Samstag, 26. Juli 2014

Aleister Crowley und satanistische Rituale des O.T.O. im Zweiten Weltkrieg

Britische, deutsche und Vatikan-Satanistengruppen arbeiteten zusammen bei der Steuerung des Zweiten Weltkrieges

In Großbritannien ist die Pädokriminalität seiner politische Elite heute fast zu einem Dauerthema geworden. Es war "systemerhaltend", sie nicht polizeilich zu verfolgen, sagte der engste Berater von Margaret Thatcher neulich im britischen Fernsehen. Kein Wunder, daß auch sonst über den Satanismus der britischen Eliten während des Zweiten Weltkrieges schon deutlich mehr bekannt ist als über den Satanismus der deutschen Eliten in dieser Zeit.

Schon 1993 erschien eine gar nicht so umfangreiche Biographie über Ian Fleming (1908-1964), den Autor der Trivialromane über James Bond, die alle einen sadomasochistischen Einschlag zeigen. Er war während des Zweiten Weltkrieges Adjutant des britischen Marinegeheimdienstes und zugleich ein guter Freund des Satanisten-Guru's Aleister Crowley. Und er nahm - nach diesem Buch - 1940/41 teil an von Crowley geleiteteten satanistischen Ritualen zusammen mit zwei aus Deutschland eingeflogenen SS-Offizieren, die Mitglieder der satanistischen Loge O.T.O. waren, und die nach dem Ritual wieder nach Deutschland zurückkehrten. Womit doch eigentlich davon auszugehen ist, dass auch Ian Fleming Mitglied des O.T.O. war, des "Ordo Templi Orientis". Der deutsche Satanismus-Experte Peter-Robert König scheint dieses Buch allerdings bis heute noch nicht zu kennen, ebenso wenig ist es von E. R. Carmin für "Das schwarze Reich" benutzt worden, eben so wenig von Ralph Tegtmeier für seine Crowley-Biographie.

Wie es überhaupt in der deutschsprachigen Literatur und Blogszene bis heute nur wenig Auseinandersetzungen gibt mit den Erkenntnissen aus der Geschichte des elitären Satanismus in Großbritannien in den letzten 100 Jahren und mehr. Da hier aber so viel mehr schon bekannt ist als über die diesbezügliche deutsche Geschichte erscheint eine sehr gründliche Auseinandersetzung damit als sehr geboten. Zumal dadurch auch viel Licht fällt auf die "Kriegsschuldfrage", die Schuldfrage am Judenmord und so viel anderes mehr.

Abb. 1: Donald McCormick - "F17 - The Life of Ian Fleming" (1993)

Diese genannte Biographie "F17 - The Life of Ian Fleming", insbesondere die eben genannten Behauptungen darin sind unglaublich schwer zu verdauen. Ich gebe zu, dass sie mich "umgehauen" haben. Dass sie mich schon seit mehreren Tagen an die Grenze dessen bringen, was ich noch willig und fähig war, "gutmütig zu verdauen". Bisher war alles nur so vage. Ja, hier auf dem Blog ist schon viel geschrieben worden von Satanisten in der SS. Aber es war immer nur sehr vage. Mit diesem Buch - bzw. eigentlich nur mit einem einzigen Kapitel darin - wird alles plötzlich so ungeheuer konkret. Auf wenigen Seiten werden so viele neue Informationen mitgeteilt, mit denen sich - soweit übersehbar - seit 1993 kaum jemand auseinander gesetzt hat. Die aber so zahlreiche, weitreichende Schlussfolgerungen erlauben. Wenn diese Informationen denn wahr sind. Aber davon gehe ich aus.

Ian Fleming wurde als "schwer erziehbares Kind einer reichen Familie" 1927 von seiner Mutter nach Kitzbühel geschickt, wo er unter die Fittiche eines ehemaligen britischen Geheimdienstoffizieres kam, der nach den Prinzipien des Psychotherapeuten Alfred Adler (1870-1937) erzog. Ich erinnere mich, dass meine Großmutter, eine Wienerin, manches auf diesen Alfred Adler gehalten hat und Schriften von ihm besaß, und dass dieser Alfred Adler noch heute bei vielen etwas gilt. Aber ich lese nun auf Wikipedia unter so vielem anderen auch, dass Alfred Adler 1932 in Berlin ... Aleister Crowley getroffen hat ...


Ein Schüler Alfred Adlers hat in jenen Jahren Ian Fleming in Kitzbühel behandelt wegen seiner notorischen Trunksucht und Hurerei, wie er sagt, und nannte ihn noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg einen Psychopathen.

Ich stelle im folgenden einige der bisher von mir erarbeitete Buchkapitel über diese ganzen Zusammenhänge ein. Diese sind noch längst nicht abschließend nach allen Richtungen hin ausgearbeitet. Wie zum Beispiel sind diese James Bond-Romane eigentlich zu lesen, frage ich mich neuerdings. Schon vor Jahrzehnten wurde von ihnen gesagt, dass sie "die Jugend korrumpieren" (siehe Video). Dienen sie nur der Popularisierung von Satanismus und einer satanistischen, allein auf Äußerlichkeiten und materielle Dinge gerichteten Lebenseinestellung? Dienen sie der Propagierung und Verharmlosung von Geheimdienst-Tätigkeit? Aleister Crowley zeigte sich mit dem Lebensstil von Ian Fleming sehr einverstanden und war über ihn sehr erfreut.

War dieser nur ein schrankenlos hedonistischer oder ein psychopathischer Lebensstil? Und warum ist von so vielen anderen britischen Geheimdienstoffizieren jener Zeit ein ähnlicher Lebensstil bekannt? Von Fleming-Freund Roald Dahl zum Beispiel, von dem Sefton Delmer (nach T. Stokes) gesagt haben soll, dass er schon als Kind sexuelle Gewalt erlitten hat und dass er später an satanistischen Ritualen mit Kindestötungen teilgenommen haben soll. Warum soll da der Lebensstil von Ian Fleming so ganz anders gewesen sein als der von Roald Dahl? Wenn er - wie sich andeutet - Mitglied des O.T.O. war?

Ich fände es bei diesen vielen Implikationen und zu ziehenden Schlussfolgerungen verdammt toll, wenn sich noch andere Menschen mit diesen vielen verrückten, affigen Dingen beschäftigen würden. Was für ein Aussehen bekommt plötzlich der Zweite Weltkrieg? Man versteht seinen Ablauf nur, wenn man sich gut auskennt mit den offenbar heute schon reichhaltig vorliegenden Erkenntnissen über die okkulten und okkult-interessierten Kreise innerhalb des britischen Geheimdienstes und Establishments, die von Sadomasochisten wie Aleister Crowley und Ian Fleming repräsentiert werden, die sich aber längst nicht auf diese beiden Personen und ihr engeres Umfeld beschränken. Nicht beschränken können.

