Mittwoch, 29. Oktober 2025

"Der Zeitgeist diktiert Stillschweigen in einer sehr wichtigen Frage ..."

Die Neurobiologin Dr. Mathilda (vormals Martina) Huss
- und der Anthropologische Paradigmenwechsel seit dem Jahr 2000

Abb. 1: M. Huss um 2010 (Rg)

Dr. Mathilda (vormals Martina) Huss (Resg) ist bekannt geworden als Besitzerin der Potsdamer Adlon-Villa (Wiki), die sie 2011 mit ihrem damaligen Lebensgefährten Wilhelm Wilderink gekauft hat und die sie mit diesem gemeinsam offenbar bis heute betreibt, und wo 2023 eine Tagung stattgefunden hat, der in der Öffentlichkeit große Bedeutung zugesprochen worden ist, was dementsprechend viele Folgen nach sich gezogen hat (Wiki).

Außerdem ist bekannt geworden, daß Mathilda Russ zeitweise Lebensgefährtin des AfD-Politikers Maximilian Krah gewesen ist, mit dem zusammen sie offenbar auch ein Buch über Humangenetik und ihre Bedeutung für die Politik der heutigen Zeit hatte veröffentlichen wollen.

Vor einigen Tagen hat sie ein 3-stündiges Interview bei "Ben {ungeskriptet}" gegeben, das schon nach einem Tag 160.000 mal aufgerufen worden war. Dadurch wird die Aufmerksamkeit erstmals mehr auf ihre eigenen inhaltlichen Aussagen gerichtet, als nur auf ihre bislang bekannten äußeren Lebensumstände als Besitzerin einer Tagungs-Villa. 

Schon in der Titelgebung dieses Interviews stellt sich der Interviewer Ben ja im Grunde innerlich auf Seiten der Mathilda Huss: "Verfassungsschutz jagt Biologin - die verbotene Wahrheit".

Wissenschaftliche Mitarbeiterin in Cambridge bis 2014

Diese Neurobiologin Mathilda Huss jedenfalls hat 17 Jahre lang als Studentin und Mitarbeiterin am "Laboratory of Molecular Biology" an der Universität Cambridge (Wiki) gearbeitet. Am dortigen "Centre for Neuroscience in Education" (CNE) hat sie auch promoviert. Vor dieser Zeit hat sie drei Jahre in Paris studiert, davor in Freiburg und Tübingen.

Sie hat in Cambridge über den Hörprozeß von Legastheniker-Kindern geforscht. Dementsprechend war sie zwischen 2009 und 2021, soweit erkennbar, Mitautorin zahlreicher wissenschaftlicher Studien, die an diesem Institut entstanden sind (PublResg).*) 

2014 ist Mathilda Huss, so erzählt sie, nach Deutschland zurück gekommen. Sie hat aktuell zwei minderjährige Kinder.

Der dänische Intelligenz-Forscher Emil O. W. Kirkegaard (DK, X) hat längere Zeit bei ihr zur Miete gewohnt und der Youtuber Erik Ahrens (Wiki) sagt neuerdings, daß er sein eigenes "rechtes" Weltbild vor allem durch Gespräche mit Mathilde Huss und Emil Kirkegaard erworben hätte.

In einem ebenfalls im Oktober 2025 veröffentlichten Vortrag setzt sich Mathilde Huss unter anderem mit Parallelen zwischen der Hegel'schen Weltdeutung und einer denkbaren modernen naturwissenschaftlichen Weltdeutung auseinander. Sie macht sich Gedanken über die Willensfreiheit vor dem Hintergrund des modernen, naturwissenschaftlichen Weltbildes.

Von jenen vielfältigen Themen, die Mathilda Huss aufwirft, ist in den vergangenen Jahren vergleichsweise selten die Rede gewesen, und zwar ebenso wenig in der Mainstream-Öffentlichkeit als auch in einer politisch wie auch immer ausgerichteten alternativen Öffentlichkeit. Dabei sind das alles Themen, die für den Fortbestand von Völkern und Kulturen weltweit von größter Bedeutung sind. Dementsprechend sind diese Themen auch diesem Blog schon seit 15 Jahren wichtig.

Der Anthropologischer Paradigmenwechsel seit dem Jahr 2000

Schon im September 2024 hat Mathilde Huss als Preprint einen Aufsatz veröffentlicht mit dem Titel "Anthropologischer Paradigmenwechsel" (Resg). Unter diesem Schlagwort haben wir hier auf dem Blog schon seit 2008 Blogartikel verschlagwortet (GAj!), die diesen Paradigmenwechsel ins Auge fassen, bzw. hatten wir 2007 auch ein umfangreiches Buchprojekt zu diesem Thema vorgestellt (Resg).

Mathilda Huss ist in ihrem Denken aktuell - wie wir auf unseren Blogs - vor allem von den Forschungen rund um den "Polygenic Score" geleitet. Sie bezieht sich unter anderem auf die auch für uns wesentlichen Bücher "Blue Print" von Robert Plomin aus dem Jahr 2018 und "The Genetic Lottery" von Kathryn Paige Harden (Wiki) aus dem Jahr 2021.

In diesen Büchern sind jene naturwissenschaftlichen Erkenntnissen enthalten, die als Voraussetzung für ein modernes Menschenbild, für Kultur-, Politik- und Lebensgestaltung, sowie auch Pädagogik in Rechnung zu stellen sind (Stg2018).

Mathilda Huss bringt ihre Gedanken in Einklang mit einem offenbar ziemlich katholischen Weltbild und kulturellen Hintergrund, aus dem heraus sie nach eigenen Angaben sogar auch noch ziemlich große Probleme mit dem Protestantismus hat. (Warum sie solche abstrusen Probleme hat, ist uns noch nicht ganz klar geworden, wird aber an ihrem Katholizismus liegen ....)

In dem Interview erzählt sie auch, daß sie in ihrer Kindheit zeitweise auf dem Nachbargrundstück von Konrad Lorenz in Altenberg bei Wien gelebt hat.

Wir haben das Interview selbst noch gar nicht vollständig genug angesehen. Dieser Artikel könnte deshalb künftig noch vervollständigt werden. 

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*) Über das Jahr 2007 wird von Seiten des Instituts etwa berichtet (CNE):

Forschungstag, St. John's College, Cambridge
15.03.07 – „Rhythmus- und Leseprojekt“. Mitglieder des MRC-Projektteams hielten Vorträge vor einem geladenen Publikum von Schulleitern, Lehrkräften und Hilfspersonal, Eltern der teilnehmenden Kinder und den Kindern selbst. Professor Usha Goswami gab einen Überblick über das Projekt, während Dr. Mathilda (ehemals Martina) Huss (Abteilung für Psychologie, Universität Cambridge) und Dr. Tim Fosker erklärten, wie die verschiedenen Aufgaben entwickelt werden und welche Ergebnisse zu erwarten sind.
Research Day, St John's College, Cambridge
15/03/07 - "Rhythm and Reading Project". Members of the MRC Project Team gave presentations to an invited audience of headteachers, teachers and support staff, parents of participant children and the children themselves. Professor Usha Goswami provided a background to and overview of the project while Dr. Mathilda (formerly Martina) Huss (Department of Psychology, University of Cambridge) and Dr. Tim Fosker explain how the different tasks are developed and what outcomes might be anticipated.

2020 erinnert sich eine andere wissenschaftliche Mitarbeiterin an die Zusammenarbeit mit ihr an diesem Institut (CanadAudiologist2020).

