Samstag, 20. Dezember 2008

Die merkwürdigen Strauße (= Väterliche Brutpflege bei Dinosauriern II)

Auch Razib Khan wundert sich hochgradig über die väterliche Brutpflege bei den Dinosauriern. (gnxp, siehe Stud. gen.) Es will einem scheinen, daß auch hier wieder ein ähnliches Phänomen vorliegt wie beim evolutiven Übergang von den einzelligen zu den mehrzelligen Lebewesen. Während dieses Übergangs hat die Evolution unwahrscheinlich viel mit den vielfältigsten Fortpflanzungsweisen und "Generationswechseln" experimentiert, ein Bereich, den die Mikrobiologie, dieser spannende Forschungsbereich, erforscht. (Das wird einem während des Biologiestudiums zum Teil recht schön vor Augen geführt und es erweitert entscheidend den Blick, sich damit einmal intensiver befaßt zu haben.)

Von diesen vielen Experimenten sind dann auf höheren Stufen der Evolution bei Pflanzen und Tieren nur noch vergleichsweise wenige übrig geblieben, die die Evolution - sozusagen - "weiterverfolgt" hat, mit denen sie sich weiter befaßt hat, mit denen sie gearbeitet hat. Zum Beispiel der klassische Generationenwechsel bei den Pflanzen (ein außerhalb der Botanik wenig bekanntes, aber für die Botanik grundlegendes und wichtiges Phänomen) und die klassische bisexuelle Fortpflanzungsweise der Säugetiere.

Warum wird die Straße der genutzten Möglichkeiten in der Evolution immer schmaler?

Auch bei den primitiveren Vögeln nun, die stammbaummäßig noch sehr nahe den Dinosauriern stehen, scheint die Evolution noch manche Experimente ausprobiert zu haben, mit denen sie sich später nicht mehr so intensiv befaßt hat. Zum Beispiel mit einer so merkwürdigen Kombination wie der von Polygamie und väterlicher Brutfürsorge. Razib Khan jedenfalls zitiert mit durchaus berechtigtem Staunen einen Bericht, in dem "Paläognathen" erwähnt werden, zu denen die Strauße und andere, auf früher evolutionärer Stufe stehende Vögel gehören:
Scientists had long wondered about the origins of polygamy and paternal care patterns among modern-day Paleognathes -- an ancient avian lineage that branched off soon after birds evolved from dinosaurs and includes ostriches, emus and tinamous. No such reproductive behavior exists among the vast majority of other vertebrates. Males contribute to parental care in less than 5 percent of mammal and non-avian reptile species, and while more than 90 percent of bird species co-parent to some degree, it is only among the Paleognathes that both polygamy and paternal care rule.
Bei den Straußen und ihren Verwandten sind also sowohl Polygamie wie väterliche Brutpflege die Regel, etwas, was sich dann die Vögel mit höher evoluierter Intelligenz ganz abgewöhnt zu haben scheinen, ebenso die Säugetiere. - Wow! - "Wieso, weshalb, warum?" "Wer nicht fragt, bleibt dumm." Diese Worte aus der "Sesamstraße" kommen einem in den Sinn, wenn man diese Dinge auf sich wirken läßt.

Bzw., noch eine ganz andere Frage rutscht einem ins Gehirn: Wir sehen immer mehr, wie evolutionär tief noch so wesentliche Verhaltensgene wie das, das menschliche und Mäuse-Monogamie verschaltet, im evolutionären Stammbaum zurück verfolgt werden kann (siehe früherer Beiträge zu Vasopressin und anderen). Gerade durch einen großflächigen Arten-Vergleich über so unterschiedliche Stammbaum-Bereiche hinweg wie den von Reptilien, Säugetieren und Vögeln könnte man genauer Auskunft erhalten darüber, aufgrund welcher evolutiver Mechanismen die Straße der sozialen Evolution in den genutzten Möglichkeiten immer schmaler geworden ist, um so differenzierter und komplexer die Gehirnevolution wurde.

Die Strauße, die in dem Dorf meiner Eltern derzeit neuerlich gehalten werden, machen ja auch einen so absolut merkwürdigen, "fremden" Eindruck auf einen, wie ich neulich bei "Mentio" schon erwähnte. Ihr Blick und ihre Gesten scheinen aus einer gänzlich anderen Zeit zu stammen ... Wenn einem bewußt gemacht wird, daß sie noch so vergleichsweise nahe den Dinosauriern stehen, auch im sozialen Verhalten, wird einem vielleicht manches an ihnen "verständlicher". (Wollte grad ein Foto von Straußen hier reinstellen - aber Foto's geben das Fremdartige ihres Seins gar nicht so recht wieder.)

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