Es wird deutlich, dass sie Kontakte hatten zu Wilhelm Canaris. Peter-Robert König hat schon vor Jahren dargelegt, daß Crowley's deutsche Anhänger innerhalb des O.T.O. (und innerhalb der Fraternitas Saturnis) - wir kennen bis heute zumeist sicherlich nur untergeordnetes "Logenproletariat" mit Namen - alle ziemlich heftig mit dem Nationalsozialismus sympathisierten, ja, dass sie auch große Sympathien hatten mit den Ariosophen um Jörg Lanz von Liebenfels und Guido von List. Schon vor Jahren ist in einem abgelegen veröffentlichten deutschsprachigen Aufsatz aufgezeigt worden, dass diese Ariosophen mit ihrem Denken über zu vernichtende "Tschandala"-Rassen sehr konkret Einfluss genommen haben auf die Judenpolitik innerhalb der SS, zumindest auf die Madagaskar-Pläne als "Endlösung der Judenfrage". Nicht unwahrscheinlich dass sie dann auch Einfluss genommen haben auf die Planung und Durchführung der Massenerschießungen der SS-Einsatzkommandos in Polen und Russland, sowie auf die Deportationen in die Konzentrationslager.

(siehe: Braun, Frank: Holocaust – Das Brandopfer. In 2 Teilen. In: Niemandsland – Zeitschrift zwischen den Kulturen, Jg. 1, Heft 3 u. 4, Berlin 1987, S. 94 – 105, 142 – 165)

Letztere hinwiederum sind von westalliierter Seite aus niemals - etwa durch Bombardierungen - verhindert worden. Was, wie hier auf dem Blog schon ausgeführt, T. Stokes aufgrund von Mitteilungen einflussreicher Leute als eine sehr bewusste Entscheidung der damaligen britischen Politik angesprochen hat. Mit all diesen Dingen wird immer deutlicher, dass der Zweite Weltkrieg von A bis Z eine satanistische Inszenierung war. Aleister Crowley war nicht nur spaßhaft der "böseste Mensch von der Welt". Und er war nicht der einzige.

Bis 1939 standen diese deutschen Anhänger Crowley's mit Crowley in gutem Briefkontakt. Ein Jahr später - mitten im Krieg - besuchten sie in England. Es ist alles dermaßen ekelerregend und absurd. Im folgenden einige Einzelheiten. Längst nicht alle.

„Der Besuch der beiden Deutschen“ zu einem „hohen Ritual“

„Operation Mistelzweig“ wurde vom britischen Geheimdienst im Frühjahr 1941 zumindest ein Teil jener Aktion genannt, die darauf zielte, Rudolf Heß nach England zu locken. Der Name bezieht sich dabei auf die Sage vom Tod des strahlenden germanischen Gottes Balder durch einen Mistelzweig, der den Auftakt der germanischen Götterdämmerung „Ragnarök“ bildete. Also schon vom Namen her bezieht sich eine Gruppierung innerhalb des britischen Geheimdienstes auf die Tötung eines strahlenden Gottes. Der Name impliziert also finstere, dunkle, „gottfeindliche“ Gedanken, die man sicher auch satanische nennen kann. Da Rudolf Heß vom Typ her eher dunkel war und keine strahlende „Baldur-Gestalt“ - ebenso die meisten anderen Naziführer -, drängt sich auf, dass bei dieser Namensgebung in der Figur des Baldur noch am ehesten das deutsche Volk insgesamt gesehen worden ist in ihm zugesprochenen guten Eigenschaften. McCormick schrieb23:

Wenn man die bemerkenswerte Geschichte rund um Rudolf Heß studiert …, wird das Dreieck Hexerei, Astrologie und Spionage merkwürdigerweise bedeutsamer.
Zentral ist, was der Okkultlehrer Amado Crowley 1991 in seinem Buch "The Secrets of Aleister Crowley" und 1992 in zwei Briefen an den Ian Fleming-Biographen Donald McCormick geschrieben hat bezüglich dieser „Operation Mistelzweig“. Amado Crowley behauptete von sich selbst, ein illegitimer Sohn von Aleister Crowley zu sein. Das wird von vielen bezweifelt. Er könnte allerdings von dem, was er hinsichtlich „Operation Mistelzweig“ schrieb, auch erfahren haben, wenn er nicht der leibliche Sohn von Crowley war, sondern – vielleicht – nur der „spirituelle“. Außerdem hat von demselben Ritual 1993 auch der Ritual-Teilnehmer Cecil Williamson, der Begründer des Witchcraft-Museums berichtet (siehe Veröffentlichungen . Amado Crowley schrieb jedenfalls (eig. Übersetz.)24:
Mein Vater hatte eine große Wertschätzung für Ian Fleming. Gewiss war er ein ehrenhafter Mann und wandte sich niemals an meinen Vater, wenn er im Dienst der Regierung stand.
Daran wollten wir ja aber auch überhaupt nicht zweifeln!! Obwohl wir natürlich wissen, dass er viel Grund dafür gehabt haben könnte, schließlich hat doch auch Crowley, wenn wir recht sehen, „im Dienst der Regierung“ gestanden als britischer Agent in Deutschland in den 1920er und 1930er Jahren und als britischer Agent in den USA während des Ersten Weltkrieges, wo er sich zur Tarnung ebenfalls "deutschfreundlich" gab. Wie auch immer! Weiter:
Ich glaube, Aleister Crowley mochte insbesondere Ian Fleming's Lebensart – Leben und Leben lassen wie die Franzosen sagen – und billigte von Herzen seine Freude am Geschlechtlichen und am Hedonismus. Nicht dass Fleming in irgendeiner Weise ein verkommener Mann war.
Aber nein doch, niemand hatte das sagen wollen, lieber Amado, niemand!!! ….
Er war sehr streng mit sich. Ich stelle mir eher vor, dass es eine Handvoll solcher Leute wie Fleming und Dennis Wheatley bedurfte, um die Aufmerksamkeit von Admiral Godfrey auf Aleister Crowley zu lenken. Ebenso ist es mein Eindruck, dass Fleming in der frühen Phase der Vermittler zwischen London und Lissabon war. Er traf die Vereinbarungen über den Besuch der beiden Deutschen.
Sicher ist, dass Ian Fleming im Mai 1941 in Lissabon war, um von dort weiter in die USA zu fliegen. (Hier erhielt er ja seine legendären Anregungen für seinen ersten James Bond-Roman "Casino royale".) Aber Fleming soll auch sonst häufiger in Lissabon gewesen sein. Vom Flughafen Lissabon aus gab es Fluglinien nach London, Berlin und New York. In Lissabon befand sich deshalb während des Zweiten Weltkrieges die wichtigste Außenstelle („Kriegsorganisation“) des „Amtes Abwehr“ unter Wilhelm Canaris innerhalb eines neutralen Staates25. Über Lissabon liefen viele Verbindungen von Deutschland in die Feindländer hinein und umgekehrt. Die zweit wichtigste Außenstelle war Madrid. McCormick schreibt weiter:
Crowley war schon viele Jahre zuvor ein Mitglied des Ordens zur Goldenen Dämmerung geworden und viele führende Nazis waren ebenso Mitglieder dieses okkulten Ordens. Crowley's Sohn berichtet, dass „wir darauf vorbereitet wurden, zwei deutsche Offiziere zu treffen mit den Decknamen 'Kestrel' und 'Sea Eagle'. Die ganze Sache war zwischen der rumänischen Botschaft in London und ihrem Gegenstück in Lissabon vereinbart worden und alles war streng geheim.“ (…) Die okkulten Rituale fanden im Ashdown Forest in Sussex statt.
„Kestrel“ heißt auf Deutsch „Turmfalke“, „Sea Eagle“ Seeadler. Satanisten haben so ihre besondere Beziehung zu Greifvögeln, auch der Sperber spielt ja für sie eine Rolle (wie man im Roman "Demian" des Satanisten Hermann Hesse nachlesen kann). Kann man ausschließen, dass einer dieser beiden Offiziere Friedrich Hielscher war oder in gutem Kontakt zu Friedrich Hielscher stand? Nur einmal so dahin gefragt. Hielscher jedenfalls unterhielt damals viele Verbindungen über ganz Europa hinweg, wenn ich mich nicht irre auch nach Irland.