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  1. Verfassungsschutz jagt Biologin - die verbotene Wahrheit. Interview mit Mathilda Huss, {ungeskriptet} by Ben, 543.000 Abonnenten, 162.904 Aufrufe, aufgenommen am 9.9.25, veröffentlicht am 22.10.2025 (Yt2025)
  2. Mathilda Huss: Naturwissenschaft, Gott und die Sinnfrage.  Vortrag auf dem "Thing IX" vom 10. bis 12. Oktober 2025 unter dem Leitmotto: "Die Rechte und die Religion", Videokanal des Steuerberaters Michael Dangel, 17.10.2025 (Yt2025)

Jung sein, heißt: die Welt zu heben aus den Angeln, wenn sie rosten

Ein Gedicht, das dem Bloginhaber schon in seiner eigenen Jugendzeit (um 1985 herum) über den Weg gelaufen ist, und das er sich in guter Erinnerung bewahrt hat, soll hier einmal zur Veröffentlichung gelangen, um es nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Abb. 1: "Speerwerferin" - Skulptur des Bildhauers Ernst Seger (1868-1939) aus dem Jahr 1937, Grugapark Essen

Es lautet:

Jung sein

Jung sein, heißt die Zukunft zwingen,
ihr bestimmte Formen geben!
Mit sich selbst muß Jugend ringen
will sie bau’n ein starkes Leben!

Jung sein, heißt: für alles Hohe,
alles Schöne, alles Freie
in sich schüren hell zur Lohe
der Begeistrung lautre Weihe!

Jung sein, heißt: mit starken Händen
fest das schwerste Schicksal packen,
alles Leiden muß sich wenden,
beugst du nicht vor ihm den Nacken!

Jung sein, heißt: des Lebens Pforten
zu umranken rot mit Rosen,
heißt: mit Tat und Flammenworten
Trost zu reichen Hoffnungslosen!

Jung sein, heißt: die Welt zu heben
aus den Angeln, wenn sie rosten,
Lust zu streuen, Glück zu geben,
alle Seligkeit zu kosten!

Jung sein, heißt: im Lebenslenze
mitzutun der Menschheit Kriege,
jeder Tag reicht neue Kränze,
neue Wunden, neue Siege!

Abschließend noch einige Worte zur Erläuterung: Es handelt sich hier um ein Gedicht des Arbeiterdichters Ludwig Lessen (1873-1943) (Wiki). Offenbar ist es erstmals veröffentlicht worden im Jahr 1924 und wäre dementsprechend ein Ausdruck des kulturellen Aufbruchgeistes der damaligen Zeit (1). Die Zeitschrift "Der Steinarbeiter" brachte 1929 Zeilen aus dem Gedicht (2). Eine Vertonung des Liedes, die nach unserer Meinung das Gedicht aber keineswegs aufwertet, ist 1934 von Ernst Lothar von Knorr (1896-1973) (Wiki) veröffentlicht worden (s. deutscheslied) (s. Yt). 

Über das Büchlein von 1924, das dieses Gedicht - wohl - enthält, finden wir die Worte (ZVAB):

Man braucht den Jahren nach kein Junger mehr sein und kann dennoch mit den Jungen fühlen und denken. Das trifft auch für den zu, der die Gedichte dieses Büchleins den jugendlichen Arbeitern als Gabe reichen möchte. Von einem, der also fühlt und denkt, wollen die Gedichte erzählen, dessen Titel einer Anfangszeile eines in dem Buche enthaltenen Liedes entnommen ist. Ludwig Lessen, eigentlich Louis Salomon, geboren: 17. 09. 1873, gestorben: 11. 02. 1943, deutscher Lyriker, Redakteur, Journalist, Herausgeber, 1933 erhielt Lessen als Jude und Sozialdemokrat Berufsverbot. Die ständigen Verfolgungen durch die Nationalsozialisten trieben ihn 1943 zum Selbstmord.

Und noch zum Vorschaubild: In Nordrhein-Westfalen sind mehrere Skulpturen des Bildhauers Ernst Seger aufgestellt (s. Kulturraum).

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  1. Ludwig Lessen: Wir wollen werben, wir wollen wecken: Gedichte für die arbeitende Jugend. Arbeiterjugend-Verlag, 1924 (42 Seiten) (GB)
  2. Der Steinarbeiter. Zeitschrift des Zentralverbandes der Steinarbeiter Deutschlands. 13.7.1929 (pdf)
  3. Adalbert Wichert: Lessen, Ludwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 335 f. (Digitalisat)
  4. Ingmar Burghardt: Jung sein, 8.5.2024 (Yt2024)

Ein jüdischer Multimillionär, der zugleich "Holocaust denier" ist

Ron Unz - Er geht davon aus, daß die "Protokolle der Weisen von Zion" zwar eine Fälschung sind, aber dennoch von jemanden geschrieben worden sind, der gute Kenntnisse von den tatsächlichen Verhältnissen hatte

In den USA gibt es einen Menschen, den dieser Blog bislang nicht ausreichend wahrgenommen hat: Ron Unz (geb. 1961) (Wiki, engl). 

Abb. 1: Ron Unz im Gespräch mit Germar Rudolf, Oktober 2025

Ron Unz ist ein Multimillionär, der in der Publizistik der amerikanischen Konservativen schon seit Jahrzehnten eine Rolle spielt. Da dieser Blog schon seit etwa 2005 Leuten wie dem Journalisten Steve Sailer (geb. 1958) (Wiki) oder dem Genetik-Blogger Razib Khan (geb. 1977) (Wiki) mit Interesse gefolgt ist, hat dieser Blog immer schon mit Publikationsorganen zu tun gehabt, die von Ron Unz gefördert worden sind, nämlich zum Beispiel mit den Online-Zeitschriften "Vdare" und "The Unz Review", in denen beide Genannte publizierten.  

Ron Unz vermutet unter anderem, daß John F. Kennedy vom Mossad ermordet worden wäre, und auch, daß der Mossad hinter 9/11 stecken würde und noch einiges mehr auf dieser Linie (Wiki). Alles das sind Dinge, die in Deutschland so deutlich niemand auch nur ansatzweise zu behaupten wagt - zumindest soweit er sich auf einer öffentlichen Einflußebene bewegt, auf der sich ein solcher Ron Unz bewegt.

Ron Unz über die Rolle des Mossad

Welche Meinung man auch immer über seine Ansichten haben mag: "Holocaust-Leugnung" (Wiki) darf nicht unter Strafe gestellt werden. Diesen Standpunkt vertritt dieser Blog seit Jahrzehnten, letztlich seit 1994 diesbezüglich ein Strafparagraph (Wiki) eingeführt wurde, bzw. "konkretisiert" wurde. Wer einen solchen Straftats-Bestand überhaupt einführt, sagt schon an sich sehr viel über sich. Im Grunde genommen das meiste. Oder alles. Nämlich über die Sache selbst. Und ebenso wie man möchte, daß damit umgegangen wird.

Nur die wenigsten deutschen Historiker haben damals widersprochen, daß ihre Forschungsfreiheit in einer so wesentlichen Frage so grundlegend eingeschränkt worden ist. Einer dieser wenigen war Ernst Nolte - unserer Erinnerung nach. Als Student habe ich Ernst Nolte bewundert als ich in seinen Vorlesungen an der FU Berlin saß - wenn auch nicht unbedingt mit ihm "sympathisiert". Die Vorlesungen waren voll und es schlug ihm aus diesen - meiner Wahrnehmung nach - viel Feindseligkeit entgegen.

Eine der übelsten Folgen dieses Strafrechtsparagraphen ist eine seit manchen Jahren häufiger wahrnehmbare Unernsthaftigkeit, mit der mit diesem Thema umgegangen wird. Viele Menschen machen sich lustig darüber, daß eine Wahrheit, die unter den Schutz von Strafe gestellt werden muß, im Grunde gar keine Wahrheit im modernen Sinne mehr ist, sondern dem Geist der monotheistischen, mittelalterlichen Unterscheidung zwischen Wahr und Falsch folgt: Eine Wahrheit, die im Prinzip gar nicht mehr falsifizierbar ist. Im Grunde eine Unmöglichkeit, zumal in der heutigen Zeit.

Diese Unernsthaftigkeit scheint man aber in Kauf zu nehmen und sie dann überall dort, wo sie sich in irgend einer Form äußert, ebenfalls "fröhlich" abzustrafen. All das hat viel zu viele "Geschmäckle" und deutet auf den Grundzustand unserer Zeit und unserer Welt überhaupt hin. Sie ist unserer Meinung nach Ausdruck in einer ungeheuer krassen Schieflage. 

