Samstag, 21. November 2020

Philosophie

Die Frage eines Zuhörers
- Achtung, es wird philosophisch

In einem Video des Bloginhabers von Anfang Oktober (1) war angefangen worden, die wichtigste philosophische Schrift von Friedrich Schiller zu behandeln, nämlich "Über die ästhetische Erziehung es Menschen". (Wann ich wohl eine Fortsetzung hinkriege?) Es war ausgeführt worden, daß Friedrich Schiller - wie alle seine Zeitgenossen und wie dann auch Fichte, Schelling, Hegel und Hölderlin - von dem Philosophen Immanuel Kant ausgeht. Die damaligen Philosophen arbeiteten sehr selbstverständlich mit dem Begriff "Sittlichkeit" (Wiki). Bis 2020 war auf dem Wikipedia-Artikel zu diesem Begriff auf die grundlegende Bedeutung dieses Begriffes in der klassischen Philosophie, bzw. damit in der Philosophie gar nicht Bezug genommen worden. (Das hat sich inzwischen - bis November 2023 - aber geändert.)

Nicht zuletzt deshalb war schon vor mehreren Jahren in Diskussionen mit dem Medienwissenschaftler Daniel Hermsdorf die Verwendung des Begriffes "Sittlichkeit" meinerseits bei ihm auf so viel Stirnrunzeln und Unverständnis gestoßen. Wer hat denn auch heute noch den Anspruch, "sittlich" sein zu wollen? Das klingt nach "sittsam", nach "wohl erzogen", nach "Korsett" und engen Schnürschuhen. Insgesamt gesehen, ist dieser Begriff aber so nicht zu verstehen. Zumal wenn man Kant im Zusammenhang mit seinen Zeitgenossen sieht.

"Sitte" ist zu verstehen als die Grundlage aller Moral, als die Grundlage allen menschlichen Zusammenlebens und damit aller menschlichen Freiheit. Soeben erhalten wir von einem jüngeren Zuhörer die Frage zugesandt, die von diesen Vorerfahrungen her ihre volle Berechtigung hat:

Was verstand Schiller denn unter Sittlichkeit bzw. den sittlichen Menschen (ästhetische Erziehung)? "Hebt also die Vernunft den Naturstaat auf, wie sie nothwendig muß, wenn sie den ihrigen an die Stelle setzen will, so wagt sie den physischen und wirklichen Menschen an den problematischen sittlichen, so wagt sie die Existenz der Gesellschaft an ein bloß mögliches (wenn gleich moralisch nothwendiges) Ideal von Gesellschaft."

Wir dürfen uns nicht wundern, daß wir solche - - - "schwierigen" Fragen gestellt bekommen. Damit müssen wir ja rechnen, wenn wir uns in Videos auf solche Themen einlassen! Gut also, machen wir den Versuch einer Antwort, nachdem man von Wikipedia zunächst einmal so schmählich im Stich gelassen wird. Immanuel Kant hat als die vier Grundfragen der Philosophie die Fragen genannt:

  1. Was kann ich wissen?
  2. Was soll ich tun?
  3. Was darf ich hoffen?
  4. Was ist der Mensch?

Die Frage nach der Sittlichkeit fällt in den Bereich von "Was soll ich tun?", also in den Bereich der Moral (Wiki). Zu jedem dieser vier Fragen hat Kant Bücher geschrieben, die noch 90 % aller heute an Universitäten lehrenden Philosophen als die bedeutendsten Werke ihres Faches zu den jeweiligen Fragekreisen ansehen. Also zu den Fragekreisen 1. Erkenntnisphilosophie, 2. Ethik, 3. Metaphysik, 4. Philosophische Anthropologie. Zu Frage zwei hat Kant das Buch "Kritik der praktischen Vernunft" (Wiki) geschrieben. Zuvor schon hatte er - als Einführung - seine "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten" (Wiki) geschrieben. Ausgangspunkt ist das Ergebnis seines Buches "Kritik der reinen Vernunft", daß die Vernunft die grundlegenststen Fragen, die sie klären will, nicht klären kann. Dies ist also die Antwort auf die erste Frage: "Was kann ich wissen?" Und Kant sagt dann: Diese Fragen sind nur auf dem Gebiet der Moral, durch das Handeln selbst befriedigend zu beantworten. Deshalb die hohe Bedeutung der Moral, der Sittlichkeit im Rahmen des Kant'schen Philosophieren und des Philosophierens seiner Zeitgenossen: Die Vernunft kann die wesentlichsten Fragen nicht wirklich klären - handeln wir stattdessen wenigstens so, als wären sie geklärt.