Ashdown Forest ist laut Wikipedia ein Heidegebiet von großer landschaftlicher Schönheit 50 Kilometer südlich von London. Die Beteiligung zweier deutscher Offiziere zeigt, dass man sich einig war in der Zielsetzung, also in der Ermordung Baldurs, des deutschen Volkes, die tatsächlich das britische Kriegsziel im Sinne des Deutschenhasses des Lord Vansittart ("Black Record") und seiner britischen Freunde im "Foreign Office" war. Weiter McComick (Hervorhebung nicht im Original):
Das ist bezeugt von Amado Crowley, der es beschreibt als ein „hohes Ritual“. Er sagt, dass die Zeremonie selbst „lang und komplex war … Ich habe eine sehr lebendige Erinnerung an eine Puppe, die in Nazi-Uniform gekleidet war, und die auf einem Thron-ähnlichen Stuhl saß. … Die meisten Leute trugen okkulte Roben“. Amado Crowley sagt, dass „Ian Fleming persönlich bei der 'Feuerwerks-Aufführung' (wie Aleister Crowley die Zeremonie im Ashdown Forest nannte) anwesend war und er war sehr aufgeregt. Ich persönlich glaube, dass er sich sehr sicher war, dass der ganze bizarre Vorgang Wirkung haben würde. Ob das nun nahelegt, dass er selbst ein Okkultist war, vielleicht ein Anhänger von Aleister Crowley, kann ich nur vermuten.
Gewiss, gewiss. Alles, was Amado Crowley sagt, spricht dafür – und alles sonstige auch. Aber es ist immer besser, so etwas im Vagen zu lassen. Weiter Amado Crowley:
Er (Fleming) machte etwas sehr Bezauberndes, was mir diesem Gedanken einige Glaubwürdigkeit verleiht. Als Aleister nach dem Erfolg der Heß-Affäre fallen gelassen wurde, sandte ihm Fleming eine Flasche mit bestem Toilettenwasser von Trumps oder Trumpers in Mayfair zusammen mit einem kleinen Zettel, auf dem stand:
King John, IV, ii, 11. Der Abschnitt lautet:26
Den Rang verbrämen, der schon stattlich war,
Vergülden feines Gold, die Lilie malen,
Auf die Viole Wohlgerüche streun,
Eis glätten, eine neue Farbe leihn
Dem Regenbogen, und mit Kerzenlicht
Des Himmels schönes Auge schmücken wollen,
Ist lächerlich und unnütz Übermaß.

Wahrhaftig, höher kann eine Anhimmelung seines "Meisters" sicher nicht getrieben werden! Nach den vorliegenden Berichten haben an dem Ritual teilgenommen Winston Churchill, Mitglieder des britischen Königshauses, jener Vatikandiplomat, der nach Pius XII. zum Papst gewählt wurde. Es ging also darum, einerseits Adolf Hitler vor eine Invasion Englands magisch abzuhalten, andererseits aber Rudolf Heß mittels magischer Zeremonien herüberzulocken. Völlig verrückt. Es wird auch von mindestens einem Menschenopfer berichtet (dazu habe sich ein sehr alter Mann angeblich "freiwillig" hergegeben). In den folgenden 14 Tagen seien aber noch mehrere weitere Teilnehmer gestorben (siehe diverse Veröffentlichungen des Okkultautors Michael Howard, Herausgeber der Zeitschrift "The Cauldon").

Und fast alle Teilnehmer scheinen O.T.O.-Mitglieder gewesen zu sein. Auch der Gründer der Bilderberger-Konferenzen soll dabei gewesen sein. Und da wäre es ja nun nicht ganz uninteressant zu wissen, wer bei diesem Ritual etwa den Mistelzweig auf die Nazifigur geworfen hat oder welche Rolle die beiden deutschen Offiziere bei diesem Ritual zu spielen hatten. Hatten sie womöglich die Nazi-Figur in den Rücken zu stechen, während die englischen Teilnehmer sie von vorne zu traktieren hatten? Nur mal so gefragt. Und: Ob wohl Bomber-Harris auch dabei war? Oder diverse leitende Beamte des Foreign Office? Nur mal so gefragt. Oder gab es für sie andere, ähnliche Zeremonien, bei denen sie auf die einzuschlagende Vorgehensweise gegen Deutschland eingeschworen und auf sie dressiert wurden?

Abb. 2: Satanistische Rituale am "Bohemian Groove" in Kalifornien - ähnlich denen in England 1940/41?