Abr auch alle übrigen von Ron Unz geäußerten Ansichten müssen frei erörtert werden können. Sonst breitet sich ein Mief und eine geistige Verkrüppelung aus, wie man sie nur aus dem Mittelalter, aus der Sowjetunion oder dem Dritten Reich kennt.

... Und nun noch ein Gespräch mit Germar Rudolf ...

Am 17. Oktober 2025 hat Ron Unz ein Interview mit dem deutschen "Holocaust denier" Germar Rudolf (geb. 1961) (Wiki) geführt, auf das wir hier auf dem Blog vorsichtshalber schon einmal gar nicht erst verlinken. Denn es steckt ja voller Holocaust-Leugnung. Es ist aber zum Beispiel auf X.com zu finden. Und es könnte die Aufmerksamkeit wacher Menschen bezüglich einer Person wie Ron Unz doppelt wecken. Es weckt im Grunde ganz sonderbare Gefühle, Holocaust-Leugnung von einer solchen vergleichsweise einflußreichen, zumindest finanziell schwer angreifbaren Person in den USA öffentlich debattiert zu sehen. Hui. Ebenso gilt dies für die anderen von ihm aufgeworfenen "kontroversen" Themen.

Uns hier auf dem Blog war ja immer schon zum Beispiel wichtig, daß die meisten Hinweise für den Mord an Uwe Barschel Richtung Mossad weisen (s. GAj2009). Schon deshalb halten wir diesbezüglich vieles für möglich. Zumal die geistige und politische Elite in Deutschland nicht ansatzweise bereit zu sein scheint, dieses Thema aufzuarbeiten. Ein völlig unwürdiger Zustand. Die Geschichte des Mossad ist - wie die Geschichte aller Geheimdienste - auch des CIA natürlich, auch des bundesdeutschen Verfassungsschutzes - eine Aufeinanderfolge von übelsten Schandtaten. Soviel steht auf jeden Fall schon einmal fest. Bei Berücksichtigung von Gestapo, Wehrmacht-Abwehr, NKWD, Stasi etc. sowieso.

Ron Unz vermutet sogar (Wiki), die "Protokolle der Weisen von Zion" wären zwar durchaus eine Fälschung, seien aber dennoch von Leuten verfaßt, die die tatsächlichen Bestrebungen elitärer Juden recht gut gekannt und überblickt hätten. Und wir ergänzen: Indem man ein solches Dokument wie diese "Protokolle" in Umlauf bringt und dann - ziemlich simpel - als "Fälschung" entlarvt, kann man die darin enthaltenen Unterstellungen natürlich leicht der vollen Lächerlichkeit preisgeben. Natürlich. Psychologisch wäre das im Grunde nicht gar so schlecht gemacht. Wenn denn nicht die Menschen von heute sich inzwischen für so umfassend belogen ansehen, daß sie auch ein solches Vorgehen zumindest für plausibel halten können.

Insgesamt ist dieser Ron Unz - soweit wir das beim groben Überblick erkennen können - in den US-amerikanischen Medien relativ entspannt sichtbar. Wie gesagt: soweit wir das überblicken. Von einer irgendwie gearteten "Brandmauer" ihm gegenüber scheint man in den USA noch ziemlich weit entfernt zu sein. - Aber bei Gelegenheit und falls es notwendig wird, wird man das ja womöglich auch in den USA ändern können. Wenn es psychologisch geschickt genug vorbereitet worden ist. Vielleicht ist ein solches Interview schon ein erster "Probierstein", wie viel "Notwendigkeit" für so etwas derzeit oder künftig bestehen könnte.

Aber es sei noch darauf hingewiesen, daß in dem genannten Interview - zum Beispiel - erörtert wird, daß weder de Gaulle, noch Churchill, noch andere führende Politiker des Zweiten Weltkrieges in ihren Erinnerungen über den Zweiten Weltkrieg den Holocaust überhaupt nur erwähnt haben. So wird es jedenfalls behauptet, ich will das jetzt nicht überprüfen. Es wäre mir jedenfalls bis dato noch nicht bewußt gewesen. Ich erwähne dies nur deshalb, weil es zu zentralen Erkenntnissen des deutschen Historikerstreites von 1985 paßt. Und ebenso zu meiner - diese Erkenntnisse weiter führenden - Magisterarbeit aus dem Jahr 1993 (s. Lulu, Acad). Nach dieser war die britische Außenpolitik schon lange vor Bekanntwerden des Holocaust von zutiefst verbrecherischen, genozidalen Zielsetzungen bestimmt. Sie bedurfte also dieses Holocaust gar nicht, um verbrecherische Ziele zu verfolgen. Ein Umstand, über den es bis heute weiterhin ein großes Schweigen in der deutschen und internationalen Historikerschaft gibt, obwohl es doch gar nicht unter Strafe steht, diese Dinge zu erörtern.

Ganz schön viel - unnötige - Selbstzensur, liebe Historikerschaft.

Wie wird Ron Unz von ChatGPT eingeordnet?

Wir fragen ChatGPT: "Mit wem könnte der Multimillionär Ron Unz in Deutschland oder Europa verglichen werden?" Und wir erhalten dazu eine recht differenzierte Antwort, die am Ende dann folgendermaßen zusammen gefaßt wird:

Ron Unz ist im europäischen Vergleich eine hybride Figur - ein wohlhabender Intellektueller, der sein Vermögen nutzt, um eine Plattform für radikale Gegenmeinungen zu betreiben.
Vom Typus her steht er zwischen Peter Thiel, Jürgen Elsässer und David Irving, je nachdem, ob man den Unternehmer, den Publizisten oder den Ideologen betrachtet.

Wir möchten meinen: Also eine in der heutigen politischen Landschaft vergleichsweise "krasse" und reichlich einzigartige Figur.

Der grauen, langweilige Einförmigkeit der Meinungsbildung in den Mainstream-Medien weltweit wird jedenfalls durch seine Beiträge kräftig lebendige Farbe gegeben. So etwas hat es zum Beispiel in der Sowjetunion nicht gegeben. Und deshalb wollen wir die gelebte westliche Demokratie (nicht die verfassungsmäßig vorgesehene, die sowieso) an diesem Punkt, in diesem einen Punkt doch einmal - - - loben.

Samstag, 22. März 2025

"Nach wenigen Worten erkennt der Bruder den Bruder"

Einige Bemerkungen über die Schauspielerin Tilla Durieux in den Jahren zwischen 1903 und 1925
- Sie war verheiratet mit dem Kunsthändler Paul Cassirer (1903 bis 1925)

Seit der Jahrhundertwende bewegte sich die Schauspielerin Tilla Durieux (1880-1971) (Wiki) in den führenden Künstlerkreisen Berlins. Dadurch wurde sie selbst zu einer der ausdruckstärksten Schauspielerinnen des 20. Jahrhunderts. 

Abb. 1: Tilla Durieux als Kleopatra, gemalt von Max Slevogt

Sie ist aus dem deutschen Kulturleben des ersten Viertels des 20. Jahrhunderts nicht hinweg zu denken. Sie ist die meistporträtierte Frau dieser Epoche. Von fast allen namhaften Künstlern dieser Zeit gibt es Porträts von ihr. 

In diesen Jahren war sie mit dem kulturell sehr fortschrittlich gesinnten, unkonventionellen Berliner Kunsthändler Paul Cassirer (1871-1926) (Wiki) liiert und später verheiratet. Dieser hat, wie sie sagt, maßgeblichen Einfluß auf die Formung ihrer Künstler-, bzw. Schauspieler-Begabung genommen. Man möchte meinen, daß er ihr den Mut gab, ausreichend exzentrisch zu sein, um alles zum Ausdruck zu bringen, was in ihr war. Außerdem wird ihr ihre jugendliche Begeisterungsfähigkeit dabei zu Hilfe gekommen sein.

Man gewinnt - insbesondere über Fotografien und Gemälde - den Eindruck, als ob Tilla Durieux nach dem Selbstmord ihres ersten Ehemannes Paul Cassirer im Jahr 1925 nicht mehr so lebendig und eindrucksvoll als Schauspielerin wirkte wie sie das bis dahin getan hatte, daß sie ihre Rollen nun nicht mehr so exzentrisch und überschwänglich anlegte. Daran insbesondere mag der große Einfluß ihres Ehemannes Paul Cassirer erkennbar sein.