In diesem Falle stellt sich als Ergebnis heraus, was viel zu wenig beachtet wird: In der Entscheidung darüber, daß ich etwas "nicht wissen kann" (und zwar prinzipiell nicht), liegt eine immense Kraft. Es ist das jene immense Kraft, die der gesamten Naturwissenschaft innewohnt, die von sich glaubt, so immens viel zu wissen. Sie tut das zwar auch. Aber die Bereiche des Nichtwissens, an die sie, die Naturwissenschaft, ständig und prinzipiell stößt (so prinzipiell wie das Kant in seiner "Kritik der reinen Vernunft" erstmals aufzeigte), diese Bereiche des Nichtwissens also im Angesicht des unermeßlich großen Bestandes des über Jahrhunderte erworbenen Wissens, in ihnen liegt eben jene immense Kraft. Es ist dieselbe Kraft, die Kant entbunden hat als er das Buch "Kritik der reinen Vernunft" veröffentlichte. Sich dieser Kraft auszuliefern, darauf verzichten dann aber alle, die sich nicht tief, tief, tief mit dem auseinander setzen, was wir nun eigentlich schon wissen. Denn erst von daher erhalten wir ja ein Gespür, ein Gefühl für all das, was wir nicht wissen. Genau das ist der Ansatz des Kant'schen Philosophierens.

Der kategorische Imperativ

Aber nun weiter. Auf dem Gebiet der Moral ist das zu klären (nach Kant), was auf dem Gebiet der Erkenntnistheorie nicht wirklich befriedigend geklärt werden kann. Das ist zunächst einfach nur eine "Intuition" von Kant. Welche Lösungen findet Kant nun auf dem Gebiet der Moral, der Ethik? Nun, Kant ist ein Kind seiner Zeit. Kant ist ein Preuße. Pünktlichkeit, Redlichkeit, Genauigkeit, Selbstentäußerung über alles. Nach Kant ist das grundlegende Prinzip aller menschlichen Moral - und damit aller menschlichen Sittlichkeit und Gesittung - der "Kategorische Imperativ" (Wiki). Diesen formuliert er wie folgt:

„Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“

Ein konkretes Beispiel: Als dem Atomphysiker Werner Heisenberg 1933 - und später noch einmal 1938/39 die Frage vorgelegt war, ob er - wie so viele seiner Kollegen - in die USA emigrieren sollte, wo er attraktive Lehrstuhl-Angebote an Universitäten erhalten hatte, und zwar mit dem Wissen, daß er in Deutschland als einer der Begründer der modernen Physik als "weißer Jude" angesehen wurde und dort über Jahre hinweg viele Schwierigkeiten haben würde und hatte, hat er das Gespräch mit dem von ihm hoch geschätzten Max Planck gesucht. Und er hat diese Frage - unter Berücksichtigung des kategorischen Imperativs von Immanuel Kant - für sich dann schließlich verneint. Er ist nicht emigriert (2). Eine Entscheidung, die damals viele kritisiert haben, und die sogar noch heute mitunter kritisch gesehen wird. Dies nur als ein Beispiel, daß der kategorische Imperativ durchaus als Maßstab für grundlegende und achtenswerte Lebensentscheidungen dienen kann.