Diese Angaben wurden - von nicht bekannter Seite27 - folgendermaßen wiedergegeben und zum Teil auch noch konkretisiert, bzw. erläutert:

Ian Fleming also carried out Operation 'Mistletoe'. Operating with Aleister Crowley, an expert in German occultism, Fleming and others carried out secret occult rituals in Ashdown Forest. These rituals had something to do with the fact that many leading Nazis were members of the Order of the Golden Dawn - an occult secret society. Occultism was the driving force behind many of the Nazi Party's organisations. The SS were brainwashed and indoctrinated using occult ceremonies. Two German SS officers, codenamed: “Kestrel” and “Sea Eagle” were contacted through the the Romanian Mission in London. They attended the rituals in Ashdown Forest, and no doubt reported back to Rudolf Hess that the Order of the Golden Dawn was alive and well amongst prominent members of British society, and that they were waiting to take power once peace was established. Hess was convinced that his plan to bring peace with Britain could lead to greater things. Perhaps even Britain joining Germany in Hitler's Armaggedon-like struggle against Soviet Russia.
Dass sie das ausgerechnet Rudolf Heß berichtet haben sollen, ist unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher wären Karl Haushofer oder sein Sohn Albrecht, wenn sich nicht einer von ihnen selbst unter Kestrel oder Seaeagle verbergen sollte. Oder es ist zu lesen28:
According to Hess Biographer (???) Leonard Ingrams, Hess was lured to Britain by MI6. Ingrams believes that Heß' capture was part of Operation Mistletoe, in which English Pacifists were double-crossed into exploiting the pro-German sentiment quietly bubbling beneath certain U.K. power centres.
Auffällig ist ja auch, dass die Reise der beiden Deutschen ausgerechnet über die rumänischen Botschaften in London und Lissabon angeleiert und koordiniert worden sind, also zu jener Botschaft, zu der ja auch Karl Ernst Krafft – auf Anweisung seiner SS-Vorgesetzten – Kontakt hielt.

Ein „Rich Problem Kid“

Was schreibt Donald McCormick darüber, wie es zu diesem "hohen Ritual" kam? Da es sich um eine Ian Fleming-Biographie handelt, ist alles um ihn herum gruppiert. Aber ähnlich wie Fleming waren auch Cecil Williamson und viele andere tätig. Immerhin Aber scheint die Biographie von Fleming allgemeinere, quasi "exemplarische" Bedeutung zu haben für O.T.O.- und Crowley-Zöglinge. Ian Fleming flog schon vom Eaton-College und von der Militärakademie wegen seines ausschweifenden Umganges mit Freundinnen und Prostituierten, sowie wegen daraus sich ergebender Geschlechtskrankheiten. Weiter wird über Fleming berichtet1:

By 1929 his mother had become so distressed by her son’s waywardness (Eigensinn), that she arranged for him to go to a strange educational establishment called The Tennerhof in Kitzbühel, Austria. A finishing school for rich problem kids, this was run (…) by Ernan Forbes Dennis, an Englishman who had worked for the Secret Intelligence Service (MI6) in Vienna, and his American wife Phyllis Bottome, who was a novelist. Together, this couple played a significant role in the development of Ian Fleming’s character. He himself wrote little about this period, but it is clear that Forbes Dennis introduced him to the world of espionage, while Bottome certainly encouraged him to write imaginative stories in a style that later became familiar. Equally important was that the troubled Ian was at last able to break free from the attentions of his domineering mother and discover his real self, whether he was hiking and skiing in the mountains, or enjoying the company of the local girls, whose animal enthusiasm for sex was very different from those in England.
Wir halten fest, das ist die Art, wie Ian Fleming diese österreichischen Mädchen sah, unter denen sich offenbar auch viele aus dem Wiener jüdischen Geldadel befanden so wie Lisl Jokl (nachmalige Popper):
He later wrote: “Technique in bed is important, but alone it is scornful coupling (verächtlicher Geschlechtsverkehr?) that make the affairs of Austrians with Anglo-Saxons so fragmentary and in the end so distasteful.” One of his girlfriends was Lisl Jokl (later Popper), who was attracted to his “sleepy blue eyes and romantic face” when she and her friends first saw him in the town’s Café Reisch.
Nachdem er trotz allen Studierens und Sprachenlernens die Aufnahmeprüfung fürs „Foreign Office“ nicht bestanden hatte, wurde er 1931 Reuters-Journalist. Die genannte Eliteschule für die „Problemkinder der Reichen“ erinnert in manchem an ähnliche Schulen der „Reformschulbewegung“ wie die Odenwaldschule, das Internat Salem oder die Jesuiten-Gymnasien, in denen auch so manche Schüler – wie Fleming in Kitzbühel – „schwarze Melancholie“2 erleben konnten (so ausdrücklich Golo Mann), wenn nicht Schlimmeres. Weitaus Schlimmeres als das. Nämlich die Zerstörung des ganzen weiteren Lebens.

Ist es zu spekulativ, daran zu erinnern, dass in satanistischen Psychosekten den Schülern, wenn sie „schwarze Melancholie“ während ihrer „Zombifizierung“ erleben, gesagt wird: „Super. Du machst ja riesen Fortschritte, dein Körper muss sich nur erst dran gewöhnen“3 - ? Aleister Crowley sollte sich noch später zu den vielen Frauen-Geschichten des Ian Fleming sehr zufrieden äußern (siehe unten). Und diese gingen häufig – wie in den James Bond-Romanen – in eine sadomasochistische Richtung. Der Wiener Psychiater jüdischer Herkunft, Schüler von Alfred Adler, der Ian Fleming auf Betreiben von dessen Mutter in Kitzbühel behandelte wegen dessen „Trunksucht und Hurerei“, berichtet4:
Jede Nacht verbrachte er mit einem anderen Mädchen, und er muss mit den meisten Mädchen in der Stadt innerhalb kurzer Zeit geschlafen haben. Er war ein völlig rücksichtsloser junger Mann. Er nahm auf niemanden Rücksicht. Wie alle Psychopathen konnte er nicht richtig von falsch unterscheiden.

Also alles ganz im Sinne des Aleister Crowley („Tu was du willst“ …). Im Grunde mag ja jeder leben wie er will. Und verwunderlich genug, dass es Fleming nicht zu tun bekam mit den jungen Männern und Vätern in Kitzbühel. Aber man wird es schon als bezeichnend ansehen dürfen, dass es gerade solche Leute innerhalb des britischen Geheimdienstes waren, die in vielen Dingen „Regie“ führten während des Zweiten Weltkrieges.