Paul Cassirer war ein emotional keineswegs ausgeglichener Mensch. Womöglich war er ähnlich emotional unausgeglichen wie die französischen, expressionistischen Maler, die er verehrte, und denen er Geltung im deutschen Sprachraum und darüber hinaus zu verschaffen versuchte: wie Vincent van Gogh, wie Gaugin und wie viele andere. Paul Cassirer hat mehrmals versucht, sich das Leben zu nehmen, 1925 gelang es ihm. 

Abb. 2: "Die Cassirers - Streiter für den Impressionismus" - Buch aus dem Jahr 1991

Als Tilla Durieux sich wegen seines Fremdgehens, das er sich über all die Jahre nicht hat abgewöhnen können, schließlich zur Scheidung durchgerungen hatte, schützte Paul Cassirer kurz vor dem Unterzeichnen des Scheidungsvertrages Unwohlsein vor. Er ging in das Nebenzimmer und schoß auf sich. Diesmal war die Kugel tödlich, wenn er auch erst einige Tage später starb. Auch dieses Handeln kann wohl nur aus der ganzen exzentrischen Lebenshaltung heraus erklärt werden, aus der heraus Paul Cassirer handelte und lebte. Tilla Durieux schreibt über ihn (1, S. 74):

Ich verdanke Paul Cassirer die schönsten und die bittersten Stunden, meine geistige Entwicklung, meine wachsenden Erfolge an der Bühne, eine unendliche innere Bereicherung, aber auch den tiefsten Kummer. Meine Augen haben durch ihn die Herrlichkeit der Welt gesehen, aber auch die verzweifeltsten Tränen geweint.

Über das erste Zusammentreffen mit Paul Cassirer während einer Abendgesellschaft erzählt sie (1, S. 78):

Jetzt entwickelte sich ein Gespräch, wie ich es noch nie gehört. (...) Paul Cassirer ließ wahre Kaskaden von Behauptungen und Gegenbehauptungen über uns sprühen. Wie eine Fontäne sprudelte das Gespräch in die Höhe witziger Bemerkungen und glitt wieder auf den Grund tiefen Wissens zurück, um sich wieder zu den kühnsten und gewagtesten Folgerungen zu erheben. Ich glaube, ich saß wie ein Kind vom Lande mit offenem Munde da, um kein Wort zu verlieren. Das war, ja, das war die Welt, von der ich immer schon geträumt hatte, daß sie irgendwo verborgen sei! Glänzend, heiter, witzig, jeden Augenblick einen anderen Blickpunkt erschließend, Wahrheit-Dichtung-Lüge, die im nächsten Augenblick Wirklichkeit sein konnte, Scharaden-Märchen-TausendundeineNacht.

Über die Zeit des ersten Zusammenseins mit Paul Cassirer schreibt sie (1, S. 87f):

Meine Erlebnisse hatte mich reifer werden lassen. (...) Nicht jeder hat den gleichen Weg zu gehen, nicht jeder die gleiche Art, die Wahrheit zu verkünden, aber, ob es ein Musiker, ein Dichter, ein Schauspieler sei, nach wenigen Worten erkennt der Bruder den Bruder.

Was für schöne Worte! 

Abb. 3: Tilla Durieux als Herodias in Salome

Und sie schreibt (1, S. 89):

In Haarlem im Rathaus (heute im Hl. Geistspital) aber war es, wo ich bis in Innnerste erschrak vor den letzten Bildern, die der verschollen gewesene Frans Hals als alter armer Mann gemalt hatte. (...) Vor diesen Bildern war es auch, wo Paul mir klar machte, daß mein Leben ein einziges Streben sein müsse, zu lernen, soviel ich nur immer konnte.

Und sie schreibt (1, S. 92):

Eines Tages legte Paul Cassirer Goethes Gedichte vor mich hin und forderte mich auf, seine Lieblingsgedichte zu lesen. Er hielt mir einen langen Vortrag, daß eine Schauspielerin verpflichtet sei, nicht nur ihre Rollen zu lernen, sondern auch die deutsche Literatur zu kennen, deren Sprachrohr sie doch sein wolle. Sie habe in die Schönheit der Sprache einzudringen, und wo könne sie dies besser als im Gedicht. Nie würde einem Menschen sich das Geheimnis des Klanges und des Rhythmus entschleiern, wenn er nicht unablässig im Reim danach suchen. (...) "Nur unsere Lyriker können uns den Weg zeigen. Auf ihren Spuren mußt du gehen (...), dann wird eines Tages etwas in dir zu schwingen anfangen, und die Menschen werden plötzlich aufhorchen und sagen: 'Die deutsche Sprache ist doch schön.' " 

Der wesentliche Umstand, der die seelische Nähe zwischen Paul Cassirer und Tilla Durieux hervor brachte, war, daß Paul Cassirer selbst ein großer Schauspieler war.

Durieux meint, daß sie in den letzten Jahren ihrer Ehe künstlerisch selbstständiger geworden sei und sich dabei weiter entwickelt habe, ohne daß das Paul Cassirer mitbekommen habe. Wir aber möchten nicht ausschließen, daß sie sich bei diesem Urteil bis an ihr Lebensende einer Selbsttäuschung hingegeben haben könnte. 

Interessant ist aber in jedem Fall auch, wie sie in ihren Lebenserinnerungen für das Jahr 1903 ihre "Mitkonkurrentin", die Berliner Schauspielerin Irene Triesch (1875-1964) (Wiki) kennzeichnet. Und sie kennzeichnet damit zugleich die Lebenshaltung einer ganzen Generation und zugleich den kulturellen Aufbruch, den Tilla Durieux selbst in der Folgezeit verkörperte.

Abb. 4: Als "Anitra" in "Peer Gynt"

Tilla Durieux spricht von dem Leiter des Berliner Lessingtheaters Otto Brahm (1, S. 69):

Seine Hauptdarstellerin Irene Triesch, die ungefähr die Rollen spielte, die auch ich erstrebte, war, wie die Eysoldt, ganz in der Gedankenwelt der Jahrhundertwende geblieben. Um 1900 wußte die Frau nichts von Sport, Wasser und Sonne, sie saß am liebsten elegisch und müde im sorgfältig verdunkelten Zimmer, das mit schweren Vorhängen Licht und Luft ausschloß. Vom Manne unverstanden und gelangweilt von der Umwelt hütete sie sich vor jedem Sonnenstrahl. Ein gebräunter Körper war eine Unmöglichkeit. Von morgens bis abends beschäftigte sie sich mit seelischen Qualen, die sie abends beim Souper zwischen Braten und Käse dann mit dem Tischherrn zerpflückte. Diese Art Frauen verkörperte die Triesch, und sie traf es ausgezeichnet. Als ich sie zum erstenmal in einer Ibsen-Rolle sah, fand ich diese Auffassung so fremd, daß alles in mir revoltierte. Dieses tränenreiche Stammeln und weichliche Jammern waren mir in tiefste Seele verhaßt, obwohl ich zugeben mußte, daß ich eine große Leistung sah. Ich wußte, ich würde jede dieser Rollen anders anpacken, denn dieses Hingeben ohne Abwehr, diese Trauer der schwachen Untätigen erschien mir verächtlich. Ich fühlte genau, daß ich mit dieser Ansicht allein stand. Ich konnte mir auch gar nicht genau darüber klar werden, was ich eigentlich wollte. Das Leben mußte mir erst Gelegenheit geben, einen bitteren Kampf zu kämpfen, und der Mann mußte erst erscheinen, der mir den Weg zeigte, wie man seine Gedanken in Kunst umsetzt.

Und dieser Mann war dann Paul Cassirer. Auffälliger Weise fallen diese Eindrücke in dieselben Jahre, in denen in Berlin-Steglitz der Wandervogel gegründet worden ist (1901).

