Samstag, 9. April 2022

"Ich könnte mich in ein apokalyptisches Monster verwandeln"

Vor drei Jahren erst hat er die Welt vor dieser Möglichkeit gewarnt - der ukrainische Oligarch Kolomoisky

Im November 2019 warnte der ukranische Oligarch Ihor Kolomoisky (geb. 1963) (Wiki) (1):

"Ich könnte mich in jenes apokalyptische Monster verwandeln, das die ganze Welt in mir sieht."

Ob das nicht doch freundliche Worte von politisch einflußreichen Leuten der heutigen Zeit sind? Dieser Oligarch finanzierte die Produktion der ukrainischen Fernseh-Serie "Diener des Volkes", die Wolodymyr Selenski (geb. 1978) (Wiki) bekannt gemacht hat und die ihn schließlich zum Präsidenten der Ukraine gemacht hat.

Er finanzierte auch mindestens einen Teil der Truppen, die seit 2013 im Donbas die "freie" Welt gegen einen Schurkenstaat verteidigt.

Dürer - Die apokalyptischen Reiter

Und diese zitierten Worte vom "apokalyptischen Monster" erschienen am 13. November 2019 in keiner geringeren Zeitung als in der "New York Times". Und zwar als Abschluß eines langen Artikels über den politischen und militärischen Einfluß Kolomoisky's in der Ukraine (1). Es gab - soweit uns bekannt - niemals einen Aufschrei in der Welt um solcher Äußerungen willen. Ob es dafür seit "Ausbruch" des "großen" Ukraine-Krieges Anfang 2022 nicht doch Anlaß gäbe?

Wie selbstverständlich wurde erwähnt, daß dieser Oligarch der "Patron" des ukrainischen Präsidenten Selenski wäre. "Patron" klingt ähnlich wie das Wort vom "Bauern", als der der Herr Selenski in das politische Schachspiel von Herrn Kosomolskij hinein gebracht worden sei und wie es sich so selbstverständlich auch auf Wikipedia benutzt findet (Wiki). Daß ein solcher Einfluß, ein solches "Patronat", ein solches "Schachspiel" .... 

.... NullkommanullkommanullkommaNichts .....

... mit Demokratie zu tun hat, es scheint niemanden mehr zu interessieren. Solche Leute verteidigen die "freie Welt" gegen den bösen Schurkenstaat Rußland. Was für eine Verhöhnung mutet man uns zu. Was für eine Verhöhnung lassen sich die Gesellschaften auf der Nordhalbkugel gefallen? 

Aber was soll uns der Umstand mangelnder Kritik, mangelnder Empörung über solche Oligarchen in der westlichen Öffentlichkeit eigentlich sagen? Hängen westliche Politiker und Journalisten an denselben Strippen wie ukrainische? Was für ein widersinniger Gedanke. Oder besteht nicht womöglich längst jeder Anlaß, auch die "westlichen Demokratien" als Oligarchien anzusprechen - wie das in den letzten Jahren Oskar Lafontaine immer wieder getan hat?

Die Tatsache, daß Kolomoisky (zumindest einen Teil) jener ukrainischen Truppen finanzierte, die im Donabas seit 2013 Krieg führen, ist ja sicherlich ebenfalls ein so außerordentlich herrlicher Ausdruck von "freier Welt" und von Demokratie in diesem Land. Geradezu ein Ausdruck von Demokratie wie er "im Buche steht". Ein Paradebeispiel.

Und am Ende des Artikels heißt es - man höre zu als der dumme Erdenbürger als der man sich immer mehr und immer wieder erneut vorkommt:

Herr Kolomoisky wies die Berichte über seinen verborgenen Einfluß auf die Regierung Selenski's zurück. Er WARNTE aber, daß er anfangen könnte, an die DARSTELLUNG seiner selbst zu glauben, und daß er die Möglichkeiten hätte, sie in die Wirklichkeit umzusetzen: "Wenn ich mir eine Brille aufsetze und mich selbst anschaue, wie mich der Rest der Welt sieht, dann sehe ich mich selbst als ein Monster, als einen Puppenspieler, als den Drahtzieher Selensky's, als jemand, der apokalyptische Pläne verfolgt," sagte Kolomoisky. "Womöglich könnte  ich einmal damit anfangen, dieses Bild in die Wirklichkeit umzusetzen."
Mr. Kolomoisky rejected the reports about his hidden influence on Mr. Zelensky’s government. But he warned that he was starting to believe that depiction of himself, and that he had the ability to make it come to life. “If I put on glasses and look at myself like the whole rest of the world, I see myself as a monster, as a puppet master, as the master of Zelensky, someone making apocalyptic plans,” Mr. Kolomoisky said. “I can start making this real.” 