Eine Philosophin wie Mathilde Ludendorff unterscheidet in ihrer Philosophie - vielleicht klarer als alle anderen Philosophen, auch als Kant - das "Sittengesetz" (im Kant'schen Sinne) von dem Bereich der Moral. Sie sagt zu diesem Kategorischen Imperativ, daß er in den Bereich des Sittengesetzes fallen würde, in dem dem Menschen Pflichten auferlegt werden, deren Erfüllung gerne auch über Gesetzgebung eingefordert werden könne (nicht zwangsläufig müsse). Dieser Bereich des Sittengesetzes fällt für sie aber nur in den Bereich der Selbsterhaltung des Einzelmenschen, von Familien und Gesellschaft. In ihm ist nur das gefordert, was jede Ameise, jedes Tier qua Instinkt sowieso schon macht, was den Menschen also nicht über das Tier erhebt. Der Mensch bedarf aber des Sittengesetzes, da er - aus seiner Unvollkommenheit heraus - sich auch gegen seine eigene Selbsterhaltung und die seiner Gesellschaft entscheiden kann. Erst im Bereich der Moral, im Bereich der Gotterhaltung (wie sie das nennt) wird der Mensch aber wirklich zum Menschen und erhebt sich dadurch - und nur dort - zur eigentlichen, menschlichen Freiheit. Im Bereich des Sittengesetzes dagegen erhebt sich der Mensch nur auf die Stufe des (nach M. Ludendorff) im Sinne seiner Selbsterhaltung vollkommen Tieres. Und zu diesem letzteren Bereich der Moral, so kritisiert Mathilde Ludendorff dann an Kant, habe Kant nur wenig bis gar nichts gesagt (3).

In ähnliche Richtung fiel schon die Kritik der Zeitgenossen an Kant aus. Schiller zum Beispiel formulierte als Kritik an der Alleinherrschaft des kategorischen Imperativs:

"Gewissensskrupel

Gerne dien ich den Freunden, doch tu ich es leider mit Neigung,
Und so wurmt es mir oft, daß ich nicht tugendhaft bin.

Decisum (Entscheidung)

Da ist kein anderer Rat; du mußt suchen, sie zu verachten,
Und mit Abscheu alsdann tun, wie die Pflicht dir gebeut."

Also ein Handeln "aus Neigung" ist in der Sittlichkeit und Moral (in der "praktischen Vernunft") von Immanuel Kant gar nicht vorgesehen, bzw. in dieser vielmehr "verdächtig", "anrüchtig", da ihm ja - womöglich - "egoistische" Motive zugrunde liegen, die vor der Vernunft nicht zu rechtfertigen wären (nach Kant). Diese Dinge hat Immanuel Kant für sich zu seinen Lebzeiten nicht mehr befriedigend auseinander gebröselt gekriegt und geklärt bekommen. Das haben fast alle seine wacheren Zeitgenossen so gesehen. Und das war der große Antrieb, der sie beflügelte, das waren die philosophischen Aufgaben, die sie für sich zu klären sahen.

1795 formulierte dementsprechend Friedrich Hölderlin in sehr dichten Worten in einem nur sehr kurzen Text den Grundentwurf für eine ganz neue, umfassende Philosophie, die aber für ihn ganz klar an dem anknüpfen sollte, was Immanuel Kant bis dahin an philosophischen Grundlagen gelegt hatte. Dieser berühmte Text ist als das "Älteste Systemprogramm des Deutschen Idealismus" (Wiki) in die Geschichte eingegangen. Und er setzt sofort ein mit jenen Fragen, die Kant offen gelassen hatte, ein, mit der Kernproblematik der damaligen Philosophie. Er beginnt mit den Worten (Wiki):

"- eine Ethik. Da die ganze Metaphysik künftig in die Moral fällt - wovon Kant mit seinen beiden praktischen Postulaten nur ein Beispiel gegeben, nichts erschöpft hat -, so wird diese Ethik nichts anderes als ein vollständiges System aller Ideen oder, was dasselbe ist, aller praktischen Postulate sein."

Hier wird also erkennbar: Philosophie - im Anschluß an Kant - ist für Hölderlin vor allem Moral, bzw. Ethik. Im weiteren Verlauf dieses Textes wird aber klar, daß für Hölderlin die Ästhetik, die Kunst dann noch wichtiger ist als die Ethik. Und so auch für Schiller in der fast zeitgleich entstandenen Schrift "Die ästhetische Erziehung des Menschen". 