Über das Gemälde von Max Slevogt aus dem Jahr 1907, wiedergegeben in Abbildung 1, wurde 2023 unter dem Titel "Männermordende Erotik" geschrieben (TAZ2023):

Max Slevogt malte sie 1907 in aufgewühlten Farben als „Kleopatra“, lasziv auf Tigerfellen lümmelnd, die Lippen aufgeworfen, schimmernd das Kleid, die Finger exaltiert gespreizt, der Busen blaß aus dem Dekolleté leuchtend. (...) Der Bildhauer August Gaul, mit dem sie in Berlin befreundet war, setzte die Durieux hingegen als nackte Circe in einer kleinen Skulptur auf ein Schwein, ein Scherz mit dem Mythos der griechischen Zauberin Circe, die Männer in Schweine verwandeln konnte.

Tilla Durieux war über ihren Ehemann Paul Cassirer mit Ernst Toller befreundet und dem Kreis um ihn.

1919 - Räterepublik in München

Aus diesem Kreis gingen 1919 führende Persönlichkeiten der Räterepublik in München hervor. Aufgrund dieser Umstände war sie 1919 Zeitzeuge des Geißelmordes in München (Wiki). 

Ernst Toller, Erich Mühsam, Gustav Landauer, Eugen Leviné, Max Levien und Tobias Akselrod werden in ihren Lebenserinnerungen erwähnt.

Abb. 5: Tilla Durieux als Salome

Wir lesen auf Wikipedia, daß der Geiselmord eine bewußte Provokation führender Angehöriger der Räterepublik gewesen sein könnte (Wiki):

Die Zustände im ehemaligen Gymnasium müssen sehr chaotisch gewesen sein. In der ersten Tagen der Besetzung wurde alles Habbare geplündert und gestohlen. Es fehlten klare militärische Befehlsstrukturen und militärische Autorität. Im Gymnasium befanden sich etwa 750-800 Personen, von denen aber die wenigsten regulären Dienst in der Roten Armee taten. So faßten am 20. April 750 Personen Mittagessen, obwohl der Etat nur 330 aufwies. Zum Abendappell traten dann nur 30 Mann an. (...) Der Gründer der Thule-Gesellschaft Rudolf von Sebottendorf vermutete, daß es der Plan der nun entmachteten kommunistischen Führer Levien und Leviné gewesen ist, die angespannte Situation der Bedrohung der Räterepublik durch Reichswehr und Freikorps zum Eskalieren zu bringen, um Verhandlungen zu verhindern. Dazu mußten die roten Verbände zum Kampf gezwungen werden, indem man den Gegner zum Angriff provozierte.

Wenn das stimmen sollte, wäre der Geiselmord ja sogar ein doppeltes Verbrechen gewesen, nämlich eines, was nur dazu hatte dienen sollen, das Blutvergießen im Bürgerkrieg noch zu vergrößern.

1922 - "Die Enttäuschten" in Berlin

1922 reiste der Frankfurter Maler Max Beckmann von Frankfurt am Main aus nach Berlin. Er fertigte dort die Kunstmappe "Berliner Reise" an. Darin findet sich die Zeichnung "Die Enttäuschten I", eine Zeichnung, in der eine aufgeblätterte "Kreuz-Zeitung" andeuten soll, daß es sich um die Enttäuschung der Konservativen und Monarchisten nach dem Kapp-Putsch von 1922 handelt. In der Zeichung "Die Enttschäuschten II" sind dann aber offenbar Tilla Durieux und andere dargestellt, die hinwiederum enttäuscht sind vom Sturz der Räterepublik in München. Wir lesen über diese Zeichnung (Staatsgalerie):

In "Die Enttäuschten II" erscheinen gelangweilte und gähnende Intellektuelle. Beckmann porträtiert hier rechts den Kunsthändler Paul Cassirer, sowie dessen Gattin, die Schauspielerin Tilla Durieux, im Hintergrund erscheint Max Slevogt, ein enger Freund der beiden. Der Gähnende links ist Leo Kestenberg, Redakteur der Zeitschrift "Der Bildermann". Der Verweis auf die am 15.1.1919 ermordeten Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg erfolgt auf den Büchern und Flugschriften, wobei die bewußte Falschschreibung von "[ROS]A LUXENBURG" und "MARKS WERKE" irritiert.

Leo Kestenberg hatte damals einen leitenden Posten im Preußischen Bildungsministerium inne.

Abb. 6: Tilla Durieux in der "Großen Liebe" von Heinrich Mann, Lessingtheater, Berlin

Tilla Durieux ist dann mit ihren zweiten Ehemann, der ebenfalls jüdischer Herkunft war, nach Jugoslawien emigriert. 

1941 - In Belgrad während des deutschen Luftangriffs 

Sie wollte mit ihm in weitere Länder emigrieren und fuhr deshalb nach Belgrad, wo sie am 6. April 1941 den Angriff der deutschen Wehrmacht auf Jugoslawien erlebte und selbst in den Bombenhagel über Belgrad geriet. Auch in den Folgewochen geriet sie zwischen die Kampffronten und konnte nur unter großen Mühen nach Triest zurück kehren. All diese Schicksale haben weder etwas mit ihrem Künstlertum, noch mit ihrer Schauspielerkarriere zu tun.

Sie hat dann lange Zeit in verarmten Verhältnissen gelebt und hat nach 1945 nur noch sporadisch im deutschen Theaterleben wieder Fuß fassen können.

Abb. 7: Tilla Durieux in der "Großen Liebe" von Heinrich Mann, Lessingtheater, Berlin

Dieser Beitrag kann ggfs. nach und nach noch mit weiteren Ausführungen ergänzt werden.

Abb. 8: Tilla Durieux - Zeichnung von Emil Orlik aus dem Jahr 1909

Der Kunstsalon von Paul Cassirer befand sich in Berlin in der Viktoriastraße 35.

Abb. 9: Tilla Durieux als "Delila" in dem Stück "Simson" von Frank Wedekind, 1914

/ Platz für zu ergänzende Textteile / 

Abb. 10: Tilla Durieux als "Delila" in dem Stück "Simson" von Frank Wedekind, 1914

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Abb. 11: Tilla Durieux als "Delila" in dem Stück "Simson" von Frank Wedekind, 1914

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Abb. 12: Tilla Durieux als Kleopatra, gemalt von Max Slevogt

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Abb. 13: Tilla Durieux als Prinzessin Eboli in "Don Carlos" von Fr. Schiller

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Abb. 14: Tilla Durieux als Judith
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Abb. 15: Der erste Ehemann der Tilla Durieux 

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Abb. 16: Die Zeichnung "Die Enttäuschten II" von Max Beckmann, die 1922 für seine Kunstmappe "Berliner Reise" entstand. Abgebildet sind: Leo Kestenberg, Max Slevogt, Paul Cassirer und Tilla Durieux, immer noch enttäuscht von dem Scheitern der Münchner Räterepublik im Jahr 1919 

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Abb. 17: Die Schauspielerin einer vorhergehenden Generation: Irene Triesch als "Nora"

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  1. Durieux, Tilla: Meine ersten neunzig Jahre. Erinnerungen. Herbig, München 1971
  2. Tilla Durieux. Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rollen. Ausstellung im Leopoldmuseum in Wien 2022/23 (s. Leopold), im Georg Kolbe Museum in Berlin 2023 (Yt
  3. Brühl, Georg: Die Cassirers. Streiter für den Impressionismus. Edition Leipzig, Leipzig 1991

Montag, 10. Februar 2025

Pfaffenmief im Weserbergland

- und die "Neue Rechte" in Deutschland
Klerikale Einflüsse auf die Politik - In Deutschland und weltweit

Für diesen Blog war es immer schon sehr verstörend, daß die heutigen Vordenker der "Neuen Rechten" die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über das Sein und Werden der Völker weltweit so außergewöhnlich sparsam zur Kenntnis nehmen wollen und sich so außergewöhnlich sparsam darum bemühen, diese in den politischen Diskurs einfließen zu lassen. Seit Jahrzehnten. 

Abb. 1: Kloster Buchhagen im Weserbergland - Mönche vom Berg Athos in Griechenland

Die Gründe dafür werden sofort deutlich, wenn man sich klar macht, welche geistigen, spirituellen Hintergründe hinter den Vordenkern der Neuen Rechten stehen. Diese sind so verquastet klerikal, daß die geringe Freude an den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen zum Menschsein, zu unserer Welt und zu dem Sein und Werden der Völker nichts weniger als folgerichtig ist.

Es stehen Kräfte hinter der Neuen Rechten, die die gesamte moderne Welt seit dem Mittelalter ablehnen. Es sind das sehr viele orthodoxe Klerikale und es sind das viele katholische Klerikale. Derselbe Umstand gilt übrigens auch für die wachsende, rein demographische Macht des orthodoxen Judentums im modernen Israel und weltweit. Die ultraorthodoxen Juden interessieren sich Null Komma nichts für alles "Moderne". Für sie zählen keine Schulbildung, keine Universitäten, sondern allein die religiösen Schriften des Judentums. So auch die Klerikalen in der katholischen, in der evangelischen, in den orthodoxen oder in den freikirchlichen Gemeinden. Dieser Umstand ist so verstörend und irritierend und erschreckend, daß man sich diesen gar nicht oft genug vor Augen führen kann. Welcher "Macht" dienen all diese Kräfte? Dem Mittelalter? Zutiefst gruselig und unheimlich.

Warum spielen naturwissenschaftliche Argumente noch heute innerhalb der AfD so gut wie keine Rolle, ja, sind tabuisiert und verpönt wie es schlimmer nicht gehen kann? Warum haben konservative Christen wie Beatrix von Storch in der AfD einen solchen großen Einfluß? Um all das besser zu verstehen, ist jüngst ein neues Puzzle-Teil bekannt geworden (1, 2).

Mönchsgezänk am Berg Athos in Griechenland

Das "sagenumwobene" Kloster am Berg Athos (Wiki) in Griechenland - es ist schon seit Jahrhunderten ein religiös und politisch sehr einflußreiches Kloster. 

So wie seit Jahrhunderten in allen orthodoxen Kirchen Osteuropas ein Kampf geführt wird darüber, ob sich diese Kirchen der Oberherrschaft des Papstes in Rom unterwerfen sollen - wie das die Jesuiten wollen - oder ob sie die Oberherrschaft des Patriarchen von Moskau anerkennen sollen, so wird dieser Kampf auch innerhalb des Klosters auf dem Berg Athos - noch bis heute - in aller Schärfe geführt. Auch der orthodoxe Patriarch der Ukraine in Kiew hat sich schon vor Jahrhunderten der Oberherrschaft des Papstes in Rom unterworfen. Am Berg Athos jedoch - und anderwärts - gibt man sich weiterhin sehr, sehr "störrisch".

Die - nicht selten pädokriminellen - Päpste in Rom und ihre fanatische Jesuiten-Truppe wollen also nicht nur jede Menschenseele weltweit und insbesondere auch in Rußland, sondern auch die Mönchsgemeinde auf dem Berg Athos schon seit Jahrhunderten unter ihre Oberherrschaft bringen. So hat es Mönchsgezänk auf dem Berg Athos schon seit Jahrhunderten gegeben, Mönchsgezänk, das dumpf-muffig mittelalterlich anmutet, in das sich aber - bezeichnenderweise - einflußreiche weltliche Mächtige bis heute immer wieder einmischen. Über die heutige Situation im Kloster auf dem Berg Athos heißt es (Wiki):

Auch noch im Jahr 2022 galt (...) der unbestrittene Einfluß der russischen Kirche auf die Mönchsrepublik als erheblich und Rußland versuche, den kulturellen Einfluß auf den Norden Griechenlands auszuweiten. Russische Staatsbeamte und Oligarchen versuchten mit Spenden, bestimmte Geistliche und die russische Präsenz zu stärken. Es wurde über falsche Mönche berichtet und den Kampf gegen Kriegspropaganda auf russischen Websites, welche „Vertreibungen“ russischer Mönche herbeischrieben.

Rund um den Berg Athos schwelt mithin derselbe religionsimperialistische, fanatisch geführte Pfaffen-Zank zwischen Moskau und Rom, wie er auch sonst über ganz Europa, bzw. Eurasien hinweg seit Jahrhunderten zu beobachten ist, und worauf wir in früheren Beiträgen hier auf dem Blog schon den einen oder anderen Blick geworfen haben (s. GAj2010GAj2021a). Über den Berg Athos lesen wir noch detaillierter (Wiki):

Für internationale Schlagzeilen sorgte im Dezember 2005 die Besetzung des Konáki (Sitz des Vorstandes der Mönchsrepublik) durch 20 Mönche des Klosters Esfigménou. Damit protestierten sie gegen den Beschluß der übrigen 19 Klöster, die Vertretung ihres Klosters in den Gremien der Mönchsrepublik nicht mehr anzuerkennen. Ausgelöst wurde der Eklat nach jahrzehntelang schwelender Krise 2003, als die Mönche von Esfigménou dem Oberhaupt der orthodoxen Kirche, Patriarch Bartholomäus I. von Konstantinopel „Verrat an der Orthodoxie“ vorwarfen, weil er mit der römisch-katholischen Kirche Gespräche aufgenommen hatte. Daraufhin forderte der Patriarch die Rebellen zum Verlassen der Mönchsrepublik auf. Die Mönche von Esfigménou ignorierten die Forderung. Im Dezember 2006 kam es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung, als gemäßigte Mönche versuchten, den besetzten Verwaltungskomplex zu räumen. Es gab eine Handvoll Verletzte, aber die Besetzung dauert an. Die griechische Regierung bot Polizei- und Militärhilfe an, was vonseiten der Mönche abgelehnt wurde. Im August 2008 drohten die Mönche damit, sich und ihr Kloster in die Luft zu sprengen, falls die Polizei versuche, es zu räumen. „Orthodoxie oder Tod“ ist denn auch das Motto dieser auch Zeloten genannten Mönche der GOC (Kirche der wahren orthodoxen Christen Griechenlands).
Die Mönche hielten die Räumlichkeiten auch im Jahr 2022 besetzt. Auf Nachfrage der NZZ beklagte Abt Bartholomäus die klandestinen Bewegungen der Unterstützer illegal über die Landesgrenzen; niemand wisse genau, wer sich in dem besetzten Gebäude verstecke.

Mönchsgezänk also vom Allerfeinsten. 

Auf den ersten Blick könnte man denken: Alles weit weg, nicht unsere Welt. - - - Aber: Von wegen! Diese Mönche wollen Europa zu ihrem Glauben bekehren und missionieren eifrig. Und sie sind damit so erfolgreich, daß über ihre abstrusen Missionsbemühungen nicht nur TAZ und Neues Deutschland berichten, sondern auch Vordenker der Neuen Rechten in sie involviert sind.

"Reconquista" - Ein orthodoxes Missionskloster für Deutschland

So gab es da beispielsweise den bulgarischen orthodoxen Metropoliten Simeon (1926-2016) (Wiki), der viele Jahrzehnte als orthodoxer Missionsbischof in Westeuropa tätig war. Über seinen religiösen Werdegang ist zu erfahren, daß er 1957 in Moskau Theologie studierte (Wiki),

... wo er am 8. Oktober 1958 vom Moskauer Patriarchen Alexius I. zum Mönchspriester geweiht wurde.

Dieser Metropolit unterstand also dem Patriarchen von Moskau - nicht dem Papst in Rom. Seit 1980 war er "Missionsbischof" der bulgarisch-orthodoxen Kirche - und damit auch des Patriarchen von Moskau - in Westeuropa (Wiki). Als solcher entfaltete er Wirksamkeit an Standorten wie Budapest, Wien, Berlin und andernorts.