So die außerordentlich freundlichen Worte dieses politisch einflußreichen Menschen. 

Die letzten vom Artikelschreiber Anton Troianovski unkommentiert stehen gelassenen Worte auch dieses Artikels.

So viel Menschlichkeit und Menschenliebe steckt in diesen Worten. So viel Freiheitsliebe. So viel Liebe zur Demokratie und zu demokratischen, rechtsstaatlichen Prozessen. Die Welt entwickelt sich immer mehr in die richtige Richtung. Wie uns ja auch Herr Yuval Noah Harari (geb. 1976) (Wiki) verkündet, bezahlt von dem Oligarchen Wiktor Pintschuk (geb. 1960) (Wiki), wenn wir nur eifrig genug die Ukraine verteidigen.

Was für eine Warnung. In einer der angesehensten Tageszeitungen der Welt.

Klassische "Zukunfts-"Romane beschreiben die Vergangenheit

Es kommt einem immer öfter der Gedanke, daß klassische "Zukunfts"-Romane wie "1984" oder "Brave New World" längst in der Vergangenheit spielen, und daß jene Zukunftsromane, die in unserer Zeit geschrieben werden müßten, längst völlig anderer Art zu sein hätten.

Die Gesellschaften auf der Nordhalbkugel sind auf jene Art von Zukunft, die sich in dem derzeitigen Geschehen mehr und mehr andeuten - nämlich auf neue Arten von Dauerkriegszuständen - nicht im geringsten vorbereitet. Worden. Ihnen fehlt jede Form von Möglichkeit, überhaupt zu reagieren. Ihnen ist die Sprache genommen worden. 

Es ist, als wäre Paketklebeband über die Münder aller Menschen geklebt, die noch zu denken und zu urteilen fähig wären. Reden tun in den großen Medien nur noch - aber wirklich: nur noch - die Phrasendrescher. Die Narrative-Erzähler. 

Alle anderen schweigen. 

Man bedenke: Leute wie Oskar Lafontaine, Sarah Wagenknecht oder David Richard Precht gehören zu jenen, die man derzeit in Talkshows am ehesten noch wider den Stachel löcken läßt. Und wie harmlos und - sozusagen - "mäßig engagiert" äußern sie sich. 

Wie geradezu sentimental äußern sie sich im Angesicht dessen, was gerade geschieht und wie das wahrzunehmen ist, wenn man sie unter solchen Vorzeichen wie der zitierten Warnung vom November 2019 betrachtet.

Und jener ukrainische Kriegspräsident, der von jenem Oligarchen an die Macht gebracht worden ist (mittels einer "lustigen" Fernseh-Serie), einem Oligarchen, der inzwischen in Israel lebt, orientiert sich bezüglich der Zukunft der Ukraine - ebenfalls - an dem im Dauerkriegszustand lebenden Israel (2).

Sein "Top Adviser" Andrij Jermak (geb. 1971) (Wiki) befürwortet in diesem Zusammenhang eine engere Zusammenarbeit der Ukraine mit Israel (3):

"Heute ist die Ukraine Israel," 

sagt er. 

"Über das ganze Gespräch hinweg zog Yermak Parallelen zwischen der Ukraine und Israel."

Es gab Zeiten in der Geschichte, in denen sich die Ukrainer für solche - - - "Parallelen" bedankt hätten.

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  1. Anton Troianovski: A Ukrainian Billionaire Fought Russia. Now He’s Ready to Embrace It, 18.11.2019, https://www.nytimes.com/2019/11/13/world/europe/ukraine-ihor-kolomoisky-russia.html
  2. Lazaroff, Tovah: Zelensky: Ukraine will be like Israel, not demilitarized like Switzerland after the war, like a "big Israel." The Jerusalem Post, 5. April 2022, https://www.jpost.com/international/article-703335
  3. Lazar Berman: Top Zelensky adviser opens up about his Jewish roots, urges greater Israeli support, 25 March 2022, The Times of Israel, https://www.timesofisrael.com/top-zelensky-advisor-opens-up-about-his-jewish-roots-urges-greater-israeli-support/  

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