Die erkenntnisphilosophischen Grundfragen halten beide - im Vergleich zu den offen gebliebenen Fragen auf dem Gebiet von Ethik und Ästhetik - für viel weitergehender geklärt durch Immanuel Kant als für die beiden anderen Bereiche. Und das ist dann der große Anspruch der Philosophen des deutschen Idealismus, für diesen großen Bereich menschlicher Moral und Ästhetik ebenfalls Antworten zu geben, die über den Kategorischen Imperativ von Kant weit hinausreichen, den sie eben nur als ein "Beispiel" ansehen dessen, was in diese Bereiche fällt, der aber diese Bereiche auch nicht ansatzweise auszuschöpfen in der Lage wäre. Das ungefähr ist der Ansatzpunkt auch der Schrift "Die ästhetische Erziehung des Menschen". Auch wenn Schiller es noch nicht so klar wie sein jugendlicher Freund Hölderlin formulierte.

Der Mensch "im Naturzustand" und der "sittliche Mensch"

Wenn ich also - kürzer gefaßt und konkreter - auf die Ausgangsfrage antworten soll: Schiller unterscheidet den Menschen "im Naturzustand" von dem "sittlichen Menschen". Mit dem "sittlichen Menschen" meint er aber eigentlich - im Sinne Mathilde Ludendorffs: den "moralischen Menschen", also den Menschen, der sich aus eigener, freier Entscheidung für das Gute entscheidet, für moralisches Handeln entscheidet. Da man zu Schillers Zeiten diese genaue Unterscheidung zwischen Sittengesetz und Moral, die Mathilde Ludendorff dann vorgenommen hatte, noch nicht zu machen fähig war, muß man immer genau hinschauen, wovon eigentlich gerade die Rede ist. Und das kann man nur verstehen, wenn man berücksichtigt, wie Menschen wie Schiller ihre eigene Zeit und ihre eigenen Zeitumstände wahrgenommen haben (4).

Im Naturzustand folgt der Mensch - nach Schiller - ohne alle Überlegung seinen Trieben, seiner Sinnlichkeit, seinen Instinkten, ähnlich wie das Tier. Er ist triebhaft, dumpf, unfrei, grausam, gewaltsam, jähzornig, eogistisch. Man könnte vermutlich auch konkreter sagen, daß dieser Mensch "im Naturzustand" für ihn der moralisch verkommene Mensch ist, also der, der rein egoistisch seinen Trieben folgt, der sich nur äußerlich "sittlich" verhält, weil er sich an "Konventionen" hält, der innerlich aber dennoch morsch und verkommen ist, der im Inneren eigentlich die platte Moral des willkürlichen Gewaltherrschers und Familientyrannen lebt.

Zu seiner Zeit hat man wohl noch geglaubt, ursprünglicher lebende "Naturvölker" (Jäger-Sammler-Völker) könne man prinzipiell so einordnen als wären sie moralisch verkommen. Man hat die christliche Unmoral, die man in seiner eigenen Gesellschaft als "barbarisch" empfand, als den "Naturzustand" angesehen. Heute sind wir ja diesbezüglich längst weiter. Auch diese Völker haben ihre eigene Sittlichkeit und Moral - so wie alle Völker weltweit. Und die Sittlichkeit und Moral dieser Völker steht in der Regel sogar viel höher als die Moral verkommener christlicher Völker. (Und zwar auch dann schon, wenn sie dazu keine philosophischen Schriften verfaßt haben.)

Der moderne Mensch (des 18. und 19. Jahrhunderts) erhebt sich aber über die moralische Verkommenheit, Heuchelei und Bigotterie christlicher "Moral" und "Sittlichkeit" erst durch die Vernunft, durch das Nachdenken, durch die Aufklärung. Aufklärung in diesem Sinne war also nie nur "Verstandesanliegen", es war im tieferen Sinne das Streben nach sittlicher, moralischer Vollkommenheit.