Als dieser Missionsbischof hat dieser Herr Simeon 1994 nun das bislang einzige bulgarisch-orthodoxe Missionskloster in Westeuropa eingeweiht, nämlich das "deutsch-orthodoxe" Kloster Buchhagen (Wiki) im Weserbergland. Sein "Abt" ist ein Mensch, der mit bürgerlichem Namen Johannes Pfeiffer (geb. 1955) heißt und aus Hofgeismar in Hessen stammt. Und vermutlich war auch damals schon Götz Kubitschek (geb. 1970) (Wiki) dabei, der sehr umfangreich in den Aufbau dieses Klosters involviert ist - wie neuerdings bekannt geworden ist (1, 2). Der Johannes Pfeiffer hat lange unter den Mönchen auf dem Berg Athos in Griechenland gelebt. Vermutlich ja doch insbesondere auch unter solchen Mönchen, wie sie seit 2006 mit dem Schlachtruf "Orthodoxie oder Tod" das Verwaltungsgebäude des Klosters gewaltsam besetzt halten und damit drohen, sich mit dem gesamten Gebäude in die Luft zu sprengen. Diese wunderliebsten Leute. Dieser Johannes Pfeiffer nennt sich also "Abt". Und Götz Kubitschek unterwirft sich ihm. Man kommt ja fast auf den Gedanken, daß Götz Kubitschek und manche seiner Freunde dann nicht nur "Raki am Igman" getrunken haben (s. Amaz), sondern auch den Berg Athos besucht haben werden. Ehrfürchtig. Ohne Raki.

Götz Kubitschek - Einem orthodoxen Abt vom Berg Athos unterworfen

Mitbegründet und sehr engagiert in seinen Aufbau ist also niemand geringerer als Götz Kubitschek, der langjährige "Vordenker" der Neuen Rechten in seinem Tagungszentrum Schnellroda (1, 2). Ob zu dem Unterstützerkreis dieses Klosters nicht auch Jürgen Elsässer gehört, der sich doch auch schon seit Jahren zur "Orthodoxie" hingezogen fühlt, kann an dieser Stelle einstweilen offen bleiben. Er bewegt sich in jedem Fall religiös in ähnlichen Zusammenhängen. Es werden aber gewiß noch zahlreiche andere Leute sein, die im politischen und vorpolitischen Raum tätig sind, und die solchen Klerikalen Ehrerbietung zeigen.

Der langjährige rechte französische "Vordenker" Alain de Benoist (geb. 1943) (Wiki) versteht sich ja in ähnlicher Weise schon seit vielen Jahren mit dem russischen Vordenker Alexander Dugin so herzerwärmend gut (GAj2015, a) - warum sollten da seine deutschen Freunde Karlheinz Weißmann oder Götz Kubitschek auch so ganz und gar anders gestrickt sein? Karlheinz Weißmann hätte von seinem Wohnort Northeim aus auch einen viel kürzeren Weg zum Meditationszentrum Kloster Buchhagen. 

Es wird zu berücksichtigen sein, daß sowohl der Patriarch von Moskau wie auch die Mönche vom Berg Athos in Verbindung stehen mit der Priesterkaste von Tibet, die nach außen hin durch den Dalai Lama repräsentiert wird, der nun wieder auch gute Kontakte aufrecht erhielt etwa zu einem Jörg Haider in Kärnten (wenn wir uns recht erinnern) (GAj2012). 

Man mag sich in diesem Zusammenhang auch an Äußerungen von Ernst Jünger, Friedrich Hielscher oder Hermann Hesse erinnern (die alle hier auf dem Blog schon behandelt worden sind), nach denen Angehörige östlicher oder westlicher Priesterkasten oft über die jeweiligen "Machtgrenzen" hinweg im friedlichem Gespräch miteinander stehen würden. Etwa in Berliner Cafe's oder in Freimaurerlogen. Vermutlich auch öffentlich, etwa so, wie sich der Atheist Jürgen Habermas mit dem - im weltlichen Bereich nie verurteilten Pädokriminellen - Josef Ratzinger unterhalten konnte.

Missionsversuche unter "Neuen Rechten"

Nun gibt es da den einstmals "links-", heute "rechtsorientierten" politischen Aktivisten Erik Ahrens (geb. 1994) (Wiki), der neben anderer Verwandtschaft in Griechenland auch eine griechisch-orthodoxe Großtante hat, mit der er schon früher griechisch-orthodoxe Gottesdienste besucht hat.

In einem neuen Video berichtet er von Geschehnissen aus dem Mai 2019, also von Geschehnissen, die fünf Jahre zurück liegen, und zwar von einem Besuch im Kloster Buchhagen, zu dem er von Götz Kubitschek eingeladen worden war, und der ihn, den Erik Ahrens, offenbar ebenfalls zu Gläubigkeit und Pfaffen-Verehrung bekehren wollte (1, 2):

"Der Kubitschek betreibt da dieses Kloster oder ist Teil dieses Klosters. (...) Er fährt da sehr oft hin und er hilft seit Jahrzehnten, dieses Kloster aufzubauen. Er hat mich eingeladen, da doch auch mal hinzufahren."

Und über den "Abt", den Herr Pfeiffer aus Hofgeismar, sagt er (1, 2)

"Götz Kubitschek unterwirft sich ihm spirituell. Das heißt, hier ist das innere geistige Zentrum der Neuen Rechten." "Hier kommen die Ideen her."

Und (1, 2):

"Alles, was die Neurechte predigt, kommt von dem."   

Und (1, 2):

"Er will einen deindustrialisierten, mitteldeutschen Agrarstaat, im besten Fall feudal, so eine Art völkische, christliche Bauernromantik" 

Ahrens spricht von einem "deutsch-orthodoxen Sektenkult", zu dem er auch Martin Sellner zählt, der den Götz Kubitschek "Chef" nennen würde. Es hat schon 2019 Streit gegeben zwischen Ahrens und Kubitschek, nämlich darüber, daß der AfD-Politiker Maximilian Krah aus der rechtskonservativen Fraktion des Europäischen Parlamentes ausgeschlossen wurde. Seither scheint der Haussegen zwischen Kubitschek und Ahrens schief zu hängen und Ahrens plaudert solche Missionsversuche aus und äußert sich auch sonst äußerst abfällig über die Aktivitäten der Leute in Schnellroda (1, 2):

"Was ihr macht, ist GZSZ, was ihr macht, ist Fake."  

Nun, dieser Blog sieht das schon seit vielen Jahren so (GAj2018). Die ganze "konservative Revolution" dient im Wesentlichen nicht dazu, Völker erhaltende, sondern Völker zerstörende Ziele zu verfolgen. Nämlich solche, wie sie in klerikalen Kreisen schon seit Jahrhunderten verfolgt werden. In dem Kloster Buchhagen leben nur wenige Mönche. Aber es gibt einen größeren Unterstützerkreis von Seiten offenbar "gläubiger" Menschen und Familien rund um dieses Kloster herum. "Viele junge Männer" kommen immer wieder zu Besuch in dieses Kloster. Frauen sind dort - offenbar - weniger erwünscht. (Vielleicht gibt es für die ja Nonnenkloster und sonstige Schwestern-Zirkel, die noch nicht bekannt geworden sind.)

Ein Bericht über das Kloster auf dem Berg Athos, 1920/1961

Frauen dürfen auch das Kloster des Berges Athos nicht betreten. Der griechische Schriftsteller Nikos Kazantzakis (1863-1957) (Wiki) gab 1961 sein aufgesetzt-tiefsinniges Buch "Rechenschaft vor El Greco" heraus. Es war das jene aufgesetzte Tiefsinnigkeit, die in den 1950er und 1960er Jahren in der westeuropäischen Literatur so üblich war, und die sich heute oft außerordentlich unangenehm liest in all ihrer Aufgesetztheit. In dem Kapitel "Berg Athos" berichtet er über einen Besuch, der zu jenem Zeitpunkt schon vierzig Jahre zurück lag, der also Anfang der 1920er Jahre stattfand:

Wir betraten den heiligen Boden; die Mönche am Landungskai prüften mit geübtem Auge jeden einzelnen, der an Land ging, ob er eine Frau in Männerkleidung sei. Seit tausend Jahren, da der Heilige Berg der Jungfrau geweiht wurde, hat kein Frauenfuß den Boden betreten, kein Frauenatem die Luft entweiht. (...)
"Und hat niemals eine Frau den Heiligen Berg betreten?" fragte ich. 
"Niemals, niemals", antwortete der Ältere und spie in die Luft. "Geh hinter mich, Satan," murmelte er.