Das „Problemkind der Reichen“ wird in den Okkultismus eingeführt

McCormick berichtet5:

At one time it seemed as if he might become engaged to the daughter of a Swiss landowner, but (…) there was another German girl to whom he was inreasingly attracted. This was Vanessa Hoffmann (…): it was she who interested Fleming in the arts of astrology and some other occult sciences.
Auch die folgenden Auskünfte des Fleming-Freundes Cyrill Conolly, die McCormick schon 1966 erhalten hatte, verwendete McComrick erst für sein Buch des Jahres 19936:
It was the German girl, Vanessa Hoffmann, whom he met in Munich, who first interested Fleming in book collecting. It was her idea that he should collect what she called “books about ideas and exciting new theories”, pointing him in the direction of Steiner, Jung and Freud as well as Binet, the creator of IQ. Vanessa, who was playing in an orchestra in Munich at the time Fleming met her, had been educated in Zurich and Vienna. She was also a keen student of astrology and had interested Ian in the subject. Once, when he was asked how he came to start his collection, Fleming told the late Cyrill Conolly that “probably Forbes Dennis and Phyllis gave me the idea and certainly Percy Muir gave me every encouragement. But the real inspiration came from a German girl I met in Munich. She said that even if I got fed up with collecting them, I could always be sure of selling them for far more than I originally paid”.
Offenbar wird hier verheimlicht - was in anderen Fleming-Biographien ausführlich behandelt wird - dass dieser "Buchhandel" nach 1933 dazu diente, jüdisches Geld aus Deutschland herauszubringen. Es wäre also naheliegend anzunehmen, dass diese Vanessa Hoffmann ebenfalls Jüdin war so wie Lisl Jokl. Wenn nicht Vanessa Hoffmann überhaupt als Pseudonym für Lisl Jokl benutzt wird. Denn über die Wohnungseinrichtung in der Londoner Adresse „22b Ebury Street“, wo Fleming von 1934 bis 1945 lebte, gibt es zwei unterschiedliche Berichte. 2014 heißt es bei Andrew Lycett7:
One of his girlfriends was Lisl Jokl (later Popper), who was attracted to his “sleepy blue eyes and romantic face” when she and her friends first saw him in the town’s Café Reisch. As a Jewish refugee, she later came to London, where in the mid-Thirties her friend Rosie Reiss decorated Fleming’s flat in Victoria in a style she jokingly called “Renaissance Jewish”.
Und schon 2012 in einem Internetaufsatz:
decorated by Rosie Reiss, a young German refugee
McCormick hinwiederum schrieb 19938:
One of the first visitors to his new home was Vanessa Hoffmann from Germany. It was at her suggestion that he engaged a German interior decorator to make changes to his abode. (…) He continued to keep in touch with Vanessa Hoffmann, whom he had looked up more then once when working for Reuters in Germany. There were certain special reasons for maintaining a close relationship with Vanessa, even if they were far apart. She had important contacts with leading Germans, including Admiral Wilhelm Canaris, who was head of the Abwehr, the German Secret Service. She had also interested Fleming in the fact that a number of leading Nazis were involved in occult practices and relied a great deal on astrological predictions.
Marigold Kilpatrick, who knew both Ian and Vanessa when she was studying in Munich, says: “Vanessa was one of the few women whom Ian treated almost as one of his male friends – like an equal. Vanessa had the most extraordinary interests and Ian seemed delighted with her. We called them the Two-person Seminar. I think Ian regarded astrology originally as something of a joke, but Vanessa convinced him that it was vitally important if one needed to access people's character.”
From remarks Fleming made later in life it seems he shared this view, even though he may have put it over in a joking way. He may also have been influenced in occult literature through having met Carl Jung. (…) Fleming himself would have been one of the first to dismiss any total commitment to astrology as being “right over the top”, to cite one of his frequent phrases when he wished to stress the need for caution on some subject or other.

McCormick will also keinesfalls ausschließen, dass Ian Fleming im Geheimen nicht doch an Astrologie geglaubt hat. Die ähnliche bei Fleming vorliegende Haltung deutet er dann auch gegenüber dem Satanismus an. Und es deutet sich in anderem Zusammenhang auch an, dass er, McCormick selbst, ähnliche Haltungen hatte. Es wird ja nicht unwahrscheinlich sein, dass diese Vanessa Hoffmann - so wie Ian Fleming? so wie Wilhelm Canaris? - Mitglied im O.T.O. gewesen ist.

Fleming's „Meister“ Aleister Crowley

McCormick kommt dann auf die Freundschaft zwischen Fleming und Aleister Crowley zu sprechen (eig. Übersetz.)9:

Crowley's adoptierter Sohn, Amado, sagt mir, dass “Fleming meinen Vater immer als 'Meister' angesprochen hat und mit mir sprach er, als wäre ich ein Prinz und er wäre mein privater Detektiv”. Mit anderen Worten es scheint eine Art Hochachtung gegeben zu haben.
Crowley habe während des Ersten Weltkrieges in den USA als britischer Spion gearbeitet, da er dort aber deutschfreundliche Artikel veröffentlichte, wurde er verdächtigt, für die Deutschen gearbeitet zu haben (ebd.):
Was den Ausschlag gab dafür, ihn zu entlasten, war seine Enthüllung, dass der internationale Kopf der hermetischen Sekte, der er beigetreten war, tatsächlich ein hoher, gefährlicher deutscher Agent war und dass Crowley dies den Amerikanern offenbar hat.

Es scheint sich hierbei um den „internationalen Kopf“ einer „hermetischen“, sprich satanistischen Sekte in den USA gehandelt zu haben.

Admiral Godfrey über Hitlers Astrologen

Weiter schreibt McCormick (ebd.):

Ob Krieg mit Deutschland unvermeidlich wäre oder nicht, war in den späten 1930er Jahren eine entscheidende Frage und Fleming begann sie sorgfältig zu studieren. Er hatte seine eigenen Kontakte in Deutschland unabhängig von Vanessa Hoffmann, aber er legte großes Gewicht auf jede Information, die sie ihm übermitteln konnte. Aus diesen Berichten vollkommen erkennend, dass Deutschlands bewaffnete Kräfte im Falle eines Krieges unbesiegbar wären ...
Was das wohl für Informationen gewesen sein mögen? So schätzten die deutschen militärischen Führer ihre eigenen Kräfte jedenfalls überhaupt nicht ein! Vielmehr standen sie am Vorabend des Chamberlain-Besuches im September 1938 um Berlin herum zum Putsch bereit. Oder waren es Informationen jener satanistischen SS-Offiziere, die Fleming 1940/41 nach England und zurück bringen sollte? Waren es – beispielsweise – Informationen wie sie William C. Bullitt dem polnischen Botschafter in Paris 1937/38 über den den wahrscheinlichen Verlauf eines Krieges ein gegeben hatte? Wie auch immer, weiter McCormick:
… bekam er den Eindruck, dass die einzige realistische Wahl, die Großbritannien blieb, war, Verbündete innerhalb Deutschlands zu gewinnen mit genügend Einfluss, Hitler entweder Hitler abzulösen oder aber ihn von Ideen der Welteroberung abzubringen. Es dämmerte ihm allmählich, dass der einzige Mann, der diese Rolle ausfüllen konnte, Admiral Canaris wäre.
Also gerade jener, der Hitler zum ersten imperialistischen Auslandseinsatz seiner Streitkräfte verleitete, nämlich im Spanischen Bürgerkrieg! Auch von dem Berliner britischen Journalisten Ian Colvin und von dem deutschen Auslandsjournalisten Karl Heinz Abshagen wäre Fleming in diesem Sinne informiert worden. Abshagen hatte 1938 ein Buch über die britische Oberschicht geschrieben („Einfluss und Macht der englischen Oberschicht“) und war 1949 derjenige, der die erste Canaris-Biographie herausbrachte und Canaris darin unumschränkt als einen deutschen Patrioten feierte.