Deshalb ist aus heutiger Sicht eher zu sagen: Unter Menschen "im Naturzustand" hat Schiller letztlich die bornierten Christen seiner eigenen Zeit vor Augen, die sich nicht zu wahrer, moralischer Freiheit erhoben haben, sondern in einer sehr grobschlächtigen Sinnlichkeit und in einem sehr grobschlächtigen moralischen Feilschen mit ihrem Gott befangen sind - nach der Art: "Lieber Gott, laß mich in den Himmel kommen, dafür ringe ich mir mühsam einige, kleine Quäntchen von Moral in meinem Leben, als Familien- und Landesvater ab."

Aus solchem Christentum folgt dann brutales und gewaltätiges Vorgehen in der Erziehung und im zwischenstaatlichen Zusammenleben. Beispiele, die zu Zeiten von Schiller den größten Anstoß erregten, wären der Herzog von Württemberg mit seiner "Karlsschule", mit dem Einsperren von Freiheitsdichtern auf dem Hohenasperg und mit dem Verkaufen von Landeskindern nach Amerika (4). Beispiel wäre auch der Vater Friedrichs des Großen, der Soldatenkönig, der eine Generation zuvor gelebt hatte. Das wären also alles Menschen, die gar nicht fähig sind, sich zu wahrer menschlicher Moral, zu innerer Freiheit und Würde zu erheben. Ob es Menschen "im Naturzustand" im Schillerschen Sinne noch heute gibt - und wenn ja wo - diese Überlegung darf füglich dem Leser selbst überlassen bleiben. Dazu muß wohl nichts weiter gesagt werden.

Der "Naturstaat" im obigen Sinne ist also der "Gewaltstaat", die "Tyrannei", das blindwütige Herrschen der Willkür und der Borniertheit - oder gar (aus heutiger Sicht:) der bewußten Bosheit. Und Schiller meint nun: Insgesamt gesehen, "funktioniert" ja der Naturstaat "irgendwie". Ist es von diesem Standpunkt aus nicht gefährlich, diesen "Naturstaat" "verbessern" zu wollen, in dem man die in ihm lebenden mehr schlecht als recht lebenden Menschen mit einem aus der Vernunft geborenen "moralisch notwendigen Ideal von Gesellschaft" konfrontiert? Wäre das nicht zu abgehoben und zu weit von den sinnlichen Erfahrungen und sinnlichen Bedürfnissen der Menschen entfernt?

Der sittliche, der moralische Mensch im Sinne von Schiller lebt demgegenüber eine sehr prekäre Existenz, zumal in einer Gesellschaft, die ansonsten im "Naturzustand" begriffen ist (im Zustand christlicher oder atheistischer Verkommenheit). Und Schiller fragt, wie können Vernunftforderungen und Sinnlichkeit so miteinander in Einklang gebracht werden, daß die ("notwendige") Erfüllung der Forderung des Prekären, des Göttlichen nicht den Bestand der Gesellschaft an sich gefährdet. Also etwa in dem Sinne: "Sie gewannen sich den Himmel menschlicher Moral und Vollkommenheit, waren aber unfähig, auf der Erde zu überleben (als Gesellschaft)."

Es ist das übrigens dieselbe tiefere Fragestellung, die auch den Romanen von Schillers Zeitgenossin Jane Austen zugrunde liegt. Wie kann ich als edler Mensch leben, einen Heiratspartner finden, wenn ich umgeben bin von bornierten, verkommenen Menschen, von bornierten, verkommenen Gesellschaftsverhältnissen? Oder Mathilde Ludendorff formulierte diese Frage in dem Satz: "Wie bleib ich im Dasein der Gott?" (im Alltag, in der grauen, unbeseelten Alltäglichkeit)

______________

  1. Bading, Ingo: Der Weg zu wahrer politischer Freiheit - wo?, 03.10.2020, https://youtu.be/lVVebq_Ak6E.
  2. Heisenberg, Werner: Der Teil und das Ganze.
  3. Ludendorff, Mathilde: Ein Wort der Kritik an Kant und Schopenhauer.
  4. Friedrich Schiller - Der Triumph eines Genies 1940, https://youtu.be/3ZCVIpT_A_E.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen