferenz im "Gegenangriff" die deutsche Bundesregierung - einmal aufs Neue - einschüchtern? Was für eine Stirn haben diese Bischöfe? Und insbesondere der Jesuit Hans Langendörfer als Sekretär der deutschen Bischofskonferenz, der auch in den Aufnahmen der Tagesschau im Vordergrund zu sehen ist (siehe auch unser Beitrag vom 15.2.)?

Der Jesuit Langendörfer (Links), die graue Eminzenz hinter den Bischöfen
Zollitsch (Mitte) und Lehmann (Rechts)


Dieser Vorgang zeigt außerordentlich deutlich, auf wieviel "Anfassen mit Samthandschuhen" die katholische Kirche durch den deutschen Staat glaubt rechnen zu dürfen. Und das offenbar seit vielen Jahrzehnten, wahrscheinlich seit der Adenauer-Zeit. Und dieser Vorgang zeigt zugleich auch, wie "ohnmächtig" sich selbst eine deutsche Justizministerin dieser Jahrzehnte langen, geradezu mental eingebrannnten Kungelei des deutschen Staates mit der katholischen Kirche gegenüber fühlt.

Nirgends wird der Machtanspruch der katholischen Kirche deutlicher, als wenn man das 16-seitige Gutachten von Verena Mosen von "Kirche von unten" liest. In ihrem Selbstverständnis sieht sich die katholische Kirche und ihre "geweihten" Priester sehr grundlegend und als eigengesetzlich über dem deutschen Staat stehend. Auf dieses Gutachten sei deshalb noch einmal ausdrücklich hingewiesen (1). Wenn man es liest, versteht man besser, wer hier eigentlich polemisiert, ja: hetzt.

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1. Mosen, Verena: Römisch-katholische Kirche und Kinderrechtskonvention in der Bundesrepublik Deutschland. Ein NRO-Bericht über die Behinderung der Konvention durch das katholische Kirchenrecht am Beispiel sexuellen Missbrauchs. Bonn, September 2003. 16 Seiten. --> pdf., jetzt auch auf --> hpd, 8.2.2010.

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