Im übrigen ist das ja heute längst bekannt, dass viele Angehörige des deutschen Widerstandes eng mit hochgestellten britischen Beamten, Politikern und Geheimdienstleuten zusammengearbeitet haben, um den Krieg zu verhindern, zu beenden oder zu begrenzen. Weshalb es ja so verwunderlich ist, dass es der Chamberlain-Regierung 1938 so „punktgenau“ gelang, dem deutschen militärischen Putsch gegen Hitler in den Rücken zu fallen mit dem Chamberlain-Besuch. (Bzw. natürlich gar nicht "verwunderlich" ... wenn man Satanist ist ...)

In den Aufzeichnungen des Leiters des britischen Marinegeheimdienstes während des Zweiten Weltkrieges, Admiral John Godfrey (1888-1970), finden sich folgende Ausführungen10:
Der Stellenwert von Hitlers Glauben an Horoskopie und ob astrologische Daten, die Hitler gegeben wurden, dieselben wären, wie sie von jedem ernsthaften Astrologen auch in unserem Land erarbeitet würden, wurde (1940) diskutiert. Unsere Astrologen sagten voraus, dass Hitlers Stern im neuen Jahr verblassen würde.
Und (ebd.):
Unsere Astrologen [hatten mir gesagt, dass alles, was Hitler erreichen wollte], bis Ende Februar 1941 getan werden müsste. Alles, was bis dahin noch nicht getan worden war, würde dann schnell getan werden müssen und das könnte mit einschließen ein neues Friedensabkommen, das allerdings wenig Aussicht auf Erfolg hatte. Nach dem März 1941 wäre es mit Hitlers Glück zu Ende.
Offenbar bezieht sich das auf die vielen Friedensfühler deutscherseits Richtung Großbritannien im Jahr 1940 und bis zum Heß-Flug. Und außerdem schrieb Godfrey (ebd.):
Hitlers Angriff auf Russland fand statt, als Hitlers astrologische „Aspekte“ die schwankendsten waren. Ein unbekannter Kommentator hat meinen Flirt mit der Astrologie als „der Marinegeheimdienst auf den unerwartetsten Wegen“ bezeichnet. Es mag seltsam erscheinen und einige mögen denken, dass es Zeitverschwendung war, dass wir ordentliche Geheimdienstarbeit beiseite geschoben haben sollten, um uns - und sei es auch nur einen Moment lang - den Bereichen der Geisterbeschwörung zuzuwenden. … Wenn aber der Gegner, mit dem man es zu tun hat, dafür bekannt ist, dass er Glauben in Horoskope setzt und wenn, wie uns versichert wurde, es eine exakte Wissenschaft ist, die gründet auf Datum, Uhrzeit und Ort der Geburt, dann wäre es sicher unklug, die Existenz eines jeden Ratschlages zu missachten, der ihm angeboten wurde, wenn, wie wir glaubten, unsere eigenen Leute wussten, wer diese Ratschläge gab und sagen konnten, welche es wären.

Es wird deutlich, daß hier nicht nur von einem Astrologen, sondern von mehreren die Rede ist. Louis de Wohl war also in diesen Dingen nicht, wie bislang zumeist dargestellt, ein seltsamer, kurioser, etwas lachhafter, etwas peinlicher „Einzelgänger“ und „Einzelfall“, wie häufig dargestellt. Vielmehr hat ja zumindest auch Ian Fleming offenbar viel zu diesen „unerwarteten Wegen“ der Arbeit des britischen Marinegeheimdienstes beigetragen aufgrund seiner Kontakte zu Vanessa Hoffmann, von denen schon die Rede war. Und diese Vanessa Hoffmann wiederum stand in gutem Kontakt mit Wilhelm Canaris. Außerdem kamen ja offenbar sogar zwei höhergestellte Mitarbeiter des Reichssicherheitshauptamtes 1940/41 nach London, sicher nicht nur, um an einem von Aleister Crowley geleiteten nächtlichen satanistischen Ritual teilzunehmen. Auch sie könnten ja schließlich über astrologische Beratungen Hitlers einiges mitzuteilen gehabt haben, zumal das Reichssicherheitshauptamt ja nun einmal in gutem Kontakt mit Karl Ernst Krafft stand, bzw. ihn befehligte und anleitete.

Es scheint also wahrlich nicht nur der Auskünfte des rumänischen Botschafters in London bedurft zu haben, um zu der Annahme einer astrologischen Beratung Hitlers – durch Karl Ernst Krafft - zu gelangen.

Und sollte Ellic Howe - wie von McCormick behauptet – auch schon in dieser Zeit – 1940/41 - zu dem astrologischen Team des britischen Geheimdienstes gehört haben, würde sich ja sein intensives Interesse und das seines Freundes Sefton Delmer daran, ob Hitler nun tatsächlich astrologisch beraten worden ist oder nicht, viel schlüssiger erklären, als er es selbst dies in seinem Buch tut. Das sich im übrigen lächerlich naiv stellt gegenüber den Möglichkeiten, die sich Geheimdiensten bieten, wenn Politiker an Astrologie glauben.

Und auffallenderweise stellen sich nun aber auch diese Worte von John Godfrey wieder übertrieben einfältig dar. Denn wenn, wie behauptet, Rudolf Heß mit getürkten Horoskopen nach England gelockt worden ist, wenn, wie behauptet, Louis de Wohl auch sonst mit dem Wissen um Geheimdienst-Planungen „astrologische“ Voraussagen gemacht hat, dann kann all das ja doch eigentlich nicht am Leiter des britischen Marinegeheimdienstes vorbei gegangen sein. Oder wurde auch ihm gegenüber nach dem „need to know“-Prinzip gearbeitet und bekam er davon wirklich nichts mit? Wusste sein persönlicher Adjutant Ian Fleming mehr als er selbst? Nun, auch so etwas soll ja gelegentlich vorkommen, wenn Geheimdienste arbeiten …

Der Leiter eines anderen britischen Geheimdienstes (MI6) ging übrigens als sicher davon aus, dass Godfrey selbst an Astrologie glaubte ...

Schlüsselfigur „Werther“/Wilhelm Otto Lucas

McCormick berichtet weiter11:

Vanessa Hoffmann hatte es arrangiert, mit Fleming zu kommunizieren über eine Persönlichkeit, die das kuriose Alibi „Bill Findearth“ benutzte, und die Kontakte hatte mit dem antifaschistischen Geheimdienst-Netzwerk in der Schweiz, das als PAKBO bekannt wurde.

Es handelte sich um den schon erwähnten „Superspion“ William Otto Lucas (1893-1975)12. Er war väterlicherseits finnischer Herkunft und mütterlicherseits englischer Herkunft. Die Familie von Ian Flemings Mutter war bekannt mit der Familie Lucas. Lucas wurde in St. Petersburg geboren und diente als finnischer Offizier in der russischen Armee. Nach dem Krieg arbeitete er als Kaufmann, Journalist und Spion. Als Spion arbeitete er unter den Decknamen „William van Narvig“, „Bill Findearth“ und „Werther“. Unter dem Decknamen „Werther“ gab der britische Geheimdienst seine Erkenntnisse aus der Enigma-Entzifferung über das Agentennetz „Pakbo“ und der Roten Kapelle in der Schweiz an die Sowjetunion weiter13. Was je mehr als entscheidend zum Verlauf des Zweiten Weltkrieges beitrug. Die Gruppe „Pakbo“ wurde geleitet von dem Sozialdemokraten Otto Pünter (1900-1988) und ihr scheint auch Vanessa Hoffmann angehört zu haben.

Lucas war persönlich mit Andrei Schdanow (1896-1946) bekannt, der bis zu seinem Lebensende ein enger Vertrauensmann Stalins war, und dessen Sohn Stalins Tochter heiratete.

McCormick war 1942 in New York mit Lucas persönlich bekannt geworden, allerdings übersah McCormick damals noch längst nicht alle Aktivitätsbereiche von Lucas. McCormick hat die Aktivitäten von Lucas dann in mehreren seiner Bücher erwähnt und 1990 ein eigenes Buch über ihn veröffentlicht14.

Lucas veröffentlichte seine Insiderkenntnisse als Meldungen in der kleinen New Yorker Vorortzeitung „Greenwich Time“. Diese Zeitung wurde herausgegeben von Wythe Williams. McCormick schreibt über Lucas15:

He warned Williams that war would come in September 1939, that Russia would stay aloof for as long as possible and even make a pact with the Nazis.
Das wird zu jenem Zeitpunkt gewesen sein, als Stalin diese Strategie kurz vor Abschluss des Hitler-Stalin-Paktes im vertrauten Kreis erläuterte. Und Lucas wusste davon. In der Folgezeit gab Lucas viele solcher sensationeller Erstmeldungen an diese Zeitung, über den Hitler-Stalin-Pakt, die deutsche Besetzung Dänemarks, den deutschen Angriff auf Frankreich und noch während des Kalten Krieges über die Bedrohung der westlichen Welt durch die Sowjetunion. Ian Fleming sagte McCormick über diesen Super-Spion16:
„Seine Mutter kannte die Familie meiner Mutter und ich wurde ihm durch ein deutsches Mädchen vorgestellt, das ich in der Schweiz kennengelernt hatte.“
McCormick schreibt weiter:
Es ist nur eine begründete Vermutung, wenn ich sage, dass Vanessa das Mädchen war, die Ian Findearth oder Lucas vorstellte. Aber die Information, die diese mysteriöse Persönlichkeit [gemeint Ian Fleming?] gab, scheint die Sichtweise zu unterstützen, denn es war Lucas, der, nachdem es ihm misslungen war, einen anderen Zweig des britischen Geheimdienstes zu interessieren für die Beschäftigung der Nazis mit Astrologie und dem Okkulten, es erreichte, dass sein Nachrichtensammeln vom Marinegeheimdienst akzeptiert wurde. Denn zu dieser Zeit hatte er seine eigenen Kontakte von Maulwürfen innerhalb der Gestapo aufgebaut. Die entscheidende Information war, dass Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß nicht nur eifrig an astrologischen Voraussagen interessiert war, sondern dass er auch ernste Zweifel an der Fortsetzung des Krieges gegen die Briten hatte: er sah die Sowjetunion als den alleinigen eigentlichen Feind an.
„Niemand anderer wollte etwas hören über Heß und Astrologie,“ sagte mir Fleming. „Selbst unsere Leute hatten Zweifel, aber ich blieb dabei, sie voran zu treiben. Schließlich wurde gesagt, dass der Marinegeheimdienst nicht viel machen kann, aber dass jemand anderer es könnte. Und so entschied ich, dass ich dieser andere wäre, der diese Idee effektiv ausschlachten könnte.“ Fleming bat mich, nicht ein Wort von dieser Geschichte öffentlich zu machen, so lange er am Leben sei.
McCormick weiter über Fleming17:
Er gab seine Idee weiter an zwei vertrauensvolle Freunde, von denen einer in einem anderen Zweig des britischen Geheimdienstes tätig war und der andere ein Kontakt in der Schweiz darstellte, der eine Autorität in der Astrologie war. Während all dieser Verhandlungen war William Otto Lucas die Schlüsselfigur. So weit ich das erfassen kann, war dies ziemlich weitgehend eine private Operation von Fleming, die Godfrey in einem gewissen Ausmaß tolerierte und sie hatte zumindest offiziell nichts mit MI6 zu tun.
Diese „Autorität in der Astrologie“ wird doch wohl nicht Karl Ernst Krafft gewesen sein?18 Krafft befand sich ja 1940 in Berlin. Im übrigen hatte Churchill darüber bis Februar 1941 schon viel Austausch gehabt mit vielen leitenden Beamten, zum Beispiel mit Lord Vansittart, Rex Leeper, mit dem Wirtschaftsminister Hugh Dalton und anderen mehr19. Zumindest zu diesem Zeitpunkt kann das nicht mehr eine solche „Ein-Mann-Aktion“ von Ian Fleming gewesen sein.
McCormick20:
Vanessa Hofmann's Informationen überzeugten ihn (Fleming), dass während Canaris nicht über getürkte Horoskope gewonnen werden könnte, Heß auf diese Weise genutzt werden könnte. Glücklicherweise wurden durch die Hilfe von Vanessa Hoffmann detaillierte Informationen über Heß, seine Gedanken und Gewohnheiten übermittelt von einer jungen Sekretärin mit Namen Helga Stultz, die in den Archiven des Berghofes gearbeitet hat und die später im Krieg ein Informant des US-Geheimdienstes wurde.
Die Berichte der Helga Stultz hatte McCormick schon für seine Lloyd George-Biographie benutzt, für die er Helga Stultz auch persönlich interviewt hat. Da schrieb er (S. 278f):
Working as a secretary in the archives of the Berghof was a young woman, Helga Stultz, who was an informer for the American intelligence. She had been secretly married to an aide of Captain Roehm, the head of the Stormtroopers who was purged in the blood bath of June 30, 1934. The secret of the marriage had been kept from Roehm because the aide had been a paramour of this notorious homosexual.
When the aide was summarily executed after Roehm's death it was still necessary for Stultz to hide her past, so she changed her name. Not unnaturally Helga Stultz had no reason to love the Nazis. She had come to spy for the Americans because they arranged for her to smuggle funds to Switzerland where she had a child.
Back to Washington went this report from Helga: “I have overheard a conversation between Hitler and Ley. They discussed the visit of the Duke of Windsor. Ley said he was keeping in close touch with the ex-English Prime Minister, Lloyd George, through the Arbeitsfront. Hitler was very excited. You must find a way of letting Lloyd George know that in my opinion the only hope of an understanding with Britain would be if he returned to power and the ex-King came back to the throne. That cannot happen unless there is a war. But, though the British don't want to fight and have no stomach for it, I believe they may blunder into war. If that happens, they will collapse within a year. We should have new rulers to deal with and I am certain Lloyd George would give us back our colonies without any fuss. He promised me he would agree to this.”
(…) That message was transmitted to Washington by a free-lance American agent who happened to be on the staff of Admiral Canaris intelligence service.
Eigentlich sollte es sich bei Helga Stultz doch um eine von den beiden Sekretärinnen Hitlers in dieser Zeit handeln, nämlich um Johanna Wolf oder Christa Schroeder. Beide arbeiteten von 1933 bis 1945 als Hitlers Sekretärinnen21. Aber ihre Berichte klingen eher wie die einer weitaus klügeren Geheimagentin. McCormick weiter22:
Fleming hatte durch seine verschiedenen okkulten Freunde wie Aleister Crowley und Ellic Howe entdeckt, dass Heß regelmäßig Astrologen konsultierte und dass einer von diesen Karl Ernst Krafft war. (…) Ellic Howe's Anteil an diesen Aktivitäten wird vielleicht niemals erzählt werden. Er enthüllte niemals etwas über sich.
Wenn man all das weiß und auf sich wirken lässt, was in vorstehendem Beitrag enthalten ist, lesen sich zahllose Beiträge hier auf dem Blog noch einmal ganz anders und neu. Im Grunde müssten die hier gegebenen Hinweise in viele frühere Beiträge eingearbeitet werden.

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  1. 1Lycett , Andrew: Ian Fleming’s cruel way with women. The writer’s early years in Austria. The Telegraph, 28.4.14, http://www.telegraph.co.uk/culture/film/jamesbond/10727332/Ian-Flemings-cruel-way-with-women.html [18.7.14]
  2. 2McCormick, Donald: 17F - The life of Ian Fleming. Peter Owen, London 1993, S. 29f
  3. 3Bading, Ingo: „Zombifizierung“ der Politik durch Okkultlogen? „Das schwarze Reich“ - erarbeitet von einem Großmeister der satanistischen Okkultloge und Psychosekte „Fraternitas Saturni“. Auf: GA-j!, 28. Januar 2011, http://studgenpol.blogspot.de/2011/01/zombifizierung-der-politik-durch.html [18.7.14]
  4. 4McCormick 1993, S. 30
  5. 5McCormick 1993, S. 31f
  6. 6McCormick 1993, S. 37f
  7. 7Lycett , Andrew: Ian Fleming’s cruel way with women. The writer’s early years in Austria. The Telegraph, 28.4.14, http://www.telegraph.co.uk/culture/film/jamesbond/10727332/Ian-Flemings-cruel-way-with-women.html [18.7.14]
  8. 8McCormick 1993, S. 42-44
  9. 9McCormick 1993, S. 45
  10. 10McCormick 1993, S. 81f
  11. 11McCormick 1993, S. 81f
  12. 12http://fi.wikipedia.org/wiki/William_Otto_Lucas [21.7.14]
  13. 13Bracke, Gerhard: Vor 70 Jahren: Deutsches Schicksalsjahr 1943. http://www.adelinde.net/6784/vor-70-jahren-deutsches-schicksalsjahr-1943/ [21.7.14]; http://de.wikipedia.org/wiki/Bletchley_Park [21.7.14]
  14. 14Deacon, Richard: Super Spy. The man who infiltrated the Kremlin and the Gestapo. McDonald, London 1989
  15. 15Deacon, Richard: British secret service. Grafton, London 1991 (überarbeitte Ausgabe), S. 351
  16. 16McCormick 1993, S. 83
  17. 17McCormick 1993, S. 85
  18. 18Laut http://wiki.astro.com/astrowiki/de/Kategorie:Astrologen_(Schweiz) kämen außer ihm - dem Jahrgang nach - wohl infrage: Alfred Fankhauser, Gret Baumann-Jung, Heinrich Kündig, Alexander Ruperti, Johannes Martin Sorge.
  19. 19Bading, Ingo: Churchill wollte die Ausweitung des Krieges zu einem Weltkrieg (1941). Studium generale, 23. März 2007, http://studgendeutsch.blogspot.de/2007/03/churchill-wollte-die-ausweitung-des.html [21.7.14]
  20. 20McCormick 1993, S. 85
  21. 21Gerda Christian kam erst 1937 und Traudl Junge erst 1942 dazu.
  22. 22McCormick 1993, S. 87
  23. 23Spence, Richard B.: Secret Agent 666. Aleister Crowley, British Intelligence and the Occult. Feral House, 2008
  24. 24zit. n. McCormick, Donald: 17F - The life of Ian Fleming. Peter Owen, London 1993, S. 29
  25. 25Bryden, John: Fighting to Lose. How the German Secret Intelligence Service Helped the Allies win the Second World War. Dundurn, Toronto 2014, S. 57; Weber, Ronald: The Lisbon Route. Entry and Escape in Nazi Europe. Government Institutes, 2011; Klappentext: „The Lisbon Route tells of the extraordinary World War II transformation of Portugal's tranquil port city into the great escape hatch of Nazi Europe. Royalty, celebrities, diplomats, fleeing troops, and ordinary citizens desperately slogged their way across France and Spain to reach the neutral nation. As well as offering freedom from war, Lisbon provided spies, smugglers, relief workers, military figures, and adventurers with an avenue into the conflict and its opportunities. Yet an ever-present shadow behind the gaiety was the fragile nature of Portuguese neutrality.“
  26. 26Zit. Ab 11. Zeile nach: http://www.zeno.org/Literatur/M/Shakespeare,+William/Historien/K%C3%B6nig+Johann/Vierter+Aufzug/Zweite+Szene (übersetzt von August Wilhelm Schlegel)
  27. 27McCormick 1993, S. 90, s.a.: http://www.forteantimes.com/forum/viewtopic.php?p=324265&sid=394c5b277af09937be88a08910a5e308 [12..7.14]
  28. 28Jerry E. Smith,George Piccard: Secrets of the Holy Lance. The Spear of Destiny in History & Legend. Adventure Unlimited 2005, S. 243 (GB)

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