Manchmal würden Frauen trotzdem versuchen, in Männerkleidung ins Kloster zu kommen. Aber die Mönche würden sie sofort erkennen, nämlich am Geruch:

"Riechen Frauen denn anders, heiliger Vater?" fragte er ihn. "Wie denn?"
"Wie Stinktiere", antwortete der Alte und beschleunigt den Schritt.  

Wir merken: Wir begegnen hier dem Tiefsinn auf höherer Ebene. Statt daß der Autor nach einer so ekelhaften Begegnung stante pede diesen zutiefst ekelhaften Boden wieder verlassen hätte, führte er seine "Pilgerreise" fort - und zwar, wie es heißt: "verzückt und glücklich". Der ganze Bericht, der sich über viele Seiten hinzieht, liest sich abscheulich. Es findet sich auch folgender Wortwechsel, der trotz seiner sehr eindeutigen Andeutung kommentarlos stehen bleibt:

"Hast du jemals, heiliger Pförtner, den Teufel gesehen?" fragte wiederum mein Freund.
"Und ob ich ihn gesehen habe! Natürlich habe ich ihn gesehen."
"Wie sieht er aus?"
"Bartlos, mollig, zarthäutig, zwölf Jahre alt."

Es ekelt und würgt einen, wohin man in diesem Bericht blickt. Überall nur solcher - - - "Tiefsinn". 1961. "Geh hinter mich, Satan," möchte man in der Tat dauernd nur zu all dem Ekelhaften sagen.

"Rechte" wie "Linke" - Mit Blick zum Patriarchen von Moskau?

Spätestens seit 2003 hat der der "Abt" Pfeiffer und sein Missionskloster von Mainstream-, und vor allem linksorientierten Presseorganen keineswegs nur keine oder bestenfalls spöttische oder neutrale mediale Anteilnahme erhalten. Im Gegenteil: Ehrfurchtsvolle (s. Welt2003TAZ2003NeuesDtschld2008). Von kritischer Berichterstattung bislang in solchen Presseorganen keine Spur. Peinlich, oder, TAZ? Hat der Abt Johannes euch etwas vorgegaukelt? Auch euch? Kann doch wohl nicht sein? Götz Kubitschek baut dieses Kloster auf und linke Presseorgane berichten positiv über dasselbe. Dann versteht man womöglich auch, warum ein Jürgen Elsässer so leicht zwischen "links" und "rechts" changieren kann ....  

Bemerkenswert ist womöglich auch eine Stelle in dem Literaturverzeichnis des Wikipedia-Artikels zum Kloster Buchhagen (Wiki):

Archimandrit Johannes: Vom Mysterium des Mönchtums. Verlag des Klosters Buchhagen, 2012, ISBN 978-3-926236-16-6 (64 Seiten).
Auf Veranlassung des Patriarchats von Moskau und der ganzen Rus ins Russische übersetzt:[30] Схиархимандрит Иоанн: О таинстве монашества, 2016

Nachfolger des Metropoliten Simeon ist seit 2013 der sicherlich ähnlich glaubensfeste Metropolit Antonij (geb. 1978) (Wiki). Über diesen heißt es  (Wiki):

Am 27. November 2021 traf sich Metropolit Antonij bei einer Privataudienz mit Papst Franziskus. Diesem war er bereits bei Franziskus’ Bulgarienreise 2019 begegnet.

Wir können nur innigst hoffen, daß er bei solchen Gesprächen keinen "Verrat an der Orthodoxie" begeht. Aber traue niemals. Satan ist überall ... 

Wir selbst hatten Leute wie Alain de Benoist, Götz Kubitschek, Ellen Kositza oder Karlheinz Weißmann bislang als "Rechtskatholiken" eingeordnet. Sind sie vom Jesuitenorden als Sturmtruppe aufgestellt worden, um die Machtbasis des Patriarchen von Moskau zu untergraben durch freundliche Gespräche mit Alexander Dugin und Konsorten? Man soll auf diesem Gebiet nichts für unmöglich halten. "Falsche Mönche" gibt es überall. Und falsche "Nonnen" sowieso. Patriarch von Moskau hüte dich, der Jesuit verkleidet sich in die unmöglichsten Gewänder. Manchmal in die Gewänder von "Rechtsintellektuellen".

Aber vielleicht nimmt das Kloster Buchhagen auch ganz offiziell eine Art "Mittler"-Stellung, "Vermittler"-Stellung ein zwischen den beiden stark verfeindeten, miteinander im Bekehrungskrieg stehenden Priesterkasten, nämlich der Päpstlich-jesuitisch-westlich-orthodoxen und der Moskau-orthodoxen. Vielleicht ködert man auch junge Männer, die katholisch aufgewachsen sind - wie Götz Kubitschek -, damit, daß sie in der orthodoxen Kirche alles als viel "ursprünglicher" vorfinden würden als in der auf Abwege geratenen katholischen Kirche. Am Berg Athos erkennt man den Satan ja noch am Körpergeruch. Das ist doch was!   

Es kann also - wie wir unterstellen möchten - auch sein, daß sich hier der Jesuitenorden als "deutsch-orthodox" tarnt, um - auch - über dieses Kloster sowohl in den Bereich der Neuen Rechten in Deutschland als auch in die russisch-orthodoxe Kirche in Osteuropa hineinzuwirken (was er ja auch sonst auf vielerlei Art in so gut wie alle Richtungen hin über die möglichsten und unmöglichsten Vertarnungen hinweg tut). Es kann aber auch heißen, daß das Moskauer Patriarchat sich hier einen Kommunikationskanal offen hält, über den es hofft, seinen Machtbereich - im Sinne von Alexander Dugin und Co - weiter nach Westen ausdehnen zu können.

Die moderne Welt ist auf einem Abgrund von klerikalen Bestrebungen errichtet. Die Gefahr, daß sie in diesen Abgrund hinein stürzt, war in keinem Geschichtsabschnitt der Neuzeit größer als im heutigen.

Spiegel TV fragt erstmals kritisch nach ....

/ Nachtrag, 28.2.25: In einem Beitrag wird betont, das Kloster Buchhagen sei ein ganz und gar unpolitischer Ort. Zu behaupten, in und mit dem Kloster würden politische Ziele verfolgt, würde das Kloster "beschmutzen" (3). Das hört sich sehr genau danach an, als ob sich jemand stark angegriffen fühlt. Und die Ausflüchte verfangen nicht. Auch im Kloster von Berg Athos geht es ja - offensichtlich - nicht völlig unpolitisch zu. Seit wann wäre Religion, zumal christliche Religion, jemals "unpolitisch" gewesen. In diesem Zusammenhang kann man sich gerne auch einmal den vielsagenden X-Account des Klosters selbst ansehen (X/Deutschorthodox). Entgegnung zu erstgenannten Beitrag hat es auch gegeben (Yt6.2.2025). / 

/ Nachtrag, 5.3.2025: SpiegelTV hat auf all das überraschend schnell reagiert. Im Verlauf des Februar 2025 hat ein Team das Kloster Buchhagen besucht und den dortigen Abt vor laufender Kamera zu Stellungnahmen gedrängt (4). /

/ Ergänzt durch Ausführungen 
zu Kazantzakis: 16.2.25
zu Jonathan Rudolph: 28.2.25 / 

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  1. Ahrens, Erik: Mit Kubitschek im Kloster (das Geheimnis von Schnellroda), 3.2.2024 (Yt2024) (Kurzfassung)
  2. Ahrens, Erik: VRIL-Talk: Bericht aus der Unterwelt (mit Kubitschek im Kloster), 3.2.2024 (Yt2024) (Langfassung)
  3. Rudolph, Jonathan ("einwaldgaenger"): Ahrens, Kubitschek und das Kloster - eine Klarstellung (X, 5.2.2025)
  4. Neumann, Henrik: Pilgerort für Rechtsextreme - Kubitscheks Denkfabrik. SpiegelTV, 26.02.2025 (Yt)